50 shades of brain > 41 Exners Plexus

Von Ehrenritter weiß man gar nichts, vom anderen Österreicher Exner schon ein bisschen mehr…

Bei Exner handelt es sich auch um einen dieser unheimlichen und unverständlichen Gehirnforscher, die scheinbar tausende von Forschungen und Untersuchungen auf den Weg gebracht haben, die – moralisch und zutiefst unmoralisch zugleich – ihren Einfluss bis heute geltend machen und ihre geistigen Fußstapfen wie Tibet-Yetis in den vergänglichen Schnee des Himalaya-Gebirges hinterlassen bzw. in den elfenbeinernen Türmen der unverbesserlichen Gelehrten eingesperrt gehören…

Der gleiche Exner, der hunderten vielleicht tausenden Hunden und anderen unglückseligen Kreaturen, die Kehlen bzw. deren Kehlkopfnerven hat durchschneiden lassen, um sie dann nach Wochen oder Monaten zu sezieren und zu schauen, was aus den Kehlköpfen geworden ist…, dieser gleiche Exner erlaubte sich 1892 über Moral  zu schwadronieren… Aber Moral ist ja auch Gegenstand der aktuellen Hirnforschung…

Vordergründig sind Exner-Nerven und Exner-Plexus nach ihm benannt.

Wirklich interessant sind sein Exner-Schreibzentrum im Gehirn, seine Kehlkopfstudien und seine Neuronentheorie.

Wenn Titans erster Strahl der Gipfel Schnee vergüldet
Und sein verklärter Blick die Nebel unterdrückt,
So wird, was die Natur am prächtigsten gebildet,
Mit immer neuer Lust von einem Berg erblickt;
Durch den zerfahrnen Dunst von einer dünnen Wolke
Eröffnet sich zugleich der Schauplatz einer Welt,
Ein weiter Aufenthalt von mehr als einem Volke
Zeigt alles auf einmal, was sein Bezirk enthält;
Ein sanfter Schwindel schließt die allzu schwachen Augen,
Die den zu breiten Kreis nicht durchzustrahlen taugen

41 Exners Plexus

Exner-Plexus

Es handelt sich um ein Geflecht oberflächlicher tangentialer Nervenfasern in der sog. molekularen Schicht der Hirnrinde (s. Exkurs Schichten der Hirnrinde)

Siehe auch: Bechterew, Baillarger, Gennari, Kaes

Nach Exner sind auch benannt (angeblich „obsolet“, früher mit Siegmund Exner assoziiert“…)

Exnersches Areal

Es handelt sich um eine Gehirnregion oberhalb des Broca-Areals (s.d.) und vor dem präzentralen motorischen Kortex. (das scheint so nicht richtig zu sein: Laut folgendem Text (aus Spektrum.de: Lexikon der Neurowissenschaft) ist der präzentrale motorische Cortex das Exner-Areal…)

Exner-Schreibzentrum

Es soll im hinteren Teil des gyrus frontalis medialis lokalisiert sein… (einen Unterschied zum Exnerschen Areal vermag ich nicht zu erkennen…)

Exner-Nerv

Es handelt sich um den N. laryngeus inferior (ein Nerv, der vom pharyngealen Plexus zur Krikothyroid-Membran verläuft). Er ist der Endast des berühmten N. Laryngeus Recurrens (rückläufiger Kehlkopfnerv), der aus dem N. Vagus hervorgeht… (s. Exkurs)

Exner-Reflex (engl.: Exner’s needle reflex)

Das Roche Lexikon meint dazu: Reflektorische Erschlaffung der umgebenden Darmwand nach Einspießen einer verschluckten Nadel. Führt u.U. zum Kippen der Nadel („Kopf“ nach vorn) in die klaffende Öffnung u. zur Austreibung durch Peristaltik.

Exners Neuronentheorie

Exnersche Körper: kleine mit Flüssigkeit und eosinophilem Membran-Material gefüllte Räume

NB: Die Call-Exner-Bodies haben nichts mit dem Gehirn zu tun… (Es handelt sich um durch Gewebsverflüssigung entstandene Aufhellungen in Tumorgeweben).

