Annalen der Medizin > 21. Jahrhundert
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2000/

2020

Die «Annalen der Medizin» sind mein erstes Buch, das ich in einer «Ur-Fassung» bis zum Jahr 1994 fortgeführt hatte. Es handelt sich dabei um eine Textkompilation, die ich bewußt ohne Bilder konzipiert hatte.

Eine erste Ergänzung erfolgte dann nach dem Millennium bis ins Jahr 2000. Eine weitere im Jahr 2018.

Ende 2020 sollte wie künftig jedes Jahr diese Kompilation weitergeführt werden. Erschienen sind die Annalen bis heute nicht…

Die Annalen werden in 2021 auf meiner Webseite «50 Shades of Brain» zur Verfügung stehen.

Natürlich bietet jeder Autor irgendwann sein Werk einem Verlag an. Ich bekam damals eine sehr freundliche Absage…

Frau Dr. med. G. Heck, damals Therapie-Zentrum Burgau, gab sich damit nicht zufrieden und hat mir sozusagen als Weihnachtsgeschenk die Annalen der Medizin drucken und in Leinen binden lassen.

Seitdem blättere ich immer wieder gerne in den Annalen und benütze sie als Referenz, wenn es um die Geschichte der Medizin geht.

Da ich unzufrieden bin, mit den Einträgen ab dem Jahr 2000 – das liegt an der geänderten Quellenlage, bis dahin konnte ich auf gedruckte Quellen zurückgreifen, insbesondere auf den» Kulturfahrplan» und viele Chroniken – dann kam das Internet und so sehr ich wikipedia schätze – es ist im Prinzip unersetzbar – und so stöberte ich erneut im Internet und stieß dabei absolut zufällig auf folgende Seite in der Zeitschrift «damals»:

Die gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung „Wellcome Trust“ hat über 100.000 Bilder zum freien Download online gestellt. Von 2000 Jahre alten ägypt. Rezepten auf Papyri, über mittelalterliche Anatomiezeichnungen bis hin zu Fotographien des 19. und 20 JH wird ein weites Spektrum medizin. Abbildungen geboten. Manuskripte, Malereien, Radierungen, Fotographien und Werbungen werden in hoher Auflösung für die private Nutzung, aber auch zur Veröffentlichung umsonst zu Verfügung gestellt. Thematisch wird alles rund um Medizin und die Geschichte der Gesundheit im weitesten Sinne zusammengestellt.

Zu finden sind die Bilder auf der Internetseite der Wellcome Library, die weltweit zu den wichtigsten Bibliotheken für die Geschichte der Medizin und den menschlichen Körper gehört. Diese weiß mit der vollen Breite ihrer Datenbank zu beeindrucken: Antike Manuskripte zur Medizin, Einblattdrucke des 16. JH, Radierungen bekannter Künstler wie Vincent van Gogh und Francisco Goya oder jene des italienischen Naturwissenschaftlers Paolo Mascagni faszinieren nicht nur als Bilder, sondern geben auch einen interessanten Einblick in die Geschichte der Medizin. Satirische Zeichnungen wie etwa jene von Thomas Rowlandson und James Gillray oder auch das farbenfrohe persische Horoskop für den Prinzen Iskandar machen dabei deutlich, wie unterschiedlich der Zugang zur Thematik sein kann. Auch die Auswahl der Fotographien verdeutlicht die verschiedenen Ebenen der Auseinandersetzung: Aus dem 19. JH finden sich beispielsweise Bewegungs-Studien des britischen Fotographen Eadweard Muybridge, Porträtaufnahmen des Physikers John Thomsons von seiner China-Reise oder auch Patienten-Aufnahmen aus dem Pariser Hospital de la Salpetrère, einer der bekanntesten psychiatrischen Anstalten ihrer Zeit.

Die Suchmaske ermöglicht sowohl ein Herumstöbern nach Oberbegriffen als auch die gezielte Suche:

http://wellcomeimages.org/

Die Bilder können anschließend heruntergeladen und dank einer Creative Commons Lizenz, mit welcher Nutzungs- und Urheberrechte geklärt sind, bearbeitet und frei verwendet werden, sofern als Quelle „Wellcome Library“ angegeben wird.

Annalen der Medizin

«Wellcome Trust»

http://wellcomeimages.org/

Quelle: Wellcome Trust

http://www.wellcome.ac.uk/

23. Januar 2014

© damals.de

2020

Die auf wiki vorgestellte «Zeittafel medizinischer Fortschritte» (… Diese Zeittafel gibt einen Überblick über medizinische Entdeckungen, Zusammenhänge, Wirkstoffe und die Erfindung neuer Verfahren in der Medizingeschichte…) geht nur bis 2012 und genügt nicht meinen Ansprüchen!

«Zeittafel medizinischer Fortschritte»

wiki

CDU-Spendenaffäre

Helmut Kohl,

Horst Köhler

Walter Leisler-Kiep

Wolfgang Schäuble

Angela Merkel

2000

Das Recht auf gewaltfreie Erziehung wird in Deutschland gesetzlich verankert.

Recht auf gewaltfreie Erziehung: Kinderrechte 2000

D

Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Bulgarien, Lettland, Litauen, Malta, Rumänien und der Slowakei

Vojislav Koštunica

2000

SIMAP-Urteil des Europäischen Gerichtshofes: Der EuGH stellt fest, dass die Bereitschaftsdienste span. Ärzte keine Ruhezeit sind, sondern voll als Arbeitszeit zu werten sind. Dieses Urteil hat Auswirkungen für die Krankenhäuser in allen EU-Staaten

Ruhezeit & Arbeitszeit europäischer Ärzte

EU

Die Dotcom-Blase platzt: Weltweite Spekulationsverluste in Hochtechnologieunternehmen

Gebr. Klitschko

2000

Erster BSE-Fall in Deutschland (im Jahr 2020 sprcht kein Mensch mehr von BSE…).

BSE

D

Bei den russ. Präsidentschaftswahlen wird der kommissar. Amtsinhaber Wladimir Wladimirowitsch Putin schon im ersten Wahlgang mit etwa 53 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt.

Eduard Schewardnadse

2000

Der Pfizer-Konzern fusioniert mit dem Warner-Lambert-Konzern, wodurch auch das dt. Tochterunternehmen Gödeke neue Eigentümer erhält.

Pharmahochzeiten I

In Indien wird der 1 milliardste Inder geboren.

2000

Die Pharma- und Chemiekonzerne Novartis und AstraZeneca bilden mit Zustimmung der EU-Kommission den neuen weltgrößten Pflanzenschutzmittel-Produzenten Syngenta.

Pharmahochzeiten II:

Syngenta

Weltausstellung Expo in Hannover.

Nach einer monatelangen Übernahmeschlacht wird das Traditionsunternehmen Mannesmann Teil der Vodafone Group, die damit zum weltweit größten Mobilfunk-Anbieter aufsteigt.

2000

Einrichtung der ersten dt. Babyklappe in Hamburg-Altona.

Deutsche Babyklappe

Hamburg

Atomkonsens in D. Die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder vollzieht einen Wandel in der Atompolitik und beginnt den Atomausstieg.

2000

Das Humangenomprojekt wird abgeschlossen.

Gleichzeitig wird auch das Genom der in der Forschung oft genutzten Pflanzenart «Acker-Schmalwand» vollständig sequenziert.

Humangenomprojekt

Öresundverbindung (16 km lange Verbindung von Kopenhagen nach Malmö).

Lærdaltunnel (Norwegen).Der längste Straßentunnel der Welt, (knapp 25 km lang) wird eröffnet

2000

Sadayoshi Tanabe, der bis anhin offiziell älteste Mann der Welt (geb.1888) stirbt im Alter von 111 Jahren (vgl. .

111-jähriger Tanabe

Japan

2. Intifada zwischen Israel und den Palästinensern

Baschar al-Assad, Staatspräsident von Syrien

2000

Jack St. Clair Kilby erhält den Nobelpreis für Physik. Er gilt zusammen mit Robert Noyce als Erfinder der integrierten Schaltung (IC) und wird als „Vater des Mikrochips“ bezeichnet.

1961 wurde der erste kommerziell erhältliche integrierte Schaltkreis (IC) vorgestellt. Er war ein Flipflop der Firma Fairchild Semiconductors, wurde in Planartechnologie hergestellt und bestand aus vier Bipolartransistoren und fünf Widerständen.

Die Komplexität der Schaltungen nahm rasch zu und 1970/71 wurden nahezu gleichzeitig die ersten Mikroprozessoren von drei Firmen vorgestellt: der Intel 4004, der Texas Instruments (TI) TMS 1000 und der Garrett AiResearch „Central Air Data Computer“ (CADC). Zu dieser Zeit wurden Schaltungen mit Transistordichten mit einigen tausend Bauelementen auf einem Chip realisiert. Diese Entwicklungsstufe wird als Großintegration (englisch: Large Scale Integration, LSI) bezeichnet.

Die „Väter des Mikrochips“ (IC)

Wiki, erg. 2020

Däenmark lehnt die Einführung des Euro ab

2000

Arvid Carlsson (*1923 in Uppsala) ist ein schwed. Pharmakologe, der durch seine Arbeiten mit dem Neurotransmitter Dopamin bekannt wurde. Zusammen mit Eric Kandel und Paul Greengard erhält er den Nobelpreis für Medizin „für Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem“.

Bereits in den 1950er Jahren entdeckte er den Signalstoff Dopamin und seine Bedeutung für das menschliche Gehirn. Bei der Erforschung des M Parkinson, die durch einen Mangel dieses Signalstoffes ausgelöst wird, hatte er durch diese Entdeckung maßgeblichen Anteil.

Signalübertragung im Nervensystem.

Neurotransmitter Dopamin

Brandanschlag auf die Neue Synagoge in Düsseldorf durch arabischstämmige Jugendliche.

2000

Greengard erforschte vor allem die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Dabei klärte er die Übertragung an den sog. langsamen Synapsen auf, über die grundlegende Funktionen des ZNS wie etwa Emotionen und Wachsamkeit bestimmt werden.

Er entdeckte, dass der Signalstoff Dopamin eine Kaskade von Reaktionen im Innern der Nervenzelle auslöst, die neben der Modifikation versch. zelleigener Proteine auch zur Öffnung von Ionenkanälen führt. Durch die eindringenden Ionen wird die elektrische Ladung der Zelle umgekehrt, wodurch Aktionspotenziale ausgelöst werden.

Ionenkanäle

Eine Entscheidung des Supreme Court der USA spricht George W. Bush den Sieg in der Wahl zum neuen Präsidenten der USA zu (vgl. 2020).

2000

Seit 1966 arbeitete James Schwartz mit Kandel an einer biochem. Analyse von Veränderungen in Nervenzellen, die mit dem Lernen und der Erinnerung zu tun haben. Zu dieser Zeit war bekannt, dass eine Speicherung von Erinnerungen im Langzeitgedächtnis, anders als im Kurzzeitgedächtnis, die Herstellung von speziellen Eiweißen voraussetzt.

1972 kamen sie zu der Erkenntnis, dass in den Ganglien der Meeresschnecke Aplysia unter Bedingungen, die die Speicherung im Kurzzeitgedächtnis hervorrufen, der Second Messenger cAMP hergestellt wird.

1974 entdeckte man, dass der Neurotransmitter Serotonin, der an der Herstellung von cAMP beteiligt ist, molekular direkt zu einer Sensibilisierung gegen einen bestimmten Reflex führen kann.

1983 gelang es Kandel am Howard Hughes Medical Institute für molekulare Neurowissenschaften (Columbia University), die Proteine zu identifizieren, die notwendig sind, um Kurzzeitgedächtnis in Langzeitgedächtnis umzuwandeln.

Schließlich wurde der Transkriptionsfaktor CREB (engl. cAMP response element binding protein) entdeckt und seine Rolle als ein zum Langzeitgedächtnis beitragendes Protein erwiesen. Eine Folge der Aktivierung von CREB ist eine Steigerung der Zahl synaptischer Verbindungen. Daraus wurde gefolgert, dass Kurzzeitgedächtnis eine Folge von funktionalen Veränderungen in bereits existierenden Synapsen ist und Langzeitgedächtnis aus einer Änderung in der Gesamtzahl der Synapsen hervorgeht.

Einige der synaptischen Veränderungen, die in Kandels Labor entdeckt wurden, sind Beispiele für Lernvorgänge nach der Hebbschen Regel. So beschreibt eine der Publikationen die Rolle Hebbschen Lernens beim Aplysia siphon-withdrawal reflex.

Außerdem wurden in seinem Labor Versuche mit künstlich genmutierten Mäusen zur Suche nach der molekularen Basis für Erinnerungsfähigkeit im Hippocampus durchgeführt. Kandels Vermutung, dass bestimmte Lernmechanismen sich bei allen Lebewesen zeigen, hat sich als richtig erwiesen. Es wurde festgestellt, dass Neurotransmitter, Second Messenger, Proteinkinasen, Ionenkanäle und Transkriptionsfaktoren wie CREB sowohl bei Wirbeltieren als auch bei Wirbellosen an Lern- und Speicherungsvorgängen beteiligt sind.

Second Messenger cAMP.

Neurotransmitter Serotonin. Lernen & Erinnern

Kandels Gedächtnis.

Lernen & Erinnerung

Harry Potter,

Olsen Bros.

2000

Am Welt-Aids-Tag teilt die WHO mit, dass bereits 22 Mio Menschen an dem Virus gestorben sind.

Welt-Aids-Tag

Microsoft Windows 2000.

Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Deutschland geht mit einem Erlös von über 50 Mrd. Euro zu Ende.

2000

Gesetz zum Verbot der Verfütterung von Tiermehl. Damit reagiert die Bundesregierung auf die „BSE-Krise“ in Deutschland.

Die Agrarminister der Europäischen Union (EU) beschließen ein Verbot von Tiermehlfütterung und ein Verkaufsverbot von allen Rindern, die älter als 30 Monate und nicht auf BSE getestet sind.

Tiermehlfütterung & BSE-Krise

D, EU

11. Fußball-EM in Belgien und Holland. F wird EM gegen Italien

27. Olymp. Sommerspiele in Sidney, Australien.

Pele, Maradona

2000

Alice Schwarzer veröffentlicht «Der große Unterschied. Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen».

Alice Sophie Schwarzer[1] (* 3. Dezember 1942 in Wuppertal) ist eine dt. Journalistin und Publizistin. Sie ist Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma und eine der bekanntesten Feministinnen Europas.

Der große Unterschied

D

LeMo

2000

Im brit. Wissenschaftsjournal Nature teilen US-amerikan. Forscher mit, dass sie ein 250 Mio Jahre altes Bakterium zu neuem Leben erweckt haben.

Das Bakterium aus der Urzeit

2000

Swjatoslaw Nikolajewitsch Fjodorow (* 8. August 1927 in Proskurow; † 2. Juni 2000 in Moskau) war ein russ. Augenarzt und Politiker. Er gilt als einer der Pioniere der refraktiven Chirurgie.

Fjodorow – Pionier der refraktiven Chirurgie

Moskau

wiki

2000

Christiane Herzog (* 26. Oktober 1936 in München; † 19. Juni 2000 ebenda) war Ehefrau des von 1994 bis 1999 amtierenden dt. Bundespräsidenten, Roman Herzog. Sie wurde durch ihr Engagement für Mukoviszidose-Kranke bekannt. 1986 gründete sie den Förderverein Mukoviszidose-Hilfe, den sie 1997 in die Christiane-Herzog-Stiftung für Mukoviszidose-Kranke umwandelte

Mukoviszidose

München

wiki

2000

Konrad Emil Bloch (* 21. Januar 1912 in Neisse, Provinz Schlesien; † 15. Oktober 2000 in Lexington, Massachusetts) war ein dt.-US-amerikan. Biochemiker jüd. Herkunft und Nobelpreisträger (1964).

Cholesterin

Lexington, USA

2000

Karl Fellinger (* 19. Juni 1904 in Linz; † 8. November 2000 in Wien) war ein österreich. Mediziner. Er galt als Doyen der klinischen Medizin Österreichs. Nach ihm benannt ist die sog. Fellinger-Infusion

Fellinger-Infusion

Wien

2000

Hans Schaefer (* 1906 in Düsseldorf; †2000 in Heidelberg) war ein dt. Physiologe und Sozialmediziner. Von 1958 bis 1988 war er als Kuratoriumsmitglied des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft tätig und gründete und leitete ab 1961 das Institut für Sozialmedizin der Universität Heidelberg. Er fungierte von 1962 bis 1974 als Gründer und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin.

Sozialmedizin

Heidelberg

2000

Poul Bjørndahl Astrup (* 1915 in Kopenhagen; † 2000) war ein dän. Physiologe und Laborchemiker.

Die dän. Polioepidemie 1952–53 betraf junge Menschen, von denen viele wegen Lähmungen der Atemmuskulatur von einer Beatmung abhängig wurden. Als Chef des Laboratoriums im Blegdamshospitalet in Kopenhagen engagierte sich Astrup für eine bestmögliche Behandlung dieser Patienten.

Er fand heraus, dass der Schlüssel, die Beatmung effektiv zu steuern, in der Messung des Säure-Basen-Status und der Oxygenierung bestand, und entwickelte zusammen mit der Firma Radiometer A/S ein Gerät für die Blutgasanalyse.

Von 1954 bis 1979 war Astrup Chef des Zentrallaboratoriums des Rigshospitalet (Universitätskrankenhaus von Kopenhagen). 1964 wurde Astrup Professor für Klinische Chemie.

Polio 1952.

Beatmung, Blutgasanalyse und Säure-Basen-Haushalt.

Kopenhagen

2000

Napoleon Seyfarth (Hans-Joachim Seyfarth -Hermann (* 31. August 1953 in Ludwigshafen-Oggersheim; † 2. Dezember 2000 in Berlin) war ein dt. Schriftsteller, Autor und Anti-AIDS-Aktivist.

AIDS-Literatur.

«Schweine müssen nackt sein. Ein Leben mit dem Tod».

«Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal».

wiki

Um Mitternacht beginnt das 21. Jahrhundert und das 3. Jahrtausend nach Christus.

Moritz Leuenberger

2001

Im Rahmen des Humangenom-Projektes wird eine vorläufige Arbeitsversion des menschlichen Genoms vorgestellt.

Humangenom-Projekt: Arbeitsversion des menschl. Genoms

wik

Vertrag von Nizza (Erweiterung der EU)

Al Gore &

George W. Bush

2001

Die erste geklonte Katze kommt zur Welt (miau…)

CopyCat

wik

In einer Volks-abstimmung stimmen die Schweizer mit über 75% gegen die Verfassungsinitiative „Ja zu Europa“ und damit gegen EU-Beitritts-verhandlungen der Schweiz. Die Wahl-beteiligung lag bei über 55%.

Forza Italia & Silvio Berlusconi

2001

Gründung des Nationalen Ethikrats Deutschlands

Ethikrat Deutschland

D

wik

Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center (WTC) und das Pentagon in den USA

Tony Blair

2001

Der US-amerikan. Biochemiker und Krebsforscher Leland «Lee» Harrison Hartwell (*1939 in Los Angeles), Direktor des Fred Hutchinson Cancer Research Center (University of Washington, Seattle) erhält gemeinsam mit Tim Hunt und Paul M. Nurse den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung von Regulatoren für die Zellteilung.

Durch seine Mutationsexperimente gelang es ihm, eine Folge von über 100 Genen zu identifizieren, die die Zellteilung regulieren, die sog. CDC-Gene („cell division cycle genes“).

Der Ablauf der Zellteilung gliedert sich in die 4 Hauptphasen G1 = Wachstum der Zelle, S = Synthese der DNA, G2 = Duplikation der DNA und M = Mitose bzw. Teilung in getrennte Zellen.

Eines dieser Gene, CDC-28, ist für den Start der Zellteilung zuständig. Die Steuerung erfolgt über diverse CDK-Moleküle (CDK = cyclin dependent kinase) und Cycline, für deren Entdeckung die beiden anderen Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2001 geehrt wurden.

Diese Mechanismen sind weitgehend unabhängig von der Art des Organismus. Die an Hefezellen aufgeklärten Steuerungsmechanismen sind genau dieselben wie in menschlichen Zellen.

CDC-Gene. Regulatoren der Zellteilung

Seattle/USA

wik

Zuger Attentat

Eberhard Diepgen & Klaus Wowereit

2001

Der brit. Biochemiker Sir Richard Timothy Hunt (*1943 in Neston) erhält 2001 zusammen mit Paul M. Nurse und Leland H. Hartwell den Nobelpreis für Medizin „für ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des Zellzyklus“. Er arbeitet beim London Research Institute der Cancer Research UK.

Kontrolle des Zellzyklus

London

wik

Grounding der Swissair

Michael Bloomberg

2001

Die Entdeckungen von Nurse und Hunt haben fundamentale Bedeutung für das Verständnis, welche Rolle den Cyclinen im Zellzyklus zukommt.

CDK-Moleküle (Cycline) & Zellzyklus

Ver.di

Dennis Tito

2001

Konservativ-religiöse Kreise eröffnen beim Spital Einsiedeln ein Babyfenster. Damit sollen Neugeborene anonym in professionelle Obhut gegeben werden um ine Alternative zur Abtreibung bieten.

Abgesehen von rechtlichen Bedenken (jedes Kind habe ein Recht, seine Herkunft zu kennen, jede Geburt sei zivilstandsamtlich zu registrieren …) ist die Anonymität nicht realistisch (wer könne schon einen Baby-Bauch verstecken?). Das Angebot wird nicht genutzt…

Schweizer Babyklappe

Einsiedeln/ CH

m. jud

Erstes Weltsozialforum der Globalisierungs-gegner in Porto Alegre, Brasilien

Jutta Kleinschmidt

2001

Die Luzerner Sozialbehörden untersuchen eine Häufung von Todesfällen in einem Seniorenheim: Der Todespfleger von Sarnen hat 9 demenzkranke Patientinnen getötet und gesteht 18 weitere Morde und gibt «Mitleid» als Tatmotiv an.

Der Todespfleger von Sarnen

und das Mitleid

Luzern/CH

m. jud

Riester-Rente

Tanja Kreil & Claudia Roth

2001

In den USA werden Briefe mit Milzbrand-Erregern an Medienunternehmen und an Politiker versandt. Spuren führen in Labors amerikan. Regierungsstellen…

Anthrax-Anschläge

USA

m. jud

Jüdisches Museum Berlin

2001

Die Krankenkassenprämien steigen 2002 um durchschnittlich 10%.

Krankenkassenprämien

CH

m. jud

Mazedonien-Konflikt, Massaker von Vejce

Andrea Fischer,

K.H. Funke,

Ulla Schmidt

2001

Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) und Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) treten vor dem Hintergrund des BSE-Skandals zurück. Das Gesundheitsressort übernimmt Ulla Schmidt (SPD).

BSE-Skandal

DE

Birendra Blutbad in Nepal

2001

In England bricht die Maul- und Klauenseuche aus. Als Ursache gilt illegal aus Asien importiertes Fleisch. 3 Wochen nach ihrem Ausbruch in GB erreicht die Seuche das europäische Festland.

Maul- & Klauenseuche

GB

Harry Potter

2001

In DE werden (nur!) 125 Fälle von BSE („Rinderwahn“) verzeichnet.

Rinderwahn

DE

wik

Übereinkunft zum Ausstieg aus der Kernenergie in DE auf der Basis des Atomkonsenses von 2000.

Barbara Stamm

2001

Bayerns Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) tritt zurück. Sie zieht damit die Konsequenzen aus Vorwürfen im Zusammenhang in der BSE-Krise und dem Schweinemast-Skandal.

BSE-Krise & Schweinemast-Skandal

Bayern

Die Entsendung von Truppen nach Afghanistan bedeutet den ersten außereuropäischen Kampfeinsatz der Bundeswehr.

Slobodan Milosevic

2001

Ärzte protestieren in den neuen Bundesländern mit Praxisschließungen und Kundgebungen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Sie kritisieren die zu niedrigen Arzneimittelbudgets und sinkende Honorare.

Ärzteprotest &

Gesundheitspolitik

D

Die Volksrepublik China startet in der Mission Shenzhou 2 ein Raumschiff in eine Erdumlaufbahn

Gebr. Vitali & Wladimir Klitschko

2001

Das niederländ. Parlament beschließt ein Gesetz zur Sterbehilfe. Danach dürfen holländ. Ärzte „auf wohlerwogenes Verlangen“ aktive Sterbehilfe leisten, wenn Patienten unerträglich leiden und keine Aussicht auf Heilung besteht.

Niederländische Sterbehilfe

NL

I Pod (Apple),

Windows XP (Microsoft),

Zeppelin NT

Vera Brühne

2001

Vera Brühne stirbt in einem Münchner Krankenhaus. Sie war 1962 in einem Aufsehen erregenden Indizienprozess für schuldig befunden worden, den Arzt Otto Praun und seine Haushälterin erschossen zu haben. Viele Fragen blieben jedoch ungeklärt. Nach 18 Jahren Haft wurde sie begnadigt.

Indizienprozesse

München

Frauen an die Waffen (Frauen in der Bundeswehr)

Nkosi Johnson

2001

Der 12jährige Nkosi Johnson (1989-2001) stirbt in Südafrika an Aids. Sein Auftritt bei der Internationalen Aids-Konferenz in Durban bewirkte, dass auch dort offen über diese Krankheit gesprochen wird.

Internationale Aids-Konferenz

Südafrika

Die Taliban zerstören die beiden größten aus dem 5. JH nC stammenden Buddha-Statuen der Welt (Bamiyan, Afghanistan)

Bill & Hilary Clinton

2001

Auf Beschluss eines US-Gerichts muss der Tabakkonzern Philip Morris einem krebskranken Raucher 3,5 Milliarden Dollar zahlen. Das Unternehmen geht in die Berufung…

Tabak & Krebs

Milliardenentschädigungen

USA

Von der dt. Bundesregierung wird der Rat für Nachhaltige Entwicklung zur dauernden Beratung in Fragen der Nachhaltigkeit und der Nachhaltigkeitsstrategie eingesetzt.

Hannelore Kohl

2001

Hannelore Kohl (1933-2001) setzt ihrem Leben freiwillig ein Ende. Sie litt (angeblich) an einer Lichtallergie, die 1993 (angeblich) durch eine Penicillin-Behandlung ausgelöst worden war…

Hannelore Kohl-Stiftung

DE

Die dt. Bundes-Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ beginnt mit der Zahlung finanzieller Entschädigungen für Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus.

Ariel Sharon

2001

Der Bayer-Konzern muss das Medikament Lipobay vom Markt nehmen. Nebenwirkungen des Wirkstoffszur Blutfettsenkung hatten weltweit etwa 50 Todesfälle verursacht.

Bayers Lipobay

DE

In Genua findet der G8-Wirtschaftsgipfel statt. Er erlangt Bekanntheit aufgrund der Brutalität von Teilen der italienischen Polizei und der Demonstranten

2001

Der südafrikan. Chirurg Christiaan Barnard (1923-2001) stirbt auf Zypern angebl. an einem Asthma-Anfall. CB wurde durch die erste Herztransplantation, die er 1967 im Kapstädter Groote-Schuur-Hospital durchführte, weltberühmt (vgl. 1967).

Tod eines Herzchirurgen

Zypern

Euro-Starter-Kits

2001

Mit «Abiocor I» wird das erste «kabellose» Kunstherz entwickelt.

Abiocor I: Kabelloses Kunstherz

r. wildi (Geschichte des Kunstherzens (erg 2018)

Buchheim-Museum (Museum der Phantasie), Bernried, Auf Schalke, Schiefer Turm von Pisa

2001

Der erste Mensch, dessen Herz vollständig durch ein Herzimplantat ausgetauscht wurde, stirbt ca ½ Jahr nach Einpflanzen des künstlichen Organs in einem Hospital in Louisville (Kentucky).

Herzimplantat

Kentucky/USA

wik

Der 2001 zum ersten Mal verliehene Kulturpreis Deutsche Sprache ist mit seinem Jacob-Grimm-Preis einer der höchstdotierten dt. Sprachpreise und besteht insgesamt aus drei Auszeichnungen:

Er wird vergeben von der Baden-Badener Eberhard-Schöck-Stiftung und vom Verein Deutsche Sprache (VDS). Zeitweise beteiligte sich auch die Theo-Münch-Stiftung. Ort der Verleihung ist Kassel. Die Verleihung im Jahr 2020 wird aufgrund der COVID-19-Pandemie ausfallen. (vgl. 2020)

2001

Gründung der englisch- und deutschsprachigen Wikipedia.

Wikipedia

wik

Brandkatastrophe im Gotthardpass-Tunnel.

2001

Ein Serienmörder wird in den USA festgenommen, nachdem DNA-Spuren bei den Opfern mit seiner Speichelprobe übereinstimmen. Dem Green River Killer sollen etwa 50 Menschen zum Opfer gefallen sein.

Die DNS des Green River Killers

USA

wik

Mohammed Atef, erstes Drohnenopfer

2001

Der Deutsche Bundestag beschließt als Folge früherer Pflegeskandale das Pflege-Qualitätssicherungsgesetz. Pflegeeinrichtungen werden darin verpflichtet, ein Qualitätsmanagement aufzubauen und müssen sich Prüfungen zu Leistungs- und Qualitätsnachweisen stellen.

Pflege-Qualitätssicherungsgesetz.

D

wik

2001

Alexandra Adler (geb.1901 in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 2001 in New York) war eine Neurologin, Psychiaterin und Spezialistin für Gehirn-Traumata.

AA ist die Tochter von Alfred Adler und Raissa Adler.

Familie Adler

2001

Giuseppe Sinopoli (* 1946 in Venedig; † 2001 in Berlin) war ein italien. Dirigent und Komponist. Er war von 1984 bis 1994 Chefdirigent des Philharmonia Orchestra London, von 1992 bis zu seinem Tod Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

GS wuchs in Messina auf Sizilien auf, wo er eine Ausbildung zum Organisten begann. Mit 15 Jahren kehrte er in seine Geburtsstadt Venedig zurück. Dort studierte er zwischen 1965 und 1967 Musik und – auf Wunsch des Vaters – zeitgleich an der Universität Padua Medizin, Psychiatrie und Anthropologie. 1972 schloss er sein Medizinstudium mit einer Promotion ab.

Sinopoli. Komponist & Mediziner

2001

Emil Sebastian Bücherl (* 1919 in Furth im Wald; † 2001 in Berlin) war ein dt. Herzchirurg. Er gilt als Pionier der dt. Kunstherzforschung sowie der Technik der Organtransplantation. Er war Professor an der Freien Universität Berlin.

Ab 1938 studierte er Medizin in München, Rom und Heidelberg. An der Universität Heidelberg erfolgte 1944 die Promotion. Bücherl arbeitet ab 1944 zunächst am städtischen Marienkrankenhaus in Amberg, 1955 habilitierte er sich nach Studienaufenthalten bei amerikan. und europ. Herzchirurgen an der Universität Göttingen, wo er an der Chirurgischen Klinik und am Physiologischen Institut als Assistent tätig war. Das Thema seiner Habilitationsschrift lautete „Über ein künstliches Herz-Lungen-System“.

1957 kam er als Oberarzt an das Klinikum Westend der Freien Universität Berlin (FU), wurde 1962 außerplanmäßiger Professor und war dort bis zu seinem Wechsel an das Berliner Städtische Krankenhaus Neukölln im Jahre 1964 kommissarischer Leiter der chirurg. Klinik. 1969 kehrte Bücherl zurück an die FU und erhielt dort den Lehrstuhl für Chirurgie, wo er bis zu seiner Emeritierung 1988 tätig war. Von 1971 bis 1976 war er Vorsitzender vom West-Berliner Teil der Berliner Chirurgischen Gesellschaft.

Mit einer Vielzahl erstmaliger Operationen im Bereich der Transplantationsmedizin und dem Ersatz menschlicher Organe ist der Name Emil Bücherl verbunden: 1957 operierte er als Erster in Deutschland in der Chirurgischen Universitätsklinik der Freien Universität in Berlin am offenen Herzen, unter Einsatz der damals neu entwickelten Herz-Lungen-Maschine. 1963 führte er die erste Nierentransplantation durch, nahm einige Jahre später die erste und für lange Zeit einzige Lungentransplantation (1968) in Deutschland vor und führte nach Christiaan Barnard weltweit eine der ersten Herztransplantationen (1969) durch.

Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit war die Entwicklung eines künstlichen Herzens. In seiner 1974 eingerichteten herzchirurgischen Forschungsabteilung stellte er 1976 der Öffentlichkeit ein Kalb vor, das 120 Tage mit einem künstlichen Herzen lebte. 1979 wurde das als Berliner Kunstherz bekannt gewordene Organ einem Menschen implantiert und diente kurzfristig zur Unterstützung dessen Blutkreislaufes. Seine Erfindung hatte nicht den Zweck, menschliche Organe dauerhaft zu ersetzen, sondern sollte nur die Wartezeit eines Patienten auf ein transplantierbares Spenderherz überbrücken und somit das Überleben des Herzkranken in dieser Zeit sicherstellen. In mehreren Tierversuchen konnte die Überlebensdauer mit dem Kunstherz gesteigert werden. So überlebte 1981 ein Kalb nach einer Kunstherzeinpflanzung 268 Tage und eine Ziege im Jahr 1984 rund 345 Tage. 1986 wandte er das weiterentwickelte und verbesserte Berliner Kunstherz bei drei Patienten mit kurzem bzw. mehrwöchigem Erfolg an. Seine Forschung galt aber nicht nur dem Kunstherz, sondern auch der künstlichen Luftröhre und Speiseröhre. Maßgeblich war auch seine Weiterentwicklung des implantierbaren Herzschrittmachers.

EB starb an den Spätfolgen eines Autounfalls. Für seine wissenschaftl. Leistungen wurde er 1976 mit der Berliner Ernst-Reuter-Plakette, 1984 mit dem Großen Verdienstkreuz der BRD und 1985 mit der Verleihung der Targa Europea gewürdigt. Auch in der hohen Zahl von Veröffentlichungen – fast 400 Publikationen und Monografien – spiegelt sich seine Forschungstätigkeit wider. Das Deutsche Herzzentrum Berlin, heute auf dem Campus Virchow-Klinikum der Charité angesiedelt, ging 1986 aus seinem 1974 gegründeten „Forschungshaus“ im Klinikum Westend hervor. Sein Kollege Roland Hetzer setzte dort bis Ende 2014 als Ärztlicher Direktor seine Arbeit fort.

Die European Society for Artificial Organs verleiht im Andenken den Emil-Bücherl-Preis für das Lebenswerk herausragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der künstlichen Organe.

Bücherl & das Berliner Kunstherz

2001

Beate Rotermund-Uhse (* 1919 in Wargenau bei Cranz, Ostpreußen; † 2001 in St. Gallen, Schweiz) war eine dt. Unternehmerin. Die Kunstflug-Pilotin gründete nach dem II. Weltkrieg in Flensburg den ersten Sexshop der Welt. Die börsennotierte Beate Uhse AG war ein Marktteilnehmer im erotischen Zubehörhandel. Nach ihr wurde der Erotikkanal Beate-Uhse.TV von Sky benannt.

Sie war das jüngste von drei Kindern des aus Treherz in Württemberg stammenden Landwirts Otto Köstlin (1871–1945) und der Ärztin Margarete Köstlin-Räntsch (1880–1945), die eine der ersten Ärztinnen in Deutschland war.

Beate Uhses Sex Shop

Flensburg

2001

John Cunningham Lilly (* 1915 in St. Paul, Minnesota; † 2001 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikan. Biologe und Neurophysiologe. Bekannt wurde Lilly zunächst für die Erfindung des sog. Isolationstanks (Floating Tank, Schwebebad) und durch seine Forschungsarbeiten über Delfine und deren Sprache. Später versuchte er – hauptsächlich im Selbstversuch – mit Hilfe von LSD und anderer Drogen wie Ketamin menschliche Bewusstseinsebenen zu erkunden. Als Erklärungsmodell benutzt er dabei den sog. menschl. Biocomputer (Als Biocomputer wird der neuronale Schaltkreis in der erkenntnistheoretischen Methodik von John Cunningham Lilly bezeichnet).

Lillys Schwebebad

2001

Alois Brügger (* 1920 in Chur; † 2001 in Zürich) war ein Schweizer Neurologe und Psychiater und beschäftigte sich seit 1955 mit den Beschwerden des menschl. Bewegungsapparates. Aus seinen Studien sind Erkenntnisse in der Diagnostik und Therapie zur Behandlung von Funktionsstörungen des Nerven- und Bewegungssystems hervorgekommen. Zu dieser Zeit noch unerklärliche Schmerzphänomene des Körpers wurden nach seiner Methode behandelt. Seiner Meinung nach waren zahlreiche, als „Rheumatische Beschwerden“ bekannte Erkrankungen des menschl. Bewegungsapparates auf Fehlbelastungen von Wirbelsäule und Gelenken durch eine schlechte Körperhaltung zurückzuführen. Die von ihm entwickelte und nach ihm benannte Brügger-Therapie baut auf der Diagnostik hinsichtlich körperlicher Beschwerden durch Einteilung der Muskulatur in „hyperton-tendomyotisch“ und „hypoton-tendomyotisch“ auf. Sie geht davon aus, dass die Muskulatur aufgrund von Schmerzen und Fehlbelastung des Bewegungsapparates entsprechend verschaltet werden kann.

Seine Therapie hat sich bis heute erhalten und Ärzte und vor allem Physiotherapeuten setzen nach wie vor das Konzept nach Brügger ein zur Behandlung dieser Schmerzzustände ein. Auf Brügger geht auch die Bezeichnung sternosymphysales Syndrom zurück.

Brüggerkonzept

2001

Alois Brügger (* 1920 in Chur; † 2001 in Zürich) war ein Schweizer Neurologe und Psychiater und beschäftigte sich seit 1955 mit den Beschwerden des menschl. Bewegungsapparates. Aus seinen Studien sind Erkenntnisse in der Diagnostik und Therapie zur Behandlung von Funktionsstörungen des Nerven- und Bewegungssystems hervorgekommen. Zu dieser Zeit noch unerklärliche Schmerzphänomene des Körpers wurden nach seiner Methode behandelt. Seiner Meinung nach waren zahlreiche, als „Rheumatische Beschwerden“ bekannte Erkrankungen des menschl. Bewegungsapparates auf Fehlbelastungen von Wirbelsäule und Gelenken durch eine schlechte Körperhaltung zurückzuführen. Die von ihm entwickelte und nach ihm benannte Brügger-Therapie baut auf der Diagnostik hinsichtlich körperlicher Beschwerden durch Einteilung der Muskulatur in „hyperton-tendomyotisch“ und „hypoton-tendomyotisch“ auf. Sie geht davon aus, dass die Muskulatur aufgrund von Schmerzen und Fehlbelastung des Bewegungsapparates entsprechend verschaltet werden kann.

Seine Therapie hat sich bis heute erhalten und Ärzte und vor allem Physiotherapeuten setzen nach wie vor das Konzept nach Brügger ein zur Behandlung dieser Schmerzzustände ein. Auf Brügger geht auch die Bezeichnung sternosymphysales Syndrom zurück.

Brüggerkonzept

2001

Hans-Joachim Haase (* 1915 in Parchim; † 2001 in Berlin) war ein dt. Uhrmacher und Augenoptiker.

Er lehrte von 1953 bis 1981 an der Staatlichen Fachschule für Optik und Fototechnik Berlin (SFOF), zuletzt als Oberstudienrat. Schwerpunkte seiner Lehrtätigkeit lagen in den Bereichen Optotechnik, Brillenanpassung und Refraktion/Augenglasbestimmung. Parallel dazu widmete er sich intensiv der Erforschung des Binokularsehens.

In der Folge entwickelte er ausgehend vom Turville-Infinity-Balance-Verfahren (TIB) neuartige Tests zur Prüfung des beidäugigen Sehens und fasste diese in einem Sehprüfgerät zusammen, das unter der Bezeichnung „Polatest“ von der Firma Carl Zeiss besonders im dt. Sprachraum Verbreitung fand. Mit diesem Messgerät entwickelte er auf dieser Grundlage eine eigene Mess- und Korrektionsmethodik. Gemeinsam mit dem Physiker Helmut Goersch erarbeitete er in der Folgezeit ein detailliertes theoretisches Modell zum Verständnis der Vorgänge bei Störungen des beidäugigen Sehens. Das Verfahren wurde zunächst „Polatest-Methode“ genannt und ist heute unter der Bezeichnung Mess- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase (MKH) bekannt.

Haases Polatest

2001

Alfred A. Tomatis (* 1920 in Nizza; † 2001 in Carcassonne) war ein franz. Arzt, der zuerst in Paris als HNO-Arzt praktizierte, bevor er ein APP (Audio-Psycho-Phonologie) -Therapie- und Ausbildungszentrum gründete.

Er entwickelte die Audio-Psycho-Phonologie (APP), häufig auch Tomatis-Methode (Tomatis-Therapie, Tomatis-Hörkur, Horchtherapie) genannt. Diese «pseudowissenschaftliche» Anwendung beruht auf Behandlungen mit speziell aufbereiteter Musik und Stimme, wobei der Simulation des pränatalen Horcherlebens mit Hilfe der entsprechend modifizierten Mutterstimme eine zentrale Bedeutung beigemessen wird.

Die Tomatis-Methode soll die Fähigkeit zum Zuhören und Kommunizieren fördern und zahlreiche andere positive Auswirkungen auf versch. Bereiche des Gehirns aufweisen. Sie soll bei einer großen Zahl von Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen helfen, deren Ursache nach Tomatis oft Hör- bzw. auditive Wahrnehmungsstörungen seien.

Von der wissenschaftl. Medizin wird die Methode weitgehend abgelehnt, da sie „auf Vorstellungen beruhe, die wissenschaftlich nicht haltbar seien“.

Tomatismethode

Der €uro (Das Euro-Bargeld wird in Umlauf gebracht)

Hamid Karzai

2002

Der brit. Biologe Sir John Edward Sulston (1942-2018) erhält mit Sydney Brenner und H. Robert Horvitz den Medizin-Nobelpreis für ihre „Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der genet.Regulierung der Organ-entwicklung und des programmierten Zellsterbens“.

Der südafrikan.-brit. Biologe jüd. Herkunft Sidney Brenner etablierte den Fadenwurm Caenorhabditis elegans als Modellorganismus und studierte dessen Organentwicklung und die Entwicklung des Nervensystems. Mit Hilfe von C. elegans wurden auch die ersten Gene, die bei der Apoptose eine wichtige Rolle spielen, beschrieben. Bereits in den 1960er Jahren hatte Brenner zur Aufklärung des genet. Codes beigetragen, als er die Frameshift-Mutationen entdeckte.

Fadenwurm C. elegans und die

-> Mechanismen der Apoptose

Frameshift-Mutationen

wik

Bilaterale Abkommen (EU-CH)

Die Schweiz wird das 190. Mitglied bei den UN

Kaspar Villiger

Pim Fortuyn & Wim Kok

2002

Der russ.-US-amerikan. Biologe jüd. Herkunft Howard Robert Horvitz arbeitete von 1974 bis 1978 am Laboratory of Molecular Biology (LMB) in Cambridge, UK. An diesem Institut hatte John E. Sulston zusammen mit Sydney Brenner die embryonale Zellentwicklung des Wurms C. elegans soweit aufgeklärt, dass die Entstehung aller 959 Zellen bekannt war. Dabei hatte sich gezeigt, dass 131 Zellen zwar während der embryonalen Zellentwicklung gebildet wurden, aber im späteren Wurm nicht mehr vorhanden waren, weil sie einem „genetisch programmierten Zelltod“ (Apoptose) unterlagen.

In weiteren Arbeiten hat Horvitz Details dieses Mechanismus und seiner genet. Programmierung untersucht. Die Mechanismen der Apoptose erwiesen sich von C. elegans, dem einfachst aufgebauten Tier mit einem Nervensystem, als auf den Menschen übertragbar. Störungen im Ablauf sollen auch verantwortlich sein für Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen und neurodegenerative Krankheiten, zu denen auch die Alzheimersche Krankheit gehört.

C. elegans – der 1000-Zellen-Wurm

Argentinische Wirtschaftskrise (1998-2002)

Slobodan Milosevic

2002

Der Schweizer Kurt Wüthrich (geb. 1938) erhält den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten zur Strukturaufklärung von Proteinen mittels kernmagnetischer Resonanzspektroskopie.

NMR & Proteine

wik

Guantanamo & Die «Achse des Bösen»

Die USA richten ein Gefangenenlager auf Kuba ein, das zur Aufnahme von „Feinden ohne Kombattantenstatus“ bestimmt ist.

Kofi Annan

2002

Der israelisch-US-amerikan. Psychologe Daniel Kahneman (*1934 in Tel-Aviv) erhält zusammen mit Vernon L. Smith den „Wirtschafts-Nobelpreis“. Die zugrundeliegende Theorie – die „Prospect Theory“ – entwickelte Kahnemann zusammen mit Amos Tversky. Bekannt wurden vor allem seine Arbeiten zu Urteilsheuristiken und kognitiven Verzerrungen.

Seit 1993 hat Kahneman die Eugene-Higgins-Professur für Psychologie (Woodrow Wilson School für öffentliche und internationale Angelegenheiten an der Princeton University) inne.

Kahnemanns Prospect Theory. Wirtschafts-Nobelpreis an Psychologen und Kognitionsforscher

wik

Amoklauf von Erfurt und Freising

Guido Westerwelle

2002

Der Bundestag erlaubt dt. Forschern mit embryonalen Stammzellen zu arbeiten.

Deutsche Stammzellen

DE

Biblioteca Alexandrina

Michel Friedmann & Jürgen Möllemann

2002

Der Bundesrat beschließt den Ausstieg aus der Atomenergie. Der sog. Atomkonsens sieht vor, dass das letzte der 19 deutschen Kernkraftwerke 2021 vom Netz geht.

Deutscher Atomkonsens

Vgl. 2021

DE

Himmelsscheibe von Nebra

Meteorit Neuschwanstein

Angela Merkel,

Joschka Fischer

2002

In den Niederlanden tritt das Gesetz zur aktiven Sterbehilfe in Kraft. Ärzte dürfen straflos Sterbehilfe leisten, sofern ein Patient unerträglich leidet, keine Aussicht auf Heilung besteht und er ausdrücklich zu sterben wünscht.

aktive Sterbehilfe

NL

Pinakothek der Moderne in München,

Mathematikum in Gießen, Kunstmuseum Walter in Augsburg

Wolfgang Schüssel & Jörg Haider

2002

Das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs mit Sitz in Den Haag tritt in Kraft. Es soll Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgen.

Internationaler Strafgerichtshof

NL/Den Haag

Elbehochwasser 2002

Václav Klaus ,

Nestor Kirchner

2002

Tabakwerbung in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Internet ist auf Beschluss des EU-Ministerrats ab 2005 in der Europäischen Union verboten.

Tabakwerbungsverbot

EU

www.deutschland.de

Jacques Chirac

2002

Start des Forschungssatelliten Aqua der NASA zur Erforschung der Rolle des Wassers im komplexen Ökosystem unserer Erde.

NASA & Aqua

USA

wik

Transrapid in Shanghai; Der Staatspräsident der VR China, Jiang Zemin, stattet Deutschland einen Staatsbesuch ab. (Damals wussten wir alle noch nichts von den Bestrebungen der VR China, die Welt beherrschen zu wollen, vgl. 2020)

Jiang Zemin

2002

Die Genome der Malariaerreger Plasmodium yoelii yoelii und Plasmodium falciparum sowie des Überträgers, der Stechmückenart Anopheles gambiae, werden vollständig entschlüsselt (- und? Was hat`s gebracht? Vgl. 2020)

Malaria-Genom

wik

Helsinki-Konvention II

Ost-Erweiterung der EU. Der EU-Gipfel in Kopenhagen beschließt die Aufnahme von 10 neuen Mitgliedern zum Mai 2004 („Osterweiterung“)

Kurt Hansen

Johannes Rau

2002

Der Familie-Hansen-Preis wurde 1999 von dem Chemieunternehmer Kurt Hansen gestiftet. Ausgezeichnet werden Forschungsarbeiten im deutschsprachigen Raum von besonderer wissenschaftl. Bedeutung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Medizin, speziell auf Gebieten wie der Gehirnforschung und der Genetik.

Der Preis wird alle 2 Jahre, im Wechsel mit dem Otto-Bayer-Preis, vergeben und ist mit 75.000 € dotiert.

Der Preis ist benannt nach Kurt Hansen (1910–2002), von 1962 bis 1974 Vorsitzender der Bayer AG. Verliehen wird derdurch die Bayer Science & Education Foundation.

Familie-Hansen-Preis

Bayer Science & Education Foundation.

DE

wik

Bombenanschlag auf Bali,

Tschetschenische Geiselnahme in Moskau

Jimmy Carter

2002

Max Ferdinand Perutz (* 1914 in Wien, Österreich-Ungarn; † 2002 in Cambridge) war ein österreich.-brit. Chemiker jüd. Herkunft. Er erhielt 1962 den Nobelpreis für Chemie für die Strukturanalyse des Hämoglobins (s.d.).

Bundestagswahl 2002. SPD und Grüne können ihre Regierungsmehrheit knapp behaupten.

Deutsches Zuwanderungsgesetz

Günter Grass,

Martin Walser

2002

Everhardus (Eef) Jacobus Ariëns (* 1918 in Wijk bij Duurstede; † 2002 in Nijmegen) war ein niederländ. Pharmakologe an der Katholieke Universiteit Nijmegen (heute Radboud Universiteit Nijmegen). Er leistete wichtige Beiträge über der Funktion von Rezeptoren und der mathematischen Beschreibung von Ligand-Rezeptor-Wechselwirkungen (Rezeptortheorie). Darüber hinaus war EA der Initiator für den Einzug der Stereochemie in die Arzneistoffentwicklung und Vorreiter für die Entwicklung enantiomerenreiner Arzneistoffe.

Rezeptortheorie

wiki

Sven Hannawald,

Lance Armstrong

2002

Nikolai Michailowitsch Amossow (* 1913 in Olchowo, Gouvernement Nowgorod, Russisches Kaiserreich; † 2002 in Kiew) war ein russ.-ukrain. Herzchirurg, Konstrukteur und Buchautor. Er zählte zu den bekanntesten Ärzten in der Sowjetunion und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, darunter 1961 den Leninorden und 1973 den Ehrentitel «Held der sozialistischen Arbeit». Aufgrund seiner Forschung gilt er als Wegbereiter der Anwendung der Herz-Lungen-Maschine in der Sowjetunion. Sein spezielles Interesse neben der Chirurgie galt der Kybernetik.

Russ. Herz-Lungen-Maschine

Beginn des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg

2002

César Milstein (* 1927 in Bahía Blanca, Argentinien; † 2002 in Cambridge, England) war ein ukrain.-argentin. Molekularbiologe und Immunologe jüd. Herkunft.

CM wuchs als mittlerer von drei Söhnen eines jüd. Immigranten aus der Ukraine und einer Lehrerin in bescheidenen Verhältnissen auf. Dennoch ermöglichten ihm seine Eltern 1945 ein Studium der Chemie an der Universität von Buenos Aires, das er nach einer Dauer von 7 Jahren 1952 mit dem Diplom und als Lizentiat für Chemie abschloss. Anschließend arbeitete er von 1952 bis 1957 als wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut für Biochemie der Universität Buenos Aires. In seiner Zeit als politisch aktiver Student lernte er seine spätere Frau Celia. Nach einer Unterbrechung des Studiums, während der er u. a. für einige Monate in einem Kibbuz in Israel arbeitete, promovierte er 1957 an der Medizinischen Hochschule seiner Alma Mater in Chemie mit einem Thema zur enzymatischen Kinetik von Aldehyd-Dehydrogenase. Von 1957 bis 1963 gehörte er dem Instituto Nacional de Microbiología in Buenos Aires an, dessen Leiter er zwischen 1961 und 1963 wurde. Zwischenzeitlich arbeitete er postdoktoral an der Fakultät für Biochemie am Darwin College der University of Cambridge in England, wo er sich unter Anleitung von Malcolm Dixon mit den Eigenschaften des Enzyms Phosphoglucomutase beschäftigte. Hierdurch lernte er Frederick Sanger kennen, in dessen Arbeitsgruppe er zwischen 1960 und 1961 tätig war. Ab 1963 gehörte Milstein zusammen mit Sanger zum wissenschaftl. Stab des neu gegründeten Instituts für Molekularbiologie an der University of Cambridge. Sanger ermutigte Milstein, seinen wissenschaftl. Schwerpunkt auf die Immunologie zu verlegen. 1975 erhielt er den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der monoklonalen Antikörper. 1983 wurde Milstein Leiter der Abteilung für Protein- und Nucleinsäurechemie in Cambridge.

Nationalratswahlen in Österreich, ÖVP stimmenstärkste Partei.

2002

Manfred Köhnlechner (* 1925 in Krefeld; † 2002 in Grünwald bei München) war ein dt. Verlagsmanager und Heilpraktiker. In den Medien setzte er sich dafür ein, die Alternativmedizin in Deutschland populär zu machen.

Köhnlechner – Papst der Alternativmedizin in DE

19. Olympische Winterspiele in Salt Lake City, USA.

17. Fußball-WM in Japan und Südkorea; Brasilien gewinnt das Endspiel gegen Deutschland mit 2:0 Toren und wird zum fünften Mal Weltmeister

2002

Willi Dungl (* 1937 in Wien; † 2002 in Horn, Niederösterreich) war ein österreich. Gesundheitsexperte. Er betreute Spitzensportler und gründete das Biotrainingszentrum in Gars am Kamp. Dungl verfasste zahlreiche Bücher zu diesem Thema, die ihm den Beinamen Fitnesspapapst einbrachten.

Fitnesspapst Dungl.

Biotrainingszentrum

Gars am Kamp

wiki

Documenta 11 in Kassel, Expo 02 im Drei-Seen-Land CH

Die „Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal“ zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz wird von der UNESCO zum „Weltkulturerbe der Menschheit“ erklärt.

2002

Erwin Chargaff (* 1905 in Czernowitz, Bukowina, Österreich-Ungarn; † 2002 in New York) war ein österreich.-US-amerikan. Chemiker und Schriftsteller jüd. Herkunft. Als Wissenschaftler auf den Gebieten Biochemie und Genforschung lieferte Chargaff wichtige Beiträge zur Entschlüsselung der DNA-Struktur. Nach seiner Emeritierung 1974 machte er sich mit stilistisch geschliffenen, kritischen Essays als Wissenschaftskritiker einen Namen.

Ein russ. Passagierflugzeug und eine Frachtmaschine der DHL stoßen in 11.000 m Höhe über dem Bodensee bei Überlingen zusammen und stürzen ab. Das Unglück fordert über 70 Tote. Als Ursache wird ein Fehler der zuständigen schweizer. Luftüberwachung Skyguide angegeben. Die Flugzeugkollision von Überlingen ist das schwerste Flugzeugunglück über Deutschland in neuerer Zeit

2002

Alfred Lorenzer (* 1922 in Ulm; † 2002 bei Perugia, Italien) war ein dt. Psychoanalytiker und Soziologe. Lorenzer gilt als Pionier einer interdisziplinären Psychoanalyse, da er stets sowohl psycholog. als auch biolog. und soziolog. Dimensionen in der Wissenschaft vom Menschen, insbesondere der Psychoanalyse, berücksichtigte.

AL wurde 1922 in Ulm geboren, wo er auch zur Schule ging. Nach seinem Abitur begann er ein Architekturstudium, wechselte aber bald zur Medizin. AL spezialisierte sich nach seinem Examen auf das Gebiet der Psychiatrie, promovierte 1954 in Tübingen bei Ernst Kretschmer und wandte sich bereits dort als Oberarzt der Psychoanalyse zu. Von 1960 bis 1963 arbeitete er an der von Alexander Mitscherlich geleiteten Psychosomatischen Klinik der Universität Heidelberg, wo er sich psychoanalytisch ausbilden ließ, anschließend von 1963 bis 1969 in Frankfurt am Sigmund-Freud-Institut, dessen Leitung Mitscherlich übernommen hatte. Hier tat Lorenzer die entscheidenden Schritte zur Entwicklung seines eigenen theoretischen Ansatzes, einer Verknüpfung von Psychoanalyse und Soziologie, und habilitierte sich 1969 an der Philosophischen Fakultät der Frankfurter Universität für Psychologie, insbesondere Psychoanalyse und Sozialpsychologie.

1971 auf eine Professur für Sozialpsychologie in Bremen berufen, kehrte Lorenzer 1974 nach Frankfurt zurück und übernahm an der Universität einen Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialisationstheorie. Bis 1992 war er als Lehr- und Kontrollanalytiker tätig. Seit 1990 durch schwere Krankheit massiv eingeschränkt, starb AL 2002 in seinem Sommerhaus in Umbrien. Zu seinen Schülern zählt unter anderem der Sozialpsychologe Bernard Görlich.

Sozialisationstheorie

Frankfurt

wiki

2002

Archer John Porter Martin (* 1. März 1910 in London; † 28. Juli 2002 in Llangarron) war ein brit. Chemiker und Nobelpreisträger.

1932 begann Martin ein Studium an der Universität Cambridge. Zunächst beschäftigte er sich mit physikal. Chemie, später mit Ernährungswissenschaften. 1938 wechselte er zu einem Textilforschungszentrum in Leeds. 1948 wurde er Mitglied des staatlichen brit. Medical Research Council. 1950 wurde er Fellow der Royal Society. Bis 1952 leitete er hier die Abteilung für physikalische Chemie des Nationalen Instituts für Medizinische Forschung, später war er chemischer Berater. Seit 1959 war er Direktor der privaten Abbotsbury Laboratories Ltd.

Martins Interesse an Biochemie wurde durch seinen Professor in Cambridge geweckt. Dort beschäftigte er sich mit der Isolierung von Vitamin E und den Auswirkungen von Vitamin-E-Mangel. Er entwickelte hierfür Methoden zur Extraktion und der Chromatographie. Die Verteilungschromatographie entwickelte Martin während er an der Isolierung von Aminosäuren arbeitete. Später forschte er an Vitamin B2 und einem Mangel daran. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt Martin, gemeinsam mit Richard L. M. Synge, im Jahr 1952 den Nobelpreis für Chemie für ihre Erfindung der Verteilungschromatographie.

Verteilungschromatographie

2003 geht als bislang heißestes Jahr in Deutschland seit 1540 in die Geschichte ein. Die Hitzetoten in Frankreich, Italien und Deutschland gehen in die Tausende. Klimawandel 2003

Pascal Couchepin,

Christoph Blocher

2003

Sog. «Jäger-Urteil» des Europäischen Gerichtshofes. Der EuGH stellt fest, dass der Bereitschaftsdienst von Ärzten in Deutschland nicht als Ruhezeit, sondern voll als Arbeitszeit zu werten ist. Dieses Urteil wurde durch den im September 2005 abgeschlossenen TVöD für Angestellte der BRD und für die Angestellten der deutschen Kommunen umgesetzt. Für die Angestellten der dt. Bundesländer gelten seit 2006 entsprechende Regelungen des TV-L, für Ärzte wurden jeweils eigene Tarifverträge abgeschlossen. Durch das Arbeitszeitgesetz wurde das EuGH-Urteil gesetzlich ab 2007 umgesetzt.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst

EU

Durch Parlamentsbeschluss erfolgt die Umbenennung von Jugoslawien in Serbien & Montenegro

Vaclav Klaus

2003

Geburt von Greta Thunberg, schwed. Klimaschutzaktivistin (vgl. 2020)

Die schwed. Jungfrau von Orleans: Klimaaktivistin

Schweden

wik

Beginn des Dritten Golfkriegs: Die Regierung Deutschlands und weite Teile der dt. Bevölkerung stellten sich zusammen mit Frankreich im Irak-Konflikt gegen die Kriegspolitik der USA und von GB.

Mio demonstrieren weltweit gegen diese Kriegspolitik…

Saddam Hussein,

Recep Tayyip Erdoğan

2003

Tübinger Wissenschaftler finden in der Karsthöhle Hohler Fels in der Schwäbischen Alb aus Mammut-Elfenbein angefertigte Figuren eines Wasservogels, eines Pferdekopfes und eines Löwenmenschen. Die aus der Eiszeit stammenden Kunstwerke zählen zu den ältesten der Menschheit.

Die ältesten Kunstwerke der Welt -> Löwenmensch

Schwäbische Alb

wik

In Hamburg wird eine aus 20.000 Schülern bestehende Demonstration („Jugend gegen den Krieg“) nach Ausschreitungen von der Polizei gewaltsam aufgelöst (vgl. 2020 -> Friday for Future).

Nestor Kirchner

2003

Das Internationale Protokoll über die biologische Sicherheit tritt in Kraft (nach dem letzten Verhandlungsort Cartagena in Kolumbien Cartagena-Protokoll genannt). Es handelt sich um ein Folgeabkommen der Konvention über biologische Vielfalt. Es regelt erstmals völkerrechtlich bindend den grenzüberschreitenden Transport, die Handhabung und den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen. Darin sind Maßnahmen vorgesehen, um die genet. Ressourcen vor möglichen Gefahren zu schützen, die mit der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen verbunden sein können.

Cartagena-Protokoll: Gentechnik und Biologische Sicherheit

Cartagena, Kolumbien

wik

Casting Shows: Deutschland sucht den Superstar (DSDS)…

Modern Talking,

No Angels,

Die Ärzte

2003

Die Weltgesundheitsorganisation (WeGO, WHO) teilt mit, dass das Coronavirus Auslöser der Infektionskrankheit SARS ist. Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (englisch severe acute respiratory syndrome, SARS) ist eine Infektionskrankheit, die erstmals 2002 in der chines. Provinz Guangdong beobachtet wurde. Laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg entspricht das klinische Bild einer atypischen Lungenentzündung (Pneumonie). Der Erreger von SARS war ein bis dahin unbekanntes Coronavirus, das man mittlerweile als SARS-assoziiertes Coronavirus (SARS-CoV) bezeichnet. Der einzige größere Ausbruch der Krankheit war bisher die SARS-Pandemie 2002/2003 mit etwa tausend Todesopfern.

Coronavirus & SARS

Guangdong, China

Vgl. 2020!!

wik

Kopftuch-Urteil

Roger Federer,

Werner Schlager,

Jan Ullrich,

Hannah Stockbauer

2003

Das erste geklonte Pferd mit dem Namen Prometea wird geboren (wihaha…).

Pferdeklon

(vgl. Schafklon, Katzenklon…)

Cremona/IT

wik

Alibaba & Taobao

Drei-Schluchten-Staudamm (VR China)

Taikonaut Yang Liwei

Anna Lindh

2003

Ein Ärzteteam des Wiener Allgemeinen Krankenhauses verpflanzt zum ersten Mal die Zunge eines Menschen.

Zungentransplantation

Wien

Internationale Münchner Friedenskonferenz

Arnold Schwarzenegger wird Gouverneur von Kalifornien

2003

Die beiden US-amerikan. Chemiker Peter Agre, der an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore arbeitet und Roderick MacKinnon, der an der Rockefeller Universität in New York am Medizinischen Institut Howard Hughes tätig ist, erhalten den Chemie Nobelpreis.

Dass die Zellen des Körpers neben dem unspezifischen Transport des Wassers über die Zellmenbran auch spezif. Kanäle für den Transport von Wasser besitzen müssten, ahnte man schon zu Mitte des 19. JH, den genauen Transportmechanismus jedoch suchte man lange vergeblich.

Erst 1988 gelang es schließlich Agre, die molekularen Vorgänge zu entschlüsseln. Er isolierte ein Membranprotein, von dem er erkannte, dass dieses der lange gesuchte Wasserkanal sein musste. Das Protein taufte Agre auf Aquaporin für Wasserpore. Es handelt sich um eine große Protein-Familie – alleine im menschlichen Körper wurden 11 versch. Varianten gefunden. Diese Entdeckung öffnete die Tür zu einer ganzen Reihe von biochemischen, physiologischen und genetischen Studien an Wasserkanälen in Bakterien, Pflanzen und Säugetieren.

Agres Wasserkanäle.

Aquaporin

Raumfähre Columbia,

Erdbeben im Iran,bis zu 60.000 Tote.

Yang Liwei

2003

Vor MacKinnon war die genaue Struktur der Kanäle und ihre Funktionsweise unbekannt. 1998 gelang es ihm an der Rockefeller University, eine exakte dreidimensionale Struktur eines Kaliumkanals von Bakterien zu erstellen. Dadurch konnte auch die hohe Selektivität dieser Kanäle für Kaliumionen erklärt werden – die kleineren Natriumionen können nicht passieren.

MacKinnons Kaliumkanäle

Polizeiaufstand in Bolivien

Shirin Ebadi

2003

Der US-amerikan. Chemiker und Radiologe Paul Christian Lauterbur (*1929 in Sidney, Ohio; † 2007 in Urbana, Illinois) erhält zusammen mit dem brit. Physiker Sir Peter Mansfield (*1933 in London) den Nobelpreis für Medizin. Beidesind Wegbereiter der Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT, MRI).

Lauterbur & Mansfield:

Kernspintomographie (MRI)

DW made for minds

Element 110 (Darmstadtium, Ds),

Museum Turm der Sinne in Nürnberg,

Walt Disney Concert Hall, Los Angeles

Rekonstruktion des Bernsteinzimmers

Zerstörung der Nationalbibliothek von Bagdad.

Alexei A. Abrikosow, Vitalij L. Ginzburg und Anthony J. Leggett

Frank Gehry

2003

Lauterbur und Mansfield hatten bereits in den 1970er Jahren bahnbrechende Entdeckungen gemacht, die ein neues Diagnose-Verfahren ermöglichte: die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). Sie macht sich die unterschiedliche Verteilung von Wasserstoffatomen in den Organen zu Nutze. Normalerweise schwingen die Atome ungeordnet herum. Doch bei der MRT umgibt den Patienten ein starkes Magnetfeld – und die Atome richten sich danach neu aus, wobei sie Energie aufnehmen. Wird das Feld abgeschaltet, geben sie die Energie als Radiowellen wieder ab, sie werden gemessen und vom Computer in Bilder umgerechnet.

Michel Mayor und der Exoplanet HD 216770 b

Joschka Fischer

2003

Die Universitätskliniken Kiel und Lübeck fusionieren zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Schleswig-Holstein

wik

Der letzte VW-Käfer, die letzte Concorde

2003

Frederic Vester (* 1925 in Saarbrücken; † 2003 in München) war ein dt. Biochemiker, Systemforscher, Umweltexperte, und populärwissenschaftl. Autor.

FV studierte Chemie in Mainz, Paris und Hamburg, war Postdoc in Yale, Saarbrücken und München und habilitierte sich 1969 in Biochemie. Er gründete 1970 die „Studiengruppe für Biologie und Umwelt Frederic Vester GmbH“ in München, nach seinem Tod in „frederic vester GmbH“ umfirmiert, die sich durch staatliche und privatwirtschaftliche Beratungsaufträge finanzierte. Von 1982 bis 1989 war Vester Professor am Lehrstuhl für Interdependenz von Technik und Gesellschaft der Universität der Bundeswehr München, von 1989 bis 1991 Gastprofessor für angewandte Ökonomie an der Hochschule St. Gallen. Als Autor und über seine Präsenz in den Medien hat Vester das Systemverständnis und das „Vernetzte Denken“ im deutschen Sprachraum populär gemacht.

FV ist Vater der nach seiner Mutter benannten Schauspielerin Saskia Vester und ihrer Schwester Madeleine Vester, die ebenfalls als Schauspielerin tätig ist.

Frederic Vester gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern des BUND und war im deutschsprachigen Raum einer der Pioniere der Umweltbewegung. Vester ist auf dem Nordfriedhof in München begraben.

Vernetztes Denken

Unter Berufung auf die Kybernetik (bzw. Biokybernetik) hat FV systemisches („vernetztes“) Denken propagiert, ein Ansatz, in dem die Eigenschaften eines Systems als ein vernetztes Wirkungsgefüge gesehen werden. Die einzelnen Faktoren verstärken oder schwächen andere Größen des Systems (Rückkopplung). Diese den ungeübten („linear denkenden“) Betrachter verwirrende Vernetzung kann mit Hilfe der Methodik seines Sensitivitätsmodells in mehreren Arbeitsschritten mit Softwareunterstützung analysiert und begreifbar gemacht werden. Auf diese Weise können z. B. positive, selbstverstärkende und negative, selbstregulierende Rückkopplungskreisläufe sicher erkannt werden. Einflussgrößen werden in ihrer Systemqualität sichtbar und bewertet (z. B. als stabilisierend, kritisch, puffernd oder empfindlich für äußere Einflüsse usw.). Durch Simulationen können langfristige oder spezielle Verläufe von Eigenschaften betrachtet werden. Auf der Grundlage eines so erarbeiteten Modells können Fragen nach sinnvollen Eingriffsmöglichkeiten und Steuerhebeln, zukünftiger Entwicklung oder möglichen Systemverbesserungen beantwortet werden. Die von Vester entwickelten Methoden und Bewertungen sind in seinem „Sensitivitätsmodells Prof. Vester“ zusammengefasst, das in Seminaren und als Software vermarktet wird und seit ca. 1980 in z.T. umfangreichen Studien eingesetzt worden ist. Die Idee der in diesem Vorgehen zentralen Einflussmatrix wurde von anderen Autoren in der Prioritätenmatrix übernommen.

In seinem Bestseller „Denken, Lernen, Vergessen“ hat Vester Hypothesen formuliert, wonach versch. Typen von Lernern (Lerntypen) versch. „Kanäle“ (auditiv, visuell, haptisch, verbal-abstrakt) bevorzugen.

Nach eigenen Untersuchungen stellte Vester eine Theorie der Lernbiologie auf, die die jedem Menschen eigenen Besonderheiten beim Aufnehmen, Verknüpfen und Speichern von Informationen beschreibt. Allerdings treten nach Vester die vier Lerntypen dieses Modells selten als idealtypische Ausprägungen auf, sondern meistens als Mischformen mit schwerpunktmäßiger Veranlagung (so zum Beispiel der audio-visuelle Typ). Diese Klassifikation ist wissenschaftlich umstritten, aber von Pädagogen im deutschen Sprachraum in großem Umfang rezipiert worden.

FV wurde im Jahr 1993 in den Club of Rome aufgenommen. 1999 wurde Vesters Buch „Die Kunst, vernetzt zu denken. Ideen und Werkzeuge für den Umgang mit Komplexität“ als „Der neue Bericht an den Club of Rome“ veröffentlicht (aktuell 10. Auflage dtv 2015). In dem Buch fasst FV seine wesentlichen Aussagen zusammen und zeigt das Vorgehen sowie das breite Anwendungsspektrum des Sensitivitätsmodells in praktischen Projekten auf.

Auszeichnungen

Förderpreis des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft im Rahmen des Adolf-Grimme-Preises 1974 (für die Sendung Künstliche Erinnerungen? Neue Entdeckungen der Hirnforschung, zusammen mit Gerhard Henschel)

Deutsche Umweltschutzmedaille 1975

Autorenpreis der Deutschen Umwelthilfe 1979

Umweltpreis der Stadt Essen 1984

Saarländischer Verdienstorden 1989[5]

Bayerische Umweltmedaille 1992

München leuchtet 1995

Ehrenmedaille der Leipziger ökonomischen Sozietät 2001

Vesters vernetztes Denken

X-Men 2, Matrix Reloaded, Solaris,Fluch der Karibik, Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs

Joanne K. Rowling: Harry Potter and the Order of the Phoenix

Michael Moore: Stupid White Men

2003

Das Schaf Dolly (* 1996 in Roslin (Midlothian); † 2003) war das erste aus einer ausdifferenzierten somatischen Zelle geklonte Säugetier.

Dolly war das erste Tier, das durch ein Klonierungsverfahren gezeugt wurde, bei dem ausdifferenzierte, adulte Zellen als Spender der Erbinformation dienten. Beim „Klonen“ von Dolly 1996 im Roslin-Institut nahe Edinburgh in Schottland wurden fast 300 Eizellen von Spendertieren der Rasse Scottish Blackface mit Zellkernen aus den Euterzellen des Spendertiers der Rasse Finn Dorset geimpft. Daraus entstanden 29 Embryonen, von denen einer, Dolly, überlebte.

Die das Lamm austragende Leihmutter war ebenfalls ein Scottish-Blackface-Schaf. Als geistiger Vater Dollys galt zunächst der brit. Embryologe Ian Wilmut, dessen Forschungsergebnisse Februar 1997 in der Zeitschrift Nature erstmals präsentiert wurden. Tatsächlich ist jedoch Keith Campbell der Erzeuger des Schafes, was Ian Wilmut im Jahre 2006 auch zugab. Der Zellbiologe und damalige Mitarbeiter in dem Klon-Projekt hätte somit eigentlich als Erstautor genannt werden und die finanziellen Ressourcen und Preise für die prominente Veröffentlichung erhalten müssen.

Ungefragte Namenspatin ist Dolly Parton. Die Wissenschaftler, die die Countrysängerin aufgrund ihrer üppigen Oberweite ausgewählt hatten, wollten damit auf die Herkunft der Spenderzellen aus einem Schafseuter anspielen.

Streng genommen handelt es sich bei Dolly nicht um einen richtigen Klon, da die Gene der Mitochondrien (Endosymbiontentheorie) nicht vom Spendertier, sondern von den Eizellen mit übernommen wurden. Somit wurde keine hundertprozentige genet. Übereinstimmung mit dem Ausgangstier erreicht. Im Laufe seines Lebens bekam das Schaf Dolly mehrere Lämmer, alle wurden auf natürliche Weise geboren.

Am 14. Februar 2003 musste Dolly im Alter von 6 Jahren infolge einer schweren Lungenkrankheit, der Lungenadenomatose der Schafe, eingeschläfert werden. Auslöser war das Jaagsiekte-Schaf-Retrovirus. Dolly zeigte zu diesem Zeitpunkt Alterserscheinungen wie etwa Arthritis. Schafe haben eine natürliche Lebenserwartung von durchschnittlich 10 bis 12 Jahren. Daher wird diskutiert, ob es sich bei den frühen Alterserscheinungen um Folgen des Klonens handelt, denn die implantierten Zellkerne stammten aus einem erwachsenen Tier und waren daher schon älter.

Verwendung als Klon-Symbol

Als Logo dient Dolly zur bildhaften Darstellung des „Klonens“ bei den Kopierprogrammen CloneDVD, CloneCD, in FreeCAD beim Klonen von Körpern und Formen und in der Virtualisierungssoftware VirtualBox beim Kopieren von Maschinen.

Schaf Dolly, Schaf-Klon

Voodoo wird in Haiti offiziell als Religion anerkannt.

2003

Ilya Prigogine (Ilja Romanowitsch Prigoschin, * 1917 in Moskau; † 2003 in Brüssel) war ein russ.-belg. Physikochemiker, Philosoph und Nobelpreisträger. Seine Arbeiten über Dissipative Strukturen, Selbstorganisation und Irreversibilität haben einen nachhaltigen Einfluss ausgeübt.

2003

Sir Bernard Katz (* 1911 in Leipzig; † 2003 in London) war ein dt.-engl. Biophysiker und Neurophysiologe jüd. Herkunft.

BK wurde als Sohn des Pelzhändlers Max Katz und der Eugenie Rabinowitz in eine Familie russ.-jüd. Herkunft geboren. Nach dem Besuch des König-Albert-Gymnasiums studierte Katz an der Universität Leipzig ab 1929 Medizin, wo er 1934 Dank der Fürsprache seines Doktorvaters Martin Gildemeister im Fach Physiologie promoviert wurde. Während seines Studiums schloss sich Katz der jüd. Studentenverbindung Hatikwah an, deren erzwungene Auflösung er 1933 als ihr Vorsitzender erlebte. Nach der wegen seiner jüd. Herkunft für ihn notwendigen Emigration nach England 1935, forschte und lehrte er mit Unterbrechungen am University College London. 1938 wurde er dort nochmals bei Archibald Vivian Hill promoviert (Phil. D.) und war danach in Australien bei John C. Eccles, wonach er eine Zeitlang im II. Weltkrieg als Radar-Operator in der Royal Australian Air Force diente. 1945 heiratete er Marguerite Penly, sie hatten zwei Kinder. 1946 war er wieder in London am University College, wo er 1952 Professor für Biophysik wurde und 1978 emeritierte.

Nachdem Henry Dale und Otto Loewi die Rolle des Acetylcholins als Neurotransmitter nachgewiesen hatten, untersuchte Katz den genauen membranbiophysikalischen Mechanismus der Freisetzung an den Nerven-Muskelverbindungen mit Mikropipetten, mit denen er das Endflächenpotential (EPP) an Biomembranen maß. Er entdeckte ein Rauschen auch bei Abwesenheit eines Stimulus, das aber verschwand, wenn der Acetylcholin-Antagonist Curare injiziert wurde, was also einen Messfehler ausschloss. Katz entwickelte daraus die Hypothese, dass Neurotransmitter wie Acetylcholin nur in Paketen (quantisiert) abgegeben werden. Erfolgt keine Erregung der Nervenfaser, erfolgt die Freisetzung zufällig (Rausch-Hintergrund), nimmt aber stark zu, falls die Nervenfaser angeregt wurde. Seine Forschungen fasste er 1966 in seinem Buch «Nerve, Muscle and Synapse» zusammen.

Für seine Arbeiten über die quantisierte Form der synaptischen Informationsübertragung erhielt er 1970 neben Ulf von Euler und Julius Axelrod den Nobelpreis für Medizin. 1952 wurde er als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt, die ihm 1967 die Copley-Medaille verlieh. 1969 wurde er zum Ritter geschlagen. 1982 wurde er in den Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen. Im Jahr 1989 erhielt er die Cothenius-Medaille der Leopoldina, 1990 erhielt er den Ralph-W.-Gerard-Preis.

Nach ihm ist auch die Goldman-Hodgkin-Katz-Gleichung benannt, nach der sich das Ruhemembranpotential von Zellen ausrechnen lässt.

1990 verlieh ihm die Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde…

Neurotransmitter Acetylcholin. Synaptische Übertragung

2003

Karlheinz Idelberger (* 1909 in Barmen; † 2003 in Kaarst) war ein dt. Orthopädie.

KI studierte Medizin an den Universitäten Würzburg, Greifswald, Innsbruck und München. 1934 legt er in München das Staatsexamen ab und war ab 1935 wissenschaftl. Assistent bei Ernst Rüdin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Genealogie und Demographie. 1936 wurde er mit einer Arbeit über Friedrich Tiedemann zum Dr. med. promoviert. Ab 1937 war er Assistent von Karl Bragard an der Orthopädischen Universitätsklinik München, wo er sich 1941 habilitierte. Für die Habilitationsschrift erhielt er den ersten Preis der Deutschen Orthopädischen Gesellschaft.

Im II. arbeitete er im Sanitätswesen der Luftwaffe und ab 1944 in einem Fallschirmjägerlazarett in den Niederlanden, wo er in kanadische Kriegsgefangenschaft geriet.

Nach seiner Entlassung wurde er 1945 Chefarzt eines Lazaretts auf Norderney, 1946 Chefarzt am Krankenhaus Westerstede und 1947 Chefarzt der Orthopädischen Abteilung der Universitätsklinik Göttingen. 1948 erfolgte die Umhabilitation von München, 1950 wurde er apl. Professor. 1953 erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor an das Universitätsklinikum Gießen, wo er auch Direktor der Orthopädischen Klinik wurde. 1955 wurde er persönlicher Ordinarius. 1960 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Orthopädie an die Medizinische Akademie Düsseldorf. 1977 wurde er emeritiert.

KI arbeitete vor allem auf dem Gebiet der Erbpathologie von Fehlbildungen, der Zwillingsforschung und der Symptomatik patholog. Veränderungen der Wirbelsäule und des Schultergelenks. Weitere Arbeitsgebiete waren die Ätiologie und Pathogenese des angeborenen Klumpfußes und der Hüftdysplasie, Knochenveränderungen bei Leukämie, die Arthroplastik des Hüftgelenks, die Verhütung von Sportverletzungen am Kniegelenk und die Behandlung von Knochentumoren im Kindesalter und der Poliomyelitis.

Sein wichtigstes Werk war das «Lehrbuch der Orthopädie», das ab 1970 in mehreren Auflagen erschien und auch in die italien. Sprache übersetzt wurde.

KI war ab 1950 Mitglied der Association Française d’Orthopédie und wurde 1978 zum Ehrenmitglied ernannt. 1975 erhielt er für seine wissenschaftlichen und persönlichen Kontakte mit der Japanischen Orthopädischen Gesellschaft eine Ehrenprofessur der Universität Kurume und wurde Ehrenmitglied der Vereinigung der Orthopäden von Kyūshū.

Er veröffentlichte über 100 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden.

Die Verdienste Friedrich Tiedemanns um die Anatomie des Gehirns. Dissertation. Universität München 1936. Springer, Berlin 1936, DNB 570742560.

Lehrbuch der Orthopädie. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1970, 4. Auflage 1984.

2003

Kurt Karl Stephan Semm (* 1927 in München; † 2003 in Tucson, Arizona) war ein dt. Gynäkologe. Er gilt als Begründer der laparoskopischen Chirurgie.

KKSS wurde 1927 in München geboren, seine Eltern waren die Eheleute Margarete und Karl Semm, der als Betriebsingenieur arbeitete. Semm besuchte ein Realgymnasium in München. Nach einem schweren Verkehrsunfall im Alter von 6 Jahren entwickelte er bereits den Wunsch, Arzt zu werden. Gegen Ende des II. Weltkrieges wurde Semm im Alter von 17 Jahren zur Wehrmacht eingezogen und geriet in sowjet. Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg bekam er zunächst keinen Studienplatz. Daher absolvierte Semm eine Feinmechanikerlehre, bevor er 1946 doch noch an der Ludwig-Maximilians-Universität München immatrikuliert wurde. Sein Studium finanzierte er sich teilweise durch Herstellung und Verkauf von Spielzeug.

