50 shades of brain > 18 Das Bochdaleksche Blumenkörbchen

Endlich kommen wir zum Blumenkörbchen! Ich kann mich noch genau erinnern, als mir einer unserer (fähigsten) Oberärzte (Peter Schmiedek) und Operateure am Klinikum Großhadern bei einer Operation in der hinteren Schädelgrube dieses Gekräuse zeigte (Er hatte dabei ein verschmitztes Grinsen auf seinem Gesicht (oh ja, das konnte man sogar durch seinen Mundschutz sehen…).

Und noch eindrucksvoller als diese krampfadrigen Fransen, die da so beziehungslos aus dem Luschkaloch raushingen wie Geranien von bayerischen Balkonen, war natürlich dieser lustige Name. Ich sehe mich noch heute wie vor Freude in die Hände klatschen (im Geiste…, ich hatte ja sterile blutverschmierte Handschuhe an), wenn ich an Bochdalek und seine Blumenkörbchen denke…

Dazu passt auch, dass im Gegensatz zu vielen bedeutungsvollen Strukturen und Entdeckungen des Gehirns, diese Blumenkörbchen offensichtlich bis heute völlig bedeutungslos sind… Aber sie verzaubern das Gehirn wie Vicq dÀzyrs Malkasten und haben mich letztlich zu diesem Buch angeregt…

Die Sehnsucht wird hier nicht mit eitler Pracht belästigt!
Er liebet sie, sie ihn, dies macht den Heirat-Schluß.
Die Eh wird oft durch nichts als beider Treu befestigt,
Für Schwüre dient ein Ja, das Siegel ist ein Kuß.
Die holde Nachtigall grüßt sie von nahen Zweigen,
Die Wollust deckt ihr Bett auf sanft geschwollnes Moos,
Zum Vorhang dient ein Baum, die Einsamkeit zum Zeugen,
Die Liebe führt die Braut in ihres Hirten Schoß.
O dreimal seligs Paar! Euch muß ein Fürst beneiden,
Dann Liebe balsamt Gras und Ekel herrscht auf Seiden.

18 Das Bochdaleksche Blumenkörbchen

Das Bochdalek-Blumenkörbchen (lat. Pars subarachnoidalis sive perforans ventriculi quarti, engl. Bochdalek´s flower basket, flower spray of Bochdalek)

bezeichnet den durch die seitlichen Öffnungen (Apertura lateralis, also durch die Luschka-Löcher, s.d.) des vierten Hirnventrikels in den Subarachnoidalraum austretenden Teil des sog. Adergeflechtes (Plexus choroideus)

Um es gleich vorweg zu nehmen. Das Blumenkörbchen hat keinerlei medizinische Bedeutung… (wer weiss…)

Vincent Alexander Bochdalek

(* 11.Februar 1801 in Skřipov (damals Schlesien, zu Österreich gehörend), † 3. Februar 1883 evtl. in Litoměřice (Leitmeritz), vielleicht auch Prag)

war ein böhmisch-tschechischer Arzt, Anatom und Pathologe im Prag des 19. JH.

Vincent Alexander Bochdalek

Bochdalek gilt als einer der berühmtesten Anatomen seiner Zeit. Diverse andere Strukturen des menschlichen Körpers wurden nach ihm benannt:

Bochdalek-Ganglion: ein Ganglion* der Alveolaräste (Rami alveolares) des N. Infraorbitalis (aus dem N. Trigeminus*) oberhalb der Wurzel des Eckzahns.

Bochdalek-Klappe: eine Falte im Tränengang nahe dem Tränenpünktchen.

Bochdalek-Zyste: eine angeborene Zyste an der Zungenwurzel, ein Rudiment des Ductus thyro-glossalis, der Anlage der Schilddrüse.

Bochdalek-Dreieck (Trigonum lumbo-costale)

Bochdalek-Lücke: eine muskelfreie Stelle im Zwerchfell.

Bochdalek-Hernie: eine Zwerchfellhernie durch die Bochdalek-Lücke.

Bochdalek-Loch (-Foramen): eine angeborene Fehlbildung im Zwerchfell, die eine offene Verbindung zwischen Brust- und Bauchhöhle darstellt.

Biographisches

Bochdalek erhielt 1833 in Prag seinen Doktortitel. Er war dann an der Prager Universität über mehrere Jahrzehnte Professor für Anatomie. 1874 wurde er emeritiert und verlegte seinen Wohnsitz nach Leitmeritz in Nordböhmen. Sein Sohn, Victor Bochdalek (1835–1868), wurde ebenfalls ein bekannter Arzt.

Bochdalek galt als fähiger und bescheidener Anatom und Pathologe, der an der Karl-Ferdinand-Universität in Prag von den 1820er bis in die frühen 1870er Jahre arbeitete.

Er wurde am 11. Februar 1801 in Skřipov (Schlesien) geboren. 1833 verteidigte er seine Dissertation (s.u.) vor der Medizinischen Fakultät in Prag. Dort arbeitete er ab 1831 als Assistent an der Klinik für Anatomie und ab 1837 als erster pathologischer Prosektor überhaupt im Allgemeinen Krankenhaus in Prag. 1840 wurde er assoziierter (?) Professor für pathologische Anatomie und 1845 zum Professor für allgemeine, vergleichende und chirurgische Anatomie und Leiter der Abteilung für Anatomie ernannt. Sein Lebenswerk trug wesentlich zur Gründung und zum Aufstieg der so genannten „Prager Medizinischen Schule“ bei. Dreimal wurde er zum Dekan der Medizinischen Fakultät gewählt. Er ging 1871 in den Ruhestand und starb am 3. Februar 1883 in Litoměřice (Leitmeritz, Böhmen).

Wissenschaftliches Werk

Sein Name ist für immer mit anatomischen und pathologischen Strukturen verbunden, insbesondere dem lumbokostalen Dreieck im hinteren Teil des Zwerchfells (Bochdalek Foramen) und der Hernie an der gleichen Stelle (Bochdalek-Hernie).

Prager Universität Medizinische Fakultät; Quelle: Wiki

Ehrungen & Auszeichnungen

1860 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina* gewählt.

Quellen, Literatur & Veröffentlichungen

Anleitung zur praktischen Zergliederung des menschlichen Gehirns nebst einer anatomischen Beschreibung desselben mit besonderer Rücksicht auf das kleine Gehirn (1833, Dissertation).