50 shades of brain > 11 Baum: Die Baum-Schleife (Loop)

Wer war Baum?? Sicher kein Waldbader… (das ist ja der Hype im Jahr 2019…).  Nicht einmal eine aktuelle Abfrage bei „Who named it“ (26.02.2019) verrät mehr über ihn (z.B. Vornamen, Lebensdaten usw.). Weder die deutsche noch die englische Wiki erwähnen ihn…

Baum bleibt ein Rätsel. Wer hilft, sein Geheimnis zu lüften…

Er entdeckte seine Schleife in der Sehstrahlung und machte sich geblitztdingst vom Acker…

Wer ihn kennt, hat die Sehbahn begriffen…

Zwar die Gelehrtheit feilscht hier nicht papierne Schätze,
Man mißt die Straßen nicht zu Rom und zu Athen,
Man bindet die Vernunft an keine Schulgesetze,
Und niemand lehrt die Sonn in ihren Kreisen gehn.
O Witz! des Weisen Tand, wann hast du ihn vergnüget?
Er kennt den Bau der Welt und stirbt sich unbekannt;
Die Wollust wird bei ihm vergällt und nicht besieget,
Sein künstlicher Geschmack beekelt seinen Stand;
Und hier hat die Natur die Lehre, recht zu leben,
Dem Menschen in das Herz und nicht ins Hirn gegeben

11 Die Baum-Schleife

Baums Schleife (lat. Tractus geniculo-calcarinus, engl. Baum`s Loop, the superior geniculo-calcarine tract, superior optic radiation)

Wie man der Abbildung entnehmen kann, handelt es sich um den Teil der Sehstrahlung*, welche sich im bzw. ab dem seitlichen Kniehöcker (CGL) aufteilt in die obere (Baum) und untere (Meyer) optische Strahlung, um dann in der Sehrinde des Hinterhauptlappens (HHL) zu enden.

Es handelt sich um Nervenfasern, „die von der oberen Netzhaut durch den Scheitellappen zum visuellen Cortex des Hinterhauptslappen ziehen“ (diese Beschreibung ist offensichtlich falsch…, denn die Sehstrahlung beginnt erst nach der optischen Kreuzung (Chiasma opticum) und zieht dann vom seitlichen Kniehöcker als Baum- bzw. Meyer-Schleife bis zum primären visuellen Cortex).

Im Englischen ist es auch nicht besser: Fasern aus der oberen Netzhaut (auch „Baum-Schleife“ genannt) wandern direkt zurück durch den parietalen Lappen zum okzipitalen Lappen im retro-lenticularen Knie der inneren Kapsel zum visuellen Kortex. Sie führen Informationen aus dem unteren Teil des Gesichtsfeldes

Baums Schleife … sind die hinteren/oberen Fasern der optischen Strahlung. Diese superioren Fasern passieren dorsal und verlaufen hinter dem vom lateralen Geniculatuskern durch die retro-lentiforme innere Kapsel und den parietalen Lappen zum oberen Rand des Sulcus calcarinus (lingualer Gyrus, okzipitaler Lappen).

Baum`s loop … is the posterior/superior fibers of the optic radiation. These superior fibers pass dorsally and posteriorly from the lateral geniculate nucleus through the retro-lentiform internal capsule and parietal lobe to the superior margin of the calcarine sulcus (lingual gyrus, occipital lobe).

Klinische Bedeutung

Da die Fasern der Baumschleife einen kürzeren Weg einschlagen, als die Fasern der Meyerschleife sind sie Schädigungen weniger ausgesetzt. Bei einer Schädigung dieses Teils der Sehbahn kommt es aber ebenfalls zu einem charakteristischen Schaden: Untere Quadrantenanopsie (oder im Englischen: „Pie in the floor“ Defekt).

Siehe auch: Archambault-Schleife, Meyer`s Loop, Gratioletsche Sehstrahlung.

Baum

?

Wie bereits erwähnt: Nicht einmal eine aktuelle Abfrage bei „Who named it“ (26.02.2019) sowie den anderen einschlägigen Seiten über Eponyme und neuroanatomische Strukturen verrät mehr über ihn (z.B. Vornamen, Lebensdaten usw.).

Weder die deutsche noch die englische Wiki erwähnen ihn…

Ich nehme aber mal an, es handelt sich um einen (US-) amerikanischen „Neurologist“ oder „Psychiatrist“, vgl. Archambault und Meyer…

Folgender Artikel liefert zwar auch keine Daten über Baum (Dein unbekanntes Wesen…) aber er dröselt die Sehbahn weiter auf:

Hugues Duffau, in Neurobiology of Language, 2016

11.2.2 Optic Radiations (Übersetzung jols, Microsoft, Linguee)

Die optischen Strahlungen entstehen aus dem seitlichen Geniculatuskörper in drei Bündeln. Das vordere Bündel krümmt sich anterolater über dem Temporalhorn (Meyer-Schleife), das in der Regel über die vordere Grenze des Temporalhorns hinausreicht, und schlängelt sich dann entlang der inferolateralen Wand des Atriums nach hinten. Das mittlere Bündel (das dürfte Baums Loop sein) verläuft seitlich und dreht sich hinter der Seitenwand des Atriums und dem Okzipitalhorn. Das hintere Bündel (ist noch unbenamst…) verläuft direkt nach hinten, entlang der Seitenwand des Atriums und okzipitalen Horn.

In letzter Zeit wurden auch visuelle Pfade bei wachen Patienten kartiert. Interessanterweise erzeugt ihre Stimulation einen „Schatten“ (negativer Effekt) oder Phosphene (positiver Effekt) im kontra-lateralen Gesichtsfeld, möglicherweise verbunden mit Metamorphopsie (d.h. visuelle Illusion) oder visueller Hemiagnosie. In allen Fällen führen diese verschiedenen und komplexen Phänomene zu einem vorübergehenden visuellen Defizit im kontralateralen Hemifeld.

(Gras-Combes, Moritz-Gasser, Herbet, & Duffau, 2012)