Mit PAS-positivem Material gefüllte Hohlräume, die von radiär angeordneten Granulosazellen umgeben sind und häufig abgelöste Granulosazellen enthalten. Call-Exner-Körperchen kommen in der Membrana granulosa reifer Follikel im Ovar und in Granulosa-Thekazell-Tumoren vor. Pschy

Exkurs: Wernicke-Geschwind-Modell

das erste differenzierte neurologische Modell der Sprache (Neurolinguistik) und eines der wissenschaftshistorisch wichtigsten Hirnmodelle überhaupt; 1874 von dem deutschen Nervenarzt Carl Wernicke (s.d.) aufgestellt und in den 1960er Jahren von dem US-amerikanischen Neurologen und Neurowissenschaftler Norman Geschwind (1926-1984) weiterentwickelt. Es basierte auf der Analyse von Läsionen und besteht aus sieben Hauptkomponenten:

Gesprochene Wörter werden vom primären auditorischen Cortex (Heschl-Windungen, s.d.) wahrgenommen; geschriebene Wörter werden vom primären visuellen Cortex wahrgenommen; gelesene Wörter werden im Gyrus angularis in einen auditorischen Code übersetzt; Zentrum des Sprachverständnisses ist das Wernicke-Areal (Areal 22); Programme zur Artikulation sind im Broca-Areal enthalten; Signale vom Wernicke- zum Broca-Areal werden über den linken Fasciculus arcuatus übertragen; die Artikulationsmuskulatur wird vom primären Motorcortex kontrolliert. Das Modell gibt folgende Erklärungen:

1) Das Sprachverstehen erfolgt durch die Verarbeitung gehörter Wörter in den Brodmann-Arealen 41 und 42 sowie im Wernicke-Areal und dem damit verbundenen Assoziationscortex.

2) Das Sprechen wird von kognitiven Prozessen in polymodalen Assoziationsarealen der Großhirnrinde über das Wernicke-Areal, das Broca-Areal, das Gesichtsareal in der somatosensorischen und motorischen Rinde beidseitig der Zentralfurche sowie die Hirnnerven ausgelöst. Vom Wernicke- zum Broca-Areal gibt es eine „Einbahnstraßen-Verbindung“, den Fasertrakt Fasciculus arcuatus.

3) Das Lesen erfolgt durch die visuelle Verarbeitung in den Brodmann-Arealen 17 (primärer visueller Cortex), 18 und 19 (sekundärer visueller Cortex), 39 (Gyrus angularis) und im Wernicke-Areal.

4) Schreiben erfolgt über den prämotorischen Cortex (Exner-Region) oberhalb des Broca-Areals.

Das Modell war ein wichtiger Ansatz zur Erklärung von Sprache und Aphasien und hat viele weitere Untersuchungen angeregt, ist aber unzureichend, um alle heute bekannten Fakten zu erklären. Die Funktionen der Broca- und Wernicke-Areale sind nicht so eindeutig, wie früher angenommen wurde. Aphasische Patienten zeigen fast immer expressive und rezeptive Symptome, die Begriffe Broca-Aphasie und Wernicke-Aphasie beschreiben nur die überwiegende Störung. Der Fasciculus arcuatus ist eine bidirektionale Leitungsbahn und verbindet auch andere kortikale Areale (sensorische Regionen mit Bereichen der präfrontalen und prämotorischen Rinde). Die lineare Anordnung der Informationsflüsse ist der Vorstellung paralleler Verschaltungen (Mehrwegmodelle) gewichen. Außerdem sind mehrere andere Hirnregionen bei der Verarbeitung von Sprache beteiligt, auch subkortikale Bereiche.


Die an der Sprache beteiligten Hirnrindenregionen nach dem Wernicke-Geschwind-Modell; Quelle:

Exkurs: Der Nervus laryngeus recurrens (dt. rückläufiger Kehlkopfnerv, Stimmnerv, NLR) ist ein Ast des zehnten Hirnnervs, also des N. Vagus.

Er trennt sich in Höhe der oberen Thoraxapertur (Brusteingang) vom Vagus, beschreibt links eine Schlinge um den Aortenbogen und rechts um die Arteria subclavia und zieht an der Luftröhre zurück zum Kehlkopf, wo er einige Äste zur Versorgung von Speise- und Luftröhre abgibt. Der restliche kehlkopfnahe Abschnitt wird nun beim Menschen als Nervus laryngeus inferior bezeichnet. Er versorgt alle Kehlkopfmuskeln mit Ausnahme des M. cricothyroideus, welcher vom oberen Kehlkopfnerv innerviert wird. Im Recessus piriformis gibt es eine Verbindung zwischen beiden Kehlkopfnerven, die als Galen-Anastomose (s.d.) bezeichnet wird.

