50 shades of brain > 44 Foersters Subsidiärzonen

Foerster – jedem Neurochirurgen ein Begriff, hat seine Spuren in der Neurologie & Neurochirurgie hinterlassen.

Foersters Werk wurde aus dem Tränenmeer des I. Weltkriegs geboren. Niemand seiner renommierten Chirurgenkollegen wollte sich um die schwersttraumatisierten Opfer und Kriegszitterer kümmern. Der Not folgend erlernte Foerster autodiktatisch das Operieren und entwickelte so die Schmerzchirurgie, heute ein Gebiet der funktionellen Neurochirurgie.

Seine Operationen, samt und sonders „zerstümmelnde“ Schmerzeingriffe, werden auch heute noch durchgeführt…

Seine Subsidiärzonen haben nicht unbedingt was mit dem Gehirn zu tun, aber mit der Struktur unseres Nervensystems – und die Schmerzbahn sowieso…

Die Subsidiärzonen haben wiederum etwas mit den Dermatomen zu tun, deren Entdeckung man gemeinhin dem Head zuschreibt. Und sie haben was damit zu tun, dass Schmerzen in Gebieten auftreten, die mehr oder weniger weit entfernt sind von ihrer Entstehung…

Hier zeigt ein steiler Berg die Mauer-gleichen Spitzen,
Ein Wald-Strom eilt hindurch und stürzet Fall auf Fall.
Der dick beschäumte Fluß dringt durch der Felsen Ritzen
Und schießt mit gäher Kraft weit über ihren Wall.
Das dünne Wasser teilt des tiefen Falles Eile,
In der verdeckten Luft schwebt ein bewegtes Grau,
Ein Regenbogen strahlt durch die zerstäubten Teile
Und das entfernte Tal trinkt ein beständige Tau.
Ein Wandrer sieht erstaunt im Himmel Ströme fließen,
Die aus den Wolken fliehn und sich in Wolken gießen

44 Foersters Subsidiärzonen

Quelle: Thieme-Verlag

Foerster-Subsidiärzonen (engl. zones of pain irradiation)

Es handelt sich um (schmerzhafte) Hautfelder durch Ausstrahlung von Schmerzempfindungen in benachbarte Dermatome.

NB: Die peripheren Nerven versorgen sensibel bestimmte Dermatome, d.h. Hautareale und motorisch bestimmte Myotome, d.h. Muskeln. Dazu kommen auch Sklerotome sowie Viszerotome und Neurotome, wobei die letzteren gerne bzw. immer unterschlagen werden…

Exkurs: Bausteine eines Segments (Segmentanatomie nach Radloff)

Hautareal -> Dermatom

Muskel -> Myotom

Knochen -> Sklerotom

Eingeweide/Organe -> Enterotom /Viszerotom

Nerven -> Neurotom

Alle diese ‚Tome‘ stehen miteinander in neuraler Verbindung. Das bedeutet, dass jedes Versorgungsgebiet auf Reize, eines am selben Nerv angeschlossenen Gebietes, im Sinne eines Reflexes reagiert und bei jedem Erregungszustand beteiligt ist. (Ingrid Wancura-Kampik)

Nach einer Verletzung dieser „Spinalnerven“ kommt es nicht nur zu einem „Ausfall“, dieser Nervenfunktionen, sondern oft auch zum Auftreten von Schmerzen in benachbarten Hautarealen, wobei diese Bereiche dann den Subsidiärzonen entsprechen.

Zugegeben, das hat mit dem zentralen Nervensystem (ZNS) nicht unbedingt was zu tun – aber den „Foerster Trakt“, den ich meine, irgendwo gelesen zu haben, kann ich nicht mehr finden – und Foerster erscheint mir zu wichtig. der gehört hierher… (und der „Head“ ist ja auch hier!)

Nach Foerster (manchmal auch fälschlicherweise Förster…) sind auch benannt:

Foerster-Syndrom: eine angeborene Form der zerebralen Kinderlähmung (Infantile Zerebralparese, ICP).

Foerster-Symptome: Symptome seitens des Hirnstammes bei Gehirnerschütterung bzw. -prellung (Commotio cerebri, Contusio cerebri).

Foerster Operationen

Begriff für mindestens 2 unterschiedliche Eingriffe:

1. Chordotomie im oberen Brustmark (einseitige Durchtrennung des Tractus spino­thalamicus des RM

heute meist perkutan mit Thermokoagulation (65–70 °C) nach Punktion in Lokalanästhesie (LA)

zur Beseitigung schwerer Schmerzzustände (z.B. bei Karzinom im kleinen Becken; Tabes dorsalis).

2. Radikotomie (Radikulotomie, Wurzeldurchtrennung/Resektion, Rhizotomia posterior, selektive dorsale Rhizotomie)

intradurale Durchtrennung/Resektion der hinteren Wurzeln (Radix posterior) der Spinalnerven

zur palliativen Behandlung refraktärer Schmerzen in deren Versorgungsgebiet, vor allem bei Tumorschmerzen als Ultima Ratio oder auch bei spastischen Lähmungen (Wurzeln C4–T1–3 an den Armen, L2–S2 an den Beinen)

offen-operativ heute obsolet, stattdessen perkutan z. B. durch Thermokoagulation der C-Fasern als

beidseitige intradurale Resektion der hinteren Spinalnervenwurzeln (Radiculotomia posterior) bei spastischen Lähmungen (v.a. bei der Little-Krankheit oder tabischen Krisen).

Die Unterbrechung der Leitung sensibler Erregungen (Deafferenzierung) der Arme erfolgt an C4–D1(–D3), der Beine an L2–S2 (Teilsensibilität durch Schonung von L4 u. S1).

3. Rhizotomie (perkutane Thermorhizolyse)

4. dorsal route entry zone lesion (DREZ-Läsion).

Autor / letzter Bearbeiter: Michael R. Gaab (auch ein nicht ganz unbekannter dt. Neurochirurg…)

Foerster-Dandy-Operation (Neurotomie beim Schiefhals)

Foerster-Penfield-Operation (Entfernung von Hirn-Dura-Narben bei Epilepsie)

Eigentlich müssten die Dermatomtafeln auch nach ihm benannt sein (gut: Wer hat`s erfunden? Schlag nach bei Head…) …

Otfrid Foerster

(* 9. November 1873 in Breslau; † 15. Juni 1941 in Breslau)

war ein deutscher Neurologe und Neurochirurg des 19./20. JH.

Er leistete bahnbrechende Beiträge zur Neurologie und Neurochirurgie.

Darüber hinaus revolutionierte er die Behandlung Querschnittgelähmter.

Otfrid Foerster, Herbert Olivecrona und Wilhelm Tönnis; Quelle: Wiki

Biographisches

Otfrid Foerster war der Sohn des Philologen und Archäologen Richard Foerster (1843-1922) und der ältere Bruder des Militärhistorikers Wolfgang Foerster (1875-1963).

O. Foerster legte 1892 das Abitur am Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau ab. In seiner Jugend lernte er autodidaktisch Flöte und ging gerne ins Theater (das finde ich hübsch an dem Eintrag in der dt. Wiki…).

