50 shades of brain > 6 Arnolds Nerv

Gleich 3 Nerven tragen Arnolds Namen. Sie gehören zu den Hirnnerven aber auch zu den Rückenmarksnerven – und geben wiederum einen Hinweis auf die Struktur des menschlichen bzw. „animalischen*“ Nervensystems (aber Obacht: animalisch bedeutet in der Fachsprache was ganz anderes…).

Arnold hat aber nicht nur drei Nerven benamst und einen von diesen unendlich vielen Zellhaufen, Ganglien oder Knoten genannt, entdeckt, sondern darüber hinaus auch versch. Hirnstrukturen seinen Namen gegeben: Arnoldbündel, Arnold-Dreieck.

Für mich am Faszinierendsten ist aber sein Hustenreflex… von dem ich vorher nie etwas gehört hatte, …

Ihr Schüler der Natur, ihr kennt noch güldne Zeiten!
Nicht zwar ein Dichterreich voll fabelhafter Pracht;
Wer mißt den äußern Glanz scheinbarer Eitelkeiten,
Wann Tugend Müh zur Lust und Armut glücklich macht?
Das Schicksal hat euch hier kein Tempe zugesprochen,
Die Wolken, die ihr trinkt, sind schwer von Reif und Strahl;
Der lange Winter kürzt des Frühlings späte Wochen,
Und ein verewigt Eis umringt das kühle Tal;
Doch eurer Sitten Wert hat alles das verbessert,
Der Elemente Neid hat euer Glück vergrößert.

6 Arnolds Nerv

Quelle: Wiki

Gleich 3 Nerven tragen den Namen ihres „Entdeckers“: Bei dem Arnold-Nerv handelt es sich aber vor allem um den

Arnolds Nerv (lat. Ramus auricularis (des N. Vagus), engl. The auricular branch of the vagus nerve, the Alderman’s nerve or Arnold’s nerve).

Der „Rama“ ist ein sensibler Ast des Vagusnerv, also des 10. Hirnnerven*, der zum Ohr zieht und dort die Haut von Gehörgang, Tragus (dafür gibt es kein deutsches Wort, es ist griechisch und bedeutet „Ziegenbock“…) und Ohrmuschel sensibel versorgt.

Quelle: Wiki

Gleich 3 Nerven tragen den Namen ihres „Entdeckers“: Bei dem Arnold-Nerv handelt es sich aber vor allem um den

Arnolds Nerv (lat. Ramus auricularis (des N. Vagus), engl. The auricular branch of the vagus nerve, the Alderman’s nerve or Arnold’s nerve).

Der „Rama“ ist ein sensibler Ast des Vagusnerv, also des 10. Hirnnerven*, der zum Ohr zieht und dort die Haut von Gehörgang, Tragus (dafür gibt es kein deutsches Wort, es ist griechisch und bedeutet „Ziegenbock“…) und Ohrmuschel sensibel versorgt.

Hintergrund & Insiderwissen

Der „Rama“ (also der R. Auricularis) zweigt innerhalb des Ganglion superius (s. Andersch-Ganglion) aus dem N. Vagus ab. Er unterquert die innere Drosselvene (V. jugularis interna) und zieht an der seitlichen Wand der Drosselgrube (Fossa jugularis) in den Mastoidkanal (Canaliculus mastoideus). Danach durchzieht er das Schläfenbein (Os temporale) und gelangt schließlich durch die Fissura tympano-mastoidea an die Hautoberfläche. Er versorgt somato-sensibel einen Teil der Ohrmuschel, den äußeren Gehörgang, sowie einen Teil des Trommelfells.

Klinische Bedeutung

Eine mechanische Reizung des Gehörgangs (z.B. durch Spülung oder Reinigung) kann zu Husten und Brechreiz führen.