Der auffällige Verlauf des N. laryngeus recurrens ergibt sich aus komplexen ontogenetischen Prozessen und ist unmittelbar durch den sog. Abstieg (Deszensus) des Herzens beim Embryo bedingt. Phylogenetisch interpretiert gilt der rückläufige Kehlkopfnerv als ursprünglich sechster Kiemenbogennerv. Sein seltsam wirkender Verlauf wird historisch mit Verweis auf die Topologie von als homolog gewerteten Strukturen interpretiert und soll sich durch die Umbildung der sogenannten Kiemenbogen ergeben haben… (ja mei…).

Selten ist ein abweichender Verlauf dieses Nerven ohne Schlinge um den Aortenbogen, bei dem der Nerv einen weitgehend geraden Verlauf nimmt. Bei dieser Varietät besteht im Rahmen von Schilddrüsenoperationen und besonders bei operativer Entfernung der Nebenschilddrüsen eine erhöhte Verletzungsgefahr. Sie ist i.d.R. mit der Varietät einer Arteria lusoria assoziiert, die in einer dreidimensionalen Dünnschicht-Computertomographie zur Verhinderung einer Nervenverletzung vor einer Nebenschildrüsen-Op abgeklärt werden kann.

NB: Der extrem lange Umweg, den der Nerv durch den Körper macht (bei der Giraffe beträgt die Länge fast 5 Meter) wird von Evolutionsbiologen als Beweis für die Evolution aufgeführt. Bei einem „konstruierten Lebewesen“ wäre es unsinnig gewesen, einen solch langen Verlauf zu wählen. Der Nerv hat diese Länge dadurch erreicht, dass im Laufe der Evolution der Hals länger wurde und das Herz tiefer in den Körper gewandert ist.

Klinische Bedeutung

Einseitige Läsionen des NLR, z.B. durch mechanische Schädigung bei Halsoperationen (Schilddrüsenentfernung), Entzündungen in seiner Umgebung oder des Nerven selbst – führen zu einer Lähmung der Stimmbänder (Rekurrensparese) und damit zu einer heiseren Stimme. Beidseitige Schädigungen führen zudem zu starker Atemnot, da durch die nicht weit genug geöffnete Stimmritze die Atmung behindert wird.

Quellen, Literatur & Veröffentlichungen

Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher: Prometheus. Lernatlas. Kopf, Hals und Neuroanatomie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2015

Jacopo D’Agostino, Michelle Diana, Michel Vix, Luc Soler, Jacques Marescaux: Three-Dimensional Virtual Neck Exploration before Parathyroidectomy. New England Journal of Medicine 2012; Band 367, Ausgabe 11 vom 13. September 2012

Mammal Anatomy: An Illustrated Guide. Marshall Cavendish Corporation, 2010

Richard Dawkins: 11. History written all over us. In: The greatest show on Earth. Free Press, New York 2009, (Abgerufen am 21. November 2009).

Siehe auch: Arnolds Nerv, Lancisi-Nerv, Jacobsons Anastomose, Galens Anastomose

Siegmund Exner

(ab 1917 Siegmund Ritter Exner von Ewarten, auch Sigmund Exner, Siegmund Exner-Ewarten und Sigmund Exner Ritter von Ewarten)

(* 05.04.1846 in Wien; 05.02.1926 in Wien)

war ein österreichischer Arzt und Physiologe im Wien des 19./20. JH.

Biographisches

Er wurde 1846 als viertes von sechs Kindern des Philosophieprofessors und Schulreformers Franz Serafin Exner und seiner Frau Charlotte Dusensy in Wien geboren. Seine Brüder Adolf Exner, Karl Exner und Franz-Serafin Exner wurden, wie er selbst, später berühmte Professoren (s. Exkurs).

Seine Schwester Marie Exner (1844-1925), verheiratet mit Anton von Frisch, und ihr Bruder Adolf Exner waren befreundet mit dem Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller (1819-1890), daneben auch mit der mährisch-österreich. Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916, die mit dem Krambambuli…) und der dt. Schriftstellerin Ricarda Huch (1864-1916). Ihr Sohn Karl von Frisch (1886-1982) war Zoologe und wurde Nobelpreisträger für Medizin.