Von 1892 bis 1896 studierte er Medizin an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Kiel und Breslau. Bei seiner Beurteilung im Physikum bedauerte der ebenfalls weltberühmte Physiologe Rudolf Heidenhain (1834-1897), dass er selbst durch die Note sehr gut den Leistungen Foersters nicht gerecht werden konnte. In der Heil- und Pflegeanstalt von Leubus (einem ehemaligen Kloster) hatte Foerster als Student famuliert. 1897 legte er das medizinische Staatsexamen in Breslau ab, wo er im gleichen Jahr promovierte.

Auf Vorschlag des Neurologen Carl Wernicke (s.d.) ging Foerster nach seiner Doktorarbeit für zwei Jahre ins Ausland; den Winter verbrachte er in Paris bei Joseph Jules Déjérine (s.d.) – wo er auch die weiteren weltberühmten Neurologen Pierre Marie (1853-1940) und Joseph Babinski (1857-1932) hören konnte – im Sommer war er bei Heinrich Frenkel (1860–1931) in Heiden in der Schweiz, um dort die Übungstherapie Nervenkranker zu studieren.

Exkurs: Frenkel & Heiden

Ab 1848 entwickelte sich Heiden zum Molkekurort. Das Wirken des deutschen Augenarztes Albrecht von Graefe (1828-1870)und des Schweizer Neurologen Heinrich Frenkel (1860-1931) machte Heiden nach 1860 zu einem der berühmtesten Kurorte Europas. Die Glanzzeit des Kurortes endete mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs 1945 erlebt Heiden als Kur- und Ferienort eine Renaissance.

Heinrich Sebastian Frenkel (* 5. Juni 1860 in Heiden, Schweiz; * 21. April 1931 in Dresden-Loschwitz) war ein Schweizer Arzt und Neurologe. Er war ein früher Praktiker der Neurorehabilitation und befürwortete eine Therapie von speziellen Übungen für Patienten mit neurologischen Störungen.

Er studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Leipzig und war Student bei dem Neurologen Wilhelm Heinrich Erb (1840-1921). 1884 machte er seinen Abschluss in Leipzig, danach kehrte er nach Heiden zurück, um dort Medizin zu praktizieren.

In Heiden, einer Stadt hoch über dem Bodensee, mietete er ein Haus im Kurpark und füllte es mit speziellen Übungsgeräten. Hier richtete er ein Zentrum für Physikalische Medizin und Rehabilitation ein, in dem Patienten mit neurologischen Beeinträchtigungen ihre Geschicklichkeit wieder herstellen und die Beweglichkeit verbessern konnten.

Frenkel erzielte große Erfolge mit therapeutischen Übungen („Frenkel-Übungen“) speziell bei Ataxien. Dieser Erfolg zog schließlich Patienten aus allen Teilen Europas und sogar Amerikas an.

Er wurde in Heiden von Rubens Hirschberg (1862–1920) besucht, der Assistent des französischen Neurologen Fulgence Raymond (1844–1910) war. Hirschberg war tief beeindruckt von Frenkels Arbeit mit neurologischen Erkrankungen und überzeugte Raymond nach seiner Rückkehr nach Paris, ein „Gymnasium“ in der Neurologie-Abteilung an der Salpêtrière zu errichten. Darüber hinaus war der renommierte Neurochirurg Otfrid Foerster (1873-1941) stark von Frenkels Arbeit beeinflusst und verbrachte viel Zeit in Heiden.

1896 kehrte Frenkel nach Berlin zurück, wo er 1913 den Titel eines Professors erhielt. Hier war er Abteilungsleiter an der Klinik für Psychiatrie und Neurologie am Charité-Krankenhaus. Er war Autor der Abhandlung „Die Therapie ataktischer Bewegungsstörungen“, über die Behandlung von tabetischer* Ataxie mittels systematischer Bewegungstherapie. Sein Name wird mit „Frenkels Symptom“ in Verbindung gebracht, das als abgesenkter Muskeltonus bei tabetischer Neurosyphilis definiert ist.

Frenkel starb in Dresden und seine Leiche wurde zur Beerdigung nach Heiden gebracht.

Quellen, Literatur & Veröffentlichungen

Mondofacto Dictionary definition of eponym

Nature.com Professor Heinrich Sebastian Frenkel: a forgotten founder of Rehabilitation Medicine

NCBI: PubMed; Heinrich Frenkel

External links

Works by or about Heinrich Frenkel at Internet Archive

This Swiss biographical article related to medicine is a stub. You can help Wikipedia by expanding it.

(aber immerhin: auf Englisch gibt es einen schönen Artikel über Frenkel – auf Deutsch gibt es gar nix…), aber das lässt sich ändern…

1874 nahm das vorderländische Bezirkskrankenhaus, das heutige kantonale Spital, seinen Betrieb auf. Hier verbrachte Henry Dunant (1828-1910), der Gründer des Roten Kreuzes, von 1887 bis 1910 die letzten 23 Jahre seines Lebens. Im Jahr 1901 wurde ihm der erste Friedensnobelpreis verliehen.

Zurück zu Foerster…

Foerster wuchs in einer Zeit auf, in der sich die Neurologie, unter anderem durch Jean-Martin Charcot (1825-1893) in Frankreich, Wilhelm Erb (1840-1921) in Deutschlandund William Richard Gowers (1845-1915) in England, aus der Inneren Medizin und der Psychiatrie durch Carl Wernicke (s.d.) heraus zu entwickeln begann.

Foerster war Anhänger der funktionell-lokalisatorischen Richtung der Neurologie. Aus der Zusammenarbeit mit Wernicke, dessen Assistent Foerster von 1899 bis 1904 in Breslau war, erwuchs sein Interesse an der Anatomie des ZNS. 1903 habilitierte sich Foerster bei Wernicke für Nervenheilkunde. Die beiden Forscher gaben 1903 einen Atlas des Gehirns heraus.

Die neurologischen Schulen waren damals im Wesentlichen auf die Diagnose ausgerichtet, Möglichkeiten einer effektiven Therapie gab es kaum. Es war das Verdienst von Foerster, die Übungstherapie bei Patienten mit neurologischen Störungen aufzugreifen (vgl. Frenkel). Daraus ergab sich für ihn ein theoretisches Interesse an den koordinativen Störungen im Ablauf der Bewegungen, denen seine Habilitationsschrift (1902) galt. Die Arbeit erlangte im Zusammenhang mit der systematischen Einführung der Rehabilitation in die Medizin große Aktualität.

Die Bedeutung des spinalen Reflexbogens in der Entstehung der Spastik legte eine mögliche Behandlung durch Unterbrechung des sensiblen Schenkels nahe, und Foerster empfahl 1908 die Hinterwurzel-Durchschneidung (Foerstersche Operation) zur Beseitigung der Spastik.

1909 wurde Foerster in Breslau zum außerordentlichen, 1917 zum ordentlichen Honorarprofessor berufen und 1921 zum ordentlichen Professor für Neurologie und als persönlicher Ordinarius (ohne eigenen Lehrstuhl) an der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität berufen. Rufe nach Heidelberg und an ausländische Universitäten hatte er abgelehnt.