1950 legte er das medizinische Staatsexamen ab, wurde 1951 mit dem Prädikat summa cum laude für seine Arbeit Aktivitätsbestimmungen der Serum-Oxytocinase als Schwangerschaftsreaktion promoviert und 1958 mit einer Arbeit über Das Wehenproblem unter Berücksichtigung des Oxytocin-Oxytocinase-Haushaltes unter dem späteren Nobelpreisträger Adolf Butenandt habilitiert. Im gleichen Jahr heiratete er seine Frau Roswitha von Morozovicz. Semm arbeitete anfangs als Assistent an der II. Universitäts-Frauenklinik München unter Richard Fikentscher. Nach seiner Habilitation wurde er 1959 zweiter Oberarzt an der Frauenklinik Lindwurmstraße. 1964 wurde er an der Universität München zum außerplanmäßigen Professor ernannt und war ab 1966 leitender Oberarzt an der II. Frauenklinik in München. 1970 wechselte Kurt Semm als ordentlicher Professor und Direktor der Universitätsfrauenklinik sowie als Direktor der Michaelis-Hebammenschule als Nachfolger von Herbert Huber an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Von 1973 an leitete er außerdem die Abteilung Frauenheilkunde am Zentrum für operative Medizin der Universität. Seine Frau Roswitha starb 1986 an Brustkrebs. Die Ehe war kinderlos geblieben. 1994 heiratete er die irische Gynäkologin Iseult O’Neill. Sie brachte aus einer früheren Beziehung die Tochter Tara Virginia mit in die Ehe und bekam mit Kurt Semm den gemeinsamen Sohn Kurt Patrick.

1995 wurde Semm emeritiert.

Mit seiner Familie zog er nach Tucson, Arizona, wo er im Alter von 76 Jahren 2003 an den Folgen einer Parkinson-Krankheit starb. Kurt Semm wurde auf dem Waldfriedhof Solln in München beigesetzt.

Durch Richard Fikentscher wurde bei Semm das Interesse für die Behandlung von Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch geweckt. Zusammen mit ihm und Josef-Peter Emmrich (Magdeburg), Paul Jordan (Münster) und Harry Tillman (Gießen) gründete er 1957 in München die Deutsche Gesellschaft zum Studium der Fertilität und Sterilität, die 1998 in Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin umbenannt wurde.

Durch die Arbeiten von Hans Frangenheim, der seit 1944 Frauen zur Diagnostik laparoskopierte, und Raoul Palmer, einem amerikan. Chirurgen, der in Frankreich arbeitete, wurde Semm angeregt, sich der Laparoskopie zu widmen, die er als Pelviskopie bezeichnete.

Der Begriff sollte den Unterschied zwischen der gynäkologischen Laparoskopie, die sich vorwiegend mit den Organen im Becken (Pelvis) beschäftigt, und denen anderer Fachrichtungen im Oberbauch verdeutlichen.

1967 führte er die Laparoskopie zur gynäkologischen Diagnostik an der Frauenklinik in München ein. Semms Ziel war jedoch eine minimalinvasive, eine möglichst unblutige und schonende Chirurgie. Er wollte die endoskopische Technik nicht nur zu diagnostischen Zwecken einsetzen, wie es damals schon allgemein anerkannt war, sondern das Spektrum beträchtlich erweitern. Dafür entwickelte er als gelernter Feinmechaniker viele Instrumente selbst, wie einen automatischen CO2-Insufflator, einen Uterusmanipulator, sowie Geräte zur Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit und zum Training des laparoskopischen Operierens, den so. Pelvitrainer. Semm entwickelte die Thermokoagulation zur Blutstillung und Knotentechniken für den endoskopischen Einsatz. Die Röderschlinge adaptierte er für die Verwendung in der gynäkologischen Endoskopie.

Am 1980 führte Semm an der Universitätsfrauenklinik Kiel zum weltweit ersten Mal eine Blinddarmoperation auf laparoskopischem Weg durch. Als Assistent fungierte Johannes Dietl. Im gleichen Jahr beschrieb er die erste Entfernung eines Eierstocks mit der Roederschlinge und 1984 die laparoskopisch-assistierte vaginale Hysterektomie.

Mit seiner laparoskopischen Chirurgie stieß Kurt Semm oft auf heftigen Widerstand – vor allem seitens der Chirurgen. Während eines Vortrags über eine laparoskopische Entfernung einer Eierstockzyste zog ein Gegner der Technik den Stecker des Dia-Projektors aus der Steckdose und erklärte, diese Chirurgie wäre unethisch. Die endoskopische Technik wurde oft auch einfach als Unsinn bezeichnet. Noch in den 1970er Jahren wurde von ärztlichen Kollegen behauptet, dass nur Leute mit einem Hirnschaden eine solche Chirurgie betreiben würden und rieten Semm zu einer Hirnuntersuchung. Von 1975 bis 1980 wurde seine Idee von einer laparoskopischen Cholezystektomie von den Allgemeinchirurgen abgelehnt. 1981 forderte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie nach Semms Vortrag über die laparoskopische Appendektomie in einem Brief an den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kurt Semm die Approbation zu entziehen. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung über die laparoskopische Appendektomie im American Journal of Obstetrics and Gynecology wurde mit der Begründung, die Technik sei unethisch, abgelehnt.

Nach vielen von Semm in den USA abgehaltenen Kursen wurde die operative Laparoskopie dort jedoch bald akzeptiert. Über diesen Umweg kam die laparoskopische Chirurgie von dort nach Deutschland zurück und konnte sich dann auch hier durchsetzen. Heute stellen viele endoskopische Eingriffe Standardoperationen dar.

Auszeichnungen

Kurt Semm wurde für seine Leistungen wiederholt national und international geehrt.

Präsident der International Federation of Fertility Societies

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1986)

Bayerischer Verdienstorden (1991)

Fellow of the International College of Surgeons ad honorem (1992)

Pioneer in Endoscopy Award (Society of American Gastrointestinal Endoscopic Surgeons) (2002)

Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe verleiht einen Kurt-Semm-Preis für Video-Beiträge aus den Bereichen Hysteroskopie und Laparoskopische Chirurgie.

Kurt Semm.

Laparoskopie & Pelviskopie

2003

Frederick Chapman Robbins (* 1916 in Auburn, Alabama, USA; † 2003 in Cleveland, Ohio, USA) war ein US-amerikan. Mikrobiologe und Kinderarzt. Er erhielt 1954 den Nobelpreis für Medizin.

FCR wurde als Sohn der beiden Botanik-Professoren William J. und Christine Robbins geboren. Er entschied sich schon früh für die Medizin und nahm nach seinem Highschool-Abschluss das Studium an der University of Missouri auf. 1938 erhielt er den Bachelor’s Degree und setzte seine Studien an der Harvard Medical School in Cambridge (Massachusetts) fort. 1940 wurde er dort promoviert und als Bakteriologe am zentralen Kinderkrankenhaus in Boston angestellt. Während des II. Weltkrieges arbeitete er in Armeediensten ab 1942 als Leiter der Abteilung für Virus- und Rickettsiae-Erkrankungen des 15th Medical General Laboratory in Nordafrika, in den USA und in Italien an der Erforschung von Hepatitis B, Typhus und Q-Fieber.

Nach seiner Heirat mit Alice Northrop setzte er seine Arbeit am Kinderkrankenhaus fort und stieß zur Forschungsgruppe von John Franklin Enders und Thomas Huckle Weller, die sich mit Infektionskrankheiten beschäftigte. Hier war man in der Lage, Kulturen mit dem Poliovirus zu erzeugen. Dies führte zur Schaffung eines Impfstoffs für die Kinderlähmung. Dafür erhielt er zusammen mit Enders und Weller 1954 den Nobelpreis für Medizin. Die American Philosophical Society zeichnete ihn 1999 mit ihrer Benjamin Franklin Medal aus.

Bis zu seinem Tod arbeitete er als Professor (emeritus) für Pädiatrie an der Case Western Reserve University School of Medicine (Cleveland).

2003

Judd Marmor (* 1910 in London; † 2003 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikan. Psychiater.

JM zog in seiner Kindheit mit seiner Familie in die USA. Nach seiner Schulzeit studierte er an der Columbia University in New York City und erreichte 1933 seinen Universitätsabschluss in Medizin. Im II. Weltkrieg diente JM in der US Navy. Nach dem Krieg zog er 1946 nach Los Angeles, wo er als Psychiater arbeitete. Marmor begann gemeinsam mit Evelyn Hooker in den 1960er Jahren am Thema Homosexualität zu arbeiten. 1965 schrieb er das Buch Sexual Inversion.

Marmor nahm an einem Forschungsprojekt zum Thema Homosexualität teil, das vom National Institute of Mental Health gefördert wurde. 1974 wurde er zum Präsidenten der American Psychiatric Association gewählt. Als Direktor der Psychiatrie war JMam Hospital Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles tätig. Des Weiteren war er Hochschullehrer im Bereich Psychiatrie an der University of Southern California.

Marmor war mit Katherine Marmor, die 1999 verstarb, verheiratet. Sie hatten einen Sohn.

Marmor und die Homosexualität.

Sexual Inversion

2002

Christian Haass (* 1960 in Mannheim) ist ein dt. Biochemiker mit dem Schwerpunkt Stoffwechselbiochemie und Neurowissenschaften.

CH studierte von 1981 bis 1985 in Heidelberg Biologie. Ab 1990 arbeitete er zunächst als PostDoc im Labor von Dennis Selkoe an der Harvard Medical School und war dort von 1993 bis 1995 als Assistenzprofessor tätig. Danach kehrte er nach Deutschland zurück und wurde zunächst C3-Professor für Molekularbiologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. 1999 erhielt er einen Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München als Nachfolger von Martin Klingenberg; dort lehrt und forscht Haass als C4-Professor am Adolf-Butenandt-Institut der Medizinischen Fakultät.

Die Schwerpunkte seines Forschungslabors liegen in der Aufklärung der molekularen Mechanismen des M Alzheimer-sowie des M Parkinson. Mit der Einrichtung einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Aquarienanlage werden die molekularen Mechanismen neurodegenerativer Erkrankungen mit Hilfe des Modelltieres Zebrafisch untersucht. Weiterhin wird anhand eines transgenen Mausmodells am M Parkinson geforscht. CH hat mit seiner Forschung Erkenntnisse gewonnen, die Grundlage für realistische Therapieansätze bei der Behandlung von Alzheimer sind. Haass gehört unter anderem der European Molecular Biology Organization an und ist Kuratoriumsmitglied bei der Hans und Ilse Breuer Stiftung. Als Standortsprecher vertritt CH das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München. 2002 wird ihm der Familie-Hansen-Preis zuerkannt. Im Jahr 2003 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Haass ist auch Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung VERUM.

Junge Forscher aus dt. Landen I Parkinson- und Alzheimer-Forschung

2002

Ralf Baumeister (* 1961 in Schwabach) ist ein dt. Bioinformatiker und Molekulargenetiker.

RB absolvierte 1980 das Abitur am Adam-Kraft-Gymnasium Schwabach. Danach studierte er Biologie an der Universität Erlangen, wo er mit dem Diplom abschloss und danach seine Promotionsstudium mit einer Arbeit über „Molekulare Mechanismen der Regulation von Tetrazyklinresistenzdeterminanten“ beendete, mit der er 1992 promoviert wurde.

Nach Forschungsaufenthalten in Stockholm und Berlin war Baumeister von 1992 bis 1995 an der Harvard Medical School in Boston, USA. Von 1995 bis 2000 war er Gruppenleiter am Genzentrum München und gründete parallel dazu 1999 zusammen mit Karl-Heinz Tovar die inzwischen insolvente Biotech-Firma EleGene AG in Martinsried.

Von 2000 bis 2003 war er Professor für Stoffwechselbiochemie am Adolf-Butenandt-Institut der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2003 hat er eine Professur als Nachfolger von Rainer Hertel an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne und ist dort seit 2005 Direktor des Zentrums für Biosystemanalyse.

Forschungsinteressen: Entwicklung von Caenorhabditis elegans-Tiermodellen für Gen-Funktionsanalysen, Schwerpunkt neurodegenerative Erkrankungen (M Alzheimer, M Parkinson, Hörverlust) und genet. Regulation des Alterns.

Auszeichnungen

Promotionsstipendiat des Freistaats Bayern

Promotionspreis VAAM 1993,

Philip Morris Forschungspreis 2001,

Familie Hansen-Preis 2002 (BAYER AG) für Alzheimerforschung.

Schriften

Molekulare Mechanismen der Regulation von Tetrazyklinresistenzdeterminanten. Hochschulschrift Erlangen, Nürnberg, Univ., Diss., 110 S. 1992

Junge Forscher aus dt. Landen…II

Das Jahresmittel der Temperatur lag in Mitteleuropa etwa 0,5° über dem langjährigen Durchschnitt, wodurch großen Teilen der Bevölkerung erstmals die Folgen des Klimawandels bewusst wurden.

Franz Müntefering

Ole von Beust

2004

In Irland tritt das weltweit erste von einem Staat erlassene Rauchverbot in Kraft. Es gilt an allen Arbeitsplätzen einschließlich Pubs und Restaurants.

Rauchverbot

Irland

„Orange Revolution“ in der Ukraine

Wolfgang Daschner

2004

Als erstes Land der Welt verbietet Bhutan den Verkauf von Tabakwaren.

Tabakverbot

Bhutan

Eurofighter

Heinz Fischer

2004

In Afghanistan werden Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen(s.d.) in einem Hinterhalt ermordet.

Ärzte ohne Grenzen

Afghanistan

EU-Erweiterung,

NATO-Osterweiterung

Horst Köhler & Gesine Schwan

2004

Der franz. Pharmaziekonzern Sanofi-Synthélabo übernimmt den franz.-dt. Konkurrenten Aventis.

Pharma-Hochzeit

Montagsdemonstrationen gegenHartz-IV-Gesetze

José Manuel Durão Barroso

2004

Erste Versuche in Deutschland mit gentechnisch verändertem Weizen.

Gen-Weizen

D

Sudan-Konflikt

Jassir Arafat

2004

Die brit. Regierungsbehörde HFEA hat dem Antrag des „Newcastle Centre for Life“ zum Klonen menschl. Embryonen zu Forschungszwecken stattgegeben

In GB dürfen damit erstmals menschl. Embryonen zu Forschungszwecken geklont werden.

Der dt. Ethikrat spricht sich „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ gegen das Klonen menschl. Embryonen zu Forschungszwecken aus.

Klonen menschlicher Embryonen

GB

Wiki/ lemo

Space Ship One

Theo van Gogh

2004

In einer Höhle bei Hagen werden Skelettreste von Menschen aus der Mittelsteinzeit entdeckt. Nach den Ergebnissen der Radiokohlenstoffdatierung sind die ältesten rund 11.000 Jahre alt.

Die Blätterhöhle liegt am „Weißenstein“ im Lennetal in der westfälischen Stadt Hagen.

Blätterhöhle. Die ältesten Menschen im Ruhrgebiet und in Westfalen

Hagen

Wiki, erg. 2020

Burda-Museum

Scooter, Sido

2004

Im Allgäu werden 42 Gräber geöffnet. Es handelt sich um die größte Exhumierungsaktion in D nach dem II. Weltkrieg. Polizei und Staatsanwaltschaft in Kempten wollen damit eine Todesfallserie im Sonthofener Krankenhaus aufklären. Ein Krankenpfleger hatte gestanden, Patienten durch Spritzen getötet zu haben.

Massenmord & Massenexhumierung

Sonthofen

Ein Erdbeben mit Epizentrum in der Gemarkung Waldkirch erschüttert den südwestdeutschen Raum. Trotz einer Stärke von 5,4 auf der Richterskala kommt es nur zu kleineren Sachschäden.

Otto Rehagel

2004

Der israel. Biochemiker Aaron J. Ciechanover (*1947 in Haifa, Palästina) erhält zusammen mit Avram Hershko und Irwin Rose den Chemie-Nobelpreis für die Entdeckung des Ubiquitin-gesteuerten Proteinabbaus.

Ubiquitin & Proteine

Durch ein Erdbeben im Indischen Ozean mit Epizentrum nahe Sumatra und der Stärke 9,1 auf der Richterskala kommt es zu einer bis zu 10 m hohen Flutwelle (Tsunami), der Küstengebiete in weiten Teilen von Indien, Sri Lanka, Thailand, Malaysia und vor allem Indonesien verwüstet. Es kommen ca. 230.000 Menschen ums Leben. Das Beben ist das stärkste einer ganzen Bebenserie auf einer Länge von über 1.000 km entlang der Grenze der indisch-australischen und der eurasischen Erdplatte.

Claudia Roth

2004

Der US-amerikan. Mediziner Richard Axel (*1946 in New York) erhält für die Erforschung des Riechsystems den Medizin-Nobelpreis gemeinsam mit Linda B. Buck. 1991 begann seine Zusammenarbeit mit Buck, die damals als Postdoktorandin in seinem Labor tätig war. Gemeinsam identifizierten sie etwa 1.000 Gene, die für die Geruchswahrnehmung zuständig sind.

Linda Diane Brown Buck (* 1947 in Seattle, Washington) ist eine US-amerikan. Neurophysiologin. Für die Erforschung des Riechsystems wurde sie 2004 gemeinsam mit Richard Axel mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Seit 2003 ist Buck Professorin für Physiologie an der University of Washington in Seattle. Sie ist Mitglied der Basic Sciences Division am Fred Hutchinson Cancer Research Center sowie Professorin für Physiologie und Biophysik am Howard Hughes Medical Institute.

1991 entdeckte sie gemeinsam mit Richard Axel, auf welche Weise Menschen und Tiere in der Lage sind, Tausende versch. Geschmacks- und Geruchsstoffe wahrzunehmen und zu differenzieren. Des Weiteren schuf sie die Grundlagen für die molekulargenetische Erforschung des Geruchssinnes. Auf diese Weise konnten Einblicke geschaffen werden, wie die Sinneswahrnehmung von Gerüchen und deren Umwandlung in Nervenimpulse und schließlich in Gefühlsantworten im Gehirn vor sich geht.

Axel & Buck.

1000 Geruchsgene

wik

Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar/Thüringen

Péter Esterházy

2004

CDU und CSU stellen in Berlin ihr Modell zur Einführung einer einheitlichen Gesundheitsprämie vor. Der Vorschlag stößt auf Kritik, unter anderem von «Gesundheitsexperten» wie Horst Seehofer, der aus Protest sein Amt als Stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag niederlegt.

Gesundheitsprämie

D

Madrider Terror-anschläge;

das Jahr der Terroranschläge

Donald Rumsfeld

2004

Bei der operativen Trennung der siamesischen Zwillinge aus Lemgo stirbt in Baltimore /USA eines der Mädchen.

Die siamesischen Zwillinge von Lemgo

Lemgo/USA

Hamburger Elbtunnel, Dresdner Frauenkirche, Highlight Towers, München

Bertie & Cecilia Ahern

2004

Im Zuge der Gesundheitsreform wird bei Arztbesuchen eine Gebühr von 10 Euro pro Quartal eingeführt.

Praxisgebühr

D

Lemo

Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein

2004

Das Rotterdamer Übereinkommen «über das Verfahren der vorherigen Zustimmung nach Inkenntnissetzung für bestimmte gefährliche Chemikalien sowie Pestizide im internationalen Handel») ist ein völkerrechtl. Vertrag zur Chemikaliensicherheit im internationalen Handel mit Gefahrstoffen.

Ziele des Übereinkommens sind die geteilte Verantwortung und die Kooperation der Vertragsstaaten zum Schutz der menschl. Gesundheit und der Umwelt vor Stoffrisiken.

Das Übereinkommen wurde von Deutschland 2001, von der Schweiz und Österreich je 2002 ratifiziert. 2004 trat das Übereinkommen in Kraft.

Rotterdamer Konvention: Pestizide & Chemikalien

Rotterdam

wik

Tschetschenischer Terror: Geiselnahme von Beslan

Sir Peter Alexander Ustinov

Marika Rökk

Hamid Karzai,

Jassir Arafat

2004

Die „Stockholmer Konvention“ (Stockholmer Übereinkommen, POP-Konvention zum Verbot von 12 besonders gefährlichen Giftstoffen tritt weltweit in Kraft. Dazu gehören u.a. DDT, PCB und Dioxine.

Es handelt sich um eine Übereinkunft über völkerrechtlich bindende Verbots- und Beschränkungsmaßnahmen für bestimmte langlebige organische Schadstoffe (engl. persistent organic pollutants, POP).

Die Konvention tritt 2004 mit Hinterlegung der 50. Ratifizierungsurkunde eines Unterzeichnerstaates, der von Frankreich, in Kraft.

Stockholmer Konvention:

DDT, PCB u Dioxin-Verbot

Stockholm

lemo

Viaduc de Millau,

Taipeh 101

Fatih Akin & Sibel Kekilli, Kaya Yanar

2004

Die Ende 2003 erstmals in Südkorea aufgetauchte asiatische Vogelgrippe breitet sich weiter über Asien aus. Sie fordert bis zu diesem Zeitpunkt 7 Todesopfer.

Asiatische Vogelgrippe

Südkorea

lemo

Jürgen Habermas

2004

Das AIDS-Virus hat sich 2004 schneller verbreitet als je zuvor. Weltweit leben laut Welt-Aidsbericht fast 40 Mio AIDS-Kranke.

Weltaidsbericht: 40 Mio AIDS-Kranke

XXVIII. Olympische Sommerspiele in Athen, Griechenland.

Wangari Maathai

2004

Die Internationale Naturschutzorganisation (IUCN) gibt eine neue Fassung der „Roten Liste“ heraus, die über 15.000 bedrohte Pflanzen- und Tierarten umfasst, über 3.000 mehr als die Liste von 2003.

„Rote Liste“ bedrohter Pflanzen- und Tierarten

George Bush wiedergewählt

Condoleezza Rice

2004

Die Ärzte des ukrain. Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko geben in Wien bekannt, dass der Oppositionspolitiker mit Dioxin vergiftet wurde (vgl. 2020)

Dioxinvergiftung

Wien/Ukraine

Joseph Deiss

2004

Ca 1 Mio Menschen nehmen an einer Demonstration gegen die Einschränkung der Abtreibung in den USA teil.

Abtreibung

USA

Chr CH

Kostas Karamanlis

2004

Der US-amerikan. Gentech-Konzern Monsanto zieht seinen umstrittenen Gentech-Weizen vom Markt zurück. Der Gentech-Weizen ist einerseits wie schon die Gentech-Kartoffel (2002) am Widerstand der Konsumenten (v.a. in Europa und Japan) gescheitert, andererseits aus wirtschaftlichen Gründen: Die versprochene Ertragssteigerung von 5 bis 15 % kann die höheren Kosten für das Saatgut (das die Bauern nicht selbst vermehren dürfen wie konventionelles Saatgut) und die verminderten Absatzchancen nicht wettmachen. Europa und Japan verlangen von den Exporteuren eine Garantie, dass gentechnisch verändertes Getreide deklariert und nicht mit konventionellem Getreide vermischt wird. Vorläufig will man sich auf gentechnisch veränderten Raps, Mais, Soja und Baumwolle konzentrieren.

Der Gentech-Weizen von Monsanto

Heinz Fischer

2004

Südkoreaner klonen angeblich Menschen-Embryonen.“Unsere Philosophie ist simpel: Kein Sonntag, keine Ferien. Einfach arbeiten…

Hwang Woo-suk (* 1953) ist ein südkorean. Veterinärmediziner und Wissenschaftler, der an der Seoul National University arbeitete und dem zum Jahreswechsel 2005/06 einer der größten Fälschungsskandale der modernen Forschungsgeschichte nachgewiesen werden konnte.

Hwang hatte im Jahre 2004 zunächst weltweite Aufmerksamkeit erregt, als er Fortschritte in der Stammzellenforschung bekannt gab: Es war ihm angeblich gelungen, erstmals mit Hilfe eines Zellkerntransfers einen geklonten menschlichen Embryo zu konstruieren und aus ihm Stammzellen abzuleiten. Im Jahr darauf folgten Publikationen über einen geklonten Hund und 11 angeblich maßgeschneiderte embryonale Stammzell-Linien mit dem Erbgut kranker Menschen.

Im Dezember 2005 stellte sich heraus, dass die Stammzell-Linien, die im Juni 2005 in der renommierten Zeitschrift Science veröffentlicht und auf deren Titelblatt formatfüllend abgebildet waren, als Totalfälschung zu gelten haben. Anfang Januar 2006 wurde auch die Stammzell-Publikation aus dem Jahr 2004 als Fälschung enttarnt. Das Klonen eines Hundes im Jahr 2005 wurde als korrekt ausgeführt anerkannt.

Japaner erschaffen die erste Maus ohne Vater.

Forschungs-Fälscher-Skandal

Kaguya, die Maus ohne Vater

Südkorea, Japan

spiegel

Kronprinz Frederik,

Mary Donaldson, Kronprinz Felipe

Letizia Ortiz,

Muhtadee Billah,

Sarah Salleh

2004

Mark Zuckerberg startet sein Unternehmen Facebook als Student an der Harvard University als Plattform für Kontakte der Kommilitonen untereinander.

Zuckerbergs Facebook

wik

Peter & Patricia Gruber

2004

Der Gruber-Preis für Neurowissenschaften (Gruber Neuroscience Prize) ist ein seit 2004 von der Peter & Patricia Gruber Foundation mit Sitz auf Saint Thomas vergebener Wissenschaftspreis. Es sollen Entdeckungen gewürdigt werden, die dazu beitragen, das Verständnis des Nervensystems zu fördern.

Der Preis ist – wie die anderen Gruber-Preise auch – mit 500.000 US-Dollar dotiert, die dem Preisträger zur freien Verfügung stehen. Die Preisträger erhalten zusätzlich eine Goldmedaille, in die ihr Name und die gewürdigte Forschungsleistung eingraviert sind.

Gruber Neuroscience Prize

Saint Thomas

wik

Luan Krasniqi,

Otto Rehagel

Kostas Karamanlis

2004

Der franz. Pharmakonzern Sanofi-Synthélabo übernimmt den franz.-dt. Konkurrenten Aventis

Pharma-Hochzeit

David Jonathan Gross, Frank Wilczek,

Hugh David Politzer

2004

Homo floresiensis („Mensch von Flores“) ist eine ausgestorbene, kleinwüchsige Art der Gattung Homo. Die im September 2003 auf der indones. Insel Flores entdeckten und dieser Art zugeordneten Knochenfunde wurden 2004 in der Erstbeschreibung auf ein Alter von rund 18.000 Jahren datiert.

Aus dieser Datierung wurde abgeleitet, dass, während die Nachbarinseln schon seit mehreren tausend Jahren vom «modernen» Menschen (Homo sapiens) besiedelt waren, auf Flores noch eine zweite Homo-Art lebte.

Von seinen Entdeckern wurde homo floresiensis bereits 2004 als sog. «Inselverzwergung» stammesgeschichtlich von Homo erectus abgeleitet. Andere Forscher vermuten, es könne sich um eine krankhaft veränderte Population von Homo sapiens gehandelt haben.

Die jüngsten Befunde – darunter eine neuerliche genaue Beschreibung aller Knochen des Schädels – „deuten jedoch darauf hin, dass homo floresiensis eine klar unterscheidbare Art“ war.

Mensch von Flores

Flores/

Indonesien

wik

Elfriede Jelinek,

Finn Erling Kydland,

Edward Christian Prescott

2004

Der poln.-israel. Biochemiker Aaron Judah Ciechanover (* 1947 in Haifa) erhält zusammen mit Avram Hershko und Irwin Rose den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung des Ubiquitin-gesteuerten Proteinabbaus.

Ab 1976 war er am Technion (Israel Institute of Technology) in Haifa, wo er 1981 bei Avram Hershko promoviert wurde. Als Post-Doktorand war er 1981 bis 1984 am Whitehead-Institut für biomedizin. Forschung des MIT bei Harvey F. Lodish tätig. Seit 1984 forschte er an der medizinischen Fakultät des Technion und war Direktor des Rappaport-Family-Institute for Research in Medical Sciences.

Ende der 1970er Jahre und Anfang der 1980er Jahre klärte er in Zusammenarbeit mit Hershko und Rose auf, wie Zellen überflüssige Proteine zerstören und wiederaufbereiten. Dabei heftet sich das Molekül Ubiquitin an das zu zerstörende Molekül, das zum Proteasom transportiert wird und dort in kleine Peptide und Aminosäuren zerlegt wird. Nur mit Ubiquitin markierte Proteine werden dort zerlegt und das Ubiquitin danach weiterverwendet. Der Abbau von überflüssigen Proteinen ist für die Zelle lebensnotwendig und eine Störung des Prozesses kann zu schweren Krankheiten führen. Das Ubiquitin-Proteasom-System (Ubiquitin-proteasome system UPS) ist auch Ansatzpunkt von Chemotherapeutika gegen Krebs (ein erstes solches Medikament war das 2003 in den USA zugelassene Bortezomib).

Der ungar.-jüd.-israel. Biochemiker Avram Hershko (1937 als Ferenc Herskó in Karcag, Ungarn geb.) erhält den Nobelpreis für Chemie.

Hershko und seine Familie überlebten den Holocaust. Seine Großeltern mütterlicherseits verschwanden in dem Holocaust zusammen mit ca. 360.000 ungarischen Juden von Karcag.

Hershko emigrierte 1950 aus Ungarn nach Israel. Im Jahr 1969 erhielt er an der Hadassah Medical School der Hebräischen Universität Jerusalem seinen Doktorgrad.

Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre klärte er mit seinem Doktoranden Aaron Ciechanover und Irwin Rose den Mechanismus des Abbaus überflüssiger Proteine in Zellen. Diese werden mit Ubiquitin markiert und in den Proteasomen zerlegt.

Der ungar.-russ.-jüd.- US-amerikan. Biochemiker Irwin Allan Rose (* 1926 in Brooklyn, New York; † 2. Juni 2015 in Deerfield, Massachusetts) ist ebenfalls Nobelpreisträger für Chemie.

Rose studierte an der University of Chicago (Bachelor-Abschluss 1949, Promotion in Biochemie 1952. Als Post-Doktorand war er an der Western Reserve University und der New York University bei Severo Ochoa tätig. 1953 wurde er Associate Professor an der Yale University und 1963 Professor an der University of Pennsylvania (Fox Chase Cancer Center und Fakultät für Biochemie). 1976 bis zur Emeritierung 1998 arbeitete er am Department of Physiology and Biophysics des College of Medicine der University of California in Irvine.

Die 3 Forscher klärten den Mechanismus des Abbaus überflüssiger Proteine in Zellen auf. Diese werden mit Ubiquitin markiert und in den Proteasomen zerlegt.

Ubiquitin-Proteasom-System UPS

wik

2004

Karl Hermann Bock (* 1922 in Brandis; † 2004 in Leipzig) war ein dt. Kinderkardiologe. Er lehrte an der Universität Leipzig.

KHB absolvierte 1940 sein Abitur am König-Albert-Gymnasium in Leipzig und begann im selben Jahr ein Medizinstudium an den Universitäten Jena und Halle (Saale). Dabei wurde das Studium durch den II. Weltkrieg unterbrochen und er geriet in Kriegsgefangenschaft. 1946 konnte er sein Studium an der Universität Leipzig fortsetzen. 1948 bestand er das Staatsexamen und promovierte zum Doktor der Medizin mit der Dissertation «Magengeschwür bei Magensaftmangel».

Er wurde Assistenzarzt am Leipziger Krankenhaus Sankt Georg. Dort befasste er sich mit Kinderkrankheiten, besonders mit Herzkrankheiten von Kindern und Säuglingen. Damit war er einer der ersten Ärzte, die sich mit der Kinderkardiologie beschäftigten.

1951 ging KHB an die Kinderklinik der Universität Leipzig und begann seine Ausbildung zum Facharzt. Seit 1957 fungierte er an der Klinik als Oberarzt. Drei Jahre darauf wurde er an der Universität für Pädiatrie habilitiert und erhielt die Lehrberechtigung. Die Habilitationsschrift hieß «Das räumliche Bild der elektrischen Erregungsausbreitung bei angeborenen Herzfehlern».

An der Kinderklinik wurde KHB 1963 als erster Oberarzt sowie als stellvertretender Direktor eingesetzt. 1966 ernannte ihn die Universität zum Professor mit Lehrstuhl für Pädiatrie. Zum ordentlichen Professor wurde er 1969 befördert. Anfang des nächsten Jahrzehntes gründete er die Arbeitsgemeinschaft Kinderkardiologie der Gesellschaft für Pädiatrie, deren Leiter er wurde. 1972 ernannte ihn die Universität ehrenhalber zum Dr. sc. der Medizin.

Bock wurde mit dem Medizinpreis des Bezirkes Leipzig ausgezeichnet und war Medizinalrat. 1988 trat er in den Ruhestand.

Auf Bitten der Universität setzte er sich weiterhin ehrenhalber ein. Dabei konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an Reisen und Tagungen teilnehmen. 2004 verstarb er in Leipzig im Alter von 81 Jahren.

KHB galt als wichtiger Kinderkardiologe der DDR, so führte er dieses Fachgebiet an der Universität und in Leipzig ein. Auch organisiert er nationale und internationale Tagungen zum Thema. Damit stärkte er die internationale Zusammenarbeit bezüglich der Kinderkardiologie, was zur Zeit der DDR nicht leicht war. Besonders mit Kinderkardiologen aus Prag und Sofia arbeitete er zusammen. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er Ehrenmitglied der bulgarischen kardiolog. Gesellschaft.

In Bocks Werk «Missbildungen des Herzens und der grossen Gefässe. Klinik und Therapie» von 1971, eines der ersten Werke über das Thema, sammelt er die Erfahrungen der kardiologischen Arbeitsgemeinschaft Leipzig.

Schriften

Magengeschwür bei Magensaftmangel. Dissertation. Leipzig 1948.

Das räumliche Bild der elektrischen Erregungsausbreitung bei angeborenen Herzfehlern. Habilitationsschrift.

Moderne Diagnostik und Therapie bei angeborenen Herzfehlern. Potsdam 1962.

Missbildungen des Herzens und der grossen Gefässe. Klinik und Therapie. Berlin Ost 1971.

Bock & die Kinderkardiologie

2004

Hermann Argelander (geb. 1920 in Bromberg, Polen; gest. 2004 in Eschborn) war ein dt. Internist und Psychoanalytiker.

HA studierte in Berlin Medizin und schloss sein Studium 1945 mit der Promotion ab. Von 1945 bis 1959 arbeitete er in Berlin-Schöneberg im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in der Inneren Medizin und absolvierte dort eine Facharztausbildung zum Internisten. 1951 begann er daneben eine Ausbildung in Psychoanalyse am Berliner Institut für Psychoanalyse. Seit 1957 war er Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. Von 1960 bis 1977 wirkte er mit beim Aufbau des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main und leitete deren Ambulanz. Von 1977 bis 1987 hatte er als Nachfolger von Alexander Mitscherlich den Lehrstuhl für Psychoanalyse an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Daneben war er als Lehranalytiker, Supervisor und Leiter von Balintgruppen tätig und bildete zahlreiche Psychoanalytiker aus. Seine Vorlesungen über Sigmund Freud aus dieser Zeit wurden 2011 veröffentlicht.

Zu seinem 75. Geburtstag widmete ihm die «Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis» ein Themenheft. Zu seinem 80. Geburtstag erschien der Herausgeberband: Zum „szenischen Verstehen“ in der Psychoanalyse: Darin ist sein Einfluss auf seine Schüler und Kollegen, wie z. B. Heinrich Deserno, Rolf Klüwer, Peter Kutter dokumentiert. Neben einigen Monografien schrieb HA zahlreiche Aufsätze und nahm maßgeblich am Diskurs der Psychoanalyse teil. In der Zeitschrift «Psyche» sind in den Jahren von 1963 bis 1985 insgesamt 27 Aufsätze von ihm erschienen, weitere finden sich im «Jahrbuch der Psychoanalyse».

Zitat

„Das einfühlende Verstehen des psychoanalytischen Psychotherapeuten hat eine doppelte Funktion. Es gilt zum einen der Erfahrung des Patienten, wie er sich selbst vertraut ist und dem Analytiker zunehmend vertraut wird; zum anderen der unbewußten Persönlichkeitsstruktur des Patienten, die diesem selbst fremd ist. Die Erfahrung des vertrauten Anderen gleitet auf der Schiene umgangssprachlicher Kommunikationen, die des fremden Anderen wird erst durch einen hermeutischen Arbeitsprozeß sui generis erschlossen, der das kommunikative Material nicht zum Nennwert nimmt.“

Am bekanntesten ist Argelanders Schrift «Das Erstinterview in der Psychotherapie», die erstmals 1970 und zuletzt 2014 in 10. Auflage unverändert erschien. Von ihm stammt der Begriff der Szenischen Evidenz.

Das zusammen mit Alfred Lorenzer entwickelte Szenische Verstehen bildete das Zentrum seines psychoanalytischen Denkens und Handelns. Die zentrale Vorstellung Argelanders, dass in einem Erstkontakt und in der Therapie nicht nur die Sachinformationen wichtig sind, sondern auch das, was sich in der Szene zwischen Patient und Therapeut entwickelt und evident wird, wurde nicht nur im Bereich der tiefenpsychologischen Psychotherapie aufgegriffen, sondern auch im Bereich von der Supervision und Beratung. Mario Muck, einer seiner Schüler, beschreibt in seiner Laudation zum 80. Geburtstag, wie sehr Argelander selbst die Fähigkeit des szenischen Verstehens kultiviert hatte, die im engeren Kreis scherzhaft als „Argelandern“ bezeichnet wurde: „Das >Argelandern< ist die besondere Fähigkeit, versteckte Sinnbezüge einer Szene zu >sehen< und mit einem kurzen Satz evident und unabweisbar zu machen.“

Auch prägte er den Begriff Psycho-Logik als einer ungewöhnlichen Form der Wahrnehmung und des Denkens, die im Zusammenhang der Psychotherapie jenseits der rationalen Logik in Erscheinung tritt. Dieser Begriff wurde u. a. in der Morphologischen Psychologie und in den künstlerischen Therapien aufgegriffen. Mit der Fallstudie «Der Flieger» beteiligte er sich an dem von Michael Balint, Joseph Sandler und Heinz Kohut begonnenen Diskurs zu einem neuen Verständnis des Narzissmus und leistete damit einen Beitrag zu der in den 1970er Jahren entstandenen Selbstpsychologie. Weitere Themenschwerpunkte waren die Supervision und Beratung, die Gruppenanalyse und die Bedeutung der Konnektoren bei der tiefenpsychologischen Analyse von Texten.

Das Erstinterview in der Psychotherapie. Wissenschaftlicher Buchverlag, Darmstadt, 1. Aufl. 1970, unveränderte 10. Aufl. 2014

Gruppenprozesse: Wege zur Anwendung der Psychoanalyse in Behandlung, Lehre u. Forschung. Rowohlt bei Hamburg,1. Aufl. 1972, 2. Aufl.

Der Flieger – Eine charakteranalytische Fallstudie. Suhrkamp. Frankfurt am Main, 1972

Die kognitive Organisation psychischen Geschehens: Ein Versuch zur Systematisierung der kognitiven Organisation in der Psychoanalyse. Klett-Cotta, Stuttgart 1979

Der psychoanalytische Beratungsdialog. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. 1982

Der Text und seine Verknüpfungen: Studien zur psychoanalytischen Methode. Springer, Berlin, Heidelberg, New York 1991

Argelandern.

Szenische Evidenz & Psycho-Logik

2004

Erik Blumenthal (Albert Helmut Erik-Artur Blumenthal; * 1914 in Stuttgart; † 2004 in Immenstaad am Bodensee) war ein dt. Psychologe, Graphologe und Psychotherapeut der individualpsychologischen Schule jüd. Herkunft.

NB: Den folgenden z.Tl. schwülstigen Lebenslauf habe ich direkt aus wiki so übernommen:

EB war Assistent und Co-Autor von Rudolf Dreikurs, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie, Lehranalytiker der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie (DGIP), Erster Vorsitzender der DGIP, Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft für Individualpsychologie, Dozent an der Universität Würzburg. 2001 wurde ihm die Ehrenmedaille des BiB (Berufsverband individualpsychologischer Berater e. V.) verliehen. Er war Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Beratungsbücher seines Faches.

Lebenslauf

1933–1950 Tätigkeit als Technischer Kaufmann, Manager in der Industrie

1952–1956 Studium der Psychologie an den Universitäten Tübingen und Zürich; ab 1952 Bahai

1955 Eröffnung der psychologischen Praxis in Immenstaad am Bodensee

1963–1964 Assistent von Prof. Rudolf Dreikurs an der Universität Oregon in Eugene/USA

1964–1981 Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie (erneut 1986-1991)

Seit 1968 Lehranalytiker der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie (DGIP)

1971–1976 Dozent an der Universität Würzburg

EB gehörte mit zu den bedeutendsten Vertretern der Individualpsychologie. Er hat als Therapeut, durch zahlreiche meist populärwissenschaftl. Bücher und wissenschaftl. Fachaufsätze viele Menschen mit dem Gedankengut und vor allem der praktischen Anwendbarkeit der Individualpsychologie vertraut gemacht und zu ihrer Durchsetzung Wesentliches geleistet.

Sein Vater, Arthur Blumenthal, war Chefarzt der gynäkologischen Abteilung im Marienhospital in Stuttgart. Seine Mutter, Johanna Hirth, war Tochter des Erfinders und Industriellen Albert Hirth. Die Eltern trennten sich während Blumenthals Schulzeit. Da der Vater jüd. Abstammung war, durfte Erik 1933 das Abitur zwar noch ablegen, konnte aber anschließend nicht mehr studieren und musste sich für eine kaufmännische Laufbahn entscheiden. Einige Zeit wurde er von seiner Familie nach England geschickt, um bei seiner Rückkehr nun vorübergehend als «Auslandsdeutscher» den Repressalien gegen „nicht Rassenreine“ entzogen zu sein. Als auch das nicht mehr nützte, meldete er sich kurz vor Kriegsende als Freiwilliger zum Militär, wo zu dieser Zeit nicht mehr nach der Abstammung gefragt wurde. Nach nur wenigen Tagen an der Front geriet er in Gefangenschaft.

Vor der Übernahme der kaufmänn. Leitung der Flugzeugfabrik seines Onkels Wolf Hirth in Nabern/Teck hatte er den Segelflug- und den Motorflugschein erworben. Mitten im Krieg heiratete EB seine Frau Dolores Klose. Nach dem Krieg, mit 38 Jahren, konnte er sich endlich seinen Traum verwirklichen und studierte, bereits Vater von vier Kindern, in Tübingen Psychologie. Zuerst wandte er sich der analytischen Psychologie von C.G. Jung zu, aber nach dem Kennenlernen des Bahaitums (Religion aus dem Iran), seiner künftigen religiösen Heimat, das den Grundsatz der Harmonie zwischen Religion und Wissenschaft lehrt, wechselte er „mit fliegenden Fahnen von Jung zu Adler“, und damit zur Individualpsychologie.

Nachdem er sich vom viel zu frühen Tode seiner Frau Dolores erholt hatte, verlegte EB seine Praxis an den Bodensee nach Immenstaad in sein Haus.

Da den Leuten auf dem Land noch nicht klar war, was ein Psychologe ist, war sein erster Klient ein Bauer, dem er die Zukunft deuten sollte. Er stellte dann 1958 Marianne Hilger als Kindergärtnerin für seine vier minderjährigen Kinder ein und heiratete sie 1959. Aus dieser Ehe gingen zwei weitere Kinder hervor. Ermutigt durch ihren Mann machte Marianne Blumenthal 1970 die Ausbildung zur Dipl. individualpsychologischen Beraterin und später zur Mal-Therapeutin, in der sie lange Jahre tätig war. Blumenthals Sohn trat ebenfalls als Psychotherapeut in die Fußstapfen seines Vaters. Blumenthals jüngste Tochter führte in Immenstaad seine Praxis als Individualpsychologische Beraterin weiter.

EB wurde als Individualpsychologe, bei dem Praxis und Theorie immer Hand in Hand gingen, weltweit zu Vorträgen und Seminaren eingeladen. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, sogar ins Chinesische und Japanische. Als Zeitzeuge hat er noch Rudolf Dreikurs erlebt, mit ihm zusammengearbeitet und war eng mit ihm befreundet.

NB: EB hatte eine Zwillingsschwester Erika Blumenthal.

Werke (Auswahl)

Schulschriften der verschiedenen Länder (Huber, 1957)

Eltern und Kinder Freunde oder Feinde (Klett, 1973)

Eltern und Kinder Freunde oder Feinde (dtv., 1986)

Wege zur inneren Freiheit (Rex, 1972)

Die wahre Freiheit (Bahá’í-Verlag, 1975)

Neue Wege zur inneren Freiheit (Horizonte 1995)

Verstehen und Verstanden werden (Rex, 1977)

Der hohen Jahre Ziel und Sinn (Rex, 1984)

Sinnergie: Die Seele lebt vom Sinn (Horizonte 1990)

An sich selber glauben (Herder, 1991)

Lieben und geliebt werden (Horizonte, 1995)

Literatur

Rede von Dr. Stefan Blumenthal anlässlich der Beerdigungsfeier seines Vaters Erik Blumenthal, am 2. Juli 2004 in Immenstaad

2004

Edward Joseph Hoffman (* 1942 in St. Louis, Missouri; † 2004 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikan. Wissenschaftler.

Hoffman promovierte 1971 bei Demetrios George Sarantites in Nuklearchemie an der Washington University in St. Louis mit der Arbeit De-excitation of compound nuclei by gamma-ray emission in competition with nucleon emission. 1973 entwickelte er zusammen mit Michael E. Phelps den ersten PET-Scanner, der auch für die Humanmedizin geeignet war. Er wurde 1976 zum Professor der Medical School der University of California, Los Angeles ernannt.

Hoffmans PET-Scanner

2004

Francis Harry Compton Crick OM (* 1916 in Northampton, England; † 2004 in San Diego, USA) war ein brit. Physiker und Molekularbiologe. Er erhielt 1962 zusammen mit James Watson und Maurice Wilkins den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung der Molekularstruktur der Desoxyribonukleinsäure (DNA).

Cricks DNS (DANN)

2004

Luis Ernesto Miramontes Cárdenas (* 1925 in Tepic; † 2004 in Mexiko-Stadt) war ein mexikani. Chemiker. Er wechselte 1950 von der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) zur Pharmafirma Syntex und arbeitete dort als Forscher unter der Leitung von Carl Djerassi. Ihm gelang die erste Synthese eines oral wirksamen Progestins (1951). Dieses Steroid war α-Ethinyltestosteron, mit generischem Namen Norethisteron (Norethindron), das zur Entwicklung von einigen der ersten oral verabreichten Empfängnisverhütungsmittel (Antibabypille) führte.

Entdeckung von Norethisteron

Miramontes oxidierte 19-Norestosteron mit Chromtrioxid zu 19-Norandrosten-3,17-dion, dessen Umsetzung mit Orthoameisensäure lieferte einen Enolether, der mit Acetylen und Kalium-t-amylat umgesetzt und sauer hydrolysiert zu Norethisteron führte. Den letzten Schritt dieser Synthese realisierte Miramontes am 15. Oktober 1951, wie auch Carl Djerassi bestätigte, unter dessen Leitung der Chemiestudent Miramontes damals bei der mexikan. Firma Syntex arbeitete. Norethisteron war Anfang der 1950er Jahre das beste, oral verfügbare, progesteronale Steroid und wurde als Arzneistoff in fast 50 % aller oral wirksamen Kontrazeptiva (Antibabypille) eingesetzt.

Das Patentamt der USA bewertete 1964 die Erfindung der Kontrazeptiva als eine der 40 wichtigsten Erfindungen im Zeitraum 1794 bis 1964. Dabei wurde der Name Miramontes in eine Reihe mit Pasteur, Edison, Bell, den Gebr. Wright und anderen genannt.

Schriften

L. Miramontes, G. Rosenkranz, C. Djerassi: Steroids 22: The Synthesis Of 19-Nor-Progesterone, J. Am. Chem. Soc. 1951, 73.

Cardenas Norethisteron

2004

Sir John Robert Vane (* 1927 in Tardebigge, Worcestershire; † 2004 in Farnborough, London) war ein russ.-brit. Biochemiker und Pharmakologe. Er war der Entdecker der Wirkweise von Acetylsalicylsäure (ASS) auf Prostaglandine, wofür er den Nobelpreis für Medizin erhielt.

Sein Vater Maurice Vane war Sohn russ. Immigranten; seine Mutter Frances Vane stammte aus einer brit. Bauernfamilie. Er ging auf die King Edward’s School in Birmingham. Mit 12 Jahren bekam er von seinen Eltern einen Chemiebaukasten und fing an zu experimentieren. Er studierte ab 1944 Chemie an der Universität von Birmingham. Dort wurde er zunächst durch das Fehlen von Möglichkeiten zum Experimentieren enttäuscht. Er studierte dann ab 1946 an der University of Oxford Pharmakologie bei Harold Burn, wo er nach einer Zwischenzeit mit Lehrtätigkeit an der Universität Sheffield 1953 am Nuffield-Institut für Medizinische Forschung bei Geoffrey Dawes promoviert wurde. Ab 1953 war er Assistant Professor an der Yale University. Ab 1955 lehrte er am Institute for Basic Medical Science der Universität London im Royal College of Surgeons of England, zunächst als Senior Lecturer, dann als Reader und schließlich als Professor für experimentelle Pharmakologie. 1973 wurde er Leiter der Forschung bei der Wellcome Foundation. Ab 1985 war er am William Harvey Research Institute am Medical College des St. Bartolomew Hospital in London.

ASS & Prostaglandine

2004

Andrea Absolonová (* 1976 in Prag; † 2004 ebenda) war eine tschech. Turmspringerin, die nach der Beendigung ihrer Sportkarriere als Pornodarstellerin und Fotomodell arbeitete.

AA war Mitglied der tschech. Nationalmannschaft der Turmspringer und Teilnehmerin der Schwimmweltmeisterschaften 1994 in Rom. Sie war auch für die Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta nominiert, konnte aber nicht teilnehmen, da eine Verletzung der Wirbelsäule während eines Trainingssprunges kurz vor den Olympischen Spielen ihre Karriere als Sportlerin vorzeitig beendete.

Sie wechselte unter dem Pseudonym Lea De Mae als Darstellerin in die Erotikbranche, in der sie zwischen 1999 und 2004 in über 100 Erotikfilmen mitwirkte. 2004 war sie für die Auszeichnung als „Beste ausländische Darstellerin“ beim AVN Award nominiert.

2004 wurde bei AA ein Glioblastom diagnostiziert, an dessen Folgen sie ein halbes Jahr später in einem Prager Krankenhaus im Alter von 27 Jahren starb.

Sport, Porn, Glioblastom…

2004

Julius Axelrod (* 1912 in New York City; † 2004 in Rockville, Maryland) war ein poln.-US-amerikan. Pharmakologe und Neurochemiker jüd. Herkunft.

JA wuchs in ärmlichen Verhältnissen als Sohn jüd. Einwanderer aus Polen in der New Yorker East Side auf. Seine wissenschaftl. Karriere begann er 1933 als unbezahlter Laborassistent, nachdem er seinen Biologie-Bachelor an einem New Yorker College gemacht hatte. Schon bald erkannte der Pharmakologe Bernard B. Brodie das Potenzial des jungen, vor allem an pharmakolog. und biochem. Fragestellungen interessierten Wissenschaftlers und holte ihn an sein Labor. Beide verhalfen dem Medikament Paracetamol zum Durchbruch.

Während seiner Arbeit studierte er nebenbei und machte seinen Abschluss zum Master of Science 1941 an der New York University. Mit 43 Jahren promovierte er an der George Washington University in Washington, D.C. und leitete danach sein eigenes Labor bei den National Institutes of Health in Bethesda, Maryland.

Für seine Arbeiten erhielt er 1970 gemeinsam mit Ulf von Euler und Sir Bernard Katz den Nobelpreis für Medizin für ihre Entdeckungen im Zusammenhang mit den humoralen Transmittern in den Nervenenden und den Mechanismus ihrer Speicherung, Freigabe und Inaktivierung.

Er gilt damit auch als Pionier in der Entwicklung von Antidepressiva.

JA wurde 1971 in die National Academy of Sciences (Washington) und in die American Academy of Arts and Sciences gewählt sowie 1995 als gewähltes Mitglied in die American Philosophical Society aufgenommen.

Die Deutsche Pharmakologische Gesellschaft verlieh ihm 1978 mit der Schmiedeberg-Plakette ihre höchste Ehrung. Bereits 1967 war er mit dem Gairdner Foundation International Award ausgezeichnet worden. 1992 erhielt er den Ralph-W.-Gerard-Preis. Seit 1984 war er auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Axelrod.

Antidepressiva & Paracetamol

Kyoto-Protokoll

«Tulpenrevolution» in Kirgisistan

Angela Merkel,

Ellen Johnson-Sirleaf, Heide Simonis

2005

Theresa Marie Schiavo (Terri Schindler-Schiavo, *1963 bei Philadelphia, Pennsylvania; † 2005 in Pinellas Park/Florida) stirbt nach 15 Jahren im Koma nach fast 2 Wochen ohne Nahrung und Wasser. Sie erlitt im Rahmen ihrer Bulimie eine durch Sauerstoffmangel ausgelöste schwere Gehirnschädigung und befand sich infolge dessen von 1990 bis zu ihrem Tod 2005 15 Jahre lang im Wachkoma.

Schiavos Wachkoma

Florida

Weltjugendtag

Jens Stoltenberg,

Hu Jintao

2005

Der «Rote Kristall» wird als neues Symbol der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung angenommen.

Der Rote Kristall

5 Mio Arbeitslose in D

Elisabeth & Ludwig II

Konstantin Wecker

Charité

2005

Der schweizer. Pharmakonzern Novartis übernimmt den deutschen Generikahersteller Hexal.

Pharma-Hochzeit

Novartis & Hexal

Kunstmuseum in Stuttgart

Bundesgartenschau München

Jean-Claude Juncker Joseph Kardinal Ratzinger wird Papst Benedikt XVI.,

Erwin Teufel…

2005

Die japan. Pharmaunternehmen Fujisawa Pharmaceutical und Yamanouchi Pharmaceutical fusionieren zum Unternehmen Astellas.

Pharma-Hochzeit

Astellas

Japan

Visa-Affäre

Guano Apes,

Böhze Onkels

2005

Die Berliner Charité kündigt die Streichung von 2.000 Stellen (von ca. 15.000) bis 2010 an

Charité in Not

Berlin

„Die Weisheit der Natur“

Mahmud Abbas & Ariel Scharon

2006

Der Neurologe Claudio Soto gibt bekannt (über ihn gibt es bis 2020 nichts in wiki…), dass seiner Forschergruppe die Entwicklung eines neuen Bluttests gelungen sei. Damit können Erkrankungen wie BSE und Creutzfeldt-Jakob sehr sicher diagnostiziert werden. Es handelt sich dabei vermutlich (jols) um die sog. Protein Misfolding Cyclic Amplification (PMCA), eine biochem. Technik zur Vervielfältigung von falsch gefalteten Proteinen (Prionen) und wird als Test für Enzephalopathien wie BSE verwendet. Bei dieser Technik wird eine geringe Anzahl falsch gefalteter Proteine mit einer großen Menge richtig gefalteter Proteine inkubiert, bei der es zu Umwandlungen kommt. Die wachsenden Agglomerate aus falsch gefaltetem Protein werden dann durch Ultraschall-Behandlung gespalten. Auf diese Weise entstehen neue kleinere Agglomerate, die wiederum zu einer Reihe neuer Umwandlungen führen können. Indem man diesen Schritt mehrfach wiederholt, kommt es zu einer schrittweisen Umwandlung von richtig zu falsch gefalteten Proteinen und somit zu einer Vervielfältigung (Amplifizierung) derselben.

Literatur

Paula Saá, Joaquín Castilla, Claudio Soto: Ultra-efficient replication of infectious prions by automated protein misfolding cyclic amplification. In: The Journal of Biological Chemistry. Band 281, 2006

BSE & Creutzfeldt-Jakob

Holocaust-Mahnmal in Berlin.

Rudolph Mooshammer, Harald Juhnke

2005

Der austral. Mediziner und Mikrobiologe Barry James Marshall (* 1951 in Kalgoorlie, Australien) erhält den Nobelpreis für Medizin.

Nach dem Studium an der University of Western Australia (UWA) wurde Marshall am Royal Perth Hospital tätig. 1986 siedelte er mit seiner Familie vorübergehend in die USA um, als er seine Lehrtätigkeit an der University of Virginia aufnahm. Anschließend kam Marshall als Professor für Klinische Mikrobiologie an die University of Western Australia in Perth zurück.

Marshall führte den Nachweis, dass Helicobacter-pylori-Bakterien die Ursache für die meisten Magengeschwüre sind. Er widerlegte damit die Annahme, dass diese Geschwüre hauptsächlich durch Stress, scharfe Speisen etc. verursacht würden.

Die Helicobacter-pylori-Theorie wurde zunächst von vielen Wissenschaftlern abgelehnt, die der Meinung waren, dass Bakterien im sauren Milieu der Magensäure nicht überleben könnten. Um das Gegenteil zu beweisen, unternahm Marshall 1984 einen Selbstversuch und trank ein Reagenzglas der Bakterien (vgl. Pettenkofer!). Kurze Zeit später bekam er eine schwere Gastritis, die er mit Antibiotika heilte.

1994 erhielt er den Warren Alpert Foundation Prize, 1995 den Albert Lasker Award for Clinical Medical Research und 1996 einen Gairdner Foundation International Award. 1997 wurde er mit dem Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis ausgezeichnet, 1998 mit dem A.H.-Heineken-Preis für Medizin und der Buchanan Medal der Royal Society, 2002 den Keio Medical Science Prize. 2008 wurde Marshall in die National Academy of Sciences gewählt.

Der austral. Mediziner und Pathologe John Robin Warren erhielt ebenfalls den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung des Helicobacter pylori.

Helicobacter pylori-Bakterien & Magengeschwüre

Australien

wikii

Die Linkspartei,

Lindenstraße

Maria Schell,

Peter Lustig

2005

In Hamburg stirbt die siebenjährige Jessica an den Folgen jahrelanger Unterernährung und Vernachlässigung. Der Tod des Mädchens führt in Deutschland zu einer Diskussion um die Qualität staatlicher Fürsorgemaßnahmen.

Unterernährung und Vernachlässigung in D

Hamburg

„Jubiläumsjahr“ in Österreich (60 Jahre Unabhängigkeit vom Deutschen Reich, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre EU-Beitritt)

Simon Wiesenthal

2005

In Gelsenkirchen werden 60 Tonnen verdorbenes, für den Verkauf vorgesehenes Fleisch beschlagnahmt. Nach weiteren Funden kündigt Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) eine Meldepflicht für verdorbenes Fleisch an.

Meldepflicht für verdorbenes Fleisch

Gelsenkirchen

Paul-Klee-Zentrum in Bern,

Kreisgrabenanlage von Goseck aus dem 5. Jahrtausend vC

Bernhard Heisig

2005

Der israel.-US-amerikan. Mathematiker Robert J. Aumann und der US-amerikan. Ökonom Thomas C. Schelling erhalten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften „für die Verbesserung unseres Verständnisses von Konflikt und Kooperation durch Analyse der Spieltheorie“.

Ihre Arbeiten ermöglichen ein tieferes Verständnis, „warum einige Gruppen von Individuen, Organisationen oder Ländern erfolgreich Kooperationen vorantreiben, während hingegen andere unter Konflikten leiden“.

Schellings bekanntestes Buch The Strategy of Conflict (Konfliktstrategie) legte einen Grundstein für die Beobachtung von (nuklear-)strategischem Verhalten und wird als eines der hundert Bücher gewertet, die die westliche Welt seit 1945 am meisten beeinflusst haben.

Spieltheorie & Konfliktstrategie: Konflikt & Kooperation

wiki

Hurrikan Katrina & Rita

Alpenhochwasser 2005

Jaroslaw und Lech Kaczynski

2005

Die Absenkung der Promillegrenze von 0.8 auf 0.5 zeigt Wirkung: Im ersten Halbjahr 2005 liegt die Zahl der tödl. Verkehrsunfälle fast 25% unter dem Wert des Vorjahres. Viele Landgasthäuser jammern über einen Umsatzrückgang….

Promillegrenze & Umsatzrückgang

D

Chr CH

Das Jahr der Katastrophen

2005

Unter den Homosexuellen, die am erstmöglichen Tag in GB eine sog. «Eingetragene Partnerschaft» eingehen, befindet sich auch Popstar Elton John mit seinem Partner.

Homosexualität & «eingetragene Partnerschaft»

GB

Die Fluggesellschaft Swiss wird in die Deutsche Lufthansa AG eingegliedert.

Aenne Burda

2005

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 wird in Rumänien nachgewiesen und hat damit Europa erreicht.

In Europa werden vorübergehend auch die Impfstoffe gegen die klass. Grippe knapp. Auch beim Grippemedikament Tamiflu kommt es zu Hamsterkäufen.

US-Forschern gelingt es, das Virus zu rekonstruieren, das 1918 die sog. „Spanische Grippe“ verursacht hat, der weltweit aneblich 20 – 50 Mio Menschen erlegen sind. Es stellt sich heraus, dass das Virus näher mit dem Erreger der Vogelgrippe verwandt ist als alle anderen bekannten Viren.

Vogelgrippe-Virus H5N1

& Spanische Grippe

Tamiflu & Corona??

Rumänien

Cr CH

Beim Kaschmir- Erdbeben in Pakistan kommen mehr als 80.000 Menschen ums Leben.

Mahmud Ahmadinedshad,

Mohammed el-Baradei

2005

Um eine Ansteckung mit dem Virus H5N1 (Vogelgrippe) durch Zugvögel zu verhindern, wird in Deutschland eine Stallpflicht für Hühner, Gänse und Enten verfügt.

Die Schweiz erlässt nach dem Vorbild der EU ebenfalls eine befristete Stallpflicht für Geflügel.

Vogelgrippe H5N1

D

Steuerreform & Arbeitslosengeld II

Tokio Hotel,

Elena Paparizou

2005

Guido A. Zäch, der Gründer der Paraplegiker-Stiftung und des Paraplegiker-Zentrums Nottwil in der Schweiz wird In zweiter Instanz wegen Veruntreuung von Geldern der Stiftung zu 16 Monaten Gefängnis «beding»t verurteilt. Damit wird das erstinstanzliche Urteil in der Sache bestätigt, im Strafmass allerdings massiv gemildert. Das Strafgericht Basel-Stadt hatte Zäch noch wegen mehrfacher ungetreuer Geschäftsführung zu zwei Jahren Gefängnis «unbedingt» verurteilt. Zäch beharrt auf seiner Unschuld und zieht den Fall ans Bundesgericht weiter (Im April 2007 bestätigt das Bundesgericht das zweitinstanzliche Urteil…).

Paraplegiker-Stiftung Nottwil

Nottwil/CH

Cr CH

Der erste Satellit des Europäischen Navigationssystems Galileo wird im All ausgesetzt.

Orhan Pamuk

2006

In Nottwil wird ein Forschungszentrum für die Rehabilitation von Querschnittgelähmten eröffnet.

Paraplegiologische

Rehabilitation

Nottwil/CH

CHr CH

Fürst Rainier III. von Monaco,

Papst Johannes Paul II.

Samuel Schmid

2005

Als erster afrikan. Staat, in dem Kliterodektomie Praxis ist, beendet Benin in einer öffentlichen Zeremonie offiziell das Zeitalter der weiblichen Genitalverstümmelung

Genitalverstümmelung. Kliterodektomie

Benin

wik

100. Geburtstag der Relativitätstheorie Albert Einsteins

Theodor Hänsch,

Roy Jay Glauber,

John Hall

2005

Weltklimakonferenz in Montreal

Weltklima

Montreal

Die 3. Stufe der dt. Steuerreform 2000 tritt in Kraft.

Yves Chauvin,

Richard Royce Schrock,

Robert Howard Grubbs

2005

Die Europäische Kommission bringt die Charta für Forscher heraus.

Charta für Forscher

EU

Einführung des Arbeitslosengeldes II (s.a. Agenda 2010, Hartz-Konzept)

2005

Weltweit werden ca 7.000 Sprachen aktiv genutzt gesprochen, davon sind mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht, da sie kaum noch oder gar nicht mehr an Kinder weitergegeben werden.

Sprachensterben

Vorgezogene) Wahl zum Dt.Bundestag. CDU/CSU bilden die stärkste Fraktion. Die beiden stärksten Fraktionen im neuen Bundestag, CDU/CSU und SPD, einigen sich auf eine große Koalition («GroKo»).

Edmund Stoiber,

Angela Merkel (CDU) wird vom Bundestag zur ersten Bundeskanzlerin in der Geschichte Deutschlands gewählt.

Der Wald der Nationen ist eine Initiative des Jüd. Nationalfonds zur symbol. Baumpflanzung in Israel. Er wurde vom dt. Bundespräsidenten Horst Köhler im Rahmen seines Staatsbesuchs in Israel 2005 eingeweiht. In dem „Wald der Nationen“ sind Staats- und Regierungschefs aus aller Welt eingeladen, mit dem Pflanzen eines Baumes ihrer Verbundenheit mit dem Staat Israel und ihrer Hoffnung auf dessen friedvolle Zukunft Ausdruck zu verleihen.

Baumpflanzungen (Auswahl)

Horst Köhler Pflanzung eines Olivenbaums, Februar 2005

Angela Merkel Pflanzung eines Johannisbrotbaums, Januar 2006

Wald der Nationen

Israel

Das mit 115 m weltweit höchste Getreidesilo der Schapfenmühle in Ulm wird fertiggestellt.

Die BASF plant ein neues Dienstleistungszentrum in Berlin mit ca. 600 Stellen.

BASF – größter Chemiekonzern der Welt

Berlin

2005

Ernst Walter Mayr (* 1904 in Kempten (Allgäu); † 2005 in Bedford (Massachusetts)) war ein deutsch-amerikan. Biologe und der Hauptvertreter der modernen synthetischen Evolutionstheorie.

Er erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen und zählt nach Ansicht zahlreicher Kollegen zu den einflussreichsten Naturforschern des 20. JH.

Mayrs synthetische Evolutionstheorie

2005

Hans Albrecht Bethe (* 1906 in Straßburg; † 2005 in Ithaca, New York) war ein dt.-US-amerikan. Physiker jüd. Abstammung. 1967 erhielt er den Nobelpreis für Physik.

HAB war das erste von drei Kindern des Physiologen Albrecht Bethe, der an der Universität Straßburg arbeitete. Seine Mutter Anna, Tochter des Medizinprofessors Abraham Kuhn, war jüdischer Abstammung. Er wuchs in Straßburg und Frankfurt am Main auf, besuchte von 1915 bis 1916 in Frankfurt das Goethe-Gymnasium, von 1918 bis 1921 die Odenwaldschule und dann bis 1924 wieder das Goethe-Gymnasium und studierte Physik in Frankfurt am Main von 1924 bis 1926. Anschließend ging er für zweieinhalb Jahre nach München und arbeitete unter anderem bei Arnold Sommerfeld, bei dem er im Juli 1928 promoviert wurde. Seine Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Theorie der Elektronenbeugung, die bleibenden Wert für die Analyse von experimentellen Daten hat. Mit Sommerfeld veröffentlichte er 1933 ein Buch über die Elektronentheorie der Metalle, die heute noch Gültigkeit hat.

Bethes Elektronentheorie

2005

Volker Bigl (* 1942 in Bernsdorf; † 2005 in Polenz) war ein Mediziner und Hirnforsche und Rektor der Universität Leipzig.

Bigl nahm 1960 ein Studium der Humanmedizin an der Universität Bukarest auf, das er zwischen 1962 und 1965 an der Universität Leipzig fortsetzte. Nach seiner Promotion 1965 wirkte er an der Universität Leipzig im Bereich der Hirnforschung. 1979 habilitierte er sich zum Thema «Chemische Synaptologie der Ratte unter Einfluss von Lichtreizung auf die Entwicklung synaptischer Mechanismen» und übernahm 1992 den Lehrstuhl für Neurochemie. Bigl wurde 1993 zum Direktor des Paul-Flechsig-Institutes für Hirnforschung berufen. 1995 erfolgte seine Wahl zum Dekan der Medizinischen Fakultät und 1997 zum Rektor der Universität.

Im Streit um den Wiederaufbau der ehemaligen Universitätskirche (Paulinerkirche), den Bigl vehement ablehnte und stattdessen einen Campusbau forderte, erklärte er 2003 seinen Rücktritt vom Rektorenamt, als die sächs. Landesregierung entgegen vorher gegebenen Zusagen für die Errichtung eines innerstädt. Campus nun dem Paulinerverein entgegenkam und vorübergehend für einen Verkauf des Grundstückes an die kathol. Kirche stimmte.

VB gehörte seit 1994 der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig an und wurde 2004 zu deren Präsidenten gewählt. Aus gesundheitl. Gründen musste er jedoch das Amt im gleichen Jahr niederlegen.

VB war Ehrendoktor der Ohio University in Athens, USA.

2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, welches zusammen mit der Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig am 25. Mai 2005 auf einer Veranstaltung der Universität Leipzig postum an seine Witwe Marina Bigl übergeben wurde.

Weblinks

MDR.de zum Leipziger Paulinerstreit (Memento vom 7. Februar 2003 im Internet Archive)

„Spiegel“: Ein Rektor hat fertig.

Campus vs Paulinerkirche

Leipzig

2005

Martin Wienbeck (geboren 1936 in Breslau; gestorben 2005 in Kabul) war ein dt. Gastroenterologe. Er gilt als wegweisend für die Entwicklung der Neurogastroenterologie in Deutschland. In seinem Ruhestand engagierte er sich während des dortigen Krieges beim Aufbau medizin. Infrastruktur in Afghanistan.

MW wurde 1936 in Breslau als ältester von drei Söhnen eines Militärarztes geboren. Nach dem Tod seines Vaters, der 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben kam, zog die Familie nach Frankenberg.

Karriere

MW studierte Medizin in Marburg und Paris. Danach war er als Medizinalassistent und Assistenzarzt in West-Berlin, Leuven und Marburg tätig, wo er 1962 promoviert wurde. 1963 lernte er in Ost-Berlin seine spätere Frau, eine Medizinstudentin, die in diesem Jahr nach West-Berlin flüchtete, kennen. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der University of Iowa habilitierte er sich, bereits auf Gastroenterologie spezialisiert, 1972 an der Philipps-Universität Marburg über die Elektromyographie im Verdauungstrakt. Von 1974 bis 1987 war er am Universitätsklinikum Düsseldorf tätig und für drei Jahre dessen stellvertretender Direktor. Ab 1987 war er Chefarzt und außerplanmäßiger Professor der LMU am Zentralklinikum Augsburg und schied dort 2001 aus Altersgründen aus. Darüber hinaus war MW Mitglied der Arzneimittelkommission der dt. Ärzteschaft.

Engagement in Afghanistan

2001 gründete Wienbeck die Stiftung Wienbeck für Medizinische Entwicklung mit dem Ziel, die medizin. Versorgung in unterversorgten Weltregionen zu verbessern. Er war bereits in Haiti, Uganda, Kenia und Afghanistan gewesen und entschied sich letztlich dafür, die medizin. Versorgung im vom Krieg verwüsteten Kabul zu verbessern. Das dortige Aliabad Hospital wurde mit Endoskopen ausgestattet und MW unterrichtete afghan. Ärzte im Umgang damit. Unter ihnen waren die ersten Frauen des islam. Landes, die die Technik erlernten, da es afghan. Patientinnen ablehnten, sich von männl. Ärzten untersuchen zu lassen.

MW starb 2005 in Kabul an den Verletzungen, die er bei einem Fahrradunfall erlitten hatte. Er hinterließ seine Frau Elisabeth und zwei erwachsene Kinder.

Nachwirkung

Elisabeth Wienbeck führte die Arbeit der von ihrem Mann gegründeten Stiftung in Afghanistan weiter. Die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität verleiht seit 2012 den Martin-Wienbeck-Preis für Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Motilität des Magen-Darm-Traktes.

The Lancet teilte Wienbecks Wirken in einem Nachruf in drei Phasen auf: die führende Rolle in der Forschung über die Motilität des Gastrointestinaltraktes und dessen Neurophysiologie, seine leitende klinische Tätigkeit und seine Aufbauarbeit zugunsten endoskop. Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten in Afghanistan. Seine Forschung habe viel zum Verständnis der Erkrankungen der Speiseröhre, etwa der Refluxösophagitis, der Hiatushernie oder des Schatzki-Rings beigetragen. Ebenso wie The Lancet schrieb auch der Guardian in seinem Nachruf, Wienbecks eigene, vom II. Weltkrieg beeinflusste Biographie könne zu seinem altruist. Einsatz in Afghanistan beigetragen haben.

Martin Wienbeck veröffentlichte zahlreiche Beiträge und über 250 Aufsätze in wissenschaftl. Sammelwerken. Er war von 1981 bis 1986 Mitherausgeber der Zeitschrift für Gastroenterologie.

Versuche zur Beeinflussung des Kationenaustausches an Hefe- und Muskelzellen. Diss., Marburg 1962.

mit Hans-Günther Beger: Gastrointestinale Motilität: klinische Untersuchungsmethoden. Edition Medizin, Weinheim 1983.

mit Wilhelm Berges: Therapie gastrointestinaler Motilitätsstörungen. Edition Medizin, Weinheim 1984

Aktuelle Aspekte der gastrointestinalen Motilität. Univ.-Verl. Jena, Jena 1993

Wienbeck.

Neurogastroenterologie

Afghanistan

2005

Gerhard Möllhoff (* 1922 in Hannover; † 2005 in Heidelberg) war ein dt. Neurologe, Psychiater und Sozialmediziner.

GM wurde 1953 promoviert. Ab 1962 arbeitete er als Dozent am Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg in den Bereichen Versicherungsmedizin und forens. Psychiatrie. 1969 habilitierte er sich und wurde 1972 zum außerordentlichen Professor berufen.

Möllhoff war 17 Jahre lang Arzt bei Sozialversicherungsträgern, später Regierungsmedizinaldirektor und bis zu seiner Pensionierung 1984 im Versorgungsamt Heidelberg tätig. Im Jahr 1993 wurde er vom Bundesarbeitsminister zum ehrenamtlichen Richter am Bundessozialgericht ernannt.

Er ist Autor von mehr als 220 wissenschaftl. Arbeiten und war einer der Gründer der Akademie für Sozial- und Arbeitsmedizin Baden-Württemberg in Stuttgart und 1988 Wiederbegründer des Heidelberger Gespräches.

Auszeichnungen

Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer u.a.

Möllhoff Sozialmedizin

Heidelberg

2005

Jack St. Clair Kilby (* 1923 in Jefferson City, Missouri; † 2005 in Dallas, Texas) war ein US-amerikan. Ingenieur. Er gilt zusammen mit Robert Noyce als Erfinder der integrierten Schaltung (IC), wofür er den Nobelpreis für Physik erhielt. Er gilt als „Vater des Mikrochips“ bezeichnet.

Den größten Teil seiner frühen Jahre verbrachte er in Great Bend in Kansas und beendete dort auch die High School. Seinen Bachelor of Science erhielt er 1947 an der University of Illinois at Urbana-Champaign in Elektrotechnik. Seinen Master machte er 1950 an der University of Wisconsin, während er gleichzeitig in Milwaukee für Centralab arbeitete, einem Teil der Globe Union Inc.

1958 begann er seine Arbeit bei Texas Instruments, wo er als Neueinsteiger keinen Sommerurlaub hatte. Er hatte das Labor für sich und seine Überlegungen allein. Dies brachte ihm Zeit, um sich mit der «Tyranny of numbers» zu beschäftigen, worunter man damals im Computerdesign das Problem verstand, dass neue Designs immer mehr Komponenten aufwiesen, die sich immer schwieriger verdrahten ließen. Er kam zu dem Schluss, dass eine Lösung durch die Verwendung von Halbleitern möglich sei. 1958 beschrieb er in seinem Labortagebuch erstmals seine Idee, Transistoren, Widerstände und Kondensatoren zu einem Bauteil zusammenzufügen.

Kilby: Vater des Mikrochips

2005

Rüdiger Klein (* 1958 in Nickenich) ist Direktor der Abteilung „Moleküle – Signale – Entwicklung“ am Max-Planck-Institut für Neurobiologie.

RK studierte Biologie an den Universitäten in Marburg und Tübingen und am Juniata College (USA). Promoviert wurde er an der Universität Tübingen. Als Postdoktorand arbeitete er am Frederick Cancer Research and Development Center (USA) und am Bristol-Myers Squibb Pharmaceutical Research Institute (USA).

Anschließend leitete er eine Nachwuchsgruppe am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg, bevor er 2001 zum wissenschaftlichen Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie berufen wurde.

Kleins Arbeiten beschäftigen sich mit den molekularen Mechanismen, die den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen ermöglichen.

Bereits als Nachwuchswissenschaftler gelang ihm die Entdeckung der Rezeptoren (TRK) bestimmter Nervenwachstumsfaktoren (NGF). (Klein et al., Cell 1991) Ferner erbrachte er den Nachweis, dass bestimmte Botenstoffe (Ephrine) die Axone von Nervenzellen durch Abstoßung lenken. (Henkemeyer et al., Cell 1996; Orioli et al., EMBO Journal 1996; Brückner et al., Science 1997) Er machte die Entdeckung, dass Ephrine nicht nur die Entwicklung des Nervensystems, sondern auch der Lymphgefäße und Blutgefäße regulieren. (Adams et al., Genes Dev. 1999; Mäkinen et al. Genes Dev. 2005) – das riecht förmlich nach einem Nobelpreis…(jols)

2005 erhielt er den renommierten Familie-Hansen-Preis. Von den Hansen-Preisträgern sind jetzt schon mindestens 2 Nobelpreisträger hervorgegangen…

Ephrine als Regulatoren für Nerven, Lymph- und Blutgefäße

Die Weltbevölkerung erreicht die Marke von 6,5 Milliarden Menschen. Die Bevölkerungszahl der USA wird mit 300 Mio angegeben.

Michelle Bachelet

Ellen Johnson-Sirleaf

2006

Der israel. Ministerpräsident Ariel Scharon erleidet einen schweren Schlaganfall (und lebt 4 Jahre später immer noch im Koma…).

Ariels Koma

Israel

wik

Der Juli 2006 gilt als wärmster Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen der deutschen Meteorologie. Der wärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland schliesst sich an. Insgesamt war das Jahr eins der wärmsten seit Beginn dieser Aufzeichnungen.

Der kälteste Tag des Winters verursacht bei Tiefstwerten bis unter minus 34 °C vier Todesopfer in Deutschland.

Slobodan Milošević

2006

Die Autopsie von Slobodan Milošević ergibt einen Herzinfarkt als Todesursache, was anderweitige Gerüchte in Serbien und Demonstrationen seiner Anhänger beendet…

Slobodans Herzinfarkt

Serbien

Montenegro wird als 192. Mitglied in die UNO aufgenommen.

Kurt Beck

2006

Das EU-Parlament stimmt mehrheitlich für die Forschungsförderung bei embryonalen Stammzellen.

Europäische Stammzellen

Europa

Berliner Hauptbahnhof,

Bode-Museum

Hauptsynagoge München

Ban Ki-moon

Charlotte Knobloch

David Irving

2006

Auch in den USA wird eine Lockerung bei der mit staatl. Mitteln geförderten Stammzellforschung vorgeschlagen, wogegen der amerikanische Präsident Bush erstmals in seiner Amtszeit ein Veto einlegt….

Amerikanische Stammzellen

USA

Drei-Schluchten-Damm

2006

Übernahme des dt Pharmakonzerns Schering durch Bayer.

Pharma-Hochzeit.

Schering & Bayer

D

Der Gründer der peruanischen Untergrundorganisation Movimiento Revolucionario Túpac Amaru, Victor Polay, wird zu 32 Jahren Haft verurteilt.

Javier Solana

2006

In der Türkei sterben 2 Kinder an der Vogelgrippe. Die Behörden ordnen die vorsorgliche Tötung jeglichen Hausgeflügels an…

Vogelgrippentote

Türkei

Amoklauf an der Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten

Anna Politkowskaja

2006

Auf der Ostsee-Insel Rügen wird bei 2 toten Schwänen das Vogelgrippevirus H5N1 entdeckt. Bis Anfang März werden in weiteren Bundesländern Infektionen registriert. Strenge Sicherheitsmaßnahmen wie Stallpflicht und Regelungen für die Einfuhr von Geflügel sollen eine weitere Ausbreitung der auch für Menschen gefährlichen Seuche verhindern.

Vogelgrippe

Rügen

18. Fußball-WM in DE.

XX. Olympische Winterspiele in Turin

Video-Künstler Nam June Paik

2006

Das Bundeskabinett beschließt, das Renteneintrittsalter bis zum Jahr 2029 von 65 auf 67 Jahre anzuheben.

Renteneintrittsalter

D

Libanon-Krieg,

Bürgerkrieg in Sri Lanka, Drogenkrieg in Mexiko

Rudi Carell,

Lordi

Dirk Nowitzki

2006

Betty Friedan (geb.1921) stirbt in Washington D.C. Ihr Buch „Der Weiblichkeitswahn“ erschien 1963.

Weiblichkeitswahn

USA

Atombomben in Nordkorea

Florian Henckel von Donnersmarck,

Thomas Reiter,

Andreas Gursky

2006

In Sonthofen beginnt der Prozess gegen den sog. „Todespfleger“. Er tötete in einem Sonthofener Krankenhaus 29 Patienten.

Todespfleger

Sonthofen

Mohammed-Karikaturen

Natascha Kampusch

2006

Der als „Kannibale von Rothenburg“ bekannt gewordene Armin Meiwes wird wegen Mordes und «Störung der Totenruhe» zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Der „Kannibale von Rothenburg“

Rothenburg

Nach den niederländ. Parlamentswahlen zieht erstmals eine Tierschutzpartei, die Partij voor de Dieren, mit zwei Abgeordneten in ein Parlament ein.

Wolf Lepenies

2006

Vernor Muñoz Villalobos, Bildungsexperte der UN-Menschenrechtskommission, kritisiert das dt. Bildungssystem. Hauptpunkte sind das dreigliedrige Schulsystem, die mangelnde Integration von Ausländerkindern und der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Schulbildung in der Kritik

D

Deutsches Historisches Museum:“Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen“,

Grünes Gewölbe

Dirk Nowitzki,

Joachim Löw,

Jürgen Klinsmann

2006

Der US-amerikan. Biologe Andrew Zachary Fire (*1959 in Palo Alto, Kalifornien) erhält zusammen mit dem US-amerikan. Biochemiker Craig Cameron Mello (*1960) den Medizin-Nobelpreis für ein Verfahren, mit dem sich Gene gezielt stummschalten lassen (RNA-Interferenz).