Siegmund Exner besuchte das Akademische Gymnasium in Wien, studierte dort ab 1865 Medizin unter Ernst Wilhelm Ritter von Brücke (1819 – 1892, ein deutsch-österreichischer Physiologe, 1848 wurde er Nachfolger von Friedrich Burdach (s.d.) in Königsberg), von 1867 bis 1868 in Heidelberg unter Hermann von Helmholtz (1821-1894).

1870 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert und war zunächst Assistent, 1871 Privatdozent (PD) und 1875 außerordentlicher (a.o.) Professor am Physiologischen Institut in Wien. Am Physiologischen Institut des Pharmakologen Franz (Theodor?) von Brücke (1908-1970) begegnete er dem Psychiater Sigmund Freud (1856-1939) und dem Neurologen Josef Breuer (1842-1925), die ihn wesentlich beeinflussen sollten. Im Jahr 1884 wurde Exner-zum Mitglied der Leopoldina (s.d.) gewählt.

Aus der Ehe von Siegmund Exner mit Emilie geb. von Winiwarter (1847–1909) gingen zwei Kinder hervor: 1875 der Chirurg und Universitätsprofessor Alfred von Exner-Ewarten (1875-1921) und 1876 der Meteorologe, Geo-Physiker und Universitätsprofessor Felix Maria von Exner-Ewarten (1876-1930).

Exner wurde nach seinem Tod auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt (Es lebe der Zentralfriedhof…).

Der Wiener Zentralfriedhof, Quelle:

Auszeichnungen & Ehrungen

1891 wurde Exner als Nachfolger von Wilhelm Brücke auf das Ordinariat für Physiologie an der Universität Wien berufen. 1897 wurde er zum k.u.k Hofrat ernannt. Den Vorstand des Instituts für Physiologie der Universität Wien hatte er bis 1917 inne. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universitäten Leipzig und Athen.

Ab 1910 war er Präsident der Ärztegesellschaft in Wien. 1917 wurde er, auch auf Grund seiner Verdienste für den medizinisch-physiologischen Unterricht, zum Ritter geadelt.

Zugabe: Die Exners

Franz Serafin Exner (* 28. August 1802 in Wien; † 21. Juni 1853 in Padua) war ein österreichischer Philosoph. Er war Professor der Philosophie und bedeutender Universitäts- und Schulreformer.

F.S. Exner war der einzige Sohn des aus Preußisch-Schlesien eingewanderten Zollbeamten Josef Exner (1770–1836) und dessen Frau Magdalena, geb. Supper von Rauchenwarth, Tochter eines Weinbauern aus Gumpoldskirchen, Niederösterreich. Nach Besuch des Gymnasiums in Wien studierte er von 1818 bis 1821 Philosophie und ab 1822 auch Rechtswissenschaft. Nach einem Studienaufenthalt 1823 in Padua und Promotion 1827 in Wien war er bis 1831 Lehrassistent für Erziehungskunde und Philosophie. Der Einfluss seines Lehrers, des Philosophen Leopold Rembold (1785-1844) in Wien brachte ihn zu dem Entschluss, sich ganz der Philosophie zu widmen.

Im Alter von 29 Jahren wurde er 1831 auf die Ordentliche Professur für Philosophie in Prag berufen, wo er 17 Jahre – bis zu seiner Berufung als Ministerialrat im Unterrichtsministerium (Referat für Unterrichtsreform) in Wien 1848 – blieb.

1840 heiratete Franz Exner in Prag Charlotte Dusensy (1816–1859). Zu seinen Kindern zählen, abgesehen von einem Frühverstorbenen, vier Söhne und eine Tochter:

der Jurist Adolf Exner (1841–1894),

der Physiker Karl Exner (1842–1914),

der Physiker Franz Serafin Exner (1849–1926),

der Arzt und Physiologe Sigmund Exner (1846–1926),

Marie von Frisch, geb. Exner, Mutter des Zoologen, Verhaltensforschers und Nobelpreisträgers Karl von Frisch (1886-1982).

Während seiner Prager Zeit lehnte er mehrere Rufe ab (Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1842, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1845).

Bereits seit 1844 war er im Rahmen einer Ratgebertätigkeit mit der Ausarbeitung eines neuen Studienplanes und einer neuen Unterrichtsordnung durch die Studienkommission in Wien beauftragt und Mitglied der Studienkommission zur Reform des höheren Unterrichts- und Hochschulwesens in Wien.