Nachdem Foerster 1911 eine Bettenstation am Breslauer Allerheiligenhospital erhalten hatte, führte er dort mit Alexander Tietze (1864-1927) und Hermann Küttner (1870-1932) neurochirurgische Operationen durch. Seine chirurgischen Fähigkeiten hatte er vor allem bei Johann von Mikulicz (1850-1905) erworben. Von 1914 bis 1920 war Foerster in der Nervenabteilung des Breslauer Feldlazaretts des VI. Armeekorps tätig. Während des Ersten Weltkrieges (1915) berichtete er über die Ergebnisse seiner operativen Behandlung von knapp 1.500 Schussverletzungen mit Nervenschädigungen, später operierte er auch andere Hirn- und RM-Verletzte. 1920 wurde er Primararzt im Städtischen Wenzel-Hancke-Krankenhaus. (Hancke gehörte zu jenen Wundärzten in Preußen, die um die Wende zum 19. JH als Armeechirurgen über die Ausbildung an der Berliner Pepinière und weitere Universitätsstudien zu hohen ärztlichen Ämtern aufgestiegen sind… Sein ausgezeichneter Aufsatz über die Kopfverletzungen ist noch heute lesenswert.

Ansichtskarte Breslau, Hauptportal des Hospitals zu Allerheiligen (1900); Quelle:

Als Lenin (1870-1924) 1922 einen Schlaganfall erlitt, rief die Moskauer Führung Foerster an sein Krankenbett. Er erwarb sich das Vertrauen seines Patienten und wurde von diesem freundschaftlich verehrt. Er blieb fast ununterbrochen anderthalb Jahre, also bis kurz vor Lenins Tod, am Krankenlager in Moskau und später in Gorki (wiki). S.a. auch Lenins Hirn…

Wissenschaftliches Werk

Breslau wurde durch das Wirken Foersters ein Anziehungsort vor allem für US-amerikanische Neurologen und Neurochirurgen. Sein Schüler Wilder Penfield (1891-1976, der mit dem Homunkulus, s.d.) hat Foersters Lebenswerk der Analyse der Hirnrinde und der Erforschung der Epilepsie weitergeführt.

Es kamen auch Percival Bailey (1892-1973), der die neue Klassifikation der Hirntumoren mitbrachte, und Paul Bucy (1904-1992), der eine grundlegende Monografie über die motorische Rinde herausgab. Foersters führende Stellung in der Neurologie Deutschlands war seit 1924 anerkannt. Er stand dabei neben Max Nonne (1861-1959) und war als dessen Nachfolger bis 1932 acht Jahre lang Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte.

In dem Jahrzehnt von 1925 bis 1935 brachte Foerster alle verfügbaren Methoden in seiner Forschung zum Einsatz.

Systematisch untersuchte er elektrophysiologisch sämtliche klinischen Störungen. Es entstanden grundlegende Arbeiten über die elektrischen Phänomene bei den Reflexstörungen des Pyramidenbahnsyndroms, bei Pallidum-Läsionen usw.

Mit Hilfe der Rockefeller-Stiftung und Unterstützung des Staates Preußen konnte er 1934 ein neues Neurologisches Forschungsinstitut eröffnen, das später auf seinen Namen umbenannt wurde. In dieser Zeit lernte Ludwig Guttmann (1899-1980) bei ihm, der später nach seiner Flucht 1939 vor den Nazis nach England die Behandlung Querschnittgelähmter auf eine neue Grundlage stellte und ein großer Förderer des Behindertensports und zum Begründer der Paralympischen Spiele wurde.

Otfrid Foerster war zusammen mit Oswald Bumke (1877-1950) Mitherausgeber des monumentalen Werkes Handbuch der Neurologie, in dem er mehrere Kapitel selbst verfasste.

Auszeichnungen und Ehrungen

1932 wurde er zum Mitglied der Leopoldina (s.d.) gewählt, im Jahr 1935 erhielt er die Cothenius-Medaille der Leopoldina. Im gleichen Jahr wurde ihm anlässlich des 100. Geburtstages von John Hughlings Jackson (1835-1911, der mit den Jackson-Anfällen…) die Jackson-Gedächtnis-Medaille verliehen.

Seit 1953 verleiht die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie die Otfrid-Foerster-Medaille.

1938 wurde Foerster emeritiert.

Er starb am 15. Juni 1941 in seiner Heimatstadt an Tuberkulose und wurde am 19. Juni 1941 gemeinsam mit seiner am 17. Juni verstorbenen Ehefrau Martha bestattet (auch darüber könnte man ein Buch schreiben…).

Foerster ist auch heute noch aktuell, wie folgende Veröffentlichungen zeigen:

Otfrid Foerster, the great neurologist and neurosurgeon from Breslau (Wrocław): his influence on early neurosurgeons and legacy to present-day neurosurgery

(Otfried Foerster, der große Neurologe und Neurochirurg aus Breslau: Sein Einfluß auf frühe Neurochirurgen und sein Vermächtnis an die gegenwärtige Neurochirurgie)

Natalia Piotrowska and Peter A. Winkler (s.d.)

Department of Neurosurgery, Klinikum Grosshadern, Ludwig-Maximilians-University of Munich, Germany

DOI: https://doi.org/10.3171/JNS-07/08/0451

Restricted access

Purchase article (USD $35.00) All currencies in US Dollar PayPal Logo

Zusammenfassung (Übersetzungen: jols…)

  1. Als Ergebnis der Wirren des II. Weltkrieges verlor Wroclaw, Polen (früher Breslau, Deutschland) seine international anerkannte Rolle auf dem Gebiet der Neurochirurgie, welche es dank Otfrid Foerster einmal hatte. Dieser innovative deutsche Arzt und Wissenschaftler trug beträchtlich zur Entwicklung der neurologischen und neurochirurgischen Forschung weltweit bei. Er machte auch Breslau zu einem anerkannten Zentrum der Wissenschaft, das Forscher aus der ganzen Welt anlockte. Seine Erfolge beeinflussten viele Neurochirurgen, vor allem aus den USA und England, unter anderem so bekannte Leute wie Fulton, Bucy, Bailey und Penfield (der mit Foerster sehr lange in Breslau zusammenarbeitete). Foerster und Penfield forschten gemeinsam nach den Ursachen der Epilepsie und die chirurgischen Methoden, sie zu behandeln. Für junge amerikanische Neurochirurgen war es ein sehr bedeutender Schritt in ihrer Karriere, in Breslau unter der Leitung von Otfrid Foerster zu arbeiten. 1937 besuchte die Britische Vereinigung der Neurochirurgen Breslau und verlieh ihm den Titel „Member Emeritus“ (gewähltes Mitglied), was man als den Höhepunkt seiner Karriere betrachten kann.
  2. Infolge der Turbulenzen des Zweiten Weltkriegs verlor Breslau, Polen (früher Breslau, Deutschland), seine international anerkannte Position auf dem Gebiet der Neurochirurgie, die es einst dank Otfrid Foerster hatte. Der innovative deutsche Arzt und Wissenschaftler leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der neurologischen und neurochirurgischen Forschung weltweit. Er machte Breslau auch zu einem renommierten Zentrum für wissenschaftliche Studien und lockte Forscher aus der ganzen Welt an. Seine Leistungen beeinflussten viele Neurochirurgen zu Lebzeiten, vor allem aus den USA und England, darunter zum Beispiel so bekannte Männer wie Fulton, Bucy, Bailey und Penfield (der lange mit Foerster in Breslau zusammengearbeitet hat). Gemeinsam suchten Foerster und Penfield nach den Ursachen der Epilepsie und den chirurgischen Methoden, um sie zu behandeln. Für junge amerikanische Neurochirurgen war es ein sehr wichtiger Schritt in ihrer Karriere, in Breslau unter der Leitung von Otfrid Foerster trainieren zu können. 1937 besuchte die British Association of Neurological Surgeons Breslau und verlieh ihm die Auszeichnung „Member Emeritus“, die als Höhepunkt von Foersters Karriere angesehen werden konnte.