RNA-Interferenz

Porträt

https://www.mediatheque.lindau-nobel.org/laureates/fire

Andrew Zachary Fire (* 1959 in Palo Alto, Santa Clara County, Kalifornien) ist ein US-amerikan. Biologe jüd. Herkunft (?). 2006 erhielt er zusammen mit Craig C. Mello den Nobelpreis für Medizin für ein Verfahren, mit dem sich Gene gezielt stummschalten lassen (RNA-Interferenz).

AZF absolvierte in drei Jahren ein Mathematikstudium an der University of California in Berkeley. Mit 19 Jahren wechselte er an die Biologiefakultät am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge und arbeitete dort unter dem späteren Nobelpreisträger Phillip Allen Sharp im Bereich der Zellbiologie.

1983 erhielt er seinen Ph.D. und ging anschließend nach Cambridge in England zu Sydney Brenner. Bei diesem begann er seine Forschungen am Wurm C. elegans. 1986 wurde er Mitarbeiter am Department of Embryology der Carnegie Institution of Washington in Baltimore. Durch Versuche mit dem Fadenwurm konnte er 1998 zusammen mit Mello belegen, dass durch die Injektion von Doppelstrang-RNA-Molekülen die Funktion von Genen besser als durch genspezif. Einzelstrang-RNA unterdrückt werden kann. 2003 ging er an die Stanford University School of Medicine, wo er am Department für Pathologie und Genetik forschte; seit 2004 ist er dort Professor für Pathologie und Genetik.

Auszeichnungen

1997: Maryland Distinguished Young Scientist Award

2002: Genetics Society of America Medal

2002: Meyenburg-Preis

2003: Passano Award

2003: National Academy of Sciences Award in Molecular Biology, zusammen mit Craig Mello

2003: Wiley Prize in Biomedical Sciences (gemeinsam mit Craig C. Mello, Thomas Tuschl und David Baulcombe)

2004: H.P.-Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik

2004: Wahl zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der National Academy of Sciences

2005: Massry-Preis (gemeinsam mit Craig Mello)

2005: Gairdner Foundation International Award

2006: Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, Nachwuchspreis, zusammen mit Craig Mello

2006: Nobelpreis für Medizin, zusammen mit Craig Mello

Veröffentlichungen

Andrew Fire, Siqun Xu, Mary K. Montgomery, Steven A. Kostas, Samuel E. Driver und Craig C. Mello: Potent and specific genetic interference by double-stranded RNA in Caenorhabditis elegans. In: Nature. Band 391, 1998

Nucleic acid structure and intracellular immunity: some recent ideas from the world of RNAi. In: Q Rev Biophys. 2006.

A. Fire, R. Alcazar und F. Tan: Unusual DNA structures associated with germline genetic activity in Caenorhabditis elegans. Genetics 2006.

D. Blanchard, H. Hutter, J. Fleenor und A. Fire: A differential cytolocalization assay for analysis of macromolecular assemblies in the eukaryotic cytoplasm. In: Mol Cell Proteomics. 2006.

F. Moreno-Herrero, R. Seidel, S. M. Johnson, A. Fire und N. H. Dekker: Structural analysis of hyperperiodic DNA from Caenorhabditis elegans. in: Nucleic Acids Res. Band 34, Nr. 10, 2006

M. L. Foehr, A. S. Lindy, R. C. Fairbank, N. M. Amin, M. Xu, J. Yanowitz, A. Z. Fire und J. Liu: An antagonistic role for the C. elegans Schnurri homolog SMA-9 in modulating TGFbeta signaling during mesodermal patterning. In: Development. Band 133, Nr. 15, 2006

Problemstellung:

In humans, for example, only a fraction of the 30,000 available genes are used in each cell. These are controlled by messenger RNA (mRNA) which carries the DNA instructions for the cell’s manufacture of proteins. The genetic code in mRNA is described as being the ‘sense’ sequence, that in RNA is ‘antisense’. Working with the minute nematode worm Caenorhabditis elegans, Fire and Mello found the process could be interrupted. By injecting sense and anti- sense RNA together, the worms displayed similar symptoms to worms that lacked a functioning gene for muscle protein. The explanation is that when sense and antisense RNA molecules meet, they bind together and form double-stranded RNA. This alerts the cell to degrade mRNA molecules carrying a genetic code identical to that of the double-stranded RNA. Many viruses have a genetic code that contains double-stranded RNA and ‘jumping genes’, also known as transposons – DNA sequences that can move around in the genome and can cause damage if they end up in the wrong place, so RNAi identifies the likely problem and nips it in the bud. RNAi is now being used to study possible new gene therapies.

Hamas & Fatah

Heinrich Harrer

2006

Der US-amerikan. Biochemiker Roger David Kornberg (*1947 in St. Louis, Missouri) erhält für seine Arbeiten zu den molekularen Grundlagen der eukaryot. Transkription (die komplementäre Abschrift der genetischen Informationen des Zellkerns auf die Ribonukleinsäuren) den Nobelpreis für Chemie. In seinen Forschungen geht es um das Enzym RNA-Polymerase, das die Synthese von Ribonukleinsäuren katalysiert. Die Struktur und der genaue Wirkmechanismus dieses Enzymkomplexes wurde dabei unter anderem von dem dt. Biochemiker Patrick Cramer während dessen Zeit als Postdoktorand in Kornbergs Labor entschlüsselt.

Kornberg. Eukaryotische Transkription

RNA-Polymerase

Porträt

Roger David Kornberg (* 1947 in St. Louis, Missouri) ist ein US-amerikan. Biochemiker und Biologie an der Stanford University Medical School. Im Jahr 2006 wurde er mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

RDK ist das Älteste von drei Kindern der Biochemiker Sylvy und Arthur Kornberg, des Nobelpreisträgers für Medizin von 1959. 1967 schloss er sein Studium an der Harvard University mit einem Bachelor of Science ab, um dann für seine Doktorarbeit nach Stanford zu wechseln, wo er 1972 bei Harden M. McConnell mit der Arbeit «The diffusion of phospholipids in membranes» promoviert wurde. Kornberg ging daraufhin zu einem Postdoc-Aufenthalt nach Cambridge. 1976 wurde er Assistant Professor (etwa: dt. Juniorprofessor) an der Harvard Medical School und kehrte 1978 für eine Professur in der Strukturbiologie nach Stanford zurück.

Im Jahr 2010 wurde er in die Leitung des russi. Innovationszentrums bei Skolkowo berufen.

Wissenschaftliche Arbeit

RDK wurde 2006 für seine Arbeiten zu den molekularen Grundlagen der eukaryotischen Transkription, das ist die komplementäre Abschrift der genetischen Informationen des Zellkerns auf die Ribonukleinsäuren, mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Kornberg stieß auf die Probleme der eukaryotischen Transkription, als er in den frühen 1970er Jahren bei Francis Crick und Aaron Klug an der Universität Cambridge in England arbeitete.

Sein Kollege Andrew Z. Fire an der Stanford University Medical School, bekam den Nobelpreis für Forschungen auf dem Gebiet der Ausprägung und Unterdrückung von Genen.

Auszeichnungen

1981: Eli Lilly Award in Biological Chemistry

1993: Mitglied der National Academy of Sciences

1997: Harvey-Preis der Technion

1999: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

2000: Gairdner Foundation International Award

2002: ASBMB-Merck Award

2002: Pasarow Award für Krebsforschung

2002: Prix Charles-Léopold Mayer

2002: Auswärtiges Mitglied (Foreign Associate) der European Molecular Biology Organization

2003: Massry-Preis

2005: General Motors Cancer Research Foundation’s Alfred P. Sloan, Jr. Prize

2006: Louisa-Gross-Horwitz-Preis

2006: Nobelpreis für Chemie

2008: Mitglied der American Philosophical Society

2009: Auswärtiges Mitglied der Royal Society

2012: Auswärtiges Mitglied der Academia Europaea]

Literatur

Hinrich Boeger, David A. Bushnell, R. Avis, J. Griesenbeck, Y. Lorch, J. Seth Strattan, K. D. Westover und Roger D. Kornberg: Structural basis of eukaryotic gene transcriptions. In: FEBS Letters. Band 579, 2005

Kenneth D. Westover, David A. Bushnell und Roger D. Kornberg: Structural basis of transcription. Separation of RNA from DNA by RNA polymerase II. In: Science. Band 303, Nr. 5660, 2004

Patrick Cramer; David A. Bushnell, Jianhua FuAverell L. Gnatt, Barbara Maier-Davis, Nancy E. Thompson, Richard R. Burgess, Aled M. Edwards, Peter R. David und Roger D. Kornberg: Architecture of RNA polymerase II and implications for the transcription mechanism. in: Science. Band 288, 2000

Seth A. Darst, Elizabeth W.Kubalek und Roger D. Kornberg: Three-dimensional structure of Escherichia coli RNA polymerase holoenzyme determined by electron crystallography. In: Nature. Band 340, Nr. 6236, 1989

Vater & Sohn Kornberg. Von Beruf Nobelpreisträger…

Angelsächsische Vernetzungen

Die vom iran. Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad veranlasste Holocaustleugnungskonferenz im Iran 2006 beginnt. Das Treffen in Teheran gibt für Redner, die den Holocaust leugnen oder in Frage stellen sowie das Existenzrecht Israels bezweifeln, eine propagandistische Bühne ab.

Moritz Leuenberger,

Evo Morales,

David Irving

2006

IX. Winter-Paralympics in Turin. Die behinderten Sportler aus 39 teilnehmenden Nationen treten unter dem Motto „Spirit in Motion“ (Geist in Bewegung) in 58 Wettbewerben an.

Winter-Paralympics:

Spirit in Motion

Turin

Die Zahl der Arbeitslosen in D steigt auf über 5 Mio. Die Arbeitslosenquote erhöht sich auf über 12 %.

Alan Greenspan

2006

Im Altai-Gebirge, Mongolei, wird eine 2.500 Jahre alte Mumie gefunden

Mongolen-Mumie

Mongolei

Reporter ohne Grenzen

Xu Huaiwen

2006

Der erneut aufgerollte HIV-Prozess in Libyen endet mit dem Todesurteil für die angeklagten 5 bulgar. Krankenschwestern und einen palästinens. Arzt. Sie werden für die Infektion von über 400 Kindern mit HIV in einem Krankenhaus in Bengasi verantwortlich gemacht.

HIV-Prozess & Todesurteile

Libyen

Love Parade mit 1,2 Mio Teilnehmern in Berlin,

Christopher Street Day in Köln

John Cromwell Mather,

George Fitzgerald Smoot III

2006

Einen Tag vor Beginn der Tour de France 2006 werden die Favoriten Jan Ullrich und Ivan Basso uva. von ihren Teams aus dem Aufgebot genommen, weil sie in die span. Doping-Affäre um den Arzt Fuentes verstrickt sein sollen.

Der US-amerikan. Tour-de-France-Sieger Floyd Landis wird positiv auf Testosteron-Doping getestet…

Dopingarzt & Tour de France

Frankreich

Wiki Leaks

Orhan Pamuk

2006

In Bonn endet der Wettkampf des Schachweltmeisters mit einem Schachcomputer. Weltmeister Wladimir Borissowitsch Kramnik unterliegt dem Schachprogramm Deep Fritz mit 2:4. Es ist im Schach die dritte Niederlage eines Menschen gegenüber der Rechnerleistung.

NB: Fritz ist ein kommerzielles dt. Schachprogramm der Firma ChessBase, dessen von Frans Morsch und Mathias Feist programmierte chess engine seit vielen Jahren zu den Spitzenprogrammen gehört. Die Mehrprozessorversion wird Deep Fritz genannt.

Künstliche Intelligenz: Schachweltmeister vs Schachcomputer

Bonn

Wik, erg. 2020

Edmund Strother Phelps

2006

Der bengal. Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus erhält den Friedens-Nobelpreis für die von ihm gegründete Grameen Bank zur Förderung wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung von unten.

Grameen Bank

Die ersten Stadtlinienbusse der Berliner Verkehrsbetriebe fahren mit Wasserstoff (vgl. 2020).

Berliner Hauptbahnhof

Romano Prodi

2006

Ärztestreiks an dt. Universitätskliniken. Die Mediziner fordern bessere Arbeitsbedingungen und 30 % höhere Einkommen. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft der Länder einigen sich auf einen neuen Tarifvertrag an Universitäts- und Landeskliniken, der eine Anhebung der Gehälter bis zu 20 Prozent vorsieht.

Ärztestreiks & Marburger Bund

D

Gebr. Jaroslaw & Lech Kaczynski

2006

CDU/CSU und SPD einigen sich auf einen Kompromiss bei der Gesundheitsreform. Ein wesentl. Eckpunkt ist die Anhebung der Beitragssätze der gesetzl. Krankenkassen um ca. 0,5 Prozentpunkte.

Gesundheitsreform

D

Annus mirabilis:

150. Geburtstag von Sigmund Freud und Kurt Gödel.

100. Gebtag von Hans Asperger. „Internationalesn Asperger-Jahr“ mit Unterstützung des aus-tral. Asperger-Spezialisten Tony Attwood

Ayaan Hirsi Ali (Ayaan Hirsi Magan Isse Guleid Ali Wai’ays Muhammad Ali Umar Osman Mahamud)

2006

Der Physiker Stefan Hell (geb.1962) erhält den mit 250.000 Euro dotierten Deutschen Zukunftspreis. Hell entwickelte ein Lichtmikroskop mit der Schärfe eines Elektronenmikroskops. 2014 wird er dafür auch mit dem Nobelpreis ausgezeichnet…

Mit der Erfindung und Entwicklung der Stimulated Emission Depletion (STED) Mikroskopie und verwandter Mikroskopieverfahren konnte er zeigen, dass man die herkömmlich auf ca. eine halbe Lichtwellenlänge (~200 Nanometer) begrenzte Auflösung im Fluoreszenz-Lichtmikroskop überwinden kann. Hell zeigte auch, wie man die Auflösung des Fluoreszenzmikroskops von der Beugung (Beugungsgrenze) entkoppeln und auf Bruchteile der Lichtwellenlänge (Nanometerbereich) steigern kann. Dies galt seit den Arbeiten von Ernst Abbe (1873) als de facto unmöglich.

STED- Mikroskopie

Zukunftspreis, Hansenpreis, Nobelpreis – eine logische Reihenfolge…

D

55 % der abgegebenen Stimmen votieren in einem Referendum für die Unabhängigkeit Montenegros von «Serbien und Montenegro».

Fidel & Raul Castro

Evo Morales

2006

Der Echte Thymian (Thymus vulgaris) ist Arzneipflanze des Jahres (Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde)

Thymian

Lhasa-Bahn

Thomas Reiter

2006

Im Australia Zoo in Queensland stirbt die Galápagos-Riesenschildkröte Harriet (* ca. 1830), die als eines der ältesten Tiere der Welt gilt.

Schildkrötenveteran

Queensland

Deutschlands größtes Zwischenlager für Kernbrennstoffe geht im Kernkraftwerk Gundremmingen in Betrieb.

Andreas Gursky

Übernahme des dt. Unternehmens Schering AG durch das deutsche Unternehmen Bayer AG

Pharma-Hochzeit:

Bayer & Schering

DE

2006

Betty Berzon (* 1928 in St. Louis; † 2006 in San Fernando Valley, Kalifornien) war eine US-amerikan. Autorin und Psychotherapeutin.

In ihrer Kindheit zog ihre Familie von St. Louis nach Arizona.Nach ihrer Schulzeit besuchte Berzon zunächst die Stanford University und studierte dann an der University of California in Los Angeles Psychologie, wo sie 1957 graduierte. 1962 erreichte Berzon ihren Master an der San Diego State University. Nach ihrem Studium war Berzon als Psychotherapeutin tätig. 1973 lernte sie Teresa DeCrescenzo kennen, die als Vorsitzende der Organisation Gay and Lesbian Adolescent Social Services arbeitete. 1993 heirateten sie symbolisch während einer Massenhochzeitszeremonie beim Marsch auf Washington für LGBT Rechte und Freiheit.

Berzon schrieb mehrere Bücher, insbesondere über das Thema Homosexualität. 1979 veröffentlichte sie das Buch «Positively Gay». 1988 erschien das Buch «Permanent Partners» 1996 das Buch «The Intimacy Dance». 2002 schrieb sie ihre Memoiren «Surviving Madness, a Therapist’s Own Story». Hierfür erhielt sie den Lambda Literary Award. In dem Schwulen-Magazin «PlanetOut» war sie mehrere Jahre mit einer Kolumne über schwule Beziehungen als Autorin vertreten. 1986 wurde bei Berzon Brustkrebs festgestellt. Nach einer Behandlung konnte die Krankheit zwar für einige Jahre bekämpft werden, doch 2001 kehrte der Krebs zurück, woran Berzon im Januar 2006 verstarb.

Berzon und die Homosexualität

2006

Robert „Robin“ Royston Amos Coombs (* 1921 in London; † 2006 in Cambridge) war ein brit. Tierarzt, Serologe und Immunologe. Er war Entdecker des Coombs-Tests, der die Anwesenheit von Antigenen (Antiglobulinen) bei der Rh-Unverträglichkeit nachweist.

RC genoss einen Teil seiner Schulausbildung in Südafrika und studierte dann in Edinburgh. Er erlangte hier die Doktorwürde in Veterinärmedizin. Später wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universitäten von Guelph, Niederlande und von Edinburgh, Schottland verliehen, und er war Mitglied der Royal Society (1965), Mitglied des Royal College of Pathologists und Ehrenmitglied des Royal College of Physicians. 1965 wurde er mit einem Gairdner Foundation International Award ausgezeichnet, 1988 mit der Clemens von Pirquet-Medaille.

RC forschte als Serologe und Blutgruppenspezialist an der Pathologischen Abteilung der Universität Cambridge; er war Gründer der dortigen Abteilung für Immunologie. Auf seine Arbeiten gehen auch moderne Methoden der Blutspurenkunde zurück (Der Coombs-Test auf Menschenblut und die Mixed Agglutination fanden zwischen 1955 und 1965 Einzug in die Kriminalistik bei der Blutspurenuntersuchung.

Zusammen mit Philip George Houthem Gell entwickelte er 1963 eine Klassifikation der Immunologischen Reaktionen, die vier Typen der allergischen Reaktion unterteilt.

Gemeinsam mit W. E. Parish und A. F. Wells betrachtete er die allerg. Reaktion auf Proteine der Kuhmilch als eine Ursache des Plötzlichen Kindstodes (SIDS)

NB: Das ist natürlich Quatsch….

Literatur

P. G. H. Gell und R. R. A. Coombs: Clinical Aspects of Immunology. Blackwell, London 1963.

Robin R. A. Coombs: Historical note: past, present and future of the antiglobulin test. In: Vox Sanguinis. Band 74, Nr. 2, 1998.

Coombstest.

Die vier Typen der allergischen Reaktion

2006

Owen Chamberlain (* 1920 in San Francisco; † 2006 in Berkeley) war ein US-amerikan. Physiker

OC kam 1920 als Sohn des Radiologen W. Edward Chamberlain und seiner Ehefrau Genevieve Lucinda Owen zur Welt.

Chamberlain begann nach seinem Collegeabschluss am Dartmouth College 1941 ein Studium der Physik an der University of California. Er musste sein Studium durch den Kriegseintritt der USA imII. Weltkrieg unterbrechen und arbeitete ab 1942 unter Emilio Segrè im Manhattan-Projekt mit. Nach dem Ende des Krieges und dem Abschluss des Projektes nahm er 1946 sein Studium wieder auf. Unterstützung fand er vor allen von Enrico Fermi. 1949 schloß er seine Promotion zum Doktor der Physik mit einer Arbeit über die „Streuung langsamer Neutronen in Flüssigkeiten“ ab und entschloss sich, an der University of California zu bleiben., wo er als Dozent arbeitete. 1958 wurde er zum Professor ernannt. 1959 war er für ein Jahr Loeb Lecturer in Harvard.

OC war dreimal verheiratet, mit Beatrice Babette Copper († 1988), June Steingart Greenfield († 1991) und Senta Pugh Gaiser. Er hat drei Töchter und einen Sohn aus erster Ehe.

Werk

Während des Manhattan-Projekts untersuchte OC die Kernwirkungsquerschnitte für Neutronen mittlerer Energie und die Spontanspaltung schwerer Elemente.

Er führte ausführliche Studien zur Proton-Proton-Streuung durch, wobei vor allem die Untersuchungen zu Polarisationseffekten und zur Dreifachstreuung wesentlich waren. 1955 war er zusammen mit Emilio Gino Segrè, Dr. Wiegand und Dr. Ypsilantis an der Entdeckung des Antiprotons beteiligt. 1959 wurde er zusammen mit Emilio Segrè mit dem Nobelpreis für Physik „für ihre Entdeckung des Antiprotons“ ausgezeichnet.

In den folgenden Jahren untersuchte er zusammen mit seinen Kollegen die Wechselwirkung von Antiprotonen mit Wasserstoff, Deuterium und anderen leichten Elementen und konnte mit Hilfe von Antiprotonen auch Antineutronen erzeugen. 1960 nutzte er mit Carson Jeffries und Gilbert Shapiro erstmals polarisierte Protonentargets, um die Spinabhängigkeit einer Vielzahl von Hochenergieprozessen zu untersuchen. Sie führten u. a. Untersuchungen zur Streuung von Pi-Mesonen und Protonen an polarisierten Protonen durch, bestimmten die Parität von Hyperonen und testeten die T-Symmetrie bei der Elektron-Proton-Streuung.

Antiproton

(Sorry, aber das hat mit Medizin nicht viel zu tun…

2006

Johannes «Joop» Christiaan Mari Hattinga Verschure (* 1914 in Breda; † 2006 in Nijmegen), war ein niederländ. Mediziner und Chemiker.

«Joop» war der Sohn von CCJ Verschure (* 1876 in ’s-Hertogenbosch; † 1936 in Breda) und dessen Frau Francoise Marie Hattinga Raven (* 1879 in Helder; † nach 1957). Anfänglich besuchte er die höhere Bürgerschule und das Unser Lieben Frauenlyzeum seiner Geburtsstadt. 1932 nahm er an der Universität Utrecht ein Studium der Chemie und Medizin auf. Hier bestand er 1939 sein Doktoralsexamen in Chemie und 1942 sein Arztexamen. Danach arbeitete er als prakt. Arzt in Terheyden und Breda. 1943 spezialisierte er sich auf die innere Medizin und arbeitete während des II. Weltkrieges als Internist an der Seite von Adrianus Cornelis Maria Lips (* 1907 in ’s-Hertogenbosch; † 1990 in Eindhoven) in Nijmegen. Nach einem kurzen Aufenthalt in New York 1945, fand Hattinga Verschure 1946 eine Anstellung an der medizin. Universitätsklinik in Utrecht. 1946 promovierte er bei Hugo Rudolph Kruyt mit der biochem. Arbeit «Elektrophoretische Untersuchung des Mechanismus einer klinisch gebräuchlichen Serumflockungsreaktion» zum Doktor der Naturwissenschaften.

Nachfolgend wechselte er 1948 an das chemische Labor der Utrechter Universitätsklinik und es entstand noch eine Vielzahl von klinisch-chemischen Publikationen. So erhielt er 1954 de Struykenpreis der Thijmgenootschap für seine Arbeiten zu Krankheiten der Leber- und Gallenwege. Ab etwa den 1950er-Jahren engagierte sich HV für die Niederländ. Vereinigung für klinische Chemie (NVKC), dessen Vorsitzender er 1951wurde. 1952 initiierte er die Gründung der International Federation on Clinical Chemistry (IFCC), der er bis 1958 angehörte und für die er 1954 den ersten internationalen Kongress für klinische Chemie in Amsterdam organisierte. Ein Ergebnis dieses Kongresses, wurde die Initiierung der Zeitschrift «Clinica Chemica Acta». Von 1962 bis 1965 war er auch Mitglied der Koninklijke Nederlandse Chemische Vereniging und Mitglied des chemischen Rats der Niederlande. Auch wirkte er als Kurator am St. Bonifaciusgymnasium in Utrecht, wo seine Kinder ausgebildet wurden.

1960 wurde er medizinischer Direktor am Unser Lieben Frauen-Krankenhaus und dem St. Lucas-Krankenhaus in Amsterdam. Hier widmete er sich mehr organisatorischen und soziologischen Fragen. So wurde er 1962 Vorsitzender der Stiftung der Zusammenarbeit Amsterdamer Krankenhäuser. 1966 initiierte er die Stiftung Studiecentrum voor Ziekenhuiswetenschappen (Studienzentrum für Krankenhauswissenschaften). Mit seiner Berufserfahrung beteiligte sich an der Verwaltung der Vereinigung katholischer Krankenhäuser und wurde 1971 Mitglied der Koninklijke Nederlandsche Maatschappij tot bevordering der Geneeskunst. Neben seiner Kuratortätigkeit in Utrecht wurde er Vorsitzender des Pius X-Lyzeums in Amsterdam. Für seinen ab 1960 erfolgten Einsatz für das Christengemeinschaftliche Jugendwerk in Palästina und Israel, ernannte man Hattinga Verschure 1975 zum Kommandeur des Ordens vom Heiligen Grab in Jerusalem.

1969 erhielt HV einen Ruf als erster niederländischer Professor für Krankenhauswissenschaften an die Universität Utrecht. 1970 hielt er seine Einführungsrede Wenteltrap naar de toekomst (Deutsch: Wendeltreppe in die Zukunft). Hier initiierte er den Neubau des akademischen Krankenhauses in Utrecht, widmete sich Fragen der Krankenpflege und prägte den Begriff mantelzorg (Pflege durch Angehörige und Freunde). Auf der Grundlage seines ethischen Fürsorgeverständnisses wendete er sich gegen eine anwachsende Machtposition professionell Pflegeleistender, gegenüber den Hilfsbedürftigen und forderte eine stärkere Einbindung der Familie in die Pflege. Auch hatte er sich an der Gründung der interakademischen Arbeitsgruppe für Krankenhauswissenschaften (IWZ) beteiligt und setzte sich noch für weitere Verbesserungen auf dem Gebiet der Gesundheitsfürsorge ein. Dazu entstanden eine Anzahl von wissenschaftl. Werken und er wirkte als Berater des niederländ. Gesundheitsministeriums. 1983 wurde HV emeritiert, im selben Jahr wurde er zum Ritter des Ordens vom niederländischen Löwen ernannt und 2002 empfing er den Kolffpreis für sein Lebenswerk.

HV verheiratete sich 1942 in Utrecht mit Cecilia (Ciel) Maria Smulders (* 1920 in Utrecht; † 2016 in Utrecht), die Tochter des Ludovicus Franciscus Cornelis Marie Smulders (* 1885 in Utrecht; † 1966 ebenda). Aus der Ehe stammen Kinder.

Serumflockungsreaktion

Joseph Dominique Gauthier (* 1910 in Saint-Théodore-d’Acton, Québec; † 2006) war ein kanad. Arzt und Folklorist.

Gauthier besuchte das Séminaire de Notre-Dame-des-Cœurs in Papineauville sowie das Collège Saint-Joseph und absolvierte ein Studium an der Université de Moncton, wo er 1948 den Grad eines Doktors der Philosophie erlangte. Daneben studierte er Medizin an der Université Laval.

Nach einem Aufenthalt in Indien, wo er als Armeearzt im Rang eines Offiziers wirkte, ließ er sich 1938 in Shippagan/New Brunswick nieder und arbeitete hier 40 Jahre lang als Arzt. Hier lernte er 1950 Luc Lacourcière (geb. 1910, gest. 1989) und Félix-Antoine Savard (1896–1982) kennen, zwei Wissenschaftler der Université Laval, die Folklorestudien in der Region betrieben. Er vermittelte ihnen Kontakte zu Patienten, die Kenntnisse von folklorist. Überlieferungen hatten und sammelte angeregt von dieser Begegnung selbst in den folgenden Jahren 300 Lieder und 900 Erzählungen, die er dem Folklorearchiv der Université Laval zur Verfügung stellte.

Sowohl als Mediziner als auch als Folklorist wurde Gauthier mehrfach ausgezeichnet. 1963 erhielt er das päpstliche Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice, 1971 das Ehrenwappen der Association des médecins de langue française du Canada, und 1976 ernannte ihn die Medizinfakultät der Université Laval zum «Familienarzt des Jahres». Für seine folklorist. Arbeiten wurde er 1973 zum Mitglied der Order of Canada ernannt. Die Stadt Shippagan benannte den Boulevard J.D. Gauthier nach ihm.

Folklorearzt und «Familienarzt des Jahres»

Marianne Laqueur (* 1918 in Berlin; † 2006 in Wiesbaden) war eine dt. Informatikerin und Kommunalpolitikerin jüd. Herkunft.

ML war die Tochter von August und Ilse Laqueur, geb. Netto. Ihr Vater war Arzt und Physiotherapeut am Virchow-Krankenhaus in Berlin. Als er aufgrund seiner jüd. Abstammung 1936 unter den Nationalsozialisten seine Arbeit verlor, emigrierten die Eltern mit der Tochter Marianne in die Türkei und lebten in Ankara. Ihr älterer Bruder Kurt Laqueur folgte ihnen später nach.

Marianne suchte sich eine Arbeit als „Sprachtippse“, wie sie selbst sagte, in einer türkischen Bank und übersetzte aus dem Türkischen ins Englische und Deutsche. Während des II. Weltkrieges arbeitete sie unter anderem für die türk. Sektion der Jewish Agency in Ankara. Sie blieb bis 1960 in der Türkei. Weltweite Einsätze für diverse Unternehmen, u. a. IBM und NCR, folgten während der nächsten 40 Jahre. ML wurde zu einer der ersten weiblichen Computerspezialistinnen. Sie arbeitete in Beirut, Tel Aviv, in Nordafrika und den USA. Erst in den 1980er-Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück.

Von 1993 bis 1997 war sie Mitglied der Stadtverordnetenversammlung für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Wiesbadener Stadtparlament. In den Jahren 1994 bis 1997 fungierte sie als Stellvertretende Fraktionsvorsitzende. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt war sie eine gefragte Zeitzeugin, die aus eigenem Erleben über die Flucht aus Deutschland und ihr Exil in der Türkei berichten konnte.

Exil in der Türkei 1933–1945

Kurt Laqueur: Gastarbeiter in Anatolien. Der deutsche Beitrag zur Entwicklung der türkischen Hauptstadt (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)

Literatur

Aktives Museum, Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. (Hrsg.): Haymatloz. Exil in der Türkei 1933 – 1945. Katalog zur Dauerausstellung, Berlin 2000.

Walter Laqueur: Geboren in Deutschland. Der Exodus der jüdischen Jugend nach 1933. Propyläen, Berlin 2001

Familie Laqueur – hat nichts zu tun mit Medizin…

Manuel Sánchez Acosta (* 1914 in Santiago de los Caballeros; † 2006 in New York City) war ein dominikan. Arzt und Komponist.

Der Sohn des Generals Manuel Sánchez Suero spielte schon achtjährig Schlagzeug im Orchester seines Onkels Dindín Acosta, dem auch der Geiger Luis Alberti und der Tenorsaxophonist Sixto Brea angehörten. Er studierte Musik an der Academia de la Banda Municipal in Olímpica und gründete sechzehnjährig mit Enriquillo Sánchez die Gruppe Casino.

Nach einem Medizinstudium an der Universidad Autónoma de Santo Domingo trat er 1936 mit Billo Frómeta der Santo Domingo Jazz Band (mit Simó Damirón, Klavier und Akkordeon, Nando Frómeta, Tenorsaxophon, Cecilio Comprés, Trompete und Negrito Chapuseaux, Gesang) bei. 1937 trennte er sich von der Gruppe und setzte sein Studium, ab 1941 in Montreal und New York fort.

In den 1960er Jahren eröffnete er eine Pianobar in El Conde mit Enriquillo Sánchez. Dort verkehrten u. a. Billo Frómeta, Negrito Chapuseaux, Simó Damirón, Sylvia De Grasse, Salvador Sturla, Babín Echavarría, Luis Alberti und Juan Lockward, und es wurden sozialkritische Merengues wie El Guardia con el tolete, Papá Bocó, El ají caribe und Espera quisqueyana gesungen, was schließlich zum Eingreifen der Polizei führte.

Selbst komponierte Sánchez Boleros wie Paraíso Soñado, Mi adoración, Ven, Maribel und A primera vista, die von Musikern mehrerer Generationen wie Juan Lockward, Alberto Beltrán, Machito, Tito Puente, Rafael Colón, Sonia Silvestre, Fernando Casado und Sergio Vargas, Arturo Sandoval, Michel Camilo und José Antonio Molina interpretiert wurden.

Als Arzt praktizierte er mehr als 50 Jahre in seinen Apartments in der Park Avenue und in West End in New York und seinem Landsitz. Er betreute Künstler wie Ernesto Lecuona, Tito Puente, Celia Cruz und Paquito D’Rivera.

2009 nahm er am Congreso de Boléro im Centro León teil. Für die Produktion FolkHoy nahm er mit Sonia Silvestre und Jorge Taveras den Titel La tambora y el zumbador auf. 2002 trat er am Teatro Nacional mit den Jazzmusikern Michel Camilo, Paquito D’Rivera, Giovanni Hidalgo, Chano Domínguez und Eliane Elias auf. Danny Rivera widmete ihm im Theater La Fiesta eine Hommage mit einem Rezital unter dem Titel Paraíso soñado.

Für seine Verdienste um die dominikanische Musik wurde er mit dem Orden de Duarte, Sánchez y Mella ausgezeichnet.

Arzt & Musiker

2006

Raymond Davis Jr. (* 1914 in Washington, D.C.; † 2006 in Blue Point, New York) war ein US-amerikan. Chemiker und Physiker, der 2002 mit dem Nobelpreis für Physik „für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, insbesondere für den Nachweis kosmischer Neutrinos“ ausgezeichnet wurde.

RD war Sohn des Fotografen Raymond Davis und seiner Frau Ida Rogers Younger. Durch den Einfluss seines Vaters, der am National Institute of Standards and Technology arbeitete und später Leiter des Bereichs Fotografische Technik wurde, obwohl er die High School nicht beendet hatte, begann er schon früh eigene Experimente und Gerätschaften zu entwickeln.

Nach dem Besuch öffentlicher Schulen in Washington schloss er sein Studium der Chemie an der University of Maryland 1938 mit dem Diplom ab. Nach einem Jahr bei Dow Chemical in Midland, Michigan, ging er wieder zurück an die Universität in Maryland, 1942 promovierte er an der Yale University in Physikalischer Chemie und trat als Reserveoffizier in die Armee ein. Die folgenden Jahre verbrachte er vor allem im Dugway Proving Ground in Utah mit der Beobachtung von Tests mit chem. Waffen. Nach seiner Entlassung aus der Army 1945 arbeitete er bei Monsanto Chemical in Miamisburg (Ohio) an radiochem. Methoden, die für die Atomenergiekommission von Interesse waren.

1948 ging er ans Brookhaven National Laboratory (BNL), das für die Entwicklung ziviler Anwendungen der Atomenergie neu gegründet worden war. Dort traf er auch seine Frau Anna Torrey, die in der Biologieabteilung des BNL beschäftigt war, die beiden heirateten Ende 1948. Sie haben 5 Kinder. Er verabschiedete sich 1984 vom BNL und ging als Professor an das Department of Physics and Astronomy der University of Pennsylvania in Philadelphia.

Nachweis kosmischer Neutrinos…

2006

John William Money (* 1921 in Morrinsville, Neuseeland; † 2006 in Towson, Maryland, USA) war ein klin. Psychologe und Sexualwissenschaftler. Schwerpunkte seiner Arbeit waren Entwicklungssexologie, insbesondere die Entwicklung der Geschlechtsidentität, sexueller Orientierungen, Vorlieben und Paraphilien, sowie Intersexualität und Psychoendokrinologie. Seine Forschungstätigkeit beinhaltete langfristige Verlaufsstudien über Kinder und Jugendliche, die von unterschiedl. endokrinen und intersexuellen Syndromen betroffen waren. Money führte die Begriffe „Geschlechtsidentität“ (engl. gender identity) und „Geschlechterrolle“ (engl. gender role) ein. Er wird zu den besonders einflussreichen US-amerikan. Sexualwissenschaftlern des 20. JH gezählt

Gender Identity & Gender Role

2006

James Alfred Van Allen (* 1914 in Mount Pleasant, Iowa; † 2006 in Iowa City) war ein US-amerikan. Astrophysiker und Raumfahrtpionier. Seine bekannteste Entdeckung war der Nachweis eines Strahlungsfeldes um die Erde, das hauptsächlich aus dem Sonnenwind und der kosmischen Strahlung besteht und nach ihm als Van-Allen-Gürtel benannt worden ist.

Van-Allen-Gürtel

2006

Wulf Rüdiger Lutz (* 1953; † 2006 in Tübingen) war ein dt. Architekt, Psychologe, Publizist, Zukunftsforscher und Futurologe.

Er studierte in Stuttgart, Dortmund, Berlin und Berkeley. Von 1979 bis 1981 war er Mitarbeiter am Institut für Zukunftsforschung an der Technischen Universität Berlin, dann Leiter des Kommunikationszentrums für Zukunfts- und Friedensforschung in Hannover. Mitte der 1980er-Jahre war er Professor für Design an der Hochschule der Künste Berlin.

Er gehörte zum Umkreis von Robert Jungk und zu den Pionieren der internationalen Verbreitung der Methode Zukunftswerkstatt. Er entwickelte eigene Formen der Arbeit mit der Zukunftswerkstatt und war Mitglied des Freundeskreises der Internationalen Bibliothek für Zukunftsfragen / Robert-Jungk-Stiftung. Er war Autor und Mitherausgeber vieler Artikel in Fachzeitschriften und Büchern, vor allem auch im englischsprachigen Bereich. Anstifter und Begleiter zahlreicher Sozialökologischer Projekte und Alternativtechnik-Gruppen.

Begegnungen mit Lutz bei größeren Veranstaltungen waren nicht immer für alle leicht und endeten gelegentlich im Streit. Er beeindruckte durch seine zukunftsweisende Inspiration, stieß aber Andersdenkende vor den Kopf, indem er auf seine eigenen Erfahrungen bei vielen Zukunftswerkstatt-Veranstaltungen hinwies und sich für den Einsatz psycholog. und esoterisch-psychedelischer Methoden aussprach.

Werke

Zukunftswerkstatt-Geschichte

Meine Zukunftswerkstatt-Revision. Ein persönlicher Rückblick auf die letzten 30 Jahre

Sozialökologische ZW-Projekte initiiert/durchgeführt von/mit Rüdiger Lutz

Zukunftswerkstatt-Methoden

Wider den Methodenzwang hin zu einer Ökologie des Geistes – über den Methodenstreit bezüglich Zukunftswerkstätten

Zukunftsperspektiven

Die Zukunftsszenarien nach Rüdiger Lutz

Die (un)heimliche TranCeformation, Dimensionen des Paradigmenwechsel im 21. JH

Die gegenwärtig stattfindende Konvergenz der drei Unterströmungen innovativer Vektoren aus Ökologie, Technologie und Neuropsychologie als Trigger der (un)heimlichen TranCeformation

Vektor 2012 – Future Lab project in progress – eine Zukunftswerkstatt in permanenter Gründung

Die achte Zukunft: CORCORAN als Herausforderung an die sanfte Wende

Dystopien, „unmögliche Zukünfte“ und „educated guesses“

Sachzwänge – das Unwort der CORCORAN-Apologeten

Innovations-Ökologie

Leading Edge Schamanin Michele Marie (MM) im Metalog mit Rüdiger Lutz

Corcoran – die achte Zukunft im August 2006: Psychologie Heute

Bücher

Sanfte Alternativen. Ein Öko- Log- Buch von Rüdiger Lutz bei Beltz (1981)

Bewußtseins(R)evolution von Gregory Bateson, Fritjof Capra, Robert Jungk, und Rüdiger Lutz bei Beltz (1983)

Frauen Zukünfte von Rüdiger Lutz bei Beltz (1984)

Sanftware. Alternativer Computereinsatz. von Rüdiger Lutz von Rowohlt TB-V., Rnb. (November 1986)

Das Ende der Ökonomie von Hazel Henderson und Rüdiger Lutz (1986)

Ökopolis, eine Anstiftung zur Zukunft und Umweltgestaltung, mit Anita Bachmann, Droemer Knaur, München 1987.

Die sanfte Wende. Aufbruch ins ökologische Zeitalter, Ullstein Tb, Berlin 1987; Kösel, München 1984.

Pläne für eine menschliche Zukunft von Rüdiger Lutz von Beltz (1988)

Innovations- Ökologie von Fritjof Capra, Ernest Callenbach, Sandra Marburg, und Rüdiger Lutz bei Vlg. Bonn aktuell, M. (1992)

Erfolg durch Synergie. 1 × 3 = 13. Das Management der Zukunft, von Reinhardt Stefan Tomek, Gerd Gerken, Hermann Haken, Rüdiger Lutz, Fischer TB 1993

Institut für Zukunftsforschung

2006

Leo Navratil (geb. 1921 in Türnitz; gest.2006 in Wien) war ein österreich. Psychiater, der in der 2007 geschlossenen Niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging tätig war.

Navratil war Entdecker und Förderer der ersten Generation von Künstlern aus Gugging, unter diesen Johann Hauser, Ernst Herbeck, Philipp Schöpke, Oswald Tschirtner und August Walla. Er prägte den Begriff Zustandsgebundene Kunst in Bezug auf das Kunstschaffen von Menschen mit Psychiatriehintergrund oder Behinderung allgemein und im Speziellen in Bezug auf die Künstler aus Gugging. Zustandsgebundene Kunst als kategorisierende Begrifflichkeit wird kontrovers diskutiert.

In Bezug auf marginalisierte künstlerische Ausdrucksformen sind ähnliche Kategorisierungen wie Art brut oder Outsider Art verbreitet, die im kunstwissenschaftlichen Diskurs vermehrt auf Kritik stoßen.

Im Jahr 1946 begann Leo Navratil, nach Abschluss seines Medizin-Studiums an der Universität Wien, seine Tätigkeit als Psychiater in der damals sog. Heil- und Pflegeanstalt Gugging. Parallel dazu widmete er sich dem Studium der Psychologie und Anthropologie.

Navratil war verheiratet mit Erna Navratil, die ebenfalls als Psychiaterin in der Anstalt tätig war. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn, der Künstler Walter Navratil, hervor. 1956 wurde Leo Navratil zum Primarius in der Gugginger Klinik berufen. Er war dort bis zum Jahr 1986 als Psychiater tätig.

1950 absolvierte Navratil einen halbjährigen Auslandsaufenthalt am Institute of Psychiatry am Maudsley Hospital, London. Während dieser Zeit setzte er sich mit der Publikation »Personality Projection in the Drawing of the Human Figure (A Method of Personality Investigation)» (London 1949) der US-amerikan. Psychologin Karen Machover (1902–1996) auseinander. Die Befassung mit Machovers Zeichentest-Methode bezeichnete Navratil später als Schlüsselmoment für sein Wirken im Forschungsgebiet von Psychiatrie und Kunst.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich im Jahr 1954 führte Navratil die ersten Zeichentests zu diagnost. Zwecken in Gugging durch. Er bemerkte dabei, dass die entstehenden Blätter in ihrem Ausdruck teils weit über die erwartete diagnost. Funktion hinausgingen. Von diesem Zeitpunkt an setze er sich mit dem Themengebiet von Kunst und Psychiatrie auseinander.

In der Publikation «Schizophrenie und Kunst» aus dem Jahr 1965 versuchte sich Navratil erstmals in einer psychiatrischen und gleichzeitig kunstwissenschaftl. Perspektive. Er nimmt dabei Bezug auf Vorbilder aus diesem Themengebiet, die zu Beginn des 20. JH in Europa aktiv waren, wie Hans Prinzhorn, Walter Morgenthaler oder Paul Meunier alias Marcel Réja.

Die argumentative Struktur des Buches ähnelt stark der von Prinzhorns Werk Bildnerei der Geisteskranken. Mit Navratils Veröffentlichung gelangten zum ersten Mal Abbildungen von Zeichnungen von Kunstschaffenden aus der psychiatrischen Klinik in Gugging an die Außenwelt. Diese unter Pseudonym veröffentlichten Werke erregten das Interesse von Kunstschaffenden dieser Zeit, die begannen, von Wien in das Krankenhaus nach Gugging zu pilgern, um deren Schöpferinnen und Schöpfer kennenzulernen und mehr zu sehen. Zu nennen sind hier unter anderem Loys Egg, Alfred Hrdlicka, Friederike Mayröcker, Peter Pongratz oder Arnulf Rainer. Eine ähnliche Reaktion hatte auch die Veröffentlichung der Bildnerei der Geisteskranken durch Prinzhorn in den 1920er Jahren ausgelöst, die zur „Bibel“ der Surrealisten wurde.

Im Jahr 1970 fand die erste Ausstellung von Kunstwerken aus Gugging in der Galerie nächst St. Stephan in Wien statt. Der Titel der Ausstellung lautete: Pareidolien. Druckgraphik aus dem Niederösterreichischen Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Klosterneuburg. Auf Grund des Erfolgs dieser ersten Schau folgten weitere internationale Ausstellungen von Kunst aus Gugging.

Zu Beginn der 1980er Jahre wurden Umstrukturierungen im Krankenhaus in Gugging vorgenommen. Diese brachten eine entscheidende Chance für Navratil und eine Gruppe künstlerisch talentierter Patienten mit sich: 1981 konnte Navratil das Zentrum für Kunst-Psychotherapie bzw. das spätere Haus der Künstler gründen. 18 Patienten zogen in das Zentrum ein und hatten ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit in ihrem Wohnbereich künstlerisch zu arbeiten und dabei besondere Unterstützung zu erfahren; dass ausschließlich Männer berücksichtigt wurden, lässt sich durch Navratils Tätigkeit in der Männerabteilung der Klinik begründen. Im Jahr 1986 trat Johann Feilacher, ab diesem Zeitpunkt Leiter und Namengeber des Hauses der Künstler sowie später Gründer und künstlerischer Direktor des museum gugging, Navratils Nachfolge an. Der Antritt dieser Nachfolge ging mit über mehrere Jahre andauernden, zum Teil öffentlichen ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Navratil und Feilacher einher, die jedoch letztendlich beigelegt werden konnten.

2006 verstarb Leo Navratil an den Folgen eines Schlaganfalls in einem Wiener Krankenhaus.

Neben Zuspruch ereilte Navratil auch harsche Kritik. 1976 besuchte ihn der österreich. Schriftsteller Gerhard Roth. Er hatte Gelegenheit, die Klinik zu besichtigen und einigen Gesprächen des Arztes mit seinen Patienten beizuwohnen. Darüber schrieb er in der Frankfurter Allgemeinen. Die Patienten wären „schäbig, eintönig, kaserniert“ untergebracht gewesen und in den Gesprächen hätten sie und Navratil „oft aneinander vorbei“ geredet. Dem Schmerz seiner Patienten wäre Navratil nicht nachgegangen. Roth warf ihm vor, er habe sich für ihre Kunst, nicht aber für ihr Leid und ihre Genesung interessiert.

1979 meldete sich der Journalist Ernst Klee anlässlich zweier Neuveröffentlichungen von Navratil in der Wochenzeitung Die Zeit zu Wort. Dabei erinnerte er an Roths Kritik und ergänzte:

„Die Werke Geisteskranker werden als Ausflüge in die seelische Unterwelt bestaunt. Der Kranke wird wie ein exotisches Wesen vorgeführt. Man genießt fasziniert die Zauberlandschaft psychotischer Exkursionen, die Innenwelt der Ausgesperrten, feiert die Werke als bizarre Psychokunst. Aber die, die Werke malten, zeichneten, kritzelten, aufschrieben, läßt man im Zwinger. Psychopathologische Texte und Bilder sind ‚in‘: wie exzentrisch, absurd, erotisch, sexuell! Wären die Künstler nur halbwegs so prächtig plaziert wie ihre Werke.“

– Ernst Klee: Zeit online

Ehrungen

1983 erhielt LN die Hans-Prinzhorn-Medaille der Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst & Psychopathologie des Ausdrucks e.V. (DGPA)

1990 wurde Navratil in Würdigung seines schriftstellerischen und ärztlichen Lebenswerkes mit dem Justinus-Kerner-Preis ausgezeichnet.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Schizophrenie und Kunst. dtv, München 1965. (Überarbeitete Neuausgabe (= Fischer Taschenbuch Band 12386 Geist und Psyche), Fischer, Frankfurt am Main 1996)

Schizophrenie und Sprache. dtv, München 1966. (zusammen mit Schizophrenie und Kunst. dtv, München 1976

a+b leuchten im Klee. Psychopathologische Texte. Hanser, München 1971

Über Schizophrenie und Die Federzeichnungen des Patienten O.T. dtv, München 1974.

Johann Hauser. Kunst aus Manie und Depression. Rogner & Bernhard, München 1978.

Gespräche mit Schizophrenen. dtv, München 1978; NA: Gespräche mit Schizophrenen: die Gugginger Künstler Hagen Reck, Ernst Herbeck, Karl R., Aurel, Max, Edmund Mach, Johann G., August Walla, Josef B., Oswald Tschirtner, Hans Grausam, Paranus. Neumünster 2000

Ernst Herbeck: Alexander. Ausgewählte Texte 1961–1981 (Nachwort von Leo Navratil), Residenz, Salzburg 1982.

Die Künstler aus Gugging. Medusa, Berlin/Wien 1983.

Schizophrenie und Dichtkunst. dtv, München 1986

August Walla, sein Leben und seine Kunst. Greno, Nördlingen 1988.

Schizophrenie und Religion. Brinkmann & Bose, Berlin 1992.

Die Überlegenheit des Bären. Theorie der Kreativität. Arcis, München 1995.

Die Gugginger Methode: Kunst in der Psychiatrie. (=Monographien zur Kunsttherapie. Band 1). G. Fischer, Ulm/Stuttgart/Jena/Lübeck 1998.

Art brut und Psychiatrie: Gugging 1946–1986, Kompendium. 2 Bände, Brandstätter, Wien 1999:

Teil 1: Art brut und Psychiatrie.

Teil 2: Künstler und ihre Werke.

Manisch-depressiv: zur Psychodynamik des Künstlers. Brandstätter, Wien/München 1999.

Ernst Herbeck, die Vergangenheit ist klar vorbei. Herausgegeben von Carl Aigner und Leo Navratil. Kunsthalle Krems, Brandstätter, Wien 2002

Psychiatrie & Kunst

Zustandsgebundene Kunst

2006

Gerardus (Gerard) Antonius Joseph (Johannes) van Os (G.A.J. van Os) (* 1911 in Utrecht; † 2006 in Beek-Ubbergen) war ein niederländ. Biochemiker.

GAJ van Os war der Sohn von Gerardus van Os und dessen Frau Johanna Maria Camps. Er besuchte die Mittelschule und ab 1923 das St.-Bonifatius-Lyzeum seiner Geburtsstadt. 1929 begann er an der Universität Utrecht ein naturwissenschaftl. Studium. 1943 promovierte er bei Hugo Rudolph Kruyt mit dem Thema Ionenuitwisseling en geleidingsvermogen van het zilver-jodidesol (Deutsch: Ionenaustausch und Leitfähigkeit von Silberiodidsol) zum Doktor der Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion arbeitete er als Lehrer am St. Joriscollege in Eindhoven, das damals mit dem römisch-kathol. Krankenhaus verbunden war.

1951 erhielt van Os ein Lehramt als Lektor für physikalische und anorganische Chemie an der medizinischen Fakultät der damaligen Katholischen Universität Nijmegen. Während dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Weiterentwicklung der Papierelektrophorese und forschte auf dem Gebiet der Kolloidchemie.

1960 wurde van Os als Professor für physikal. Chemie an die neu gegründete naturkundl. Fakultät der Nijmegener Radboud-Universität berufen. Van Os beschäftigte sich in seiner biochem. Forschung schwerpunktmäßig mit dem Mechanismus und dem Funktionsverhalten von biolog. Makromolekülen. Er war Autor von etwa 50 wissenschaftlichen Publikationen, unter anderem in der Zeitschrift Biophysical Chemistry, und betreute 16 Dissertationen. 1978 erhielt er den Orden vom Niederländischen Löwen, im selben Jahr wurde er emeritiert.

Os heiratete um 1945 in Nijmegen Elisabeth (Elly) Johanna Theresia Maria van Hooff (1924–2012).

Papierelektrophorese

Der Winter 2007 war auf Grund der Klimaerwärmung in weiten Teilen Europas einer der wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen.

Micheline Calmy-Rey

2007

Der Deutsche Bundestag verabschiedet die Reform der Krankenversicherung, wonach unter anderem alle Bundesbürger künftig pflichtversichert sein müssen. Jeder Bundesbürger erhält die Möglichkeit, in eine Krankenversicherung aufgenommen zu werden (vgl. 2020).

Reform der Krankenversicherung

D

wiki

Nach dem wärmsten Winter aller Zeiten folgt einer der wärmsten Frühlinge aller Zeiten. Bereits im April werden Temperaturen über 30 Grad gemessen, hauptsächlich in Mitteleuropa.

In der Alpenregion fällt binnen weniger Tage soviel Schnee wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Ban Ki-moon

2007

Der Bundestag verabschiedet entgegen den Protesten der Gewerkschaften die Rente mit 67 Jahren.

Rente mit 67

D

Die Schweizer Parlamentswahlen 2007 gewinnen die rechtskonservative Partei SVP sowie die Grüne Partei der Schweiz.[

Teddy Kollek

Cristina Fernández de Kirchner,

Donald Tusk,

Danilo Türk

2007

Die vom Bundestag und Bundesrat verabschiedete Gesundheitsreform tritt in Kraft. Viele der umstrittenen Änderungen werden erst ab 2009 wirksam.

Gesundheitsreform

D

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land

Nicolas Sarkozy

2007

In Deutschland breitet sich die Blauzungenkrankheit (Bluetongue, Maulkrankheit, Catarrhal fever of sheep) aus. Es handelt sich dabei um eine virale Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie z. B. Schafen, Rindern und Ziegen.

Blauzungenkrankheit

D

wik

G8 Gipfel in Heiligendamm:

Hilfsmaßnahmen für Afrika zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose.

Weltklimakonferenz

Gordon Brown

2007

US-amerikan. Forschern ist erstmals das Klonen von Rhesusaffen und die Gewinnung von Stammzellen aus den Embryos dieser Primaten gelungen.

Klonen von Rhesusaffen

wik

Die Linke

Erwin Huber & Edmund Stoiber

Olaf Scholz, Franz Müntefering, Frank-Walter Steinmeier

2007

Der italien.-dt.-US-amerikan. Genetiker Mario Renato Capecchi (*1937 in Verona) erhält zusammen mit dem brit. Genetiker Sir Martin John Evans (* 1. Januar 1941 in Stroud) und dem engl.-US-amerikan. Genetiker Oliver Smithies (* 1925 in Halifax, West Yorkshire, England; † 2017 in Chapel Hill, North Carolina, USA) den Nobelpreis für Medizin.

Bereits Anfang der 1950er-Jahre hatte er entscheidend an der Entwicklung der Gelelektrophorese mitgewirkt. Evans ist ein Pionier der Erforschung embryonaler Stammzellen der Maus, einem wesentlichen Werkzeug zur Erzeugung von Knockout-Mäusen.

Knockout-Maus

wik

Die Mehrwertsteuer in Deutschland steigt von 16 auf 19 %.

Albert Louis François Fert,

Peter Andreas Grünberg,

Gerhard Ludwig Ertl,

Doris Lessing

2007

Der US-amerikan. Politiker, Unternehmer sowie Umweltschützer Albert Arnold „Al“ Gore Jr. (* 1948 in Washington, D.C.), Vizepräsident unter Bill Clinton erhält den Friedensnobelpreis.

Al Gores Friedensnobelpreis

Vertrag von Lissabon (EU-Grundlagenvertrag)

Leonid Hurwicz,

Eric Stark Maskin,

Roger Bruce Myerson

2007

In GB wird auf einer der größten Geflügelfarmen Europas der für den Menschen gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 nachgewiesen. Mehr als 160.000 Truthähne werden getötet.

Vogelgrippevirus H5N1

GB

Das iPhone wird von Steve Jobs vorgestellt.

MS veröffentlicht sein neues Betriebssystem Windows Vista

Pina Bausch

2007

In einem oberpfälz. Entenmastbetrieb werden wegen Verdachts auf Vogelgrippe über 200.000 Tiere getötet. Es ist die bislang größte Keulungsaktion in Deutschland.

Vogelgrippe & Keulen

Oberpfalz

Der erste möglicherweise bewohnbare Exoplanet wird entdeckt. Er kreist um den rund 20 Lichtjahre entfernten Stern Gliese 581.

Shimon Peres

2007

Die Hochschulen in Freiburg, Göttingen, Heidelberg, Konstanz, die FU Berlin und die RWTH Aachen werden als neue Elite-Universitäten gefördert.

Elite-Universitäten

D

Lötschberg-Basistunnel (ca 35 km langer Eisenbahntunnel). Er ist Teil der NEAT (Neue Eisenbahn-Alpentransversale).

Günther Beckstein

2007

Der Bundestag stimmt dem umstrittenen Gesetz zur Telefonüberwachung zu. Ärzte, Journalisten und Anwälte sind nur noch eingeschränkt gegen Abhörmaßnahmen geschützt.

Telefonüberwachung

D

Hamas und Fatah

Rudolf-August Oetker

Erik Zabel

2007

Deutschlands erfolgreichster Radprofi Erik Zabel (geb. 1970) gesteht, dass er 1996 zu Beginn der damaligen Tour de France EPO (Erythropetin), ein körpereigenes Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt – genommen habe.

Der Deutsche Bundestag beschließt eine Verschärfung der Rechtsvorschriften bei der Dopingbekämpfung. Danach ist es unter anderem verboten, besonders gefährliche Arzneimittel in größeren Mengen „zu Doping-Zwecken im Sport“ zu besitzen.

EPO – Erythropetin-Doping

D

«Bruderschaft von Emmaus“

Abbé Pierre

2007

Der Maler und Kunstprofessor Jörg Immendorf (geb. 1945) stirbt nach langer Krankheit an der Amyotrophischen Lateralsklerose (ALS)

Die Kunst & ALS

DE

Weltfinanzkrise (globale Finanzkrise) – eine globale Banken- und Finanzkrise als Teil der Weltwirtschaftskrise ab 2007. Die Krise war unter anderem Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarkts (Immobilienblase) in den USA. Als Beginn der Finanzkrise wird der 9. August 2007 festgemacht, denn an diesem Tag stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft an. Ihren Höhepunkt hatte die Krise im Zusammenbruch der US-amerikan. Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008.Ab 2009 folgte die Eurokrise. Als ihr Auslöser gilt, dass die im Oktober 2009 neugewählte Regierung Griechenlands bekanntgab, dass die Nettoneuverschuldung 2009 nicht (wie von der Vorgängerregierung vorsätzlich falsch angegeben) rund 6 % des BIP betragen würde, sondern mindestens das Doppelte.

Lothar-Günther Buchheim

2007

Nach anhaltenden internationalen Protesten werden in Lybien die Todesurteile gegen 5 bulgar. Krankenschwestern und einen Arzt in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Ihnen wurde vorgeworfen, 400 Kinder vorsätzlich mit HIV infiziert zu haben. 2007 werden die Beschuldigten begnadigt und nach Bulgarien ausgeflogen.

HIV-Prozess

Libyen

Carl Friedrich von Weizsäcker

2007

Millionen von in China produzierten Spielwaren müssen vom US-Spielwarenhersteller Mattel wegen der davon ausgehenden gesundheitlichen Risiken aus dem Verkauf genommen werden. Unter anderem war in den Farben von Puppen und Autos ein zu hoher Bleigehalt nachgewiesen worden.

Chinesisches Gift-Spielzeug

China

Die Operation Banner geht zu Ende (längster Einsatz britischer Streitkräfte aller Zeiten, die Truppenstationierung seit 1969 in Nordirland zur Verhinderung eines Bürgerkriegs.

Chris Kraus

2007

Neuer „Gammelfleischskandal“ in Bayern: Seit Juni 2006 wurden umettiketierte Schlachtabfälle in Umlauf gebracht.

Bayerisches Gammelfleisch

Bayern

Proklamation der Grundrechtecharta der EU. Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union gilt für alle Staaten der EU außer Polen. Die Charta (EU-Grundrechtecharta; GRC bzw. GRCh) kodifiziert Grund- und Menschenrechte im Rahmen der EU. Mit der Charta sind die EU-Grundrechte erstmals umfassend schriftlich niedergelegt. Sie orientiert sich an der Europäischen Menschenrechtskonvention und der Europäischen Sozialcharta, den mitgliedstaatlichen Verfassungen und internationalen Menschenrechtsdokumenten, aber auch an der Rechtsprechung der europ. Gerichtshöfe.

Fabian Hambüchen

Magdalena Neuner

2007

Das Rauchverbot in Bundesbehörden, öffentlichen Verkehrsmitteln und Bahnhöfen tritt in Kraft.

Rauchverbot

D

Der Orkan Kyrill, der schwerste Orkan seit Lothar am 26. Dezember 1999, fegt über weite Teile Europas hinweg.

Saul Friedländer

2007

Deutschlands modernstes Hochsicherheitslabor für die Virusforschung wird in Marburg in Betrieb genommen. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen dürfen hier erstmals auch gentechnisch veränderte hochgefährliche Erreger wie Ebola-, Lassa- und Marburg-Viren erforscht werden.

Virus-Hochsicherheitslabor

Marburg

In Deutschland wird erstmals seit 1969 ein ausgeglichener Staatshaushalt erreicht und die Erhöhung der Staatsverschuldung gestoppt.

Beginn der Finanzkrise ab 2007 in den USA

Benazir Bhutto

2007

Die Europäische Union verpflichtet sich verbindlich, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um ein Fünftel im Vergleich zu 1990 zu verringern (vgl. 2020)

Treibhausgase

EU

Seit 2018 führt Jeff Bezos, Gründer von Amazon, die Liste der reichsten Menschen der Welt an. Zuvor hatte ab 2014 Microsoft-Mitgründer Bill Gates den ersten Platz inne, nachdem Carlos Slim Helú, ein mexikan. Unternehmer der Telekommunikationsbranche, zwischen 2010 und 2013 an der Spitze stand. Die Mitglieder der Königshäuser in Saudi-Arabien und Brunei sind nicht aufgeführt, gelten aber teilweise als reicher.

Zwischen 1996 und 2006 stieg laut Forbes die Zahl der Milliardäre weltweit von gut 400 auf knapp 1000. Nachdem das kumulierte Gesamtvermögen aller in der Liste genannten Personen von 2001 bis 2003 sank, stieg es 2005 wieder um 300 Mrd. auf die Summe von gut 2 Billionen US-Dollar. Bis 2008 stieg das Gesamtvermögen auf über 4 Billionen US-Dollar und verteilte sich auf 1125 Menschen.

Im Zuge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2008 begann, sank die Zahl der Dollar-Milliardäre vom März 2009 auf knapp 800 Personen mit insgesamt ca. 2,5 Billionen US-Dollar Vermögen.

2014 waren 172 von 1645 Dollar-Milliardären weiblich, wovon die meisten ihr Vermögen geerbt haben. 2010 hatten von 89 Frauen nur 14 (rd. 15 %) ihren Reichtum selbst erwirtschaftet, während 665 von 922 Männern Selfmade-Milliardäre waren (rd. 75 %).

2016 sind laut dieser Liste von 1810 Milliardären die meisten US-Amerikaner (540 Personen), gefolgt von Chinesen (251 Personen), Deutschen (120 Personen) und Indern (84 Personen).

D ist mit 120 Milliardären gelistet, mit Karl Albrecht jr., Erbe von Aldi-Mitbegründer Karl Albrecht, auf Platz 21 als Reichstem. Reichster Schweizer von 32 Personen ist auf Platz 129 Ernesto Bertarelli, ehemaliger Präsident des Verwaltungsrates der Biotechnologie-Firma Serono.

Reichster Österreicher von 10 Personen ist auf Platz 64 Dietrich Mateschitz, Mitbegründer des Energy-Drink-Herstellers Red Bull.

2016 belief sich das Gesamtvermögen aller in der Forbes-Liste aufgeführten Personen auf 6,5 Billionen US-Dollar.

2018 gab es weltweit bereits über 2200 Milliardäre, die ein Vermögen in Höhe von gut 9 Billionen Dollar kontrollierten.

Eveline Widmer-Schlump

2007

Die zwei reichsten Menschen auf der Welt besitzen mehr Geld, als die 45 ärmsten Länder pro Jahr (2007) erwirtschafteten.

Das Vermögen einer Person überstieg erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar (Jeff Bezos).

The World`s Billionaires

DE gewinnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2007 in der VR China

Mark Medlock,

Marija Šerifović

2007

Annus mirabilis: Rumi-Jahr, Elisabeth-Jahr; Euler-Jahr, Senckenberg-Jahr, 50. Jahrestag der Römischen Verträge.

Magdalena Neuner, Henry Maske,

Christoph Schubert

2007

In Köln geht der Deutsche Evangelische Kirchentag 2007 zu Ende. Es gab rund eine Mio Besucher

2007

Am Freitag, dem 13. unterläuft dem finnischen Speerwerfer Tero Pitkämäki beim Leichtathletik-Meeting in Rom ein Fehler: Bei seinem dritten Versuch fliegt sein Speer viel zu weit nach links und trifft den franz. Weitspringer Salim Sdiri. Der Speer bohrt sich in seinen Rücken. Sdiri zieht sich eine über 10 Zentimeter tiefe Wunde, sowie einen Nierenriss und ein Loch in der Lunge zu.

Jagd wie in der Steinzeit

Rom

Live Earth

David Bernard Ast (* 1902 in New York City, New York; † 2007 in Laguna Hills, Kalifornien) war ein US-amerikan. Zahnarzt und Beamter des New York State Department of Health.

DBA, jüngstes von 9 Kindern von George Gershon Ast (1858–1938) und dessen Ehegattin Nettie Kronish (1863–1944), wandte sich nach dem Besuch der öffentl. Schulen dem Studium der Zahnmedizin an der New York University zu, das er mit der Promotion zum Doctor of Dental Surgery (D.D.S.) abschloss. Er heiratete 1929 die 2003 verstorbene Isabel Helene. Aus dieser Verbindung entstammt eine Tochter. Ast verstarb 2007 im Alter von 104 Jahren.

DBA leitete eine Zahnarztpraxis im New Yorker Stadtteil Bronx, bevor er 1938 einem Ruf als Dental Director des Bureau of Dental Health des New York State Department of Health nach Albany folgte. Später wurde er zum Assistant Commissioner des State Department of Health bestellt. Zur Qualifizierung belegte er das Studienfach Public Health an der University of Michigan und erhielt 1942 seinen Master’s Degree in Public Health (M.P.H.). Seine Masterarbeit beinhaltete die Planung eines Projekts, bei dem Trinkwasser zur Kariesprophylaxe mit Fluorid versetzt werden soll (Fluoridierung).

Newburgh Fluoridierungs-Projekt

Das in seiner Masterarbeit geplante Projekt setzte er schließlich um, wobei die in ihrer Größe vergleichbaren Städte Newburgh und Kingston, beide am Hudson River gelegen, als Testorte ausgewählt wurden. 1945 wurde das Trinkwasser von Newburgh fluoridiert, das von Kingston nicht. Noch in der Planungsphase (April 1944) gab Trendley Dean zu bedenken, dass diese Zusätze unvorhersehbare Gesundheitsrisiken darstellen könnten. Die Ergebnisse, die David Bernard Ast und seine Kollegen vom New York State Department of Health schließlich vorweisen konnten, bestätigten die Befürchtungen jedoch nicht. Die Kavitäten der Sechs- bis Neunjährigen in Newburgh gingen um 60 Prozent zurück, die der 12- bis 14-Jährigen sogar um 70 Prozent. Erkrankungen wie Krebs, Geburtsfehler sowie Herz- und Nierenkrankheiten zeigten keine signifikanten Unterschiede an. Der Zahnarzt und ehemalige Deputy Commissioner des New York City Department of Health and Mental Hygiene Dr. Arthur Scheffel würdigte Ast für die Planung sowie Durchführung der Newburgh-Kingston Caries Fluorine Study, mit der er den Beweis erbracht hatte, dass die Fluoridierung sicher und zuverlässig angewendet werden kann. Für seine Verdienste um die Volksgesundheit wurde er als erster mit dem John W. Knutson Distinguished Service Award in Dental Public Health ausgezeichnet. In seiner Rede zu diesem Event nahm er nochmals Bezug auf Dean’s Einwände vor Beginn der Studie und würdigte sie als Verzögerungstaktik, die es Dean ermöglichte noch vor dem Newburgh-Versuch ein Fluoridierungs-Experiment in Grand Rapids (Michigan) zu starten.

Verfechter der Fluoridierung

Während viele andere Regionen in den USA zu dieser Zeit ihr Trinkwasser bereits fluoridierten, stützten sich Gemeinden im Bundesstaat New York auf die Resultate der Newburgh-Kingston Caries Fluorine Study. Ast lancierte zu einem prominenten Verfechter für eine Fluoridierung der New Yorker Trinkwasserversorgung, die jedoch erst 1965 anlief.

Schriften

The caries-fluorine hypothesis and a suggested study to test its application: a thesis submitted in partial fulfillment … Master of Science in Public Health …, Thesis (M.S.P.H.), University of Michigan, School of Public Health, Ann Arbor, Mich., 1942

The Conclusion of a Ten-Year Study of Water Fluoridation, in: American Journal of Public Health and the Nations Health, volume 46, number 3, American Public Health Association, New York, N.Y., 1956

Newburgh-Kingston Caries Fluorine Study,

2007

Lennart Heimer (* 1930 in Östersund, Schweden; † 2007 in Trevilians, Virginia) war ein schwedisch-US-amerikan. Neurochirurg und Autor. Er entwickelte neue Konzepte über die Organisation des menschlichen Gehirns. LH lehrte ab 1972 an der Universität von Virginia Neuroanatomie. Er war Autor zahlreicher Lehrbücher und Lehrvideos für Studierende der Medizin.

Publikationen

mit Gary W. van Hoesen, Michael Trimble, Daniel S. Zahm: Anatomy of Neuropsychiatry. The New Anatomy of the Basal Forebrain and Its Implications for Neuropsychiatric Illness. Academic Press, Amsterdam 2008

Dissection of the Human Brain. Sinauer Associates, Sunderland MA 2008

The Human Brain and Spinal Cord. Functional Neuroanatomy and Dissection Guide. Springer, New York NY 1995

mit Martine J. Robards, Laszlo Zaborszky: Recent Progress. Plenum Press, New York NY 1989

mit Martine J. Robards, Laszlo Zaborszky: Neuroanatomical Tract-Tracing Methods. Plenum Press, New York NY 1981.

Literatur

Jacqueline F. McGinty: Advancing from the Ventral Striatum to the Extended Amygdala. Implications for Neuropsychiatry and Drug Abuse. In Honor of Lennart Heimer. New York Academy of Sciences, New York NY 1999.

S. N. Haber u. a.: Lennart Heimer: In Memoriam (1930–2007). In: Brain Struct Funct. 213, 2008

K. Zilles und L. Zaborszky: A Tribute to Lennart Heimer. In: Brain Struct Funct. 213, 2008

Anatomy of Neuropsychiatry

2007

Harald Johann Friedrich Leupold-Löwenthal (* 1926 in Wien; † 2007 ebenda) war ein österreich. Psychiater und Neurologe und seit 1971 in freier Praxis tätiger Psychoanalytiker.

Nach der Kriegsmatura 1943 im Gymnasium Stubenbastei und kurzem Wehrdienst studierte Leupold Löwenthal Medizin an der Universität Wien und nahm 1951 eine Stelle an der Wiener Psychiatrischen Universitätsklinik an.1953 und 1954 studierte er in London, ehe er 1959 die Anerkennung zum Facharzt für Psychiatrie und Neurologie erhielt. Von 1961 bis 1963 war er am Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien tätig. Gleichzeitig absolvierte er auch eine psychoanalytische Ausbildung und seine Lehranalyse. 1964 eröffnete er eine eigene Praxis.

1963 wurde LL Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, von 1967 bis 1973 war er deren Sekretär, von 1974 bis 1981 ihr Vorsitzender.

Zusammen mit Friedrich Hacker und anderen war LL Mitglied des Gründungsvorstands der 1968 gegründeten Wiener Sigmund-Freud-Gesellschaft, 1971 war er bei der Einrichtung des Sigmund-Freud-Museums in der ehemaligen Wohnung Sigmund Freuds in Wien federführend. Von 1976 bis 1999 war er Präsident der Sigmund-Freud-Gesellschaft.

1982 habilitierte sich LL an der Universität Wien und erhielt die Lehrberechtigung für Psychotherapie und Psychoanalyse mit Berücksichtigung der klinischen Psychotherapie.

Einer der letzten öffentlichen Auftritte Löwenthals fand nach dem Tod Gerhard Bronners statt, dessen enger Freund er gewesen war und an den er sich im Rahmen einer TV-Gedenksendung erinnerte.

2007 verstarb LL an einem Herzstillstand.

Zu seinem Gedenken wird der «Verein Nierenkinder» (ehemals Dialysekinder) an der Charité Berlin unterstützt. In Wien werden Projekte des Vereins Freunde der Dialysekinder, im Allgemeinen Krankenhaus (AKH), finanziert.

TV-Dokumentation

„Eigentlich wollte ich Ornithologe werden“, verriet Harald Leupold-Löwenthal seinen ursprünglichen Berufswunsch in dem vom Wiener Regisseur Christian M. Kreuziger gestalteten Porträt mit dem unspektakulären Titel Eine Annäherung anlässlich des 80. Geburtstags des Psychoanalytikers im Jahr 2006. Leupold-Löwenthal bestehe, so meinte der Kabarettist und lebenslange Freund Gerhard Bronner in der Dokumentation, aus mehreren Persönlichkeiten: „Der Leupold ist ein waschechter Meidlinger, spricht die Sprache dieses Wiener Vorstadtbezirkes mit seinen deftigen Ausdrücken und liest am liebsten Schundromane. Der Löwenthal hingegen ist ein vornehmer, gebildeter Akademiker…“.Im Film erzählt Löwenthal auch, warum ihn der deftige Wiener Ausdruck „g’schissn“ zu Tränen gerührt hat, wie er statt „Heil Hitler“ die Milchfrau mit „drei Liter“ begrüßt hat und warum er von den Nazis als „politisch unzuverlässig“ eingestuft wurde.

Werke

Handbuch der Psychoanalyse. Orac, Wien 1986.

Ein unmöglicher Beruf: Über die schöne Kunst, ein Analytiker zu sein. Arbeiten zur Psychoanalyse. Böhlau, Wien 1997

2007

Robert Austrian (* 1916 in Baltimore; † 2007 in Philadelphia) war ein US-amerikan. Bakteriologe, Immunologe und Mediziner.

Austrian, dessen Vater Medizinprofessor an der Johns Hopkins University war, studierte Medizin ebenfalls an der Johns Hopkins University (Bachelor-Abschluss 1937, M. D. 1941) und war dort 1943 bis 1947 Instructor, unterbrochen vom Wehrdienst als Arzt in der US Army in China, Indien und Burma (ab 1944 bis zum Ende des Kriegs). 1947/48 war er Forschungsassistent in Mikrobiologie an der New York University und 1949 bis 1952 wieder Instructor an der Johns Hopkins. 1952 wurde er Associate Professor und danach Professor am Downstate Medical Center der State University of New York. 1960/61 war er Gastwissenschaftler am Pasteur-Institut in Paris. 1962 bis 1986 war er Professor an der University of Pennsylvania und Vorstand der Abteilung Medizinforschung. Er war danach Direktor des World Health Organization Collaborating Center for Reference and Research.

Er war Experte für Pneumokokkeninfektionen und ist für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Pneumokokken bekannt, die bakterielle Infektion verursachen unter anderem schwere Lungenentzündungen. Er begann seine Arbeit, als man in den USA in den 1960er Jahren vielfach dachte, dass Antibiotika die Entwicklung eines solchen Impfstoffs eigentlich überflüssig machten. Epidemiolog. Studien von Austrian in dieser Zeit ergaben aber, dass die Zahl der Todesfälle an Pneumokokkeninfektionen in den USA noch halb so hoch wie Anfang des JH war und dass besonders Patienten über 50 Jahre und solche mit chron. Erkrankungen und Vorbelastungen z.B. durch Alkoholismus besonders gefährdet waren (schwere Fälle mit gleichzeitiger Hirnhautentzündung, Lungenentzündung und Endokarditis erhielten die Bezeichnung Austrian Syndrom). Austrian untersuchte, welche Stämme für die Infektionen hauptverantwortlich waren (14 von 83 damals bekannten Stämmen) und entwickelte einen erfolgreichen Impfstoff basierend auf den Polysaccharid-Kapseln dieser Stämme.

Der Impfstoff (A 14) wurde von MSD lizenziert und 1977 eingeführt. 1983 hat ein verbesserter Impfstoff (der auf 23 Stämme reagierte) den alten ersetzt.

1978 erhielt er den Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award. Er war vierfacher Ehrendoktor. 1971 war er Präsident der Infectious Diseases Society of America, erhielt 1986 deren Bristol Award und hielt 1974 deren Maxwell Finland Plenary Lecture. 2001 erhielt er den Maxwell Finland Award der National Foundation for Infectious Diseases. Er war Mitglied der National Academy of Sciences und seit 1987 der American Philosophical Society. Das Auditorium des Clinical Research Building der University of Pennsylvania ist nach ihm benannt.

Er war 37 Jahre mit Babette Friedman verheiratet, die 2000 starb.

Schriften

Life with the Pneumococcus. Notes from the Bedside, Laboratory, and Library, University of Pennsylvania Press 1985

Austrian Syndrom

Baltimore, USA

2007

Paul Christian Lauterbur (* 1929 in Sidney, Ohio; † 2007 in Urbana, Illinois) war ein US-amerikan. Chemiker und Erfinder luxemburgischer Abstammung. 2003 wurde er mit Peter Mansfield mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet für die Entwicklung der Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie).

2007

Paul Watzlawick (* 1921 in Villach, Kärnten; † 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein österreich.-US-amerikan. Psychotherapeut, Kommunikationswissenschaftler, Philosoph und Autor. Seine Arbeiten hatten Einfluss auf die Familientherapie und allgemeine Psychotherapie. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch seine Veröffentlichungen zur Kommunikationstheorie und über den radikalen Konstruktivismus einem größeren Publikum bekannt. Er lebte und arbeitete in seiner Wahlheimat Kalifornien.

PW war impulsgebendes Gründungsmitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein.

2007

Heinz-Georg Sievers (* 1923 in Buffalo, Minnesota, USA; † 2007) war ein dt.Arzt und Handballspieler.

HGS wurde in Buffalo geboren, wo sein Vater als Lehrer im Auslandsdienst arbeitete. Nach Rückkehr der Familie nach Deutschland wuchs er im Kieler Stadtteil Hassee auf. Dort begann er im Alter von 10 Jahren mit dem Handball, ab 1936 spielte er beim THW Kiel. Mit den «Zebras» wurde er 1940 Deutscher Jugend-Vizemeister und 1948 und 1950 Deutscher Meister im Feldhandball, sowie 1957 in der Halle. HGS und sein damaliger Mannschaftskamerad Hein Dahlinger sind die einzigen Spieler des THW, die sowohl auf dem Großfeld als auch in der Halle die Deutsche Meisterschaft gewannen.

Für die dt. Nationalmannschaft bestritt HGS 7 Länderspiele. Nach dem Gewinn der Feldhandball-Weltmeisterschaft 1952 in der Schweiz trat er aus der Nationalmannschaft zurück, weil sich die Doppelbelastung nicht mehr mit seinem Beruf – der promovierte Mediziner arbeitete zu der Zeit als Chirurg an der Kieler Christian-Albrechts-Universität – vertrug. 1957 beendete er dann auch seine Spielerkarriere beim THW Kiel.

Nach seiner aktiven Zeit betreute er die Spieler des THW und des KSV Holstein medizinisch. Von 1979 bis 1989 war er Mannschaftsarzt der Bundesligamannschaft des THW Kiel.

HGS war verheiratet und hatte drei Töchter.

Sport & Medizin.

Der Handball-Arzt

Kiel

2007

Carl Friedrich Weizsäcker (ab 1916 Freiherr von Weizsäcker, * 1912 in Kiel; † 2007 in Söcking am Starnberger See) war ein dt. Physiker, Philosoph und Friedensforscher.

CFvW entstammt dem pfälzisch-württembergischen Geschlecht Weizsäcker. Seine Eltern waren Ernst von Weizsäcker (1882–1951) und Marianne von Graevenitz (1889–1983), Tochter des königlichen Generaladjutanten Friedrich von Graevenitz. CFvW hatte drei jüngere Geschwister, darunter den späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. 1916 wurde Carl Friedrich Weizsäckers Großvater von König Wilhelm II. von Württemberg mit der Verleihung des erblichen Adels in den Freiherrnstand erhoben. 1937 heiratete CFvW die Schweizer Historikerin Gundalena Inez Eliza Ida Wille(1908–2000), die Tochter des Oberstkorpskommandanten Ulrich Wille, die er 1934 bei ihrer Arbeit als Journalistin kennengelernt hatte. Gundalena Wille hatte bei Carl Jacob Burckhardt promoviert. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor: Carl Christian (* 1938), Ernst Ulrich (* 1939), Elisabeth (* 1940) und Heinrich Wolfgang (* 1947). Weizsäckers zweite Tochter Dorothea Brenner (* 1942) ist Fachärztin.

Arzt war er nicht…

2007

Theodore Harold Maiman (* 1927 in Los Angeles, Kalifornien; † 2007 in Vancouver) war ein US-amerikan. Physiker. 1960 entwickelte er den ersten funktionstüchtigen Laser.

Der Laser ist auch für die moderne Medizin unverzichtbar…

2007

Tom Andersen (* 1936 in Oslo; † 2007 bei Høvåg) war ein norweg. Psychiater und Psychotherapeut.

TA spezialisierte sich nach seinem Medizinstudium, das er 1961 abschloss, auf Psychiatrie und erhielt eine Professur für Sozialpsychiatrie an der Universität von Tromsø in Nordnorwegen. Als Supervisor war er mit der praktischen Arbeit von Sozialarbeitern, Pflegekräften, Physiotherapeuten und Ärzten befasst.