1848 kehrte er als Ministerialrat in das Unterrichts-Ministerium (Referat für Unterrichtsreform) nach Wien zurück, wo er in der Zeit von 1849 bis 1851 unter Minister Leo Graf von Thun-Hohenstein (1811-1888), der in Prag sein Schüler und Anhänger seiner Reformgedanken gewesen war, maßgeblich an der Umorganisation des Universitätsbetriebes beteiligt war, die sich vornehmlich mit der Lehr- und Lernfreiheit und der Verbindung von Forschung und Lehre befasste. Um die Nachhaltigkeit und Dynamik der Projekte nicht zu gefährden, lehnte er mehrfach das Angebot eines Ministerpostens ab. Schon schwer erkrankt ging er 1852 als Ministerialkommissär für das lombardisch-venezianische Schulwesen nach Oberitalien, um in jenen Provinzen, die damals noch einen Teil des Kaisertums Österreich bildeten, die Studienreform zu betreiben. Infolge einer rasch fortschreitenden Lungenkrankheit ereilte ihn 1853 in Padua ein früher Tod. Im Renaissancehof der Universität Padua befindet sich ein ihm gewidmeter Gedenkstein.

Pädagogisches Werk

Exners Schriften sind zum Hauptteil philosophischer Natur. Er war Herbartianer; es ist vor allem seine Hegel-Kritik, durch die er über die Grenzen Österreichs bekannt wurde. Sein Engagement ist in praktischer Hinsicht ein Meilenstein für die Reform des Bildungswesens in Österreich. Er näherte sich in seinen Vorhaben den deutschen Studienverhältnissen an. In enger Zusammenarbeit mit dem Philosophen Hermann Bonitz (1814-1888), den Exner sich aus Berlin zu Hilfe gerufen hatte, führte er den Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich aus. Die Umwandlung sechsklassiger Gymnasien in achtklassige wurde zur Basis für die Neuorganisation des universitären Studiums, da nun die zweijährigen allgemeinen philosophischen Studien an das Gymnasium angegliedert wurden.

Literatur & Veröffentlichungen

Die Stellung der Studierenden auf den Universitäten. Eine Rede (Prag 1837)

Über Nominalismus und Realismus (Prag 1842)

Über Leibnizens′ Universal-Wissenschaft (Prag 1843)

Die Psychologie der Hegelschen Lehre. 2 Hefte (Leipzig 1842 und 1844)

Über die Lehre von der Einheit des Denkens und Seins (Prag 1848)

Mit Hermann Bonitz: Organisationsentwurf für österreichische Gymnasien und Realschulen (Wien 1849)

Constantin von Wurzbach: Exner, Franz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 4. Theil. Verlag der typogr.-literar.-artist. Anstalt (L. C. Zamarski, C. Dittmarsch & Comp.), Wien 1858 (Digitalisat).

Carl von Prantl: Exner, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877

Exner Franz Serafin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957.

Richard Meister: Exner, Franz Seraphin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959. (Digitalisat).

Deborah R. Coen: Vienna in the age of Uncertainty. Univ. of Chicago Press, 2007

Wolfgang Brezinka: Pädagogik in Österreich. Band 1: Einleitung: Schulwesen, Universitäten und Pädagogik an der Universität Wien. Wien 2000

S. Frankfurter (Hrsg.): Graf Leo Thun-Hohenstein, Franz Exner und Hermann Bonitz. Hölder, Wien 1893, DNB 579403599.

Zugabe: Die „Brückes“ machen es einem auch nicht leicht…

Ernst Theodor von Brücke (* 8. Oktober 1880 in Wien; † 12. Juni 1941 in Boston, Massachusetts)

war ein österreichischer Arzt und Physiologe.

E. T. von Brücke wuchs in einer jüdischen Wiener Familie auf. Er war der Sohn des Hofrates am Wiener Oberlandesgericht Theodor von Brücke (1853–1918) und der Emilie (Milly), geb. Wittgenstein (1853–1939).

