50 shades of brain > 51 Das Gasser-Ganglion

Das Gasser-Ganglion (GG) kennt jeder Neurochirurg. Bei einer äußerst schmerzhaften Trigeminusneuralgie wird es von den funktionellen Neurochirurgen und Schmerzspezialisten auch heute noch „verkocht“, d.h. durch Hitze zerstört…

Den Gasser wahrscheinlich nur noch Österreicher und Bayern…

Gasser erinnert ein bisschen an Ehrenritter, den anderen Österreicher, der auch ein Ganglion sein Eigen nennt. Beide lebten im 18. JH, Gasser noch früher als Ehrenritter und trotzdem weiss man von Gasser noch mehr…

Das Gasser-Ganglion ist dem sog. Drillingsnerv (Trigeminus, dem fünften Hirnnerven, nicht dem III.) zugeordnet und es bot sich an, ihn bei bestimmten Gesichtsschmerzen zu verkochen…

Allein wohin auch nie die milde Sonne blicket,
Wo ungestörter Frost das öde Tal entlaubt,
Wird hohler Felsen Gruft mit einer Pracht geschmücket,
Die keine Zeit versehrt und nie der Winter raubt.
Im nie erhellten Grund von unterirdschen Grüften
Wölbt sich der feuchte Ton mit funkelndem Kristall,
Der schimmernde Kristall sproßt aus der Felsen Klüften,
Blitzt durch die düstre Luft und strahlet überall.
O Reichtum der Natur! verkriecht euch, welsche Zwerge:
Europens Diamant blüht hier und wächst zum Berge

51 Das Gasser-Ganglion

Quelle: Wiki
Quelle: pinterest (Netter)

Das Gasser Ganglion (lat. Ganglion Gasseri, G. trigeminale, G. semilunare, kurz GG oder auch „GaGa“…)

ist ein sensibles, halbmondförmiges Ganglion („Nervenknoten“) des fünften Hirnnerven, also des N. Trigeminus (Drillingsnerv).

Hintergrund & Insiderwissen

Das schon vor Gasser (z.B. durch Giovanni Domenico Santorini, s.d.) beschriebene Ganglion liegt innen an der Felsenbeinpyramide. In ihm liegen die Nervenzellkörper der afferenten Neurone des V. Hirnnerven, die pseudounipolare Nervenzellen unterschiedlichen Myelinisierungsgrades darstellen.

NB: Das G. trigeminale entspricht dem Spinalganglion eines Rückenmarksnerven. Die Blutgefäßversorgung erfolgt über die A. meningea accessoria.

Klinische Bedeutung

Von Bedeutung ist das GG v. a. bei der Behandlung der extrem schmerzhaften Trigeminusneuralgie. Mit Ausschaltung der entsprechenden Nerven – heute meist mittels perkutaner Thermokoagulation – kann oft eine deutliche Schmerzlinderung erzielt werden. Dies ist möglich, weil die schmerzleitenden C-Fasern weniger stark myelinisiert sind und damit leichter ausgeschaltet werden können. In Kurznarkose wird das Ganglion aufgesucht und koaguliert, wodurch die C-Fasern zugrunde gehen und die Schmerzleitung unterbrochen wird.

Gasserektomie: Entfernung (Exstirpation) des Ganglion trigeminale

Die Entfernung bzw. Zerstörung des Ganglions ist z.B. auch eine Option beim Zoster opthalmicus. Dabei handelt es sich um eine äusserst schmerzhafte Ganglionitis des 1. Trigeminusastes (Ramus ophthalmicus). Er beginnt mit heftigen, halbseitigen Kopfschmerzen u. prallem Lidödem; nach etwa 1 Wo. Bläschenausschlag an Stirn, Nasenwurzel, behaarter Kopfhaut; oft auch Konjunktivitis, Hornhautbeteiligung (Zoster corneae; mit Hornhautödem, -hypästhesie, Keratitis mit Bläschen- und – hartnäckiger – Geschwürsbildung, Hornhauttrübungen); ungünstigenfalls Iritis/Zyklitis mit Steigerung des Augendrucks, Optikusneuritis.

