50 shades of brain > 31 David: Davids Lyra

Davids Leier ist nach König David benannt, der mit seinen Psalmen auch gut ins Poesie-Album des Gehirns passt…

Einverstanden, er hat im Hirn nicht unbedingt was zu suchen. Aber seine Leier gibt es wirklich…

David singt vor Saul

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I

König, hörst du, wie mein Saitenspiel
Fernen wirft, durch die wir uns bewegen:
Sterne treiben uns verwirrt entgegen,
und wir fallen endlich wie ein Regen,
und es blüht, wo dieser Regen fiel.
Mädchen blühen, die du noch erkannt,
die jetzt Frauen sind und mich verführen;
den Geruch der Jungfraun kannst du spüren,
und die Knaben stehen, angespannt
schlank und atmend, an verschwiegnen Türen.
Daß mein Klang dir alles wiederbrächte.
Aber trunken taumelt mein Getön:
Deine Nächte, König, deine Nächte -,
und wie waren, die dein Schaffen schwächte,
o wie waren alle Leiber schön.
Dein Erinnern glaub ich zu begleiten,
weil ich ahne. Doch auf welchen Saiten
greif ich dir ihr dunkles Lustgestöhn? –

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II

König, der du alles dieses hattestund der du mit lauter Leben mich
überwältigest und überschattest:
komm aus deinem Throne und zerbrich
meine Harfe, die du so ermattest.
Sie ist wie ein abgenommner Baum:
durch die Zweige, die dir Frucht getragen,
schaut jetzt eine Tiefe wie von Tagen
welche kommen -, und ich kenn sie kaum.
Laß mich nicht mehr bei der Harfe schlafen;
sieh dir diese Knabenhand da an:
glaubst du, König, daß sie die Oktaven

eines Leibes noch nicht greifen kann?

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III

König, birgst du dich in Finsternissen,
und ich hab dich doch in der Gewalt.
Sieh, mein festes Lied ist nicht gerissen,
und der Raum wird um uns beide kalt.
Mein verwaistes Herz und dein verworrnes
hängen in den Wolken deines Zornes,
wütend ineinander eingebissen
und zu einem einzigen verkrallt.
Fühlst du jetzt, wie wir uns umgestalten?
König, König, das Gewicht wird Geist.
Wenn wir uns nur aneinander halten,
du am Jungen, König, ich am Alten,
sind wir fast wie ein Gestirn das kreist.

Rainer Maria Rilke Aus: Neue Gedichte (1907)

31 Davids Lyra

Psalterium (Davids Lyra, lat. Lyra Davidis, engl. David’s Lyra)

Es handelt sich um die commissura fornicis – und wurde wegen ihres Aussehens nach König Davids Leier  benannt…

Das Psalterium ist der Teil des Hirngewölbes (Fornix), der sich zwischen den beiden Gewölbekörpern (Corpora fornices) befindet.

Über das Psalterium werden Informationen zwischen beiden Fornices cerebri beim gemeinsamen Verlauf über den III. Ventrikel ausgetauscht.

Klinische Bedeutung

Bei einer Schädigung der Gewölbekommissur soll es zu Störungen beim Sprechen und Schreiben kommen.

Nach David sind auch benannt:

Davidstern

Davidpsalm

z.B. Psalm 34: als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech (1.Samuel 21,11–16)

Wer war David…?

David, Quelle:

Aus seinem Leben

(O.K. das hat zwar mit Medizin & insbesondere der Neuroanatomie gar nichts zu tun, dient aber der Auflockerung und Erbauung… Sie können das Kapitel auch überspringen…)

David war König von Juda und als Nachfolger Sauls auch von Israel. Er lebte um 1000 vC und gilt als Verfasser zahlreicher Psalmen, der sog. Davidpsalmen. Aus der prophetischen Zusage eines ewigen Bestands der Daviddynastie entwickelte sich die biblische Messias-Erwartung.

David wurde als jüngster Sohn Isais (Jesse) in Bethlehem geboren. Bereits als Knabe salbte ihn Samuel zum künftigen König. Bald kam er an den Hof Sauls, was in der Bibel in zwei sich gegenseitig ausschließenden Varianten erzählt wird.