TA beschäftigte sich mit Gregory Bateson, den biolog. Theorien Humberto Maturanas, der Kybernetik und dem Konstruktivismus (Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld) und dem ‚Mailänder Modell‘ der Gruppe um Mara Selvini Palazzoli. Impulse gaben ihm die Begegnungen mit Harold A. Goolishian vom Galveston-Family-Institute in Texas.

TA begann den Therapeuten und seine Sicht, seine Kommunikations- und Interventionsweisen zu hinterfragen und ihm ein beobachtendes System als Alternative anzubieten. Dieses sollte das Hauptaugenmerk auf das Hier und Jetzt im therapeutischen Sinn richten, diagnost. Bewertungen vermeiden helfen und positive Zukunftsszenarien generieren lassen. Solche Gespräche hatten den Charakter einer Reflexion, daher führte Andersen dafür den Begriff des Reflecting Team (dt. Reflektierendes Team) ein, der seither mit seinem Namen verbunden ist. Diese Methode gehört mittlerweile zum Standard der systemischen Therapie und stellt eine spezif. Form eines therapeut. Settings dar. In einem Nachruf wurde die einzigartige Art gewürdigt, mit der TA sich seinen Klienten widmete.

Schriften (Auswahl)

Das reflektierende Team. Dialoge und Dialoge über Dialoge. Modernes Leben, Dortmund 1990.

Beziehung, Sprache und Verstehen in reflektierenden Prozessen. Systeme 5 (1991)

Steigerung der Sensitivität des Therapeuten durch einen gemeinsamen Forschungsprozeß von Klienten und Therapeuten. Zeitschrift für systemische Therapie 15 (1997)

Literatur

Systemisches Denken und systemisches Handeln in Nordnorwegen. Ein Gespräch mit Tom Andersen. Zeitschrift für systemische Therapie 5 (1987).

Das reflektierende Team

2007

Haidar Abdel-Shafi (* 1919 in Gaza; † 2007 ebenda) war ein palästinens. Arzt und Politiker. Er half bei der Gründung der PLO und war von 1964 bis 1965 Mitglied in ihrem Exekutivkomitee. Er galt lange Zeit als angesehene säkulare Führungspersönlichkeit bei den israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen.

Abdel-Shafi studierte Medizin an der Amerikanischen Universität Beirut. Nach seinem Dienst bei der Britisch–Jordanischen Armee während des II. Weltkrieges arbeitete er in einem Krankenhaus in Dayton, Ohio. 1954 kehrte er nach Gaza zurück, wo er als Chirurg praktizierte, sich für die Unabhängigkeit Palästinas einsetzte und 1972 eine Niederlassung der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft gründete. 1991 leitete er die palästinens. Delegation bei der Friedenskonferenz von Madrid, lehnte jedoch die späteren Verhandlungen beim Osloer Friedensprozess ab, dessen Scheitern er voraussah. 1996 wurde er in den Palästinensischen Legislativrat gewählt, den er 1997 aus Protest verließ, weil dieser nichts gegen die israelische Besiedlung in den Autonomiegebieten unternahm.

Arzt & Politiker

Gaza

wik

2007

Arthur Kornberg (*1918 in Brooklyn, New York City, USA; † 2007 in Stanford, Kalifornien) war ein US-amerikan. Biochemiker. Zusammen mit Severo Ochoa erhielt er 1959 den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung des Mechanismus in der biolog. Synthese der Ribonukleinsäure und der Desoxyribonukleinsäure“. Einer seiner Söhne, Roger D. Kornberg, ist ebenfalls Nobelpreisträger.

Arthur Kornbergs primäre Forschungsinteressen galten der Chemie der Enzyme, der Synthese von Desoxyribonukleinsäure und dem Studium der Nukleinsäuren, welche die Vererbung bei Tieren, Pflanzen, Bakterien und Viren steuern. Er isolierte 1956 erstmals das Enzym DNA-Polymerase I (auch Kornberg-Polymerase genannt) aus dem Bakterium Escherichia coli.

Kornberg-Polymerase

2007

Celestino Piatti (*1922 in Wangen, Kanton Zürich; † 2007 in Duggingen, Kanton Basel-Landschaft) war ein Schweizer Grafiker, Maler und Buchgestalter, der für die Gestaltung der dtv Titel bekannt war (und das Logo der Dt. Herzstiftung…).

Deutsche Herzstiftung

2007

Magdalena Götz (* 1962) ist eine dt. Neurobiologin. Sie ist Direktorin des Instituts für Stammenzellenforschung am Helmholtz Zentrum München sowie Lehrstuhlinhaberin des Instituts für Physiologische Genomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin ist gewähltes Mitglied mehrerer europ. Wissenschaftsakademien sowie Trägerin des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises.

Die Forschungsschwerpunkte von MG liegen in der Zell- und Molekularbiologie sowie der Stammzellenforschung.

MG ist eines von 7 Kindern des Karlsruher Architekten und Hochschullehrers Lothar Götz und dessen Frau Hannelore.

MG studierte zunächst Philosophie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, dann als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes Biologie in Zürich sowie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Bis 1992 promovierte sie in der Arbeitsgruppe von Jürgen Bolz am Friedrich-Miescher-Laboratorium der Max-Planck-Gesellschaft. Für ihre Promotionsarbeit wurde MG mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet.

2004 wurde MG Direktorin am Institut für Stammzellenforschung der GSF (heute Helmholtz Zentrum München) in Neuherberg und auf den Lehrstuhl für Physiologische Genomik der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen.

MG ist seit 2006 gewähltes Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) und der Academia Europaea. 2007 gewann sie den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und wurde außerdem mit dem Hansen-Preis ausgezeichnet. Ebenfalls seit dem Jahr 2007 ist sie Mitglied der Leopoldina. 2010 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande. Für 2014 wurde ihr für ihre herausragenden Arbeiten zur Erforschung der molekularen Grundlagen der Gehirnentwicklung der Ernst Schering Preis der Schering Stiftung zugesprochen. 2016 erhielt sie den mit 750.000 Euro dotierten Prix Roger de Spoelberch. 2017 wurde sie zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. 2018 erhielt sie den Schellenberg-Forschungspreis der Internationalen Stiftung für Forschung in Paraplegie. Für 2019 wurde ihr die Gregor-Mendel-Medaille der Leopoldina zugesprochen.

Einzelnachweise

Studienstiftung des deutschen Volkes: Jahresbericht 2017.

DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft – 404 Seite nicht gefunden. Abgerufen am 18. Oktober 2020.

Norbert Lossau in WamS 39/2014 vom 28. September 2014, Heilung fürs Hirn, Seite 65

Von Arabistik bis Neurologie: Bayerische Akademie der Wissenschaften wählt 20 neue Mitglieder. Bayerische Akademie der Wissenschaften, 22. März 2017, abgerufen am 11. April 2017.

Heilung fürs Hirn

Das Jahr 2008 war das neuntwärmste Jahr seit Beginn der Wetterstatistik. Damit liegen die 10 wärmsten Jahre alle zwischen 1997 und 2008.

Dmitri Anatoljewitsch Medwedew

2008

Warnstreiks in Deutschland. Die Gewerkschaft ver.di lässt kommunale Krankenhäuser bestreiken.

Bestreikung von Krankenhäusern

D

Barack Obama wird als erster Afroamerikaner zum Präsidenten der USA gewählt.

Barack Obama

2008

US-amerikan. Forscher klonen erstmals einen Embryo aus einer Hautzelle.

Der Hautzellklon…

USA

Abkommen zur Erhaltung der Gorillas und ihrer Lebensräume

Radovan Karadžić

2008

Harald zur Hausen (*1936 in Gelsenkirchen), dt. Virologe und Krebsforscher, erhält den Medizin- Nobelpreis für die Entdeckung, dass humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Er teilt sich den Nobelpreis mit den franz. Virologen Françoise Barré-Sinoussi (*1947 in Paris) und Luc Montagnier.

Papillomviren und Krebs

wik

2008

Luc Montagnier war Chef der Arbeitsgruppe, die 1983 erstmals den heute als HI-Virus bekannten Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS isolierte.

Françoise Barré-Sinoussi (* 1947 in Paris) ist eine franz. Virologin, die ebenfalls für ihre Arbeiten über das HI-Virus mit einer Hälfte des Nobelpreises für Medizin ausgezeichnet wurde.

HIV & AIDS

Union für das Mittelmeer

Andrea Ypsilanti,

Wolfgang Clement,

Roland Koch,

Christian Wulff

2008

Der sino-amerikan. Zellbiologe Roger Yonchien Tsien (*1952 in New York City) erhält gemeinsam mit Osamu Shimomura und Martin Chalfie den Nobelpreis für Chemie.

Tsien arbeitet auf dem Gebiet der bildgebenden Zellbiologie. So schuf er Fluoreszenzfarbstoffe, um das zelluläre Calcium sichtbar zu machen. Dazu entwickelte er Stoffe, die durch die Zellmembran eindringen können, sodass die Bewegung des Calciums auch in lebenden Zellen untersucht werden konnte. Später verbesserte er die Eigenschaften des Farbstoffs und nutzte ähnliche Verfahren, um Natrium und cyclisches Adenosinmonophosphat nachzuweisen. Um das Zusammenspiel zweier mit Fluoreszenzfarbstoffen gekennzeichneter Moleküle zu studieren, verwendete er den Fluoreszenz-Resonanzenergietransfer.

Bildgebende Zellbiologie

Fluoreszenz-Resonanzenergietransfer

wiki

September 2008: Die Investmentbank Lehman Brothers meldet Insolvenz an. Die Münchner Bank Hypo Real Estate teilt mit, dass sie über ein Rettungspaket von 50 Milliarden Euro verhandele und als Zwischenlösung aus dem Finanzmarktstabilisierungsfonds 15 Milliarden Euro liquide Mittel beantragt habe.

Vgl. Corona-Krisenhaushalt 2020

Carla Bruni,

Dima Bilans

Der Dt. Bundestag beschließt eine Lockerung des Gesetzes zur Forschung mit embryonalen Stammzellen. Wissenschaftler dürfen künftig mit embryonalen Stammzellen arbeiten.

Embryonale Stammzellen.

D

Der Zyklon Nargis fordert in Myanmar (Burma) über 80.000 Tote

Sebastian Vettel,

Lewis Hamilton

Rafael Nadal

2008

Der Modeschöpfer Yves Saint Laurent (1936-2008) stirbt an einem Gehirntumor.

Mode feit nicht vor Gehirntumoren

F, Paris

Ein Chines. Erdbeben fordert über 70.000 Tote.

Klaus Zumwinkel,

Franz-Peter Tebartz-van Elst

2008

Das Aidsprogramm UNAIDS der Vereinten Nationen (UN) stellt in New York den Weltaidsbericht 2008 vor. Er verzeichnet wesentliche Fortschritte in der Prävention und Behandlung der Immunschwäche-Krankheit. Dennoch infizieren sich rund 2,7 Mio Menschen jedes Jahr neu, etwa 2 Mio Menschen sind im vergangenen Jahr daran verstorben. In Afrika ist Aids die häufigste Todesursache.

Welt-AIDS-Programm. UNAIDS

New York

Kosovo löst sich (einseitig) von Serbien.

Aljona Savchenko,

Robin Szolkowy

2008

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eröffnet in Mexiko-Stadt die XVII. Weltaidskonferenz, an der rund 22.000 Delegierte teilnehmen. Schwerpunkte der Beratungen sind Verbesserungen der medizin. Hilfsprogramme und die Suche nach neuen Möglichkeiten der Prävention.

Welt-AIDS-Konferenz

Mexiko-Stadt

13. Fußball-Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und in Österreich:

Irena Sendler

Bundeskanzler Werner Faymann (A)

Bundespräsident Heinz Fischer (A).

2008

In China erkranken fast 100.000 Babys und Kleinkinder an Nieren- und Harnwegsinfektionen, die durch mit Melamin versetzte Milchprodukte verursacht wurden.

Melaminmilch

China

XXIX. Olympische Sommerspiele in Peking, VR China.

Birgit Prinz

Franck Ribéry

Timo Boll

2008

In Simbabwe trifft eine Delegation der WHO ein. Präsident Mugabe hatte nach langem Zögern um Hilfe bei der Bekämpfung der sich immer schneller ausbreitenden Cholera-Epidemie gebeten. Bis Ende Jahr sollen nach Schätzungen der WHO knapp 14.000 Menschen an der Seuche erkrankt und mindestens 600 gestorben sein.

Cholera-Epidemie

Simbabwe

Der Large Hadron Collider (LHC) am CERN wird fertiggestellt. Aufgrund einer Beschädigung des Kühlsystems, muss die Anlage aber nach 10 Tagen wegen Reparaturarbeiten wieder für über ein Jahr stillgelegt werden.

Katharina Wagner,

Eva Wagner-Pasquier

2008

Der alternative Nobelpreis wird in Stockholm/Schweden unter anderem der dt. Ärztin Monika Hauser verliehen. Hauser ist Gründerin der Hilfsorganisation „medica mondiale“, die sich in Krisengebieten vor allem um traumatisierte und vergewaltigte Frauen kümmert.

medica mondiale

Stockholm

Unternehmenssteuerreform in D.

Marcel Reich-Ranicki

2008

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist Heilpflanze des Jahres (Naturheilverein Theophrastus).

Die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) ist Arzneipflanze des Jahres (Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen)

Echter Lavendel & gemeine Kastanie

wiki

«OnLine-Durchsuchung», Vorratsdatenspeicherung

Miriam Makeba

Iwan Rebroff

2008

Auf Spitzbergen wird die weltweite Saatgutbank Svalbard Global Seed Vault eingeweiht.

Saatgutbank

Spitzbergen

Kaukasuskrieg

Pogrom israel. Siedler an Palästinensern in Hebron (verkehrte Welt…).

Yōichirō Nambu,

Makoto Kobayashi, Toshihide Masukawa

2008

Maharishi Mahesh Yogi (* 1918 als Mahesh Verma Shrivastava oder Mahesh Prasad Varma in Pounalulla, Indien; † 2008 in Vlodrop, Niederlande) war ein indischer Guru, Autor von Büchern über vedische Philosophie und Begründer der Transzendentalen Meditation.

Transzendentale Meditation

wiki

Bei der Landtagswahl in Bayern 2008 verliert die CSU in Bayern nach 46 Jahren erstmals die absolute Mehrheit im Landtag.

Osamu Shimomura, Martin Chalfie,

Roger Tsien

2008

Der US-amerikan. Biologe Martin Chalfie (* 1947 in Chicago, Illinois) erhält gemeinsam mit Osamu Shimomura und Roger Tsien den Chemie-Nobelpreis.

Chalfie promovierte 1977 an der Harvard University in Physiologie. 1982 wurde er Professor für Biologie an der Columbia University. Später wurde er William-R.-Kenan-Jr.-Professor für Biologie an der gleichen Universität.

MC arbeitet auf dem Gebiet der Zelldifferenzierung. Er untersuchte speziell Entwicklung und Funktion von Nervenzellen am Beispiel vom Fadenwurm Caenorhabditis elegans untersuchte. Außerdem entwickelte er neue experimentelle Methoden für diese Untersuchungen. So konnte er das Gen des grün fluoreszierenden Proteins 1994 erstmals außerhalb der Qualle Aequorea victoria zur Expression bringen. Dies war der Durchbruch des Proteins als ein genetischer Marker.

Die Nervenzellen des Fadenwurms

Inzestfall von Amstetten

Jean-Marie Gustave Le Clézio,

Martti Ahtisaari,

Paul Robin Krugman

2008

Der chin.-US-amerikan. Zellbiologe Roger Yonchien Tsien (* 1952 in New York City, New York; † 2016 in Eugene, Oregon) erhält gemeinsam mit Osamu Shimomura und Martin Chalfie den Nobelpreis für Chemie

RT wurde als dritter Sohn des Ingenieurs Hsue-Chu Tsien und der Krankenschwester Yi-Ying Tsien, geb. Li, in New York City geboren. Er wuchs in Livingston, New Jersey auf. Sein ältester Bruder Richard Winyu Tsien ist Neurobiologe an der Stanford University. Der Luftfahrtingenieur Tsien Hsue-shen ist der Cousin seines Vaters.

Bereits als Schüler führte Tsien zu Hause chem. Experimente durch (habe ich auch…). 1968 gewann er den ersten Preis der Westinghouse Science Talent Search für Untersuchungen zur Bindung von Metallen an Thiocyanate. Er studierte Chemie und Physik an der Harvard University, wo er 1972 seinen Bachelor machte. Dann ging er zum Physiologen Richard Adrian ans Churchill College der University of Cambridge, wo er 1977 promoviert wurde. Anschließend war er Post-Doktorand am Gonville and Caius College. 1981 wechselte er als Assistenzprofessor an die Abteilung Physiologie und Anatomie der University of California, Berkeley. 1985 bis 1987 war er dort außerplanmäßiger Professor und 1987 bis 1989 ordentlicher Professor. Seit 1989 war er Professor für Pharmakologie, Chemie und Biochemie an der University of California, San Diego und Forscher am Howard Hughes Medical Institute. Gastprofessuren führten ihn 1991 ans Massachusetts Institute of Technology (MIT) und 2003 an die University of Cambridge.

RT arbeitete auf dem Gebiet der bildgebenden Zellbiologie. So schuf er Fluoreszenzfarbstoffe, um das zelluläre Calcium sichtbar zu machen. Dazu entwickelte er Stoffe, die durch die Zellmembran eindringen können, sodass die Bewegung des Calciums auch in lebenden Zellen untersucht werden konnte. Später verbesserte er die Eigenschaften des Farbstoffs und nutzte ähnliche Verfahren, um Natrium und cyclisches Adenosinmonophosphat (cAMP) nachzuweisen. Um das Zusammenspiel zweier mit Fluoreszenzfarbstoffen gekennzeichneter Moleküle zu studieren, verwendete er den Fluoreszenz-Resonanzenergietransfer. Sein vielleicht bekanntester Beitrag war die Bereitstellung versch. Varianten des grün fluoreszierenden Proteins (GFP) und deren Nutzung. Später änderte er seinen Forschungsschwerpunkt auf die Abbildung und die Behandlung von Krebstumoren. Dazu entwickelte er ein U-förmiges Peptid, das – mit einem bildgebenden Molekül oder einem Medikament bestückt – spezifisch von der Krebszelle aufgenommen wird. Es handelt sich dabei um ein sog. aktivierbares zellpenetrierendes Peptid (engl. cell penetrating peptide, CPP).

Die Gebr. Tsien

CPP

Wik, erg. 2020

2008

Claude Piron (* 1931 in Namur, Belgien; † 2008 in Gland, Schweiz) war ein Schweizer Psychoanalytiker, langjähriger Psychologie-Dozent, Supervisor, Dolmetscher und Schriftsteller, der bevorzugt auf Esperanto publizierte.

Psychoanalyse in Esperanto

2008

Joshua Lederberg (* 1925 in Montclair, New Jersey; † 2008 in New York) war ein US-amerikan. Molekularbiologe und Genetiker jüd. Herkunft.

JL, der Sohn eines jüd. Rabbis, besuchte die High School in New York, studierte von 1941 bis 1944 an der Columbia University Zoologie und erwarb 1947 seinen Doktor-Grad (Ph.D.) an der Yale University bei Edward Tatum.

Er heiratete die Molekularbiologin und Genetikerin Esther Lederberg und entwickelte mit ihr gemeinsam die Stempeltechnik zur Übertragung einer Bakterienkolonie von einer Petrischale in eine weitere.

Von 1947 bis 1959 war er Professor an der University of Wisconsin–Madison, danach an der Stanford University in Palo Alto (Kalifornien). 1978 kehrte er nach New York zurück und wurde Präsident der Rockefeller University.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1990 kehrte er wieder in sein Labor zurück und widmete sich weiterhin eigenen Forschungsprojekten und der Ausbildung von Studenten.

1952 konnte Lederberg, basierend auf den Forschungen seiner Frau Esther Lederberg, gemeinsam mit seinem Schüler Norton Zinder nachweisen, dass Bakteriophagen Teile eines Bakteriengenoms auf ein anderes Bakterium übertragen können (Transduktion).

Im selben Jahr führte er den Begriff Plasmid für die neben den Hauptchromosomen vorliegende ringförmige DNA ein. Zudem entwickelte er ein Verfahren zum Replica Plating.

1960 prägte Joshua Lederberg den Begriff Exobiologie.

In den 1960er Jahren entwickelte er mit Edward Feigenbaum das chem. Expertensystem Dendral.

Ehrungen und Auszeichnungen

1958 erhielt er zusammen mit George W. Beadle und Edward Tatum für seine Entdeckungen über genet. Neukombinationen und Organisation des genet. Materials bei Bakterien den Nobelpreis für Medizin.

2006 wurde ihm die Presidential Medal of Freedom überreicht, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten.

Lederbergs Stempeltechnik.

Plasmiden

Exobiologie

2008

Edward Norton Lorenz (* 1917 in West Hartford, Connecticut; † 2008 in Cambridge, Massachusetts) war ein US-amerikan. Mathematiker und Meteorologe. Er gilt als ein Wegbereiter der Chaostheorie und prägte die Bezeichnung Schmetterlingseffekt für die Empfindlichkeit bezüglich der Anfangsbedingungen in dynamischen Systemen.[1]

Chaostheorie & Schmetterlingseffekt

2008

Joseph Weizenbaum (* 1923 in Berlin; † 2008 in Gröben) war ein dt.–US-amerikan. Informatiker sowie Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker jüd. Herkunft.

Weizenbaum bezeichnete sich selbst als Dissidenten und Ketzer der Informatik.

2008

Jakob Remigius Christ (* 1926 in Langenbruck; † 2008 in Basel) war ein Schweizer Psychiater. Er war der Sohn des Arztes Anton Leonhard Christ und wuchs mit 3 Brüdern in Langenbruck auf. Sein Grossvater Alfred Christ-Paravicini (1865–1928) war ebenfalls Arzt und 1896 Gründer des ersten Schweizer Tuberkulose-Sanatoriums in Langenbruck, das später von Anton Leonhard Christ geleitet wurde.

JRC besuchte das Gymnasium in Basel und begann ein Medizinstudium, das er in Amsterdam fortsetzte. Das Staatsexamen legte er 1951 in Lausanne ab. 1952 wurde er an der Universität Zürich bei Manfred Bleuler mit einer Arbeit zur Psychopathologie der Addisonschen Krankheit zum Dr. med. promoviert.

Danach wanderte er in die USA aus. Sein Sohn aus der Ehe mit der 1952 verstorbenen ersten Ehefrau Cornelia van der Horst wurde von Verwandten in Amsterdam aufgezogen. JRC arbeitete zunächst als Assistent an einer psychiatr. Klinik in Richmond, ab 1953 in New York und ab 1954 in New Haven. Ab 1955 wollte er für die Einbürgerung einen Militärdienst ableisten und arbeitete bis 1957 als Psychiater bei der Marine in Boston. In dieser Zeit machte er bei Helene Deutsch eine Lehranalyse. 1957 wurde er Oberarzt an einer psychiatr. Klinik in Boston, ausserdem arbeitete er in der Lehre und betrieb eine eigene Praxis. Nachdem 1968 seine zweite Ehefrau Barbara Fierke verstarb, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte, ging er 1969 nach Atlanta. Er arbeitete an mehreren Kliniken und begann, sich mit sozialpsychiatr. Behandlungsmethoden zu befassen. In Zusammenarbeit mit bekannten Medizinern wie Theodore Lidz, Fritz Redlich, Alfred Stanton, Morris Schwartz, Robert Rapoport und Gerald Caplan beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Methoden wie Milieutherapie, Gruppenpsychotherapie, Familien- und Paartherapie und Krisenintervention.

1978 liess er sich von seiner dritten Ehefrau Mary Hill scheiden, ging 1979 mit JL Smith seine vierte Ehe ein und verzog wieder in die Schweiz. Dort wurde er neben Theodor Cahn zweiter Chefarzt an der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Basel-Land in Liestal. Mit seinen in den USA gesammelten Erfahrungen in der Sozialpsychiatrie arbeitete er an der Verbesserung der ambulanten Versorgung psychisch kranker Patienten. 1980 wurde eine Beratungsstelle der Externen Psychiatrischen Dienste gegründet, deren Chefarzt er wurde. Daneben entstanden eine Tagesklinik und Gesprächsgruppen, Wohngemeinschaften und Beratungsstellen der Drogenhilfe in Liestal und im Bruderholzspital organisiert. 1991 wurde er pensioniert.

Von 1980 bis 2001 unterrichtete JRC in Basel an der Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit Psychopathologie und Sozialpsychiatrie. Er führte eine Privatpraxis in Basel und war Mitglied des Vorstandes der Schweizerischen Gesellschaft für Sozialpsychiatrie. Aus seiner vierten Ehe hatte er einen Sohn und eine Tochter.

Schriften

Zur Psychopathologie des Morbus Addison. Dissertation. Universität Zürich 1952, DNB 571888798.

mit Ulrike Hoffmann-Richter: Therapie in der Gemeinschaft. Gruppenarbeit, Gruppentherapie und Gruppenpsychotherapie im psychiatrischen Alltag. Psychiatrie-Verlag, Bonn 1997

Erlebte Sozialpsychiatrie. Von amerikanischen Anfängen und europäischen Traditionen. Autobiografie. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2002

Theodor Cahn: Nachruf für Dr. Jakob Christ (1926–2008). In: Information der Schweizerischen Gesellschaft für Sozialpsychiatrie. Mai 2008, S. 29 (online).

Sozialpsychiatrie in der Schweiz

2008

Michael White (* 1948 in Adelaide; † 2008 in San Diego, Kalifornien) war ein austral. Sozialarbeiter und Psychotherapeut. Er galt als Wegbereiter des narrativen Ansatzes in der systemischen Therapie.

Nach ersten Erfahrungen in Kinderschutzarbeit und Bewährungshilfe begann MW 1973 im Kontext von Substanzgebrauch und Schizophrenie mit Gruppen und Familien zu arbeiten. Seine Arbeit wurde durch seine starke Gemeinwesenorientierung geprägt. 1980 wechselte er in die freie Praxis und entwickelte ein familientherapeutisches Ausbildungskonzept, ohne selbst eine psychotherapeutische Ausbildung genossen zu haben. 1983 gründete er – zusammen mit Cheryl White – das Dulwich Center in Adelaide, ein Zentrum für narrative Therapie, welches beide gemeinsam leiteten. MW stand in akademischem Austausch mit seinem neuseeländ. Kollegen David Epston. Mit ihm teilte er das Interesse an Kulturanthropologie, kritischer Philosophie und Sprachphilosophie. Epston und White haben zusammen mehrere Bücher verfasst.

In Whites Theoriekonzeption nahm der Begriff Erzählung eine zentrale Rolle ein. Erzählungen werden – in Anlehnung an den Konstruktivismus – als narrative Strukturen gesehen, die es Individuen und Systemen ermöglichen, einerseits Erfahrung und Wahrnehmung von Wirklichkeit, andererseits Handeln und Interaktion zu organisieren. Beeinflusst vom Lösungsorientierten Ansatz Goolishians, de Shazers und Insoo Kim Bergs und den hypnotherapeutischen Zugängen von Stephen Gilligan, aber auch von Gregory Bateson und Michel Foucault entwickelte er seinen eigenständigen Ansatz, hinterfragte die klass. Rollenverteilung in der Therapie und plädierte für Ko-Autorenschaft von Therapeut und Klient. Der einschränkenden Macht gesellschaftl. Erwartungen und hierarchischer Strukturen setzte er die befreiende Wirkung des Narrativs entgegen und ermutigte seine Klienten zu neuen Lebens- und Lösungserzählungen. „Eine allseits akzeptierte Definition des Problems zu ermöglichen“ und „Probleme zu externalisieren“ sind die wichtigsten Devisen der narrativen Therapie.

MW referierte oft auf Kongressen und unterrichtete auch immer wieder in Nordamerika und Europa. 2008 hielt er in San Diego ein dreitägiges Seminar ab. Während eines Essens erlitt er einen schweren Herzinfarkt, an dessen Folgen er drei Tage später verstarb.

Schriften

Literate Means to Therapeutic Ends. Gemeinsam mit David Epston. Adelaide: Dulwich Centre Publications, 1989

Narrative Means to Therapeutic Ends. Gemeinsam mit David Epston. New York: W. W. Norton, 1990

Experience, Contradiction, Narrative and Imagination. Selected papers of David Epston & Michael White, 1989–1991. Adelaide: Dulwich Publ., 1992

Narratives of Therapists‘ Lives Adelaide: Dulwich Centre Publications, 1997

Reflections on Narrative Practice Adelaide: Dulwich Centre Publications, 2000

Narrative Practice and Exotic Lives: Resurrecting diversity in everyday life Adelaide: Dulwich Centre Publications, 2004

Maps of Narrative Practice. New York: W.W. Norton, 2007

Deutschsprachige Publikationen

Die Zähmung der Monster. Gemeinsam mit David Epston. Heidelberg: Carl Auer 1992, 2006 (5. Auflage)

Therapie als Dekonstruktion. In: Schweizer/Retzer/Fischer (Hg.): Systemische Therapie und Postmoderne. Frankfurt/Main 1992

Das Narrative in der Psychotherapie

2008

Albert Hofmann (* 11. 1906 in Baden, Aargau; † 2008 in Burg im Leimental) war ein Schweizer Chemiker und der Entdecker des LSD…

Hofmanns LSD

2008

Michael Ellis DeBakey (De Bakey, (* 1908 in Lake Charles, Louisiana; † 2008 in Houston, Texas war ein US-amerikan. Herzchirurg libanesischer Herkunft. Er perfektionierte u. a. die Herz-Lungen-Maschine und war an der Entwicklung für das Kunstherz beteiligt.

MED wurde unter dem Namen Michel Dabaghi als Sohn von Shaker und Raheeja Dabaghi (die später den Familiennamen zu DeBakey anglisierten) geboren. Seine Eltern waren libanes. Maroniten, die in die USA immigriert waren. Seine medizinische Ausbildung absolvierte er an der Tulane University in New Orleans. Am II. Weltkrieg nahm DeBakey als Freiwilliger teil und wurde Direktor der Surgical Consultants‘ Division der US Army. In seiner Militärzeit schlug er u. a. die Einrichtung der Mobile Army Surgical Hospital (M.A.S.H.) vor (die später durch den gleichnamigen Roman und Film bekannt wurden…).

1969 wurde DeBakey Direktor des Baylor College of Medicine, ebenfalls 1969 erhielt er die Presidential Medal of Freedom, 1987 die National Medal of Science.

DeBakey gehörte 1980 zum Ärzteteam, das kurz vor dessen Tod den jugoslaw. Staatschef Josip Broz Tito aufgrund seiner pAVK („Raucherbein“) behandelte. 1996 leitete DeBakey das internationale Operationsteam, das die Bypass-Operation des damaligen Präsidenten Russlands, Boris Jelzin durchführte.

Neben einer Klassifikation für Aortendissektionen tragen die von ihm entwickelte Gefäßklemme und Coronarpinzette (für Bypasschirurgie), ein Kunstherzsystem für den Linksherzersatz (im Einsatz an der Medizinischen Universität Wien), die DeBakey High School for Health Professions und das Michael E. DeBakey Veteran’s Affairs Hospital des Texas Medical Center in Houston seinen Namen.

Beim Kunstherzen kam ihm 1969 Denton Cooley mit der ersten Verpflanzung zuvor, was – da Cooley ohne Rücksprache handelte – zum Bruch der beiden Chirurgen führte, die seit den 1950er Jahren an der Baylor College eng zusammengearbeitet hatten und unter anderem Techniken zur Entfernung von Aneurysmen entwickelten. Im Laufe seiner Karriere soll DeBakey angeblich mehr als 60.000 Operationen durch geführt haben…(Wenn man annimmt, dass er 60 Jahre operiert hat, hätte er 1000 Operationen pro Jahr durchgeführt… – glaub ich nicht…) Im Alter von 97 Jahren erlitt er selbst eine Aortendissektion und wurde von Ärzten am Methodist Hospital in Houston durch die von ihm entwickelte Operationstechnik gerettet.

DeBakeys erste Frau Diana starb 1972, aus dieser Ehe entstammen die Söhne Michael und Dennis, die Söhne Ernest und Barry starben schon vor ihm. Seine zweite Frau war die deutsche Schauspielerin Katrin Fehlhaber, mit der er die Tochter Olga-Katarina hatte.

Seit 1999 war er ausländisches Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

2008 wurde der renommierte Albert Lasker Award for Clinical Medical Research, den er selbst 1963 erhielt, ihm zu Ehren in Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award umbenannt.

Zitate

„Many consider Michael E. DeBakey to be the greatest surgeon ever.“ (The Journal of the American Medical Association, 2005)

„He could be sweet as dripping honey when it came to patients and medical students, but could be brutal with surgical residents. I guess he was trying to make us tough.“ (Jeremy Morton, Herzchirurg)]

Literatur

DeBakey hat weit über 100 wissenschaftliche Fachaufsätze/-arbeiten veröffentlicht.

Auf Deutsch sind folgende Bücher erschienen:

Michael E. DeBakey, Antonio M. Gotto, Lynne W. Scott, John P. Foreyt: Die DeBakey-Herzdiät. Heyne, München, 1987

Gotthard Schettler, Michael DeBakey, Hubert Mörl, Egbert Nüssel: Der Mensch ist so jung wie seine Gefäße. Piper Verlag, 1985 (3. Aufl.)

Frederick Christopher, Alton Ochsner, Michael E. De Bakey, Paul H. Matis, Sepp Dortenmann: Chirurgie des praktischen Arztes – Symptomatik, Diagnostik, Therapie. Medica-Verlag, Stuttgart, Zürich, 1957.

Herz-Lungen-Maschine und Kunstherz

MASH

DeBakeys Herzdiät

2008

Uwe Claussen (* 1945 in Flaberg, Gummersbach; † 2008 in Münchenroda bei Jena) war ein dt. Mediziner und Humangenetiker.

UC studierte von 1966 bis 1971 Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 1972 promovierte er mit der Dissertationsschrift „Zur teratogenen Wirkung von 6-Amino-Nicotinsäureamid bei Kaninchen nach Injektion in den Dottersack“ zum Dr. med. und war anschließend am Institut für Humangenetik und Anthropologie der Düsseldorfer Universität tätig; dessen Laborleiter für Pränataldiagnostik von 1975 bis 1985. 1980 habilitierte er sich in Düsseldorf mit der Habilitationsschrift „Vergleichende Untersuchungen zum embryotoxischen Wirkprinzip von Cyclophosphamid beim Kaninchen“. 1981 hatte er einen Lehrauftrag am Fachbereich Biologie an der Gesamthochschule Wuppertal inne.

1985 wurde er zum Akademischen Oberrat ernannt; 1986 zum außerplanmäßigen Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nach einem Forschungsaufenthalt am St. Mary’s Hospital Medical School in London wurde er Direktor des Labors für Post- und Pränataldiagnostik am Institut für Humangenetik der Universität Erlangen-Nürnberg. 1993 wechselte er als Ordinarius für Humangenetik und Anthropologie an die Friedrich-Schiller-Universität Jena; zugleich wurde er Direktor des Institutes für Humangenetik und Anthropologie.

Die Forschungsschwerpunkte von UC waren die Tumorgenetik, die Zytogenetik, die Humangenetik, die Molekulargenetik und die Teratologie. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftl. Arbeiten in diesen Themengebieten. Er war in mehreren wissenschaftl. Beiräten vertreten, unter anderem bei der Fachzeitschrift „medizinische genetik“.

Claussen engagiert sich in mehreren wissenschaftl. Gesellschaften, unter anderem der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik (GfH), der Deutschen Gesellschaft für Neurogenetik, der European Society of Human Genetics (ESHG) und der American Society of Human Genetics (ASHG).

UC galt darüberhinaus als einer der besten dt. Ballonfahrer und hielt über lange Zeit diverse Rekorde wie z.B. über zurückgelegte Strecken (674,5 km/1984) und erreichte Höhen (9447 m/1985) im Heißluftballon.

Deutsche Geselllschaft für Neurogenetik

2008

Victor Almon McKusick (* 1921 in Parkman, Maine; † 2008 in Towson, Maryland) war ein US-amerikan. Kardiologe und Humangenetiker. Er gilt als Mitbegründer der Humangenetik als eigenständiges Fachgebiet. McKusick war Begründer und langjähriger Herausgeber von «Mendelian Inheritance in Man» bzw.Online Mendelian Inheritance in Man – eines Katalogs der bekannten menschl. Gene und der mit ihnen assoziierten erblichen Erkrankungen – und wurde für seine wissenschaftl. Leistungen auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie genetisch bedingter Erkrankungen vielfach ausgezeichnet.

VAM wurde als Sohn von Farmern geboren, die zuvor als Lehrer tätig gewesen waren. Er begann 1940 ein Studium an der Tufts University. 1942 wechselte an die Johns Hopkins University, an der er ohne Undergraduate-Abschluss zum Medizinstudium zugelassen wurde, da die Universität bedingt durch den II. Weltkrieg einen Mangel an Studenten hatte. Ursprüngliche Pläne für eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in seinem Heimatstaat Maine gab er zugunsten einer Spezialisierung in innerer Medizin auf. Er wurde Kardiologe und war von 1948 bis 1950 Leiter der Abteilung für kardiovaskuläre Erkrankungen am Baltimore Marine Hospital.

Durch die Untersuchung eines Patienten mit dem seltenen Peutz-Jeghers-Syndrom entstand sein Interesse für die Erforschung genetisch bedingter Erkrankungen, das ab dem Ende der 1950er Jahre sein wissenschaftliches und ärztliches Wirken bestimmte. Er widmete sich im Laufe seiner weiteren Karriere der Untersuchung und systemat. Erfassung der Ursachen und Symptome versch. Erbkrankheiten und gründete 1957 die Abteilung für medizinische Genetik an der Johns Hopkins University, die er bis 1973 leitete. 1966 gab er unter dem Titel „Mendelian Inheritance of Man“ erstmals ein Verzeichnis der bekannten menschlichen Gene und der mit ihnen assoziierten Erkrankungen heraus. Von diesem erschienen bis 1998 12 gedruckte Ausgaben, unter der Bezeichnung „Online Mendelian Inheritance in Man“ (OMIM) ist auch eine fortlaufend aktualisierte Online-Version verfügbar. Darüber hinaus war er an der Entstehung des Humangenomprojekts und der Begründung der Fachzeitschrift „Genomics“ wesentlich beteiligt und 1989 Gründungspräsident der Human Genome Organisation. Von 1973 bis 1985 war er Chefarzt des Johns Hopkins Hospitals. Anschließend wirkte er dort bis kurz vor seinem Tod als Professor für medizinische Genetik.

VAM starb 2008 in Towson an krebsbedingten Komplikationen. Er war ab 1949 verheiratet und hatte mit seiner Frau zwei Söhne und eine Tochter. Sein Zwillingsbruder Vincent wurde Jurist und wirkte unter anderem als Vorsitzender Richter am Obersten Gerichtshof des Staates Maine.

Zu den Auszeichnungen für sein Lebenswerk zählten neben versch. Ehrendoktoraten unter anderem ein Gairdner Foundation International Award und der William Allan Award (beide 1977), der NAS Award for Scientific Reviewing (1982), die George M. Kober Medal (1990), die Benjamin Franklin Medal der American Philosophical Society (1996), der Albert Lasker Special Achievement Award (1997), die National Medal of Science (2001) und der Japan-Preis in medizinischer Genomik und Genetik (2008).

Nach ihm sind mit der metaphysären Chondrodysplasie vom McKusick-Typ und dem McKusick-Kaufman-Syndrom zwei seltene genetisch bedingte Erkrankungen sowie ein Lehrstuhl und ein Institut an der Johns Hopkins University benannt. Ferner sind mit seinem Namen verschiedene Syndrome verbunden wie das Eldridge-Berlin-McKusick-Money-Syndrom, Eaton-McKusick-Syndrom, Cross-McKusick-Breen-Syndrom, Mengel-Konigsmark-Berlin-McKusick-Syndrom oder das Stiff-skin-Syndrom (englisch Easterly-McKusick syndrome).

Werke (Auswahl)

Mendelian Inheritance in Man. Baltimore 1966–1998

Human Genetics. Englewood Cliffs 1969

Heritable Disorders of Connective Tissue. St. Louis 1972

Medical and Experimental Mammalian Genetics. New York 1987.

Humangenetik

Metaphysäre Chondrodysplasie vom McKusick-Typ

McKusick-Kaufman-Syndrom

2008

Thomas Huckle Weller (geb. 1915 in Ann Arbor, Michigan; gest. 2008 in Needham, Massachusetts) war ein US-amerikan. Bakteriologe, Virologe und Parasitologe.

THW studierte bis 1937 an der Universität Michigan medizinische Zoologie und forschte dann an der Harvard Medical School Boston. 1939 wurde er Assistent von John Franklin Enders. 1940 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert. Danach begann er seine klein. Ausbildung am Childrens‘ Hospital Boston, wo er ab 1947 mit Enders eine Forschungsabteilung für Infektionserkrankungen einrichtete.

Weller konnte den Erreger der Röteln isolieren.

Für die Entdeckung der Fähigkeit des Poliomyelitis-Virus, in Kulturen versch. Gewebstypen zu wachsen, erhielt Weller 1954 gemeinsam mit Frederick Chapman Robbins und John Franklin Enders den Nobelpreis für Medizin.

Röteln & Polio

2008

Dan Bar-On (* 1938 in Haifa; † 2008 in Tel Aviv) war ein israel. Psychologe, Therapeut, Holocaust- und Friedensforscher.

Bar-On wurde 1938 in der Hafenstadt Haifa im damals brit. Mandatsgebiet Palästina als Sohn dt.-jüdischer Eltern aus Hamburg geboren. Er lebte 25 Jahre im Kibbuz Revivim im Negev, unter anderem als Landwirt und Pädagoge.

Er studierte zunächst Landwirtschaft, später dann Psychologie und erhielt 1975 den Master of Arts in Psychologie. Anschließend arbeitete er im Kibbuz-Krankenhaus, wo er sich auf Therapie und Holocaustforschung spezialisierte und Kinder von Holocaust-Überlebenden interviewte. 1981 schloss er seine Promotion an der Hebrew University in Jerusalem ab, 1983 ging er als Post-Doktorand mit einem Fulbright-Stipendium an das Massachusetts Institute of Technology (MIT).

1985 reiste er nach Deutschland und sprach mit den Kindern von Nazi-Tätern. Daraus entstand das 1989 auf Englisch erschienene Buch «Legacy of Silence: Encounters with Children of the Third Reich», das 1993 auf Deutsch als «Die Last des Schweigens» erschien und auch ins Hebräische, Französische und Japanische übersetzt wurde. 1992 initiierte Bar-On den Gesprächskreis „To Reflect and Trust“ zwischen Täter- und Opferkindern des Holocaust, dem auch Martin Bormann junior angehörte.

Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Dialog in Konfliktsituationen und arbeitete für Verständigung im israelisch-palästinensischen Konflikt.

2006 bis 2008 leitete er mit Unterstützung der Körber-Stiftung das „Dan Bar-On Dialogue Training – Storytelling in Conflict“, um Mediatoren im Bereich der interkulturellen Dialogarbeit in versch. Teilen der Welt auszubilden. Bar-On war bis 2007 Professor für Psychologie an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva. 1998 und 2002/3 hatte er den Ida E. Chair for Holocaust and Genocide Studies am Stockton College in New Jersey inne, wo er 1999 den Ehrendoktortitel verliehen bekam. 1996 erhielt er den David Lopatie Chair for Post-Holocaust Psychological Studies. Mit dem palästinensischen Pädagogen und Soziologen Sami Adwan gründete und leitete er ab 1998 PRIME, das Peace Research Institute in the Middle East mit Sitz in Bait Dschala. Bar-On und Adwan erarbeiteten mit je sechs israelischen und palästinensischen Lehrern ein Geschichtsbuch, das die israelisch-palästinensische Geschichte für beide Seiten annehmbar darstellen sollte, so dass voneinander gelernt werden konnte, indem in einer Spalte die israelische und in einer anderen Spalte die palästinensische Sicht der Geschehen dargestellt wurde.

Für das US-amerikan. Frühlingssemester 2007 erhielt Bar-On, gemeinsam mit Sami Adwan, ein Fulbright-Stipendium an der Monmouth-Universität in New Jersey. Bar-On starb 2008 im Alter von 69 Jahren infolge einer schweren Krebserkrankung in Tel Aviv.

Bar-On war verheiratet und wurde Vater von vier Kindern.

Auszeichnungen

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, für sein Engagement für Frieden und Verständigung (7. September 2001)

2001: Internationaler Alexander Langer Preis (mit Sami Adwan)

2003: Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis (mit Mahmud Darwisch)

2005: Victor-Goldberg-Preis für Frieden im Nahen Osten mit Sami Adwan

Werke (Auswahl)

Dan Bar-On und Julia Chaitin: Parenthood and the Holocaust, Wallstein Verlag 2008

Dan Bar-On, Léon Wurmser, Micha Hilgers und Maria Spychiger: Scham – Beschämung – Anerkennung. Erinnern und Lernen. Texte zur Menschenrechtspädagogik 3, Lit Verlag 2007

Christiane Walesch-Schneller, Dan Bar-On, Friedel Scheer-Nahor und Elaine Wolff: Closer than is appears / Näher als es scheint. Tänze für das Blaue Haus, Modo Verlag 2007

Erzähl dein Leben! Meine Wege zur Dialogarbeit und politischen Verständigung, Edition Körber-Stiftung 2004

Die Last des Schweigens. Gespräche mit Kindern von NS-Tätern, 2003 (erstmals dt. 1993 im Campus-Verlag)

Sami Adwan, Dan Bar-On, Adnan Musallam und Eyal Naveh: Das Historische Narrativ des Anderen kennen lernen – Palästinenser und Israelis – Eine Schulbuchinitiative als Beitrag zur Verständigung in Israel und Palästina, PRIME Peace Research Institute in the Middle East, 2003 / Berghof Conflict Research, Deutsche Übersetzung 2009, als PDF auf der Website des Berghof Conflict Research Institutes

Die „Anderen“ in uns. Dialog als Modell der interkulturellen Konfliktbewältigung, 2. Auflage, Edition Körber-Stiftung 2006

Den Abgrund überbrücken, Edition Körber-Stiftung 2002

Tell your Life Story. Creating Dialogue among Jews and Germans, Israelis and Palestinians, Central European University Press 2006

Susanne Kutz, Dirk Wegner und Dan Bar-On: Bridging the Gap: Storytelling as a Way to Work through Political and Collective Hostilities, Körber-Stiftung 2000

Furcht und Hoffnung. Von den Überlebenden zu den Enkeln – drei Generationen des Holocaust, Europäische Verlagsanstalt 1997

Dan Bar-On, Konrad Brendler und A. Paul Hare: Da ist etwas kaputtgegangen an den Wurzeln… Identitätsformation deutscher und israelischer Jugendlicher im Schatten des Holocaust, Campus Verlag 1997

The Indescribable and the Undiscussable. Reconstructing Human Discourse after Trauma, Central European University Press 1999

Weiterführende Literatur

Alexandra Senfft: Pionier des Dialogs. Zum Tod des israelischen Psychologen und Friedensarbeiters Dan Bar-On, Online lesbar in: Jüdische Allgemeine Nr. 37/08, 11. September 2008

Die Last des Schweigens.

Das historische Narrativ

2008

George Emil Palade (* 1912 in Iași, Rumänien; † 2008 in Del Mar, Kalifornien) war ein rumän.-US-amerikan. Mediziner und Zellbiologe. Er gilt als Begründer der modernen Zellbiologie und erhielt 1974 den Nobelpreis für Medizin

GEP wurde als Sohn eines Philosophieprofessors und einer Lehrerin in Iași geboren. Nach Ausbildungen in seiner Heimatstadt und in Buzău begann er 1930 mit dem Studium der Medizin an der Universität Bukarest, das er 1940 mit dem Doktorgrad abschloss. Nach dem II. Weltkrieg ging er 1945 zu weiteren Studien in die USA. Dort traf er 1946 an der Rockefeller University in New York City auf Albert Claude, der ihn für die Arbeit mit dem Elektronenmikroskop begeisterte. 1952 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Schwerpunkte seiner Arbeit waren elektronenmikroskopische und Pulsmarkierungs-Untersuchungen von Zellstrukturen wie Mitochondrien, Chloroplasten und dem Golgi-Apparat, 1953 lieferte er die erste Beschreibung der Ribosomen. Von 1958 bis 1973 war er Professor am Rockefeller-Institut. 1957 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1961 in die National Academy of Sciences. 1967 wurde Palade mit dem Gairdner Foundation International Award ausgezeichnet, 1971 mit dem Dickson Prize in Science. 1973 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1974 erhielt er gemeinsam mit Albert Claude und Christian de Duve den Nobelpreis für Medizin „für ihre Entdeckungen zur strukturellen und funktionellen Organisation der Zelle“. 1976 war er Präsident der American Society for Cell Biology. 1981 erhielt er die E. B. Wilson Medal und 1985 die Schleiden-Medaille.

Von 1973 bis 1990 war er als Professor an der Yale University und seit 1990 an der University of California, San Diego tätig.

Die Universität für Medizin, Pharmazie, Naturwissenschaften und Technik in der rumänische Stadt Târgu Mureș wurde nach ihm benannt.

Literatur

Gisela Baumgart: Palade, George Emil. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005.

Günter Blobel: George Emil Palade (1912–2008). In: Nature. Band 456, 2008.

Zellbiologie

Der Vertrag von Lissabon und die Charta der Grundrechte der EU treten in Kraft. Sie wird in allen EU-Mitgliedstaaten außer Polen, Tschechien und Großbritannien rechtsverbindlich.

Hans-Rudolf Merz

2009

Die in der Modedroge Spice enthaltenen Wirkstoffe CP-47,497 und JWH018 werden in Deutschland aufgrund der 22. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung illegal.

Spice

D

Das Historische Archiv der Stadt Köln

Karlheinz Schreiber

2009

Beginnend in Mexiko kommt es zu einer weltweiten Übertragung der Schweineinfluenza („Schweinegrippe“) auf den Menschen im Zuge einer H1N1-Influenza-Pandemie.

Schweinegrippe &

H1N1-Influenza

Mexiko

Quelle, Opel, Arcandor

Edouard Nalbandian & Ahmet Davutoğlu

2009

Die austral.-US-amerikan. Molekularbiologin Elizabeth Helen Blackburn (*1948 in Hobart, Tasmanien) erhält für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Telomer- und Telomerase-Forschungzusammen mit Carol W. Greider und Jack W. Szostak den Medizin-Nobelpreis.

Bereits 2007 wurde sie vom Time-Magazin als eine der „100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt“ benannt.

Carol Greider (*1961 in San Diego, Kalifornien, USA) ist eine US-amerikan. Molekularbiologin, die durch ihre Arbeiten über das Enzym Telomerase bekannt wurde.

Jack William Szostak (*1952 in London) ist ein poln.-brit.-US-amerikan. Molekularbiologe, der ebenfalls durch seine Arbeiten über das Enzym Telomerase bekannt wurde.

Telomer & Telomerase

Burdsch Chalifa

Alexander Rybak

Venkatraman „Venki“ Ramakrishnan (* 1952 in Chidambaram, Tamil Nadu) ist ein indisch-US-amerikan. Ribosomenforscher und Strukturbiologe.

Thomas Arthur Steitz (*1940 in Milwaukee, Wisconsin) ist ein US-amerikan. Molekularbiologe und Biochemiker. Ihm wurde zusammen mit Venkatraman Ramakrishnan und Ada Yonath der Nobelpreis für Chemie 2009 „für die Studien zur Struktur und Funktion des Ribosoms“ zugesprochen.

Ada E. Yonath (*1939 in Jerusalem) ist eine israel. Biologin am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rechowot, Israel. Sie entwickelte Verfahren für die Kristallisation von Ribosomen, womit es möglich wurde, mittelsRöntgenstrukturanalyse deren Struktur bis hinab auf die atomare Ebene aufzuklären. In der Folge gelang es ihr, den Wirkmechanismus von mehr als 20 Antibiotika aufzuklären.

Struktur und Funktion des Ribosoms

Röntgenstruktur-Analyse

TeilchenbeschleunigerLHC am CERN

Zlatan Ibrahimović,

Uli Hoeneß

Elinor Ostrom (*1933 in Los Angeles, Kalifornien, USA) ist Professorin für Politikwissenschaft an der Indiana University in Bloomington. Sie zählt mit ihrem Mann Vincent Ostrom zu den Begründern der Bloomington School.

2009 wurde ihr als erster Frau der Wirtschaftsnobelpreis zuerkannt, gemeinsam mit Oliver E. Williamson. Ostrom habe gezeigt, „wie gemeinschaftliches Eigentum von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden kann“.

Hat offensichtlich nichts mit Medizin zu tun…

In Norwegen wird die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt.

Paul Biedermann,

Steffi Nerius

Ski-Weltmeister Daniel Albrecht stürzt beim Training auf der Streif in Kitzbühel beim Zielsprung an der gleichen Stelle, an der ein Jahr zuvor schon Scott Macartney ein schweres Schädel-Hirntrauma erlitten hatte. Albrecht muss monatelang im künstlichen Koma gehalten werden.

SHT. Duplizität der Ereignisse

Kitzbühel

Satoshi Nakamoto «schürft» die ersten 50 Bitcoins und startet das Bitcoin-Netzwerk.

Sir Charles Kuen Kao,

Willard Boyle,

George Elwood Smith

In der Schweiz wird per Volksabstimmung der Verfassungsartikel zur Komplementärmedizin mit einer Mehrheit von knapp 70% angenommen

Komplementärmedizin

CH

Mark jud

Bei einem von der dt. Bundeswehr angeordneten Luftangriff bei Kundus in Afghanistan auf von Taliban entführte Tanklastzüge sterben über 140 Menschen, darunter auch Zivilisten. In der Folge kommt es zu einer politischen Affäre in Deutschland

Herta Müller,

Barack Obama

Oliver E. Williamson,

2009

Die Ringelblume (Calendula officinalis) ist Heilpflanze des Jahres (Naturheilverein Theophrastus)

Der Fenchel (Foeniculum vulgare) ist Arzneipflanze des Jahres (Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen)

Ringelblume & Fenchel

Das Betriebssystem Microsoft Windows 7

Chesley Burnett „Sully“ Sullenberger III

2009

Pfizer übernimmt das Pharmazieunternehmen Wyeth für rund 68 Milliarden US-Dollar.

Pharma-Hochzeit I

Elekron. Personenstandsregister in D,

Abgeltungssteuer, Erbschaftssteuerreform

2009

Das US-amerikan. Pharmazieunternehmen Genentech wird vom schweizer. Unternehmen Hoffmann-La Roche übernommen.

Pharma-Hochzeit II

Amoklauf von Winnenden an der Albertville-Realschule Winnenden

2009

Das US-amerikan. Pharmazieunternehmen Schering-Plough wird von MSD Sharp & Dohme übernommen.

Pharma-Hochzeit III

Die griech. Staatsschuldenkrise (Finanzkrise) ist eine seit 2010 bestehende Krise des Staatshaushalts und der Volkswirtschaft der Republik Griechenland.

Die japan- Wirtschaft gerät infolge der Finanzkrise in den USA in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit

2009

In Sipplingen wird der Fund einer aus Gehölzbast geflochtenen Sandale aus der Zeit um 2900 vC. der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Taucharchäologen haben einige Wochen zuvor in der Pfahlbaubucht im Bodensee das gut erhaltene Stück entdeckt.

Der Sondengänger Terry Herbert entdeckt erste Teile des Schatzes von Staffordshire, des bislang größten Hortfundes aus der Zeit der Angelsachsen.

Die Sandale aus der Steinzeit

Der Schatz von Staffordshire

Sipplingen

Erdbeben in den italien. Abruzzen rund um die Stadt L’Aquila

2009

Die Massenvermehrung einer tropischen Falterart führt zur Liberian Armyworm Plage.

Liberian Armyworm Plage

Liberia

Eröffnung der «World Digital Library» („Digitale Weltbibliothek“), eines Projektes der US-Nationalbibliothek Library of Congress und der UNESCO. Die World Digital Library stellt kulturell herausragende Dokumente aus aller Welt über das Internet kostenlos und für jedermann zur Verfügung.

Baubeginn des Fusionsreaktors ITER (vgl. 2020).

2009

Laurent Simons (* 2009) ist ein belg. Schüler, der mit 8 Jahren das Abitur machte und als Wunderkind bezeichnet wird. Er verfügt über einen Intelligenzquotienten von 145.

Er wurde als Sohn von Alexander und Lydia Simons, einem Zahnärztepaar, geboren und wuchs bei seinen Großeltern in Ostende auf. Mit 4 Jahren wurde er eingeschult und beendete die Grundschule im Alter von 6 Jahren. Er wechselte zunächst auf ein Privatgymnasium in Amsterdam. Dort beklagte er sich jedoch über die anderen Schüler, die viel zu langsam seien und diese über ihn, da er immer alles wusste. Daraufhin besuchte er ein Gymnasium in Brügge, das für ihn einen Einzelunterricht organisierte. Seine besondere Fähigkeit besteht darin, sich alles, was er liest, sofort merken zu können. So gelang es ihm, sich das Abiturwissen in nur 2 Jahren anzueignen. In den letzten 6 Wochen am Gymnasium hatte er jeden Tag eine Prüfung, um das Abitur zeitlich zu schaffen. In den Ferien machte er ein Praktikum bei einem Kardiologen in Amsterdam und besuchte Sonderkurse für Hochbegabte.

Nach dem Abitur besuchte Laurent die Technische Universität Eindhoven. Er brach sein Studium im Alter von 9 Jahren jedoch kurz vor dem Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik ab, da seine Eltern verlangten, dass ihr Sohn noch vor seinem 10. Geburtstag seinen Universitätsabschluss macht. Der bisherige Rekord liegt bei dem US-Amerikaner Michael Kearney, den sie übertreffen wollten. Die Universität erklärte, Laurent hätte noch einige Prüfungen ablegen müssen. Er wird sein Studium an einer Universität in Israel fortsetzen, wo er gleichzeitig Biotechnologie, Medizin und Bioverfahrenstechnik studieren möchte. Sein Ziel sei es, später Organe zu züchten.

Einzelnachweise

Das wunderliche Kind, spiegel.de, 21. Juli 2018, abgerufen am 21. Juni 2020

Achtjähriger hat Abi in der Tasche, zeit.de, 11. Juli 2018, abgerufen am 21. Juni 2020

Zoff um Wunderkind Laurent. Eltern wollen, dass er noch früher sein Studium beendet, mopo.de, 12. November 2019, abgerufen am 21. Juni 2020

„Wunderkind“ Laurent, 10, will nun drei Fächer parallel studieren, welt.de, 5. Februar 2020, abgerufen am 21. Juni 2020

Belgisches Wunderkind

2009

Eve Kosofsky Sedgwick (* 1950 in Dayton, Ohio; † 2009) war eine der wichtigsten US-amerikan. Theoretikerinnen im Hinblick auf Gender Studies und Queer-Theory. Ihre Arbeit wurde beeinflusst von Feminismus, Marxismus und Dekonstruktivismus bzw. Poststrukturalismus.

Sedgwick promovierte an der Yale University im Jahre 1975. Sie dozierte Literatur am Hamilton College, an der Boston University, dem Amherst College und dem Dartmouth College und war Newman Ivey White Professor an der Duke University. Zuletzt gab sie Graduiertenkurse in engl. Philologie am CUNY Graduate Center in New York City.

EKS erkankte 1991 an Brustkrebs, woraufhin sie das Buch «A Dialogue on Love» verfasste, das sich mit ihren Gedanken an den Tod, ihrer Depression und ihrer Unsicherheit über ihre geschlechtl. IIdentität während der Chemotherapie und der Brustamputation befasste.

2005 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences und 2006 in die American Philosophical Society gewählt.

Sedgwick hat diverse Bücher geschrieben, die grundlegend für die Queer Theory waren und sind. Übersetzungen ihrer Texte ins Deutsche sind noch immer rar. Ihre wichtigsten Bücher sind Between Men: English Literature and Male Homosocial Desire und Epistemology of the Closet.

Ihre Arbeiten seien derVersuch herauszuarbeiten, wie männliche Homophobie die moderne westl. Kultur geformt hat, namentlich hinsichtlich der Konzepte von Sexualität, Intimität, Familie und Geschlechterrollen.

Performative Äußerungen

Eine ihrer Annahmen ist, dass scheinbar nicht-performative Aussprüche dennoch performativer Natur sein können, insbesondere solche mit homophoben oder anti-homophoben Effekten. Die demgemäß vorhandene Wirkungsmacht dieser Äußerungen offenbart nicht allein implizite Thesen über die Welt, sondern hilft sie durchzusetzen, zu hypostasieren und zu bekräftigen, wodurch bestehende Wertesysteme gestützt, Minderheiten unterdrückt und Machtverhältnisse gestärkt werden. EKSpostuliert im Speziellen, dass auf gesellschaftl. Ebene eine scheinbar simple Etikettierung als „normal“ oder „abnormal“ normative Effekte nach sich zieht.

Werke

Between Men – English Literature and Male Homosocial Desire. Columbia Univ. Press, New York 1985.

A Dialogue on Love. 2000

Epistemology of the Closet. Harvester Wheatsheaf, Hemel Hempstead 1991.

Fat Art, Thin Art. 1995.

Shame and its sisters. Duke Univ. Press, Durham 1995.

Tendencies. Routledge, London 1994.

Touching Feeling – Affect, Pedagogy, Performativity. Duke Univ. Press, Durham 2003.

Übersetzungen ins Deutsche

Epistemologie des Verstecks. In: Andreas Kraß (Hrsg.): Queer Denken. 2003

Das Tier in der Kammer: Henry James und das Schreiben homosexueller Angst. In: Barbara Vinken (Hrsg.): Dekonstruktiver Feminismus. Literaturwissenschaft in Amerika. Frankfurt am Main 1992.

Queere Performativität. Henry James’ „The Art of the Novel“. In: Matthias Haase (Hrsg.): Outside. Die Politik queerer Räume. B_Books, Berlin 2005

Eine Antwort auf C. Jacob Hale. In: Haase 2005

Genderstudien.

Queere-Theorie

2009

Maurice Edmond Müller (* 1918 in Biel; † 2009 in Bern) war ein Schweizer Chirurg und Orthopäde. Er gilt als Pionier der Osteosynthese.

MEM wuchs als ältestes von 5 Kindern zweisprachig in Biel auf. Seine Matura bestand er 1936. An den Universitäten Neuenburg, Lausanne undBern studierte er Medizin. Unterbrochen war das Studium von einem mehrjährigen Aktivdienst während des II. Weltkrieges. Er war Mitglied zweier Studentenverbindungen im Falkensteinerbund. Nach Abschluss seines Studiums 1944 begann er im alten Balgrist in Zürich zu arbeiten. Dann meldete er sich für eine einjährige ärztliche Mission in Abessinien, die 1946 begann. Zurück in der Schweiz, erwarb er am Kantonsspital Liestal seinen Facharzt für Chirurgie (FMH). Anschließend bereiste er europaweit Zentren der Unfallchirurgie und Orthopädie und besuchte die Pioniere der Knochenchirurgie, um deren Verfahren kennenzulernen. So war er bei Max Lange (Mediziner) in Bad Tölz, Georg Hohmann in München, Robert Merle d’Aubigné in Paris und Friedrich Pauwels, dem Begründer der Biomechanik in Aachen. Für die Frakturbehandlung war der Besuch bei Robert Danis 1950 in Belgien wegweisend. Die Osteotomien und die Endoprothesen des Hüftgelenks wurden Schwerpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit. In die Schweiz zurückgekehrt, wurde er 1956 Spezialarzt für Orthopädie (FMH) im Balgrist, wo er sich habilitierte. Seine Antrittsvorlesung hielt er 1957. Ab 1960 wirkte er als Chefarzt der orthopädisch-traumatologischen Abteilung der Chirurgischen Klinik des Kantonsspital St. Gallen. Von 1963 bis 1980 war er Ordinarius für Orthopädie und Chirurgie des Bewegungsapparates an der Universität Bern und Direktor der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie am Inselspital in Bern.

Unternehmer

1958 gründete er zusammen mit 12 weiteren Chirurgen die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO), deren Aufgabenfeld neben der Erforschung und Lehre von Verfahren der operativen Knochenbruchbehandlung insbesondere die Entwicklung hierfür geeigneter Instrumente und von Implantaten umfasst. In Zusammenarbeit mit dem Bettlacher Instrumentenmacher Robert Mathys wurden binnen 2 Jahren ganz neue Werkzeugsets zur Knochenbruchbehandlung mittels Schrauben, Platten und Nägeln entwickelt und erfolgreich vermarktet, aus denen die inzwischen klassischen vier Standard-Boxen der AO hervorgingen, die vom Unternehmen Synthes vertrieben wurden. Mit Martin Allgöwer und Hans Willenegger publizierte er 1963 die Technik der operativen Frakturenbehandlung.

Seine zweite Tätigkeit, die Studien über ein Kunstgelenk, liess ihn 1965 die Firma Protek AG gründen. Sie hatte zum Zweck, die von ihm erfundene Hüftgelenksprothese weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Die Gewinne flossen ab 1974 in die Fondation Maurice E. Müller. Aus diesen Mitteln wurden die Ausbildung, Forschung und Dokumentation in der Orthopädischen Chirurgie an der Universität Bern finanziert. 1983 wurde die M.E. Müller Foundation of North America gegründet, um Ausbildungs- und Forschungstätigkeiten für Orthopäden in Nordamerika zu fördern. 1990 verkaufte er seine Beteiligung an die Sulzer AG.

Maurice Müller war ein bedeutender Kunstmäzen. Er stiftete das Zentrum Paul Klee und das Kindermuseum Creaviva in Bern.

Stifter

Fondation Maurice E. Müller (1974)

M.E. Müller Foundation of North America (1983)

Maurice E. Müller Institute for Learning, Teaching, Documentation and Evaluation an der Universität Toronto (1993)

Fondation du Musée des Enfants auprès du Centre Paul Klee (2002)

Auszeichnungen

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1973)

SwissAward (2005)

Zwölffacher Ehrendoktor

Ehrenbürger von Bern

Namensgeber des MEM Forschungszentrums für Orthopädische Chirurgie an der Universität Bern

Osteosynthese.

AO: Schrauben, Platten, Nägel…

Synthes & Protek

2009

Robert Francis Furchgott (* 1916 in Charleston, South Carolina; † 2009 in Seattle, Washington) war ein US-amerikan. Biochemiker und Nobelpreisträger.

Nach dem Besuch der High School in Orangeburg studierte er zunächst an der University of South Carolina, wechselte aber bereits nach einem Jahr an die University of North Carolina at Chapel Hill, wo er sich auf dem Gebiet der Physikalischen Chemie mit Cellulose befasste. Danach forschte er für seine Doktorarbeit an der Northwestern University an Erythrozyten. 1940 wechselte Furchgott an die Cornell University, wo er 9 Jahre lang in der Arbeitsgruppe von Ephraim Schorr den Blutkreislauf erforschte. Es folgten Tätigkeiten als Hochschullehrer an der Washington University in St. Louis und der State University of New York.

Seit 1978 forschte er am sog. Endothelium-derived relaxing Factor (ERDF), was letztlich zur Entdeckung der bedeutenden Rolle von Stickstoffmonoxid (NO) als Botenstoff im Herz-Kreislaufsystem führte. Für diese Arbeiten erhielt Furchgott 1991 einen Gairdner Foundation International Award, 1996 den Albert Lasker Award for Basic Medical Research und 1998 mit Louis J. Ignarro, der ERDF 1986 als Stickstoffverbindung erkannte, und Ferid Murad den Nobelpreis für Medizin.

Furchgotts Entdeckung, dass das Gas NO die Gefäße erweitern kann, lieferte die Erklärung für die therapeutische Wirkung von Nitroglycerin bei Angina Pectoris und hatte Anteil an der Entwicklung des Potenzmittels Viagra.

„Robert Furchgott, Nobelist for Work on a Gas, Dies at 92“, NY Times, 22. Mai 2009.

Stickstoffmonoxid als Transmitter im Herz-Kreislauf-System.

Furchtgotts Viagra

2009

Olha Matwijiwna Awilowa (* 1918 in Beschiza, Gouvernement Orjol, Sowjetrussland; † 2009 in Kiew, Ukraine) war eine sowjet.-ukrain. Chirurgin, Hochschullehrerin und Mitbegründerin der Thoraxchirurgie in der Ukraine.

OMA kam in der Stadt Beschiza , seit 1956 ein Stadtbezirk im Nordwesten der Stadt Brjansk, zur Welt und ging dort zur Schule. Danach studierte sie am Medizinischen Institut in Smolensk, das sie 1941 absolvierte, und im Anschluss diente sie als Soldatin der Roten Armee im II. Weltkrieg als Chirurgin und Leiterin der chirurgischen Abteilung im Lazarett von Brjansk. Zwischen 1945 und 1955 war sie als Ärztin tätig. Ab 1955 arbeitete sie als Assistenzprofessorin am Kiewer Institut zur Weiterbildung von Ärzten, der heutigen Nationalen Medizinischen Akademie für postgraduale Ausbildung und seit 1973 als Professorin der thorakoabdominellen Chirurgie. Zwischen 1975 und 1988 war sie dort Institutsleiterin.

Bei Nikolai Amossow verteidigte sie 1974 ihre Dissertation «Resektion und plastische Chirurgie der Bronchien und mediastinalen Luftröhre». Unter ihrer Leitung entstand eine Notfallversorgung für Opfer mit Thoraxtrauma, Spontanpneumothorax und Fremdkörpern in den Atemwegen und der Speiseröhre. Sie war Gründerin der wissenschaftl. Schule für rekonstruktive Chirurgie der Luftröhre und der Bronchien. Unter ihrer Leitung wurden eine Habilitation und 19 Dissertationen abgeschlossen. Sie schrieb etwa 300 wissenschaftliche Arbeiten, darunter 2 Monographien. OMA starb 91-jährig2009 in Kiew.

Sie erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1944 den Orden des Roten Sterns, 1971 den Orden des Roten Banners der Arbeit und 1974 den Staatspreis der UdSSR. 1962 wurde ihr der Ehrentitel Verdienter Arzt der Ukraine und 1982 der Ehrentitel Verdienter Wissenschaftler der Ukraine verliehen. Die Nationalbank der Ukraine gab zu Ehren ihres 100. Geburtstages 2018 eine 2-Hrywnja-Gedenkmünze heraus.

Ukrainische Thoraxchirurgin

2009

Patrick Cramer (* 1969 in Stuttgart) ist ein dt. Chemiker, Struktur- und Molekularbiologe.

PC studierte von 1989 bis 1995 Chemie an den Universitäten Stuttgart und Heidelberg. Einen Teil des Studiums absolvierte er als Erasmus-Stipendiat an der University of Bristol in GB. Die Forschungsarbeiten für seine Diplomarbeit führte er bei Sir Alan Fersht in Cambridge, GB durch, wo er die Strukturbiologie und das Laboratorium für Molekularbiologie (LMB) kennen lernte. 1995 schloss er sein Studium an der Universität Heidelberg mit dem Diplom ab. Von 1995 bis 1998 war PC als Doktorand in der Arbeitsgruppe von Christoph W. Müller am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Grenoble, F tätig. Er promovierte 1998 als Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) an der Universität Heidelberg. In den Jahren 1999–2001 war PC als Postdoktorand und Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Labor des späteren Nobelpreisträgers Roger D. Kornberg an der Stanford-Universität, USA tätig.

Im Jahr 2001 kehrte Patrick Cramer nach DE zurück, wo er eine Tenure-Track-Professur für Biochemie am Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt. Dort wurde er 2004 zum Ordentlichen Professor für Biochemie und Leiter des Genzentrums ernannt. PC leitete das Genzentrum der Universität München für 10 Jahre, von 2004 bis 2013. Er war an der Universität München zudem von 2007 bis 2009 als Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie, 2010 bis 2013 als Direktor des Fachbereichs Biochemie, 2007 bis 2013 als Mitglied des Forschungsausschusses und 2008 bis 2013 als Sprecher des Sonderforschungsbereiches 464 der Deutschen Forschungsgemeinschaft tätig.

2014 wurde PC als Direktor an das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen berufen, wo er die Abteilung „Molekularbiologie“ leitet.

PC ist vor allem als Grundlagenforscher, Hochschullehrer und Wissenschaftsmanager tätig. Als Postdoktorand in Stanford ermittelte Cramer die dreidimensionale Struktur der RNA-Polymerase II, eines der größten Enzyme im Zellkern. Für „fundamentale Forschungen der molekularen Basis der eukaryotischen Transkription“ erfolgte die Vergabe des Nobelpreises für Chemie an Roger Kornberg im Jahr 2006.

Das Labor von PC untersucht zum einen die molekularen Mechanismen der Gentranskription in eukaryontischen Zellen. Dazu werden strukturbiolog. Methoden verwendet, insbesondere die Röntgenkristallographie und die Kryo-Elektronenmikroskopie. Zum anderen erforscht seine Arbeitsgruppe die Prinzipien der Genregulation in lebenden Zellen mit Hilfe von funktionaler Genomik und Bioinformatik.

Seine Arbeitsgruppe erzeugte den ersten molekular aufgelösten Film der Transkriptions-Initiation und -Elongation. Zudem entwickelte Cramer Methoden, um fundamentale Aspekte des RNA-Stoffwechsels in Zellen zu analysieren. Cramer integriert dabei Ansätze der Molekular- und Systembiologie, um Expression und Regulation des Genoms zu verstehen.

Zudem widmet sich PC der weiteren Entwicklung der Naturwissenschaften in Deutschland und Europa. In seiner Zeit in München trug er zum Ausbau der Lebenswissenschaften bei, indem er unter anderem den Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Science (CIPSM)“ mitgründete und den Forschungsneubau „Munich Research Center for Molecular Biosystems (BioSysM)“ initiierte. Zudem war PC im wissenschaftlich-technischen Beirat der bayer. Staatsregierung und im Bereich der Bioethik im Institut TTN tätig. Er ist aktiv als Organisator internationaler Konferenzen, als Gutachter, und in mehreren wissenschaftl. Gremien und Beiräten. Seit 2016 hat Cramer den Vorsitz im Rat (Council) des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL)

Publikationen

Original-Forschungsarbeiten

mit B. Schwalb, M. Michel, B. Zacher, K. Frühauf, C. Demel, A. Tresch und J. Gagneur: TT-seq maps the human transient transcriptome. In: Science. 352, 2016

mit C. Plaschka, M. Hantsche, C. Dienemann, C. Burzinski und J. Plitzko: Transcription initiation complex structures elucidate DNA opening. In: Nature. 533, 2016.

mit C. Bernecky, F. Herzog, W. Baumeister und J. M. Plitzko: Structure of transcribing mammalian RNA polymerase II. In: Nature. 529, 2016.

mit C. Plaschka, L. Larivière, L. Wenzeck, M. Seizl, M. Hermann, D. Tegunov, E. V. Petrotchenko, C. H. Borchers, W. Baumeister, F. Herzog und E. Villa: Architecture of the RNA polymerase II-Mediator core initiation complex. In: Nature. 518, 2015.

mit D. A. Bushnell und R. D. Kornberg: Structural basis of transcription: RNA polymerase II at 2.8 angstrom resolution. In: Science. 292, 2001.

mit D. A. Bushnell, J. Fu, A. L. Gnatt, B. Maier-Davis, N. E. Thompson, R. R. Burgess, A. Edwards, P. R. David und R. D. Kornberg: Architecture of RNA polymerase II and implications for the transcription mechanism. In: Science. 288, 2000

Übersichtsartikel zur Forschung

mit C. Plaschka und K. Nozawa: Mediator Architecture and RNA Polymerase II Interaction. In: Journal of Molecular Biology. 28, 2016

mit S. Sainsbury und C. Bernecky: Structural basis of transcription initiation by RNA polymerase II. In: Nature Reviews Molecular Cell Biology. 16, 2015.

A tale of chromatin and transcription in 100 structures. In: Cell. 159, 2014.

mit A. C. Cheung: A Movie of RNA Polymerase II Transcription. In: Cell. 149 2012

Deciphering the RNA polymerase II structure: a personal perspective. In: Nature Structural & Molecular Biology. 13, 2006.

Andere Veröffentlichungen

Aufbruch in die molekulare Systembiologie. – Essay für die Jubiläumsausgabe „20 Jahre Laborjournal“, Laborjournal vom 11. Juli 2014.

Entwicklungen in der Biomedizin: Genom-Sequenzierung in Diagnose, Prävention und Therapie; Systembiologie und Medizin. In: T. Rendtorff (Hrsg.): Zukunft der biomedizinischen Wissenschaften. Nomos, 2013.

mit O. Primavesi, R. Hickel, T. O. Höllmann und W. Schön: Lob der Promotion. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. Juli 2013.

mit J. Hacker, T. Rendtorff, M. Hallek, K. Hilpert, C. Kupatt, M. Lohse, A. Müller, U. Schroth, F. Voigt, M. Zichy: Biomedizinische Eingriffe am Menschen – Ein Stufenmodell zur ethischen Bewertung von Gen- und Zelltherapie. Walter de Gruyter, Berlin 2009

RNA-Polymerase II

Ein Preis jagt den anderen…

Griechenlandkrise:

Die Europäische Kommission stellt den Haushalt Griechenlands unter EU-Kontrolle.

«Euro-Rettungsschirm»

Wiktor Janukowytsch

Julija Tymoschenko

2010

Das Repräsentantenhaus der USA verabschiedet die Gesundheitsreform von Barack Obama.

US-Gesundheitsreform

USA

wik

Ölkatastrophe im Golf von Mexiko (Deep Watr Horizon)

Christian Wulff

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt die Schweinegrippe-Pandemie «offiziell» für beendet.

Schweinegrippe-Pandemie

wik

Loveparade Katastrophe in Duisburg

Ministerpräsident Fredrik Reinfeld

Winter-Paralympics

Winter-Paralympics

Vancouver

Haiti-Erdbeben mit rund 250.000 Toten

Lena Meyer-Landrut

Walter Mixa

Skandal um den sexuellen und körperl. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der kathol. Kirche.

Kindesmissbrauch

D

Gotthard-Basistunnel,

Burj Khalifa (Turm des Kalifen), das mit 828 Meter höchsten Gebäude der Welt.

Doris Leuthard

Der brit. Physiologe und Pionier auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin Robert Geoffrey Edwards (*1925 in Leeds, England) erhält zusammen mit dem brit. Gynäkologen Patrick Steptoe den Medizin-Nobelpreis für die Entwicklung der in-vitro-Fertilisation.

in-vitro-Fertilisation

Der Europäische Rat beschließt die Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus („Euro-Rettungsschirm“) mit einem Umfang von 750 Milliarden Euro. Die griech. Finanzkrise zieht eine Eurokrise nach sich.

Mary MacKillop

In Kalifornien entscheidet man sich per Volksentscheid gegen die Legalisierung von Cannabis.

Cannabis

Kalifornien

Die VR China verdrängt Japan von Platz zwei der wirtschaftsstärksten Nationen der Welt.

Reinhard Marx & Walter Brandmüller

Der Gewürznelkenbaum (Syzygium aromaticum) ist Heilpflanze des Jahres (Naturheilverein Theophrastus)

Der Gemeine Efeu (Hedera helix) ist Arzneipflanze des Jahres (Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen)

Gewürznelke & Efeu

‚Schwarzer Donnerstag‘ in Stuttgart während der Proteste gegen Stuttgart 21

Hermann Scheer

2010

Nossrat Peseschkian (geb. 1933 in Kaschan, Iran; gest. 2010 in Wiesbaden) war ein iranisch-dt. Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut. Er ist Begründer der Positiven Psychotherapie (PPT), die er seit 1968 entwickelte.

Im Iran geboren und aufgewachsen, kam NP1954 nach Deutschland und studierte Medizin in Freiburg im Breisgau, Mainz und Frankfurt am Main, mit Staatsexamen 1960 in Frankfurt am Main. Nach Facharztweiterbildung (Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie), Promotion (1968) und psychotherapeutischer Weiterbildung in D, A, CH und den USA eröffnete er 1968 zunächst eine Praxis und Tagesklinik in Wiesbaden. Nach ausgedehnten Reisen, wissenschaftl. und Seminartätigkeit auf dem Gebiet der Tiefenpsychologie stellte er in Vorträgen Anfang der 1970 Jahre die „Differenzierungsanalyse“ als ein neues, transkulturelles Verfahren vor, die nach ihrer Weiterentwicklung ab 1977 von ihm „Positive Psychotherapie“ genannt wurde. In einer 1995 begonnenen Studie mit etwa 300 Patienten unter Praxisbedingungen wurde ihre Wirksamkeit bei verschiedenen Erkrankungen belegt. Die Positive Psychotherapie gehört zu den humanistischen und transkulturellen Psychodynamischen Psychotherapien und kann auch systemische, gesprächstherapeutische und verhaltenstherapeutische Elemente integrieren.

1977 wurde Peseschkian Präsident der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Positive Psychotherapie e. V. und war seitdem Herausgeber der von ihm begründeten „Zeitschrift für Positive Psychotherapie“. Die Ausbildung in Positiver Psychotherapie wurde durch die Gremien der EAP später als europaweite Trainingsmethode und als wissenschaftlich fundiert zertifiziert und rezertifiziert. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Hans Deidenbach veröffentlichte er 1988 den Fragebogen „Wiesbadener Inventar zur Positiven Psychotherapie und Familientherapie WIPPF“ in einer Mappe, die auch den von ihm entwickelten Bogen „Erstinterview“ sowie Patienten- und Therapeutenkalender zur Selbstbeobachtung enthielt. Der systemat. Erstinterviewbogen war für die psychodynamische Therapie 1988 eine Neuerung. Eine von seinen Mitarbeitern weiter entwickelte internationale Version des WIPPF wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in der Forschung angewandt.