Warum stehen hier 2 versch. fast identische Übersetzungen des folgenden englischen Textes? Der erste ist mein eigener, der zweite der von Microsofts Übersetzungsprogramm in Word. Dies soll illustrieren, wie weit wir mit der Künstlichen Intelligenz (KI, engl. Artificial Intelligence, AI) in einzelnen Bereichen bereits sind. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der kurzen Geschichte des Gehirns ist mir erst klar geworden, dass die Geschichte unseres Gehirns untrennbar mit dem Bewusstsein und der Entwicklung der KI verknüpft ist…

In diesem Artikel geben die Autoren eine Übersicht über Foersters Werk und bewerten seine Bedeutung. Sie erläutern auch den schwierigen historischen Hintergrund während des Faschismus in Deutschland, in dem sie die Quellen des polnischen Nationalarchivs verwenden. Dr. Foersters bleibende Spuren im heutigen Wroclaw werden sorgfältig aufgezeichnet.

Aus zora:

Otfrid Foerster (1873-1941) wurde während und nach dem Ersten Weltkrieg autodidaktisch Neurochirurg und spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der peripheren Nervenrekonstruktion. Obwohl am besten bekannt für die Beschreibung von Dermatomen, veröffentlichte er über 300 Artikel über das Nervensystem. Angesichts tausender Nervenverletzungen während des Ersten Weltkriegs sowie schlechter Ergebnisse und des Desinteresses seiner chirurgischen Kollegen begann Foerster, Neurolysen und spannungsfreie Nervennähte selbst unter Notbedingungen durchzuführen. Er leistete Pionierarbeit bei der Transplantation von Hautnerven zur Überbrückung motorischer Nervendefekte (z. B. des N. suralis) und führte intraplexe Neurotisiationen (operative Einpflanzung eines Nervs in einen gelähmten Muskel) und versch. Nerventransfers durch, wie z. B. N. pectoralis, N. subscapularis, N. thoracicus longus, und N. thoracodorsalis bei Verletzungen des Armplexus. Foerster setzte sich für die Rehabilitation ein und erkannte das Potenzial von Elektrostimulation und Physiotherapie, die kortikale Reorganisation (Gehirnplastizität) zu beeinflussen und die Erholung nach Nervenverletzungen zu verbessern.

Foerster starb 1941 an Tuberkulose und hinterließ ein reiches Vermächtnis der Rekonstruktion peripherer Nerven; sein innovativer und visionärer Geist dient als Vorbild.

The Contributions of Otfrid Foerster (1873–1941) to Neurology and Neurosurgery

Tze-Ching Tan, M.B.B.S., F.R.C.S. Peter McL. Black, M.D., Ph.D.

Neurosurgery, Volume 49, Issue 5, November 2001

https://doi.org/10.1097/00006123-200111000-00038

Published: 01 November 2001

Zusammenfassung (Übersetzung: jols…)

Bestens bekannt für seine Beschreibung der Dermatome beim Menschen, war Otfrid Foerster auch ein geschickter Neurochirurg und ein innovativer experimenteller Neurophysiologe.

Als Neurologe umfassten seine Beiträge die Konzeption der Rhizotomie als Heilmittel für Spastik, anterolaterale Kordotomie bei Schmerzen, den Hyperventilationstest bei Epilepsie, das ,Foerster-Syndrom und das erste Elektrocorticogramm eines Hirntumors.

Als Neurochirurg war Foerster in der Lage, intraventrikuläre, hypophysäre und Läsionen der Vierhügelplatte operativ zu entfernen und Epilepsieoperationen unter primitiven Bedingungen ohne Clips, Diathermie oder Absaugung durchzuführen. Die Ergebnisse waren gut (da habe ich meine Zweifel…) und spiegelten sein vollendetes Wissen über Neuroanatomie und Neurophysiologie wider. Als Forscher betonte Foerster die klinisch orientierte Neurophysiologie und konnte einen Zusammenhang zwischen seinen Beobachtungen und den vorgeschlagenen Behandlungsmethoden herstellen.

Als produktiver Schriftsteller veröffentlichte er mehr als 300 wissenschaftliche Monographien, die alle Aspekte des Nervensystems umfassen, einschließlich Tabes, Bewegungsstörungen, Spastik, extrapyramidale Erkrankungen, Dermatome, Epilepsie, kortikale Lokalisation, Hirntumoren, periphere Nervenverletzungen und Schmerz.

Foersters hervorragende Sprachkenntnisse führten zu seiner Popularität als Redner in Europa und Nordamerika. Die Schüler, die in Scharen von seinem enzyklopädischen Wissen und Können lernten, waren mit Foersters legendärer Gastfreundschaft und seinem Charme vertraut. Als Mann mit zarter Konstitution war er zielstrebig in seinem Bestreben, die Geheimnisse des Nervensystems zu lüften.

Die Inschrift Patriae scientiae inserviendo oder „Im Dienste der Wissenschaft und des Vaterlandes“ wurde von Foerster für sein Institut für Neurologie ausgewählt und ist ein passendes Denkmal für diesen neurochirurgischen Riesen.

Aus Lexikon der Neurowissenschaften:

Foerster, Otfried, deutscher Neurologe und Neurochirurg, *9.9.1873 Breslau, †15.6.1941 Breslau; 1921 Professor für Neurologie. 1922 wurde er zur Behandlung des halbseitengelähmten und sprachgestörten Lenins nach Moskau geschickt, den er bis zu dessen Tod im Januar 1924 betreute. In Breslau führte er umfangreiche operative Eingriffe zunächst am Rückenmark und später am Gehirn aus, die er stets mit subtilen Funktionstests und später auch elektrophysiologischen Untersuchungen kombinierte. Seine Ergebnisse führten zu neuen Erkenntnissen über Struktur und Funktion des Gehirns und zu einer neuen Hirnrindenkarte (Brodmann, Projektionskarte).

Eingehend beschäftigte er sich mit der Encephalitis lethargica, dem Striatum-Pallidum-Syndrom und später vor allem mit den Rückenmarks- und Hirntumoren. Durch Unterstützung der Rockefeller-Stiftung konnte er ein Neurologisches Forschungsinstitut erbauen und 1934 eröffnen. Seine umfangreichen Erfahrungen über die Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems hat er in zahlreichen Handbuchartikeln veröffentlicht.

Nach ihm benannt sind die Foerster-Operation (Durchtrennung des Tractus spino-thalamicus lateralis zur Beseitigung von schweren Schmerzzuständen), die Foerster-Subsidiärzonen (schmerzhafte Hautfelder durch Ausstrahlung von Schmerzempfindungen in benachbarte Dermatome) und das Foerster-Syndrom (eine angeborene Form der cerebralen Kinderlähmung).

Da seine Frau jüdischer Herkunft war, gestalteten sich seine Lebens- und Arbeitsbedingungen Ende der dreißiger Jahre sehr schwierig.

Otfrid Foerster and „Die Leitungsbahnen des Schmerzgefühls“ (1927)

Authors and affiliations

K. J. Zülch, Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung (Köln, Germany)

Conference paper

Part of the Advances in Neurosurgery book series (NEURO, volume 15)

Advances in Neurosurgery, Vol. 15 5 Ed. by R Wüllenweber, M. Klinger, and M. Brock

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987

OTFRID FOERSTER Downloaded from www.physiology.org/journal/jn (178.196.236.044) on March 14, 2019.