Siehe auch: Arnolds Ganglion, Andersch-Ganglien, Ehrenritter-Müller-Ganglion, Jacobson-Anastomose, Galens Anastomose

Johann Lorenz (Laurentius) Gasser

(* 9. März 1723 in Maria Saal; † 3. April 1765 in Wien)

war ein österreichischer Arzt und Anatom des 18. JH.

Sein Schüler Raimund Balthasar Hirsch (1744-1778) kam auf die Idee, das Ganglion nach seinem Lehrer zu benennen… (1765, nach dessen Tod versteht sich…)

Johann Lorenz (Laurentius) Gasser

Biographisches

Bereits als junger Dozent vertrat Gasser an der Universität Wien die Anatomie-Vorlesungen von Franz Joseph Jaus (1696-1761), der seine diesbezüglichen Pflichten vernachlässigte. Gassers Vorlesungen wurden begeistert aufgenommen. Gerard van Swieten (1700–1772) und Anton de Haën (1704–1776) waren von ihnen so angetan, dass sie seine Promotion zum Doktor der Medizin ohne Prüfung erwirkten. Im selben Jahr wurde er Professor und auf den Lehrstuhl für Anatomie berufen.

Werke, Literatur & Veröffentlichungen

Paris Quinti Nervorum Encephali Disquisitio Anatomica In Quantum Ad Ganglion Sibi Proprium, Semilunare, Et Ad Originem Nervi Intercostalis Pertinet

Antonius Balthasar Raymundus HIRSCH (Verlag Kaliwodiana, 1765)

Format: Abstract

J Neurosurg. 2013 Sep;119(3):778-84. doi: 10.3171/2013.4.JNS121340. Epub 2013 May 10.

Antonius Balthazar Raymundus Hirsch and the peregrination of „gasserian ganglion“.

Sonig A, Thakur J, Grass M, Khan IS, Gandhi V, Nanda A.

Author information

Zusammenfassung (Übersetzung: jols…)

Die anatomische Beschreibung des Ganglions des fünften Hirnnerven ließ vor dem Werk von Antonius Balthazar Raymundus Hirsch (1744-1778) Details vermissen. Hirsch verwendete neue Seziertechniken, die zur genauesten Darstellung des Ganglion trigeminale (Gasser Ganglion) führte. 1765 veröffentlichte der 21-Jährige diese Ergebnisse in seiner Dissertation: Quinti Nervorum Encephali Disquisitio Anatomica In Quantum Ad Ganglion Sibi Proprium, Semilunare, Et Ad Originem Nervi Intercostalis Pertinet [Selbst mit dem großen Latinum fällt es mir schwer, das zu übersetzen: Anatomische Untersuchung des fünften Hirnnerven, soweit es sich auf das Ganglion Semilunare selbst und auf den Ursprung des Interkostalnerven erstreckt – oder so ähnlich…].

Microsoft kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Eine anatomische Untersuchung des fünften Nervenpaares des Gehirns, soweit es sich auf das Ganglien auf sich selbst bezieht, das Semilunar, und auf die Quelle des interkostalen Nervs].

Hirsch schrieb seine Doktorarbeit als Paean (Lobgesang) an seinen kranken Lehrer Johann Lorenz Gasser, aber Gasser starb, bevor Hirsch seine These verteidigen konnte. Danach bewarb sich Hirsch als Lehrer an seiner Alma Mater, der Universität Wien, aber die Universität beachtete seine Bewerbung nicht und hielt ihn für zu jung für diese Position. Seltsamerweise starb Hirsch im Alter von 35 Jahren.

Für die aktuelle Arbeit wurde die Bibliothek der Universität Wien kontaktiert, und Anton Hirschs These wurde digitalisiert und anschließend aus dem Lateinischen ins Englische übersetzt. Die Autoren versuchen hier, die Erforschung des Ganglions des fünften Hirnnerven in eine historische Perspektive zu stellen und die Entwicklung seiner anatomischen Beschreibungen nachzuzeichnen.

PMID: 23662825 DOI: 10.3171/2013.4.JNS121340

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