Peseschkian war seit 1976 Dozent an der Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen. 1979 erhielt er die Weiterbildungsermächtigung für Psychotherapie von der Landesärztekammer Hessen, 1996 erweitert als Wiesbadener Weiterbildungkreis für Psychotherapie und Familientherapie WIPF für die Weiterbildung von Ärzten in Psychotherapie. Im Jahre 1994 wurde er der erste Präsident des Weltverbandes „International Centers for Positive Psychotherapie e. V.“, der 2008 in die „World Association for Positive Psychotherapy WAPP e. V.“ überging, deren Präsident er bis 2010 war. 1998 wurde er zum Honorarprofessor des Nationalen Psychoneurologischen Forschungsinstituts Bechterew in Sankt Petersburg ernannt. 2000 gründete er die Wiesbadener Akademie für Psychotherapie, als Ausbildungsstätte für Psychologische Psychotherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie staatlich anerkannt und in der Folge eines der führenden tiefenpsychologischen Aus- und Weiterbildungsinstitute Deutschlands.

Peseschkian hielt Seminare und Vorträge in über 60 Staaten, veröffentlichte 26 Bücher. Einzelne davon, wie das Buch „Der Kaufmann und der Papagei“ zur Anwendung von Geschichten und transkulturellen Beispielen in der Psychotherapie, einem seiner Arbeitsschwerpunkte, wurden in viele Sprachen übersetzt. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Entwicklung einer transkulturellen Psychotherapie und einer transkulturellen Form der Familientherapie.

Peseschkian gründete 2005 die Internationale Akademie für Positive und Transkulturelle Psychotherapie – Peseschkian-Stiftung in Wiesbaden u. a. mit dem Stiftungsauftrag, Informations- und Kommunikationszentrum für die in den versch. Ländern existierenden Zentren, Institute und Organisationen für Positive und Transkulturelle Psychotherapie zu sein und einen Beitrag zur Friedensentwicklung und Konfliktforschung zu leisten. 2015 gab es 7 nationale Gesellschaften (Deutschland, Ukraine, Bulgarien, Rumänien, Kosovo, Türkei, Äthiopien) und Zentren für Positive Psychotherapie in etwa 18 weiteren Ländern.

Peseschkian war verheiratet, Vater zweier Söhne und hatte vier Enkel. Peseschkian war Anhänger der Bahai-Religion, über die er ebenfalls einige Arbeiten verfasste und die sein Menschenbild prägte.

Auszeichnungen

Richard-Merten-Preis, 1997, für seine Arbeit „Computergestützte Qualitätssicherung in der Positiven Psychotherapie“.

Ernst-von-Bergmann-Plakette, 1998, vom Präsidium der Bundesärztekammer für seine langjährigen Fortbildungsaktivitäten.

Internationaler Avicenna-Preis, 2006, von der Vereinigung der Iranischen Ärzte und Zahnärzte in der Bundesrepublik Deutschland.

Preis Encyclopaedia Iranica in Genf, 2006, vom Center for Iranian Studies der Columbia University, New York.

Schriften (Auswahl)

Psychotherapie des Alltagslebens. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1974.

Positive Psychotherapie. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1977.

Positive Familientherapie. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1980.

Der Kaufmann und der Papagei. Orientalische Geschichten als Medien in der Psychotherapie. Mit Fallbeispielen zur Erziehung und Selbsthilfe. S. Fischer, Frankfurt am Main; 30. Auflage mit dem Untertitel Orientalische Geschichten in der Positiven Psychotherapie. ebenda 2009.

Psychosomatik und Positive Psychotherapie. 8. Auflage. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005.

Der nackte Kaiser oder: Wie man die Seele der Kinder und Jugendlichen versteht und heilt. 2. Auflage. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005.

mit K. Jork: Salutogenese und Positive Psychotherapie. 2. Auflage. Hans Huber, Bern 2006.

mit Udo Boessmann: Angst und Depression im Alltag. Eine Anleitung zu Selbsthilfe und positiver Psychotherapie. 6. Auflage. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007.

Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast. 14. Auflage. Herder Verlag, Freiburg 2005.

Glaube an Gott und binde dein Kamel fest. Warum Religion unserer Seele gut tut. Verlag Kreuz, Stuttgart 2008.

mit Raymond Battegay: Treppe zum Glück. 50 Antworten auf die zentralen Fragen des Lebens. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007.

mit Günther Sachse: Mit Diabetes komm‘ ich klar. Zurück zum inneren Gleichgewicht mit Positiver Psychotherapie. Trias Verlag, Stuttgart 2001.

Was haben Sie auf dem Herzen? Die seelische Bedeutung von Herz- und Kreislauf-Symptomen verstehen. Trias Verlag, Stuttgart 2005.

mit Nawid Peseschkian und Hamid Peseschkian: Lebensfreude statt Stress. Anstöße, Übungen, orientalische Weisheiten. 2. Auflage. Trias Verlag, Stuttgart 2009.

Insgesamt hat Nossrat Peseschkian 27 – mehrfach mit Co-Autoren – Monografien und etwa 240 Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.

Positive Psychotherapie.

Der Kaufmann und der Papagei.

Der nackte Kaiser

Elektronischer Personalausweis in Deutschland.

Google Street View.

Carlo Janka,

Didier Cuche,

Rafael Nadal,

Anna-Lena Grönefeld

Maria Riesch

2010

Walter Siegenthaler (* 1923 in Davos; † 2010 in Zürich) war Schweizer Internist und Professor für Innere Medizin an der Medizinischen Poliklinik des Universitätsspitals Zürich. Er war in seinem Fachgebiet ein weithin anerkannter Forscher und Fachautor, Hochschullehrer, Klinik- und Institutsdirektor und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.

WS absolvierte die Grundschule an seinem Geburtsort Davos und das Gymnasium an der Kantonsschule Chur. Von 1942 bis 1948 studierte er Medizin an der Universität Zürich. Anschliessend absolvierte er seinen Militärdienst, den er im Range eines Oberstleutnants als Divisionsarzt beendete. Seine erste Anstellung fand er im Zürcher Institut für Pathologie unter H. von Meyenburg und H. Zollinger. Anschliessend arbeitete er an der Medizinischen Klinik des Kantonsspitals Zürich unter W. Loeffler. Dort absolvierte er eine vierjährige Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin.

1958 nahm er die Stelle als Oberarzt an der Medizinischen Klinik am Kantonsspital St. Gallen an, unter deren neu gewähltem Chefarzt R. Hegglin. Dort lernte er die Assistenzärztin Gertrud Zuber kennen, die er 1957 heiratete. 1958 wurde Hegglin zum Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik der Universität Zürich berufen. Siegenthaler und seine Ehefrau gingen mit ihm nach Zürich.

1961 habilitierte Siegenthaler im Fach Innere Medizin. Danach traten er und seine Frau, versehen mit einem Stipendium der Universität Zürich, einen Forschungsaufenthalt an der Stanford University Medical School und am Cornell University Medical College an. Bis 1963 forschten sie an den dortigen Aldosteron-Laboratorien. In die Schweiz zurückgekehrt, baute Siegenthaler in seiner alten Stellung an der Universität Zürich ein Forschungslabor auf, das die theoret. Grundlagen und die klein. Wirkungen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Komplexes untersuchte. In Anerkennung dieser Arbeiten wurde er 1965 zum Titularprofessor und 1967 zum ausserordentlichen Professor befördert.

1968 wurde Siegenthaler zum Direktor der medizinischen Poliklinik und zum ordentlichen Professor an die Universitätsklinik Bonn berufen. Als Hegglin 1970 unerwartet starb, berief man Siegenthaler zu seinem Nachfolger an die Universität Zürich. Er baute die medizinische Poliklinik in den folgenden Jahren, unterstützt von seiner Frau und einem grossen Mitarbeiterstab, zu einem international renommierten Institut aus, an dem zahlreiche Pionierleistungen gelangen. Als Beispiele seien genannt:

Endoskopische Eingriffe an den Gallenwegen; Die erste Koronardilatation 1977, durchgeführt von Andreas Grüntzig; Die erste AIDS-Diagnose in der Schweiz zu Beginn der 1980er Jahre; Die Einführung der Kapillar-Mikroskopie in der Angiologie.

Für die Zeit von 1978 bis 1980 wurde WS zum Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich gewählt. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 1991 war er Vorsitzender der Zürcher Klinikdirektorenkonferenz. Von 1983 bis 1984 war Siegenthaler Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin; nach seiner Emeritierung übernahm er bis 2004, das Präsidium der Ludwig Heilmeyer Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin und das Präsidium des Schweizerischen Forschungsinstituts für Hochgebirgsklima und Medizin. Er wirkte im Kuratorium der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung, im Stiftungsrat der Schweizerischen Studienstiftung sowie im Stiftungsrat Schweizer Jugend forscht.

WS hatte sich als Autor und Herausgeber von zahlreichen Lehrbüchern und Fachaufsätzen einen Namen gemacht; viele von ihnen wurden in andere Sprachen übersetzt. Beispielsweise sind seine Differentialdiagnose Innerer Krankheiten sowie die Klinische Pathophysiologie Standardwerke auf ihrem Gebiet, die immer wieder neu aufgelegt wurden. Seit 1982 war Siegenthaler Mitglied der Schriftleitung der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW).

WS lebte in Zürich. 1994 verstarb seine Frau, Dr. med. Gertrud Siegenthaler-Zuber, nach längerer Krankheit. Sie wurde mit 36 Jahren Chefärztin der Inneren Medizin am Krankenhaus der Schweizerischen Pflegerinnenschule in Zürich, ging päter mit ihrem Mann nach Bonn und wurde nach der Rückkehr nach Zürich Leitende Ärztin am Universitätsspital. 1991 wurde sie mit ihrem Mann pensioniert.

2003 gründete Walter Siegenthaler anlässlich seines 80. Geburtstags die Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung zur Förderung des akademischen Nachwuchses an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Diese vergibt jährlich am Dies academicus der Universität Zürich ein Forschungsstipendium und einen Wissenschaftspreis.

Ihm zu Ehren ist die Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin benannt (früher Gesellschaft für Fortschritte der Inneren Medizin oder Ludwig-Heilmeyer-Gesellschaft, deren Präsident Siegenthaler von 1990 bis 2004 war).

Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1981

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 1983/84

Ludwig-Heilmeyer-Medaille in Gold, verliehen von der Gesellschaft für Fortschritte auf dem Gebiet der Inneren Medizin, 1984.

Medaille der Universität Helsinki für besondere Verdienste, 1990.

Ehrendoktorat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1991.

Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie, 1991.

Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 1992.

Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Innere Medizin, 1993.

Ehrenmitglied der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, 1994.

Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold, verliehen von der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung Hamburg, 1997.

Kristall von Davos, 1998.

Ehrenmedaille der Charité, Humboldt-Universität Berlin, 1999.

Gustav-von-Bergmann-Medaille in Gold, verliehen von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 2000.

Hippocrates Award der Griechischen Gesellschaft für Innere Medizin, 2002.

Ehrenmitglied der Association of the American Physicians (AAP), 2003.

Ehrenpräsident der Gesellschaft für Fortschritte auf dem Gebiet der Inneren Medizin, 2004.

Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, 2005.

Ehrenmitglied des Schweizerischen Forschungsinstituts für Hochgebirgsklima und Medizin, 2005.

Centenary Medal der Polnischen Gesellschaft für Innere Medizin, 2006.

Ferner wurde er selbst zum Namensgeber dreier Preise:

Walter Siegenthaler Preis, gegründet von der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, seit 2000.

Walter Siegenthaler Springer Award, seit 2004.

Walter Siegenthaler Lecture am Universitätsspital Zürich, seit 2010.

Veröffentlichungen (Auswahl)

hrsg. mit Werner Kaufmann, Hans Hornbostel und Hans Dierck Waller: Lehrbuch der Inneren Medizin. 3., neubearb. und erw. Auflage. Thieme, Stuttgart/ New York 1992.

Walter Siegenthaler: Siegenthalers Differentialdiagnose. Thieme, 2005 (ehemals Differentialdiagnose innerer Krankheiten. 1952 ff.)

(Englische Ausgabe: Differential Diagnosis in Internal Medicine. Thieme, 2007 daraus übersetzt in Chinesisch, Türkisch, Polnisch und Italienisch)

mit Hubert Blum: Klinische Pathophysiologie. Thieme, 2006.

hrsg. mit Werner Waldhäusl: Endokrinium und Stoffwechsel. Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Thieme, 2003

hrsg. mit Hubert E. Blum: Zell- und Molekularbiologie – Grundlagen und klinische Relevanz. (= Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin). Thieme, 2006

Literatur

Walter Siegenthaler, „Symposium zum 80. Geburtstag“, Thieme, Stuttgart 2004.

Walter Siegenthaler, „Symposium zum 85. Geburtstag“, Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich 2009.

Die Revolution in Tunesien 2010/2011 (Jasminrevolution) begann bereits Ende 2010 und gilt als Auslöser des arabischen Frühlings. Die Unruhen begannen nach der Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi in Sidi Bouzid

Mary MacKillop

2010

Gründung der Social Entrepreneurship Akademie in München

Jens Stoltenberg

2010

Nach einem neuerlichen Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island muss aufgrund von Aschewolken der Luftraum über Europa weiträumig gesperrt werden.

Sir Andre Konstantin Geim,

Sir Konstantin Novoselov

Starke Regenfälle und ein gebrochener Staudamm in Polen verursachen im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen die schwerste Hochwasserkatastrophe seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1912

Richard Fred Heck,

Ei-ichi Negishi,

Akira Suzuki

Flutkatastrophe in Pakistan mit Mio von Obdachlosen

Mario Vargas Llosa

XXI. Olympische Winterspiele im kanad. Vancouver

Liu Xiaobo

19. Fußball-WM der Herren in Südafrika.

Dale Thomas Mortensen,

Peter Arthur Diamond,

Christopher Antoniou Pissarides

Das Buch Odyssee 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen und der Film 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen spielen im Jahr 2010.

2010

SWIFT-Abkommen

Neuer START-Vertrag zur atomaren Abrüstung.

Baubeginn der Erdgas-Pipeline Nord Stream durch die Ostsee nach Deutschland (vgl. 2020).

Bologna-Prozeß

Mission TanDEM-X zur dreidimensionalen Vermessung der Erdoberfläche

2010

Arabischer Frühling.

Am 5. Januar 2011 begannen Unruhen in Algerien. Am 25. Januar kam es in Ägypten zu Protesten, die schließlich zur Revolution in Ägypten 2011 und einer Machtübernahme des Militärs führten. Im Zuge dieser Ereignisse kam es auch in anderen arabischen Ländern zu Protesten, unter anderemim Jemen, in Jordanien, in Libyen, in Bahrain und in Syrien.

Gerlinde Kaltenbrunner

2011

Das US-amerikan. Unternehmen Genzyme wird vom franz. Pharmazieunternehmen Sanofi übernommen.

Pharma-Hochzeit

Südsudan, mit mehrheitlich christlich orientierter Bevölkerung wird unabhängig.

Prinz William & Catherine Middleton

2011

Der dt.-US- amerikan. Immunologe und Genetiker Bruce Alan Beutler (* 1957 in Chicago) erhält den Nobelpreis für Medizin. Er hat entscheidende Forschungsarbeit im Bereich der Immunologie, insbesondere der Toll-like Rezeptoren geleistet.

Toll-like Rezeptoren

Tōhoku-Erdbeben und -Tsunami. Infolgedessen kam es im japan. Kern-kraftwerk Fukushima zur Kernschmelze

Fürst Albert II. von Monaco & Charlene Lynette Wittstock

2011

Jules Alphonse Hoffmann (* 1941 in Echternach, Luxemburg) ist ein luxemburg.-franz. Biologe an der Universität Straßburg. Gemeinsam mit Bruce Beutler und Ralph M. Steinman erhält er den Nobelpreis für Medizin.

Hungerkrise am Horn von Afrika.

Die Weltbevölkerung überschreitet 7 Mrd.

Andreja Pejić

2011

Der kanad. Immunologe und Professor an der Rockefeller University in New York City Ralph Marvin Steinman (* 1943 in Montreal; † 2011 in New York City) erhält postum, gemeinsam mit Bruce Beutler und Jules Hoffmann, den Nobelpreis für Medizin.Gewürdigt wurde seine Entdeckung der dendritischen Zellen und ihre Rolle in der adaptiven Immunität

Dendritische Zellen

6. Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland.

Julia Starp

2011

Haiti war auch im Jahr 2011 noch von der Choleraepidemie betroffen, die bereits nach dem Erdbeben im Vorjahr ausgebrochen war. Das nationale haitianische Gesundheitsministerium berichtet über nahezu 5.000 Tote und etwa 270.000 Erkrankte.

Choleraepidemie

Haiti

56. Eurovision Song Contest in Düsseldorf

Saul Perlmutter,

Brian Schmidt,

Adam Guy Riess

DE wird von einer HUS-Epidemie betroffen. Die bis dahin nicht bekannte, schwere Verlaufsform eines hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) mit Durchfall tauchte zunächst vor allem in Norddeutschland auf und war mit großer Wahrscheinlichkeit auf ägyptische Bockshornkleesamen zurückzuführen.

HUS-Epidemie

D

Das von Google entwickelte Smartphone-Betriebssystem Android brachte seinen weltweiten Marktanteil im dritten Quartal 2011 auf 52,5 Prozent und konnte ihn damit im Vergleich zum dritten Quartal 2010 mehr als verdoppeln

Daniel „Dan“ Shechtman

2011

Baruch Samuel „Barry“ Blumberg (* 1925 in New York City; † 2011 in Mountain View, Kalifornien war ein US-amerikan. Mediziner und Biochemiker jüd. Herkunft. Blumberg entdeckte die durch Viren verursachte infektiöse Leberentzündung Hepatitis B und erhielt 1976 dafür den Nobelpreis für Medizin.

BB besuchte als Schüler zunächst die Jeschiwa in Flatbush und trat 1943 – nach Abschluss der High School – in die US Navy ein. Nach Ende des II. Weltkriegs erwarb er einen ersten Abschluss im Fach Physik am Union College. Danach wechselte er an die Columbia University, wo er zunächst Mathematik studierte, nach einiger Zeit aber ins Fach Medizin wechselte. Hier wurde sein Interesse an der Populationsgenetik geweckt. 1951 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert. Nach einem Studienaufenthalt in Suriname und Studien über Arthritis im Bellevue Hospital Center in New York erwarb er 1957 am Balliol College der University of Oxford einen Doktorgrad als Biochemiker mit der Forschungsarbeit über Hyaluronsäure. Nach einigen Jahren Tätigkeit für die National Institutes of Health wechselte er Anfang der 1960er Jahre an das Fox Chase Cancer Center in Philadelphia.

BB war von 1999 bis 2002 Direktor des NASA Astrobiology Institute.

1965 entdeckte er zufällig ein Protein des Erregers der Hepatitis B, als er als Anthropologe bei der Suche nach Polymorphismen im Blut versch. ethnischer Völker auf ein besonderes Protein bei austral. Ureinwohnern stieß. Er nannte das Protein Australia-Antigen und untersuchte es eingehend mittels Immundiffusionstests auf Kreuzreaktionen. Als Negativkontrolle verwendete seine technische Assistentin Barbara Werner ihr eigenes Blut. Nach einiger Zeit wurde diese Negativkontrolle positiv, die Assistentin hatte Australia-Antigen im Blut und entwickelte gleichzeitig eine akute Hepatitis B. Damit war der Zusammenhang mit der Infektion hergestellt. Blumberg entwickelte einen ersten Test, um Spenderblut auf Hepatitis B zu prüfen und auch einen Impfstoff gegen Hepatitis B, zusammen mit Irving Millman.

1976 erhielt er zusammen mit Daniel Carleton Gajdusek den Nobelpreis für Medizin „für ihre Entdeckungen von neuen Mechanismen bei der Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten“. 1975 hatte er einen Gairdner Foundation International Award erhalten. In demselben Jahr wurde er in die National Academy of Sciences gewählt, 1990 in die American Academy of Arts and Sciences. Er war seit 1986 Mitglied und von 2005 bis 2011 Präsident der American Philosophical Society. 1993 wurde er in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. Ende 2011 richtete die NASA und die Library of Congress eine Forschungsprofessur für Astrobiologie ein, die nach Baruch S. Blumberg benannt wurde.

Literatur

Baruch S. Blumberg: Hepatitis B. The hunt for a killer virus. Princeton University Press, Princeton NJ 2002

Harvey Alter: Baruch Blumberg (1925–2011). In: Nature, Band 473, 2011.

Australia-Antigen & Hepatitis B

Der Deutsche Zukunftspreis wurde im Jahr 2011 an den Dresdner Karl Leo für die Entwicklung Organischer Leuchtdioden vergeben

Tomas Gösta Tranströmer

2011

William Nunn Lipscomb (* 1919 in Cleveland, Ohio; † 2011 in Cambridge, Massachusetts war ein US-amerikan. Chemiker.

Lipscomb studierte Chemie und zeitweise auch Physik an der University of Kentucky und dem California Institute of Technology. Er promovierte 1946 am CalTec bei Linus Pauling mit der Arbeit

Part 1, Electron diffraction investigations of vanadium tetrachloride, dimethylketene dimer, tetrachloroethylene, and trichloroethylene; Part 2, The crystal structure of methylammonium chloride.

Während des Studiums war er an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im militärischen Bereich beteiligt.

Nach Abschluss des Studiums lehrte er von 1946 bis 1959 an der University of Minnesota. Er war seit 1959 Professor an der Harvard University und arbeitete unter anderem auf dem Gebiet der Röntgenstrukturanalyse und der Kristallzüchtung. Für die Erforschung des stereochemischen Aufbaus und der theoret. Erklärung der Borane erhielt er 1976 den Nobelpreis für Chemie. Er übertrug seine Ergebnisse auch auf verwandte Stoffgruppen wie die Carborane.

Später beschäftigte er sich mit dem strukturellen Aufbau und der Funktionsweise von Proteinen, auch mit Hilfe der Proteinkristallographie.

Neben anderen Ehrungen erhielt Lipscomb die Ehrendoktorwürde der Universität München. 1960 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1961 in die National Academy of Sciences.

Proteinkristallographie.

Borane & Carborane

Im Index der menschlichen Entwicklung der UN nahm die Demokratische Republik Kongo im Jahr 2011 den letzten (187.) Platz ein.

Ellen Johnson Sirleaf, Leymah Gbowee &Tawakkol Karman

2011

Harold Garfinkel (* 1917 in Newark, New Jersey; † 2011 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikan. Soziologe. Er begründete die Ethnomethodologie.

HG wurde 1952 Schüler, dann Doktorand und später Assistent von Talcott Parsons an der Harvard University und hat bei den Phänomenologen Aron Gurwitsch und Alfred Schütz studiert. Später wurde er Professor für Soziologie an der University of California, Los Angeles.

Werk

Bereits mit der Dissertation setzte sich Garfinkel deutlich von der Schule der Handlungs- und Systemtheorie seines Lehrers Parsons ab. Garfinkel ist Begründer der Ethnomethodologie, in der er Teile des methodischen Programms von Alfred Schütz empirisch umgesetzt hat. Dieser beschäftigte sich mit der Frage, wie Menschen sich in den sozialen Strukturen der alltäglichen Lebenswelt wechselseitig orientieren und nach dem ihnen selbstverständlich scheinenden Alltagswissen handeln. Der Beitrag von Garfinkel besteht vor allem darin, selbstverständlich und vertraut erscheinendes Verhalten im Detail untersuchbar und soziologischer Forschung zugänglich gemacht zu haben. Zu diesem Zweck inszenierte er unter anderem so genannte Krisenexperimente (breaching experiments), in denen bewusst mit den Regeln der alltäglichen Interaktion gebrochen wird. Im Gegensatz zu einem Interesse an über- oder außerindividuellen Strukturen lag Garfinkels zentrales Forschungsinteresse in der ständigen (Re-)Konstruktion der Regeln des Alltagslebens durch die Mitglieder eines sozialen Zusammenhangs selbst – also nicht in der Rekonstruktion der Regeln durch einen externen Beobachter.

Garfinkel ist Verfasser des Standardwerks «Studies in Ethnomethodology» von 1967, hat aber auch einige Kurzgeschichten verfasst (z. B. Colour Trouble von 1941).

Werkauswahl

Studies in Ethnomethodology. Prentice Hall, Englewood Cliffs/N.J. 1967.

The Work of a Discovering Science Construed with Materials from the Optically Discovered Pulsar (mit Michael Lynch und Eric Livingston). In: Philosophy of the Social Sciences. Band 11, Nr. 2, 1981

Respecification: Evidence for the locally produced order*, logic*, reason*, meaning*, method*, etc. in and of the essentially haecceity of immortal ordinary society. In: Graham Button (Hrsg.): Ethnomethodology and the human sciences. Cambridge University Press, Cambridge / New York 1991.

Ethnomethodology’s Program: Working Out Durkeim’s Aphorism. Rowman & Littlefield Publishers, Lanham/MD 2002.

Seeing Sociologically: The Routine Grounds of Social Action (mit Anne Warfield Rawls). Paradigm Publishers, Boulder/CO 2006.

Studien zur Ethnomethodologie. Campus, Frankfurt/New York 2020.

Etcetera-Prinzip

Ethnomethodologie

Etcetera-Prinzip

Mit dem Slogan „Occupy Wall Street“ begannen im September in Manhattan Proteste gegen das Finanzsystem und damit die internationale Occupy-Bewegung.

Thomas John Sargent,

Christopher Albert Sims

2011

Willard Sterling Boyle (* 1924 in Amherst, Nova Scotia; † 2011 in Halifax, Nova Scotia) war ein kanad. Physiker und Miterfinder der Charge-coupled Devices (CCD). Im Jahre 2009 wurde ihm zusammen mit Charles Kuen Kao und George E. Smith der Nobelpreis für Physik zuerkannt.

WSB diente in der Royal Canadian Navy während des II. Weltkriegs, griff aber selbst nie ins Kriegsgeschehen ein. Er erhielt den BSc 1947, den MSc 1948 und den Ph. D. 1950 von der McGill University.

Nach seiner Doktorarbeit war Boyle für ein Jahr am „Canada’s Radiation Lab“-Laboratorium und lehrte für 2 Jahre am Royal Military College of Canada. 1953 ging Boyle zu den Bell Labs, wo er zusammen mit Don Nelson 1962 den Rubinlaser weiterentwickelte. 1962 wurde er Direktor der Space Science and Exploratory Studies bei Bellcomm, einer Tochter der Bell Labs, und arbeitete am Apollo-Programm der NASA mit, für das er mögliche Landeplätze auf dem Mond auswählte. 1964 kehrte er zu den Bell Labs zurück, um an der Entwicklung integrierter Schaltkreise mitzuarbeiten.

1969 erfanden Boyle und George E. Smith die CCD-Technik. Für diese bahnbrechende Entdeckung erhielten beide 1973 die Franklin Institute’s Stuart Ballantine Medal, den Morris N. Liebmann Memorial Award des Institute of Electrical and Electronics Engineers im Folgejahr und 2006 den Charles-Stark-Draper-Preis. 2009 wurde ihm, zusammen mit George E. Smith der Nobelpreis für Physik „für die Erfindung des CCD-Sensors“ zuerkannt.

Boyle war von 1975 bis zu seiner Pensionierung 1979 Executive Director am „Research for Bell Labs“. Anschließend zog er sich nach Nova Scotia zurück und wirkte dort am Research Council des „Canadian Institute of Advanced Research“ und des „Science Council of the Province of Nova Scotia“.

Charge-coupled Devices (CCD).

CCD-Sensor

Im Juni 2011 waren in Afghanistan über 130.000 Soldaten, darunter fast 100.000 US-Soldaten, stationiert. Hinzu kamen noch tausende zivile Berater und Söldner.

Anschlagsserien in Bagdad und im ganzen Irak

Gabrielle Giffords

2011

Hans Alex Keilson (* 1909 in Bad Freienwalde an der Oder; † 2011 in Hilversum) war ein dt.-niederländ. Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller jüd. Herkunft.

HAK wuchs in Bad Freienwalde als Sohn eines jüd. Textilhändlers auf. Als Schüler sang er in der protestant. Kirche Bachkantaten. Später lebte und arbeitete er in Berlin und veröffentlichte 1933 seinen ersten (autobiografischen) Roman «Das Leben geht weiter», der noch vor dem Druck von den Nazis verboten und erst 50 Jahre später wieder aufgelegt wurde. HAK studierte in Berlin von 1928 bis 1934 Medizin und trat in seiner Freizeit als Jazztrompeter auf. 1934 wurde ihm unmittelbar nach seinem ärztl. Staatsexamen ein Publikations- und Praxisverbot erteilt. Er arbeitete daraufhin als Erzieher und Sportlehrer in versch. jüd. Schulen: am Waisenhaus Weissensee, am Landschulheim Caputh bei Potsdam und an der Theodor-Herzl-Schule in Berlin.

Weil die Nazis ihn als Schriftsteller, Musiker und Juden verfolgten und auch wegen der Berufsverbote für jüd. Ärzte emigrierte er 1936 in die Niederlande. Trotz der veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen konnte er seine Ausbildung fortsetzen und eine Beratungspraxis für Jugendliche aufbauen. Nach dem dt. Überfall auf die NL im Jahr 1940 ging Keilson als Mitglied des niederländischen Widerstandes in den Untergrund. Er kümmerte sich als Arzt und Psychoanalytiker intensiv um jüd. Kinder, welche durch ihre Eltern vor der Deportation in niederländ. Familien in Sicherheit gebracht worden waren. In dieser Zeit muss er auch mit Wolfgang Frommel in Kontakt gekommen sein, der sich und 2 Jugendliche im Haus Herengracht 401 in Amsterdam versteckt hielt. „Eine schwierige Situation entstand, als sich ein psychisch gestörter jüd. Jugendlicher, Torry Goldstern, so bizarr verhielt, dass er seine Gastfamilie (und sich selbst) in Gefahr brachte. Der niederländ- Widerstand erwog, ihn töten zu lassen, da er ein zu hohes Sicherheitsrisiko darstellte. Wie Marita Keilson in ihrem Interview mit WV die Geschichte erzählt, sorgte Hans Keilson dafür, dass Torry Goldstern zuerst in eine psychiatrische Anstalt gehen konnte und dann, nachdem er als Jude erkannt worden war, zu Frommels Untergrundgruppe namens Castrum Peregrini in das Haus an der Herengracht.“

In der Zeit im Widerstand entstanden Keilsons erste Gedichte und die ersten 50 Seiten seines Romans «Der Tod des Widersachers», der dann 1959 erschien. Seine Eltern wurden im KZ Auschwitz ermordet. Nach der Befreiung der NL von der dt. Okkupation wandte sich HAK wieder seinem Beruf als Mediziner zu. Er behandelte schwer traumatisierte jüd. Waisenkinder und gründete mit anderen Überlebenden „Le Ezrat Ha Jeled“ (Zur Hilfe des Kindes), eine Organisation zur Betreuung jüd. Waisen. Er nahm, da sein dt. Abschluss nicht anerkannt wurde, erneut das Studium der Medizin auf, das er als Facharzt für Psychiatrie in den 1960er Jahren abschloss. 1979 promovierte er mit der Studie «Sequentielle Traumatisierung bei Kindern» einem Beitrag zur psychoanalyt. Traumaforschung. In eigener Praxis war er als Psychoanalytiker tätig.

Parallel arbeitete Keilson als Schriftsteller; von 1985 bis 1988 war er Präsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. 1996 erhielt er die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur der Universität Kassel und wurde 1999 korrespondierendes Mitglied in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2005 wurden seine gesammelten Schriften in einer zweibändigen Werkausgabe publiziert. 2008 erschien in der Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis eine zusammenfassende Studie über sein Leben und Wirken. 2011 wurden zwei seiner Bücher vom Fischer Verlag neu aufgelegt; zugleich erschienen seine autobiografisch geprägten Lebenserinnerungen «Da steht mein Haus». Posthum ist 2014 sein Tagebuch 1944 erschienen.

HAK lebte und arbeitete seit 1936 im niederländ. Bussum nahe Amsterdam. Er war verheiratet mit der Literaturhistorikerin Marita Keilson-Lauritz (* 1935), die er im Castrum Peregrini kennengelernt hatte: „Im kentaurischen Castrum Peregrini an der Amsterdamer Herengracht habe ich einige Jahre gelebt und gearbeitet. Dort habe ich Hans Keilson, Jahrgang 1909, kennengelernt, mit dem ich seit 1970 mehr als vier Jahrzehnte zusammengelebt habe.“ Hans Keilson starb 2011 mit 101 Jahren.

Auszeichnungen (Auswahl)

1999: Elise M. Hayman-Preis der International Psychoanalytical Association

2005: Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay

2007: Moses-Mendelssohn-Medaille

2008: WELT-Literaturpreis

Silberne Medaille der Fédération Internationale des Résistants

Werke (Auswahl)

Das Leben geht weiter. Roman. S. Fischer, Berlin 1933.

Komödie in Moll. Querido, Amsterdam 1947.

Der Tod des Widersachers. Westermann, Braunschweig 1959.

Sprachwurzellos. Edition Literarischer Salon, Gießen 1986.

Einer Träumenden. Edition Literarischer Salon, Gießen 1992.

In der Fremde zuhause. In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): Vergegenwärtigungen des zerstörten jüdischen Erbes. Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen Kassel 1987–1998. Kassel University Press, Kassel 1997.

„Wohin die Sprache nicht reicht.“ Vorträge und Essays aus den Jahren 1936–1997. Mit einem Nachwort von Wolfdietrich Schmied-Kowarzik. Edition Literarischer Salon, Gießen 1998.

Zerstörung und Erinnerung. Zum 90. Geburtstag des Autors. Edition Literarischer Salon, Gießen 1999.

Sequentielle Traumatisierung. Deskriptiv-klinische und quantifizierend-statistische follow-up Untersuchung zum Schicksal der jüdischen Kriegswaisen in den Niederlanden. Psychosozial-Verlag, Gießen 2001.

Sieben Sterne. Edition Literarischer Salon, Gießen 2003.

Werke in zwei Bänden. Hrsg. von Heinrich Detering. Gerhard Kurz, Frankfurt 2005.

Rezension von Martin Krumbholz: Ohne Zorn, aber mit Eifer. Hans Keilsons gesammelte Schriften in zwei Bänden. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. August 2005.

Da steht mein Haus. Erinnerungen. Herausgegeben von Heinrich Detering. Mit einem Gespräch zwischen Hans Keilson und dem Herausgeber. S. Fischer, Frankfurt am Main 2011.

Rezension von Roland Kaufhold: Hans Keilsons Lebenserinnerungen „Da steht mein Haus“. In: haGalil.com. 3. Mai 2011.

Kein Plädoyer für eine Luftschaukel. Essays, Reden, Gespräche. Hrsg. von Heinrich Detering. S. Fischer, Frankfurt am Main 2011.

Tagebuch 1944. Hrsg. von Marita Keilson-Lauritz. S. Fischer: Frankfurt am Main 2014.

Rezension von Roland Kaufhold: Chronik des bedrohten Lebens. In: Jüdische Allgemeine. 12. Oktober 2014.

Literatur

Dierk Juelich (Hrsg.): Geschichte als Trauma. Festschrift für Hans Keilson zu seinem 80. Geburtstag. Psychosozial, Gießen 1989.

Barbara Johr, Susanne Benöhr, Thomas Mitscherlich: Reisen ins Leben. Weiterleben nach einer Kindheit in Auschwitz. Donat, Bremen 1997.

Marianne Leuzinger-Bohleber, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.): „Gedenk und vergiss – im Abschaum der Geschichte…“ Keilson. Trauma und Erinnern. Hans Keilson zu Ehren. Edition Diskord, Tübingen 2001.

Roland Kaufhold: „Literatur ist das Gedächtnis der Menschheit“. Hans Keilson zum 90. Geburtstag. In: Psychosozial. H. 79, 1/2000.

Roland Kaufhold: „Das Leben geht weiter“. Hans Keilson, ein jüdischer Psychoanalytiker, Schriftsteller, Pädagoge und Musiker (PDF; 241 kB). In: Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis (ZPTP). 2008 (online auf haGalil.com).

Roland Kaufhold: Keine Spuren mehr im Rauchfang der Lüfte – sprachloser Himmel. Hans Keilson wird 100. In: Kinderanalyse. 17. Jg. (2010).

Heinrich Detering: Ein verborgener Erzähler: Der Schriftsteller und Psychoanalytiker Hans Keilson feiert heute seinen Hundertsten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. Dezember 2009

Roland Kaufhold: Weiterleben – biografische Kontinuität im Exil. Hans Keilson wird 100. In: Psychosozial. H. 118, 4/2009.

Christian Schröder: Hans Keilson. Herausgefallen aus der Welt. In. Die Zeit. 11. Dezember 2009.

Heinrich Detering: Zum Tod von Hans Keilson. Halb Prospero, halb Ariel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Juni 2011.

Simone Schröder, Ulrike Weymann, Andreas Martin Widmann (Hrsg.): „Die vergangene Zeit bleibt die erlittene Zeit.“ Untersuchungen zum Werk von Hans Keilson. Königshausen & Neumann, Würzburg 2013

Michael Schornstheimer: Literatur ist das Gedächtnis der Menschheit. Der Psychoanalytiker, Schriftsteller und Pädagoge Hans Keilson. Ö1 Menschenbilder (Audio)

Hans-Jörg Modlmayr: „Der zündet die Welt an!“ Hans Keilson, Arzt und Schriftsteller. In: Erlebte Geschichte. WDR 5, 13. Dezember 2009 (Audio).

Im Irak endet die seit Ende des Irakkriegs im Jahr 2003 bestehende Besetzung mit dem Abzug der letzten US-Kampftruppen.

Muhammad Husni Mubarak

2011

Jack Kevorkian (* 1928 in Pontiac, Michigan; † 2011 in Royal Oak, Michigan) war ein US-amerikan. Pathologe.

Er wurde durch seinen Kampf für das „Recht zu sterben“ bekannt, bei dem er nach eigenen Angaben mehr als 100 Menschen bei ihrer Selbsttötung unterstützt habe. Nachdem er einem unheilbar Kranken eine tödliche Injektion verabreicht hatte, wurde er 1999 wegen Totschlages zu einer Freiheitsstrafe von 10 bis 25 Jahren (was jetzt? 10 oder 25 Jahre?) verurteilt. Da JK selbst an einer unheilbaren Krankheit litt, wurde er 2007 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Kevorkian schloss 1952 sein Studium der Medizin an der University of Michigan ab. In den folgenden Jahren veröffentlichte er mehrere Artikel in Fachzeitschriften, darunter die Ergebnisse seiner Untersuchungen an zum Tode Verurteilten während ihrer Exekution und Studien über die Bluttransfusion von Leichen zu lebenden Patienten. In einer Publikation wurde er darauf als „Doktor Tod“ bezeichnet. Von 1970 bis 1976 war er Leiter der Pathologischen Abteilung am Saratoga-Klinikum in Detroit.

In den 1980er-Jahren schrieb Kevorkian eine Artikelserie für die Zeitschrift «Medicine and Law», in der er ethische Aspekte der Sterbehilfe behandelte. Im Jahre 1987 gab er Anzeigen in Detroiter Zeitungen auf, in denen er sich als „medizinischer Berater“ in Sachen Sterbehilfe anbot. Nach Angaben seines Anwalts half er zwischen 1990 und 1998 knapp 100 Menschen mit unheilbaren Krankheiten beim Suizid. In jedem dieser Fälle hätten die Betroffenen selbst die Handlung ausgeführt, die zu ihrem Tod führte.

JK stellte seinen Patienten ein Gerät zur Verfügung, das eine zeitversetzte Infusion von Thiopental und Kaliumchlorid ermöglicht. Nach den ersten Todesfällen dieser Art wurde ihm 1991 seine Approbation entzogen, sodass er die benötigten Substanzen nicht mehr bekommen konnte. Bei den folgenden Tötungsfällen beschaffte er den Patienten daher eine Gasmaske und einen Kanister mit Kohlenstoffmonoxid. Er wurde viermal wegen Tötungsdelikten angeklagt und freigesprochen, einmal wurde das Verfahren eingestellt.

1998 erlaubte JK einem Fernsehsender die Ausstrahlung eines Videos, das zeigt, wie er einem Patienten im letzten Stadium der Nervenkrankheit ALS auf dessen Wunsch eine tödl. Injektion verabreicht. Kevorkian wollte damit einen juristischen Präzedenzfall schaffen, um Selbsttötung mit ärztlicher Hilfe zu legalisieren. Für diese Tat wurde er 1999 wegen Totschlages und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt. Er wurde für schuldig befunden und zu einer Freiheitsstrafe von 10 bis 25 Jahren verurteilt.

Ende 2006 wurde Kevorkians Antrag auf bedingte Haftentlassung stattgegeben; er wurde 2007 auf Bewährung freigelassen. Er hatte sich bei seinen Forschungen auf dem Gebiet der Bluttransfusion mit Hepatitis C infiziert und nur noch eine geringe Lebenserwartung. Außerdem machte er glaubhaft, nie mehr aktive Sterbehilfe leisten zu wollen.

In dem Film «Ein Leben für den Tod» wurde Kevorkian von Al Pacino dargestellt, der dafür einen Emmy sowie einen Golden Globe erhielt.

Das Buch «Gott segne Sie, Dr. Kevorkian» (engl. God Bless You, Dr. Kevorkian) von Kurt Vonnegut beruht auf der Idee, dass der Autor von Kevorkian Zugang zum Himmel erhält, um dort verstorbene Prominente zu interviewen.

JK wurde in mehreren Liedern von Bands vornehmlich aus dem Metal-Genre thematisiert. So veröffentlichte die Band Body Count auf ihrem Album Violent Demise – The Last Days ein Lied Namens Dr. K, in dem das Thema Selbsttötung thematisiert wird, die Band Anal Cunt veröffentlichte den Song Jack Kevorkian Is Cool und Acid Bath benutzte ein von Jack Kevorkian gemaltes Bild als das Albumcover von Paegan Terrorism Tactics. Die electro-industrial Band Grid hat sich in Kevorkian Death Cycle umbenannt. Eine weitere Behandlung erfuhr Kevorkian im Lied Doctor Kevorkian von Anvil.

Im Computerspiel Deus Ex: Human Revolution wird in einer Nebenquest das Leisten von Sterbehilfe an einem tödlich verwundeten Charakter mit dem Achievement „Kevorkiankomplex“ belohnt. Und im Computerspiel Postal erhält der Spieler das ironisch angehauchte Achievement „How Kevorkian!“, wenn er das erste seiner niedergeschossenen Opfer exekutiert. Ebenso wird im Computerspiel Lucius die Assistenz des Spielers an drei Suiziden mit dem Achievement „Dr. Kevorkian“ belohnt.

Bibliografie

Prescription: Medicide – The Goodness of Planned Death. Prometheus, Buffalo 1991.

A brief history of experimentation on condemned and executed humans. In: Journal of the American Medical Association. Band 77, 1985

Literatur

Udo Benzenhöfer: „Euthanasie“ und ärztliche Beihilfe zum Suizid – Verurteilt: Jack Kevorkian alias „Dr. Death“. In: Deutsches Ärzteblatt. Jg. 96, Ausgabe 25 vom 25. Juni 1999.

„Dr. Tod“ ist wieder frei. In: Spiegel Online. 1. Juni 2007.

How Kevorkian!

«Doktor Tod» &

Das Recht zu sterben

Zentrales Thema in der Eurozone war auch im Jahr 2011 die Eurokrise

Muammar al-Gaddafi

2011

Baruj Benacerraf (* 1920 in Caracas, Venezuela; † 2011 in Boston, Massachusetts) war ein venezolan.-US-amerikan. Mediziner mit jüd.-afrikan. Herkunft, der sich vorwiegend mit Immunologie und Transplantationsmedizin beschäftigte.

1980 erhielt er gemeinsam mit George Davis Snell und Jean Dausset den Nobelpreis für Medizin für die „Entdeckung genetisch bestimmter zellulärer Oberflächenstrukturen, von denen immunolog. Reaktionen gesteuert werden.“

BB wurde 1920 als Sohn aus Nordafrika stammender Eltern (sein Vater wurde in Spanisch-Marokko und seine Mutter in Algerien geboren) in Caracas in Venezuela geboren, verbrachte allerdings seine Kindheit und Jugend von 1925 bis 1939 in Paris und besuchte dort das Lycée Janson. Sein Vater war ein wohlhabender Teppichhändler. Sein Bruder ist der Philosoph Paul Benacerraf.

Die jüd. Familie zog 1939 nach New York City, wo BB bis 1942 an der Columbia University Medizin studierte. Das weitere Studium erfolgte bis 1945 am Medical College of Virginia in Richmond, nachdem er 1943 US-amerikan. Staatsbürger geworden war. 1945 promovierte er hier und wurde erst Assistenzarzt am New Yorker Queens-Hospital, später im Militärkrankenhaus in Nancy in Frankreich. Nach dem Militär begann er 1948 seine immunologischen Forschungen in der mikrobiologischen Abteilung der Medizinischen Fakultät der Columbia University in New York.

Ein Forschungsauftrag zu immunolog. Fragestellungen führte ihn in den 1950er Jahren wiederum für längere Zeit nach Paris, bis er 1956 zum außerordentlichen Professor für Vergleichende Pathologie an die New York University berufen wurde; 1960 wurde diese Stelle in eine ordentliche Professur umgewandelt. Von 1970 bis zu seinem Ruhestand hatte er diesen Lehrstuhl an der Harvard-Universität in Boston inne. 1971 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1972 in die National Academy of Sciences.

BB war mit Annette Benacerraf († 2011), einer Nichte des Biologen Jacques Monod, verheiratet. Die einzige Tochter des Paares, Beryl Rica Benacerraf, ist Professorin an der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität.

BB und seine beiden mit ihm ausgezeichneten Kollegen beschäftigten sich maßgeblich mit der immunologischen Verträglichkeit von Geweben nach Transplantationen. Benacerraf, Snell und Dausset konnten in ihren Experimenten nachweisen, dass diese Immunfaktoren genetisch fixiert sind. Darüberhinaus wiesen sie nach, dass sich auch auf den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) die gleichen Faktoren befinden wie bei anderen Körperzellen. Durch dieses Immunfaktorensystem, welches ähnlich den Blutgruppensystemen funktioniert, ist es heutemöglich, diese Faktoren im Vorfeld einer Transplantation zu untersuchen und potentielle Gewebekompatibilität (oder Abwehrreaktionen durch Inkompatibilität) durch Tests mit Patientenblut vorherzusagen.

Benacerraf und Dausset beschäftigten sich parallel an der Aufklärung biochem. Schlüsselmoleküle in diesem Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC), während Snell als Genetiker vor allem die Gene identifizierte, die für die Annahme und Abstoßung körperfremder Gewebe zuständig sind. In den Jahren 1973/1974 fungierte BBB als Präsident der American Association of Immunologists.

Veröffentlichungen

mit Emil R. Unanue: Immunogenetics and Immunodeficiency. 1975.

Immunologie: Ein Kurzlehrbuch, 1. Auflage. de Gruyter, Berlin/New York City 1982

Literatur

Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger, Patmos-Verlag, Düsseldorf 2001.

Immunfaktorensystem

Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC),

Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)

Osama bin Laden

2011

Ralph Marvin Steinman (* 1943 in Montreal; † 2011 in New York City) war ein kanad. Immunologe und Professor an der Rockefeller University in New York City. Im Jahr 2011 erhielt Steinman postum (!), gemeinsam mit Bruce Beutler und Jules Hoffmann, den Nobelpreis für Medizin.

RMS erwarb 1963 einen Bachelor an der McGill University in Montreal und schloss 1968 sein Medizinstudium an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts mit dem M.D. ab. Anschließend war er als Arzt am Massachusetts General Hospital in Boston, Massachusetts tätig, bevor er eine Professur (Assistant Professor 1970, Associate Professor 1976) in der Leukämie-Forschung an der Rockefeller University in New York City erhielt. Ab 1988 war er dort ordentlicher Professor für Zellphysiologie und Immunologie. Seit 1998 leitete er zusätzlich das Christopher-Browne-Center for Immunology and Immune Diseases.

Gewürdigt wurde seine Entdeckung der dendritischen Zellen und ihre Rolle in der adaptiven Immunität. Steinman starb drei Tage vor Bekanntgabe der Preisverleihung an einer 4 Jahre zuvor diagnostizierten Krebserkrankung, ohne dass sein Tod dem Preiskomitee bekannt gewesen war. Er erhielt die Auszeichnung postum.

RMS war verheiratet und Vater zweier Töchter und eines Sohnes.

RMS entdeckte 1973 gemeinsam mit Zanvil A. Cohn die dendritische Zelle und beschrieb sie in der Folge aufgrund ihrer Fähigkeit zur Antigenpräsentation als zentrales und häufig auslösendes Element der Immunantwort, insbesondere durch die Aktivierung von T-Zellen. Aber auch bei Immuntoleranz und Resistenz gegen Krankheiten spielen dendritische Zellen eine wichtige Rolle. In zahlreichen Arbeiten analysierten Steinman und Mitarbeiter das System der dendritischen Zellen, ihre Rolle in der Immunreaktion und bei versch. Krankheiten, darunter die Abstoßung von Transplantaten, Autoimmunkrankheiten und Infektionskrankheiten einschließlich AIDS. Die Arbeiten waren die Grundlage weiterer Forschungen zu Impfungen und Autoimmunerkrankungen, sowie der Krebsimmuntherapie.

Steinman war Herausgeber des «Journal of Experimental Medicine». Bei zahlreichen weiteren Fachzeitschriften und wissenschaftlichen Gesellschaften hatte er Funktionen im wissenschaftlichen Beirat inne.

Auszeichnungen (Auswahl)

1996: Emil-von-Behring-Preis

1998: Max-Planck-Forschungspreis

1998: William B. Coley Award

1999: Robert-Koch-Preis

2003: Gairdner Foundation International Award

2006: Debrecen-Preis für molekulare Medizin

2007: Albert Lasker Award for Basic Medical Research

2009: Albany Medical Center Prize

2010: A.H.-Heineken-Preis für Medizin

2011: Nobelpreis für Medizin (posthum)[3]

Literatur

Heinrich Zankl: Ralph Steinman – Kämpfer gegen den eigenen Krebs. In: Zankl H., Betz K.: Trotzdem genial. Wiley-VCH. Weinheim 2014.

Steinmans Dendritische Zellen

Plagiatsaffäre Guttenberg

Giorgos A. Papandreou

2011

Lykke Aresin (geb. Lykke Bauer; * 1921 in Bernburg (Saale); † 2011 in Leipzig) war eine dän-dt. Neurologin, Psychiaterin und Sexualwissenschaftlerin. Als Tochter eines praktischen Arztes habe sie schon als Kind großes Interesse am Beruf ihres Vaters gezeigt.

Das Abitur legte sie am Gymnasium Carolinum Bernburg ab. Sie studierte von 1940 bis 1945 Medizin in Göttingen und Jena, promovierte 1945, bildete sich in Jena zur Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie weiter und war danach als Oberärztin an der Medizinischen Akademie Erfurt tätig. Aresin wechselte 1959 nach Leipzig, arbeitete ab 1960 als Oberärztin in der dortigen Universitätsfrauenklinik und leitete die dieser seit 1949 angeschlossenen Ehe- und Sexualberatungsstelle. Im Jahre 1964 wurde sie außerordentliche Professorin an der Universität Leipzig und erhielt 1969 hier eine Professur für Neurologie und Psychiatrie, 1981 wurde sie emeritiert. Sie gehörte 1990 zu den Mitbegründern von Pro Familia Sachsen. Im gleichen Jahr gründete sie eine der ersten Transsexuellen-Beratungsstellen in der DDR, nachdem sie sich beruflich schon seit den 1970er Jahren mit der Betreuung und Beratung von Transsexuellen befasst hatte. Sie war mit dem Gynäkologen Norbert Aresin verheiratet.

Einer großen Öffentlichkeit bekannt wurde Lykke Aresin durch die von ihr mit herausgegebenen Bänden «Jugend zu zweit» (1978) und «Junge Ehe» (1982) der Reihe Jugendlexikon des Bibliographischen Institutes Leipzig, in denen sie sich mit in der DDR bis dahin nicht üblicher Offenheit sexuellen Problemen widmete. Sie war Delegierte der DDR in der International Planned Parenthood Federation.

Sie veröffentlichte über 200 wissenschaftliche und populärwissenschaftl. Arbeiten und Beiträge auf dem Gebiet der Sexualwissenschaft.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Psychopathologische, psychiatrische und neurologische Aspekte der Schwangerschaft. Thieme, Leipzig 1976.

mit A. Müller-Hegemann: Jugendlexikon: Jugend zu zweit. Leipzig 1978.

mit A. Müller-Hegemann: Jugendlexikon: Junge Ehe. Leipzig 1984.

als Hrsg. mit Erwin Günther: Sexualmedizin. Studentenlehrbuch. Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1983; 3. Auflage, untertitelt mit Ein Leitfaden für Medizinstudenten, ebenda 1988.

als Hrsg. mit Helga Hörz, Hannes Hüttner und Hans Szewczyk: Lexikon der Humansexuologie. Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1990

Lexikon der Erotik (mit Kurt Starke), Droemer Knaur, München 1996.

Sexualwissenschaft in der DDR

Als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima veranlasste die Bundesregierung im Rahmen des sog. Atom-Moratoriums eine Sicherheitsüberprüfung aller 17 deutschen Atomkraftwerke und die dreimonatige Stilllegung der 7 ältesten Kernkraftwerke. Das Kabinett Merkel II beschließt den stufenweisen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 und nahm damit die im Herbst 2010 beschlossenen Laufzeitverlängerungen wieder zurück.

Otto von Habsburg

2011

Har Gobind Khorana (* 1922 in Raipur, Punjab (im heute pakistanischen Teil); † 2011 in Concord, Massachusetts) war ein indisch-US-amerikan. Biochemiker und Molekularbiologe. 1968 erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

Khorana gelang 1970 als erstem die künstliche Synthese eines Gens. Er lieferte wesentl. Arbeiten für die Entzifferung des genetischen Codes. Marshall Warren Nirenberg und Heinrich Matthaei hatten durch das grundlegende Poly-U-Experiment hierfür den Ausgangspunkt gelegt.

Khorana wurde im damaligen Britisch-Indien geboren. Sein Geburtsort liegt im heute zu Pakistan gehörenden Teil des Punjab. Er stammte aus einer Hindu-Familie, die nach der Teilung Britisch-Indiens aus dem neu gegründeten muslimischen Staat Pakistan fliehen musste. Obwohl die Familie sehr arm war, achtete sein Vater sehr auf die Ausbildung seiner Kinder, so dass seine Familie praktisch die einzige am Ort war, in der alle lesen und schreiben konnten. Nach der Schulausbildung studierte Khorana an der University of the Punjab in Lahore und schloss das Studium mit einem Master-Titel (M.Sc.) ab. 1945 ging er mit einem Stipendium nach England, um eine Doktorarbeit an der University of Liverpool zu beginnen. Nach Erwerb des Doktorgrades (Ph.D.) 1948 arbeitete er bis 1949 2 Jahre an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich bei Vladimir Prelog und danach 2 Jahre in Cambridge, wo er sich vor allem auf die Forschung an Nukleinsäuren und Proteinen konzentrierte. 1952 ging er an die Universität von British Columbia in Vancouver, wo er seine Forschungen an Nukleinsäuren fortsetzte. 1960 wechselte er an die University of Wisconsin–Madison. Er wurde 1966 US-amerikan Staatsbürger und war seit 1970 Professor für Biologie und Chemie am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Khorana war ab 1952 mit Esther Elizabeth Sibler († 2001) verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn.

Die bedeutendste Leistung von Khorana und Mitarbeitern liegt in der Entzifferung des genetischen Codes. Nachdem Nirenberg und Matthaei in ihrem Poly-U-Experiment bewiesen hatten, dass die Basenfolge UCU für die Aminosäure Serin und CUC für Leucin codiert, synthetisierten Khorana und sein Team in systematischer Abfolge viele verschiedene Boten-RNAs und konnten so bestimmen, welche Basenfolge für welche Aminosäure codierte.

Khoranas Arbeitsgruppe fand auch heraus, dass UAG, UAA, und UGA nicht für Aminosäuren codieren, sondern sog. „Stopcodons“ sind.

Viele noch heute verwendete Techniken in der Oligonukleotid-Synthese wurden in der Gruppe von Khorana Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre entwickelt (wie die Verwendung von Schutzgruppen).

Mit Kjell Kleppe und anderen legte er 1971 in einem Aufsatz die Grundlagen der späteren Polymerase-Kettenreaktion (Vervielfältigung von DNA-Abschnitten mit DNA-Polymerasen).

Ehrungen

Für seine Arbeiten erhielt Khorana 1968 zusammen mit Marshall Warren Nirenberg und Robert W. Holley den Nobelpreis für Medizin. Im selben Jahr wurde er mit dem Albert Lasker Award for Basic Medical Research und dem Louisa-Gross-Horwitz-Preis ausgezeichnet, zudem wurde er Mitglied Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1969 wurde ihm der zweithöchste indische Staatspreis, der Padma Vibhushan, verliehen. 1980 erhielt Khorana einen Gairdner Foundation International Award, 1987 die National Medal of Science.

Entzifferung des genetischen Codes

Polymerase-Kettenreaktion.

Gen-Synthese

Anschläge in Norwegen

Amoklauf von Lüttich

Amoklauf von Alphen

Amoklauf von Realengo Boko Haram in Nigeria

Anders Behring Breivik

2011

Bei den Anschlägen in Norwegen 2011 handelte es sich um zwei zusammenhängende terroristische Anschläge des norweg. Rechtsextremisten ABB gegen Regierungsangestellte in Oslo und gegen Jugendliche in einem Feriencamp auf der Insel Utøya, denen 77 Menschen zum Opfer fielen.

Zwei Stunden nach dem ersen Anschlag erschoss er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiderpartiet, Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF) 69 Menschen.

Breivik wurde am 22. Juli auf Utøya festgenommen, er gestand die Taten und äußerte islamfeindliche Motive. Vor der Tat hatte er ein über 1500 Seiten umfassendes Pamphlet verschickt, in dem er versucht, seinen Anschlag zu rechtfertigen. Laut eines ersten rechtspsychiatrischen Gutachtens habe ABB an einer schweren Psychose gelitten und sei zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig gewesen. Ein zweites Gutachten kam zu einem gegenteiligen Ergebnis… Im August 2012 wurde ABB von einem Gericht für zurechnungsfähig erklärt und zu 21 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Psychiatrische Gutachten…

Norwegen

Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland

Rupert Murdoch

2011

Lynn Margulis (geb. Lynn Alexander; * 1938 in Chicago, Illinois; † 2011 in Amherst, Massachusetts) war eine US-amerikan. Biologin und Hochschullehrerin an der University of Massachusetts Amherst.

LM bekannteste wissenschaftl. Leistung ist die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung der bereits 1883 von Andreas Franz Wilhelm Schimper postulierten und 1905 von Konstantin Sergejewitsch Mereschkowski erneut vorgeschlagenen Endosymbiontentheorie über den Ursprung von Plastiden und Mitochondrien als ursprüngl. eigenständige prokaryotische Organismen. Dieser viel Zuspruch findenden Theorie nach gingen jene zu einem evolutionsgeschichtlich frühen Zeitpunkt eine symbiotische Beziehung mit anderen prokaryotischen Zellen ein, wodurch sich letztere zu eukaryotischen Zellen entwickelten. Diese These erklärt außerdem die besonderen Eigenschaften von Mitochondrien und Plastiden als Zellorganellen und die Entstehung weiterer eukaryotischer Zellmerkmale wie dem Zellkern.

Lynn Margulis wurde darüber hinaus als Vertreterin der Gaia-Hypothese bekannt, welche ursprünglich von James Lovelock entwickelt worden ist.

Sie war von 1957 bis 1965 mit dem Astrophysiker Carl Sagan verheiratet, dem Vater ihrer gemeinsamen Söhne Dorion Sagan und Jeremy Ethan Sagan. Von 1967 bis 1980 war sie verheiratet mit Thomas Margulis. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter.

Werke

Lynn Sagan: On the origin of mitosing cells. In: Journal of Theoretical Biology. Band 14, Nr. 3, 1967

Lynn Margulis: Origin of Eukaryotic Cells. Yale University Press, New Haven 1970.

Lynn Margulis, Karlene V. Schwartz: Die fünf Reiche der Organismen: ein Leitfaden. Spektrum der Wissenschaft-Verlagsgesellschaft, Heidelberg 1989.

Lynn Margulis, Dorion Sagan: Geheimnis und Ritual. Die Evolution der menschlichen Sexualität. Byblos Verlag, Berlin 1993.

Lynn Margulis, Sorion Sagan: Microcosmos: Four Billion Years of Microbial Evolution, University of California Press, Berkeley, 1997

Lynn Margulis: Die andere Evolution. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 1999.

Lynn Margulis, Dorion Sagan: Leben. Vom Ursprung zur Vielfalt. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 1999.

Lynn Margulis: Der symbiotische Planet. Westend Verlag, Frankfurt 2018. Neuauflage «von Die andere Evolution».

Literatur

Jan Sapp: Evolution by Association: A History of Symbiosis. Oxford University Press, New York 1994.

Armin Geus, Ekkehard Höxtermann (Hrsg.): Evolution durch Kooperation und Integration: Zur Entstehung der Endosymbiosetheorie in der Zellbiologie. Basilisken-Presse, Marburg 2007.

Ursprung von Plastiden und Mitochondrien: Endosymbiontentheorie.

Gaia-Hypothese

Wik, eingef. 2020

Drogenkrieg in Mexiko

Thomas Morgenstern,

Gerlinde Kaltenbrunner

2011

Horst-Eberhard Richter (* 1923 in Berlin; † 2011 in Gießen war ein dt. Neurologe, Psychiater, Psychoanalytiker, Psychosomatiker und Sozialphilosoph. Der Autor zahlreicher Bücher galt auch als der „große alte Mann“ der bundesdeutschen Friedensbewegung.

Nach seiner Reifeprüfung im Jahr 1941 wurde HER zur Wehrmacht eingezogen. Er diente 1942 als Richtkanonier in einem Artillerieregiment an der Ostfront. 1943 konnte er zur Sanitätstruppe überwechseln. 1945 wurde er in Italien eingesetzt, wo er kurz vor Kriegsende desertierte und sich in einer Schutzhütte in den Alpen versteckte. Dort spürten ihn franz. Besatzungssoldaten auf, die in ihm einen abgetauchten Nazi-Freischärler, einen sog. „Werwolf“ vermuteten und ihn 4 Monate in einem alten Innsbrucker Gefängnis festhielten, bis ihn ein franz. Militärgericht freiließ. Nach seiner Heimkehr nach Deutschland erfuhr er, dass seine Eltern Monate nach Kriegsende von sowjet. Soldaten ermordet worden waren.

HER schrieb in der Wohnung eines zerbombten Mietshauses in Berlin-Halensee seine Dissertation zu der Thematik «Die philosophische Dimension des Schmerzes», mit der er 1949 zum Dr. phil. promoviert wurde. Mit einer Schrift, die er im Zuge seiner weiteren ärztlichen Ausbildung verfasste, erlangte er 1957 den Doktorgrad in Medizin.

Von 1952 bis 1962 leitete HER in Berlin eine Beratungs- und Forschungsstelle für seelisch gestörte Kinder und Jugendliche. Daneben absolvierte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Von 1959 bis 1962 leitete er das Berliner Psychoanalytische Institut. 1962 wurde er nach Gießen auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Psychosomatik berufen und baute dort ein dreigliedriges interdisziplinäres Zentrum mit einer psychosomatischen Klinik und Abteilungen für medizinische Psychologie und medizinische Soziologie auf, dessen Direktor er wurde. Daneben gründete er am Ort ein psychoanalytisches Institut. Von 1964 bis 1968 war HER Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. 1971 befürwortete er als Gutachter das von Wolfgang Huber gegründete Sozialistische Patientenkollektiv. Seine Emeritierung erfolgte 1991. 2004 hatte er eine von Peter Ustinov gestiftete Gastprofessur an der Universität Wien inne. Von 1992 bis 2002 leitete er das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main.

Er starb 2011 nach kurzer, schwerer Krankheit in Gießen. Die Gattin Bergrun Richter geb. Luckow (* 1923) wurde 2019 an seiner Seite bestattet. Als Grabstein dient ein Findling mit einem Zitat von Max Scheler, das in vereinfachter Form bereits in der Traueranzeige der Familie zu lesen war: „Der Mensch ist, bevor er ein denkendes und ein wollendes Wesen ist, ein liebendes Wesen.“

Werk

HER wurde zunächst als einer der Pioniere der psychoanalytischen Familienforschung und Familientherapie international bekannt. In Ergänzung zu Freuds Analyse der Kind-Eltern-Beziehung untersuchte er umgekehrt die krankmachende Wirkung gestörter Eltern auf ihre Kinder. In gemeinsamer Forschungsarbeit mit Dieter Beckmann schrieb er ein Lehrbuch über Herzneurose und entwickelte zusammen mit Elmar Brähler den Gießen-Test. HER „entdeckte das emanzipatorische Potential der Gruppe, sowohl in psychotherapeutischer als auch in politischer Hinsicht.“

Nach kritischen Analysen der sozialen Reformbewegung der 1970er Jahre erschien sein kulturphilosophisches Werk «Der Gotteskomplex»: Die Einbuße an Glaubenssicherheit wolle der Mensch mit einem auf die Naturwissenschaft gestützten Herrschaftswillen ersetzen – „Gott sein, statt Gott haben“. Im Schwanken zwischen Ohnmachtsangst und Allmachtswahn drohe der wissenschaftlich-technischen Revolution die ethische Kontrolle zu entgleiten.

1981 wurde HER mit seinem Buch «Alle redeten vom Frieden» zu einer der Leitfiguren der Friedensbewegung und gründete 1982 die westdeutsche Sektion der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges mit, die für ihr Engagement 1985 den Friedensnobelpreis erhielten. 1987 initiierte Richter die von Michail Gorbatschow betreute International Foundation for the Survival and the Development of Humanity mit. Dort leitete er eine Vergleichsstudie zur besseren Verständigung dt. und russ. Studenten. Von 1991 bis 2001 moderierte Richter das „Ost-West-Symposium politische Selbstbesinnung“ mit Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Kirche aus den alten und den neuen Bundesländern. Während beider Irakkriege gehörte er zu den meistbeachteten Intellektuellen der Friedensbewegung. Die von Carl Friedrich von Weizsäcker sog. „seelische Krankheit Friedlosigkeit“ des Westens war für Richter seit 2007 Hauptthema seiner kulturpsychologischen Analysen in Reden und Schriften.

„Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht, was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist. Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d. h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen. Alles erscheint normal: die Verhältnisse, denen er sich ergibt, und der Verzicht auf Gegenwehr, den er eben gar nicht mehr erlebt.“

HER: Psychoanalyse und Politik, Vorwort. Richter verfasste eine Frankfurter Erklärung, die es Ärzten möglich machen sollte, sich öffentl. per Unterschrift dazu zu bekennen, „sich jeglicher kriegsmedizinischen Schulung und Fortbildung zu verweigern.“ Seit dem Jahr 2001, also von Anfang an, engagierte er sich für die „globalisierungskritische Bewegung Attac“.

„In seiner Eröffnungsrede auf dem Gründungskongress der deutschen Organisation 2001 in Berlin plädierte er nachdrücklich für eine engere Verbindung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Reforminitiativen mit der Friedensbewegung.“ N.N.: Süddeutsche Zeitung

Im September 2017 wurde das Psychoanalytische Institut Gießen umbenannt in Horst-Eberhard-Richter-Institut für Psychoanalyse und Pyschotherapie. Richter war Anfang der 1960er Jahre Gründungsmitglied dieses Instituts. Die Laudatio auf dem Festakt zur Umbenennung hielt Hans-Jürgen Wirth. Stephan Scholz berichtete über die Ehrung Richters im Gießener Anzeiger und nannte ihn einen „Denker, der über Jahre hinweg die Bestsellerlisten beherrschte und dessen Menschlichkeit noch heute in höchsten Tönen gelobt wird.“

Ehrungen und Auszeichnungen

1970: Forschungspreis der Schweizer Gesellschaft für Psychosomatische Medizin

1980: Theodor-Heuss-Preis, für seine maßgebliche Beteiligung an der Reform der dt. Psychiatrie und Sozialpsychiatrie

1985: wurde Ärzte gegen den Atomkrieg, deren Ehrenvorsitzender er war, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

1990: „Bornheimer“ als pädagogischer Ehrenpreis der Stadt Bornheim (Rheinland)

1993: Urania-Medaille für „herausragende Wissenschaftler“

2000: hat ihm der Jüdische Nationalfonds für sein Lebenswerk zehn Bäume in Israel gepflanzt.

2001: Deutscher Fairness Preis.

2002: Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main, für seine „konsequent pazifist. Grundhaltung“, mit der er sich als „mahnende und weithin anerkannte Instanz“ etabliert habe

2003: Gandhi-Luther King-Ikeda Award des Morehouse College, Atlanta, USA

2007: Ehrenmedaille des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, in Würdigung seines Lebenswerkes

2007: Ehrenbürgerschaft der Universitätsstadt Gießen.

2008: Paracelsus-Medaille, für herausragende Verdienste um das dt. Gesundheitswesen und die Ärzteschaft.

2010: Marburger Leuchtfeuer für soziale Bürgerrechte, verliehen von Egon Vaupel, Oberbürgermeister der Stadt Marburg und der Humanistischen Union

Das Bundesverdienstkreuz hat Richter dreimal mit der Begründung abgelehnt, dass „zu viele Altnazis“ es erhalten hätten.

Schriften

1960–1969

Eltern, Kind und Neurose. Die Rolle des Kindes in der Familie/Psychoanalyse der kindlichen Rolle. 1962. Neuauflage Rowohlt.

mit Dieter Beckmann: Herzneurose. Thieme, 1969. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1998.

1970–1979

Patient Familie. Entstehung, Struktur und Therapie von Konflikten in Ehe und Familie. 1970. Neuauflage Rowohlt

mit Dieter Beckmann: Der Gießen-Test (GT). 1972. 4. Auflage 1991.

Die Gruppe. Hoffnung auf einen neuen Weg, sich selbst und andere zu befreien; Psychoanalyse in Kooperation mit Gruppeninitiativen. 1972. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1995.

Lernziel Solidarität. 1974. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1998.

Flüchten oder Standhalten. 1976. 3. Auflage. Psychosozial-Verlag 2001 (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 19. April bis zum 10. Oktober 1976)

mit Hans Strotzka und Jürg Willi: Familie und seelische Krankheit. Rowohlt, 1976

Der Gotteskomplex. 1979. Neuauflage Psychosozial-Verlag 2005

Alle redeten vom Frieden. Versuch einer paradoxen Intervention. Rowohlt, Reinbek 1984.

Zur Psychologie des Friedens. Rowohlt, Reinbek 1984.

Die Chance des Gewissens. Erinnerungen und Assoziationen. 1986 (Neuauflage Psychosozial-Verlag 2002).

Die hohe Kunst der Korruption. Erkenntnisse eines Politik-Beraters. 1989, Heyne-Sachbuch 158.

Umgang mit Angst. 1992 (Neuauflage Econ 2000).

Wer nicht leiden will, muss hassen. Zur Epidemie der Gewalt. 1993 (Neuauflage Psychosozial-Verlag 2004).

Bedenken gegen Anpassung. Psychoanalyse und Politik. 1995 (2003 neu erschienen unter dem Titel Psychoanalyse und Politik. Psychosozial-Verlag).

Erinnerungsarbeit und das Menschenbild in der Psychotherapie. 1995. Lindauer Texte zu den Lindauer Psychotherapiewochen. Springer-Verlag 1996 (PDF)

Versuche, die Geschichte der RAF zu verstehen. Das Beispiel Birgit Hogefeld. Psychosozial-Verlag, 1996.

Als Einstein nicht mehr weiterwußte. 1997. Neuauflage Econ 2000

Wanderer zwischen den Fronten. Gedanken und Erinnerungen. (Autobiographie) Kiepenheuer und Witsch, 2000. Ullstein, München 2001

Kultur des Friedens. Psychosozial-Verlag, Gießen 2001.

Das Ende der Egomanie. Die Krise des westlichen Bewusstseins. 2002 (als Taschenbuch: Knaur 77655, München 2003.

mit Bernard Cassen und Susan George: Eine andere Welt ist möglich! [Dokumentation des Attac-Kongresses vom 19. – 21. Oktober 2001 in Berlin]. VSA, Hamburg 2002,

mit Frank Uhe: Aufstehen für die Menschlichkeit. Psychosozial-Verlag, Gießen 2003.

Ist eine andere Welt möglich? Für eine solidarische Globalisierung. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003 (KiWi 774, unveränderte Neuauflage: Psychosozial-Verlag, Gießen 2005.

Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft. Psychosozial-Verlag, Gießen 2006.

Die seelische Krankheit Friedlosigkeit ist heilbar Psychosozial-Verlag, Gießen 2008

Moral in Zeiten der Krise. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010

Vorwort zu: Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann und Horst Rieck. Gruner & Jahr, Hamburg 1978

Niederlage des Intellekts. In: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung. Nr. 31 vom 23. Juli 2004 (online)

Film

Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker. Dokumentarfilm, Deutschland, 2007, 43:30 Min., Buch und Regie: Wolfgang Schoen und Torsten Halsey, Produktion: tvschoenfilm, SWR, arte, Erstsendung: 3. März 2008 bei arte.

Horst-Eberhard Richter.

Die philosophische Dimension des Schmerzes

Der Gotteskomplex

Gießen

wik

2011

Der spätere Nobelpreisträger Stefan Hell erhält den Familie-Hansen-Preis

Erdogans Türkei: … Fernsehkanäle vorübergehend schließen zu lassen oder Programme zu verbieten, wenn die Inhalte die nationale Sicherheit bedrohen oder die öffentliche Ordnung stören würden…

Im Index für Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen sank die Türkei auf Platz 138.

2012

Jean Laplanche (* 1924 in Paris; † 2012 in Beaune, Burgund) war ein franz. Autor und Theoretiker der Psychoanalyse.

Laplanche ist insbesondere durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der psychosexuellen Entwicklung und über Freuds Verführungstheorie, die er 1987 verallgemeinert (Allgemeine Verführungstheorie), bekannt. Gemeinsam mit Jean-Bertrand Pontalis verfasste er 1967 das Standardwerk «Das Vokabular der Psychoanalyse». Das Journal Radical Philosophy beschreibt ihn als „the most original and philosophically informed psychoanalytic theorist of his day“.

Laplanche.

Allgemeine Verführungstheorie. Das Vokabular der Psychoanalyse

Griechenland, Irland und Portugal nehmen den Euro-Rettungsschirm in Anspruch.

2012

Friedrich Ernst Peter Hirzebruch (* 1927 in Hamm; † 2012 in Bonn) war ein dt. Mathematiker.

Er ist bekannt sowohl für seine wegbereitenden Arbeiten in der modernen algebraischen Geometrie unter Anwendung topologischer Methoden als auch als Wissenschaftsorganisator, der sich um die internationale Verflechtung der dt. Mathematiker nach dem II. Weltkrieg verdient gemacht hat.

FH war das Älteste von 4 Kindern des Mathematiklehrers Fritz Hirzebruch und von Martha Holtschmidt. Im II. Weltkrieg war er Flakhelfer und er wurde noch im März 1945 als Soldat eingezogen, wonach er kurz in Kriegsgefangenschaft auf den Rheinwiesen bei Remagen war. Er studierte von 1945 bis 1950 Mathematik, Physik und Mathematische Logik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (bei Heinrich Behnke und Karl Stein) und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (1949/50) (bei Heinz Hopf).

Er wurde 1950 bei Heinrich Behnke und Heinz Hopf mit der Arbeit „Über vierdimensionale Riemannsche Flächen mehrdeutiger analytischer Funktionen von zwei komplexen Veränderlichen“ (erschienen in den Mathematischen Annalen 1951, 1953) zum Dr. rer. nat. promoviert. Er war zunächst Wissenschaftl. Assistent am Mathematischen Institut der Universität Erlangen bei Otto Haupt und Georg Nöbeling. Von 1952 bis 1954 arbeitete er am Institute for Advanced Study in Princeton, wo er besonders mit Kunihiko Kodaira zusammenarbeitete, sowie mit Donald Spencer, Raoul Bott und Armand Borel. Dort machte er durch den Satz von Hirzebruch-Riemann-Roch auf sich aufmerksam (Jean-Pierre Serre trug darüber im Séminaire Nicolas Bourbaki vor und Hirzebruch selbst auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Amsterdam 1954. 1955 habilitierte er sich für Mathematik in Münster mit der später als Buch erschienenen Schrift «Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie».

Nach einer Assistenzprofessur an der Princeton University, USA, in den Jahren 1955/1956 erhielt er einen Ruf auf eine Professur an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (einem eigens neu geschaffenen Lehrstuhl für Mathematik neben dem von Ernst Peschl und Wolfgang Krull), wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte. Rufe nach Göttingen, Chicago, ans MIT, nach München, Berlin, Zürich, Princeton, Berkeley und Heidelberg lehnte er ab. Er baute Bonn zu einem führenden mathemat. Zentrum in Deutschland aus und begann 1957 mit den international angesehenen jährlichen Bonner „Arbeitstagungen“. Er war Gastprofessor an der University of California, Berkeley, Harvard University, University of Pennsylvania, Mathematical Sciences Research Institute (Berkeley), Collège de France (Paris), Institut des Hautes Etudes Scientifiques (Bures-sur-Yvette), Universität Oxford, Universität von Amsterdam, Universität Kabul, Chinesische Akademie der Wissenschaften Peking, Universität Kyōto, Instituto de Matematica Pura e Aplicada Rio de Janeiro.

FH ist Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, das 1980 aus dem 1969 von ihm gegründeten Sonderforschungsbereich Theoretische Mathematik an der Universität Bonn hervorging. Er leitete das Institut von 1981 bis 1995 und war bis 1995 Direktor am Institut. Zudem war er Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 1961/1962 und 1990, Präsident der European Mathematical Society (EMS) von 1990 bis 1994 sowie Vorsitzender des wissenschaftl. Rates des Internationalen Banach-Zentrums für Mathematik von 1993 bis 2002. Er betreute über 50 Doktoranden.

FH war seit 1952 mit Ingeborg Spitzley verheiratet und hatte drei Kinder.

Hirzebruch wurde auf dem Poppelsdorfer Friedhof beigesetzt. Auf seinem Grabstein befinden sich Abbildungen der fünf Platonischen Körper, wobei das Ikosaeder, das auch als Signet des Max-Planck-Instituts für Mathematik dient, im Zentrum steht.

FH forschte insbesondere auf den Gebieten der algebraischen Geometrie, Topologie, Zahlentheorie und Singularitätentheorie. Sein Werk «Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie», zwischen 1956 und 1995 in mehreren Auflagen erschienen und ins Englische, Japanische und Russische übersetzt, ist ein Standardwerk. Mit dem nach ihm benannten Satz von Hirzebruch-Riemann-Roch, der eine der wichtigsten Entwicklungen der modernen Mathematik einleitete, legte er 1954 die Basis für sein international hohes Ansehen. Das Theorem setzt das arithmetische Geschlecht (definiert als alternierende Summe der Dimensionen der Kohomologiegruppen der Garbe der Schnitte eines unitären Vektorbündels) mit der Todd-Klasse gleich. Es wurde in den 1950er Jahren von Hirzebruch noch mit Kobordismentheorie bewiesen (wozu er sich mit René Thom austauschte). Er bewies dazu zunächst seinen Signatursatz (Princeton, 1953) als Vorbereitung. Heute benutzt man den Atiyah-Singer-Indexsatz, der dieses ganze Gebiet vereinheitlichte. Mit Armand Borel gab er mit seiner Verallgemeinerung des Riemann-Roch-Satzes eine neue Interpretation von Weyls Charakterformeln für Liegruppen.

In den 1960er Jahren begründete er mit Michael Atiyah die topolog. K-Theorie, eine Kohomologietheorie mit Vektorbündeln.

In den 1970er Jahren untersuchte er u. a. algebraische Flächen wie die Hilbertschen Modulflächen. Ein weiteres Arbeitsgebiet war, besonders in den 1960er Jahren, die Topologie von Singularitäten, ein Gebiet, auf dem auch sein Student Egbert Brieskorn in den 1960er Jahren bedeutende Ergebnisse erzielte.

Ein von Hirzebruch 1954 gestelltes Problem zur Topologie algebraischer Varietäten wurde 2009 von Dieter Kotschick gelöst.

FH kreierte die „Mathematische Arbeitstagung“, die seit 1957 die internationale Mathematiker-Elite an der Bonner Universität versammelt. Auf der ersten Arbeitstagung 1957 waren Alexander Grothendieck, Michael Atiyah, Hans Grauert, Nicolaas Kuiper und Jacques Tits. Der von ihm aufgebaute Sonderforschungsbereich (SFB) „Theoretische Mathematik“ erlangte internationales Ansehen und bestand 1969 bis 1985. Besondere Anerkennung verdiente er sich durch den Aufbau des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, das Anfang der 1980er Jahre aus dem SFB hervorging.

Zu seinen Doktoranden zählen u. a. Don Zagier, Friedhelm Waldhausen, Egbert Brieskorn, Klaus Jänich, Detlef Gromoll, Klaus Lamotke, Winfried Scharlau, Matthias Kreck, Lothar Göttsche und Bernhelm Booß-Bavnbek.

Ehrungen und Auszeichnungen

FH erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate der Universitäten von Warwick (1980), Göttingen (1982), Oxford (1984), Wuppertal (1987), Notre Dame (1989), Trinity College, Dublin (1992), Athen (1993), Potsdam (1995), Konstanz (1999) und Augsburg (2007).

Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste zu Düsseldorf, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Wissenschaftsakademien in den Niederlanden, der Ukraine, Russland, Frankreich, Großbritannien, Polen und Irland sowie der Academia Europaea. Er war ferner Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der National Academy of Sciences (1986) und der American Academy of Arts and Sciences (1992).

1988: Wolf-Preis für Mathematik

1991: Aufnahme in den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste

1996: Seki-Takakazu-Preis (Goldmedaille) der Japanischen Mathematischen Gesellschaft

1996: Orden des Heiligen Schatzes, goldene und silberne Strahlen

1997: Lomonossow-Goldmedaille der Russ. Akademie der Wissenschaften und die Cothenius-Medaille

1999: Albert-Einstein-Medaille und die Stefan-Banach-Medaille

2000: Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis

2002: Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

2003/04 war er im ersten Abel-Preis-Komitee.