Von Brücke studierte Medizin an der Universität Wien und der Universität Leipzig. An der Universität Wien wurde er 1905 promoviert. Seine Habilitation erfolgte 1908 am Physiologischen Institut der Universität Leipzig bei Ewald Hering (1834-1918), wo er ab 1905 als Assistent tätig war. Hier wirkte er ab 1908 als Privatdozent für Physiologie und wurde 1913 zum ao. Professor ernannt. 1916 wurde er als Nachfolger von Wilhelm Trendelenburg (1877-1946) ordentlicher Professor und Vorstand des Physiologischen Institutes der Universität Innsbruck. Im Studienjahr 1926/27 war er Rektor der Universität. Aus Verbundenheit zu Innsbruck lehnte er 1924 eine Berufung nach Basel ab. Er war ab 1922 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien und ab 1925 Mitglied der Sektion Physiologie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Nach dem „Anschluss Österreichs“ wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft am 14. April 1938 von der Universität Innsbruck auf Druck der nationalsozialistischen Studentenschaft entlassen. Brücke emigrierte 1939 in die USA, wo er am Institut von Alexander Forbes (1882–1965) an der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts als Gastprofessor Aufnahme fand. Von Brücke verstarb 1941 in Boston.

 „Seine Hauptarbeitsgebiete waren die Nerven- und die Muskelphysiologie; er entwickelte das Verfahren der gleichzeitigen, „schwebenden“ Reizung von reflexerregenden und reflexhemmenden Nerven mit verschiedenen Frequenzen. Weitere Untersuchungen betrafen die Funktion vegetativer Organe, Fragen der vergleichenden Physiologie und der physiologischen Optik, über die von Brücke mit seinen Schülern in mehr als 140 Einzelarbeiten berichtet hat.“

Ernst Theodor von Brücke heiratete 1905 Pauline geb. Roelfs. Das Paar hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Der Sohn Franz Theodor von Brücke (1908–1970) wurde ebenfalls ein bekannter Arzt und Pharmakologe. Unter den norddeutschen Vorfahren finden sich Goldschmiede, Maler und Kupferstecher.

Der erste bedeutende Naturwissenschaftler in der Familie war Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892), der Großvater Ernst Theodors. Er wurde 1849 auf den Lehrstuhl für Physiologie in Wien berufen und seiner Verdienste wegen 1873 nobilitiert.

Ab 1930 war Brücke in zweiter Ehe verheiratet mit der Gynäkologin Dora Brücke-Teleky (1879-1963).

Quellen, Veröffentlichungen & Literatur

Über die Beziehungen zwischen Aktionsstrom und Zuckungen des Muskels im Verlaufe der Ermüdung. Habilitationsschrift, 1908

Über die Grundlagen und Methoden der Grosshirnphysiologie und ihre Beziehungen zur Psychologie (nach einer am 18. Dezember 1913 an der Universität Leipzig gehaltenen Antrittsvorlesung), Fischer, Jena 1914

Der Säugetierorganismus und seine Leistungen (= Bücher der Naturwissenschaft.) Reclam, 1914

Teil 1: Der Stoffwechsel und seine Hilfsvorrichtungen

Teil 2: Die Funktionen des Nerven- und Muskelsystems und die Wechselwirkung der Organe

Vom biologischen Sinne des Sportes (akademische Rede, gehalten bei der Übernahme des Rektorates an der Universität Innsbruck am 22. November 1926), Springer, Wien 1926

Ernst [Wilhelm von] Brücke. Biographie, Springer, Wien 1928

Theodor von der Wense: Brücke, Ernst Theodor von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955 (Digitalisat).

Brücke Ernst Theodor von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957

Alma Kreuter: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. de Gruyter, Berlin / Boston 1995 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)

Heinz Huber: Geschichte der Medizinischen Fakultät Innsbruck und der medizinisch-chirurgischen Studienanstalt: (1673–1938). Böhlau, Wien 2010 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)

Ernst Theodor Brücke, kMI 1922. In: GEDENKBUCH für die Opfer des Nationalsozialismus an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. (oeaw.ac.at).

Weblinks

Ernst Theodor Brücke (1880–1941). im iPoint-Archiv der Universität Innsbruck

Hermann Ziegenspeck: Brücke, Ernst Wilhelm von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955 (Digitalisat).

Ernst-August Seyfarth: Ernst Theodor von Brücke (1880–1941) and Alexander Forbes (1882–1965): Chronicle of a Transatlantic Friendship in Difficult Times. Abstract von: Perspectives in Biology and Medicine, Volume 40, Nr. 1, Autumn 1996 (englisch) Online bei Project MUSE

Sabine Fisch: Fleiß, Ausdauer, Gewissenhaftigkeit. (Teil 1) In: Ärzte Woche, Springer, 1/2008 Online (Memento vom 6. Dezember 2016 im Internet Archive) bei SpringerMedizin.at.