Zusammenfassung (Übersetzung: jols…)

Mit dieser Lesung würdigt die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie heute Leben und Werk von Otfrid Foerster, dem großen Neurologen und Neurochirurgen, … als Sohn eines Professors für Klassische Philologie, Archäologie und Sprachkunst. … Als Schuljunge am Maria-Magdalena-Gymnasium war er einer der besten Schüler und bestand sein Abitur mit Leichtigkeit. Unter seinen Vorfahren waren einige Wissenschaftler, aber was ihn dazu brachte, Medizin als seine Lebensaufgabe zu wählen, ist nicht bekannt. Flötespielen hat er sich selbst beigebracht. Er liebte das Theater, war als Student beliebt auf Parties, soll ein exzellenter Tänzer gewesen sein sowie ein guter Schlittschuhläufer, alles in allem, man hätte sagen können, er hatte ein tiefes Interesse am sozialen Leben. Zu jener Zeit war Foerster ein Mann, der seinem sozialen Umfeld kein Fremder war und leicht in Kontakt kam mit anderen Leuten. In der Tat schien er ausgesprochen extrovertiert gewesen zu sein. Konsequenterweise müssen wir uns fragen, was den entscheidenden Wechsel in Persönlichkeit und Lebensstil in späteren Jahren bewirkte. Nur wenn wir von dem unerwarteten Tod seines ersten Kindes erfahren, können wir das verstehen: Er stürzte sich in die wissenschaftliche Arbeit, um zu vergessen…

Seine Freunde dachten, er sei seit diesem Ereignis introvertiert geworden. Sein alter Charakter glänzte danach gelegentlich; er könnte ein charmanter Gastgeber in seinem eigenen Haus sein oder während er soziale Gespräche mit interessanten Besuchern führt oder einen seiner ausgezeichneten Weine mit Freunden trinkt. In seinen späteren Jahren, als wir jüngeren Leute ihn kennenlernten, war er kalt und zurückhaltend, weniger warmherzig. Ein weiterer Faktor könnte gewesen sein, dass sein internationaler Ruf sehr früh zu wachsen begann und ihn unerbittlich ins Krankenhaus und Forschungslabor trieb. Als Student hatte Foerster in der Psychiatrischen Klinik in Leubus-Schlesien mit dem großen Psychiater E. Kraepelin (1856-1926)gearbeitet. Als Student kam er auch mit Wernicke (s.d.) in Breslau in Kontakt; diese Verbände können sein Interesse an Neurologie durchaus erklären. Auf Wernickes Vorschlag ging Foerster für zwei Jahre ins Ausland, um bei Déjérine (s.d.) in Paris zu studieren, wo er auch Pierre Marie (1853-1940) und Babinski (1857-1932) traf. In den Sommermonaten absolvierte er eine Ausbildung zur physikalischen Therapie bei Frenkel (s.d.) in -Heiden (s.d.) in der Schweiz.

Um Otfrid Foersters Bedeutung für die Wissenschaft richtig darzustellen, werde ich die Probleme aufzählen, mit denen er sich damals als Neurologe beschäftigte. Die Veränderung des Krankheitsspektrums zwischen damals und unserer Zeit war sicherlich bemerkenswert. In seiner Zeit standen syphilitische Infektionen in ihren verschiedenen Formen, insbesondere die manchmal unerträglichen Läsionen bei Tabetikern*, im Vordergrund der neurologischen Arbeit. Die komplizierten Störungen der Koordination des Ganges zu dieser Zeit machten Tabetiker fast zu Ausgestoßenen der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang begann Foerster seine ersten Studien der Bewegungstherapie, die er bei Frenkel in Heiden kennengelernt hatte und der während seines gesamten wissenschaftlichen Lebens sein großes Interesse galt. Darüber hinaus hatte er mit verschiedenen Formen von Schmerzen zu tun, die sich aus den tabetischen Läsionen der hinteren Nervenwurzeln und aus den „Krisen“ in inneren Organen ergaben. Besonders lanzinierende Wurzelschmerzen machten ihn mit diesen Problemen unerträglicher Schmerzen vertraut.

Foerster begann, sich mit den Problemen der Gangkoordination beim Tabetiker zu beschäftigen, wurde aber gleichzeitig mit allen Arten von spastischen Störungen konfrontiert. Angeregt durch die Beobachtung, dass Hemiplegie bei Tabetikern in dem vom syphilitischen Prozess betroffenen Gebiet schlaff blieb, hatte Foerster die Idee, dass eine operative Transsektion der hinteren Wurzeln die zerebrale Spastik beseitigen könnte. So schlug er 1908 eine hintere Nervenwurzelsektion vor, eine Intervention, die später als „Foersters Operation“ bezeichnet wurde. Das machte ihn schnell international bekannt. Darüber hinaus wies er bei der Diskussion über die Pathogenese von „gastrischen Krisen“ auf die Leitung von Schmerzimpulsen in den sensorisch sympathischen Fasern der siebten bis neunten thorakalen hinteren Nervenwurzeln hin. Dies stimulierte ihn, diese schmerzhaften Syndrome operativ zu beseitigen, wieder durch Resektion der hinteren Nervenwurzeln (hintere Rhizotomie). Er berichtete über die Ergebnisse auf dem Internationalen Kongress für Innere Medizin, der 1911 in London stattfand. Dieser Bericht steigerte seinen Ruf in der medizinischen Welt weiter, vielleicht auch noch dadurch verstärkt durch seine Beherrschung der Rhetorik in Fremdsprachen (vergessen Sie nicht, dass sein Vater Professor für Eloquenz war!).

… Seine Erinnerungen an diese frühe Reise waren immer lebendig; er blieb in Tarrytown bei einem amerikanischen Gentleman, Repräsentant einer Firma, die französische und deutsche Weine kaufte, und hier – erinnerte er sich – , und nicht in Deutschland, lernte er die rheinländischen Weine kennen; hier traf er auch John D. Rockefeller sen. (1839-1937, kein Wunder – er war wie Trump deutscher Herkunft…), der, wie Foerster erzählte, ausgezeichnetes Deutsch sprach. Kurz vor seiner Rückkehr nach Paris besuchte er Washington und weil seine finanziellen Mittel bis dahin gering waren, lebte er einige Tage von Bananen! („weil ich sie mochte“) …, 1899 kehrte er nach Breslau zurück und kam in die Klinik von Wernicke, wo er mit ihm an dem 1903 veröffentlichten Atlas of brain sections zusammenarbeitete.

Sein außergewöhnliches Gedächtnis und seine Fähigkeit, Wissen anzuwenden und zu ordnen, wurden früh erkannt; es wurde gesagt, dass seine Kenntnisse über Botanik, Geologie und andere Naturwissenschaften bereits als Knabe und junger Mann bemerkenswert waren. Als versierter Linguist, der von seinem Vater in Sprachen unterrichtet wurde, hatte er gelernt, fehlerfreies Englisch sowie Französisch und Italienisch zu lesen, zu sprechen und zu schreiben, und er hatte grundlegende Kenntnisse in Polnisch, Russisch und den skandinavischen Sprachen.