2004: Georg-Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung

2006: Ehrendoktorwürde der Rumänischen Akademie

Hirzebruch war 1958 in der Auswahl für die Fields-Medaille in der ersten Runde der Top-Kandidat von 38 (von fünf Komiteemitgliedern vorgeschlagen). Der Vorsitzende des Komitees Heinz Hopf schloss ihn aber aus, da er jüngst Professor an einer prestigeträchtigen Universität geworden war und nach Hopfs Ansicht keine weitere Förderung benötigte.

Die Studienstiftung des dt. Volkes vergibt jährlich den nach Hirzebruch benannten Promotionspreis für Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften.

2019 wurde auf dem neuen Campus Poppelsdorf der Universität Bonn eine Straße nach Hirzebruch benannt.

Schriften (Auswahl)

Gesammelte Abhandlungen, 2 Bände, Springer Verlag 1987

Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie, Springer-Verlag 1956, 1962. Englisch: Topological Methods in Algebraic Geometry. Springer-Verlag 1978

mit Günter Scheja: Garben- und Cohomologie-Theorie. Aschendorff 1957.

mit Karl Heinz Mayer: {\displaystyle O(n)} O(n)-Mannigfaltigkeiten, exotische Sphären und Singularitäten. Springer-Verlag 1968.

mit Winfried Scharlau: Einführung in die Funktionalanalysis. BI, Mannheim 1971, online in der Hirzebruch Collection.

Über die quaternionalen projektiven Räume. C.H. Beck 1968.

mit Peter Hilton, Reinhold Remmert: Miscellanea mathematica. Springer 1991.

mit Heinz-Dieter Ebbinghaus, Hans Hermes u. a.: Zahlen. Springer-Verlag, Berlin 3. Aufl. 1992

mit Gottfried Barthel, Thomas Höfer: Geradenkonfigurationen und Algebraische Flächen. Vieweg 1997.

mit Gerd Fischer, Winfried Scharlau (Herausgeber): Ein Jahrhundert Mathematik 1890–1990. Festschrift zum Jubiläum der DMV. Vieweg 1997

mit Ciro Ciliberto, Rick Miranda, Mina Teicher: Applications of Algebraic Geometry to Coding Theory, Physics and Computation. Springer-Verlag 2001.

mit S. Koh, W. Neumann: Differentiable manifolds and quadratic forms. 1971.

mit Don Zagier: The Atiyah-Singer Theorem and Elementary Number Theory. Publish or Perish, 1974.

mit Don Zagier: Classification of Hilbert modular surfaces, in: W. L. Baily, T. Shioda (Hrsg.): Complex analysis and algebraic geometry, Cambridge University Press, 1977, Online.

mit Gerard van der Geer: Lectures on Hilbert modular surfaces. Montreal, 1981

mit Thomas Berger, Rainer Jung: Manifolds and Modular forms. Vieweg 1992

Learning complex analysis in Münster-Paris, Zürich and Princeton from 1945 to 1953, DMV Mitteilungen, Band 6, 1998, Heft 2

Auf Vorlesungen von Hirzebruch basiert:

Wolfgang Ebeling: Lattices and Codes. A Course Partially Based on Lectures by F. Hirzebruch. Vieweg, Braunschweig u. a. 2002.

Einige Online zugängliche Aufsätze:

Hirzebruch, van de Ven „Hilbert modular surfaces and the classification of algebraic surfaces“, Inv.Math.23, 1974

Hirzebruch, Atiyah „Kohomologieoperationen und charakteristische Klassen“, Math.Zeitschrift, 77, 1961

mit Matthias Kreck On the concept of genus in topology and complex analysis, Notices AMS, 2009, Nr. 6, pdf

Literatur

S.-T. Yau (Hrsg.): The founders of index theory: reminiscences of Atiyah, Bott, Hirzebruch and Singer, International Press, Somerville 2003.

Winfried Scharlau: Das Glück, Mathematiker zu sein. Friedrich Hirzebruch und seine Zeit, Springer 2016

Hirzebruch. Index-Theorie

Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland

Rupert Murdoch

2011

Lynn Margulis (geb. Lynn Alexander; * 1938 in Chicago, Illinois; † 2011 in Amherst, Massachusetts) war eine US-amerikan. Biologin und Hochschullehrerin an der University of Massachusetts Amherst.

LM bekannteste wissenschaftl. Leistung ist die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung der bereits 1883 von Andreas Franz Wilhelm Schimper postulierten und 1905 von Konstantin Sergejewitsch Mereschkowski erneut vorgeschlagenen Endosymbiontentheorie über den Ursprung von Plastiden und Mitochondrien als ursprüngl. eigenständige prokaryotische Organismen. Dieser viel Zuspruch findenden Theorie nach gingen jene zu einem evolutionsgeschichtlich frühen Zeitpunkt eine symbiotische Beziehung mit anderen prokaryotischen Zellen ein, wodurch sich letztere zu eukaryotischen Zellen entwickelten. Diese These erklärt außerdem die besonderen Eigenschaften von Mitochondrien und Plastiden als Zellorganellen und die Entstehung weiterer eukaryotischer Zellmerkmale wie dem Zellkern.

Lynn Margulis wurde darüber hinaus als Vertreterin der Gaia-Hypothese bekannt, welche ursprünglich von James Lovelock entwickelt worden ist.

Sie war von 1957 bis 1965 mit dem Astrophysiker Carl Saganverheiratet, dem Vater ihrer gemeinsamen Söhne Dorion Sagan und Jeremy Ethan Sagan. Von 1967 bis 1980 war sie verheiratet mit Thomas Margulis. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter.

Werke

Lynn Sagan: On the origin of mitosing cells. In: Journal of Theoretical Biology. Band 14, Nr. 3, 1967

Lynn Margulis: Origin of Eukaryotic Cells. Yale University Press, New Haven 1970.

Lynn Margulis, Karlene V. Schwartz: Die fünf Reiche der Organismen: ein Leitfaden. Spektrum der Wissenschaft-Verlagsgesellschaft, Heidelberg 1989.

Lynn Margulis, Dorion Sagan: Geheimnis und Ritual. Die Evolution der menschlichen Sexualität. Byblos Verlag, Berlin 1993.

Lynn Margulis, Sorion Sagan: Microcosmos: Four Billion Years of Microbial Evolution, University of California Press, Berkeley, 1997

Lynn Margulis: Die andere Evolution. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 1999.

Lynn Margulis, Dorion Sagan: Leben. Vom Ursprung zur Vielfalt. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 1999.

Lynn Margulis: Der symbiotische Planet. Westend Verlag, Frankfurt 2018. Neuauflage «von Die andere Evolution».

Literatur

Jan Sapp: Evolution by Association: A History of Symbiosis. Oxford University Press, New York 1994.

Armin Geus, Ekkehard Höxtermann (Hrsg.): Evolution durch Kooperation und Integration: Zur Entstehung der Endosymbiosetheorie in der Zellbiologie. Basilisken-Presse, Marburg 2007.

Ursprung von Plastiden und Mitochondrien: Endosymbiontentheorie.

Gaia-Hypothese

Wik, eingef. 2020

Drogenkrieg in Mexiko

Thomas Morgenstern,

Gerlinde Kaltenbrunner

2011

Horst-Eberhard Richter (* 1923 in Berlin; † 2011 in Gießen war ein dt. Neurologe, Psychiater, Psychoanalytiker, Psychosomatiker und Sozialphilosoph. Der Autor zahlreicher Bücher galt auch als der „große alte Mann“ der bundesdeutschen Friedensbewegung.

Nach seiner Reifeprüfung im Jahr 1941 wurde HER zur Wehrmacht eingezogen. Er diente 1942 als Richtkanonier in einem Artillerieregiment an der Ostfront. 1943 konnte er zur Sanitätstruppe überwechseln. 1945 wurde er in Italien eingesetzt, wo er kurz vor Kriegsende desertierte und sich in einer Schutzhütte in den Alpen versteckte. Dort spürten ihn franz. Besatzungssoldaten auf, die in ihm einen abgetauchten Nazi-Freischärler, einen sog. „Werwolf“ vermuteten und ihn 4 Monate in einem alten Innsbrucker Gefängnis festhielten, bis ihn ein franz. Militärgericht freiließ. Nach seiner Heimkehr nach Deutschland erfuhr er, dass seine Eltern Monate nach Kriegsende von sowjet. Soldaten ermordet worden waren.

HER schrieb in der Wohnung eines zerbombten Mietshauses in Berlin-Halensee seine Dissertation zu der Thematik «Die philosophische Dimension des Schmerzes», mit der er 1949 zum Dr. phil. promoviert wurde. Mit einer Schrift, die er im Zuge seiner weiteren ärztlichen Ausbildung verfasste, erlangte er 1957 den Doktorgrad in Medizin.

Von 1952 bis 1962 leitete HER in Berlin eine Beratungs- und Forschungsstelle für seelisch gestörte Kinder und Jugendliche. Daneben absolvierte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Von 1959 bis 1962 leitete er das Berliner Psychoanalytische Institut. 1962 wurde er nach Gießen auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Psychosomatik berufen und baute dort ein dreigliedriges interdisziplinäres Zentrum mit einer psychosomatischen Klinik und Abteilungen für medizinische Psychologie und medizinische Soziologie auf, dessen Direktor er wurde. Daneben gründete er am Ort ein psychoanalytisches Institut. Von 1964 bis 1968 war HER Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. 1971 befürwortete er als Gutachter das von Wolfgang Huber gegründete Sozialistische Patientenkollektiv. Seine Emeritierung erfolgte 1991. 2004 hatte er eine von Peter Ustinov gestiftete Gastprofessur an der Universität Wien inne. Von 1992 bis 2002 leitete er das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main.

Er starb 2011 nach kurzer, schwerer Krankheit in Gießen. Die Gattin Bergrun Richter geb. Luckow (* 1923) wurde 2019 an seiner Seite bestattet. Als Grabstein dient ein Findling mit einem Zitat von Max Scheler, das in vereinfachter Form bereits in der Traueranzeige der Familie zu lesen war: Der Mensch ist, bevor er ein denkendes und ein wollendes Wesen ist, ein liebendes Wesen.“

Werk

HER wurde zunächst als einer der Pioniere der psychoanalytischen Familienforschung und Familientherapie international bekannt. In Ergänzung zu Freuds Analyse der Kind-Eltern-Beziehung untersuchte er umgekehrt die krankmachende Wirkung gestörter Eltern auf ihre Kinder. In gemeinsamer Forschungsarbeit mit Dieter Beckmann schrieb er ein Lehrbuch über Herzneurose und entwickelte zusammen mit Elmar Brähler den Gießen-Test. HER „entdeckte das emanzipatorische Potential der Gruppe, sowohl in psychotherapeutischer als auch in politischer Hinsicht.“

Nach kritischen Analysen der sozialen Reformbewegung der 1970er Jahre erschien sein kulturphilosophisches Werk «Der Gotteskomplex»: Die Einbuße an Glaubenssicherheit wolle der Mensch mit einem auf die Naturwissenschaft gestützten Herrschaftswillen ersetzen – „Gott sein, statt Gott haben“. Im Schwanken zwischen Ohnmachtsangst und Allmachtswahn drohe der wissenschaftlich-technischen Revolution die ethische Kontrolle zu entgleiten.

1981 wurde HER mit seinem Buch «Alle redeten vom Frieden» zu einer der Leitfiguren der Friedensbewegung und gründete 1982 die westdeutsche Sektion der Ärzte für die Verhütung des Atomkriegesmit, die für ihr Engagement 1985 den Friedensnobelpreis erhielten. 1987 initiierte Richter die von Michail Gorbatschow betreute International Foundation for the Survival and the Development of Humanity mit. Dort leitete er eine Vergleichsstudie zur besseren Verständigung dt. und russ. Studenten. Von 1991 bis 2001 moderierte Richter das „Ost-West-Symposium politische Selbstbesinnung“ mit Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Kirche aus den alten und den neuen Bundesländern. Während beider Irakkriege gehörte er zu den meistbeachteten Intellektuellen der Friedensbewegung. Die von Carl Friedrich von Weizsäcker sog. „seelische Krankheit Friedlosigkeit“ des Westens war für Richter seit 2007 Hauptthema seiner kulturpsychologischen Analysen in Reden und Schriften.

Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht, was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist.Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d. h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen. Alles erscheint normal: die Verhältnisse, denen er sich ergibt, und der Verzicht auf Gegenwehr, den er eben gar nicht mehr erlebt.“

HER: Psychoanalyse und Politik, Vorwort. Richter verfasste eine Frankfurter Erklärung, die es Ärzten möglich machen sollte, sich öffentl. per Unterschrift dazu zu bekennen, „sich jeglicher kriegsmedizinischen Schulung und Fortbildung zu verweigern.“ Seit dem Jahr 2001, also von Anfang an, engagierte er sich für die „globalisierungskritische Bewegung Attac“.

„In seiner Eröffnungsrede auf dem Gründungskongress der deutschen Organisation 2001 in Berlin plädierte er nachdrücklich für eine engere Verbindung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Reforminitiativen mit der Friedensbewegung.“ N.N.: Süddeutsche Zeitung

Im September 2017 wurde das Psychoanalytische Institut Gießen umbenannt in Horst-Eberhard-Richter-Institut für Psychoanalyse und Pyschotherapie. Richter war Anfang der 1960er Jahre Gründungsmitglied dieses Instituts. Die Laudatio auf dem Festakt zur Umbenennung hielt Hans-Jürgen Wirth. Stephan Scholz berichtete über die Ehrung Richters im Gießener Anzeiger und nannte ihn einen „Denker, der über Jahre hinweg die Bestsellerlisten beherrschte und dessen Menschlichkeit noch heute in höchsten Tönen gelobt wird.“

Ehrungen und Auszeichnungen

1970: Forschungspreis der Schweizer Gesellschaft für Psychosomatische Medizin

1980: Theodor-Heuss-Preis, für seine maßgebliche Beteiligung an der Reform der dt. Psychiatrie und Sozialpsychiatrie

1985: wurde Ärzte gegen den Atomkrieg, deren Ehrenvorsitzender er war, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

1990: „Bornheimer“ als pädagogischer Ehrenpreis der Stadt Bornheim (Rheinland)

1993: Urania-Medaille für „herausragende Wissenschaftler“

2000: hat ihm der Jüdische Nationalfonds für sein Lebenswerk zehn Bäume in Israel gepflanzt.

2001: Deutscher Fairness Preis.

2002: Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main, für seine „konsequent pazifist. Grundhaltung“, mit der er sich als „mahnende und weithin anerkannte Instanz“ etabliert habe

2003: Gandhi-Luther King-Ikeda Award des Morehouse College, Atlanta, USA

2007: Ehrenmedaille des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, in Würdigung seines Lebenswerkes

2007: Ehrenbürgerschaft der Universitätsstadt Gießen.

2008: Paracelsus-Medaille, für herausragende Verdienste um das dt. Gesundheitswesen und die Ärzteschaft.

2010: Marburger Leuchtfeuer für soziale Bürgerrechte, verliehen von Egon Vaupel, Oberbürgermeister der Stadt Marburg und der Humanistischen Union

Das Bundesverdienstkreuz hat Richter dreimal mit der Begründung abgelehnt, dass „zu viele Altnazis“ es erhalten hätten.

Schriften

1960–1969

Eltern, Kind und Neurose. Die Rolle des Kindes in der Familie/Psychoanalyse der kindlichen Rolle. 1962. Neuauflage Rowohlt.

mit Dieter Beckmann: Herzneurose. Thieme, 1969. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1998.

1970–1979

Patient Familie. Entstehung, Struktur und Therapie von Konflikten in Ehe und Familie. 1970. Neuauflage Rowohlt

mit Dieter Beckmann: Der Gießen-Test (GT). 1972. 4. Auflage 1991.

Die Gruppe. Hoffnung auf einen neuen Weg, sich selbst und andere zu befreien; Psychoanalyse in Kooperation mit Gruppeninitiativen. 1972. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1995.

Lernziel Solidarität. 1974. Neuauflage Psychosozial-Verlag 1998.

Flüchten oder Standhalten. 1976. 3. Auflage. Psychosozial-Verlag 2001 (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 19. April bis zum 10. Oktober 1976)

mit Hans Strotzka und Jürg Willi: Familie und seelische Krankheit.Rowohlt, 1976

Der Gotteskomplex. 1979. Neuauflage Psychosozial-Verlag 2005

Alle redeten vom Frieden. Versuch einer paradoxen Intervention. Rowohlt, Reinbek 1984.

Zur Psychologie des Friedens. Rowohlt, Reinbek 1984.

Die Chance des Gewissens. Erinnerungen und Assoziationen. 1986 (Neuauflage Psychosozial-Verlag 2002).

Die hohe Kunst der Korruption. Erkenntnisse eines Politik-Beraters. 1989, Heyne-Sachbuch 158.

Umgang mit Angst. 1992 (Neuauflage Econ 2000).

Wer nicht leiden will, muss hassen. Zur Epidemie der Gewalt. 1993 (Neuauflage Psychosozial-Verlag 2004).

Bedenken gegen Anpassung. Psychoanalyse und Politik. 1995 (2003 neu erschienen unter dem Titel Psychoanalyse und Politik. Psychosozial-Verlag).

Erinnerungsarbeit und das Menschenbild in der Psychotherapie. 1995. Lindauer Texte zu den Lindauer Psychotherapiewochen. Springer-Verlag 1996 (PDF)

Versuche, die Geschichte der RAF zu verstehen. Das Beispiel Birgit Hogefeld. Psychosozial-Verlag, 1996.

Als Einstein nicht mehr weiterwußte. 1997. Neuauflage Econ 2000

Wanderer zwischen den Fronten. Gedanken und Erinnerungen. (Autobiographie) Kiepenheuer und Witsch, 2000. Ullstein, München 2001

Kultur des Friedens. Psychosozial-Verlag, Gießen 2001.

Das Ende der Egomanie. Die Krise des westlichen Bewusstseins. 2002 (als Taschenbuch: Knaur 77655, München 2003.

mit Bernard Cassen und Susan George: Eine andere Welt ist möglich![Dokumentation des Attac-Kongresses vom 19. – 21. Oktober 2001 in Berlin]. VSA, Hamburg 2002,

mit Frank Uhe: Aufstehen für die Menschlichkeit. Psychosozial-Verlag, Gießen 2003.

Ist eine andere Welt möglich? Für eine solidarische Globalisierung. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003 (KiWi 774, unveränderte Neuauflage: Psychosozial-Verlag, Gießen 2005.

Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft. Psychosozial-Verlag, Gießen 2006.

Die seelische Krankheit Friedlosigkeit ist heilbar Psychosozial-Verlag, Gießen 2008

Moral in Zeiten der Krise. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010

Vorwort zu: Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann und Horst Rieck. Gruner & Jahr, Hamburg 1978

Niederlage des Intellekts. In: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung. Nr. 31 vom 23. Juli 2004 (online)

Film

Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker. Dokumentarfilm, Deutschland, 2007, 43:30 Min., Buch und Regie: Wolfgang Schoen und Torsten Halsey, Produktion: tvschoenfilm, SWR, arte, Erstsendung: 3. März 2008 bei arte.

Horst-Eberhard Richter.

Die philosophische Dimension des Schmerzes

Der Gotteskomplex

Gießen

wik

2011

Der spätere Nobelpreisträger Stefan Hell erhält den Familie-Hansen-Preis

Erdogans Türkei: … Fernsehkanäle vorübergehend schließen zu lassen oder Programme zu verbieten, wenn die Inhalte die nationale Sicherheit bedrohen oder die öffentliche Ordnung stören würden…

Im Index für Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen sank die Türkei auf Platz 138.

2012

Jean Laplanche (* 1924 in Paris; † 2012 in Beaune, Burgund) war ein franz. Autor und Theoretiker der Psychoanalyse.

Laplanche ist insbesondere durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der psychosexuellen Entwicklung und über Freuds Verführungstheorie, die er 1987 verallgemeinert (Allgemeine Verführungstheorie), bekannt. Gemeinsam mit Jean-Bertrand Pontalis verfasste er 1967 das Standardwerk «Das Vokabular der Psychoanalyse». Das Journal Radical Philosophy beschreibt ihn als „the most original and philosophically informed psychoanalytic theorist of his day“.

Laplanche.

Allgemeine Verführungstheorie. Das Vokabular der Psychoanalyse

Griechenland, Irland und Portugal nehmen den Euro-Rettungsschirm in Anspruch.

2012

Friedrich Ernst Peter Hirzebruch (* 1927 in Hamm; † 2012 in Bonn) war ein dt. Mathematiker.

Er ist bekannt sowohl für seine wegbereitenden Arbeiten in der modernen algebraischen Geometrie unter Anwendung topologischer Methoden als auch als Wissenschaftsorganisator, der sich um die internationale Verflechtung der dt. Mathematiker nach dem II. Weltkrieg verdient gemacht hat.

FH war das Älteste von 4 Kindern des Mathematiklehrers Fritz Hirzebruch und von Martha Holtschmidt. Im II. Weltkrieg war er Flakhelfer und er wurde noch im März 1945 als Soldat eingezogen, wonach er kurz in Kriegsgefangenschaft auf den Rheinwiesen bei Remagen war. Er studierte von 1945 bis 1950 Mathematik, Physik und Mathematische Logik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (bei Heinrich Behnke und Karl Stein) und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (1949/50) (bei Heinz Hopf).

Er wurde 1950 bei Heinrich Behnke und Heinz Hopf mit der Arbeit „Über vierdimensionale Riemannsche Flächen mehrdeutiger analytischer Funktionen von zwei komplexen Veränderlichen“ (erschienen in den Mathematischen Annalen 1951, 1953) zum Dr. rer. nat. promoviert. Er war zunächst Wissenschaftl. Assistent am Mathematischen Institut der Universität Erlangen bei Otto Haupt und Georg Nöbeling. Von 1952 bis 1954 arbeitete er am Institute for Advanced Study in Princeton, wo er besonders mit Kunihiko Kodaira zusammenarbeitete, sowie mit Donald Spencer, Raoul Bott und Armand Borel. Dort machte er durch den Satz von Hirzebruch-Riemann-Roch auf sich aufmerksam (Jean-Pierre Serre trug darüber im Séminaire Nicolas Bourbaki vor und Hirzebruch selbst auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Amsterdam 1954. 1955 habilitierte er sich für Mathematik in Münster mit der später als Buch erschienenen Schrift «Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie».

Nach einer Assistenzprofessur an der Princeton University, USA, in den Jahren 1955/1956 erhielt er einen Ruf auf eine Professur an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (einem eigens neu geschaffenen Lehrstuhl für Mathematik neben dem von Ernst Peschl und Wolfgang Krull), wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte. Rufe nach Göttingen, Chicago, ans MIT, nach München, Berlin, Zürich, Princeton, Berkeley und Heidelberg lehnte er ab. Er baute Bonn zu einem führenden mathemat. Zentrum in Deutschland aus und begann 1957 mit den international angesehenen jährlichen Bonner „Arbeitstagungen“. Er war Gastprofessor an der University of California, Berkeley, Harvard University, University of Pennsylvania, Mathematical Sciences Research Institute (Berkeley), Collège de France (Paris), Institut des Hautes Etudes Scientifiques (Bures-sur-Yvette), Universität Oxford, Universität von Amsterdam, Universität Kabul, Chinesische Akademie der Wissenschaften Peking, Universität Kyōto, Instituto de Matematica Pura e Aplicada Rio de Janeiro.

FH ist Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, das 1980 aus dem 1969 von ihm gegründeten Sonderforschungsbereich Theoretische Mathematik an der Universität Bonn hervorging. Er leitete das Institut von 1981 bis 1995 und war bis 1995 Direktor am Institut. Zudem war er Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 1961/1962 und 1990, Präsident der European Mathematical Society (EMS) von 1990 bis 1994 sowie Vorsitzender des wissenschaftl. Rates des Internationalen Banach-Zentrums für Mathematik von 1993 bis 2002. Er betreute über 50 Doktoranden.

FH war seit 1952 mit Ingeborg Spitzley verheiratet und hatte drei Kinder.

Hirzebruch wurde auf dem Poppelsdorfer Friedhof beigesetzt. Auf seinem Grabstein befinden sich Abbildungen der fünf Platonischen Körper, wobei das Ikosaeder, das auch als Signet des Max-Planck-Instituts für Mathematik dient, im Zentrum steht.

FH forschte insbesondere auf den Gebieten der algebraischen Geometrie, Topologie, Zahlentheorie und Singularitätentheorie. Sein Werk «Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie», zwischen 1956 und 1995 in mehreren Auflagen erschienen und ins Englische, Japanische und Russische übersetzt, ist ein Standardwerk. Mit dem nach ihm benannten Satz von Hirzebruch-Riemann-Roch, der eine der wichtigsten Entwicklungen der modernen Mathematik einleitete, legte er 1954 die Basis für sein international hohes Ansehen. Das Theorem setzt das arithmetische Geschlecht (definiert als alternierende Summe der Dimensionen der Kohomologiegruppen der Garbe der Schnitte eines unitären Vektorbündels) mit der Todd-Klasse gleich. Es wurde in den 1950er Jahren von Hirzebruch noch mit Kobordismentheorie bewiesen (wozu er sich mit René Thom austauschte). Er bewies dazu zunächst seinen Signatursatz (Princeton, 1953) als Vorbereitung. Heute benutzt man den Atiyah-Singer-Indexsatz, der dieses ganze Gebiet vereinheitlichte. Mit Armand Borel gab er mit seiner Verallgemeinerung des Riemann-Roch-Satzes eine neue Interpretation von Weyls Charakterformeln für Liegruppen.

In den 1960er Jahren begründete er mit Michael Atiyah die topolog. K-Theorie, eine Kohomologietheorie mit Vektorbündeln.

In den 1970er Jahren untersuchte er u. a. algebraische Flächen wie die Hilbertschen Modulflächen. Ein weiteres Arbeitsgebiet war, besonders in den 1960er Jahren, die Topologie von Singularitäten, ein Gebiet, auf dem auch sein Student Egbert Brieskorn in den 1960er Jahren bedeutende Ergebnisse erzielte.

Ein von Hirzebruch 1954 gestelltes Problem zur Topologie algebraischer Varietäten wurde 2009 von Dieter Kotschick gelöst.

FH kreierte die „Mathematische Arbeitstagung“, die seit 1957 die internationale Mathematiker-Elite an der Bonner Universität versammelt. Auf der ersten Arbeitstagung 1957 waren Alexander Grothendieck, Michael Atiyah, Hans Grauert, Nicolaas Kuiper und Jacques Tits. Der von ihm aufgebaute Sonderforschungsbereich (SFB) „Theoretische Mathematik“ erlangte internationales Ansehen und bestand 1969 bis 1985. Besondere Anerkennung verdiente er sich durch den Aufbau des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, das Anfang der 1980er Jahre aus dem SFB hervorging.

Zu seinen Doktoranden zählen u. a. Don Zagier, Friedhelm Waldhausen, Egbert Brieskorn, Klaus Jänich, Detlef Gromoll, Klaus Lamotke, Winfried Scharlau, Matthias Kreck, Lothar Göttsche und Bernhelm Booß-Bavnbek.

Ehrungen und Auszeichnungen

FH erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate der Universitäten von Warwick (1980), Göttingen (1982), Oxford (1984), Wuppertal (1987), Notre Dame (1989), Trinity College, Dublin (1992), Athen (1993), Potsdam (1995), Konstanz (1999) und Augsburg (2007).

Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste zu Düsseldorf, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Wissenschaftsakademien in den Niederlanden, der Ukraine, Russland, Frankreich, Großbritannien, Polen und Irland sowie der Academia Europaea. Er war ferner Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der National Academy of Sciences (1986) und der American Academy of Arts and Sciences (1992).

1988: Wolf-Preis für Mathematik

1991: Aufnahme in den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste

1996: Seki-Takakazu-Preis (Goldmedaille) der Japanischen Mathematischen Gesellschaft

1996: Orden des Heiligen Schatzes, goldene und silberne Strahlen

1997: Lomonossow-Goldmedaille der Russ. Akademie der Wissenschaften und die Cothenius-Medaille

1999: Albert-Einstein-Medaille und die Stefan-Banach-Medaille

2000: Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis

2002: Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

2003/04 war er im ersten Abel-Preis-Komitee.

2004: Georg-Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung

2006: Ehrendoktorwürde der Rumänischen Akademie

Hirzebruch war 1958 in der Auswahl für die Fields-Medaille in der ersten Runde der Top-Kandidat von 38 (von fünf Komiteemitgliedern vorgeschlagen). Der Vorsitzende des Komitees Heinz Hopf schloss ihn aber aus, da er jüngst Professor an einer prestigeträchtigen Universität geworden war und nach Hopfs Ansicht keine weitere Förderung benötigte.

Die Studienstiftung des dt. Volkes vergibt jährlich den nach Hirzebruch benannten Promotionspreis für Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften.

2019 wurde auf dem neuen Campus Poppelsdorf der Universität Bonn eine Straße nach Hirzebruch benannt.

Schriften (Auswahl)

Gesammelte Abhandlungen, 2 Bände, Springer Verlag 1987

Neue topologische Methoden in der algebraischen Geometrie, Springer-Verlag 1956, 1962. Englisch: Topological Methods in Algebraic Geometry. Springer-Verlag 1978

mit Günter Scheja: Garben- und Cohomologie-Theorie. Aschendorff 1957.

mit Karl Heinz Mayer: {\displaystyle O(n)} O(n)-Mannigfaltigkeiten, exotische Sphären und Singularitäten. Springer-Verlag 1968.

mit Winfried Scharlau: Einführung in die Funktionalanalysis. BI, Mannheim 1971, online in der Hirzebruch Collection.

Über die quaternionalen projektiven Räume. C.H. Beck 1968.

mit Peter Hilton, Reinhold Remmert: Miscellanea mathematica. Springer 1991.

mit Heinz-Dieter Ebbinghaus, Hans Hermes u. a.: Zahlen. Springer-Verlag, Berlin 3. Aufl. 1992

mit Gottfried Barthel, Thomas Höfer: Geradenkonfigurationen und Algebraische Flächen. Vieweg 1997.

mit Gerd Fischer, Winfried Scharlau (Herausgeber): Ein Jahrhundert Mathematik 1890–1990. Festschrift zum Jubiläum der DMV. Vieweg 1997

mit Ciro Ciliberto, Rick Miranda, Mina Teicher: Applications of Algebraic Geometry to Coding Theory, Physics and Computation. Springer-Verlag 2001.

mit S. Koh, W. Neumann: Differentiable manifolds and quadratic forms. 1971.

mit Don Zagier: The Atiyah-Singer Theorem and Elementary Number Theory. Publish or Perish, 1974.

mit Don Zagier: Classification of Hilbert modular surfaces, in: W. L. Baily, T. Shioda (Hrsg.): Complex analysis and algebraic geometry, Cambridge University Press, 1977, Online.

mit Gerard van der Geer: Lectures on Hilbert modular surfaces. Montreal, 1981

mit Thomas Berger, Rainer Jung: Manifolds and Modular forms. Vieweg 1992

Learning complex analysis in Münster-Paris, Zürich and Princeton from 1945 to 1953, DMV Mitteilungen, Band 6, 1998, Heft 2

Auf Vorlesungen von Hirzebruch basiert:

Wolfgang Ebeling: Lattices and Codes. A Course Partially Based on Lectures by F. Hirzebruch. Vieweg, Braunschweig u. a. 2002.

Einige Online zugängliche Aufsätze:

Hirzebruch, van de Ven „Hilbert modular surfaces and the classification of algebraic surfaces“, Inv.Math.23, 1974

Hirzebruch, Atiyah „Kohomologieoperationen und charakteristische Klassen“, Math.Zeitschrift, 77, 1961

mit Matthias Kreck On the concept of genus in topology and complex analysis, Notices AMS, 2009, Nr. 6, pdf

Literatur

S.-T. Yau (Hrsg.): The founders of index theory: reminiscences of Atiyah, Bott, Hirzebruch and Singer, International Press, Somerville 2003.

Winfried Scharlau: Das Glück, Mathematiker zu sein. Friedrich Hirzebruch und seine Zeit, Springer 2016

Hirzebruch. Index-Theorie

Ein Erdbeben der Stärke 4,0 erschüttert die Stadt Nassau östlich von Koblenz. Es gab nur leichte Schäden.

Rodney King

2012

Sir Andrew Fielding Huxley (* 1917 in Hampstead, London, England; † 2012 in Grantchester, Cambridgeshire) war ein brit. Biophysiker und Physiologe, der 1963 gemeinsam mit John Carew Eccles und Alan Lloyd Hodgkin für die „Entdeckungen über den Ionen-Mechanismus, der sich bei der Erregung und Hemmung in den peripheren und zentralen Bereichen der Nervenzellenmembran abspielt“ den Nobelpreis für Medizin erhielt.

AH war ein Sohn des Philologen Leonard Huxley und dessen zweiter Frau Rosalind Bruce. Er ist Enkel des Biologen und Philosophen Thomas Henry Huxley sowie Halbbruder des Biologen und Philosophen Julian Huxley und des Schriftstellers Aldous Huxley.

Zusammen mit Alan Lloyd Hodgkin entwickelte er das Hodgkin-Huxley-Modell, ein biolog. detailliertes Neuronenmodell, das für die Computational Neuroscience und die Neuroinformatik bedeutend ist. Gemeinsam mit dem Schweizer Physiologen und Membranforscher Robert Stämpfli gelang ihm die Erstbeschreibung der saltatorischen Erregungsfortpflanzung an myelinisierten Nervenfasern. Für seine Leistungen verlieh ihm die brit. Krone den Order of Merit. 1961 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1964 zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 1975 zum Mitglied der American Philosophical Society und 1979 in die National Academy of Sciences.

Die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes verlieh ihm ebenfalls 1964 die Ehrendoktorwürde. 1974 erhob ihn Königin Elisabeth II. zum Knight Bachelor. Die University of Cambridge zeichnete ihn 1978 als Ehrendoktor aus.

Huxley war verheiratet, hatte einen Sohn und 5 Töchter und lebte zuletzt in Cambridge.

Literatur

Andrew F. Huxley: Andrew F. Huxley. In: Larry R. Squire (Hrsg.): The History of Neuroscience in Autobiography. Band 4. Elsevier, Amsterdam 2004 (englisch, Autobiographie).

Hodgkin-Huxley-Modell

An der dt.-niederländ. Grenze erschüttert ein Erdbeben der Stärke 4,6 die Stadt Goch am Niederrhein.

2012

Margarete Mitscherlich-Nielsen, geb. Nielsen (* 1917 in Gravenstein; † 2012 in Frankfurt am Main war eine dt. Ärztin, Psychoanalytikerin und Autorin zahlreicher Bücher.

MM schrieb gemeinsam mit ihrem Mann, dem Arzt und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich, das Buch «Die Unfähigkeit zu trauern», das 1967 Diskussionen auslöste. Darin untersuchten sie am Beispiel der nationalsozialist. Vergangenheit Deutschlands und der unzulänglichen Auseinandersetzung und Bewältigung in der Adenauer-Ära die Abwehrhaltung des Einzelnen und der Masse gegenüber Schuld und Mitschuld an politischen Verbrechen. Die fehlende Trauer bezogen die Mitscherlichs zunächst auf den Verlust des eigenen „Ich-Ideals“, den die Anhänger Hitlers 1945 erlitten hätten.

Jugend und Ausbildung, 1917–1951

Margarete Nielsen wurde als Tochter eines dän. Landarztes und einer dt. Schulrektorin in Gravenstein, Schleswig-Holstein (seit 1920 Gråsten, Dänemark) geboren. Nach dem Abitur in Flensburg studierte sie Medizin und Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1947 lernte die 30-jährige den 11 Jahre älteren, verheirateten Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Alexander Mitscherlich an der von ihm geleiteten psychosomatischen Klinik in Heidelberg kennen, und gebar 1949 den gemeinsamen Sohn. Sie promovierte 1950 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1951 begann Nielsen ihre psychoanalyt. Ausbildung an der psychosomatischen Klinik, die sie in Stuttgart und London fortsetzte.

Heirat und Forschung, 1955–1976

Nielsen und Mitscherlich heirateten 1955. Damals untersuchten beide gemeinsam den Massenwahn zur Zeit des Nationalsozialismus. 1967 zog das Ehepaar nach Frankfurt am Main, wo Mitscherlich-Nielsen fortan am 1960 gegründeten Sigmund-Freud-Institut lehrte. Sie war – wie ihr Ehemann – auch in der Lehranalyse tätig. Das Forscherpaar verfasste das Buch Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens (1967). In diesem Werk fragten sie, ob der Mensch nicht „einen der folgenschwersten Fehlwege der Evolution“ darstelle, „durch den das Prinzip des Lebendigen seiner Aufhebung entgegenstrebt“. Die Reaktionen reichten von Empörung bis zur Nachdenklichkeit.

1972 folgte die Publikation «Müssen wir hassen?», in der sie ihre eigene Forschungsarbeit behandelte. Einige Jahre später setzte sie sich in ihrem Sammelband «Das Ende der Vorbilder» (1978) mit der Problematik der Idealisierung auseinander. Dabei vertrat sie die Ausgangsthese: „Wir alle brauchen Ideale, Vorbilder, Ziele, an denen wir uns orientieren, nach deren Verwirklichung wir streben können. Ohne sie sind wir einem Gefühl der Leere ausgesetzt, und das lebendige Interesse an den Dingen der Welt und an unseren Mitmenschen geht verloren.“

Unter Mitscherlich-Nielsens zahlreichen weiteren Veröffentlichungen ragt das Buch «Die friedfertige Frau» (1985) heraus, in dem sie das Rollenverhalten der Frau in der Politik untersuchte. Als Fortsetzung erschien später das Werk «Über die Mühsal der Emanzipation» (1990).

Edition und Praxis, 1982–2012

Ab 1982 gab Mitscherlich-Nielsen die von ihrem Mann gegründeten Zeitschrift «Psyche» heraus. In ihrer Praxis für Psychoanalyse im Frankfurter Westend, behandelte sie sowohl Frauen wie Männer, die an Aufklärung über ihr Gefühlsleben, über die unbewussten Motive ihrer Verhaltensweisen, d.h. an ihrer individuellen Emanzipation interessiert waren. 1977 hatte sie in der ersten Ausgabe der Frauenzeitschrift «Emma» öffentlich erklärt: „Ich bin Feministin.“ So definierte sie sich bis ins hohe Lebensalter. 2004 arbeitete die 87-Jährige noch zweimal wöchentlich am Sigmund-Freud-Institut mit Patienten, und hielt bis zu ihrem Tod im Alter von 94 Jahren „gelegentlich Sitzungen“ ab.

Mitgliedschaften

MM gehörte der Deutschen und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung an und war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland sowie zeitweise des Beirates des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Seit 2004 war MM Mitglied im Kuratorium der Stiftung medico international.

Auszeichnungen und Ehrungen

1982: Wilhelm-Leuschner-Medaille

1984: Kulturpreis der Stadt Flensburg, der erstmals einer Frau überreicht wurde.

1990: Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main

2001: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – für ihre „Verdienste um das Allgemeinwohl“

2005: Erneute Ehrung durch die Stadt Frankfurt, indem sie den mit 10.000 Euro dotierten Tony-Sender-Preis für ihr jahrelanges frauenpolitisches Engagement und ihren Einsatz für die Gleichberechtigung erhielt. Die Laudatio sprach Alice Schwarzer.

2013 wurde im Frankfurter Westend eine Grünfläche nach den Eheleuten Mitscherlich in „Mitscherlichplatz“ benannt.

Kritik

Die Politikwissenschaftlerin Ljiljana Radonić schreibt, dass Mitscherlich Frauen in ihrem Buch Die friedfertige Frau einseitig als Opfer des Nationalsozialismus darstelle und ausgerechnet jene Schuldabwehr anwende, die sie in der Unfähigkeit zu trauern ausführlich reflektiert hatte. In ihrem Werk «Die friedfertige Antisemitin» „widerlegt Radonic Margarete Mitscherlichs Thesen vom Opfer-Mythos und der friedfertigen Natur ‚der Frau‘, welche als beispielhaft für den Umgang der Frauenbewegung mit der Rolle ‚der Frau‘ im NS und ihrem Antisemitismus gelten können …“. Weiter meint Radonic in ihrer Studie, dass die autoritäre Persönlichkeit im Grunde geschlechtlich undefiniert gefasst werden müsse, denn sowohl Männer als auch Frauen mit autoritärer Persönlichkeitsstruktur rebellierten konformistisch und projizierten verdrängte Regungen auf Outgroups. So sei etwa auch die Funktionsweise des Antisemitismus bei Männern und Frauen grundsätzlich gleich.

Der Soziologe Gerhard Amendt kritisierte den fehlenden wissenschaftlichen Nachweis von Mitscherlichs Thesen und erklärte den Erfolg des Buches damit, dass es „dem inneren Wunsch der meisten Frauenbewegten, dass es doch so sein möge“, entsprochen habe.

Interviews

Guido Mingels: Margarete Mitscherlich, Teil 1. (Memento vom 4. Oktober 2007 im Internet Archive) In: Das Magazin (Schweiz), 11. Mai 2007, Zürich.

Christine Eichel: Vorbild um den Preis der Lüge? – Interview über Günter Grass; Cicero (Zeitschrift). September 2000.

Lena Prieger und Oliver Das Gupta „Ohne Angst würden wir fett.“ Süddeutsche Zeitung, 13. Juni 2012, abgerufen am 14. August 2020. – Ein Blick auf 60 Jahre Bundesrepublik.

„Die Radikalität des Alters.“ – Ein Gespräch über ihr Buch Die Radikalität des Alters mit Ingo Kahle, in: Inforadio, 23. September 2010.

„Gegen die Angst“, letztes Interview mit Margarete Mitscherlich, in: agora42, Ausgabe Alt&Jung, März/April 2012 (abgerufen am 20. Juli 2012).

Alice Schwarzer: Margarete Mitscherlich, Psychoanalytikerin. Erstveröffentlicht in Emma 7/1985, In: Alice Schwarzer porträtiert Vorbilder und Idole, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003.

Schriften

zus. m. Alexander Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens; 1967

zus. m. Alexander Mitscherlich, Die Idee des Friedens und die menschliche Aggressivität; 1969

zus. m. Alexander Mitscherlich, Eine deutsche Art zu lieben; 1970

Müssen wir hassen? 1972

Das Ende der Vorbilder; 1978

Die friedfertige Frau; 1985

Die Zukunft ist weiblich; 1987

Erinnerungsarbeit; 1987

Über die Mühsal der Emanzipation; 1990

Wir haben ein Berührungstabu: M. M. und Brigitte Burmeister, 1991, Hamburg, KleinVerlag

Das Ende der Vorbilder. Vom Nutzen und Nachteil der Idealisierung., Überarb. Neuausg. (Oktober 1990)

Erinnerungsarbeit – Zur Psychoanalyse der Unfähigkeit zu trauern. Frankfurt am Main 1993

Autobiografie und Lebenswerk einer Psychoanalytikerin, Picus Verlag

Eine unbeugsame Frau. Im Gespräch mit Kathrin Tsainis und Monika Held. Diana Verlag 2007

Die Radikalität des Alters. Einsichten einer Psychoanalytikerin. 5. Aufl., Fischer, Frankfurt am Main 2010

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht. Fischer, Frankfurt am Main 2013

Literatur

Christiane Schroer und Ingrid Moeslein-Teising (Hrsg.): Keine friedfertige Frau – Margarete Mitscherlich-Nielsen, die Psychoanalyse und der Feminismus. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014

Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008.

Bettina Flitner: Frauen mit Visionen – 48 Europäerinnen. Mit Texten von Alice Schwarzer. Knesebeck, München 2004

Alice Schwarzer: Margarete Mitscherlich, Psychoanalytikerin in: Alice Schwarzer porträtiert Vorbilder und Idole. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003 (Erstveröffentlichung in EMMA 7/1985)

Karola Brede: Befreiung zum Widerstand. Aufsätze über Feminismus, Psychoanalyse und Politik. Margarete Mitscherlich zum 70. Geburtstag. Fischer, Frankfurt am Main 1987 (Fischer. 6789). Mit Texten von Ute und Jürgen Habermas, Maya Nadig, Paul Parin, Volkmar Sigusch, Thure von Uexküll u. a.

Felizitas von Schönborn: Margarete Mitscherlich. Zwischen Psychoanalyse und Frauenbewegung. Ein Porträt. Fischer, Frankfurt am Main 1997

Margarete Mitscherlich zum 80. Geburtstag. Ansprachen zur Festveranstaltung. Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt/M. 1997. (Auch: Psyche Sonderheft. Klett-Cotta, Stuttgart 1997). Mit Beiträgen von Jan Philipp Reemtsma, Volkmar Sigusch, Mario Erdheim und Reimut Reiche. Stuttgart: Klett-Cotta 1997

Filme

Mit Streit und Seele. Die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich. Dokumentarfilm, Deutschland, 1998, 43:30 Min., Buch und Regie: Helga Dierichs, Produktion: hr, Inhaltsangabe von ARD.

Geistesgegenwart – Die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 45 Min., Buch und Regie: Birgit Schulz, Produktion: Bildersturm, arte, WDR, Inhaltsangabe.

Alexander & Margarete

Mitscherlich.

Die Unfähigkeit zu trauern» (1967)

Eurovision Song Contest in Düsseldorf,

Wetten, dass…

Thomas Gottschalk

2012

Richard A. Isay (* 1934 in Pittsburgh, Pennsylvania; † 2012 in New York City) war ein US-amerikan. Psychiater. Er war Professor für Psychiatrie am Weill Cornell Medical College der Cornell University. Er setzte sich für eine veränderte und liberale Sichtweise der Psychoanalyse auf die Homosexualität ein.

Nach seiner Ausbildung am Haverford College und der School of Medicine and Dentistry der University of Rochester schloss er seine Psychiatrie-Ausbildung an der Yale University ab und war dann am Western New England Psychoanalytic Institute tätig.

Obwohl die American Psychiatric Association Homosexualität bereits seit 1973 nicht mehr als Krankheit einordnete, blieb die Sichtweise zahlreicher Mitglieder der American Psychoanalytic Association unverändert, wogegen Isay sich engagierte. 1992 drohte Isay – selbst homosexuell – der Fachgesellschaft mit einem Prozess, sollten die Mitglieder die Diskriminierung von Homosexuellen nicht einstellen. Unterstützt wurde Isay von der American Civil Liberties Union (ACLU). Die Gesellschaft sprach sich daraufhin gegen die Diskriminierung homosexueller Mitglieder aus und unterstützte ab 1997 die gleichgeschlechtliche Ehe.

Isay war in erster Ehe mit Jane verheiratet, in dieser Zeit versuchte er, seine homosexuelle Orientierung zu ändern. Die Ehe wurde 1989, neun Jahre nach seinem Coming Out gegenüber seiner Ehefrau, geschieden. Er lebte anschließend mit Gordon zusammen, den er 2011 heiratete. Isay starb an einer Krebserkrankung. Er hatte zwei Söhne aus erster Ehe.

Er schrieb über das Thema Psychoanalytik und Homosexualität; zu den Texten gehört unter anderem «Being Homosexual». Er gewann 1988 den Lambda Literary Award. 2003 hatte Isay einen Auftritt in dem Film America Undercover – Why Am I Gay? Stories of Coming Out in America.

Werke (Auswahl)

Being Homosexual: Gay Men and Their Development. (Farrar Straus & Giroux), 1988.

Auf dt. Schwul sein. Die Entwicklung des Homosexuellen. Piper, München und Zürich 1990

Becoming Gay: The Journey to Self Acceptance. 1997.

Commitment and Healing: Gay Men and the Need for Romantic Love. 2006.

Literatur

Denise Grady: Dr. Richard Isay, Who Fought Illness Tag for Gays, Dies at 77. In: The New York Times. 29. Juni 2012.

Robert Mitchell: An Interview with Richard A. Isay, MD. In: Journal of Gay & Lesbian Psychotherapy. 6, 2003.

Isay. Being Homosexual.

Psychoanalytik und Homosexualität

Das Foto «Rhein II» von Andreas Gursky erzielt bei einer Auktion von Christie’s in New York einen Preis von über 3 Mio Euro und wird damit zur teuersten Fotografie der Welt.

Andreas Gursky

2012

Karl-Hans Arndt (* 1935 in Wittenberg; † 2012 in Erfurt) war ein dt. Arzt, Chirurg und Sportmediziner.

Ausbildung und Laufbahn

KHA absolvierte ab 1956 das Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin und der Medizinischen Akademie Erfurt, das er 1962 mit Staatsexamen abschloss. Im selben Jahr wurde er mit der Dissertationsschrift «Die Geschichte der Pest in Erfurt seit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges» (1625–1739), die das Prädikat magna cum laude erhielt, zum Dr. med. promoviert.

Nach chirurg. Facharztausbildung und Tätigkeit in der Unfallchirurgie an der Medizinischen Akademie Erfurt beendete er 1969 ein externes Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig als Diplomsportlehrer. Der Erwerb des Facharztes für Sportmedizin folgte 1971. 1973 erwarb er die Promotion B (Habilitation) mit der Habilitationsschrift «Untersuchungen zum Problem der subkutanen Achillessehnenrupturen unter traumatologischen und sportpraktischen Aspekten».

Von 1968 bis 1990 war KHA im Sportmedizinischen Dienst Erfurt als Kreissportarzt und Leiter der Abteilung Volkssport tätig. Durchgehend wurden sportmedizinische Lehraufträge an versch Hochschulen und Universitäten wahrgenommen. KHA war stets parteilos und kein Reisekader. Eine akadem. Karriere blieb ihm in der DDR versagt. Eine Berufung als a.o.Dozent an der Medizinischen Akademie Erfurt erfolgte erst 1986, als Honorarprofessor 1997 an der Universität Erfurt.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und Erwerb des Facharztes für Öffentliches Gesundheitswesen war Arndt bis 2002 als Amtsarzt und Leiter des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Erfurt tätig.

Arndt war verheiratet mit der Ärztin Christel Arndt, aus der Ehe ging eine Tochter hervor.

Aktivitäten für Sport und Sportmedizin

Insgesamt wurden von ihm mehr als 500 regionale, zentrale und internationale Sportveranstaltungen sportärztlich organisiert und betreut, was sich in entsprechenden Publikationen niederschlug. Arndt war Mitglied der Ärztekommissionen des Ringer-Verbandes und des Turn-Verbandes der DDR. Im 1990 gegründeten Triathlon-Verband der DDR fungierte er als Verbandsarzt. Nach der Wahl zum Generalsekretär der Gesellschaft für Sportmedizin der DDR 1981 bekleidete Arndt diese Funktion ehrenamtlich bis 1990.

Den im Mai 1990 gegründeten Thüringer Sportärztebund führte er als 1. Vorsitzender bis 2004. Im Oktober 1990 erklärte er beim 32. Deutschen Sportärztekongress in München für die inzwischen gebildeten Landessportärzte-Verbände der neuen Bundesländer den Beitritt zum Deutschen Sportärztebund. Seit 1985 aktiver Triathlet, war er von 1990 bis 2000 auch Präsident des Thüringer Triathlon-Verbandes.

Vor und nach der sog. «Wende» organisierte und leitete Arndt eine Vielzahl sportmedizin. Weiterbildungsveranstaltungen, Tagungen und Kongresse, darunter die Thüringer Läufertreffen (1979–1998), das Vereinigungssymposium Sportmedizin gestern – heute – morgen 1992 in Oberhof und den 37. Deutschen Sportärztekongress 2001 in Rotenburg/Fulda. Er war Mitglied des wissenschaftl.Beirats der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin.

Zur Vorbereitung der 100-Jahr-Feier der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin 2012 in Berlin hat Arndt noch maßgeblich die Festschrift gestaltet.

Veröffentlichungen

Arndt publizierte rund 250 Abhandlungen sporttraumatologischen, sportmedizinischen und medizinhistorischen Inhalts, darunter 8 Bücher und Monografien u. a.:

Achillessehnenruptur und Sport. Barth, Leipzig 1976.

Sportmedizinische Betreuung bei Sportveranstaltungen. 1. Auflage. Barth, Leipzig 1986. (2., neu bearbeitete Auflage. Barth, Leipzig/ Berlin/ Heidelberg 1992).

als Hrsg.: Sportmedizin in der ärztlichen Praxis. Barth, Heidelberg/ Leipzig 1998

mit K. Tittel und W. Hollmann (Hrsg.): Sportmedizin gestern – heute – morgen. Barth, Leipzig/ Berlin/ Heidelberg 1993

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)

1966 Ehrenurkunde der 8. Gardearmee der GSSD

1977 Verleihung des Titels Medizinalrat

1980 Goldenes Traditionsabzeichen der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig

1982 Ehrenplakette der Gesellschaft für Sportmedizin der DDR

1987 GutsMuths-Preis

2000 Ehrenpräsident des Thüringer Triathlon-Verbandes

2003 Goldenes Ehrenzeichen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention

2004 Ehrenvorsitzender des Thüringer Sportärztebundes

2005 Bundesverdienstkreuz am Bande für das Lebenswerk

Literatur

W. Hollmann, K. Tittel: Geschichte der deutschen Sportmedizin. Druckhaus Gera, 2008.

Eberhard Greiner: Prof. Karl-Hans Arndt 65 Jahre. In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 52, 1, 2001

Arndt. Sportmedizin in der DDR

Skype

Hochtief

2012

Heinz August Staab (* 1926 in Darmstadt; † 2012 in Berlin) war ein dt. Chemiker und von 1984 bis 1990 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Dem Studium der Chemie an den Universitäten Marburg und Tübingen mit dem Abschluss als Dipl.-Chemiker folgte die Promotion 1953 in Heidelberg. Als Post-Doktorand war er bei Richard Kuhn am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, wobei er gleichzeitig noch Medizin studierte und 1960 zum Dr. med. promovierte. 1957 habilitierte er in Heidelberg. 1962 wurde er als Extraordinarius für Organische Chemie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg berufen. Ab 1963 wirkte Staab dort als Ordinarius und wurde 1974 Direktor der Abteilung Organische Chemie am MPI für medizinische Forschung in Heidelberg. 1966 bis 1968 war er Dekan an der Universität und 1968 bis 1970 Prorektor. 1996 wurde er emeritiert.

1981 bis 1982 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Von 1984 bis 1990 war er Präsident der MPI zur Förderung der Wissenschaften.

Staab arbeitete auf dem Gebiet der heterocyclischen Chemie. Er beschäftigte sich mit kinetischen und spektroskop. Untersuchungen dieser Verbindungsgruppe und mit Anwendung in der präparativen organischen Chemie. Weitere Forschungsschwerpunkte waren die physikalische und synthetische organische Chemie sowie die bioorganische Chemie, im Besonderen waren es Untersuchungen der Molekülstruktur und deren Beziehungen zu physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften.

In den 1950er Jahren führte er Carbonyldiimidazol (auch Staab-Reagenz) als Phosgen-Ersatz in die organ. Synthese ein und speziell die Peptidchemie, wo es weite Verwendung fand.

Kekulen

1978 gelang ihm mit seinem Doktoranden François Diederich die Synthese eines Rings aus 12 Benzolringen, Kekulen genannt, daran und an anderen benzannelierten Verbindungen untersuchte er die Aromatizität (benzenoide und annulenoide Aromatizität). Sie waren auch erste Beispiele formversteifter Makrozyklen. Anfang der 1970er Jahre synthetisierte er Cyclophane (Aromate mit Brücken) und untersuchte mit ihnen Landungstransfer- und Elektronentransferreaktionen. Unter anderem synthetisierte und untersuchte er so Modelle für den photochemisch induzierten Elektronentransfer bei der Photosynthese (unter früher Verwendung von Laserspektroskopie mit kurzen Pulsen in der organischen Chemie).

Bekannt ist er auch durch sein 1959 erstmals erschienenes Lehrbuch «Theoretische Organische Chemie», in der er auch die damals neuen spektroskop. Methoden wie NMR-Spektroskopie für Organische Chemiker darstellte. Er veröffentlichte über 340 wissenschaftl. Arbeiten.

Als Max-Planck-Präsident kümmerte er sich besonders um Beziehungen zu Israel und förderte die Aufklärung der Verstrickung dt.Wissenschaft in den Nationalsozialismus.

Ehrungen und Mitgliedschaften

Staab war Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und von 1994 bis 1996 deren Präsident. Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 1974) und der Academia Europaea. Weiterhin war er korrespondierendes Mitglied der Österreich. Akademie der Wissenschaften, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Russ. Akademie der Wissenschaften.

Er war Ehrenmitglied der Indian Academy of Sciences; von der Academia Sinica wurde er mit einer Ehrenprofessur ausgezeichnet, ebenfalls war er Ehrendoktor des Weizmann-Instituts. 1979 erhielt er die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze der Gesellschaft Deutscher Chemiker. 1991 verlieh ihm Ministerpräsident Erwin Teufel die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 1996 wurde er mit der Harnack-Medaille, der höchsten Auszeichnung für besondere Verdienste um die Max-Planck-Gesellschaft, ausgezeichnet. 1999 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), deren Präsident er von 1984 bis 1985 war.

1976 bis 1979 war er Mitglied des Wissenschaftsrats der BR Deutschland.

Werke

Heinz A. Staab: Einführung in die theoretische organische Chemie, Verlag Chemie, Weinheim 1959 (zahlreiche Neuauflagen und Nachdrucke)

Heinz A. Staab: Zur Entstehung des Neuen in den Naturwissenschaften – dargestellt an einem Beispiel der Chemiegeschichte, Sitzungsberichte Heidelberger Akad. Wiss., Math.-Naturwiss. Klasse 1985.

Peter Frieß, Andreas Fickers (Hrsg.): Heinz A. Staab und Michael Sela sprechen über die wissenschaftl. Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland als Grundlage für die Völkerverständigung (= TechnikDialog, Heft 4), Deutsches Museum, Bonn 1995 (die ISBN 3-924183-93-7 wurde zweimal vergeben).

Staab und die Kekulene.

Staab-Reagenz

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2012

Martin Goldstein (* 1927 in Bielefeld; † 2012 in Düsseldorf-Garath) war ein dt. Arzt, Psychotherapeut, Autor und evangel. (!) Religionslehrer jüd. Herkunft….

Er schrieb unter den Pseudonymen Dr. (Jochen) Sommer und Dr. Alexander Korff von 1969 bis 1984 in der Zeitschrift Bravo. Als Dr. Sommer leitete er ein Team, das die Fragen von jugendlichen Lesern zu Sexualität und Liebe beantwortete. Mit der Feststellung, Masturbation mache „weder krank noch schwul noch unfruchtbar“, brachte er die Bravo 1972 auf den Index.

Martin Goldsteins Eltern waren Protestanten, sein Vater Ernst Goldstein stammte aus einer jüd. Familie.

1939 wurde die Familie von den dt. Behörden aufgefordert, ihre Wohnung zu verlassen und in das „Judenhaus“ zu ziehen.

1942 musste er wegen seiner im nationalsozialist. Jargon „halbjüdischen“ Herkunft auch die Schule verlassen und eine handwerkliche Ausbildung beginnen. September 1944 wurde er gemeinsam mit seinem Vater Ernst und seinem Bruder Franz in das Zwangsarbeitslager in Tröglitz bei Zeitz im heutigen Sachsen-Anhalt gebracht, aus dem seine Mutter ihn herausholen konnte, da sein Ausbildungsbetrieb ihn angefordert hatte.

Nachdem im Februar 1945 zunächst sein Vater Ernst in das KZ Theresienstadt deportiert wurde – er überlebte die Haft im Konzentrationslager –, erhielt auch Martin Goldstein im März 1945 einen Befehl, sich zur Deportation einzufinden. Er flüchtete und versteckte sich in einem Wald bei Bielefeld.

Nach Ende des II. Weltkrieges holte er 1947 das Abitur nach und studierte in Göttingen Medizin. An der Medizinischen Akademie Düsseldorf wurde er 1954 zum Dr. med. promoviert. Danach wurde er Leiter einer evangel. Anlaufstelle für Jugendliche in Düsseldorf-Eller.

Von 1969 bis 1984 schrieb er für die Zeitschrift Bravo, ab 1975 war er zudem als ärztl. Psychotherapeut in eigener Praxis in Düsseldorf tätig. 2000 ging er in den Ruhestand.

Martin Goldstein war verheiratet und hatte drei Kinder. Zuletzt wohnte er mit seiner Lebensgefährtin in einer Wohngemeinschaft.

Veröffentlichungen

«Über die Bestimmung von Penicillin im Blut und Liquor cerebrospinalis». Dissertation. Düsseldorf 1954

Beitrag in Fragen und Aufgaben der Geschlechtserziehung heute. Kreuz-Verlag, Stuttgart/Berlin 1965

Die Beziehung der Geschlechter. Veränderungen, Probleme und Aufgaben. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal-Barmen 1966

Anders als bei Schmetterlingen. Er und sie und ihre Liebe. Grafik: Heinz Edelmann. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal 1967

Lexikon der Sexualität. 400mal Auskunft, Antwort und Beschreibung. Mit Fotografien von Will McBride. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal 1970; Taschenbuchausgabe: Lexikon der Sexualaufklärung. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1972

Teenagerliebe – von der Aufklärung zur Initiation. Ein Buch für Eltern und Erzieher und ebenso für Jugendliche. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2009

Dr. Sommer. Aufklärung mit «Bravo»

Marslandung des NASA-Rovers Curiosity und des Mars Science Laboratory

2012

Thomas Stephen Szasz (* 1920 als Tamás István Szász in Budapest; † 2012 in Manlius, New York) war ein ungar.-US-amerikan. Psychiater. Szasz wurde bekannt durch seine Kritik an den moralischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Psychiatrie. Er wird teilw. der sog. Antipsychiatrie zugerechnet und gilt als Mitbegründer dieser Bewegung, wandte sich selbst allerdings vehement gegen diese Einordnung.

Nachdem Szász 1938 in die USA emigriert war, studierte er an der Universität von Cincinnati Physik und Medizin. 1944 machte er seinen Doktor der Medizin und begann eine Ausbildung als Psychoanalytiker am Chicago Institute for Psychoanalysis. 1948 eröffnete er eine psychoanalytische Praxis. Von 1956 bis zur Emeritierung im Jahr 1990 war Szasz Professor für Psychiatrie an der State University of New York in Syracuse. Er starb 2012 an den Folgen eines Sturzes. TS war Fellow der American Psychiatric Association und Mitglied der American Psychoanalytic Association.

Szász gründete auch zusammen mit der Scientology-Organisation die amerikan. Citizens Commission on Human Rights (CCHR), distanzierte sich aber von dem Eindruck, dass diese Zusammenarbeit mehr als ein Zweckbündnis und dass er selbst Scientologe wäre. Mike Gormez, ein prominenter Scientology-Kritiker, hält diese Zusammenarbeit für naiv, unüberlegt und ethisch fragwürdig und warf Szasz vor, sich instrumentalisieren zu lassen.

Seinen Ruf als vehementer Gegner der Zwangspsychiatrie begründete TS vor allem mit seinem Hauptwerk «The Myth of Mental Illness», in dem er 1961 die Theorie aufstellte, dass Konzepte wie psych. Normalität und Verrücktheit willkürliche Definitionen sind. Anders als Krankheiten, die auf körperl. Ursachen basieren, ließen sich für die meisten psychiatrisch definierten Erkrankungen keine eindeutigen Ursachen finden. Die Diagnose einer psychischen Störung erfolge aufgrund subjektiver Bewertungen anstatt objektiver, empirisch überprüfbarer Kriterien. Die Abgrenzung von Normalität und Verrücktsein diene lediglich dazu, gesellschaftliche Konformität zu erzwingen, und trage die Gefahr in sich, als Machtmittel zur Ausgrenzung Andersdenkender missbraucht zu werden. Ausgehend von diesen Überlegungen trat TS für eine strikte Trennung von Psychiatrie und Staat ein. Zwangseinweisungen in psychiatr. Kliniken verurteilte er als Verletzung der Menschenrechte. Eine weitere wichtige, seit Anfang der 1970er Jahre wiederholt gestellte Forderung von Szasz ist die Freigabe aller Drogen an Erwachsene: Das Recht auf Selbstmedikation.

Durch sein Buch «Grausames Mitleid» wurde das Ansehen von Szasz zumindest in Teilen der dt. Anti-Psychiatriebewegung beschädigt. So warf ihm der Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. im Jahr 1998 „Primitivstkapitalismus“, die Ausgrenzung sozial Benachteiligter und ein Eintreten für die Abschaffung des Sozialstaates vor – dies ausdrücklich unbenommen der historischen Verdienste von Thomas Szasz um die Kritik der Psychiatrie.

Szasz über den Begriff Antipsychiatrie

… «Ich wehre mich energisch gegen die Antipsychiatrie. Meine Kritik richtet sich ausschließlich gegen psychiatrischen Zwang». Das selbst-stigmatisierende Etikett „Antipsychiatrie“ war ein Gemeinschaftsprodukt von Ronald D. Laing und David Cooper. So wäre es z.B.völliger Unsinn, einen Mediziner, der Zwangsbehandlung auf dem Gebiet der Dermatologie kritisiert, einen „Antidermatologen“ zu nennen oder einen Kritiker der Onkologie „Antionkologen“ oder einen kritischen Augenarzt einen „Antiaugenarzt“. Genauso unsinnig ist es, einen Kritiker psychiatrischer Zwangsbehandlung einen „Antipsychiater“ zu nennen. Dieser Begriff zeigt eigentlich nur, dass sich die Psychiatrie ausschließlich über Zwang definiert, nicht über Heilungsabsicht.

Ehrungen

2002: Erster Preisträger des Freiheitspreises der Irren-Offensive.

Schriften (Auswahl)

The myth of mental illness. In: American psychologist. Bd. 15 (1960), H. 2.

Geisteskrankheit – ein moderner Mythos? Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens. Olten/Freiburg im Breisgau 1972 (Originaltitel: The Myth of Mental Illness. Foundations of a Theory of Personal Conduct. New York 1961)

Die Fabrikation des Wahnsinns. Olten/Freiburg im Breisgau 1974 (Orig.: The manufacture of madness. A comparative study of the inquisition and the Mental Health Movement. New York 1970.)

Psychiatrie, die verschleierte Macht, Olten/Freiburg im Breisgau 1975

Recht, Freiheit und Psychiatrie. Auf dem Weg zum therapeutischen Staat? Wien/München/Zürich 1978. Fischer Taschenbuch 6722 (Orig.: Law, Liberty, and Psychiatry. An Inquiry into the Social Uses of Mental Health Practices. New York 1963)

Das Ritual der Drogen. Wien, München, Zürich 1978 (Orig.: Ceremonial Chemistry: The Ritual Persecution of Drugs, Addicts, and Pushers. London 1974).

Schizophrenie. Das heilige Symbol der Psychiatrie. Frankfurt am Main 1979 (Orig.: Schizophrenia: The Sacred Symbol of Psychiatry. New York 1976).

Theologie der Medizin. Europaverlag, Wien 1980

Der Mythos der Psychotherapie. Europaverlag, Wien 1982

Das Psychiatrische Testament – Ein neuer Gesetzesmechanismus, um Menschen vor „Psychosen“ und vor der Psychiatrie zu schützen. Antipsychiatrieverlag, Berlin 1987.

Grausames Mitleid. Über die Aussonderung unerwünschter Menschen. Frankfurt am Main 1997 (Orig.: Cruel Compassion: Psychiatric Control of Society’s Unwanted. New York 1994.).

„My madness saved me“. The madness and marriage of Virginia Woolf. Transaction Publishers, New Brunswick, N.J.,

Literatur

Josef Rattner: Thomas Szasz. In: J. Rattner: Klassiker der Psychoanalyse. 2. Auflage. Beltz, Weinheim 1995 (früherer Titel: Klassiker der Tiefenpsychologie)

Rezensionen

Kerstin Kempker: Rezension des Buches „Grausames Mitleid – Über die Aussonderung unerwünschter Menschen“ von Thomas S. Szasz. In: antipsychiatrieverlag.de. 1998.

Szasz. Antipsychiatrie & Scientology

Hannover-Messe, CEBIT, gamescom, IAA, IFA, ITB

2012

Eric Sidney Watkins (* 1928 in Liverpool, GB; † 2012 in London), allgemein auch als «Professor Sid» bekannt, war ein brit. Neurochirurg, der von 1978 bis 2004 Chefarzt der FIA für Formel-1-Rennen war.

Watkins studierte Medizin an der Universität von Liverpool und beendete sein Studium 1952. Danach arbeitete er für das Royal Army Medical Corps in West-Afrika, undkehrte darauf nach GB zurück, um sich an der Universität Oxford auf Neurochirurgie zu spezialisieren. Zu dieser Zeit begann er sich auch für Motorsport zu interessieren und arbeitete in seiner Freizeit als Rennarzt auf dem Silverstone Circuit.

Watkins ging nach Syracuse, um Professor der Neurochirurgie an der State University of New York zu werden. Er kehrte jedoch bald nach England zurück und wurde Chef der Neurochirurgie am London Hospital.

Formel-1-Karriere

Sid Watkins und ein weiterer Unfallhelfer versorgen den verunglückten Ralf Schumacher beim Großen Preis der USA 2004

Im Jahr 1978 traf er Bernie Ecclestone, der zu dieser Zeit Manager des Brabham-Teams war und Watkins anbot, den Posten als Formel-1-Rennarzt zu übernehmen. Watkins nahm den Posten an und die FIA erkannte im Laufe der Jahre, dass er einen großen Anteil an der Modernisierung der medizin. Standards der Formel 1 hatte. Als Chefarzt saß Watkins bei jedem Rennen im Medical Car. Beim freien Training zum Großen Preis von Australien 1995, dem Saisonfinale in Adelaide, musste der Rennarzt bei dem schwer verunglückten Mika Häkkinen noch vor Ort einen Luftröhrenschnitt vornehmen.

2004 trat er von allen medizin. Posten der FIA zurück, blieb aber weiterhin Präsident des FIA Institute for Motor Sport Safety.

2002 wurde Watkins Mitglied des Order of the British Empire. Die Universität Liverpool verlieh ihm 2004 ein Ehrendoktorat. 2004 wurde er erster Präsident der FIA Foundation for the Automobile and Society und im selben Jahr wurde er erster Präsident des FIA Institute for Motor Sport Safety (FIA Institut für Motorsport-Sicherheit), die beide aufgrund des hundertjährigen Bestehens der FIA gegründet worden waren.

Watkins war auch Autor und Co-Autor mehrerer Bücher über Rennsicherheit. Er war verheiratet und hatte vier Söhne und zwei Töchter. SW verstarb 2012 im Alter von 84 Jahren an Krebs.

Veröffentlichungen

Sid Watkins: Life at the Limit: Triumph and Tragedy in Formula One. Motorbooks Intl. 1996

Sid Watkins, David Tremayne: The Science of Safety: The Battle Against Unacceptable Risks in Motor Racing. Haynes Publications 2000.

Sid Watkins, Jackie Stewart: Beyond the Limit. Pan Books 2002

Watkins. Der Neurochirurg als «Rennarzt» in der Formel I

wik

250. Todestag der ersten promovierten deutschen Ärztin Dorothea Christiane Erxleben am 13. Juni

2012

Joseph Edward Murray (* 1919 in Milford, Massachusetts; † 2012 in Boston, Massachusetts war ein US-amerikan. Chirurg und Pionier der Nierentransplantation. 1990 erhielt er zusammen mit E. Donnall Thomas den Nobelpreis für Medizin für die „Einführung der Methode der Übertragung von Gewebe und Organen als klinische Behandlungspraxis in die Humanmedizin“ (einen blöderen Titel kann man sich nicht einfallen lassen…).

NB: Den folgenden Eintrag in wiki habe ich im Prinzip so wörtlich übernommen – er hat mich ob seines naiven Narrativs gerührt…).

JEM wurde als Sohn des Anwaltes William Murray und dessen Ehefrau, der Lehrerin Mary DePasquale, in Milfort geboren. Er hatte eine glückliche Kindheit und besuchte die allgemeinbildenden Schulen an seinem Heimatort. Bereits während seiner High-School Zeit hatte er den Berufswunsch Arzt zu werden. In seiner Freizeit war er ein begeisterter Allroundsportler, las gern und viel. Für sein Studienziel hatte er sich am Holy Cross Collage in Worchester/Massachusetts beworben. Bei der Aufnahmeprüfung wurde er gefragt, warum er gerade diese Universität ausgewählt habe. Er antwortete darauf, dass ihm die freie Wissenschaftsentwicklung und eine exzellente Wissensvermittlung recht wichtig wären. Daraufhin wurde er angenommen.

Murray studierte am Holy Cross College (Bachelor 1940) und der Harvard Medical School (Abschluss 1943). Während der Zeit an der Harvard University fand er vor allem die Praxis der Operationen „spannend und aufregend“. Am meisten faszinierte ihn aber die Forschungsarbeit. Zwei seiner Lehrer, der Chirurg Francis Daniels Moore (1913–2012) und der Endokrinologe George W. Thorn (1906–2004) hatten während dieser Zeit einen besonderen Einfluss auf seine berufl. Karriere. Das Studium schloss er mit „Auszeichnung“ ab. Nach dem Studienabschluss und zwei Praktika im Peter Bent Brigham Hospital und dem Children´s Hospital in Bosten ging er 1944 zur US-Army in den Bereich des Medical Corps.

JEM war seit 1945 mit Ehefrau Bobby verheiratet. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor.

Bei der US-Army war JEM im Vally Forge General Hospital in der Nähe von Philadelphia stationiert. Hier wurden vor allem Kriegsopfer mit schweren Verbrennungen und entstellenden Wunden behandelt. In seiner Abteilung, der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie war er der jüngste Arzt. Er führte in dieser Zeit vor allem zahlreiche Hautplantationen durch und arbeitete dabei eng mit den Chirurgen James Barret Brown (1899–1971) und Bradfort Cannon (1907–2005) zusammen. Dabei stellte er fest, dass das Immunsystem von Patienten zeitweilig manipuliert werden kann und dadurch ein langfristiges Akzeptieren der Transplantate durch den Körper erreicht werden kann. Tief beeindruckt war er dabei von dem durch Mut und Glauben zu leben, stark beeinflussbaren Willen und Geist seiner dort behandelten Patienten. Von der US-Army 1947 zurückgekehrt absolvierte er am Brigham Hospital und am Children’s Hospital eine allgemeine chirurgische und plastisch-chirurgische Ausbildung. Diese vervollständigte er dann in New York auf dem Gebiet der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie bei Dr. Hayes Martin und Dr. Herb Conway.

1951 eröffnete JEM im Brigham Hospital eine Privatpraxis für Allgemeine und Plastische Chirurgie. Dabei erwarb er sich zunehmend einen Ruf als Experte für die chirurg Behandlung von aggressiven Hals- und Kopftumoren. Zu dieser Zeit wurde von Dr. Thorn und später Dr. Moore in diesem Hospital ein experimentelles Nierentransplantationsprogramm durchgeführt. Ihm wurde die Möglichkeit angeboten zusätzlich für dieses Programm im Harvard Surgical Research Laboratory zu arbeiten. Nach gründl. Überlegung sagte er, vor allem aus Respekt vor den Leistungen von Dr. Thorn und Dr. Moore, zu. Als jedoch einer der Leiter des Projektes zum Koreakrieg einberufen wurde übernahm Murray die Leitung des Labors.

Das Team um ihn herum hatte festgestellt, dass Reimplantationen bei Hunden (also mit dem gleichen Organ, das man vorher entfernt hatte) ohne Abstoßungen funktionieren. Sie glaubten deshalb, dass es sich beim Menschen ähnlich verhält. Ohne aber eine Möglichkeit zur Kontrolle der Immunabstoßung zu haben, wollten sie dieses Risiko nicht eingehen. Ähnliche Erfahrungen lagen aus dem Bereich der Hautimplantationen vor.

Als 1954 der Patient Richard Herrick mit akutem Nierenversagen, zusammen mit seinem Zwillingsbruder im Brigham Hospital eingeliefert wurde, führten die Ärzte mehrere Tests durch, um seine genet. Identität bestätigt zu bekommen. Als sich aber der Akutzustand drastisch verschlimmerte, entschloss sich das Team um Murray zur Transplantation. Die Operation verlief ohne Komplikationen und der Patient lebte noch bis 1962.

1956 transplantierte Murray dann der damals 21-jährigen Edith Helm eine Niere ihrer Zwillingsschwester. Die Empfängerin erholte sich gut nach der Operation, brachte ein Jahr später ein Kind zur Welt und starb erst 2011 mit 76 Jahren.

Diese ersten Erfolge konnten durch das Ärzteteam1959, nun mit einem genetisch nicht identischen Zwillingsbruder wiederholt werden. Mit massiver Röntgenstrahlung hatte Murray den Abstoßungsprozess unterdrücken können. Hier lebte der Patient anschließend noch weitere 30 Jahre. Doch noch war das Rätsel möglicher Immunabstoßungen nicht gelöst. Intensiv forschte Murray mit seinen Kollegen nach einer chemischen Substanz, die ihnen die Gewähr dafür gab, dass es im Körper des Patienten nicht zu Abstoßungsreaktionen kam. Darin bestand nunmehr die dritte Leistung Joseph Murray´s, ein solches Mittel gefunden zu haben. In enger Zusammenarbeit mit den Biochemikern George Herbert Hitchings (1905–1998) und Gertrude Belle Elion (1918–1999) gelang es mögliche Substanzen, die diesen Prozess positiv beeinflussen, zu finden. Sie testeten mehr als 20 Derivate und kamen zu der Schlussfolgerung, dass der Stoff Azathioprin die besten Eigenschaften dafür aufwies. Doch erst 1962 war die geeignete Zusammensetzung und Dosierung gefunden, die das Risiko solcher Operationen einigermaßen kalkulierbar machte. Damit gelang Murray die Transplantation durch Immunsuppression auch bei genetisch nicht identischen Personen. Dazu musste die Immunabwehr des Patienten gegen das Spenderorgan unterdrückt werden

Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden dann 1962 auf der ersten internationalen Konferenz zur Transplantation menschlicher Nieren, die von der National Academy of Science und dem National Research Council veranstaltet wurde, vorgestellt. Vorsitzender dieser Konferenz war Joseph Murray. Auf dieser Tagung, an der führende Experten aus mehreren Ländern teilnahmen, schlug der engl. Transplantationsexperte Peter Brian Medawar (1915–1987) vor, ein Nierentransplantationsregister einzurichten. Das war der Vorläufer des heutigen UNOS-Registers (United Network for Organ Sharing). Direktor dieses Registers wurde Murray. 1962 erhielt er den Francis-Amory-Preis der American Academy of Arts and Sciences, 1963 die Goldmedaille der International Association of Surgeons und 1990 den Lifetime Achievement Award der National Kidney Foundation sowie den Nobelpreis, 1991 die Medaille der American Surgical Association. Von 1963 bis 1971 war er Mitherausgeber des «Journal of Transplantation».

Mitte der 1960er Jahre veränderte JEM seine Schwerpunkte und konzentrierte sich zunehmend stärker auf Themen und Forschungsentwicklungen im Bereich der plast. Chirurgie. So führte er gemeinsam mit Dr. Leonard Swanson 1966 die erste vollständige Korrektur einer, mit dem Crouzon-Syndrom verbundenen Gesichtsdeformation, durch. Diese Operation und der anschließende Heilungsprozess verliefen erfolgreich. Dazu hatte er sich im Vorfeld mit dem in Frankreich auf dem gleichen Gebiet praktizierenden Chirurgen Paul Tessier (1917–2008) verständigt und nahm die von Tessier damals praktizierte Technik an. Beide verband in den Folgejahren eine enge Zusammenarbeit und persönliche Freundschaft. 1971 trat Murray dann als Chef der Nierentransplantation am Birgham Hospital zurück um sich noch intensiver um die Entwicklung der plast. Chirurgie kümmern zu könne. Auf diesem Gebiet unterhielt er Gastprofessuren in Indien, dem Iran und weiteren Ländern. Am Peter Bent Brigham Hospital (später Brigham and Women’s Hospital) in Boston leitete er dann von 1964 bis 1986 die Plastische Chirurgie. Außerdem war er von 1972 bis 1985 Leiter der Plastischen Chirurgie am Children’s Hospital Medical Center in Boston. Von 1970 bis 1986 war er Professor für Chirurgie an der Harvard Medical School.

Von 1964 bis 1965 war er Präsident der American Association of Plastic Surgeons. Er war Mitglied des Institute of Medicine der National Academy of Sciences. 1983 war er Vizepräsident der American Cancer Society und 1983–84 Vizepräsident des American College of Surgeons. Er war Fellow des Royal College of Surgeons of England und seit 1992 der American Academy of Arts and Sciences.

1985 erlitt Murray im Alter von 66 Jahren einen schweren Schlaganfall. Von diesem konnte er sich recht gut wieder erholen. Er konzentrierte sich aber nunmehr vorrangig auf seine Vorlesungstätigkeit, hielt Vorträge und leistete Verwaltungsarbeit in seinen inne behaltenen Ämtern. 1990 wurde ihm, gemeinsam mit dem Pionier der Stammzellentransplantation Edward Donnall Thomas (1920–2012), für seine Leistungen auf dem Gebiet der Transplantation von Organen und Geweben der Medizinnobelpreis zugesprochen. Das Preisgeld für diese Auszeichnung stellte er den Einrichtungen zur Verfügung, die seine berufl. Entwicklung so maßgeblich mit beeinflusst hatten. Es ging an die Harvard Medical School, das Brigham Hospital und das Children´s Hospital. Unter dem Titel „Surgery of the Soul (Chirurgie der Seele)“ vollendete er 2009 seine Autobiographie.

2012 erlitt Murray einen erneuten Schlaganfall im Kreis seine Familie. Daraufhin wurde er ins Bostoner Brigham and Women’s Hospital eingeliefert und hier medizinisch behandelt. Am 26. November 2012 erlag er im Alter von 93 Jahren den Folgen dieses Schlaganfalls. Seiner Bitte entsprechend wurde zum Abschluss der Feierlichkeit das Trompetensolo von Louis Armstrong „What a wonderful world (Es ist eine wunderbare Welt)“ gespielt.

Werke

J. E. Murray, J. P. Merrill, J. H. Harrison: Renal homotransplantation in identical twins. In: Surg Forum. 1955.

J. P. Merrill, J. E. Murray, J. H. Harrison u. a.: Successful homotransplantation of the kidney between non-identical twins. In: N Engl J Med. 1960.

J. E. Murray, J. P. Merrill, J. H. Harrison u. a.: Prolonged survival of human kidney allografts by immunosuppressive drug therapy. In: N Engl J Med. 1963.