In der ersten (1 Sam 16,14–23 EU) lässt Saul ihn holen, um sich durch Davids Spiel auf der „Harfe“ Kinnor aufmuntern zu lassen, denn er wurde „durch einen vom Herrn gesandten bösen Geist geplagt“. Unmittelbar daran (1 Sam 17 EU) schließt sich die bekannte Erzählung vom Sieg über den Riesen Goliat an: Der Hirtenjunge David, der eigentlich nur seinen im Heer dienenden Brüdern Brot und Käse bringen sollte, ertrug die lästerlichen Verhöhnungen des Vorkämpfers der Philister nicht. Daraufhin wurde er Saul vorgestellt und mit dessen eigener Rüstung ausgestattet, verzichtete jedoch auf diese und tötete den in Bronze und Eisen gepanzerten Philister (ein Hinweis auf die beginnende Eisenzeit im östlichen Mittelmeerraum) mit einer einfachen Steinschleuder. Daraufhin erkundigte sich Saul, wessen Sohn dieser tapfere Junge sei, und ließ ihn an seinen Hof kommen.

Am Hof zog David bald die Eifersucht Sauls auf sich, da er als größerer Held erschien als der König. Saul versuchte daraufhin mehrmals, ihn zu töten. David wurde von Saul in ein Gefecht gegen die Philister entsandt, aus dem er ihm 100 Vorhäute von getöteten Philistern bringen sollte. Saul ging davon aus, dass David in diesem Gefecht sterben würde. Falls es David jedoch gelänge die Vorhäute zu erbeuten, versprach Saul ihm seine Tochter Michal zur Frau. David überlebte nicht nur den Kampf, sondern brachte Saul sogar 200 Vorhäute von getöteten Philistern. Somit war die Ehe von David und Michal besiegelt (1 Sam 18,17–28 EU). Michal warnte David vor weiteren Mordabsichten ihres Vaters (1 Sam 19,11-18 EU) und verhalf ihm zur Flucht. Auch Sauls Sohn Jonatan, mit dem David eng befreundet war (1 Sam 19,1–7 EU), unterstützte ihn.

David schlug sich als Bandenführer durch und wurde von Saul mit 3000 auserwählten Soldaten gejagt. In den Höhlen von En Gedi begab sich der König für seine Notdurft zufällig genau in die Höhle, in der sich David und seine Leute versteckt hielten. Doch statt ihn zu ermorden, wie es seine Bande forderte, schnitt David lediglich einen Zipfel des königlichen Gewandes ab (also nicht seine Vorhaut und auch nicht sein Glied…). Diesen präsentierte er Saul vor der Höhle als Zeichen seiner Loyalität. Tief gerührt prophezeite ihm der König, dass er dereinst König nach ihm werden würde, und ließ ihn schwören, seinem Geschlecht und Namen kein Leid anzutun. Daraufhin ließ er ihn ziehen. In der Folge verdingte sich David als Lehnsmann bei den Philistern. Während seines Aufenthaltes ging er gegen Räuberbanden in der Wüste vor. Als die Philister gegen Israel rüsteten, verzichteten sie auf die Unterstützung durch David, da sie ihm nicht trauten. David verschonte Saul zum zweiten Mal, als er sich in Sauls Lager schlich und zum Zeichen seiner Überlegenheit nur dessen Spieß und Wasserkrug entwendete. Durch die zweimalige Verschonung Sauls macht der anonyme Verfasser der Erzählung Davids Respekt vor dem Königtum Nord-Israels sinnfällig. Dies erleichterte den nord-israelitischen Stämmen später im Gegenzug auch das Königtum Davids anzuerkennen, welches sich zum Schluss auf Nord- und Südreich erstreckte.