Um 1905 begann er, die englische neurophysiologische Literatur zu studieren, beginnend mit David Ferrier (1843-1928) gefolgt von Charles E. Beevor (1854-1908), Victor Alexander Haden Horsley (1857-1916), Edward Albert Sharpey-Schafer (1850–1935) und schließlich Charles Scott Sherrington (1857-1952)der, wie er oft sagte, sein Denken mehr beeinflusste als jeder andere Schriftsteller. Studenten, die nach Breslau gingen, sahen oft eine abgenutzte Kopie von „The Integrative Action of the Nervous System“, und er hatte alle späteren Arbeiten Sherringtons gelesen und genau analysiert. Als Prof. E. G. T. Liddell (1895 – 1981) der mit Sherrington zuerst die Dehnungsreflexe beschrieben hatte, Foerster 1930 traf, bemerkte Foerster, dass ihre Arbeiten über den myostatischen Reflex für ihn eines der Hauptprobleme der Neurologie gelöst hätten.

Sein Studium zu Hause, wo all seine Arbeiten entstanden (vor 11 Uhr, bevor er ins Krankenhaus ging, oder spät in der Nacht), umfasste die Bücher, mit denen er sich am liebsten beschäftigte. Es waren bemerkenswert wenige: die Gesamtwerke von Helmholtz, Goethe und Schiller, die gesammelten Werke von John Hughlings Jackson (1835-1911) Sherrington (s.o.) und Harvey Williams Cushing (1869-1939).

Aber seine Nachdrucke waren unzählbar. Sie lagen in großen und scheinbar chaotischen Haufen auf Tischen, Regalen und auf dem Boden (wie bei mir…).

Dennoch brauchte er nur einen Augenblick, um die entscheidende Arbeit zu finden, mit der er seinen Standpunkt verdeutlichen konnte. Die chronologische Abfolge seiner dreihundert veröffentlichten Werke, die in der folgenden bibliographischen Liste aufgeführt sind, wird den Verlauf und die Reihenfolge seiner Arbeit anzeigen, die Breite seines Wissens und seinen ungeheuren Fleiß, der es ihm ermöglichte, aktiver Arzt und Chirurg mit Privatpraxis zu sein sowie  wissenschaftliche Forschungen durchzuführen und Arbeiten zu schreiben (immer mit seiner eigenen Hand), darunter solche Kompendien, wie sie durch seine Artikel im „Handbuch der Neurologie“ dargestellt werden.

Während der vierzig Jahre seines aktiven Berufslebens nimmt man zwei dominierende Eigenschaften wahr: seine Beobachtungs- und Analysekraft und seine Fähigkeit, grundlegendes Wissen zur Linderung von Symptomen anzuwenden – dies zu einer Zeit, in der die klinische Neurologie noch unter dem Einfluss der rein diagnostischen Schulen von Paris und des Queen Square, und vor der Ära …

In diesem Bereich der Neurologie, in dem die Therapie oft unberücksichtigt geblieben war, führte Foersters physiologische Einsicht direkt zur Anwendung der Operation, zur Linderung hartnäckiger Schmerzen durch Chordotomie und der Spastizität durch den dorsalen Wurzelabschnitt. Seine Analyse der Verteilung der sensorischen Dermatome ergab sich aus seiner Verwendung des letztgenannten Verfahrens. Die Diagnose von kortikalen Tumoren und Fokalnarben bei Epilepsie durch Stimulation und anschließende Ablation unter örtlicher Anästhesie führte zu seiner ebenso straffen Analyse der funktionellen Lokalisation in der Großhirnrinde. Diese und seine klinischen Studien über Basalganglien-Erkrankungen tragen alle das Zeichen einer Originalität und eines Mutes fast ohne Parallele in der klinischen Medizin.

Vor Beginn des Ersten Weltkrieges hatte er als Neurologe die Chirurgen Tietze und Küttner bei der Durchführung chirurgischer Eingriffe geleitet. 1914, als Allgemeinchirurgen knapp geworden waren, begann er, obwohl er mehr als vierzig Jahre alt war, seine eigene Neurochirurgie zu entwickeln. Autodidakt als Chirurg fehlte es ihm immer an Raffinesse der Technik, aber seine Ergebnisse waren überraschend gut, weil mostasis und Chordektomien als perfekte anatomische Schnitte durchgeführt wurden. Nach dem letzten Krieg veröffentlichte Foerster viele Arbeiten über Kriegsverletzungen, (wobei er seine Operationen wohl mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und handwerklichem Geschick durchführte…). Obwohl die angewandte Asepsis oft nur primitiv war, die Operationen für Nervennähte und dann durch logische Progression, und durch glückliche Verbindung mit Gage als Neuropathologe und Altenburger Als Neurophysiologe

Der Großteil seiner Arbeit wurde in die Diagnose von Hirntumoren und elektrophysiologische Analysen umgeleitet. Die neurochirurgischen Operationen in seinem Krankenhaus wurden in den letzten Jahren von Dr. Arist Alexander Stender (1903-1975) durchgeführt, obwohl Professor Foerster bis 1941 Direktor des Neurologischen Forschungsinstituts blieb.

Er war ein ebenso bemerkenswerter Lehrer wie Arzt. Viele Jahre lang war er Präsident der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte, seine Eröffnungsreden waren Meisterwerke der beschreibenden Geschichte der deutschen Medizin. Seine Vorträge, in die er viel Zeit und große Mühe steckte, waren Beispiele von Klarheit und Präzision in jeder Sprache, die er gerade sprach. Seine Präsentationen waren immer sehr illustriert, ebenso wie seine veröffentlichten Werke. Wir waren dabei, wie er 160 Diapositive („Laternenrutschen“ das ist die Originalübersetzung von MS Word…)  während eines einzigen Vortrags zeigte, ihre Reihenfolge hatte er auswendig gelernt und die Ordnung seiner Gedanken blieb ungestört durch ihre Präsentation.

durch glückliche Verbindung mit Gage als Neuropathologe und Altenburger als Neurophysiologe, wurde der Großteil seiner Arbeit in die Diagnose von Hirntumoren und elektrophysiologische analysen.

Seine Kontakte zu anderen Ländern waren umfangreich. Er besuchte die Vereinigten Staaten viermal: zuerst 1899, wie oben erwähnt, und dann 1912, als er auf Betreiben Franklin Martins die American Association of Physicians and Surgeons ansprach.

the operations for nerve sutures and then by logical progression, and through fortunate association with Gage as neuropathologist and Altenburger as neurophysiologist, the bulk of his work was diverted into diagnosis of cerebral tumors and to electrophysiological analysis.

1914 kam er wieder nach Amerika und sprach vor der American Medical Association in Atlantic City. Sein vierter Besuch war 1930. Aus der Ferne hatte er lange die Arbeit von Harvey Cushing bewundert, und als er von Dr. Cushing gebeten wurde, als Chefchirurg am Peter Bent Brigham Hospital in Boston zu arbeiten, akzeptierte er sofort. Das Ergebnis dieses Austauschs war weitreichend, und sowohl Cushing als auch Foerster haben es in späteren Jahren mit besonderer Genugtuung erwähnt. Foerster ging häufig nach England, und 1937 hielt die Society of British Neurological Surgeons, zu der viele Neurochirurgen Kontinentaleuropas gehören, ihre Jahrestagung in seinem Neurologischen Institut (heute umbenannt in “ Otfrid-Foerster-Institut‘ im Wenzel-Hancke-Krankenhaus in Breslau ab.