J. E. Murray, L. T. Swanson: Mid-face osteotomy and advancement for craniosynostosis. In: Plastic Reconstruct Surg. 1968.

J. E. Murray: Finding creativity in adversity. In: Harv Med Alumni Bull. 1986–1987.

J. E. Murray: Surgery of the Soul. Reflections on a Curious Career. In: Science History Publications/USA. 2001.

Literatur

Antony P. Monaco: Joseph Edward Murray, M.D. 1919–2012, Pionier für Transplantation, rekonstruktive plastische Chirurgie und Wissenschaftler. In: Transplantations Journal. Band 95, Ausgabe 7, 15. April 2013.

Murray. Azathioprin

Immunsuppression.

Nierentransplantation

110. Todestag Rudolf Virchows, deutscher Arzt an der Berliner Charité, Archäologe und Politiker (Deutsche Fortschrittspartei) am 5. September

2012

Friedrich Wilhelm Ahnefeld (* 1924 in Woldenberg (Neumark), Grenzmark Posen-Westpreußen; † 2012 in Ulm) war ein dt. Anaesthesiologe und Hochschullehrer. Als Sanitätsoffizier war er bis 1972 der erste Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. Von 1984 bis 1990 war er Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik im Universitätsklinikum Ulm. Zudem war er Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. Er gilt als Pionier des Rettungswesens und der Notfallmedizin.

Nach Kindheit und Jugend in Woldenberg und Abitur in Gnesen begann Ahnefeld 1942 ein Studium der Humanmedizin an der Reichsuniversität Posen. Schon bald wurde er zum Heer (Wehrmacht) eingezogen und an der Ostfront verwundet. Er führte sein Studium in der Nachkriegszeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität fort und beendete es 1951 mit dem Staatsexamen und der Promotion an der Medizinischen Akademie Düsseldorf. Nach einem Jahr am Pharmakologischen Institut in Wuppertal-Elberfeld durchlief er von 1952 bis 1958 die Facharztausbildung zum Chirurgen im Alfried-Krupp-Krankenhaus und im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil. 1958 wurde er Sanitätsoffizier der Bundeswehr. Von 1959 bis 1962 absolvierte Ahnefeld die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und arbeitete dort am Institut für Physiologische Chemie, an dem er sich 1964 habilitierte. 1968 wurde er in Personalunion Chefarzt (Oberstarzt) des in Planung befindlichen Bundeswehrkrankenhauses Ulm sowie dessen Leiter der Anästhesieabteilung. Neben der Ernennung zum Honorarprofessor, einhergehend mit der Verleihung der Rechte und Pflichten eines ordentlichen Professors durch das Kultusministerium, beauftragte ihn die Stadt Ulm auch mit der Leitung der Anästhesieabteilung des Städtischen Krankenhauses Ulm. 1980 veröffentlichte er mit Bodo Gorgaß das erste Lehrbuch für den Rettungsdienst. Von 1984 bis 1990 war er Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik Ulm und von 1973 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1992 Lehrstuhlinhaber für Anaesthesiologie an der Universität Ulm. Danach war Ahnefeld noch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und offizieller Berater von Universitäten in den Neuen Ländern.

Ahnefelds Ehefrau war ebenfalls Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr.

Schwerpunkt von Ahnefelds wissenschaftl. Tätigkeit war die Behandlung der Verbrennungskrankheit, insbesondere die Schockbekämpfung. Er sorgte in der Notfallmedizin für die Standardisierung von Geräten und Rettungsmitteln, DIN-Normen für Rettungs- und Notfallwagen, die Aus- und Weiterbildung von Rettungspersonal, entwickelte das Konzept der Rettungskette und stellte den „Ulmer Koffer“ zusammen.

1982 brachte Ahnefeld den problematischen Zustand des damaligen Rettungsdienstes auf den Punkt: „Wir fahren im Augenblick den Rettungsdienst mit einer Rolls-Royce-Karosserie und einem Kleinwagenmotor in die Sackgasse.“

Ehrungen (Auswahl)

Ehrenbürger der Universität Ulm (1992)

Ehrenmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin

Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (1996)

Präsident der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte (agswn)

Ehrendoktorwürde der Semmelweis-Universität

Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (2008)

Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes

Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1989)

Rudolf-Frey-Medaille (1990)

Heinrich-Braun-Medaille der DGAI (1999)

Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1978)

Veröffentlichung

mit Bodo Gorgaß: Der Rettungssanitäter – Ausbildung und Fortbildung. Springer, Berlin/Heidelberg / New York 1980.

Ahnefeld. Pionier des Rettungswesens und der Notfallmedizin in DE.

«Rettungskette» & «Ulmer Koffer»

2012

Rita Levi-Montalcini (* 1909 in Turin, Italien; † 2012 in Rom war eine italien. Medizinerin und Neurobiologin jüd. Herkunft. Sie entdeckte für das Zellwachstum zuständige körpereigene Wachstumsfaktoren und wurde 1986 gemeinsam mit Stanley Cohen mit dem Albert Lasker Award for Basic Medical Research und dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Sie wurde 2001 zur Senatorin auf Lebenszeit in Italien ernannt.

RLM und ihre Zwillingsschwester Paola Levi-Montalcini (1909–2000), eine bekannte Künstlerin, entstammten einer sephardischen Familie. Ihre Eltern waren der jüd. Ingenieur und Mathematiker Adamo Levi und seine Frau Adele Montalcini. Zur Familie zählten auch ihr Bruder Gino (1902–1974) und die Schwester Anna (1905–2000). Als ihr Kindermädchen Giovanna unheilbar an Krebs erkrankte, beschloss die 19-jährige Rita Levi, Medizin zu studieren. 1936 beendete sie ihr 1930 begonnenes Medizinstudium in Turin, wo sie Schülerin des Histologen Giuseppe Levi war, und widmete sich anschließend der neurolog. Grundlagenforschung. Da Mussolini jüd. Frauen den Zugang zu akadem. Positionen verweigerte, zog sie 1936 nach Belgien und arbeitete als Gastwissenschaftlerin an einem neurobiolog. Institut in Brüssel. Kurz vor der dt. Invasion kehrte sie nach Italien zurück, wo sie auch in ihrer Privatwohnung weiterforschte. Zwischen 1943 und 1945 lebte sie illegal in Florenz.

Nach Kriegsende kämpfte sie in Flüchtlingslagern gegen Seuchen und Epidemien. Von 1969 bis 1979 leitete sie u. a. in Rom das Laboratorium für Zellbiologie des Nationalen Forschungsrates. Ihre Forschungsarbeit konzentrierte sich auf zelluläre Nachrichtenübertragung und Steuerungsmechanismen des Zell- und Gewebewachstums.

Sie entdeckte den Epidermal Growth Factor (EGF), den Nervenwachstumsfaktor (NGF), ein Polypeptid, und prägte zusammen mit Viktor Hamburger den Begriff „Neurotrophin“. Für die Isolierung und Charakterisierung des Nervenwachstumsfaktors wurde sie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Sie war Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei, Rom. Die Atheistin Levi-Montalcini wurde 1974 von Papst Paul VI. als erste Frau überhaupt in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften berufen.

2001 wurde sie von Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt.

Seit dem Tode Józef Rotblats 2005 war Levi-Montalcini der älteste lebende Nobelpreisträger. Seit 2008 war sie zudem der älteste Nobelpreisträger überhaupt; zuvor hatte Tadeusz Reichstein diese Position inne. Sie war die erste Person, die einen Nobelpreis erhielt und mindestens 100 Jahre alt wurde.

Weitere Auszeichnungen (Auswahl)

1966: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1968: Mitglied der National Academy of Sciences

1969: Antonio-Feltrinelli-Preis

1974: Aufnahme als Ordentliches Mitglied in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften

1982: Rosenstiel Award

1983: Louisa-Gross-Horwitz-Preis

1985: Ralph-W.-Gerard-Preis

1986 Komtur und 1987 Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik

1986: Mitglied der American Philosophical Society

1987: National Medal of Science

1989: Ausländisches Mitglied der Académie des sciences

1995: Auswärtiges Mitglied der Royal Society

2008: Großoffizier der Ehrenlegion

Großkreuz des Ordens de Isabel la Católica

Am 30. Januar 2010 wurde der Asteroid (9722) Levi-Montalcini nach ihr benannt.

Zitat

„Der Körper macht, was er will. Ich bin nicht der Körper, ich bin das Gedächtnis.“

Werke

Ich bin ein Baum mit vielen Ästen. Das Alter als Chance (Originaltitel: L‘ asso nella manica a brandelli, übersetzt von Christel Till-Galliani). Piper, München/Zürich 1999, als Taschenbuch zuletzt unter dem Titel: Die Vorzüge des Alters. Leistungsfähigkeit und geistige Aktivität ein Leben lang, Piper-TB 4388, München/Zürich 2005.

Literatur

Charlotte Kerner: Ein Lob der Vollkommenheit. In: Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie – Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Beltz, Weinheim und Basel 1999

Myriam Muhm: Vage Hoffnung für Parkinson-Kranke. Überlegungen der Medizin-Nobelpreisträgerin Rita Levi-Montalcini. (Memento vom 10. Februar 2008 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung. 22. Dezember 1986, Nr. 293.

Levi-Montalcini. Nervenwachstumsfaktor (NGF)

NSU

Joachim Gauck

Peter Altmaier,

Norbert Röttgen

2012

Der brit. Entwicklungsbiologe und Professor an der University of Cambridge Sir John Bertrand Gurdon (* 1933 in Dippenhall, Hampshire, England) erhält den Medizin-Nobelpreis gemeinsam mit Shin’ya Yamanaka.

JBG erforschte die Bedeutung des Nukleolus der Zelle u. legte mit seinen Arbeiten zur Transplantation von Zellkernen die Grundlage für das Klonen von Tieren.

Gurdon. Zellkern-Transplantation: Nukleolus & Klonen

wik

EXPO 2012 in Südkorea

Felix Baumgartner

2012

Der japan. Arzt und Stammzellenforscher Shin’ya Yamanaka (* 1962 in der Präfektur Osaka), Direktor des Center for iPS Cell Research (CiRA) an der Universität Kyōto und Professor am Institute for Integrated Cell-Material Sciences ebenda, erhält zusammen mit J.B. Gurdon den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung, dass ausgereifte Zellen in Stammzellen verwandelt werden können.

Yamanaka. Stammzellen

14. Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine

Serge Haroche,

David Wineland

2012

Robert Joseph Lefkowitz (* 1943 in New York City, New York) ist ein poln.-US-amerikan. Biochemiker jüd. Herkunft. Er war Professor an der Duke University in Durham, North Carolina und erhielt 2012 gemeinsam mit Brian Kobilka der Nobelpreis für Chemie „für ihre Studien zu G-Protein-gekoppelten Rezeptoren“. Lefkowitz konnte Struktur, Funktion und Regulation der Beta-Adrenozeptoren als Modell für die Verbindung zwischen G-Protein-gekoppelter Rezeptoren und cyclischem AMP und gleichzeitig die molekularen Mechanismen der Katecholamin-Wirkung aufklären. Seine Arbeiten eröffneten das Feld für die Erforschung versch. physiolog.und pathophysiolog. Zustände und ihrer medikamentösen Behandlung. Neuere Arbeiten befassen sich mit β-Arrestinen.

Lefkowitz. G-Protein-gekoppelte Rezeptoren & Cyclo-AMP

XXX. Olympische Spiele in London

Mo Yan (Pinyin Mò Yán bzw. Guǎn Móyè)

2012

Brian Kent Kobilka (* 1955 in Little Falls, Minnesota) ist ein US-amerikan. Biochemiker. Er ist Professor an der Stanford University School of Medicine und erhielt gemeinsam mit R. Lefkowitz den Nobelpreis für Chemie.

„Jahrhundertdürre“ in den USA:

Alvin E. Roth,

Lloyd S. Shapley

2012

Die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) ist Arzneipflanze des Jahres (Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen).

Die Koloquinte (Citrullus colocynthis) ist Heilpflanze des Jahres (Naturheilverein Theophrastus)

Süßholzwurzeln & Koloquinten

Friedens-Nobelpreis 2012 für die die Europäische Union „für über sechs Jahrzehnte, die zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrugen“.

2012

Bürgerkrieg in Syrien

EURO-Krise

Weltsozialforum

Weltwirtschaftsforum

Münchner Sicherheitskonferenz (MSK)

Gipfeltreffen der Gruppe der 20g wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) in Los Cabos/Mexiko

Annus mirabilis: 1000-jähriges Weihejubiläum des Bamberger Doms, 800 Jahre Thomanerchor Leipzig, 100 Jahre Studio Babelsberg, 100 Jahre Deutsche Oper Berlin, 200 Jahre Gäubodenfest, 20 Jahre Arte TV, 60 Jahre Bildzeitung, 60 Jahre Tagesschau

Edward Snowden,

NSA-Affäre

Johanna Wanka

2013

Die Hoffnungsträger Stiftung mit Sitz in Leonberg (Baden-Württemberg) wird von von Tobias Merckle, Sohn des Unternehmers und Ratiopharm-Gründers Adolf Merckle und dessen Ehefrau Ruth Merckle aus Blaubeuren bei Ulm gegründet. Weitere Stiftungsratsmitglieder sind Jürgen Kugler (Landesbank Baden-Württemberg), Achim Halfmann (Geschäftsführender Redakteur CSR News), Ruth Merckle (Unternehmerin), Thorsten Riewesell (Vorsitzender von Jumpers), Michaela Stitz (Consultant) sowie Christoph Waffenschmidt (Vorstandsvorsitzender World Vision Deutschland).

Die Stiftung will Menschen zur Seite stehen, die auf der Suche nach Schutz und einem würdevollen Leben sind. Sie setzt sich für Integration von Flüchtlingen und Migranten in Deutschland ein und vermittelt weltweit Kindern, deren Väter oder Mütter im Gefängnis sitzen, eine Patenschaft. Darüber hinaus fördert die Stiftung ausgewählte Projekte im sozialen Bereich im In- und Ausland. Die Arbeit finanziert sich aus Stiftungserträgen und Spenden

Hoffnungsträger Stiftung

Leonberg

Gründung der Partei Alternative für Deutschland (AfD

Papst Franziskus

2013

100 Jahre Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft

DLRG

D

Bundestagswahl. Nach knapp 3 Monaten konnte eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD, weiterhin unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel, gebildet werden.

Xi Jinping Staatspräsident VR China

2013

Die Praxisgebühr in Deutschland wird aufgehoben.

Praxisgebühr

D

Johanna Wanka wird Nachfolgerin von Annette Schavan als Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Giorgio Napolitano,

Willem-Alexander & Philippe,

Hassan Rohani

2013

Der Beitrag zur Gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland sinkt von 19,6 auf 18,9 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen.

Der Beitrag zur Gesetzlichen Pflegeversicherung in Deutschland steigt von 1,95 auf 2,05 Prozent für Arbeitnehmer und Rentner der beitragspflichtigen Einnahmen, für Kinderlose steigt der Beitragssatz von 2,2 auf 2,3 Prozent.

Gesetzliche Rentenversicherung

Gesetzliche Pflegeversicherung

D

Nationalratswahl. In Österreich übernimmt eine Große Koalition die Regierungsgeschäfte.

Emmelie de Forest

2013

24. März: Welttuberkulosetag (WHO)

7. April: Weltgesundheitstag (WHO)

25. April: Weltmalariatag (WHO)

1. Dezember: Welt-AIDS-Tag (UNO)

3. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung ()

Die Allerweltstage

50-jähriges Bestehen der Vegan-Society)

Franck Ribéry

Nadine Angerer

2013

Der US-amerikan. Biochemiker und Professor an der Yale University James Edward Rothman (* 1950 in Haverhill, Massachusetts) erhält gemeinsam mit Randy Schekman und Thomas Südhof der Nobelpreis für Medizin.

JER beschrieb den Mechanismus der intrazellulären Membranfusion. Er machte die wichtige Entdeckung, dass Zellen sehr kleine Vesikel enthalten, die mit Biomembranen ausgestattet sind und sehr unterschiedl. Proteine zwischen den Zellkompartimenten transportieren. Dieser Transportprozess, der Prozesse des Vesikelflusses und der Membranfusion einschließt, hat entscheidende Bedeutung für Zellwachstum und -teilung.

JER konnte zeigen, dass die Spezifität der Membranfusion von der Paarung bestimmter Proteine – der SNARE-Proteine – zwischen den Biomembranen abhängt. Durch diese Entdeckung konnten zahlreiche physiolog. Prozesse erklärt werden, darunter die Ausschüttung von Insulin, die Kommunikation von Nervenzellen und die Infektion von Zellen mit Viren wie dem HI-Virus. Störungen in der Kontrolle dieser Membranfusionsprozesse spielen eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des Diabetes mellitus und vermutll. auch bestimmter Arten von Krebs. Fusions-Inhibitoren gehören zu den jüngeren Medikamenten, mithilfe deren die Infektion mit dem HI-Virus beherrscht werden soll, indem sie eine Membranfusion behindern.

Rothman. Membranfusion & SNARE-Proteine. Fusionsinhibitoren

Ein Mercedes fährt die histor. Bertha-Benz-Strecke von Mannheim nach Pforzheim vollständig autonom.

2013

Der US-amerikan. Biochemiker und Professor an der University of California, Berkeley Randy Wayne Schekman (* 1948 in Saint Paul, Minnesota) erhält gemeinsam mit James Rothman und Thomas Südhof der Nobelpreis für Medizin. Schekman und seine Arbeitsgruppe haben zahlreiche Erkenntnisse über Regulation und Abwicklung von Protein-Transport-Prozessen innerhalb von Zellen sowie deren zugrundeliegende Gene und Genprodukte gewonnen. Ziel der Forschung waren biolog. Membranen und deren Produktionsprozesse. Die grundlegenden Erkenntnisse wurden zwar an Hefen gewonnen, die entsprechenden Mechanismen konnten aber auch an höheren Organismen nachgewiesen werden. Störungen dieser Prozesse wurden als Ursache versch. Erbkrankheiten und anderer genet. Störungen identifiziert.

Das IOC entscheidet sich für die japan. Hauptstadt Tokio als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2020 (vgl./s. 2020)

2013

Thomas Christian Südhof (* 1955 in Göttingen) ist ein dt.-US-amerikan. Biochemiker, der in den Neurowissenschaften an der Erforschung von Synapsen arbeitet, den fundamentalen Schaltstellen des Nervensystems. Er ist Professor an der Stanford University und leitet das dortige Südhof Laboratorium an der Medical School. Gemeinsam mit J. Rothman u. R. Schekman erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

Eines seiner Forschungsgebiete beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Synapsen in der embryonalen Entwicklung des Gehirns und später bei Lernvorgängen (synaptische Plastizität) bilden und wie sie spezifiziert sind. Südhof forscht ferner über die Ursachen neuronaler Erkrankungen wie M Alzheimer, M Parkinson, Schizophrenie, Angstzuständen und Autismus und über die Wirkung des Botulins auf zellulärer und molekularer Basis.

2008 wechselte Südhof an die Universität Stanford, wo er an der Medizinischen Fakultät Professor für Molekulare und Zelluläre Physiologie, Psychiatrie und Neurologie ist.

Anfang 2014 berief das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) Südhof als Visiting Fellow. Damit ist er der erste Wissenschaftler, der mit den von der Stiftung Charité verwalteten Mitteln aus der Privaten Exzellenzinitiative Johanna Quandt nach Berlin geholt wird.

Im Herbst 2014 soll er seine Arbeit in Berlin aufnehmen und mit Christian Rosenmund von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Sprecher des Exzellenzclusters Neurocure ein Projekt aufbauen, das sich mit der Frage befasst, wie Nervenzellen im Gehirn miteinander kommunizieren.

Er hat die US-amerikan. und seit 2013 zusätzlich wieder die dt. Staatsbürgerschaft.

Südhof. Synaptische Plastizität.

Exzellenz-Cluster Neuro-Cure

Funke Mediengruppe

Thomas Bach

Axel Springer

2013

Der franz. Herzchirurg Alain Carpentier entwickelt das Kunstherz «Carmat». Im Pariser Georges-Pompidou-Spital implantiert ein Op-Team unter Christian Latrémouille dieses neuartige Kunstherz mit biosynthetischer Haut. Diese hat den Vorteil, dass das Risiko einer Abstoßung minimiert wird. Das Kunstherz ist eine Bioprothese mit eingebauter Batterie und Sensoren und kann somit das biolog. Herz ersetzen. Es soll damit eine Transplantation eines biolog. Herzens 5 Jahre überbrückt werden. Der Patient verstarb nach 75 Tagen…

Latrémouilles Carmat.

Kunstherz

R wildi, geschichte des Kunstherzens (wik)

Fabrikunfall in Bangla Desh mit mehr als 1000 Toten

Schiffsunfall vor Lampedusa mit nahezu 300 toten Bootsflüchtlingen

Baron François Englert,

Peter Ware Higgs

2013

Der östereich.-US-amerikan. Chemiker jüd. Herkunft Martin Karplus (* 1930 in Wien) erhält gemeinsam mit Michael Levitt und Arieh Warshel den Nobelpreis für Chemie „für die Entwicklung von Multiskalenmodellen für komplexe chemische Systeme“.

Zusammen mit Andrew McCammon und Bruce Gelin publizierte er die erste Moleküldynamik-Simulation eines Proteins, des Bovine Pancreatic Trypsin Inhibitors (BPTI). Seine aktuellen Forschungsinteressen gelten der Simulation biolog. Moleküle und der Weiterentwicklung des CHARMM-Computerprogramms.

Karplus. CHARMM-Computer-Programm.

Simulation biolog. Moleküle

Joe Kaeser

2013

Der südafrikan.-US-amerikan. Chemiker jüd. HerkunftMichael Levitt (* 1947 in Pretoria) mit US-amerikan., brit. und israel. Staatsbürgerschaft erhält gemeinsam mit M. Karplus und A. Warshel der Nobelpreis für Chemie „für die Entwicklung von Multiskalenmodellen für komplexe chemische Systeme“.

Er leistete wichtige Beiträge zur Computer-Simulation z.B. von Bewegung von Proteinen in Lösungen und Proteinfaltung. Er befasst sich neben Proteinen auch mit Computer-Simulationen zur strukturellen Biologie von RNA und DNA und Methoden der Genomsequenz-Analyse mit dem Computer zur Gewinnung von Informationen über die im Genom codierten Proteine.

Levitt. Computersimulation von Proteinen

Alice Munro (geb. Alice Ann Laidlaw)

2013

Der israel.-US-amerikan. Chemiker und Hochschullehrer Arieh Warshel (* 1940 in Sde Nahum, Israel) erhält gemeinsam mit M. Karplus u. M. Levitt den Nobelpreis für Chemie. Auch er entwickelte Verfahren und Programme zur Computer-Simulation insbesondere von Protein-Funktionen und Enzymkatalyse in der Biologie. Warshel arbeitete bereits in den 1970er Jahren mit Michael Levitt zusammen. Er entwickelte die Empirical Valence Bond Methode (EVB) zur Beschreibung chem. Reaktionen in komplexen Umgebungen (Lösungen, Polymeren), mit der es ihm auch gelang, Vorgänge bei der Enzymkatalyse zu beschreiben, die sich sehr schnell (in Millisekunden) abspielen.

Warshel. Empirical Valence Bond Methode (EVB)

Die «Durchbruchspreise in den Lebenswissenschaften» («Bahnbrecherpreise»)

Eugene Francis Fama, Lars Peter Hansen,

Robert James Shiller

2013

Der Breakthrough Prize in Life Sciences ist ein seit 2013 vergebener Preis für Forschungsleistungen in Biowissenschaften und Medizin (Life Sciences). Pro Jahr gibt es 6 Preisträger, die auch zum Auswahlkomitee für künftige Preisträger gehören. Im ersten Jahr wurden 11 Preisträger ernannt.

Der Preis ist mit 3 Mio Dollar für jeden Preisträger dotiert. Er wurde von Mark Zuckerberg und Priscilla Chan von Facebook, Sergey Brin von Google, Juri Milner (der auch Stifter des ähnlich hoch dotierten Breakthrough Prize in Fundamental Physics ist) und Anne Wojcicki (Gründerin von 23andMe) gestiftet. Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist Arthur D. Levinson von Apple und Genentech.

Weitere ähnlich hoch dotierte Preise der Stiftung sind der Breakthrough Prize in Fundamental Physics und der Breakthrough Prize in Mathematics.

Breakthrough Prize in Life Sciences, in Fundamental Physics & Mathematics:

Facebook

Google

Apple

Genentech

23andMe

Die US-amerikan. Neurobiologin Cornelia «Cori» Isabella Bargmann (* 1961 in Virginia) erhält den BPLs (ich nenne ihn künftig «Bahnbrecherpreis») für die Genetik neuronaler Schaltkreise und für die Entdeckung eines Leitmoleküls in der Entwicklung des Nervensystems. Sie ist mit dem Nobelpreisträger Richard Axel verheiratet…

Bargmann. Genetik neuronaler Schaltkreise, Leitmoleküle für die Entwicklung des Nervensystems

2013

Der poln.-US-amerikan. Genetiker jüd. Herkunft David Botstein (geb 1942 in Zürich, Schweiz) erhält den Bahnbrecherpreis der Lebenswissenschaften (Breakthrough Prize in Life Sciences). DB befasste sich mit der Anwendung genet. Methoden zum Verständnis biolog. Funktionen, insbesondere zur Sequenzierung des menschl. Genoms.

Botstein. Linkage Mapping von Erbkrankheiten mit DNA-Polymorphismen

2013

Der US-amerikan. Molekularbiologe u. Biochemiker Lewis Clayton Cantley (* 1949 in Charleston, West Virginia) erhält den Bahnbrecherpreis für die Lebenswissenschaften (Breakthrough Prize in Life Sciences).

1985 entdeckte er mit Malcolm Whitman, David Kaplan, Thomas M. Roberts und Brian Schaffhausen die Phosphoinositid-3-Kinasen als Signalproteine. Er klärte auch die Rolle von Defekten in deren Signalweg für die Krebsentstehung, ihre Rolle bei Diabetes und Autoimmunkrankheiten.

Cantley. Signalproteine: Phospho-Inositid-3-Kinasen

2013

Der niederländ. Immunologe, Molekulargenetiker und Professor an der Universität Utrecht Johannes Carolus Clevers (* 1957 in Eindhoven) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences) für die Aufklärung des Wnt-Signalwegs in Stammzellen und Krebs. Von 2012 bis 2015 war er Präsident der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften (KNAW).

Clevers. Wnt-Signalweg in Stammzellen und Krebs

2013

Der italien.-US-amerikan. Angiogenese-Forscher Napoleone Ferrara (* 1956 in Catania, Italien) von der University of California, San Diego, erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences).

Erste Anti-Angiogenese-Wirkstoffe (ab 2004) erhalten die Zulassung der Food and Drug Administration (FDA) in den USA. Mit diesen monoklonalen Antikörpern konnten in der Folgezeit erhebliche Verbesserungen in der Behandlung der feuchten Makuladegeneration, des kolorektalen Karzinomes und des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms erreicht werden.

Ferrara. Anti-Angiogenese-Wirkstoffe

2013

Der US-amerikan. Mathematiker und Biologe Eric Steven Lander (*1957 in Brooklyn, New York City) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences). Lander hat zur „Revolution in der Genomforschung“ entscheidend beigetragen. So entwickelte er mit seiner Arbeitsgruppe Genomkarten zur Kartierung von Genen im Genom und Automatisierungstechniken für die Genanalyse. Das von ihm mitgegründete und geleitete Whitehead Institute Center for Genome Research am Whitehead-Institut für biomedizin. Forschung hat zahlreiche menschl. Gene identifiziert und die Daten der weltweiten wissenschaftl. Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Lander und sein Institut hatten weltweit führend Anteil am Humangenomprojekt.

Landers Genomkarten.

Revolution in der Genomforschung

2013

Die niederländ. Zellbiologin u. Genetikerin an der Rockefeller University in New York City, Titia de Lange (* 1955 in Rotterdam) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences). De Langes Arbeiten erweiterten das Verständnis der Telomere, der geschützten Enden der Chromosomen. Sie konnte die meisten Komponenten der Telomere identifizieren und entdeckte, dass Telomere eine Schleife bilden. Als weiteren Schutzmechanismus entdeckte sie den shelterin complex. Mit ihrer Arbeit hat de Lange die zelluläre Antwort auf Funktionsstörungen der Telomere aufgeklärt und konnte zeigen, wie die Telomer-assoziierten Proteine die Länge der Telomere kontrollieren.

De Lange. Telomer-assoziierte Proteine & Telomerschleifen.

Shelterin-Complex

2013

Der US-amerikan. Onkologe am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York City Charles Lazelle Sawyers (* 1959 in Nashville) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences) Sawyers gehört zu den Forschern, die Tyrosinkinase-Inhibitoren (darunter Imatinib, Handelsname Glivec, und Dasatinib, Handelsname Sprycel) zur Marktreife gebracht haben. Tyrosinkinase-Inhibitoren stellen ein neues und erfolgreiches Wirkprinzip in der Behandlung versch. Tumoren dar, insbesondere der Leukämien.

Neuere Arbeiten Sawyers’ befassen sich mit der Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs, die auf die Hormonbehandlung nicht mehr ansprechen. Nach Reuters zählt Sawyers seit 2011 zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Medizin (Thomson Reuters Citation Laureates).

Sawyers. Tyrosinkinase-Inhibitoren

2013

Der US-amerikan. Krebsforscher an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, Maryland, USA Bert Vogelstein (* 1949 in Baltimore, Maryland, USA) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences).

Seine Entdeckung, dass Darmkrebs sich aus gutartigen Polypen entwickelt (die sog. Adenom-Karzinom-Sequenz), hat das Screeningverfahren für Darmkrebs mit Hilfe der Darmspiegelung revolutioniert. Bewiesen wurde diese Sequenz durch die endoskop. Polypektomie (Entfernung von Polypen), die erstmals 1969 durch Peter Deyhle in Erlangen durchgeführt wurde.

Vogelstein. Adenom-Karzinom-Sequenz in Polypen

2013

Der US-amerikan. Molekularbiologe Robert Allan Weinberg (* 1942 in Pittsburgh), Professor für Biologie und Daniel-K.-Ludwig-Professor für Krebsforschung am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, Massachusetts sowie Gründungsmitglied des Whitehead-Instituts für biomedizin. Forschung erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences).

Seine Forschungen konzentrieren sich auf die molekulare Grundlage von Krebserkrankungen. Zu seinen Beiträgen zählen unter anderem die Entdeckung des ersten Onkogens (Ras) und des ersten Tumorsuppressorgens (Rb) beim Menschen. Diese Arbeiten gelten als bahnbrechend für die Krebsforschung, da sie das Verständnis der Ursachen der Krebsentstehung grundlegend verändert haben.

Weinberg. Entdeckung des ersten Onkogens (Ras) und des ersten Tumorsuppressorgens (Rb) beim Menschen.

Die Ursachen der Krebsentstehung.

2013

Der japan. Arzt u. Stammzellenforscher Shin’ya Yamanaka (* 1962 in der Präfektur Osaka) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences). Er ist Direktor des Center for iPS Cell Research (CiRA) an der Universität Kyōto und Professor am Institute for Integrated Cell-Material Sciences ebenda. Bereits 2012 wurde ihm für die Entdeckung, dass ausgereifte Zellen in Stammzellen verwandelt werden können, gemeinsam mit John Gurdon der Medizin-Nobelpreis zuerkannt.

Yamanakas Induzierte pluripotente Stammzellen

2013

Brigitte „Ita“ Alice Askonas (* 1923 in Wien; † 2013 war eine österreich.-brit. Immunologin, die sich mit der Bildung von Antikörpern und zellulärer Immunologie befasste.

BA studierte Biochemie an der McGill University (Bachelor 1944, Master 1946, wobei sie biochem. Forschung in der Psychiatrie betrieb) und war ab 1949 an der Universität Cambridge, wo sie 1952 bei Malcolm Dixon promoviert wurde (über Muskelenzyme). Sie war ab 1952 Wissenschaftlerin beim brit. National Institute for Medical Research in Mill Hill bei London, zuerst in der Biochemie-Abteilung und mit deren Gründung 1957 in der Abteilung Immunologie unter deren erstem Leiter John Humphrey. 1976 bis 1988 war sie Leiterin der Immunologie in Mill Hill. Daneben war sie 1961/62 in einem Sabbatjahr an der Harvard University (Abteilung Mikrobiologie bei Mahlon Hoagland), 1971/72 am gerade gegründeten Institut für Immunologie in Basel und 1989 bis 1994 Gastprofessor an der St. Mary’s Hospital Medical School. Ab 1995 war sie Gastprofessorin am Imperial College, wo sie seit 2000 Fellow ist. Seit 1989 ist sie auch mit der Gruppe für Molekulare Immunologie am Institut für Molekulare Medizin des John Radcliffe Hospital in Oxford verbunden.

1957 gelang ihr die Klonierung von B-Zellen in vivo. Sie befasste sich später vor allem mit dem Mechanismus, wie T-Zellen-Antigene zu erkennen sind. Dabei arbeitete sie nicht nur mit den typ. experimentellen Antigenen der Virologie, sondern auch mit wirklichen Krankheitserregern. Sie entdeckte dabei, dass Killer-T-Zellen vom Grippevirus befallene Wirtszellen unabhängig vom Subtyp des Virus erkennen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Impfstoffe, die bisher auf Antikörpern beruhen, die alle spezifisch für bestimmte Subtypen des Grippevirus sind. Sie untersuchte auch, wie Trypanosomen die Reaktion des Immunsystems unterdrücken.

Sie war in diesem Zusammenhang eine der Ersten, die T-Zellen klonte, und leistete damit Pionierarbeit wie schon zuvor bei der Klonierung von B-Zellen.

Zu ihren Studenten und Post-Doktoranden in Mill Hill zählen unter anderem Michael Bevan, Andrew McMichael, Emil Unanue. Sie beeinflusste 1971 in Basel auch den späteren Nobelpreisträger Susumu Tonegawa, der damals noch unerfahren in Immunologie war.

Sie war Fellow der Royal Society (1973), deren Vizepräsidentin sie 1989/90 war, und auswärtiges Mitglied der National Academy of Sciences (2007). 2007 erhielt sie die Robert-Koch-Medaille, 1973 den Feldberg Foundation Prize. 1994 wurde sie Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, 1988 der British Society of Immunology, 1989 der franz. Gesellschaft für Immunologie und 1977 der American Society of Immunology. 1987 wurde sie Ehrendoktor der McGill University und 1982 bis 1987 hatte sie eine Ehrenprofessur der University of Warwick. Sie wurde Ehren-Fellow der Cambridge-Colleges New Hall und Girton. 1998 war sie Founding Fellow der Academy of Medical Sciences.

Sie arbeitete auch in versch. Komitees der WHO, unter anderem lange Jahre in dem für Immunologie der Lepra.

Für die Biographical Memoirs der National Academy of Sciences schrieb sie mehrere biograph. Nachrufe von Immunologen (Niels Kaj Jerne, César Milstein, John Herbert Humphrey).

Askonas kloniert B- und T-Zellen in vivo.

Vgl. Corona-Pandemie 2020

Donald Arthur Glaser (* 1926 in Cleveland, Ohio; † 2013 in Berkeley, Kalifornien war ein US-amerikan. Physiker, Molekularbiologe und Neurobiologe. 1960 erhielt er den Nobelpreis.

DAG wurde 1926 als Sohn des Geschäftsmannes William J. Glaser und seiner Frau Lena Glaser in Cleveland/Ohio geboren. Nach dem Besuch öffentlicher Schulen in Cleveland Heights studierte er Physik und Mathematik am Case Institute of Technology. Nach seinem B.S. 1946 lehrte er ein Semester am Case Institute of Technology. Im gleichen Jahr ging er an das California Institute of Technology (CalTec) und promovierte dort 1950 in Mathematik und Physik.

Er erhielt bereits 1949 eine Dozentenstelle an der physikal. Fakultät der Universität von Michigan und wurde 1957 zum Professor ernannt, 1959 wechselte er an die University of California, Berkeley. 1962 wurde er in die National Academy of Sciences, 1997 in die American Philosophical Society und 2003 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Glaser heiratete 1960 Ruth Bonnie Thompson, mit der er zwei Kinder hatte: die spätere Kinderärztin Louise Ferris Addison und den CEO eines Unternehmens aus der Computerbranche, William Thompson Glaser. 1975 heiratete er die Malerin Lynn Bercovitz.

Der Forschungsschwerpunkt Glasers in seinen frühen Jahren lag im Bereich der Elementarteilchenphysik, wobei sein Interesse in den experimentellen Techniken lag. So konstruierte er mehrere Diffusions-Nebelkammern und Funkenzähler und entwickelte die Ideen, die 1952 in die Erfindung der Blasenkammer mündeten. In den folgenden Jahren entwickelte er weitere Blasenkammertypen für Experimente in der Hochenergiephysik und führte auch selbst Experimente am Cosmotrom des Brookhaven National Laboratory in New York und dem Bevatron des Lawrence Radiation Laboratory in Kalifornien durch. Er wurde 1960 „für die Erfindung der Blasenkammer“ mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Glaser wandte sich 1962 dem Gebiet der Molekularbiologie zu, das ihn bereits seit seinem Studium am CalTech interessiert hatte. Nachdem durch die Erkenntnis, dass die DNA und RNA von Mikroorganismen genauso aufgebaut ist wie die höherentwickelter Lebewesen, die Grundlagen der modernen Biotechnologie gelegt waren, untersuchte Glaser mit seinen Studenten die Kontrollmechanismen der DNA-Synthese in Bakterien. Er konnte auch anhand von mutierten Eizellen des Chinesischen Hamsters eine erhöhte Sensitivität gegenüber ultraviolettem Licht nachweisen, wodurch diese Zellen sich in Krebszellen verwandeln konnten. Die 7 in diesen Prozess involvierten Gene finden sich auch beim Menschen, wobei die gleichen Defekte zu der Krebsform „Xeroderma pigmentosum“ führen.

Als Glaser um 1970 feststellte, dass die Molekularbiologie zwar ein sehr detailliertes Wissen bereitstellte, das aber kaum in der Medizin oder anderen Bereichen angewandt wurde, gründete er mit Freunden das erste Biotechnologie-Unternehmen und begründete damit diesen Industriezweig, der große Auswirkungen auf Medizin und Landwirtschaft hat.

Da durch diese Industrialisierung der Biotechnologie der experimentelle Aufwand für die biochemischen und molekularen Technologien sehr schnell zunahm, wandte er sich erneut einem anderen Gebiet zu – der Neurobiologie, speziell dem visuellen System des Menschen. Es handelt sich hier um einen der bestuntersuchten Bereiche des menschlichen Gehirns, dessen „Schaltplan“ sehr gut verstanden wird. So können, ausgehend von Computermodellen des menschl. Sehens, Vorhersagen über die visuellen Fähigkeiten des Menschen und von Affen getroffen werden, die mit psychophysikalischen und elektrophysikalischen Methoden überprüfbar sind. Diese Modelle führten bereits zu Beschreibungen der Wahrnehmung von Bewegung und Tiefe und führten zur Vorhersage zweier neuer Täuschungseffekte bzgl. der Bewegung, die von Glasers Forschungsgruppe an Menschen und Affen überprüft wurden.

Auszeichnungen

Henry-Russell-Preis, Universität Michigan, 1953

Charles-Vernon-Boys-Preis, Physical Society, 1958

American-Physical-Society-Preis, 1959

Nobelpreis für Physik, 1960

Literatur

Tomaso Poggio: Donald Arthur Glaser (1926–2013). Physicist and Biotechnologist who Invented the Bubble Chamber. In: Nature. Band 496, Nr. 7443

Glasers Blasenkammern.

Gründer der Industriellen Biotechnologie

Anton Albertus Herman Kassenaar (* 1922 in Utrecht; † 2013 in Arnhem) war ein niederländ. Biochemiker.

AAHK war der Sohn des späteren Firmendirektors in Arnhem Johann Diedrich Christian Kassenaar (* März 1900 in Amsterdam; † 21. Dezember 1980 in Arnhem) und dessen 1921 in Amsterdam geheirateten Frau Maria Carolina Hofmeister (* um 1898 in Oud-Sloten; † 1985 in Arnhem). Er studierte mit Unterbrechungen von 1940 bis 1942 und von 1945 bis 1948 an der Universität Utrecht Chemie. 1948 legte er sein Doktorexamen ab und promovierte im März 1952 unter Andries Querido (1912–2001) an der Universität Leiden, mit der Arbeit De eiwitanabole werking van testosteron en methylandrosteendiol (deutsch: Die eiweißanabole Wirkung von Testosteron und Methylandrostenediol), zum Doktor der Naturwissenschaften. 1953 wurde er Leiter des Labors der Leidener Universitätsklinik und veröffentlichte während jener Zeit versch. Arbeiten über die biochem. Entwicklung auf dem Gebiet der Medizin.

1956 bekam er ein Stipendium der Rockefeller-Stiftung an der medizin. Schule der Columbia University in New York. 1957 erhielt er eine Berufung als Dozent für medizin. Chemie an der Universität Leiden Seine Antrittsrede lautete De bijdrage van de klinische chemie tot het begrip van de ziektetoestand (deutsch: Der Beitrag der klinischen Chemie zum Verständnis des Krankheitszustandes) hielt. 1962 übertrug man ihm an der Leidener medizinischen Fakultät einen Lehrauftrag als Professor der Chemie von den Stoffwechselkrankheiten und pathologischer Chemie. 1963 hielt er seine Einführungsrede Beschouwingen over de tudie van de stofwisselingsporcessen (deutsch: Betrachtungen über die Studien von Stoffwechselprozessen) begann. Zudem wirkte er von 1965 bis 1968 als außerordentlicher Professor für Biochemie an der Erasmus-Universität Rotterdam.

Kassenaar beteiligte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Leidener Hochschule. So war er ab 1969 Dekan der medizinischen Fakultät, ab 1975 war er Vorsitzender der Sektion Medizin im akademischen Rat und von 1979 bis 1985 wirkte er als Rektor der Alma Mater, wozu er 1980 die Rektoratsrede Van waterkijken tot klinische chemie (deutsch: Von Wasserbeobachtung zur klinischen Chemie) vortrug. Für seine akadem. Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. So wurde er 1977 Ehrendoktor der Keiō-Universität in Tokio, 1978 Ehrendoktor der Universität Surinam in Paramaribo und erhielt 1985 den Ritterorden vom niederländischen Löwen. Nach der Niederlegung seines Rektorrats wurde er 1985 in den Ruhestand entlassen.

Kassenaar verheiratete sich 1949 in Arnhem mit H. W. Bouwman. Er hatte 3 Kinder.

Werke (Auswahl)

De eiwitanabole werking van testosteron en methylandrosteendiol. Leiden 1952

Biochemische vorderingen op het gebied der geneeskunde. Leiden 1956

De bijdrage van de klinische chemie tot het begrip van de ziektetoestand. Leiden 1958

Beschouwingen over de studie van de stofwisselingsprocessen. Leiden 1963

Van waterkijken tot klinische chemie. Den Haag 1980

Ontwikkelingen in de geneeskunde in relatie tot ziekenhuizen. Leiden 1984

Kassenaar. Eine medizinische Karriere in den Niederlanden

2013

Sir Robert Geoffrey Edwards (* 1925 in Batley, England; † 2013 bei Cambridge) war ein brit. Genetiker und Pionier auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin. Zusammen mit dem brit. Gynäkologen Patrick Steptoe entwickelte Edwards die In-vitro-Fertilisation, wofür er 2010 den Nobelpreis fürMedizin erhielt.

RGE, Sohn von Samuel und Margaret Edwards, diente nach dem Besuch der Manchester High School während des II. Weltkriegs in der brit. Armee. Danach studierte er von 1948 bis 1951 Landwirtschaft und Zoologie an der University of Wales, Bangor, und von 1951 bis 1957 das Fach Genetik an der University of Edinburgh. 1955 wurde er promoviert.

Unmittelbar nach dem Studium arbeitete er ein Jahr lang als Research Fellow am California Institute of Technology. 1958 wurde Edwards Mitarbeiter im National Institute of Medical Research. 1962 wechselte er zunächst zur University of Glasgow und dann 1963 zur University of Cambridge. 1965 absolvierte er je einen wissenschaftl. Gastaufenthalt an der Johns Hopkins University und 1966 an der University of North Carolina. Nach seiner Rückkehr lehrte Edwards Physiologie an der Universität in Cambridge. Nach einem Wissenschaftsjahr an der Free University of Brussels erhielt Edwards 1985 in Cambridge eine Professur für Reproduktionsmedizin, die er bis 1989 innehatte.

1980 gründeten Robert Edwards und sein Kollege Patrick Steptoe in Cambridgeshire die Bourn Hall Clinic.

Er war mit Ruth Edwards verheiratet und wurde Vater von 5 Töchtern.

Bereits 1960 erwog Edwards die Zeugung eines Embryos in einem Reagenzglas (In vitro): Ein Gynäkologe stellte ihm Eizellen und Teile von Ovarien für Versuche zur Verfügung. Edwards versuchte zunächst, die Eizellen mit seinem Sperma zu befruchten und dann weiterzukultivieren.

Ab 1968 arbeitete Edwards mit dem Gynäkologen Patrick Steptoe zusammen. Um an weiteres Material zu gelangen, haben sie Frauen, die vor einer Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) standen, gebeten, vorher noch Geschlechtsverkehr mit ihren Männern zu haben. So hofften sie Spermien zu erhalten, die in den weibl. Reproduktionstrakt gelangt waren. Ethisch gesehen war das Vorgehen der beiden Mediziner «diskussionswürdig». Edwards verteidigte sich aber damit, er respektiere das Recht seiner Patienten, eine eigene Familie gründen zu können.

In den Jahren 1972 bis 1974 wurden erstmals Embryonen in ihre Mütter transferiert, aber Schwangerschaften blieben aus. 1976 erreichten Edwards und Steptoe das erste Mal eine Eileiterschwangerschaft. 1977 gelang die erste künstliche Befruchtung einer Frau: Am 25. Juli 1978 wurde die Tochter Louise Joy Brown von ihrer Mutter Lesley Brown per Kaiserschnitt entbunden. Zu diesem Zeitpunkt waren 4 weitere Frauen schwanger, jedoch konnte 1979 nur ein zweites gesundes Baby geboren werden.

Edwards versuchte als erster Forscher, überzählige Embryonen zu kryokonservieren. Beim Transport nach London überstanden den Transport jedoch nur wenige und der Rest überlebte das Einfrieren nicht. Daraufhin konstruierte Edwards ein eigenes Konservierungsgerät.

Auszeichnungen

2001: Albert Lasker Award for Clinical Medical Research

2010: Nobelpreis für Medizin

2011: Knight Bachelor

2011: Order of the British Empire CBE

Veröffentlichungen

A Matter of Life. How the first „Test Tube Baby“ was Conceived and Born. Gemeinsam mit Patrick Steptoe. Morrow, New York 1980.

Edwards. Reproduktionsmedizin.

In Vitro Fertilisation.

Künstliche Befruchtung

2013

François Jacob (* 1920 in Nancy, Frankreich; † 2013 in Paris war ein franz. Mediziner, Genetiker und Molekularbiologe, der mit Jacques Monod das Operon-Modell entwickelt und den Begriff Operon geprägt hat. Dieses Modell, auch Jacob-Monod-Modell genannt, beschreibt den Aufbau prokaryotischer Gene und erklärt, wie deren Aktivität reguliert wird (Genregulation). 1965 erhielt Jacob dafür gemeinsam mit Monod und André Lwoff den Medizin-Nobelpreis.

FJ wurde als einziger Sohn von Simon Jacob und Thérèse Franck 1920 in Nancy geboren. Nach seiner Schulzeit am Lycée Carnot in Paris nahm er mit der Absicht, Chirurg zu werden, ein Studium an der Pariser medizinischen Fakultät der Sorbonne auf. Während des II. Weltkrieges musste er jedoch sein Studium unterbrechen. Während seines zweiten Studienjahres 1940 verließ er Frankreich, um sich den Freien Französischen Streitkräften (France libre) in London als Widerstandskämpfer anzuschließen. Als Sanitätsoffizier nahm er an militärischen Operationen in Fessan, Libyen und Tunesien teil, wo er verwundet wurde. Daraufhin versetzte man ihn zur Second Armoured Division, bei der er im August 1944 in der Normandie abermals schwer verwundet wurde. 7 Monate kurierte er im Lazarett seine Verletzungen aus. Anschließend wurde ihm das Croix de la Libération (Kreuz der Befreiung), die höchste militärische Kriegsauszeichnung, verliehen. Nach dem Krieg schloss Jacob sein Medizinstudium 1947 in Paris mit der Erlangung des Doktorgrades ab.

Im selben Jahr heiratete er die Pianistin Lise Bloch. Aus der Ehe gingen 4 Kinder hervor: Pierre (* 1949), der Philosoph wurde, Laurent und Odile (* 1952) und Henri (* 1954).

Wegen seiner schweren Kriegsverletzungen konnte Jacob nicht als Chirurg tätig werden. So arbeitete er zunächst auf versch. anderen Gebieten, bis er sich 1950 als Schüler von André Lwoff am Institut Pasteur der Biologie zuwandte. 1951 schloss er sein naturwissenschaftliches Studium ab und erlangte 1954 die Doktorwürde an der Sorbonne mit einer Arbeit über lysogene Bakterien und das Provirus-Konzept («Lysogenic bacteria and the provirus concept»). 1956 wurde er zum Labordirektor ernannt. Ab 1960 war er Leiter der kurz zuvor eingerichteten Abteilung für Zelluläre Genetik am Institut Pasteur. 1964 erhielt er eine Professur am Collège de France, wo ein Lehrstuhl der Zellgenetik für ihn geschaffen wurde.

FJ beschäftigte sich besonders mit genet. Mechanismen bei Bakterien und Bakteriophagen sowie den biochem. Folgen von Punktmutationen. Anfangs untersuchte er die Eigenschaften lysogener Bakterien und wies deren Widerstandsfähigkeit gegenüber Prophagen nach, die er mit der Existenz von Mechanismen erklärte, die die Aktivität von Prophagen-Genen hemmen.

1954 begann eine langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit mit Elie Wollman, bei der Zusammenhänge und Beziehungen zwischen dem genet. Material des Bakteriums und seines Prophagen aufgeklärt wurden. Diese Studien führten zum Verständnis der Bakterienkonjugation und ermöglichten eine Analyse des genet. Apparates einer Bakterienzelle. In ihrer Zusammenarbeit entwickelten sie viele neue Konzepte: So erklärten sie den Genaustausch zwischen Spender- und Empfänger-Zellen während einer Konjugation, wiesen die zirkuläre Struktur des Bakterienchromosoms nach und entdeckten Episome. Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit fassten sie in dem Werk «Sexualität und Bakteriengenetik» zusammen.

Bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen der Steuerung der Lysogenie und der induzierten Synthese der β-Galactosidase durch Lactose bei Bakterien inspirierten 1958 François Jacob, gemeinsam mit Jacques Monod, die genetischen Mechanismen aufzuklären, die den Genaustausch zwischen Bakterien verursachen und die induzierte Synthese von Proteinen in Bakterien steuern. In diesem Zusammenhang entwickelten Jacob und Monod ein Modell (Operon-Modell) für das Zusammenwirken von Regulatorgenen, Operatoren, Promotoren, Strukturgenen und allosterischen Proteinen, den Repressoren, bei der Synthese von messenger-RNA (Transkription).

1963 trieb Jacob zusammen mit Sydney Brenner die «Replicon»-Hypothese voran, um bestimmte Aspekte der Zellteilung von Bakterien zu erklären. Seitdem widmete sich Jacob der Erforschung von genet. Mechanismen, die die Zellteilung steuern. 1970 begann er, diese Mechanismen auch an Säugetierzellen aus Zellkulturen zu untersuchen. Im gleichen Jahr veröffentlichte der Zellbiologe das Buch La logique du vivant, une histoire de l’hérédité (Die Logik des Lebenden, eine Geschichte der Vererbung), in dem er beginnend mit dem 16. JH wesentliche Stationen bei der Erforschung der Lebewesen nachzeichnete, die zur Molekularbiologie überleiteten.

Auszeichnungen

Neben dem Nobelpreis für Medizin 1965 wurden ihm zahlreiche Wissenschaftspreise verliehen. Hervorzuheben ist der Charles-Léopold-Mayer-Preis durch die Académie des sciences (1962). Er ist seit 1962 ausländisches Mitglied der Danish Royal Academy of Arts and Sciences, ferner der American Academy of Arts and Sciences (1964), der National Academy of Sciences of the United States (1969), der American Philosophical Society (1969) und der Royal Society (1973). Von mehreren Universitäten erhielt er die Ehrendoktorwürde. 1958 wurde er eingeladen, die Harvey-Vorlesung in New York und 1964 die Dunham-Vorlesung an der Harvard University zu halten. 1977 erhielt er die Leeuwenhoek-Medaille der Royal Society.

1996 wurde Jacob als Mitglied in die Académie française aufgenommen.

Zur Ehre der beiden Entdecker wird das Operon-Modell zur Genregulation auch als Jacob-Monod-Modell bezeichnet.

François Jacob ist Träger des Ordre de la Libération und war von 2007 bis 2011 der Kanzler des Ordens.

Jacob-Monod-Modell.

Operon und Replikon. Episom.

Das Bakterium und sein Prophage

2013

Christian René de Duve (* 1917 in Thames Ditton, Vereinigtes Königreich; † 2013 in Nethen) war ein belg. Biochemiker und Zellforscher.und Nobelpreisträger.

de Duve stammt aus einer belg. Adelsfamilie. Seine Eltern waren während des I. Weltkrieges nach England geflüchtet und kehrten 1920 mit ihm nach Antwerpen zurück. 1941 schloss er sein 1934 begonnenes Medizinstudium an der Katholischen Universität in Löwen mit dem Doktortitel ab.

Nach Studienaufenthalten in Stockholm und Washington wurde er 1951 Professor in Löwen. Er entdeckte zwei neue Zellbestandteile: die Lysosomen, Bläschen, worin sich hydrolytische Enzyme befinden, die defekte oder überflüssig gewordene Zellorganellen oder von außerhalb der Zelle in Nahrungsvakuolen aufgenommene Stoffe abbauen, sowie die Peroxisomen, die ebenfalls eine Entgiftungsfunktion haben.

1960 erhielt er den Francqui-Preis, einen renommierten belg. Wissenschaftspreis, für seine Arbeiten zur Biochemie.

1962 wurde er Professor am Rockefeller-Institut in New York, wo Albert Claude in den 1940er Jahren die ersten elektronenmikroskop. Forschungen an Zellen durchführte und wo George Emil Palade (s.d.) tätig war.

1971 wurde de Duve in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seit 1973 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 1975 Mitglied der National Academy of Sciences. 1988 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Royal Society gewählt. 1991 erfolgte die Aufnahme in die American Philosophical Society.

1974 erhielt er, zusammen mit Claude und Palade, den Nobelpreis für Medizin für seine Untersuchungen zur Struktur und Funktion der Organisation der Zelle. Im gleichen Jahr gründete er das Internationale Institut für Zell- und Molekularpathologie (ICP) in Brüssel, in dessen Leitung er bis zu seinem Tode involviert war. 1989 erhielt er die E. B. Wilson Medal und 1967 den Canada Gairdner International Award.

2013 machte er von der in Belgien legalisierten Sterbehilfe Gebrauch.

Veröffentlichungen

A guided tour of the living cell. Scientific American Books, New York 1984

Die Zelle. Expedition in die Grundstruktur des Lebens. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1986

Blueprint for a cell: The nature and origin of life. Neil Patterson Publishers, Burlington 1991

Ursprung des Lebens. Präbiotische Evolution und die Entstehung der Zelle. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1994

Vital dust: Life as a cosmic imperative. Basic Books, New York 1995

Aus Staub geboren. Leben als kosmische Zwangsläufigkeit. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1995. Rowohlt, Reinbek 1997.

Life evolving: Molecules, Mind, and Meaning. 2002

Genetics of original sin: The Impact of Natural Selection on the Future of Humanity. Yale University Press, New Haven 2010

Die Genetik der Ursünde. Die Auswirkung der natürlichen Selektion auf die Zukunft der Menschheit. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011

Literatur

Günter Blobel: Christian de Duve (1917–2013). In: Nature. Band 498, Nr. 7454, 2013

Christian De Duve, in: Internationales Biographisches Archiv 43/2013 vom 22. Oktober 2013, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

De Duve. Lysosomen & Peroxisomen

2013

Heinrich Rohrer (* 1933 in Buchs SG; † 2013 in Wollerau) war ein Schweizer Physiker. Er erhielt neben Ernst Ruska 1986 gemeinsam mit Gerd Binnig für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops den Nobelpreis für Physik. Im selben Jahr wurde er zum IBM Fellow ernannt.

Nach seiner Schulzeit schrieb sich Rohrer 1951 an der ETH Zürich im Fach Physik ein, «zufällig», wie er in seiner Autobiografie sagt. Seine grundlegende Ausbildung in Physik absolvierte er dort bei Wolfgang Pauli und Paul Scherrer. Ab 1955 erarbeitete Rohrer seine Dissertation am Lehrstuhl von Peter Grassmann über die Druck- und Volumeneffekte in Supraleitern.

1963 wechselte Rohrer an das IBM Forschungszentrum in Rüschlikon, wo er gemeinsam mit Gerd Binnig, nach Arbeiten über Kondosysteme und GdAlO3, bis 1981 das Rastertunnelmikroskop entwickelte.

Für seine Forschung erhielt Rohrer zahlreiche weitere Ehrungen sowie Ehrendoktortitel versch. Universitäten in Europa, den USA und Asien. 1988 wurde er in die National Academy of Sciences gewählt.

2011 wurde in Rüschlikon das gemeinsame Nanotechnologiezentrum der ETH Zürich und IBM eröffnet, das zu Ehren der beiden «Väter der Nanotechnologie» den Namen Binnig and Rohrer Nanotechnology Center erhielt.

Schriften

Druck- und Volumeneffekte in der Supraleitung Datensatz, in: Helvetia physica, Jahrgang 33, 1960, Heft 6/7). Zürich 1960 (Dissertation ETH Zürich 1960, 30 Seiten.

mit K. Blazey: Antiferromagnetism and the Magnetic Phase Diagram of GdAlO3. In: Physical Review. 173, 1968.

Patent CH643397: Scanning apparatus for surface analysis using vacuum-tunnel effect at cryogenic temperatures (Gerät zur rasterartigen Oberflächenuntersuchung unter Ausnutzung des Vakuum-Tunneleffekts bei kryogenischen Temperaturen). Angemeldet am 20. September 1979, Anmelder: IBM, Erfinder: Gerd Binnig, Heinrich Rohrer.‌

mit G. Binnig, Ch. Gerber, E. Weibel: Tunneling through a controllable vacuum gap. In: Applied Physics Letters. 40, 1982.

mit G. Binnig, Ch. Gerber, E. Weibel: Surface Studies by Scanning Tunneling Microscopy. In: Physical Review Letters. 49, 1982

Literatur

Evelyn Boesch Trüeb: Rohrer, Heinrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Martin Douglas: Heinrich Rohrer, Physicist, Dies at 79; Helped Open Door to Nanotechnology. In: The New York Times. 21. Mai 2013.

Klaus Andres, Bruno Lüthi, Peter R. Wyder: Nachruf. Ein Pionier der Nanotechnologie. In: Neue Zürcher Zeitung vom 20. Mai 2013

Christoph Gerber: Heinrich Rohrer (1933–2013). In: Nature. Band 499, Nr. 7456, 2013

Heinrich Rohrer im Munzinger-Archiv

Rohrer. Rastertunnel-Mikroskop.

Binnig and Rohrer Nanotechnology Center.

Binnig & Rohrer: Väter der Nanotechnologie

2013

Jiroemon Kimura (Kimura Jiroemon; * 1897 in Kamiukawa, Takeno-gun (heute Kyōtango); † 2013 ebenda) war ein japan. Altersrekordler. Er hält seit 2012 den Rekord des höchsten erreichten Lebensalters eines Mannes. Er war der erste und bisher einzige Mann, der das Alter von 116 Jahren erreichte.

Er wurde als Kind der Reis- und Gemüsebauern Morizo und Fusa Miyake im Dorf Kamiukawa geboren und erhielt den Namen Kinjirō Miyake. Den Namen Jiroemon Kimura nahm er an, da die Familie seiner Ehefrau keinen männlichen Erben hatte, wodurch er zum neunten Träger dieses Namens wurde. Kimura arbeitete bis zu seiner Pensionierung 40 Jahre bei der Post und hielt sich danach bis zum Alter von 90 Jahren mit Ackerbau fit. Er hatte 7 Kinder, 14 Enkel, 25 Urenkel und 14 oder 15 Ururenkel. Kimura wohnte zuletzt bei der Familie eines seiner Enkelkinder in dessen Geburtsstadt Kyōtango und starb in einem Krankenhaus.

Kimura wurde 1897 geboren und wurde 116 Jahre alt. Er übertraf den bisherigen männlichen Altersrekord von Christian Mortensen 2012. Seit dem Tod von Walter Breuning 2011 galt Kimura als ältester lebender Mann und zudem als einziger lebender Mann mit einem gesicherten Geburtsdatum vor dem Jahr 1900. Seit Dezember 2012 war er zudem der älteste lebende Mensch. Seit dem Tod des 113-jährigen James Sisnett Mai 2013 war Kimura der letzte lebende Mann, der noch im 19. JH geboren wurde und damit in drei Jahrhunderten gelebt hatte.

Seine Heimatstadt Kyōtango hat ein Forschungsprojekt zur Klärung der Frage initiiert, warum mehr als hundert ihrer 60.000 Einwohner über 100 Jahre alt sind.

Kimura. Starb mit 116 Jahren als ältester Mann der Welt

2013

David Hunter Hubel (* 1926 in Windsor, Ontario, Kanada; † 2013 in Lincoln, Massachusetts, USA) war ein kanad. Mediziner, Neurophysiologe und Neurobiologe.

Hubel studierte Medizin an der McGill University in Montreal mit dem Bachelor-Abschluss 1947 und wurde 1951 zum M.D. promoviert. Danach schloss sich eine Facharztausbildung zum Neurophysiologen am Montreal General Hospital (Internship), am Montreal Neurological Institute (Residency) und ab 1954 in den USA am Johns Hopkins Hospital der Johns Hopkins University (Residency) in Baltimore an. Er forschte weiter an der „Johns Hopkins“ und dem Walter Reed Army Institute, wo er während seines Wehrdienstes von 1955 bis 1958 über tierische Nervenzellen arbeitete, bevor er 1959 an die Harvard University Medical School ging, wo er 1960 Assistant Professor und 1965 Professor für Neurophysiologie und Neuropharmakologie wurde. 1968 wurde er George Packer Berry Professor of Neurobiology und 1971 Senior Fellow der Harvard Society of Fellows.

Hubel war seit 1982 John Franklin Enders Professor für Neurobiologie an der Harvard Medical School in Cambridge (Boston), Massachusetts.

Hubel studierte ab den 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit Torsten N. Wiesel den Aufbau und die neuronale Verarbeitung visueller Informationen in der in den Occipitallappen befindlichen Sehrinde, wobei sie Katzen und Affen als Versuchstiere nahmen. Sie fanden einen Aufbau aus mehreren Sehfeldern mit unterschiedl. Funktion, beim Affen etwa 15, wobei die Hauptverarbeitung im primären Sehfeld V1 erfolgt, die ein Bild der Retina erzeugt und wo die einzelnen Gruppen von Nervenzellen auf sehr spezif. Stimuli reagierten, z. B. reagierten einige nur auf Lichtpunkte, andere auf Linien, wobei es unterschiedl. Gruppen je nach Orientierung der Linie gab. Sie wiesen den Aufbau in Streifen (mit rund 400 Mikrometer Breite, jeweils linkes und rechtes Auge benachbarte Streifen) und Säulen-Einheiten nach, die 3 bis 4 mm durch mehrere Schichten der Cortex laufen. Hubel und Wiesel charakterisierten auch die unterschiedl. Funktion der Schichten. Die anderen Sehfelder haben einen ähnlichen Aufbau wie V1, sind hintereinander angeordnet (wobei V1 am weitesten hinten zum Hinterhaupt liegt) und für kompliziertere Informationsaufschlüsselung mit zunehmender Informationsverdichtung (wie Bewegung, Farbe, Formen) verantwortlich. Nach ihren Untersuchungen wurde die Sehrinde zu einem der am besten bekannten Teile des Gehirns.

Sie untersuchten auch die Ausbildung der Sehrindenfunktionen im Lauf der Entwicklung, z.B. dass das Streifenmuster mit links/rechts Dominanz erst im Säuglingsalter ausgebildet wird. Wird im kritischen Alter ein Auge abgedeckt, führt dies zu Sehschwäche bis zum Erblinden auf diesem Teil des Auges. Die Untersuchungen zeigten die hohe Plastizität des Gehirns nach der Geburt und die Wichtigkeit äußerer Stimuli für dessen Entwicklung in der frühen Entwicklung von Kindern.

1981 erhielt er zusammen mit Wiesel den Nobelpreis für Medizin „für ihre Entdeckungen über Informationsverarbeitung im Sehwahrnehmungssystem“. Von 1988 bis 1989 war er Präsident der Society for Neuroscience.

Seit 1971 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Sciences (1965) und auswärtiges Mitglied der Royal Society. 1982 wurde er in die American Philosophical Society aufgenommen. 1993 erhielt er den Ralph-W.-Gerard-Preis und viele weitere Preise wie den Helen Keller Preis 1995, den Karl Spencer Lashley Prize 1975, den Dickson Prize 1979, die Glen A. Fry Medal 1991 und die Charles F. Prentice Medal 1993. 2006 wurde er in die Canadian Medical Hall of Fame aufgenommen. Er ist mehrfacher Ehrendoktor versch. Universitäten.

Schriften

Auge und Gehirn. Neurobiologie des Sehens (Spektrum-Bibliothek. Band 20). Spektrum, Heidelberg 1989 (Originaltitel: Eye, Brain, and Vision).

Illusionen. Von Wahrnehmung und optischer Täuschung. CD-ROM. Navigo Multimedia u. a., München u. a. 1997

mit Torsten N. Wiesel:

Receptive fields of single neurones in the cat’s striate cortex. In: The Journal of Physiology. Band 148, Nummer 3, 1959.

Receptive fields, binocular interaction and functional architecture in the cat’s visual cortex. In: The Journal of Physiology. Band 160, Nummer 1, 1962.

Shape and arrangement of columns in cat’s striate cortex. In: The Journal of Physiology. Band 165, Nummer 3, 1963

Receptive fields of cells in striate cortex of very young, visually inexperienced kittens. In: Journal of Neurophysiology. Band 26, Nummer 6, 1963

Binocular interaction in striate cortex of kittens reared with artificial squint. In: Journal of Neurophysiology. Band 28, Nummer 6, 1965

The period of susceptibility to the physiological effects of unilateral eye closure in kittens. In: The Journal of Physiology. Band 206, Nummer 2, 1970.

Laminar and columnar distribution of geniculo-cortical fibers in the macaque monkey. In: The Journal of Comparative Neurology. Band 146, Nummer 4, 1972.

Functional architecture of macaque monkey visual cortex. In: Proceedings of the Royal Society. Series B: Biological Sciences. Band 198, Nummer 1130, 1977.

Brain mechanisms of vision. In: Scientific American. Band 241, Nummer 3, 1979.

Hubel & Wiesel. Informationsverarbeitung in der Sehrinde.

2013

Frederick Sanger jr. II (* 1918 in Rendcomb, Gloucestershire; † 2013 in Cambridge, Cambridgeshire) war ein brit. Biochemiker.

Er gehörte zu den wenigen Personen, die zweimal mit dem Nobelpreis geehrt wurden: 1958 erhielt Sanger den Nobelpreis für Chemie (als alleiniger Preisträger) für die Aufklärung der Struktur des Insulins und seine Arbeiten zur Proteinsequenzierung. 1980 wurde er erneut mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet (zusammen mit Paul Berg und Walter Gilbert, für Untersuchungen zur Ermittlung der Basensequenz in Nukleinsäuren.

Schule und Studium

Frederick Sanger wurde als zweiter Sohn des Arztes Frederick Sanger senior (1876–1937) und Cicely Sanger (1880–1938) in Rendscomb geboren. Beeinflusst durch den Vater und durch seinen ein Jahr älteren Bruder Theodore Sanger entwickelte FS schon früh ein Interesse für die Naturwissenschaften. Nach der Schulausbildung an der Bryanston School und ab 1936 am St John’s College in Cambridge wollte er ursprüngl. Medizin studieren, entschied sich dann aber für die Biochemie, da er sich als Naturwissenschaftler anders als im Arztberuf stärker auf ein Themengebiet konzentrieren und so vielleicht mehr erreichen könnte. So begann Sanger mit dem Studium der Biochemie am Department of Biochemistry in Cambridge.

1939 erhielt Sanger seinen Abschluss als Bachelor of Arts. Da er aus einer Quäker-Familie kam, lehnte er den Kriegsdienst aus Gewissensgründen ab und arbeitete während des II. Weltkrieges an seiner Doktorarbeit weiter, die er im selben Institut unter der Betreuung von A. Neuberger über den Metabolismus der Aminosäure Lysin anfertigte. 1943 erhielt er den Doktortitel.

Forschungstätigkeit

Sangers Arbeit wurde von 1944 bis 1951 durch ein Stipendium des Beit Memorial Fellowship for Medical Research gefördert. 1951 wurde er externer Mitarbeiter des Medical Research Council (MRC).

Im Jahr seiner Promotion wurde Albert Chibnall Nachfolger von Frederick Gowland Hopkins als Leiter der Biochemie-Abteilung in Cambridge, und Sanger wurde Mitglied in Chibnalls Forschungsgruppe. Das Hauptinteresse der Gruppe galt der Proteinchemie, insbesondere der des Insulins. Sanger entwickelte 1945 schließlich eine Methode zur Bestimmung der Aminosäuresequenz, mit deren Hilfe er in 12-jähriger Arbeit die Insulinsequenz vollständig bestimmte. 1955 konnte die Sequenz der 51 kettenförmig angeordneten Aminosäuren im Insulin veröffentlicht werden, wofür Sanger 1958 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.

In der Folge blieb Sanger in Cambridge und übernahm 1962 die Leitung der Abteilung für Proteinchemie am Laboratory of Molecular Biology (LMB). Dieses Institut war 1962 als neuer Laborkomplex gebaut worden, nachdem das Medical Research Council schon 1947 in Cambridge eine Gruppe zur „Erforschung der molekularen Struktur biologischer Systeme“ eingerichtet hatte. Obwohl Sanger bis dahin kein besonderes Interesse an Nukleinsäuren hatte, erkannte er durch die Diskussion mit Wissenschaftlern wie Francis Crick oder Sydney Brenner die Notwendigkeit, auch die Sequenz dieses anderen Biopolymers zu bestimmen. In den folgenden Jahren widmete sich Sanger daher der Entwicklung einer weiteren Sequenzierungsmethode, die schließlich 1975 zum „Kettenabbruchverfahren“ führte. Damit konnte 1977 erstmals der Weltöffentlichkeit die DNS-Sequenzierung anhand des komplett dechiffrierten Genoms eines Bakteriophagen vorgestellt werden. 1980 wurde Sanger für seine Beiträge zur Sequenzierung von Nukleinsäuren zum zweiten Mal mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

1983 ging Frederick Sanger in den Ruhestand. Zuletzt widmete er sich zusammen mit seiner Frau Margaret Joan seinen Hobbys: dem Gärtnern und dem Segeln. Aus ihrer Ehe stammen drei Kinder. 2013 verstarb Frederick Sanger in Cambridge.

Auszeichnungen

1951 Corday-Morgan-Medaille der Royal Society of Chemistry

1954 Ernennung zum Fellow der Royal Society (FRS)

1958 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1958 und 1980: Nobelpreis für Chemie. In der Geschichte des Nobelpreises haben es nur 4 Wissenschaftler geschafft, zweimal diese höchste Ehrung zu erhalten (neben Sanger waren das Marie Curie, Linus Pauling und John Bardeen. Sanger und Bardeen sind außerdem die einzigen Menschen, die zweimal mit dem Nobelpreis in derselben Disziplin ausgezeichnet wurden.

1963 Verleihung des Ordens Commander of the Order of the British Empire (CBE) durch Königin Elisabeth II.

1967 Mitglied der National Academy of Sciences

1969 Royal Medal der Royal Society.

1971, 1979 Gairdner Foundation International Award

1977 Copley Medal der Royal Society

1979 Albert Lasker Award for Basic Medical Research

1981 Aufnahme in den Order of the Companions of Honour (CH)

1986 wurde Sanger von Elisabeth II. in den Order of Merit (OM) aufgenommen, dessen reguläre Mitgliedschaft auf nur 24 Personen begrenzt ist.

1988 wurde Sanger korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

1992 wurde in Cambridge das nach FS benannte Sanger Center gegründet, dessen Ziel die Sequenzierung und Erforschung des menschlichen Genoms und Genomen anderer Organismen ist.

1997 wurde die Abteilung für Biochemie der Universität Cambridge erweitert, in der Sanger bis 1962 gearbeitet hatte. Neben dem „Hopkins-Gebäude“ gibt es jetzt ein zweites, das „Sanger-Gebäude“.

Werk

Methode zur Bestimmung der Aminosäuresequenz

Endgruppenbestimmung nach Sanger

Prinzip der Sequenzbestimmung mit Sangers Methode

In den 1940er-Jahren erlebte die Proteinchemie eine Revolution durch die Entwicklung effizienter chromatographischer Trennungsmethoden für Proteine, Peptide und Aminosäuren. Sanger wollte nun die Reihenfolge der Aminosäuren in einem Protein (Aminosäuresequenz) bestimmen. Dazu zerlegte er die Proteinkette zunächst in kleine Peptidfragmente und isolierte diese dann mit Hilfe der neuen Methoden. Zur Markierung und späteren Identifizierung der endständigen Aminosäure setzte Sanger die Fragmentpeptide mit 1-Fluor-2,4-dinitrobenzol um. Die am N-Terminus derivatisierten Peptide wurden komplett in ihre Aminosäuren gespalten, deren relative Mengen anschließend quantitativ bestimmt wurden. Die Identität der endständigen Aminosäure konnte durch chromatographische Analyse des farbigen Dinitrophenyl (DNP)-Derivats bestimmt werden. In diesem Arbeitsgang erhielt man zwei Informationen: 1. die Identität der ersten Aminosäure in der Kette und 2. die Art der anderen Aminosäuren in der Kette (wenngleich auch nicht deren Position). Durch mehrfache Wiederholung des Verfahrens kann man schließlich Rückschlüsse auf die ursprüngliche Sequenz ziehen.

In zwölfjähriger Arbeit gelang Sanger die komplette Sequenzbestimmung von Insulin. Erschwerend kam hinzu, dass Insulin ein Protein ist, das aus zwei Polypeptidketten besteht, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die Anordnung dieser Verbrückungen musste ebenfalls bestimmt werden. 1955 wurde die komplette Insulinsequenz veröffentlicht. Damit wurde erstmals bewiesen, dass Proteine eine eindeutige chemische Struktur besitzen. Jetzt konnten frühere Hypothesen endgültig verworfen werden, etwa die, dass Proteine zwar eine definierte Aminosäurezusammensetzung besitzen, jedoch mit zufälliger Sequenz, oder dass Proteine gar Aggregate kleinerer ähnlicher Einheiten sind. 1958 wurde Sanger auch für diese Arbeiten mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Sangers Sequenzierungsmethode wurde später durch den von dem schwed. Biochemiker Pehr Edman entwickelten Phenylisothiocyanat-Abbau verdrängt. Der wesentliche Vorteil der Edman-Methode bestand darin, dass man Aminosäuren sukzessive vom N-Terminus her abbauen und identifizieren konnte. Das um eine Aminosäure verkürzte Restpeptid konnte anschließend einem erneuten Abbauzyklus unterzogen und so die Sequenz relativ schnell bestimmt werden.

Methode zur Sequenzierung von Nukleinsäuren

Sangers Methode zur Sequenzierung von Nukleinsäuren entstand in seiner Zeit als Leiter der Abteilung für Proteinchemie am Laboratory of Molecular Biology (LMB) in Cambridge. Sie entstand aus der Notwendigkeit, die Sequenz der Nukleinbasen zu bestimmen.

Sanger entwickelte zum Erreichen dieses Ziels zunächst eine Methode zur Sequenzierung von Ribonukleinsäuren (RNA), die er dann auf Desoxyribonukleinsäure (DNA) anwandte. Diese Methode war jedoch sehr langsam und erlaubte nur die Bestimmung kurzer Sequenzabschnitte. In der Folgezeit entwickelte er eine neue Methode, die die Grundlage für die heutige DNA-Sequenzierungsmethode werden sollte, die sog. Didesoxymethode. Diese Technik nutzt folgende Eigenschaften der DNA:

Die DNA ist ein doppelsträngiges Molekül, einer gewundenen Strickleiter nicht unähnlich. Die Sprossen der Leiter bilden Paare der Nukleinbasen (Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin), von denen es nur zwei Kombinationen gibt: Adenin steht Thymin gegenüber, Cytosin ist mit Guanin gepaart.

Trennt man die beiden Einzelstränge auf, so kann man mit Hilfe einer DNA-Polymerase den Komplementärstrang synthetisieren. Allerdings braucht man ein kleines komplementäres DNA-Stück (Primer), das man an den Einzelstrang bindet und von der Polymerase gemäß der Instruktion des Gegenstranges (Template-Strang) verlängert wird.

Das synthetisierte DNA-Stück hat also einen definierten Anfangspunkt. Die Syntheseprodukte jedoch können unterschiedliche Längen haben, die Länge hängt davon ab, wie viele freie Nukleotide zur Synthese zur Verfügung stehen oder ob die Polymerase zufällig von dem Matrizenstrang abfällt.

Prinzip der DNA-Sequenzierung nach der Didesoxy-Methode.

dNTP ist die allgemeine Abkürzung für ein Nukleosidtriphosphat und kann für dATP, dCTP, dGTP oder dTTP stehen. ddNTPs sind die entsprechenden Didesoxy-Varianten der dNTPs. Der Einbau eines ddNTPs führt zum Abbruch der Polymerisationsreaktion. Die blauen Punkte am 5′-Ende des Primers stellen eine Markierung dar (z. B. eine fluoreszierende Gruppe), mittels der die Syntheseprodukte später im Gel sichtbar gemacht werden können. Alternativ lassen sich auch radioaktiv markierte Nukleosidtriphosphate zur Polymerisationsreaktion einsetzen.

Sangers Trick besteht nun darin, die Polymerisationsreaktion in vier getrennten Ansätzen durchzuführen, und dafür zu sorgen, dass jeder Strang den gleichen Start hat (was durch den Primer gegeben ist) und dass die Verlängerungsreaktion – obwohl an unterschiedlichen Stellen – aber immer an einer bestimmten Basensorte enden soll. Um das zu gewährleisten, enthält jeder Reaktionsansatz neben den vier Nukleotid-Monomeren jeweils die Didesoxy-Variante einer Nukleotidsorte. Die Kettenverlängerung läuft solange, bis schließlich irgendwann ein Didesoxy-Nukleotid eingebaut wird. Damit fehlt die 3′-OH-Gruppe zur Ausbildung der Phosphodiesterbindung zum nächsten Kettenglied und die Synthese stoppt hier. Durch die Festlegung des Anfangspunktes spiegelt die Länge der Synthesefragmente in einem Reaktionsansatz die relative Position der jeweiligen Nucleinbasensorte im Molekül wider. Setzt man radioaktiv (oder andersartig markierte) Nukleotide zur Reaktion ein und trennt die vier Ansätze nebeneinander entsprechend ihrer Größe in einem Acrylamidgel auf, so kann man die Basensequenz direkt vom Gel ablesen.

1977 präsentierten Sanger und Mitarbeiter die komplette Sequenz des 5.386 Basenpaare großen Bakteriophagen φX174. Aus der Sequenz dieses Bakterienvirus konnte direkt die Aminosäuresequenz der 10 viralen Proteine abgelesen werden, da der genet. Code, der angibt welche Dreierabfolge von Nukleinbasen (Basentriplett) für welche Aminosäure in einem Protein kodiert, durch Pionierarbeiten in den 1960er-Jahren bekannt war. 1980 wurde Sanger für seine Beiträge zur Sequenzierung von Nukleinsäuren zum zweiten Mal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Die Bedeutung von Sangers Arbeit für die Gentechnik und das Genom-Projekt.

Anfang der 1970er-Jahre wurden Klonierungsmethoden entwickelt, mit denen man DNA-Stücke beliebigen Ursprungs in Bakterien vermehren kann, so dass genügend Material für die Sequenzierung zur Verfügung steht. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, die gesamte genet. Information eines Organismus, das Genom, zu sequenzieren und damit indirekt auch die Sequenzen aller von diesem Organismus theoretisch synthetisierbaren Proteine abzuleiten. Zusammen mit Stanley Norman Cohen und Paul Berg, den Erfindern der rekombinanten Klonierungstechnik, kann FS daher als Vater der Gentechnik und des Genom-Projekts bezeichnet werden.

Zitate

“Of the three main activities involved in scientific research, thinking, talking, and doing, I much prefer the last and am probably best at it. I am all right at the thinking, but not much good at the talking.”

“Previously I had not had much interest in nucleic acids. I used to go to Gordon Conferences on Protein and Nucleic Acids when the two subjects were bracketed together, and would sit through the nucleic acid talks waiting to get back to proteins. However, with people like Francis Crick around, it was difficult to ignore nucleic acids or to fail to realize the importance of sequencing them.”

“Unlike many scientists, I decided to retire and give up research when I reached the age of 65. This surprised my colleagues, and to some extent myself also. I had not thought about retirement until I suddenly realized that in a few years I would be 65 and would be entitled to stop work and do some of the things I had always wanted to do and had never had time for. The possibility seemed surprisingly attractive, especially as our work had reached a climax with the DNA sequencing method and I rather felt that to continue would be something of an anticlimax.”