David als König

Saul starb im Kampf gegen die Philister. Mit ihm fiel sein Sohn Jonatan, von dem David später sagte, seine Liebe habe ihm „mehr als Frauenliebe“ bedeutet (2 Sam 1,26 EU). Da es nun keinen Thronfolger mehr gab, salbten die Ältesten der Israeliten David in Hebron zum König (2 Sam 5,3 EU). Zum König über den Südstamm Juda hatte ihn der Prophet Samuel bereits Jahre zuvor in Bethlehem gesalbt. (1 Sam 16,1 EU). Die Selbstverständlichkeit, mit der eine Spaltung Israels in ein Nord- und ein Südreich schon für Davids Lebenszeit berichtet wird, lässt den Schluss zu, dass diese Zweiteilung, die die Bibel erst für die Zeit nach dem Tode Salomos bezeugt, womöglich wesentlich älter war.

Durch politische Schachzüge und die Ausschaltung oder Bindung an sich überging David die Nachkommen Sauls: Er wurde auch zum König über Israel, das allerdings ein selbständiges Königreich blieb. Beide Reiche waren in Personalunion miteinander verbunden. David eroberte nun Jerusalem, das genau auf der Grenze zwischen beiden Teilreichen lag. Dadurch gehörte die Stadt zu keinem der zwölf Stammesgebiete, sondern gehörte als Krongut dem König allein.

Nach der Festigung seiner politischen Macht brachte David die Bundeslade nach Jerusalem, die bis dahin in der Stiftshütte in Silo aufbewahrt worden war, um die dortige Priesterschaft zu schwächen und seine Stadt nun auch zum religiösen Zentrum des Reiches zu machen. David führte eine Reihe von überwiegend erfolgreichen Kriegen gegen Israels Nachbarvölker, die zumeist sein Neffe Joab für ihn führte, und schuf so ein Großreich, das im Norden Baalbek und Damaskus, im Osten Moab, im Süden das Gebiet bis zum Roten Meer und im Westen das Land bis zum Mittelmeer umfasst haben soll. Die Eroberung der Philistergebiete an der Küste zwischen Gaza und Jaffa gelang aber nicht.

Zur Zeit eines Feldzugs gegen die Ammoniter schlief David mit Batseba, der Frau von Urija, einem Hethiter, der einer seiner Offiziere war. Ihr Ehemann befand sich zu der Zeit fernab vor dem belagerten Rabba. Als David erfuhr, dass Batseba von ihm schwanger geworden war, ließ er Urija in der Hoffnung nach Jerusalem zurückkehren, dieser würde dann mit Batseba schlafen und das Kind später als sein eigenes anerkennen. Urija weigerte sich jedoch, das eigene Haus zu betreten und bei seiner Frau zu schlafen, solange die Kriegshandlungen noch andauerten und den anderen Soldaten ein solches Vorrecht verwehrt sei; womöglich durchschaute er auch die Absicht des Königs.

Daraufhin befahl David dem Joab in einem von Urija persönlich überbrachten Brief (dem sprichwörtlich gewordenen Uriasbrief), diesen an die vorderste Front zu stellen, damit er falle. Diesmal ging Davids Plan auf und er heiratete die Witwe. Sie war nach Sauls Tochter Michal, Abigail aus Maon und Ahinoam aus Jesreel, Haggit, Egla, Abital und Maacha, der Tochter des Königs Tamaris von Geschur, Davids achte Frau. Der Prophet Natan drohte ihm dafür Gottes Strafe an, und das Kind Batsebas starb. Trotz seiner Sünde blieb David in der Darstellung des Buches Samuel der Liebling Gottes, auch wenn ihm zur Strafe verwehrt blieb, den Jerusalemer Tempel zu bauen. Dies blieb dem zweiten Kind vorbehalten, das Batseba dem David gebar, nämlich Salomo.

Ein anderer Sohn Davids, Absalom (Abschalom), versuchte seinen Vater zu stürzen, was ihm auch beinahe gelang. Der alte David bestimmte kurz vor seinem Tod auf Rat Batsebas und Natans (der Prophet) anstelle des ehrgeizigen Adonia Salomo zu seinem Nachfolger und ließ ihn zum König salben.

Das David-Bild der Samuelbücher ist psychologisch differenziert. Es zeigt Licht-, aber auch Schattenseiten des Helden wie Zögern, Zweifeln, Freundschaft, Liebe, Altersbeschwerden, Zorn, Begehren und schwere Schuld. Das ist bei Königserzählungen jener Zeit ohne Beispiel.