Der Arnoldnerv soll aber auch an dem wohligen Gefühl beteiligt sein, wenn man sich z.B. mit einem Wattestäbchen den Gehörgang reinigt…

Arnolds Hustenreflex (Arnolds Reflex, Arnold nerve reflex, ear cough reflex)

Von Arnolds Hustenreflex hatte ich never ever gehört. Dabei hat er wahrscheinlich auch heute noch eine interessante Bedeutung. Ich fand dazu folgende hübsche und brandneue Arbeit (Die Zahlen sind alle gerundet…):

Prevalence of Arnold Nerve Reflex in Adults and Children With Chronic Cough (Prävalenz des Arnold Nervenreflex bei Erwachsenen und Kindern mit chronischem Husten) (Published in Primary Care, April 12, 2018)

Die Forscher stimulierten den äußeren Gehörgang von 200 Erwachsenen und 100 Kindern mit chronischem Husten sowie 100 gesunde Erwachsene und 100 gesunde Kinder mit einem Ohrstäbchen. Dabei zeigte sich, dass der Arnold-Hustenreflex (d.h. das Auslösen von Husten durch Stimulation des äußeren Gehörgangs) bei 25% der Erwachsenen aber nur bei 3% der Kinder mit chronischem Husten nachweisbar war, im Gegensatz zu 2% bei gesunden Erwachsenen und Kindern. Ein positiver Arnoldreflex war häufiger bei Frauen und in über 90% einseitig.

Diese Ergebnisse stützen die Theorie eines Husten-Hypersensitivität-Syndroms, wonach ein chronischer refraktärer Husten verursacht sein soll durch vagale Hypersensitivität. Hierbei könnte es sich um einen erworbenen Reflex handeln, da er bei Kindern noch relativ selten nachzuweisen ist.

Bei einer geringen Anzahl von Individuen ist der R. Auricularis der afferente Zweig des Arnold Reflexes. Physikalische Stimulation des äußeren Gehörganges löst einen Husten aus … Selten kommt es bei Patienten nach Einführen eines Spekulums in den Gehörgang sogar zu einer Synkope (Vagusreiz!).

Arnold Neuralgie (Okzipitalneuralgie, Occipitalis-Neuralgie, C2-Neuralgie)

Die Okzipitalneuralgie ist durch meist chronische oder blitzartig auftretende Schmerzen (Neuralgien) im Versorgungsgebiet der Hinterhauptsnerven (N. Occipitalis major und minor) an der Rückseite des Kopfes und im oberen Nacken charakterisiert. Typischerweise tritt sie einseitig auf, es können aber auch beide Seiten betroffen sein.

Der Schmerz kann dem Verlauf des Nervens folgen und nach vorne in Richtung des Auges ausstrahlen. Bei manchen Patienten wird der Schmerz durch Bewegung des Kopfes verstärkt. Die Kopfhaut weist eine Berührungsüberempfindlichkeit auf.

Der Schmerzcharakter selbst wird von Patienten als scharf, einschießend und stechend bezeichnet. Die Schmerzdauer kann nur wenige Minuten oder aber viele Tage betragen.

Therapie: Lokale Nervenblockade, Systematische Schmerztherapie. Wenn konservative Maßnahmen versagen, kann eine mikrochirurgische Neurolyse bzw. Nervendekompression versucht werden. (DocCheck)

Arnolds Dreieck:

Quelle: Wiki

Arnold Kanal (am Auge)

Zu Arnolds Kanal s. Snipping tool Seiten aus Handbuch der Anatomie des menschlichen Körpers: Systematische …, Band 5 von Martin Münz

Arnold Membran (ebenfalls am Auge)

Es handelt sich um eine Membran, Lt Roche-Lexikon Medizin an der Rückseite der Iris gelegener Teil der Netzhaut. Bei der  membrana capsulo-pupillaris dürfte es sich eher um die „Müller-Membran handeln, da sie Arnold nicht gesehen habe…?

Philipp Friedrich Arnold

(* 8. Januar 1803 in Edenkoben; † 4. Juli 1890 in Heidelberg)

war ein deutscher Arzt, Anatom und Physiologe des 19. JH.

Philipp Friedrich Arnold, Quelle: Wiki

Nach Arnold wurden außer den oben bereits erwähnten Nerven benannt:

Arnold-Trakt (Arnoldbündel, fronto-pontiner Trakt, lat. tractus cortico-pontinus oder auch fronto-pontinus, fibrae fronto-pontinae, engl. Arnold’s bundle)

Es handelt sich um Fasern, die von der frontalen Großhirnrinde (Cortex) zur Brücke (Pons) verlaufen. Sie gehören zum sog. Kleinhirnstiel (pedunculus cerebellaris).