Wissenschaftliches Werk

Siegmund Exner gilt als einer der Väter der vergleichenden Physiologie, der Hirnforschung und der Wahrnehmungspsychologie aus physiologischer Sicht. Eines seiner Hauptarbeitsgebiete galt der Sinnesphysiologie mit Studien über den Geruchssinn, über die Netzhaut, über Farbkontrast und über das Sehen der Facettenaugen. Besondere Bedeutung hatten seine Arbeiten über die Lokalisation von Verhaltensfunktionen im Gehirn, speziell seine Arbeiten zur Funktionsarchitektur der Sehrinde.

Daneben beschäftigte er sich mit der Organisation der assoziativen Verbindungen im Gehirn. 1894 publizierte er einen „Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen“ mit den Konzepten eines neuronalen Netzes und lokaler Lernregeln in parallelverarbeitenden Nervennetzen.

Er folgerte, dass Denken und Bewusstsein Funktionen der Netzwerk-Architektur des Gehirns sein müssen. In einer Zeit, in der die Arbeitsweise des Gehirns im Wesentlichen noch im Dunkeln lag, formulierte er in seinen Publikationen bereits lokale Lernregeln in parallelverarbeitenden Nervennetzen!

Auch den kulturell-künstlerischen Horizont Wiens beeinflussten Exners Arbeiten. Neben einer Studie zur ikonographischen Darstellbarkeit schwebender Figuren zählte Siegmund Exner zusammen mit Friedrich Franz Scheirl (keine Daten…) und Josef Pommer (1845-1918, der mit dem Deutschen Volkslied…) zu den Initiatoren und Gründern des Phonogrammarchivs der Akademie der Wissenschaften.

Die Wiederauflage 2004 seines Werkes „Über das Schweben der Raubvögel“ verbindet das Staunen des Physiologen über die Wunder der Natur und der Kunst des Menschen (wiki).

Was gibt es Neues von Exners Areal?

Neues vom graphomotorischen Areal nach Exner

(The graphemic/motor frontal area Exner’s area revisited). Roux FE, Dufor O, Giussani C, Wamain Y, Draper L, Longcamp M, Démonet JF.

1881 beschrieb Exner ein graphomotorisches Bildzentrum (graphic motor image center) in der Mitte des frontalen Gyrus. Aktuelle psycholinguistische Modelle für die Handschrift schließen die Umwandlung abstrakter, orthographischer Repräsentationen in motorische Repräsentationen mit ein, bevor eine Sequenz angemessener Handbewegungen produziert wird. Direkte kortikale Stimulation und funktionelle MRI wurden herangezogen, um frontale Areale, welche beim Schreiben involviert sind, zu untersuchen.

… die Umwandlung abstrakter, orthographischer Darstellungen in motorische Repräsentationen, bevor eine Abfolge geeigneter Handbewegungen erzeugt wird. Direkte kortikale Stimulation und funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI) wurden verwendet, um die menschlichen frontalen Areale zu untersuchen, die beim Schreiben beteiligt sind.

Methodik

Kortikale elektrische Stimulation wurde intraoperativ während der Entfernung von Hirntumoren herangezogen, um die Areale zu identifizieren, welche involviert sind beim Sprechen (Lesen und Benennen) sowie beim Schreiben, um sie während des chirurgischen Eingriffs zu schonen. Das fMRI Aktivierungsexperiment schloss 12 gesunde Rechtshänder und 12 Linkshänder mit ein (Diktat ohne visuelle Kontrolle und Kontrollaufgaben.

Ergebnisse

Direkte kortikale elektrische Stimulation von Gebieten rostral des Brodmann Areals 6 (primäres motorisches Handareal) verschlechterte die Handschrift … ohne die Handbewegungen selbst oder verbale Sprachaufgaben zu beeinträchtigen. … Die Stimulation tieferer frontaler Regionen führte zu kombinierten Defiziten bestehend aus Handschriftbeeinträchtigung und anderen sprachlichen Aufgaben. fMRI zeigte auch selektive Aktivierung während Wörterschreibens im linken versus im rechten BA6 in Abhängigkeit von der Händigkeit der Probanden.