Während der letzten Jahre von Professor Foerster wurde seine Arbeit durch die zunehmende Spannung in seinem Land bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt. Er stand unter Beobachtung, weil er eine Zeit lang Lenins Arzt in Moskau war, und weil seine Frau Halbjüdin war. 1936 hörte er mit vielen anderen auf, Zeitschriften außerhalb Deutschlands zu abonnieren, und 1938, als er gebeten wurde, die deutsche klinische Neurologie und Neurophysiologie im Beirat dieses Journals zu vertreten, fühlte er sich nicht in der Lage, die Ernennung anzunehmen. Doch für die fünfzehn Jahre vor 1939 hatten Studenten aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada, Australien, Südamerika, China und Japan; aus Skandinavien, Rumänien, Holland, Frankreich und Italien im fernen Breslau einen Mann gefunden, der bereits alles kannte, was in der Neurologie in jedem ihrer Länder von Bedeutung war, und einen, der in der Regel persönlich mit ihren Führungskräften vertraut war. Von ihm gewannen sie viel Sachwissen und lernten viel über die Geschichte und Entwicklung ihrer Wissenschaft. Sie sahen einen Neurochirurgen, der selbst in der Chirurgie ausgebildet wurde; einen Neurologen, der seines Gleichen suchte mit seinem Wissen über Anatomie und Physiologie; einen begnadeten Lehrer, Meister vieler Sprachen, Künstler eigener Art, und einen Arzt, der ein tiefes Gefühl der persönlichen Hingabe in seinen Patienten und Schülern auslöstet. Sie kehrten in ihre Heimat zurück, tief beeindruckt vom Kontakt mit diesem Mann, dessen Leben unflexibel gestaltet und diszipliniert war, um einem Ideal zu folgen, und der durch unaufhörliche Anstrengungen und rigide Ökonomie von Zeit und sogar von Freunden einen unauslöschlichen Eindruck in der klinische Neurologie dieser Generation hinterließ.

Aus dem Kulturportal West-Ost

Otfrid Foerster wurde am 9. November 1873 in Breslau geboren und starb dort am 15. Juni 1941 an Lungentuberkulose. Seine Frau Martha erlag demselben Leiden zwei Tage darauf; man bestattete beide in einem Grabe. Anläßlich des europäischen Neurochirurgenkongresses 1987 in Breslau besuchten die bundesdeutschen und mitteldeutschen Neurochirurgen gemeinsam das Grab: es gehört zu den ganz wenigen erhaltenen deutschen Grabstätten in Schlesien. Nach seinem Abitur am Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasium absolvierte Foerster sein Medizinstudium in Freiburg, bis zum Physicum in Kiel und bis zum Staatsexamen 1897 an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Noch als Student hospitierte Foerster in der Heil- und Pflegeanstalt Leubus, wo der nachmals berühmte Emil Kraepelin Oberarzt gewesen war. Mitentscheidende Impulse für die Wahl des Faches Neurologie erhielt Foerster von seinem Lehrer Carl Wernicke (s.d., aus Tarnowitz gebürtig). Nach der Promotion bildete sich Foerster auf Anraten von Wernicke zwei Jahre lang in Paris und in der Deutschen Schweiz weiter. Foersters außerordentliches manuelles Geschick erwies sich alsbald in der seinerzeit weltberühmten Breslauer Chirurgischen Universitätsklinik unter v. Mikulicz-Radecki, dessen Rat zur fachchirurgischen Ausbildung Foerster aber ausschlug. Vielmehr wandte er sich endgültig der aufblühenden neurologischen Wissenschaft zu. Foerster habilitierte sich 1903 bei Wernicke, als dessen bedeutendster Schüler er anzusehen ist. Foerster betrieb vornehmlich die funktionell-lokalisatorische Richtung seines Faches. Bald gaben Professor Wernicke und dessen Assistent bzw. Privatdozent als Ergebnis paralleler Studien einen Atlas des Gehirns heraus. Foerster gelangte u.a., ausgehend von der Symptomatik von Krankheiten des Rückenmarks, zu ganz neuen maßgebenden Konzeptionen in Analyse und Behandlung von Gehstörungen, wurde zu einem Begründer der Neuro-Orthopädie und entwickelte aufsehenerregende operative Methoden der Schmerztherapie und der Beseitigung spastischer Kontrakturen der Beine (…). Die mit dem schlesischen Chirurgen Alexander Tietze erarbeiteten Operationsverfahren bedeuteten für die Fachwelt eine Sensation. Während des Ersten Weltkrieges und danach operierte Foerster tausende Schußverletzte an peripheren Nerven und am ZNS, entwickelte neuartige fruchtbare Methoden und forcierte die Nachbehandlung, Foerster avancierte zum Meister der Rehabilitation.

1917 glückte ihm als zweitem in der Welt die Entfernung einer Geschwulst im Rückenmark. In den ersten Friedensjahren beschäftigte er sich u.a. mit operativen Problemen von Schußwunden des Gehirns, verbunden mit neurophysiologischen Studien über Krampfanfälle. Bis nach 1930 umfaßte Foersters eigene glänzende Operationsstatistik viele Geschwülste aller Abschnitte des ZNS. 1911 erhielt Foerster im Allerheiligenhospital eine kleine Bettenstation; dort geschahen zusammen mit Tietze und Küttner neurochirurgische Großtaten. 1924 konnte diese Abteilung ins Wenzel-Hancke-Krankenhaus verlegt werden. Auch dort blieben die  Arbeitsbedingungen geradezu unwürdig. Im Jahre 1934 wurde endlich in räumlicher Verbindung mit dem Wenzel-Hancke-Krankenhaus ein Institutsneubau eingeweiht. Dieser von der Rockefeller-Stiftung ermöglichte Komplex hieß später Otfrid-Foerster-Institut. Maßgebenden Verdienst um den Bau gebührte dem Stadtkämmerer Dr. Friedell; den Etat trugen der Staat Preußen, die Provinz Schlesien und die Landeshauptstadt Breslau. In diesem Zeitraum verlor Foerster infolge der NS-Herrschaft manchen hoffnungsvollen und hochbegabten Mitarbeiter. Ernst Altenburger, mit dem Foerster zum ersten Male in der Welt electrocorticographische Untersuchungen (Verfahren zur graphischen Darstellung von elektrischen Aktionsströmen der Gehirnrinde zwecks Diagnostik) entwickelt hatte, war sterbenskrank. Da Foerster auf Wunsch des Auswärtigen Amtes 1922-1924 Lenin behandelt hatte und seine Frau halbjüdischer Abstammung war, erlebte Foerster politische Querelen, die seine produktive Tätigkeit zu schmälern drohten. Foersters Ruhm zog zwischen 1925 und 1935 Experten ersten Ranges aus aller Welt nach Breslau. Damals gehörte ein Aufenthalt in Breslau zur guten Ausbildung amerikanischer Neurologen und Neurochirurgen. Bis in die Nachkriegszeit hinein saßen auf zahlreichen Lehrstühlen Nordamerikas Schüler und Freunde Foersters. 1935 wurde Foerster die Jackson-Gedächtnis-Medaille anläßlich des 100. Geburtstages dieses berühmten englischen Neurologen verliehen. Foersters dominierende Rolle in der klinischen Neurologie zumindest im deutschen Sprachraum blieb ab ungefähr 1924 unangetastet, und bis 1930 gehörte er zu den führenden Neurochirurgen der Welt. Bis 1932 führte er als Vorsitzender die Gesellschaft Deutscher Nervenärzte zu Glanz und Ehren, dann berichtete er infolge organisatorischer Veränderungen seitens des NS-Regimes auf dem Wiesbadener Internistenkongreß. Einen letzten Höhepunkt seiner Laufbahn bildete 1937 der Abend in seinem Hause anläßlich des Besuches der englischen Neurochirurgischen Gesellschaft mit der Ernennung zum „Membrum emeritum“, die höchste Auszeichnung dieser illustren Gesellschaft. Foerster, seit 1922 persönlicher Ordinarius, lehnte Rufe auf den Heidelberger Lehrstuhl und an das Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Buch ab; er hielt seiner Schlesischen Heimat die Treue, wie oft hervorgehoben.