Arnolds Gyrus (Gyrus fornicatus, Gyrus limbicus als Sammelbezeichnung für G. cinguli u. G. para-hippocampalis) (lt. RoLex)

Arnolds Ganglion („Ohrknoten“, lat. Ganglion Arnoldi, G. Oticum, „GOT“

Zum Ohrknoten s.u. (Exkurs)

Biographisches

Arnolds Eltern waren der Gutsbesitzer Zacharias Arnold (1767–1840) und Susanne Margaretha († 1833), Tochter des Heidelberger Pfarrers Konrad Ludwig Brünings. Seine Geschwister waren der spätere Physiologe Johann Wilhelm Arnold (1801–1873) und Maria Friederike, die den Neckarauer Pfarrer Maximilian Wundt (1787–1846) heiratete. Wilhelm Wundt (1832–1920) war sein Neffe. Friedrich Arnold studierte ab 1821 zusammen mit seinem älteren Bruder Johann Wilhelm Medizin an der Universität Heidelberg bei dem Anatomen Friedrich Tiedemann (1781-1861), dessen Demonstrator Vincenz Fohmann (1794-1837) sowie dem Chemiker Leopold Gmelin (1788-1853) und promovierte 1825 mit einer Untersuchung über das Nervensystem zum Doktor der Medizin. Zusammen mit seinem Bruder besuchte er anschließend naturwissenschaftliche und medizinischen Anstalten in Paris. 1826 wurde er Tiedemanns Hilfsprosektor, 1828 Prosektor und 1834 außerordentlicher Professor.

1835 wurde er als ordentlicher Professor für Anatomie und Physiologie an die Universität Zürich berufen, wo er 1838 auch als Rektor amtierte. 1840 wechselte er an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 1845 an die Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; Quelle: Wiki

Ab 1852 war er wieder in Heidelberg, wo er als Nachfolger von Jakob Henle (1809 – 1885, der mit der Schleife…)zum ordentlichen Professor und Direktor der Anatomie und Physiologie berufen wurde. 1858 trat er die Physiologie an Hermann von Helmholtz (1821 – 1894, der mit dem Spiegel…) ab, der seinen Neffen zum Assistenten nahm.

Arnold konzentrierte sich auf die Anatomie des Gehirns und der Nerven. Er galt zu seiner Zeit als „einer der größten Präparatoren“.

Ehrungen & Auszeichnungen

Arnold wurde unter anderem Prorektor, Mitglied des engeren Senats und Dekan der medizinischen Fakultät. 1860 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt.

Sein Nachfolger wurde 1873 Carl Gegenbaur (1826–1903), der 1869 in zweiter Ehe Arnolds Tochter Ida geheiratet hatte.

NB: Sein Sohn Julius Arnold (Pathologe, 1835-1915) gab dem Arnold-Chiari-Syndrom seinen Namen!

Wissenschaftliches Werk

In Heidelberg stellte er viele Unterrichtspräparate her, darunter auch Faserpräparate des Gehirns. Einige wenige Präparate sind davon bis heute erhalten. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem N. vagus, dessen Ramus auricularis (Ohrenast, Arnoldnerv) er beschrieb. Das von ihm 1828 entdeckte Ganglion oticum wird vor allem im englischsprachigen Raum als Ganglion Arnoldi bezeichnet.

1834 veröffentlichte er seine Icones nervorum capitis und begann damit die Tradition der für die Medizin des 19. JH typischen Anatomischen Tafeln (Tabulae anatomicae).