Bei 6 anderen Patienten zeigte die Stimulation tieferer Frontalregionen Defizite, welche Handschrift mit anderen Sprachaufgaben kombinierten. fMRI zeigte auch selektive Aktivierung während des Schreibens von Wörtern im linken versus rechten BA6 je nach Händigkeitt. Dieser Bereich wurde anatomisch mit den Bereichen abgeglichen, die die Handschrift nach elektrischer Stimulation beeinflussten.

Beurteilung

Ein Gebiet im mittleren frontalen Gyrus (BA6), das wir als graphemisches Areal bezeichnen (motorisches frontales Areal) unterstützt die Verbindung zwischen Orthographie und motorischen Programmen, welche spezifisch sind für die Handschrift.

Exkurs: Die Kehlkopfmuskeln

Sie sind der Teil der Skelettmuskulatur, der zwischen den versch. Knorpelelementen des Kehlkopfs verläuft. Die Bewegungen der Kehlkopfmuskulatur beeinflussen die Stimmbänder bzw. die Stimmritze, was die Phonation ermöglicht. Die Kehlkopfmuskeln werden daher aus funktioneller Sicht auch als Phonationsmuskulatur bezeichnet.

Zu den Kehlkopfmuskeln gehören folgende Muskeln:


Äußere Kehlkopfmuskulatur

M. crico-thyroideus („Anticus„): N. Laryngeus superio

Innere Kehlkopfmuskulatur: N. Laryngeus inferior

M. ary-epiglotticus -> Kehlkopfsphinkter
M. inter-ary-taenoidei
M. ary-taenoideus transversus
M. ary-taenoideus obliquus
M. crico-arytaenoideus posterior („Posticus„) -> Stimmritzenöffner
M. crico-arytaenoideus lateralis („Lateralis„) -> Hauptschliesser der Stimmritze
M. thyro-arytaenoideus
M. thyro-epiglotticus
M. vocalis („Internus„) -> Feineinstellung des Stimmbandes

NB: Die meisten (6 Stück) nennen sich Ary-Tenoidei…sogar 7 „Ary“…. Arytenoid -> „Schöpflöffel“

Quelle: By Anatomist90 – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19678689
Innervation

Alle inneren Kehlkopfmuskeln werden vom Exner-Nerv, also dem N. laryngeus inferior, einem Ast des N. laryngeus recurrens innerviert. Der M. crico-thyroideus wird dagegen motorisch vom Ramus externus des Nervus laryngeus superior versorgt….

Literatur & Veröffentlichungen

Exner, Sigmund (1878): Leitfaden bei der mikroskopischen Untersuchung thierischer Gewebe. Zweite, verbesserte Auflage (Leipzig 1878)

Exner, Sigmund (1882): Die Physiologie des Fliegens und Schwebens in den bildenden Künsten: Vortrag gehalten im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie am 5. Januar 1882 (W. Braumüller, Wien)

Die Innervation des Kehlkopfes. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 89 (1884)

Exner, Sigmund: Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen von Dr. Sigmund Exner: I. Theil. (F. Deuticke, Leipzig Wien 1894)

Exner, Sigmund: Über das Schweben der Raubvögel. In: Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere 114: (1906), Reprint 2004

mit Conrad Eckhard: Untersuchungen über die Localisation der Functionen in der Grosshirnrinde des Menschen (W. Braumüller, Wien 1881)

mit Conrad Eckhard: Die Physiologie der facettirten Augen von Krebsen und Insecten (F. Deuticke, Leipzig 1891)

(Da muss einem Herz und Geist aufgehen und der innere Horizont weitet sich – Tschick send me high…. Der Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi gilt als Schöpfer der Flow-Theorie…)

– wenn man mit solchen Titeln und Sentenzen konfrontiert wird… Was waren das für Überflieger!

Aber Obacht: Exner schrieb auch: „Die Moral als Waffe im Kampfe ums Dasein “ (1892)

Die Moral als Waffe im Kampfe ums Dasein ist ein unveränderter, hochwertiger Nachdruck der Originalausgabe aus dem Jahr 1892:

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Und dann veröffentlichte er auch noch über „Ermüdungsmessungen an schwachsinnigen Kindern mit Neuramöbimeter von Prof. Siegmund Exner“

Band 25 von Publikation des pädagogischen Laboratoriums an der n.-ö. Landeslehrerakademie in Wien (Karl Hilscher, Siegmund Exner, Veröffentlicht 1919)