Ein Resümee seiner ungeheuren Forschungstätigkeit und seiner Gedankengänge legte Foerster in dem gemeinsam mit Oskar Bumke herausgegebenen Handbuch der Neurologie nieder – ein Riesenwerk, neben anderen Monographien und vielen Einzelarbeiten und Kongreßberichten, insgesamt auf vielen tausend Seiten. Der„Titan“ Otfrid Foerster gilt bis heute als unerreichter Repräsentant der Neurologie in Forschung und Klinik und als ein Begründer der modernen Neurochirurgie. Die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie hat eine Otfrid-Foerster-Medaille gestiftet.

Lit.: Werner Gottwald: Otfrid Foerster. In: Schlesische Lebensbilder, Bd. VI. Sigmaringen: l Thorbecke. – Klaus Joachim Zülch: Otfrid Foerster. Arzt und Naturforscher. 9.11.1872-15.6.1941. Berlin-Heidelberg-New York: Springer 1966.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Otfrid_Foerster

Werner Gottwald

Exkurs: Segmentanatomie

Sie beruht auf den komplexen verwirrenden Verschaltungen und Verknotungen der Nervenbahnen (motorisch, sensibel, vegetativ) vor allem auf RM-Ebene.

Nach meinem aktuellen Stand der Erkenntnis muss man unterscheiden zwischen den

Headzonen (Head´sche Zonen). Dabei handelt es sich um die „normale“, physiologische Repräsentation der inneren Organe (Viszerotome) an der Haut (Dermatome), aber vermutlich auch an den anderen – „Tomen“.

Als Head-Zonen bezeichnet man die Hautareale (Dermatome) des so genannten „übertragenen Schmerzes“. Dabei handelt sich um Hautabschnitte, die eine nervale Beziehung zu bestimmten inneren Organen besitzen. Die Erkrankung des betreffenden Organs führt zu Schmerzen im korrespondierenden Hautgebiet.

Übertragener Schmerz

Übertragener Schmerz entsteht durch die Projektion somatosensorischer Afferenzen der Haut und viszerosensibler Afferenzen aus den Organen auf gemeinsame Neurone des Rückenmarks in der Schmerzbahn (Tractus spinothalamicus). Man spricht hier von neuronaler Konvergenz. Eine Reizung der Viszeronozizeptoren wird im somatosensorischen Cortex dem entsprechend verschalteten Dermatom (Head-Zone) zugeordnet.

Kutane Hyperästhesie

Am Rückenmarksneuron werden die eingehenden Konvergenzen summiert. Ist die Summe der somato- und viszeronozizeptorischen Inputs so niederschwellig, dass keine Schmerzwahrnehmung erfolgt, reagiert das zugeordnete Dermatom hyperästhetisch. Bereits kleine Hautreize können Schmerzen hervorrufen.

McKenzie-Zone

Viszeroafferenzen können auch auf Muskeln projizieren, die zugeordneten Projektionen werden dann als MacKenzie-Zonen bezeichnet.

Diagnostische Bedeutung

Durch die organtypische Schmerzprojektion kann der Ort der Schmerzentstehung dem betroffenen Dermatom zugeordnet werden.

Organ    Dermatom   Projektionsgebiet/ Schmerzlokalisation
ZwerchfellC4Schulter
HerzTh3-Th4linksthorakal
SpeiseröhreTh4-Th5retrosternal
MagenTh8epigastrisch (Regio hypochondriaca)
Leber, GallenblaseTh8-Th11rechter Oberbauch, rechte Schulter
DünndarmTh10     paraumbilical
DickdarmTh11-L1Unterbauch
HarnblaseTh11-L1    über der Blase
NiereTh10-L1Leiste

Referred Pain (Übertragener Schmerz, Englisch: referred pain, reflective pain)

Unter übertragenem Schmerz versteht man einen Schmerz, der an einer anderen Stelle wahrgenommen wird als der Stimulus, der ihn auslöst. Er entsteht durch die Konvergenz viszeraler und somatosensorischer Afferenzen im Rückenmark.

Der übertragene Schmerz ist vom projizierten Schmerz abzugrenzen. Im klinischen Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe jedoch häufig nicht differenziert und unter dem Label „Schmerzprojektion“ subsummiert.

Der übertragene Schmerz entsteht durch die so genannte neuronale Konvergenz. Somatosensorische Afferenzen und viszerosensible Afferenzen verschiedener Körperregionen projizieren auf gemeinsame Neurone in der Schmerzbahn (Tractus spinothalamicus).

Beispiele

 Der bei Sinusitis der Keilbeinhöhle („Sphenoiditis“) empfundene Schmerz wird in das Schädeldach und in die Hinterhauptgegend projiziert.

Bei einem Oropharynxtumor werden die Schmerzen als Otalgie im Gehörgang oder Mittelohr empfunden.

Bei einem Halswirbelsäulentrauma treten Schmerzen wie bei einer Trigeminusneuralgie auf („Pseudo-Trigeminusneuralgie“).

 Bei einem Herzinfarkt kommt es manchmal zu einer Schmerzwahrnehmung im linken Arm und/oder in der linken Schulter.

Projizierter Schmerz (Englisch: radiating pain)

Ein projizierter Schmerz entsteht durch eine Erregung entlang des Nervenstamms (ektope Erregung), die auf die periphere Nervenendigung projiziert wird.

Der projizierte Schmerz ist vom übertragenen Schmerz abzugrenzen. Im klinischen Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe jedoch häufig nicht differenziert und unter dem Label „Schmerzprojektion“ subsummiert.

Das ZNS kann den Ursprungsort der Erregung einer afferenten Nervenfaser nicht erkennen, da der Informationsgehalt des Aktionspotentials nur die Erregung, jedoch nicht den Ort der Entstehung enthält. Das ZNS projiziert als Folge die Erregung immer auf die peripheren Nervenendigungen.

Beispiele

Bei einer Reizung des Nervus ulnaris im Bereich des Sulcus nervi ulnaris („Musikantenbein“) wird der Schmerz auf das Innervationsgebiet, den Kleinfinger und die ulnare Seite des Ringfingers, projiziert. Ein weiteres Beispiel ist die Schmerzprojektion auf den lateralen Fußrand bei einem Bandscheibenvorfall.

Subsidiärschmerz

Nach komplettem Ausfall eines Spinalnerven/peripheren Nerven entstehen in einem „subsidiären“ Teil des ehemals versorgten Areals (Dermatom usw) trotzdem Schmerzen Teil des Areals Ausfall eines…..