Veröffentlichungen, Quellen & Literatur

Dissertatio inauguralis medica sistens observationes nonnullas neurologicas de parte cephalica nervi sympathici in homine (Osswald, Heidelberg 1826)

-> Beschreibung des Kopfteiles des sympathischen Nerven beim Kalbe, nebst einigen Beobachtungen über diesen Teil beim Menschen (Zeitschrift für Physiologie. Bd. 2, 1826)

Über den Ohrknoten. Eine anatomisch-physiologische Abhandlung (Winter, Heidelberg 1828)

Der Kopftheil des vegetativen Nervensystems beim Menschen in anatomischer und physiologischer Hinsicht (Groos, Heidelberg/Leipzig 1831)

Icones nervorum capitis (Orell Füssli, Zürich 1834)

Quelle: Wiki

Bemerkungen über den Bau des Hirns und Rückenmarks (Höhr, Zürich 1838)

Tabulae anatomicae, quas ad naturam accurate descriptas in lucem edidit (Orell Füssli, Zürich 1838–1842)

Annotationes anatomicae de velamentis cerebri et medullae spinalis (Orell Füssli, Zürich 1838)

Handbuch der Anatomie des Menschen (Emmerling, Freiburg im Breisgau 1844–1846)

mit Wilhelm Arnold: Lehrbuch der Physiologie des Menschen (Orell Füssli, Zürich 1836–1842)

…And we owe it all to Fred… (Robert Traynor, 2014, Hearing Health Matters)

(und das Alles verdanken wir Fred…)

Exkurs: Das Ohrganglion („GO“, „GOT“)

Das Ganglion oticum (griech. Ganglion -> „Nervenknoten“, os -> „Ohr“; „Ohrknoten“) ist ein parasympathisches* („autonomes“) Ganglion in der Fossa infratemporalis nahe der Schädelbasis (unter dem Foramen ovale) sowie am N. Mandibularis.

Hintergrund & Insiderwissen (für Mediziner…)

Das Ohrganglion bezieht seine Fasern aus dem parasympathischen Anteil des IX. Hirnnervens (N. Glossopharyngeus), der aus dem Nuc salivatorius inferior stammt. Dieser gibt den N. Tympanicus (Paukennerv) in das Mittelohr ab, welcher dort mit sympathischen Fasern aus dem oberen Halsganglion (Ganglion cervicale superius) das Paukengeflecht (Plexus Tympanicus) bildet. Vom Paukengeflecht zieht der N. Petrosus minor aus dem Mittelohr zum GO. Die Verbindung des Glossopharyngeus mit dem GO wird auch als Jacobsonsche Anastomose (s.d.) bezeichnet.

Nach Umschaltung im Ganglion auf das postganglionäre Neuron ziehen die Fasern zum N. Auriculo-temporalis und nutzen diese, eigentlich rein sensible Nervenbahn als Weg zur Parotis (Ohrspeicheldrüse), die parasympathisch (d.h. sekretorisch) innerviert wird. Ein Teil der parasympathischen Fasern nutzt dabei den Wangennerv (N. Buccalis) als Weg zu den Backendrüsen.

Neben dieser eigentlichen parasympathischen Komponente ziehen auch mehrere motorische und sensible Zweige des N. Mandibularis durch das GO. Diese haben aber keine funktionelle Beziehung zu diesem autonomen Ganglion, sondern nutzen es lediglich als „Verteilerstation“.

Aus einem türkischen Anatomieatlas…; Quelle: Wiki

Klinische Bedeutung

Der Vagusnerv („Vagabundnerv“) kann z.B. durch einen sog. Glomus jugulare Tumor geschädigt werden. Auch Kehlkopfkrebs kann sich durch Schmerzen hinter dem Ohr bzw. im Ohr äußern. Es handelt sich dann um einen sog. referred pain („Übertragenen Schmerz“) durch den Vagusnerv zum Arnoldnerv.

Transkutane Vagusnerv-Stimulation (tVNS)

Sie wurde von E.G.C. Ventureirya (2000) zur Behandlung von pharmakoresistenten epileptischen Anfällen vorgeschlagen. 2003 veröffentlichten Fallgatter et al. ihre Arbeit „Far field potentials from the brain stem after transcutaneous vagus nerve stimulation“ und 2007 Kraus et al. die erste tVNS-fMRI Studie. Ein entsprechendes Gerät wurde in Europa zur Behandlung dieser Anfälle zugelassen (NEMOS by CerboMed). Obwohl diese Methode in den USA aktuell noch nicht explizit zugelassen worden sei, gelte sie als effektiv und sicher. Angeblich gäbe es weitere Indikationen beim Vorhofflimmern, bei Depressionen, beim Tinnitus und sogar beim Diabetes (DM), Herzinfarkt und Schlaganfall… (glaub ich nicht…)