Werke

Zur Proteinsequenzierung

F. Sanger: The Free Amino Groups of Insulin. In: Biochemical Journal. Band 39, Nr. 5, 1945.

F. Sanger: The terminal peptides of insulin. In: Biochemical Journal. Band 45, 1949.

A. P. Ryle, F. Sanger, R. Kitai: The disulphide bonds of insulin. In: Biochemical Journal. Band 60, 1955.

Zur DNA-Sequenzierung

F. Sanger, S. Nicklen, A. R. Coulson: DNA sequencing with chain-terminating inhibitors. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 74, 1977.

F. Sanger, G. M. Air, B. G. Barrell, N. L. Brown, A. R. Coulson, C. A. Fiddes, C. A. Hutchison, P. M. Slocombe, M. Smith: Nucleotide sequence of bacteriophage phi X174 DNA. In: Nature. Band 265, 1977

Autobiographisches, Übersichtsartikel

F. Sanger: Sequences, sequences, and sequences. In: Annual Review of Biochemistry. Band 57, 1988

F. Sanger: The early days of DNA sequences. In: Nature Medicine. Band 7, 2001.

Sanger. Vater der Gentechnik und des Genom-Projekts.

Zweifacher Nobelpreisträger.

Insulin, Proteinsequenzierung, Ermittlung der Basensequenz in Nukleinsäuren.

2013

John Warcup „Kappa“ Cornforth (* 1917 in Sydney, Australien; † 2013 in Sussex, UK war ein austral. Chemiker dt.-engl. Herkunft. 1975 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.

JWC wurde 1917 in Sydney als zweites von vier Kindern der Familie geboren. Seine Mutter dt. Herkunft war Krankenschwester, sein engl. Vater Lehrer. Seine Kindheit verbrachte er in Armdale, einem ländlichen Gebiet in New South Wales.

Seit seinem 10. Lebensjahr litt JWC an Otosklerose, die im Laufe eines Jahrzehnts zur vollständigen Gehörlosigkeit führte. Trotz der Krankheit begann er im Alter von 16 Jahren organische Chemie an der Universität von Sydney zu studieren. 1937, mit 20 Jahren, beendete er das Studium mit dem Bachelor-Abschluss. An der Universitätlernte er seine spätere Frau Rita Harradence (1915–2012), ebenfalls eine Chemikerin, kennen, als diese einen wertvollen Claisen-Kolben im Labor zerbrochen hatte und sich an Cornforth wandte, der dafür bekannt war dass er Glasblasen konnte. Die beiden heirateten 1941 und hatten einen Sohn und zwei Töchter. Er arbeitete später mit seiner Frau eng zusammen.

1938 erhielt er seinen Master-Abschluss und ging 1939 mit einer 1851 Exhibition Overseas Scholarship an die Universität Oxford, wo er 1941 bei Robert Robinson promoviert wurde (Ph.D.). Seine Frau gewann unabhängig dasselbe Stipendium und promovierte in Oxford im selben Jahr. Beide waren im St. Catherine’s College und arbeiteten mit Robert Robinson. Während des II. Weltkriegs beschäftigte sich Cornforth unter Robinson und Howard Florey mit chem. Aspekten von Penicillin (Konzentration, Reinigung, Strukturbestimmung u. a.). Er war 1949 Mitautor von The Chemistry of Penicillin. Cornforth wechselte 1946 zum National Institute for Medical Research (in Hampstead und später in Mill Hill), wo er sich wieder der Synthese von Steroiden zuwandte, bei denen er weiter mit Robinson zusammenarbeitete. Hier begann auch seine Zusammenarbeit mit George Popjak. Er war Teil der Gruppe von Robert Robinson, der 1951 die erste Totalsynthese eines nicht-aromatischen Steroids (Epi-Androsteron und daraus weitere Steroide wie Cholesterin) gelang, parallel und in Konkurrenz zu den Arbeiten von Woodward. 1962 wurde er Ko-Direktor (mit Popjak) des Milstead Laboratory für chemische Enzymologie des Shell Research Institute in Sittingbourne, dessen Direktor er 1968 bis 1975 war. Er lehrte auch 1965 bis 1971 an der University of Warwick und ab 1971 an der University of Sussex. 1975 bis 1982 war er Royal Society Research Professor an der University of Sussex.

Durch Verwendung von Wasserstoffisotopen, die es erlaubten, die Stellen des Substrats festzulegen, an denen ein Enzym angriff, klärte er den Mechanismus von Enzym-Substrat-Reaktionen, insbesondere bei der Cholesterin-Biosynthese.

Ehrungen und Auszeichnungen

Die Royal Society of Chemistry verlieh ihm 1953 die Corday-Morgan-Medaille und 1965 die Flintoff-Medaille sowie 1968 die Pedler-und-Robert-Robinson-Dozentur. Die American Chemical Society verlieh ihm 1968 den Ernest Guenther Award. 1975 wurde Cornforth für seine Arbeiten über die Stereochemie von Enzym-Katalyse-Reaktionen mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet, gemeinsam mit Vladimir Prelog.1976 erhielt er die Royal Medal. 2000 wurde er Millenium Fellow der Royal Society of Chemistry. 1972 wurde er als Commander in den Order of the British Empire aufgenommen und 1977 als Knight Bachelor geadelt. 2001 erhielt er die australische Centenary Medal. 1977 wurde er Ehrendoktor der University of Sydney. 1972 erhielt er den Prix Roussel und 1965 mit Popjak die Ciba Medal der Biochemical Society. 1975 wurde er Australian of the Year.

JWC war seit 1953 Mitglied der Royal Society, die ihm 1982 die Copley Medal verlieh. Außerdem war er Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der National Academy of Sciences. 1977 wurde er Mitglied der Australian Academy of Sciences und 1978 Mitglied der Königl.- Niederländ. Akademie der Wissenschaften.

Cornforth.

Stereochemie & Enzym-Katalyse-Reaktionen

Hans-Georg Rammensee (* 1953 in Tübingen) ist ein dt. Immunologe.

HGR studierte 1974 bis 1980 Biologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, wo er bei Jan Klein am MPI für Biologie promoviert wurde. Als Post-Doktorand war er am Scripps Institut in La Jolla und am Basel Institute for Immunology. Danach war er am MPI für Biologie in Tübingen, wo er 1987 bis 1993 das Labor für Immunologie leitete. Gleichzeitig war er Professor an der Universität Tübingen. 1993 bis 1996 leitete er die Abteilung Tumorvirus-Immunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und war Professor in Heidelberg. Danach war er wieder an der Universität Tübingen, wo er die Abteilung Immunologie im Interfakultären Institut für Zellbiologie leitet.

HGR ist unter anderem für seine Forschungen zum Haupthistokompatibilitätskomplex und damit verbundener Peptide bekannt. In Tübingen leitet er ein Forschungsnetzwerk zur Translationalen Immunologie.

Er ist an der Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs beteiligt, zum Beispiel ab 2010 in Tübingen an klinischen Tests für einen spezifisch auf die jeweiligen Patienten zugeschnittenen Impfstoff, der diese gegen die eigenen Krebszellen immunisieren soll und zunächst bei Leberkrebs erprobt wird. Ansatzpunkt sind jeweils die rund 90 individuell verschiedenen genetischen Veränderungen in den Krebszellen, die aus einer Gensequenzierung der Krebszellen bestimmt werden, und nach denen dann synthetische Peptide hergestellt werden.

Er ist Mitherausgeber von «Immunogenetics, Cellular and Molecular Life Science» und des «European Journal of Immunology». Er ist im wissenschaftlichen Beirat der Firma immatics (Krebsimmuntherapie), die aus seiner Abteilung für Immunologie in Tübingen hervorgegangen ist, wie auch mehrere weitere Firmen zur Pharmaforschung wie Synimmune und CureVac. Bei Synimmune, die Antikörper zur Krebstherapie entwickelt, ist er einer der Gründer bei CureVac, die Medikamente auf Basis von mRNA entwickelt, ist er im Beirat. Im Mai 2020 unternahm er einen Selbstversuch mit einem von seiner Arbeitsgruppe entwickelten Covid 19-Impfstoff.

Ehrungen

1991 Meyenburg-Preis

1992 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft

1993 Robert-Koch-Preis

1996 Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis

2013 Familie-Hansen-Preis

2013 Deutsche Krebshilfe Preis

2016 Ernst-Jung-Preis

Schriften

mit Christoph Huber, Thomas Wölfel, Cedrik Britten: Krebsimmuntherapien- Standards und Innovationen. Deutscher Ärzteverlag, 2008

mit T. Weinschenk, C. Gouttefangeas, S. Stevanovic: Towards patient-specific tumor antigen selection for vaccination. Immunol Rev., Band 188, 2002.

Peptides made to order. Immunity, Band 25, 2006

Survival of the fitters. Nature, Band 419, 2002

News and Views: Immunology: Protein surgery. Nature, Band 427, 2004

mit K. Falk, O. Rötzschke, S. Stevanovic, G. Jung: Allele-specific motifs revealed by sequencing of self-peptides eluted from MHC molecules. Nature Band 351, 1990

mit O. Rötzschke, K. Falk, K. Deres, H. Schild, M. Norda, J. Metzger, G. Jung: Isolation and analysis of naturally processed viral peptides as recognized by cytotoxic T cells. Nature, Band 348, 1990

mit K. Falk, O. Rötzschke: Cellular peptide composition governed by major histocompatibility complex class I molecules. Nature, Band 348, 1990.

mit Rötzschke, O., K. Falk, H.-J. Wallny, S. Faath: Characterization of naturally occurring minor histocompatibility peptides including H-4 and H-Y. Science, Band 249, 1990

mit H.-J. Wallny: Identification of classical minor histocompatibility antigen as cell-derived peptide. Nature, Band 343, 1990

mit K. Deres, H. Schild, K.-H. Wiesmüller, G. Jung: In vivo priming of virus-specific cytotoxic T lymphocytes with synthetic lipopeptide vaccine. Nature Band 342, 1989

mit P. J. Robinson, A. Crisanti, M. J. Bevan: Restricted recognition of beta 2-microglobulin by cytotoxic T lymphocytes. Nature, Band 319, 1986.

mit M. J. Bevan: Evidence from in vitro studies that tolerance to self antigens is MHC-restricted. Nature, Band 308, 1984

Rammensee.

Translationale Immunologie

Synimmune & Cure Vac

Das Jahr 2014 war global gesehen und in einigen Ländern (z. B. D, A, F, GB, SW) das heißeste Jahr seit Beginn der NOAA-Wetter-aufzeichnungen 1880. Neun der 10 global wärmsten Jahre seit 1880 liegen damit im 21. JH. In Deutschland war die mittlere Temperatur zum ersten Mal zweistellig (10,3 Grad Celsius).

Reuven Rivlin

2014

Elektronische Gesundheitskarte (eGK) als gültiger Versicherungsnachweis der Patienten.

elektronische Gesundheitskarte (eGK)

D

Edathy-Affäre

Ukraine-Krise

Bodo Ramelow

Das Ebolafieber breitet sich in Westafrika aus und nimmt epidem. Ausmaße an. Im August wird die Epidemie von der WHO zum Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt; bei angenommen hoher Dunkelziffer hat bis Ende Jahr die Zahl der Todesopfer knapp 8.000 erreicht.

Ebolafieber

Westafrika

Euromaidan-Proteste

Isamu Akasaki,

Hiroshi Amano,

Shuji Nakamura

Der irisch-US-amerikan. Neurowissenschaftler John Michael O’Keefe (* 18. November 1939 in New York City) erhält den Medizin-Nobelpreis.

Er lieferte grundlegende Beiträge zur Rolle des Hippocampus für die räumliche Orientierung und das Gedächtnis bekannt. O’Keefe ist Professor am Institut für kognitive Neurowissenschaften des University College London.

O’Keefe. Räumliche Orientierung, Gedächtnis & Hippokampus

Ukraine-Krise. Das Parlament der sog. «Autonomen Republik» Krim erklärt deren Unabhängigkeit von der Ukraine.

Das ukrainische Parlament setzt infolge der Euromaidan-Proteste Präsident Wiktor Janukowytsch ab

Robert Eric Betzig

Die norweg. Neurowissenschaftlerin May-Britt Moser (* 1963 in Fosnavåg) erhält gemeinsam mit J.M. OKeefe und ihrem Mann Edvard Moser den Medizin-Nobelpreis.

Sie beschäftigte sich mit der räuml. Orientierung und dem räuml. Gedächtnis, mit denen erstmals eine psycholog. Funktion auf mechanistischem Niveau auf die Funktion von (einzelnen) Neuronen zurückgeführt werden konnte.

Die Mosers und das Gehirn

NSA-Untersuchungsausschuss

Patrick Modiano

Der norweg. Neurowissenschaftler Edvard Ingjald Moser (* 1962 in Ålesund) erhält gemeinsam mit den o.g. den Nobelpreis für Medizin

E. Moser ist dt. Herkunft; seine Mutter stammt aus Essen, sein Vater aus Kronberg im Taunus. Beide Eltern wanderten 1953 nach Norwegen aus, als der Vater dort eine Stelle als Orgelbauer bekam. Sein Großvater Eduard Moser wurde 1900 in Nassau geboren und war evangel. Pfarrer in Falkenstein im Taunus.

Die islamist. Organisation ISIS erobert die nordirakische Großstadt Mossul, was auch die Zerstörung histor. Stätten zur Folge hat.

Der Islamische Staat (IS) verübt einen Völkermord an den Jesiden in Sindschar, Irak.

Der Islamische Staat verübt ein Massaker an den Jesiden in Kocho

Jean Marcel Tirole

Der rumäniendt. Physiker Stefan Walter Hell (* 1962 in Arad, Volksrepublik Rumänien), Direktor am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, erhält zusammen mit Eric Betzig und William Moerner den Nobelpreis für Chemie.

Mit der Erfindung und Entwicklung der STED-Mikroskopie und verwandter Mikroskopieverfahren gelang es Hell, zu zeigen, dass man die herkömmlich auf etwa eine halbe Lichtwellenlänge (~200 Nanometer) begrenzte Auflösung im Fluoreszenz-Lichtmikroskop überwinden kann. Hell konnte experimentell nachweisen, dass das Auflösungsvermögen des Fluoreszenzmikroskops von der Beugung des Lichts (Diffraktion) entkoppelt und auf Bruchteile der Lichtwellenlänge (Nanometerbereich) gesteigert werden kann. Dies galt seit den Arbeiten von Ernst Abbe (1873) zur Beugungsbegrenzung des Auflösungsvermögens der Mikroskope bis dahin als undurchführbar. Für diese Leistung und ihre Bedeutung für andere Bereiche der Wissenschaft, insbesondere der medizin. Grundlagenforschung, erhielt er bereits 2006 den Deutschen Zukunftspreis. Seit 2013 ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Hells STED-Mikroskopie

Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands. Ca 55% stimmen für den Verbleib bei GB.

2014

Der US-amerikan. Physiker u. Chemiker William Esco Moerner (* 1953 in Pleasanton, Kalifornien, USA) erhält gemeinsam mit Eric Betzig und Stefan Hell für die Entwicklung superauflösender Fluoreszenzmikroskopie der Nobelpreis für Chemie.

Moerner. Superauflösende Fluoreszenzmikroskopie

Die Zahl der Flüchtlinge in Europa erreicht den höchsten Stand seit 1949.

Ein Flüchtlingsboot wird auf dem Weg vom ägyptischen Damiette nach Malta absichtlich von Schleußern gerammt. Etwa 500 Menschen kommen ums Leben.

Ein weiteres Flüchtlingsboot sinkt vor der libyschen Küste. 164 Menschen ertrinken.

2014

Der US-amerikan. Immunologe James „Jim“ Patrick Allison (*1948 in Alice, Texas) erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences). Zu Allisons Forschungsleistungen zählen neben der Entdeckung des T-Zell-Rezeptors auch die Entdeckung, dass T-Zellen neben der Bindung an ein Antigen ein zweites Signal brauchen, um eine Immunantwort zu starten: Ein Molekül namens B7 auf der antigenpräsentierenden Zelle muss das CD28 auf der T-Zelle aktivieren. Wenig später (2018) erhielt er zusammen mit Tasuku Honjo der Nobelpreis für Medizin.

Allison. T-Zell-Rezeptor. Blockade der T-Zellen-zur Kontrolle einer Krebstherapie

Eine Demonstration der seit Oktober 2014 agierenden Bürgerbewegung PEGIDA mit etwa 10.000 Teilnehmern in Dresden löst eine Diskussion über diese Gruppierung und ihre Unterstützer aus.

2014

Der US-amerikan. Neurologe Mahlon Robert DeLong (* 1938) und Professor an der Medical School der Emory University erhält einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences). Über 40 jahre (1971) identifizierte er mit Russell T. Richardson in Experimenten mit Affen Neuronengruppen (im Nucleus basalis), die bei der Entstehung konditionierten Lernens beteiligt sind und sie deckten die Rolle auf, die der Neurotransmitter Acetylcholin dabei spielt. Demnach führt die Ausschüttung von ACh aus den Basalganglien in Bereiche des Neocortex zur Stimulierung von Nervenzellen und erleichtert die Ausbildung von neuronalen Netzwerkverbindungen. Ihm gelangen auch wichtige Fortschritte bei der Erforschung und Behandlung von M Parkinson, Dystonien, Tremor und anderen neurolog. Bewegungsstörungen. Mit der Beschreibung der gestörten Schaltkreise bei M Parkinson schuf er Grundlagen der tiefen Hirnstimulation und erhielt dafür den Breakthrough Preis und den Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award.

DeLong. Tiefe Hirnstimulation

Olympische Winterspiele in Sotschi

Tomorrowland Open Air-Music Festival in Boom, Belgien

Der schweizer.-US-amerikan. Molekularbiologe und Professor am Biozentrum der Universität Basel Michael Nip Hall (* 1953 in Puerto Rico) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). 1991 entdeckte Hall die Proteinkinase TOR und erforschte den sog. TOR-Signalweg, der eine entscheidende Rolle in zahlreichen Prozessen des Zellwachstums spielt. Auch bei Alterungsprozessen und Übergewicht oder versch. Erkrankungen wie Krebs, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der TOR-Signalweg wichtig. Substanzen, die hier eingreifen, gelten als potentielle Therapeutika für zahlreiche Erkrankungen. Seit 2016 zählt ihn Reuters aufgrund der Zahl seiner Zitierungen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Thomson Reuters Citation Laureates).

Hall. Proteinkinase TOR.

TOR-Signalweg

20. Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien; Sieger wird Deutschland.

Der US-amerikan. Chemieingenieur und Professor am MIT Robert Samuel Langer jr (* 1948 in Albany, New York) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Langers Forschung ist auf dem Gebiet zwischen Biotechnologie und Materialwissenschaften angesiedelt. Er konzentrierte sich auf die Entwicklung von Polymeren, die eine kontrollierte Abgabe der in ihnen eingebetteten Medikamenten über längere Zeiträume gestatten. Dadurch lassen sich die verabreichten Dosen und damit auch die Nebenwirkungen («UAWs») verringern. Er untersuchte auch Anwendungen wie die Abgabe von Insulin, Krebstherapeutika, Wachstumsfaktoren und Impfstoffen. Außerdem entwickelt er Systeme zur Medikamentenfreisetzung, deren Abgaberaten magnetisch, enzymatisch oder per Ultraschall gezielt verändert werden können, und verfolgt neue Ansätze, physiolog. Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke (BHS), die Darmwand, die Blut-Luft-Schranke oder die Haut zu überwinden. Ein weiteres Arbeitsgebiet Langers ist die Gewebezüchtung.

Langer. Zwischen Biotechnologe & Materialwissenschaften.

U-19-Fußball-Europameisterschaft in Ungarn; Sieger wird Deutschland.

Der US-amerikan. Nephrologe, Genetiker und Sterling Professor an der Yale University in New Haven, Connecticut Richard Priestley Lifton (* 1953) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Lifton konnte versch. Gene identifizieren, die für erhöhten (arterielle Hypertonie) oder erniedrigten (arterielle Hypotonie) Blutdruck verantwortlich sind, in dem sie an der Niere den Salzhaushalt des Menschen beeinflussen.

Lifton. Hypertonie-Gene

Das US-amerikan. Unternehmen Facebook kauft das US-amerikan. Unternehmen WhatsApp.

2014

An der Medizinischen Hochschule Hannover wird das weltweit erste HeartMate-III-Kunstherz durch Axel Haverich und Jan D. Schmitto implantiert.

Haverich. Kunstherzen

Hannover

wik

Europawahl 2014

Kommunalwahlen in D

2014

Der russ.-US-amerikan. Biochemiker und Professor am California Institute of Technology (CalTec) Alexander Varshavsky (* 1946 in Moskau) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Mittels genet. Untersuchungen an Hefen und Zellkulturen höherer Organismen konnte AV zahlreiche Bedeutungen des Ubiquitin-Systems beim Abbau von Proteinen nach der N-End Rule aufklären, die eine wichtige Rolle im Zellzyklus, in der Apoptose, in der malignen Transformation, der Entzündungsregulation und der Immunantwort spielt.

Varshavsky. Ubiquitin-System.

Entzündungsregulation & Immunantwort

Luxemburg-Leaks

2014

Mit über 2800 Implantationen betreibt das Deutsche Herzzentrum Berlin das größte Kunstherzprogramm weltweit.

Kunstherzprogramm

Berlin

Rosetta-Sonde

2014

Sampson Gordon „Sam“ Berns (* 1996 in Providence, Rhode Island; † 2014 in Foxborough, Massachusetts) war ein US-amerikan. Aktivist und Philosoph, der unter der Genmutations-Krankheit Progerie litt. Durch seine Aktivitäten half er, ein Bewusstsein für diese Krankheit zu schaffen. Er war das Thema der von HBO produzierten dokumentar. Realityshow mit dem Namen Life According to Sam.

SGB war Sohn der Kinderärzte Scott Berns und Leslie Gordon. Im Alter von knapp 2 Jahren wurde bei Sam Progerie diagnostiziert. Ungefähr ein Jahr darauf gründete seine Familie die Stiftung mit dem Namen Progeria Research Foundation zur Förderung der Forschung im Gebiet der Krankheit und möglicher Behandlungen und zur Unterstützung von Progerie-Kranken und deren Familien.

2013 hießen der Eishockey-Club Boston Bruins Berns willkommen, indem sie ihn den ersten Puck werfen ließen, um das Spiel zu starten.

In seinem Vortrag bei TEDxMidAtlantic erklärte er seine Thesen für ein glückliches Leben. Dieser Vortrag, knapp 3 Monate vor seinem Tod, wurde gefilmt und auch auf Youtube veröffentlicht. Seine drei Thesen im Vortrag lauteten:

“Be OK with what you ultimately can’t do, because there is so much you CAN do.” – „Akzeptiere einfach, wenn du etwas wirklich nicht (tun) kannst, denn es gibt sehr viel, was du tun kannst.“

“Surround yourself with people you want to be around.” – „Umgib dich mit Leuten, mit denen du gern zusammen bist.“

“Keep moving forward.” – „Geh immer weiter. / Gib nicht auf.“

Am Ende des Videos fügte er zu diesen drei Thesen noch den Ratschlag hinzu, dass man, wenn es einem möglich ist, „keine Party verpassen sollte“ (im Original: “Never miss a party if you can help it.”).

SGB verstarb im Alter von 17 Jahren. Er übertraf damit die übliche Lebenserwartung von Progerie-Patienten um etwa 4 Jahre.

Berns & Progerie.

Cornelius Gurlitt. Schwabinger Kunstfund

2014

Hermann Josef Rieger (* 1941 in Mittenwald; † 2014 in Hannover) war ein dt. DSV-Skitrainer und Physiotherapeut beim Hamburger SV. Seine 26-jährige Tätigkeit als Masseur beim HSV machten ihn zum Vereinsidol und „Kultmasseur“. Eine Bronzestatue vor dem Volksparkstadion erinnert an Rieger.

Der gelernte Einzelhandelskaufmann arbeitete zunächst nebenher als Skilehrer, von 1971 bis 1976 war er Skitrainer beim Deutschen Ski-Verband. Während dieser Zeit machte er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten bei Hans-Jürgen Montag, dem späteren Physiotherapeuten der deutschen Fußballnationalmannschaft. In dieser Funktion arbeitete er 1977/78 auch beim FC Bayern München. 1978 wechselte er zum HSV, bei dem er sein Engagement erst nach 26 Jahren – aufgrund seiner Krebserkrankungen – 2004 – wieder beendete. Der HSV veranstaltete zu seinen Ehren ein Abschiedsspiel, eine außerordentlich seltene Ehrung für einen Vereinszugehörigen, der kein Spieler ist.

2005 wurde in Mittenwald ein Weg in „Hermann-Rieger-Weg“ umbenannt.

2006 erklärte sich HR bereit, die Aktion „HSV-Fans helfen kranken Kindern“ als prominenter Pate zu unterstützen. Der Verein HSV-Fans helfen Kindern sammelt hierbei Geld- und Sachspenden für die Kinderstation des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Seit 2009 unterstützte er ebenfalls die Benefizaktion «Kicken mit Herz» als Trainer und Physiotherapeut der Ärztemannschaft „Placebo Kickers Hamburg“, die jedes Jahr gegen eine Prominentenauswahl der „Hamburg Allstars“ zu Gunsten der Kinder-Herzstation des Universitätsklinikums Eppendorf antritt.

HR genoss unter HSV-Anhängern einen Kultstatus, wie ihn sonst nur wenige Spieler erreichen (Schlachtruf aus schlechten Zeiten: Außer Hermann könnt ihr alle gehen). Bei Verletzung eigener Spieler schallte es „Hermann, Hermann“ durch das Volksparkstadion, wenn Rieger auf das Feld lief. Ein Fanclub (Hermann’s treue Riege) sowie das HSV-Maskottchen Hermann sind nach ihm benannt. Ernst Happel gab ihm den Spitznamen „Geschnitzter“. Zudem wurde Rieger 2012 im Rahmen des Vereinsjubiläums als Masseur in die 125-Jahre-Mannschaft gewählt.

2011 wurde HJR zum „Hamburger des Jahres“ in der Kategorie „Lebenswerk“ geehrt. Die Laudatio hielt Felix Magath. Bei der Hamburger Sportgala 2014, einen Tag vor seinem Tod, bekam Rieger den Ehrenpreis.

Rieger war seit 2010 verwitwet und lebte bis zu seinem Tod in Alfstedt.

HJR starb 2014 im Alter von 72 Jahren nach langer schwerer Krebserkrankung im Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Trauerfeier fand im Volksparkstadion statt. An seinem ersten Todestag wurde eine Bronzestatue Riegers vor dem Volksparkstadion eingeweiht. Im Hamburger Fanblock erinnert ein Banner mit der Aufschrift „Hermann‘ s treue Riege“ an ihn.

Rieger. Kultmasseur.

«HSV-Fans helfen Kindern»

«Kicken mit Herz»

Ärztemannschaft „Placebo Kickers Hamburg“,

Für immer unser bester Mann, den niemand je ersetzen kann. Ruhe in Frieden, Hermann!

2014

Gerald Maurice Edelman (* 1929 in New York City; † 2014 in La Jolla, Kalifornien war ein US-amerikan. Mediziner, Biochemiker und Molekularbiologe (Immunologie, Neurowissenschaften).

1972 erhielt er gemeinsam mit Rodney R. Porter den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckungen im Bereich der chemischen Struktur von Antikörpern.

GME studierte am Ursinus College Chemie (Bachelor 1950) und Medizin an der University of Pennsylvania (M.D. 1954), war 1954/55 am Massachusetts General Hospital (House Officer) tätig und von 1955 bis 1957 als Captain im US Army Medical Corps. 1960 promovierte er am Rockefeller Institute (wo er ab 1957 Schüler von Henry G. Kunkel war) in Biochemie. Danach blieb er an der Rockefeller University, wo er 1963 bis 1966 Associate Dean of Graduate Studies war und 1966 Professor wurde (ab 1978 Vincent Astor Professor). 1991 wurde er Vorstand der Abteilung Neurobiologie am Scripps Research Institute. Er war Gründer (1981) und Direktor des Neurosciences Institute in La Jolla.

Neben seinen Forschungen zur Immunologie schuf Edelman, der sich ab etwa 1972 den Neurowissenschaften zuwandte, Theorien zum menschlichen Bewusstsein und entwickelte die sog. Neural Group Selection Theory, die Entwicklungsprozesse im Gehirn beschreibt.

In seinen Büchern entwickelte er Vorstellungen von Geist und Bewusstsein, nach denen beide sich als vollständig materielle und rein biologische Phänomene verstehen lassen.

Die Entwicklung von Geist und Bewusstsein sind in seiner Theorie innerhalb der Vorstellungen Darwins von natürlicher Selektion und Entwicklung von Populationen zu verstehen und beschreibbar. Dualistische Vorstellungen und Hypothesen lehnte er ab, ebenso wie das Computermodell des Geistes.

Er war mehrfacher Ehrendoktor (u. a. Siena, Paris, Neapel, University of Pennsylvania, Georgetown University) und Mitglied der American Academy of Arts and Sciences (1968), der National Academy of Sciences (1969), der American Philosophical Society (1977) und der Académie des sciences (1978). 1965 erhielt Edelman den Eli Lilly Award.

Schriften

Structure and Function of Antibodies, Scientific American, Band 223, 1970, Heft 2

Antikörperstruktur. Mainz/ Wiesbaden 1974.

Topobiology, Scientific American, Mai 1980

Topobiologie. In: Spektrum der Wissenschaft. Band 7, 1989.

Cell-adhesion molecules: a molecular basis for animal form, Scientific American 1984, Heft 4

Neural Darwinism: The Theory of Neuronal Group Selection. Basic Books 1987

Topobiology: An Introduction to Molecular Embryology. Basic Books 1993

Unser Gehirn, ein dynamisches System. Piper 1993

Göttliche Luft, vernichtendes Feuer. Piper 1995

Gehirn und Geist. Wie aus Materie Bewusstsein entsteht. C.H.Beck, 2002

Das Licht des Geistes. Walter-Verlag 2004

Second Nature – Brain Science and Human Knowledge. New Haven/London 2006.

Edelman. Antikörper

Neural Group Selection Theory

2014

George Gilbert Ashwell (* 1916 in Jersey City, New Jersey; † 2014 in Bethesda, Maryland) war ein US-amerikan. Biochemiker.

Ashwell erwarb 1938 an der University of Illinois einen Bachelor und 1941 einen Master. 1948 erwarb er an der Columbia University einen M.D. als Abschluss des Medizinstudiums. Hier blieb er auch zunächst als Forschungsassistent, bevor er 1950 an das National Institute of Arthritis, Metabolism, and Digestive Diseases ging, einer Einrichtung der National Institutes of Health (NIH). Als das National Institute of Arthritis, Metabolism, and Digestive Diseases in das National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases und das National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases aufgeteilt wurde, blieb Ashwell bis zu seiner Emeritierung.am letztgenanntem Institut.

Wirken

Ashwell gilt als Pionier der Erforschung der Funktion bestimmter Zellrezeptoren, die anhand ihrer spezif. Bindung an bestimmte Glykoproteine die Endozytose dieser Glykoproteine steuern.

So entdeckte Ashwell gemeinsam mit Anatol G. Morell einen der ersten Kohlenhydratrezeptoren, die als Membranlektine in der Lage sind, überalterte Glykoproteine aus der Blutbahn zu eliminieren. Hierzu verwendeten sie radioaktiv markiertes und chem. verändertes Caeruloplasmin. Weitere Studien zeigten, dass jeweils die Entfernung des endständigen Sialinsäurerestes und Freilegung eines Galactoserestes der Glykoproteine zu deren Elimination in der Leber führt.

Mit Toshisuke Kawasaki isolierte Ashwell ein bei Vögeln vorkommendes Lebereiweiß, das spezifisch N-Acetylglucosamin bindet. Sie beschrieben die Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenüber dem bei Säugetieren vorkommenden Homolog.

Auszeichnungen (Auswahl)

1979 Mitglied der National Academy of Sciences

1982 Gairdner Foundation International Award

1984 Merck Prize der American Society for Biological Chemists (heute American Society for Biochemistry and Molecular Biology)

1989 Senior Scientist Award der Alexander von Humboldt-Stiftung

Literatur

Nicole Kresge, Robert D. Simoni, Robert L. Hill: Hepatic Carbohydrate Binding Proteins and Glycoprotein Catabolism: the Work of Gilbert G. Ashwell. In: JBC Centennial 1905–2005. 100 Years of Biochemistry and Molecular Biology. Journal of Biological Chemistry Band 281, Nr. 43, 2006

Ashwell. Membranlektine

Das Jahr 2015 war global das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Es war das 39. Jahr in Folge, in dem die globalen Temperaturen über dem Durchschnitt lagen. Weltweit lagen 15 der 16 wärmsten Jahre im 21. JH. In Deutschland war 2015 das bislang zweitwämste Jahr.

Simonetta Sommaruga

2015

Die Bombardierung einer Klinik in der afghan. Stadt Kundus durch Streitkräfte der USA fordert das Leben von mindestens 30 Menschen.

Klinikbombardierungen- Kollateralschäden

Kundus, Afghanstan

Germanwings-Absturz

VW-Abgasskandal

Sergio Mattarella

2015

Der Konzern Sigma-Aldrich wird an Merck KGaA verkauft.

Pharma-Hochzeit

Pariser Klima-Übereinkommen.

UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris; die Konferenz endet mit dem von allen 195 Teilnehmerstaaten unterzeichneten Übereinkommen von Paris.

Angela Merkel: «Wir schaffen das»

2015

Friedrich August Johannes Loeffler II (* 1852 in Frankfurt (Oder); † 1915 in Berlin) war ein dt. Hygieniker und Bakteriologe.

FAJL war Sohn des Mediziners Friedrich Loeffler I und dessen Frau Emilie Mathilde. Er studierte ab 1870 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Medizin und wurde 1870 im Corps Moenania Würzburg recipiert. Er wechselte an das Medicinisch-chirurgische Friedrich-Wilhelms-Institut, wo er sich dem Pépinière-Corps Suevo-Borussia anschloss. Nach dem Examen wurde er am Kaiserlichen Gesundheitsamt Mitarbeiter von Robert Koch. Er entdeckte die Erreger von Infektionskrankheiten wie Rotz, Diphtherie (1884 mit Edwin Klebs das Bakterium Corynebacterium diphtheriae) und Erysipel. 1888 wurde er Professor für Hygiene und Geschichte der Medizin an der Königlichen Universität zu Greifswald. Er beschrieb mit Paul Frosch den Erreger der Maul- und Klauenseuche als ein partikuläres Agens, kleiner als ein Bakterium. Damit wurde er zum Mitbegründer der Virologie. Das Virus der Maul- und Klauenseuche war das zuerst beschriebene Virus in der Tierwelt (etwa 10 Jahre zuvor hatten Dimitri Iwanowski und Martinus Willem Beijerinck das Tabakmosaikvirus bei Pflanzen entdeckt). Ihm gelang es, das erste Schutzserum gegen die Maul- und Klauenseuche herzustellen, das jedoch aus Kostengründen nicht zur Anwendung kam. Loeffler war auch als Kommunalhygieniker in Greifswald tätig. Er engagierte sich im Kampf gegen Seuchen und Infektionskrankheiten, setzte sich für die Verbesserung von Stadtreinigung und des Abfuhrwesens und den Bau der Kanalisation in Greifswald ein. Sein Ausspruch „Und gebaut wird sie doch!“, den er den Gegnern des Kanalisationsprojektes trotzig entgegenschleuderte, wird des Öfteren zitiert. Auf Riems gründete er 1910 das erste virologische Forschungsinstitut. Er verließ es, als er 1913 zum Leiter des Robert Koch-Instituts nach Berlin berufen wurde. Loeffler starb 1915 im Alter von 62 Jahren in Berlin. Ein Sohn war der Orthopäde Friedrich Loeffler III.

Arbeiten

mit P. Frosch: Berichte der Kommission zur Erforschung der Maul- und Klauenseuche bei dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. Zbl. Bakt. I/Orig 22 (1897)und 23 (1898).

Zur Immunitätsfrage. Mitt. kaiserl. Gesundheitsamt. 1 (1882).

Untersuchungen über die Bedeutung der Mikroorganismen für die Entstehung der Diphtherie beim Menschen, bei der Taube und beim Kalbe. Mittheilungen aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte 2 (1884)

Ehrungen

Friedrich-Loeffler-Institut auf Riems (Umbenennung 1952)

Gedenkmünze Deutsches Hygiene-Museum in Dresden zum 100. Geburtstag

Dr. iur. h.c der University of Aberdeen

Dr. med. vet. h. c. der Hessischen Ludwigs-Universität

Friedrich-Loeffler-Straße in Greifswald

Löfflergasse in Wien-Hietzing (1931)

Sonderstempel des 105. Deutschen Ärztetages (Rostock 2002)

Sonderbriefmarke (85 Cent) zum 100. Gründungstag des Friedrich-Loeffler-Instituts 2010 (Michel-Nr. 2825)

Das Forschungs- und Versorgungsschiff des Friedrich-Loeffler-Instituts, das bis 1974 in dessen Dienst war, trug den Namen Geheimrat Loeffler.

Loeffler-Frosch-Preis der Gesellschaft für Virologie (GfV), seit 1994

Loeffler-Frosch-Medaille

Literatur

Isaac Asimov: Biographische Enzyklopädie der Naturwissenschaften und der Technik, Herder, Freiburg/Basel/Wien 1974

Loeffler. Begründer Virologie

wik

G7-Gipfel auf Schloss Elmau (Kreis Garmisch-Partenkirchen) in Deutschland. Man verständigt sich u. a. zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft im 21. JH

Henriette Reker

Der Patient Uwe S. an der Medizinischen Hochschule Hannover gilt als Inhaber des Europarekords als Kunstherzpatient mit über 10 Jahren Kunstherztherapie mit dem Gerät HeartMate II.

Kunstherzen

Hannover

wik

Bei massiven Waldbränden in Indonesien kommt es zu einer Smogkrise (Haze), die in Südostasien etwa 100.000 Menschenleben durch Luftverschmutzung fordert

Andrzej Duda

Das seit Mitte 2014 in Westafrika grassierende Ebolafieber hält an, lässt jedoch ab Mitte 2015 nach; bei angenommener hoher Dunkelziffer sollen bis Ende Jahr über 11.000 Menschen ums Leben gekommen sein..

Westfrika

Charlie Hebdo & Mohammed-Karikaturen.

Das Jahr der Selbstmordattentate und des Terrors.

Grazer Amokfahrt (vgl. 2020)

Sepp Blatter

2015

Der irisch-US-amerikan. Biochemiker und Parasitologe William Cecil Campbell (* 1930 in Ramelton, Irland) erhält zusammen mit Satoshi Ōmura und Tu Youyou den Nobelpreis für Medizin.

Er und Ōmura entdeckten den Arzneistoff Avermectin, der bei der Behandlung von parasitären Infektionen (insbesondere gegen Fadenwürmer) eingesetzt wird.

Campbell.

Avermectin & Fadenwürmer

Avermectin: Nobelpreiswürdiges Wurmheilmittel

In der Republik Irland wird als weltweit erstem Land in einem Referendum mit 62 % Ja-Stimmen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe befürwortet.

Stefan Raab

2015

Der Oberste Gerichtshof der USAverkündet die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in den USA.

Óscar Romero

2015

In Deutschland tritt ein gesetzl. Mindestlohn in Höhe von 8,50 € brutto je Arbeitsstunde in Kraft.

Martin Winterkorn,

Jürgen Fitschen

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stoppt überraschend den Euro-Mindestkurs. Der Euro verliert gegenüber dem CHF in kürzester Zeit stark an Wert.

2015

Satoshi Ōmura (* 1935 in der Präfektur Yamanashi) ist ein japan. Biochemiker und Nobelpreisträger für Medizin 2015. Er ist bekannt für die Entdeckung und Entwicklung versch. ursprünglich in Mikroorganismen vorkommender Pharmazeutika.Darüberhinaus entwickelte er neue Techniken in der Kultivierung von Bakterien und Pilzen (wie das Bakterium Streptomyces avermetilis, welches die Avermectine produziert) und sequenzierte dessen Genom. Er erforschte neue Arzneistoffen unter den Stoffwechselprodukten von Bakterien und Pilzen und deren Biosynthese. Insbesondere ist er für die Erforschung und Entwicklung von Antibiotika aus Makroliden bekannt (wie Avermectine). Avermectin und sein Derivat Ivermectin wurden ein sehr erfolgreiches Mittel gegen besonders in den Tropen verbreitete Wurmkrankheiten und andere Parasiten (ein Anthelminthikum gegen Nematoden und Ektoparasiten wie Läuse und Milben). Es dient im Rahmen eines Programms der WHO der Bekämpfung der Onchozerkose (Flussblindheit).

Er entdeckte über 400 biologisch aktive Substanzen, darunter Antibiotika (wie die Erythromycin-Derivate) und Enzym-Inhibitoren (wie den Proteinkinase-Inhibitor Staurosporin), die teilweise zu neuartigen Anti-Krebsmedikamenten führten sowie zu Medikamenten für die Tiermedizin und Pflanzenschutzmittel.

Ōmura. Makrolide

Weltausstellung Expo 2015 in Mailand, Italien

Takaaki Kajita,

Arthur Bruce McDonald

2015

Tu Youyou (* 1930 in Ningbo, Republik China) ist eine chines. Pharmakologin und Nobelpreisträgerin für Medizin 2015. Sie isolierte den zur Behandlung der Malaria eingesetzten sekundären Pflanzenstoff Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua, TCM-Arznei qīnghāo). Auf der Suche nach potentiellen Wirkstoffen gegen die Malaria analysierten Tu und ihre Arbeitsgruppe im Auftrag der chines. Regierung („Projekt 523“) ausgehend von Überlieferungen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zahlreiche Heilpflanzen. 1971 konnte der Wirkstoff aus Artemisia annua isoliert werden. 1973 synthetisierte sie das wirksamere Derivat Dihydroartemisinin. Spätere Arbeiten widmen sich der Anwendung von Artemisinin und dessen Derivaten bei anderen Erkrankungen. Für „die Entdeckung von Artemisinin, einem Malaria-Therapeutikum, das weltweit Mio Leben, insbesondere in den Entwicklungsländern, rettete“ wurde Tu Youyou bereits 2011 mit dem Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award ausgezeichnet. 2015 wurde ihr gemeinsam mit William C. Campbell und Satoshi Ōmura der Nobelpreis für Medizin zugesprochen.

Tu Youyou. Artemisinin & Malaria

Mit dem Verkaufsstart des Amazon Echo werden erstmals Smart Speaker im Handel angeboten.

2015

Der schwed. Krebsforscher Tomas Robert Lindahl (* 1938 in Stockholm) erhält gemeinsam mit Paul Modrich und Aziz Sancar den Nobelpreis für Chemie.

TRL hat sich besondere Verdienste um die Erforschung der Biochemie der DNA-Reparatur erworben. „für die mechanistischen Studien zur DNA-Reparatur“ zugesprochen. Während man bis Anfang der 1970er Jahre die DNA noch für ein relativ stabiles Molekül hielt, fand Lindahl, dass die DNA so instabil ist, dass Leben auf Basis von DNA eigentlich unmöglich sein müsste. Auf der Suche nach Stabilisierungsmechanismen der DNA fand er als DNA-Reparaturmechanismus die Basenexzisionsreparatur (BER).

Lindahl. DNA-Reparatur.

Basenexzisionsreparatur (BER).

14. September: um 9:50 Uhr UTC erreichen die durch das Verschmelzen zweier 1,3 Milliarden Lichtjahre entfernter Schwarzer Löcher erzeugten Gravitationswellen die Erde und werden von den zwei LIGO-Detektoren registriert, womit der erstmalige direkte Nachweis von Gravitationswellen gelang.

2015

Paul Lawrence Modrich (* 1946 in Raton, New Mexico) ist ein US-amerikan. Biochemiker und Genetiker. 2015 wurde ihm „für die mechanistischen Studien zur DNA-Reparatur“ gemeinsam mit Tomas Lindahl und Aziz Sancar der Nobelpreis für Chemie zugesprochen.

Modrich klärte die molekularen Mechanismen der DNA-Reparatur bei Zellteilung auf, die sog. Mismatch Repair (Basenfehlpaarungsreparatur).

Modrich. DNA-Reparatur.

Mismatch-Reparatur

Als Reaktion auf die Füchtlingskrise in Europa kommt es in D vermehrt zu Brandanschlägen und anderen gewalttätigen Protesten gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, so z.B. bei mehrtägigen fremdenfeindlichen Ausschreitungen im sächsischen Heidenau.

Swetlana Alexijewitsch

2015

Aziz Sancar (* 1946 in Savur, Provinz Mardin, Türkei) ist ein türk.-amerikan. Genetiker. Für 2015 wurde ihm „für die mechanistischen Studien zur DNA-Reparatur“ gemeinsam mit Tomas Lindahl und Paul Modrich der Nobelpreis für Chemie zugesprochen. Er klärte molekulare Mechanismen der DNA-Reparatur auf, insbesondere Nukleotidexzisionsreparatur (NER) und Photolyasen.

Sancar. DNA-Reparatur.

Nukleotidexzisionsreparatur (NER)

Nahe der österreich. Gemeinde Parndorf wird ein LKW mit 71 toten Flüchtlingen entdeckt.

In Köln und weiteren dt. Städten kommt es in der Silvesternacht zu sexuellen Übergriffen sowie weiteren kriminellen Handlungen insbesondere gegenüber Frauen durch eine größere Anzahl überwiegend arabischsprachiger Männer.

Angus Deaton

Sir Angus Stewart Deaton

2015

Der US-amerikan. Biologe und Professor an der Rockefeller University in New York City Charles David Allis (* 1951 in Cincinnati, Ohio) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Er erforschte das Chromatin, dem Komplex aus DNS und Proteinen, in dem die genet. Information im Zellkern dicht gepackt ist. Chromatin spielt eine entscheidende Rolle in der Genexpression, in dem es bestimmte Abschnitte des Genoms für weitere Schritte der Transkription freigibt. Eine mögliche Anwendung besteht darin, Gene anzuschalten, die Tumorwachstum behindern, und solche abzuschalten, die Tumorwachstum begünstigen. Forschungsgegenstand sind insbesondere versch. Mechanismen der Histonmodifikation.

Allis. Genschalter.

Chromatin & Histon-Code

UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris; die Konferenz endet mit dem von allen 195 Teilnehmerstaaten unterzeichneten Übereinkommen von Paris.

Otto Frei,

Gottfried Böhm

(Pritzker-Preisträger)

James Last

2015

Der franz. Neurochirurg Alim Louis Benabid (* 1942 in La Tronche) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). ALB entwickelte gemeinsam mit Informatikern und Technikern einen Stereotaxie-Roboter für die Neurochirurgie („Neuromat“) speziell bei Hirntumoren und Bewegungsstörungen wie beim M Parkinson. Später wurde das Verfahren z. Tl. durch die ebenfalls von Benabid mitentwickelte Methode der tiefen Hirnstimulation (sog. Hirnschrittmacher) ersetzt, die inzwischen als chirurg. Standardtherapie des M Parkinson gilt und deren Anwendung auf zahlreiche weitere Erkrankungen wie Epilepsie oder Zwangsstörungen ausgedehnt wurde. Neuere Arbeiten Benabids befassen sich mit der Entwicklung von Hirn-Maschine-Schnittstellen z.B. bei Patienten mit Querschnittslähmung.

Benabid.

Stereotaxie-Roboter Neuromat.

Tiefe Hirnstimulation

Verfassungskrise in Polen

2015

Der US-amerikan. Biologe u. Professor für Molekulare Medizin an der University of Massachusetts Medical School Victor Ambros (* 1953 in Hanover, New Hampshire) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLs). Ambros und seine Arbeitsgruppe berichteten 1993 über die erste microRNA (ein Genprodukt von lin-4), die eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Fadenwurms Caenorhabditis elegans spielt. Es zeigte sich, dass nichtcodierende RNAauch bei höheren Organismen vorkommt und eine wichtige Rolle bei der Genregulation spielt. Aktuelle Arbeiten befassen sich mit den micro-RNA-vermittelten Regulationen in der Entwicklung von Tieren (darunter Fruchtfliegen) und bei versch. Menschl. Krankheiten.

Ambros. Micro-RNA

650 Jahre Universität Wien

250 Jahre Veterinärmedizinische Universität Wien

200 Jahre Technische Universität Wien

100 Jahre Alzheimer-Demenz

Wiener Hauptbahnhof

2015

Der US-amerikan. Genetiker u. Professor an der Harvard University Gary Bruce Ruvkun (* 1952 in Berkeley, Kalifornien) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLS) Ruvkun hat erste wegweisende Erkenntnisse über regulator. microRNA gewonnen. Diese Moleküle haben bei Tieren (einschließlich des Menschen) und Pflanzen wichtige Funktionen in der Steuerung von Genen. Erstes Beispiel war das let-7, dessen Funktion zunächst bei dem Fadenwurm C. elegans erforscht wurde. Hunderte weitere microRNAs wurden von Ruvkun und seiner Arbeitsgruppe beschrieben. Weitere Arbeiten befassen sich mit der RNA-Interferenz.

Ruvkun. Micro-RNA.

RNA-Interferenz

2015

Die US-amerikan. Biochemikerin u. Molekularbiologin an der University of California, Berkeley Jennifer A. Doudna Cate (* 1964 in Washington, D.C.) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLS). Ihre Forschungen führten zur Aufklärung komplexer Strukturen katalytisch wirkender RNA (sog. Ribozyme) beitragen. 5 Jahre (2020) später erhält sie daür auch den Nobelpreis…vgl. 2020

Doudna. Ribozyme

Erg. 2020

2015

Die franz. Mikrobiologin, Genetikerin u. Biochemikerin Emmanuelle Marie Charpentier (* 1968 in Juvisy-sur-Orge, Frankreich) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLS). Seit Oktober 2015 ist Charpentier Direktorin am Berliner MPI für Infektionsbiologie und seit 2018 Leiterin der „Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene“ in Berlin (in Gründung), die administrativ vom MPI für Infektionsbiologie unabhängig ist. Charpentier erforscht die Regulationsmechanismen, die Infektionsprozessen und Immunität zugrunde liegen. Ihr Fokus liegt auf der Genregulation auf der Ebene der (bakteriellen) Ribonukleinsäure (RNA) und der molekularbiologischen Erforschung von Infektionen. Sie forscht zur Fähigkeit bakterieller Krankheitserreger, sich selbst gegen fremde – in die Bakterienzelle eingedrungene – DNA, z. B. durch Bakteriophagen, zu verteidigen.

Mit ihren Erkenntnissen auf dem Gebiet der RNA-vermittelten Regulation durch das CRISPR/Cas-System hat EMC die Grundlage für die Entwicklung einer Technik geschaffen, mit der gezielt Genveränderungen durchgeführt werden können (CRISPR/Cas-Methode, 2012 veröffentlicht mit Jennifer Doudna). Seit 2015 zählt sie nach Reuters aufgrund der hohen Zahl ihrer Zitationen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Chemie (Thomson Reuters Citation Laureates) – den sie dann auch 2020 gemeinsam mit Doudna erhält…

Charpentier.

CRISPR/Cas-Gen-Schere

Erg. 2020

2015

Per-Olof Åstrand (geb. 1922 in Svenarums församling, Jönköping län, gest. 2015 in Täby församling) war ein schwed. Physiologe und Sportwissenschaftler.

Nach seinem Abitur studierte Åstrand gleichzeitig Sport an der Gymnastik- och idrottshögskolan (GCI) mit Sportlehrerexamen im Jahr 1946 sowie Medizin. Nach dem Sportexamen wurde er Wissenschaftl. Mitarbeiter in der Physiologie des Karolinska-Instituts, wo er 1952 promoviert wurde. Nun wurde er Dozent und war von 1961 an Professor für Sportphysiologie am GCI und von 1977 bis 1989 Professor für Physiologie am Karolinska-Institut. Von 1977 bis 1988 gehörte er dem Nobelpreis-Auswahlkomitee des Instituts an. Åstrand gilt als Pionier und einer der Gründerväter der modernen Arbeits- und Sportphysiologie. Er hat sich sowohl im Leistungssport als auch in der Bewegungstherapie aller Altersbereiche engagiert. Der mit seiner Frau 1954 entwickelte Åstrand-Ryhming Fahrradergometertest wird noch immer verwendet. Sein Lehrbuch der Sportphysiologie wurde in8 Sprachen übersetzt. Er wurde durch Ehrendoktorwürden von 8 Universitäten ausgezeichnet und war Ehrenmitglied des American College of Cardiology. des Royal Australasian College of Physicians und des American College of Sports Medicine. Im Jahr 2000 erhielt Åstrand den ersten Lifetime Achievement Award, den die American Society of Exercise Physiologists. (ASEP) vergab.

Wissenschaftliche Erstforschungen

Er war der Erste, der mit Muskelbiopsien die unterschiedl. menschliche Leistungsfähigkeit auf der Ebene der Muskelfasern erforschte.

Er war der Erste, der das Enzymsystem, die Dichte des Kapillarsystems und die Myoglobinkonzentration mit Ausdauerleistungsfähigkeit erforschte.

Er erforschte den Zusammenhang von Anabolen Steroiden und Kraft- und Ausdauertraining.

Er war der Erste, der die Wirkung von Blutdoping experimentell belegte.

Der WorldCat führt 2797 Publikationen von und über ihn…

Einzelnachweise

Arnd Krüger: Geschichte der Bewegungstherapie. In: Präventivmedizin. Springer Loseblatt Sammlung, Heidelberg 1999.

D. Vancampfort, H. Guelinckx, M. De Hert u. a.: Reliability and clinical correlates of the Astrand-Rhyming sub-maximal exercise test in patients with schizophrenia or schizoaffective disorder. In: Psychiatry Res. 220(3), 30. Dezember 2014.

Per-Olof Åstrand, Kaare Rodahl: Textbook of work physiology. McGraw-Hill Book Company, New York 1970.

Daniel Svensson: Per-Olof Åstrand. Fysiologen som förändrade träningen. GIH 200 år. Aktuell forskning från världens äldsta idrottshögskola. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Januar 2015 im Internet.

Åstrand

Åstrand-Ryhming Fahrradergometertest

2015

Carl Djerassi (* 1923 in Wien, Österreich; † 2015 in San Francisco, Kalifornien, USA) war ein bulgar.- österreich.-US-amerikan. Chemiker und Schriftsteller. CD wurde für die Entwicklung der ersten Antibabypille bekannt. Er wurde „Vater der Pille“ genannt, aber ebenso oft „Mutter der Pille“, da er diesen Beinamen passender fand und ihn auch als Titel einer Autobiografie wählte…

Djerassi.

Vater & Mutter der Anti-BabyPille.

2015

Irwin (Ernie) Allan Rose (* 1926 in Brooklyn, New York; † 2015 in Deerfield, Massachusetts) war ein ungar.-russ. -US-amerikan. Biochemiker jüd. Herkunft. und Nobelpreisträger für Chemie (2004).

Rose wurde in eine säkulare jüd. Familie geboren. Er war der Sohn von Ella Greenwald, die einem ungar.-jüd. Elternhaus entstammte, und von Harry Royze, der russ.—jüd. Herkunft war.

Rose studierte an der University of Chicago mit dem Bachelor-Abschluss 1949 und der Promotion (Ph.D.) in Biochemie 1952. Als Post-Doktorand war er an der Western Reserve University und der New York University bei Severo Ochoa. 1953 wurde er Instructor und später Associate Professor an der Yale University und 1963 Professor an der University of Pennsylvania (Fox Chase Cancer Center und Fakultät für Biochemie). 1976 bis zur Emeritierung 1998 war er am Department of Physiology and Biophysics des College of Medicine der University of California in Irvine.

Im Jahr 2004 erhielt er den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Ubiquitin-gesteuerten Protein-Degradation, zusammen mit Aaron Ciechanover und Avram Hershko. Mit diesen klärte er Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre den Mechanismus des Abbaus überflüssiger Proteine in Zellen. Diese werden mit Ubiquitin markiert und in den Proteasomen zerlegt.

1972 war er als Guggenheim Fellow in Oxford und an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

1977 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, 1979 zum Mitglied der National Academy of Sciences gewählt und er ist Mitglied der American Association for the Advancement of Science.

Rose. Ubiquitin-System

2015

Siegfried Schnabl (* 1927 in Limbach; † 2015 in Berlin) war ein dt. Sexualwissenschaftler. Der Psychotherapeut war einer der führenden Sexualforscher der DDR.

SS war der Sohn eines Konstrukteurs und ging in Glauchau zur Oberschule. Nach Kriegsende begann Schnabl 1946 seine Berufstätigkeit als Lehrer an einer Grundschule. Ab 1948 studierte er klinische Psychologie an der Universität Leipzig und war dort ab 1953 als wissenschaftl. Mitarbeiter und Lehrbeauftragter tätig. 1955 promovierte er und arbeitete dann von 1956 bis 1973 im Erzgebirge als Psychotherapeut.

Im Jahr 1969 erschien sein Standardwerk «Mann und Frau intim. Fragen des gesunden und des gestörten Geschlechtslebens», der erfolgreichste Ehe- und Sex-Ratgeber der DDR. Das Werk erfuhr 18 Auflagen und wurde über 1 Mio Mal verkauft und in versch.Sprachen übersetzt.

Thema seiner 1973 an der Karl-Marx-Universität Leipzig vorgelegten Promotion B zum Dr. sc. phil. (Habilitation) war die Auswertung des Sexualverhaltens von 3500 Personen. Da ihm die Weiterführung seiner wissenschaftl. Arbeit untersagt wurde, leitete Siegfried Schnabl von 1973 bis 1993 die Ehe- und Sexualberatungsstelle in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz und war danach als Sexualberater für Pro Familia in Aue tätig. Zwischen 1977 und 1987 wirkte Schnabl als Konsultant für die Pan American Health Organization.

SS genoss in der DDR große Popularität, da er sich in hunderten Beiträgen im Radio und Fernsehen, in Fachzeitschriften, Journalen und Büchern zu den Problemen der menschlichen Sexualität offen, verständlich, einfühlsam und seriös äußerte. Er galt als Anhänger von Hans Giese. Wie dieser vertrat er die Auffassung, dass Homosexualität keine sexuelle Störung, sondern eine normale sexuelle Orientierung sei. Folgerichtig setzte er sich für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen in der DDR ein.

Er gehörte dem Vorstand der Gesellschaft für Sexualwissenschaft an und war Mitglied der International Academy of Sex Research.

SS wohnte in Hohenstein-Ernstthal, während seiner letzten Lebenszeit in einem Pflegeheim in Berlin.

Veröffentlichungen

Untersuchungen typologischer und allgemeiner Besonderheiten der höheren Nerventätigkeit des Menschen mit einer Komplexmethode. Dissertation, Universität Leipzig, 1955

Einführung in die Psychopathologie. Potsdam: Institut für Weiterbildung Mittlerer Medizinischer Fachkräfte 1967 (Lehrbrief)

Mann und Frau intim. Fragen des gesunden und des gestörten Geschlechtslebens. Greifenverlag, Rudolstadt 1969 (mit Illustrationen von Helmut Fiege)

17. Auflage Berlin 1985, 18. Auflage 1990

Mann und Frau intim. Gesundes Geschlechtsleben, gestörtes Geschlechtsleben. (geringfügig gekürzte Lizenzausgabe für die BRD) Gütersloh: Bertelsmann-Ratgeberverl., 1969 (mit Illustrationen von Gisela u. Horst Keuer. Koituspositionen: Horst Günther)

Die Lust des Liebens. Frau und Mann intim. Frankfurt am Main: Ullstein Taschenbuch 1992, (vollständig überarbeitete und erweiterte Ausgabe)

Intimverhalten, Sexualstörungen, Persönlichkeit. Habilschrift, Universität Leipzig, 1972, (als Buch:) Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1972

Nervös? Ursachen, Erscheinungsformen, Vorbeugen u. Überwindung psychosozialer Gesundheitsstörungen. VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1975

Plädoyer für die Liebe. Leipzig/Jena/Berlin: Urania-Verlag, 2. Aufl. 1978

Der Liebe Lust, der Liebe Leid. Berlin: Berliner Verlag

100 Fragen zu Sex und Liebe. Frankfurt am Main: Ullstein Taschenbuch 1994

Schnabls Bestseller (Mann und Frau intim) taucht als Referenz in Thomas Brussigs Roman «Helden wie wir» auf.

Literatur

Christoph Links: Schnabl, Siegfried. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010.

Jens Bisky: Wehe, wenn die Betten quietschen. [zum 80. Geburtstag Schnabls] In: Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 2007

Schnabl. Sexualität in der DDR

wik

Oliver Wolf Sacks (* 1933 in London; † 2015 in New York City) war ein brit. Neurologe und Schriftsteller jüd. Herkunft. Er wurde bekannt durch seine populärwissenschaftlichen Bücher, in denen er komplexe Krankheitsbilder anhand von Fallbeispielen in zwanglos-anekdotischem Stil allgemeinverständlich beschrieb. Die mit mehreren Oscar- und Golden-Globe-Nominierungen ausgezeichnete filmische Adaption seines ersten großen Werkes von zusammenhängenden Fallgeschichten «Zeit des Erwachens» (erschienen 1973, verfilmt 1990 mit Robin Williams und Robert De Niro) machte seine Werke auch international bekannt.

Sein Ziel war es stets, neben der modernen Wissenschaft die betreffenden Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren, hinter jeder Erkrankung das individuelle Schicksal zu erkennen und die eigene Normalität in Frage zu stellen. Ähnlich wie auch der russ. Neuropsychologe Alexander R. Lurija griff er auf die medizinisch-literarische Tradition des 19. JH zurück, die bei der wissenschaftl. Betrachtung den kranken Menschen in den Mittelpunkt stellte. Lurija nannte dies eine „romantische“ Wissenschaft».

OS wurde als jüngstes von 4 Kindern in Cricklewood beiLondon geboren. Die Eltern entstammten jüd.-orthodoxen Familien; sein Vater Samuel Sacks war Arzt für Allgemeinmedizin, seine Mutter Muriel Elsie Landau eine der ersten Chirurginnen Englands. Seine 3 Brüder wurden ebenfalls Mediziner. Cousins von Sacks sind der israel. Politiker Abba Eban, der brit. Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Jonathan Lynn und der Mathematiker und Nobelpreisträger Robert Aumann.

Nach dem Besuch der St Paul’s School (London) erwarb Sacks 1954 am Queen’s College (Oxford) den Bachelor-Abschluss in Physiologie und Biologie. Nach weiterer Ausbildung am Middlesex Hospital in London und als Research Fellow am Institut für menschliche Ernährung der Universität Oxford kamen dort 1958 der Master (M.A.) sowie der BM BCh (Bachelor of Medicine, Bachelor of Surgery) hinzu. Sacks war dann als Assistenzarzt am Middlesex College sowie in Birmingham tätig. 1960 nahm er eine Stelle als Forschungsassistent der Parkinson-Abteilung am Mount Zion Hospital in San Francisco an, wurde dort 1961 Assistenzarzt („rotating internship“) und setzte seine Facharztausbildung in Neurologie und Neuropathologie („residency“) 1962 bis 1965 an der University of California, Los Angeles fort. Anschließend war er am Albert Einstein College of Medicine im New Yorker Stadtbezirk Bronx zunächst „Fellow“, ab 1966 „Instructor in Neurology“, ab 1975 „Assistant Professor of Neurology“, ab 1978 „Associate Professor of Neurology“ und schließlich von 1985 bis 2007 „Clinical Professor of Neurology“.

Während seiner Forschungen über Migräne stieß er 1966 im Beth Abraham Hospital in der Bronx auf einige Patienten, die schon seit etwa 40 Jahren wie „eingefroren“ waren: Überlebende der Europäischen Schlafkrankheit (Encephalitis lethargica), einer weltweiten Epidemie von 1916 bis 1927. Nach Abschluss der Migräne-Studien, die er 1970 veröffentlichte, widmete er sich der Patientengruppe intensiver. Die Einzelfall-Studien wurden Gegenstand seines Buches Awakenings – Zeit des Erwachens (OT: Awakenings).

Im Verlauf der Experimente mit L-Dopa, einer Vorstufe des Neurotransmitters Dopamin, kam es zu außergewöhnlichen Reaktionen der Patienten: Sie „wachten“ kurzfristig auf, zeigten teilweise gar eine übermotivierte Lebensfreude, bis sie schließlich in ihre Starre zurückfielen. Für Awakenings erhielt Sacks 1974 den Hawthornden-Preis.

Einige der Fallgeschichten aus diesem Buch thematisierte zunächst Harold Pinters Theaterstück «A Kind of Alaska», bevor sie 1990 unter dem Titel Zeit des Erwachens (Awakenings) mit Robin Williams und Robert De Niro in den Hauptrollen verfilmt wurden. Die Adaption machte OS weltweit bekannt, und viele seiner zwischenzeitlich veröffentlichten Bücher erfuhren eine große Nachfrage. Die internationale Aufmerksamkeit hielt über seinen Tod im Jahr 2015 hinaus an, 2017 erschien sein letztes Buch «Der Strom des Bewusstseins» (River of Consciousness), die Idee hierzu skizzierte Sacks noch in den letzten Wochen seines Lebens.

Neben weiteren Geschichten über andere neurolog. Fälle, in denen es um M Parkinson, Tourette-Syndrom, Autismus, Agnosie und Gehörlosigkeit ging, schilderte er in «Der Tag, an dem mein Bein fortging» (A Leg to Stand On) auch die Folgen eines eigenen Wanderunfalls. Offenbar riss ihm dabei ausschließlich die Sehne eines vorderen Oberschenkelmuskels (Quadriceps), für längere Zeit lebte er so (vor allem) in der Patientenperspektive.

In seinem Bestseller «Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte» (The Man Who Mistook His Wife for a Hat) erzählt OS 20 Geschichten von Menschen, die aus der „Normalität“ gefallen sind, weil physische Veränderungen bzw. Verletzungen des Gehirns psychische Störungen hervorgerufen haben. Sacks schreibt: „Eine winzige Hirnverletzung, ein kleiner Tumult in der zerebralen Chemie – und wir geraten in eine andere Welt“. Das Buch behandelt kaum die medizinisch-neuropsycholog. Seite, sondern veranschaulicht die Welt, in der diese Menschen leben. Es erklärt, wie Wahrnehmung allein vom Gehirn abhängt und unser Realitätsempfinden dort entsteht. So schildert Sacks „seriös und spannend zugleich“ (Süddeutsche Zeitung, wie es sein kann, dass ein Mann seine Frau mit einem Hut verwechselt oder bei einem Patienten zwar Seh- (visuelles Wahrnehmungs-) und Sprechvermögen intakt sind, er das Gezeigte aber nicht mehr beim Namen nennen (mit seinem semantischen Gedächtnis verknüpfen) kann und so z.B. eine Rose als „rotes, gefaltetes Gebilde mit einem geraden grünen Anhängsel“ identifiziert. Die Titelgeschichte wurde 1987 Gegenstand der gleichnamigen Oper von Michael Nyman.

In einem weiteren Bestseller, dem 2007 erschienenen Sachbuch «Der einarmige Pianist». Über Musik und das Gehirn (Musicophilia: Tales of Music and the Brain) legt er zunächst kurz und verständlich die grundlegende Funktionsweise unseres Gehörs und mögliche Auswirkungen von Schädigungen des auditiven Systems dar. Hinzu kommt, erneut anhand einer Vielzahl von (Patienten-)Beispielen, die Schilderung zahlreicher Phänomene im Überschneidungsbereich von Musik und Neurowissenschaft. Darunter sind beispielsweise die Wirkung von Musiktherapie auf Aphasie-, Amnesie-, Demenz-, Tourette- und Parkinson-Patienten; der Zusammenhang zwischen Blindheit und absolutem Gehör bzw. besonderer musikal. Begabung sowie die grundsätzliche Wirkweise von Musik im Gehirn, insbesondere im Temporallappen, die auch bei neurolog. Patienten deutlich wird, so z. B. bei Temporallappenepilepsie (durch Vernarbungen, Läsionen oder Tumore ausgelöste epilept. Anfälle) und damit einhergehenden (z. T. musikalischen) Déjà-vu-Erlebnissen, oder auch bei sog. Musikolepsie bzw. musikogener Epilepsie – dies bezeichnet durch Musik induzierte (ausgelöste) epileptische Anfälle.

Sacks’ Werke wurden bisher in 21 Sprachen übersetzt. Seit 1996 war er gewähltes Mitglied der American Academy of Arts and Letters. 2002 wurde er mit dem Wingate Literary Prize ausgezeichnet und in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

2007 nahm Sacks einen Ruf an die Columbia University an. Dort unterrichtete er nicht nur als Mediziner, sondern auch in mehreren anderen Fachbereichen, unter anderem Musiktheorie.

Sacks war nicht verheiratet und lebte den größten Teil seines Lebens allein.

In seiner zweiten Autobiographie «On the Move», die er im Dezember 2014 wenige Tage vor seiner Krebsdiagnose fertigstellte und die unmittelbar vor seinem Tod im August 2015 veröffentlicht wurde, äußerte sich Sacks erstmals zu seiner Homosexualität. Nach über 35 Jahren zölibatären Lebens hatte er 2009 den vornehmlich für die New York Times arbeitenden Wissenschaftsjournalisten und Fotografen Bill Hayes kennengelernt. Aus der Freundschaft der beiden Schriftsteller erwuchs eine Liebesbeziehung und Lebenspartnerschaft, die bis zu seinem Tod anhielt.

Seine große Leidenschaft war, wie Oliver Sacks in On the Move beschreibt, das Motorradfahren. Vor allem mit seiner „geliebten“ BMW R 60/2 absolvierte er als junger Mann viele Touren quer durch die USA und dabei häufig große Distanzen – manchmal sogar bei Nacht: „Ich fuhr die ganze Nacht und lag auf dem Tank – die Maschine hatte zwar nur dreißig PS, aber wenn ich mich ganz flach machte, schaffte ich etwas mehr als 160 Stundenkilometer; dergestalt zusammengekauert, konnte ich stundenlang geradeaus fahren. Von meinen Scheinwerfern erhellt – oder dem Vollmond, wenn er da war – wurde die silbrig schimmernde Straße von meinem Vorderrad aufgesaugt. Manchmal hatte ich in diesen Stunden seltsame Wahrnehmungsverzerrungen und -täuschungen. So überkam mich gelegentlich das Gefühl, eine Linie auf der Erdoberfläche zu zeichnen, und dann wieder hing ich bewegungslos im Raum, während tief unter mir der ganze Planet geräuschlos rotierte.“

Im Februar 2015 widmete er sich in einem Essay für The New York Times seiner Krebserkrankung und dem Umgang mit seinem bevorstehenden Tod. 9 Jahre zuvor war er bereits wegen eines malignen Melanoms am Auge behandelt worden, wodurch er die Sehfähigkeit auf diesem Auge einbüßte (woraufhin er «The Mind’s Eye» (dt. Das innere Auge, verfasste). Angesichts der bei ihm diagnostizierten Leber-Metastasen sei sein Tod absehbar. Er wolle weitere literarische Werke fertigstellen. Das „Okay“ für die Veröffentlichung des Textes gab OS noch auf dem OP-Tisch, der Artikel wurde noch am Folgetag der lebensverlängernden Operation veröffentlicht. Seinem Lebenspartner zufolge bewegten ihn die „überwältigenden und mitfühlenden Reaktionen auf ‚Mein Leben‘“ tief und führten in den Folgemonaten zu einer Reihe weiterer persönlicher Aufsätze für die New York Times. Der vierte wurde mit letzter Kraft im August 2015 vollendet und 2 Wochen vor seinem Tod veröffentlicht. OS starb 2015 im Alter von 82 Jahren in seiner Wohnung in Manhattan. Kurz darauf erschien der kleine Band Dankbarkeit («Gratitude»). Dieser enthält vier der in der New York Times erschienenen letzten Aufsätze, in denen er sich mehr als in seinen früheren Werken mit den grundlegenden Lebensfragen zu Tod, Glauben, Religion und Wissenschaft auseinandersetzte.

Bücher

Migraine. 1970 (dt: Migräne. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1970

Awakenings. 1973. (dt.: Bewusstseinsdämmerungen. VCH Verlagsgesellschaft mbH., Weinheim 1989.

Awakenings – Neuveröffentlichung mit einigen Änderungen und zusätzlichem Vorwort von Sacks selbst, 1990.

deutsch: Awakenings – Zeit des Erwachens. Das Buch zum Film. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990 (1991).

A Leg to Stand On. 1984 (Selbsterfahrungsbericht nach Wanderunfall in Norwegen)

deutsch: Der Tag, an dem mein Bein fortging. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989

The Man Who Mistook His Wife for a Hat. Summit Books 1985.

deutsch: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1987.

Seeing Voices: A Journey Into the World of the Deaf. 1989.

deutsch: Stumme Stimmen. Reise in die Welt der Gehörlosen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990.

An Anthropologist on Mars. 1995. (Sieben weitere Fallgeschichten, u. a. über den „Maler der Erinnerung“ Franco Magnani und die titelgebende autistische Architektur-/Tierwissenschafts-Professorin Temple Grandin).

Dt.: Eine Anthropologin auf dem Mars. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995

The Island of the Colorblind. 1997 (Erste Hälfte über die angeborene Farbenblindheit der Inselbevölkerung von Pingelap; zweite Hälfte über die Lytico-Bodig-Erkrankung auf Guam.)

Dt.: Die Insel der Farbenblinden. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-60560-0.

Uncle Tungsten: Memories of a Chemical Boyhood. 2001 (Sacks erste Autobiografie: Memoiren aus der Kindheit und Jugend des Autors bis 1956, vermischt mit Episoden aus der Geschichte der Chemie, die der junge Sacks mit Begeisterung betrieb)

deutsch: Onkel Wolfram. Erinnerungen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2001.

Oaxaca Journal. 2002, ISBN 0-307-94744-0. (Reisebericht eines zehntägigen Ausflugs ins mexikanische Oaxaca mit The Fern Society im Jahr 2000)

deutsch: Die feine New Yorker Farngesellschaft. Ein Ausflug nach Mexiko. Frederking und Thaler, München 2004.

Musicophilia: Tales of Music and the Brain. 2007.

deutsch: Der einarmige Pianist. Über Musik und das Gehirn. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008.

The Mind’s Eye. 2010.

deutsch: Das innere Auge. Neue Fallgeschichten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2011.

Hallucinations. Alfred J. Knopf, New York 2012, Vintage Books 2013.

Dt. Drachen, Doppelgänger und Dämonen. Über Menschen mit Halluzinationen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2013, auch als Taschenbuch rororo 62972, 2014

On the Move. A Life. 2015 (Sacks zweite Autobiografie), dt. On The Move – Mein Leben. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

Gratitude. Essaysammlung, Picador, posthum veröffentlicht 2015, Vorwort und Illustration Bill Hayes.

deutsch: Dankbarkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

Steve Silberman: NeuroTribes: The Legacy of Autism and the Future of Neurodiversity. 2015 (mit Vorwort von Sacks)

Oliver Sacks: The Last Interview and Other Conversations. 2016 (Interviewsammlung)

River of Consciousness. 2017

Dt. Der Strom des Bewusstseins. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017.

Everything in Its Place: First Loves and Last Tales. 2019.

deutsch: Alles an seinem Platz. Erste Lieben und letzte Fälle. Übersetzt von Hainer Kober. Rowohlt, Hamburg 2019.

Artikel

Sabbath. In: The New York Times. Sunday Review, 14. August 2015 (Volltext). Erneut erschienen in Gratitude. Picador, 2015.

deutsch: Sabbat. In: Dankbarkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

My Periodic Table. In: The New York Times. Sunday Review, 24. Juli 2015 (Volltext). Erneut erschienen in Gratitude. Picador, 2015.

Dt. Mein Periodensystem. In: Dankbarkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

Mishearings. In: The New York Times. Sunday Review, 7. Juni 2015 (Volltext).

My Own Life. Oliver Sacks on Learning He Has Terminal Cancer. In: The New York Times. Sunday Review, 19. Februar 2015 (Vorschau). Erneut erschienen in Gratitude. Picador, 2015.

deutsch: Mein Leben. In: Dankbarkeit. Übersetzt von Hainer Kober. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

The Joy of Old Age. (No Kidding.). In: The New York Times. Sunday Review, 7. Juli 2013 (Volltext). Erneut erschienen in Gratitude unter dem Titel Mercury. Picador, 2015, dt. Quecksilber. In: Dankbarkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015.

This Year, Change Your Mind. In: The New York Times. Sunday Review, 21. September 2010 (Volltext).

Verfilmungen seiner Bücher

Filmtitel

1990. Zeit des Erwachens (Awakenings), 1973

1999. Auf den ersten Blick (At First Sight. To See and Not See (Essay in: Eine Anthropologin auf dem Mars, 1995)

2011. The Music Never Stopped. The Last Hippie (Essay in: Eine Anthropologin auf dem Mars, 1995)

Literatur

Lawrence Weschler: And how are you, Dr. Sacks? – a biographical memoir of Oliver Sacks, New York : Farrar, Straus and Giroux, 2019

Heinrich Zankl: Oliver Sacks – sprachbegabter Neurologe. In: Zankl H., Betz K.: Trotzdem genial. Wiley-VCH. Weinheim 2014

Bill Hayes: Insomniac city : New York, Oliver Sacks, and me, London ; Oxford ; New York ; New Delhi ; Sydney : Bloomsbury Publishing, 2018

Sacks.

«Awakenings – Zeit des Erwachens».

«Der Strom des Bewusstseins»

«Der Tag, an dem mein Bein fortging»

Die Sacks-Familie

2015

Alfred Goodman Gilman jr. II (* 1941 in New Haven, Connecticut; † 2015 in Dallas, Texas war ein US-amerikan. Pharmakologe und Nobelpreisträger.

Gilman ist ein Sohn des Pharmakologen und Professors der Yale University, Alfred Gilman I sr., Sr. (1908–1984). Den zweiten Vornamen Goodman erhielt er zu Ehren eines Kollegen seines Vaters, des Pharmakologen Louis S. Goodman (1906–2000). Bis 1962 studierte er Naturwissenschaften und Medizin an der Universität Yale, dann an der Case Western Reserve University in Cleveland, wo er 1969 zum Doktor der Medizin promoviert wurde.

1971 wurde Gilman Professor an der University of Virginia in Charlottesville. 1975 erhielt er den John J. Abel Award in Pharmakologie und 1984 einen Gairdner Foundation International Award. 1985 wurde er Mitglied der National Academy of Sciences, deren Richard Lounsbery Award er 1987 erhielt. Die American Academy of Arts and Sciences nahm ihn 1988 als Mitglied auf. 1989 wurde Gilman mit dem Louisa-Gross-Horwitz-Preis und dem Albert Lasker Basic Medical Research Award ausgezeichnet. Im Jahr 1994 erhielt er zusammen mit Martin Rodbell den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung der Zellkommunikation und im speziellen der Entdeckung der G-Proteine“.

Seit 1981 leitete Gilman das „Department of Pharmacology“ am UT Southwestern Medical Center in Dallas. Im Jahr 2000 etablierte er die „Alliance for Cellular Signalling“, eine internationale und interdisziplinäre Kooperation von 50 Forschern und 20 Forschungszentren zur Entschlüsselung der Signaltransduktion. Er war 1980, 1985 und 1990 Hauptautor der jeweiligen Auflagen des bekannten Pharmakologie-Lehrbuchs «The Pharmacological Basis of Therapeutics». Er starb 74-jährig 2015 an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Gilman. G-Proteine.

Signaltransduktion

2015

Die wissenschaft. Zeitschrift The Journal of Physiology ehrt den dt. Mediziner und Physiker Thomas J. Jentsch (* 1953 in Berlin) mit einer Spezialausgabe für die Entdeckung der Chloridkanäle und Chloridtransporter vor 25 Jahren. TJJ ist Professor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch und dortiger Leiter der Abteilung Physiologie und Pathologie des Ionentransportes.

Seine Forschung an Ionenkanälen hat dazu beigetragen, die Ursachen vieler genet. bedingter Krankheiten aufzuklären.

TJJ studierte von 1972 bis 1978 Humanmedizin an der Freien Universität Berlin (FU Berlin) und von 1974 bis 1980 Physik an der FU Berlin. Im Jahr 1979 erhielt er die Approbation als Arzt und machte sein Diplom in Physik. Er promovierte im Jahr 1982 zum Dr. rer. nat. in Physik am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und der FU Berlin und 1984 zum Dr. med. an der FU Berlin. Danach war er wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut für Klinische Physiologie an der Charité Berlin auf dem Campus Benjamin Franklin. Zwischen 1986 und 1988 war er wissenschaftl. Mitarbeiter in der Abteilung von Harvey F. Lodish am Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung des MIT. Von 1988 bis 1993 war Jentsch Gruppenleiter am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Von 1993 bis 2006 war er Professor und Direktor des Instituts für Molekulare Neuropathobiologie am ZMNH, von 1995 bis 1998 und erneut zwischen 2001 und 2003 auch Direktor des ZMNH.

Seit 2006 ist TJJ Ordinarius an der Charité Berlin. Er ist Leiter der Forschungsgruppe Physiologie und Pathologie des Ionentransportes am Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie und am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Seit 2008 ist Jentsch erster Forscher der NeuroCure. 2017 verlieh ihm die medizinische Fakultät der Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde. TJJ ist Bruder des Zellbiologen Stefan Jentsch.

Jentsch. Chlorid-Ionenkanäle

Die spätere Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier erhält den Familie-Hansen-Preis (den Bahnbrecherpreis hatte sie auch schon…

Erg. 2020

Brexit: In einem Referendum entscheiden sich knapp 52 % der Briten für ein Ausscheiden aus der EU.

Johann Schneider-Ammann,

Christian Kern,

Alexander Van der Bellen

2016

Die WHO ruft aufgrund der raschen Ausbreitung des Zika-Virus den internationalen Gesundheitsnotfall aus.

Zikavirus

Gotthard-Basistunnel

Hillary Clinton & Donald Trump

2026

Im Norden Syriens werden im Rahmen der als Bürgerkrieg begonnenen Kämpfe Schulen und Krankenhäuser bombardiert, wobei etwa 50 Zivilisten getötet und zahlreiche weitere verletzt werden.

Bombardierung von Schulen & Krankenhäusern – Kollateralschäden…

Syrien

David Cameron,

Theresa May

2016

Das IOC erlaubt trotz nachgewiesenen Staatsdopings in Russland unter bestimmten Bedingungen die Teilnahme russ. Sportler an den Olympischen Sommerspielen; die Whistleblowerin Julija Stepanowa darf jedoch nicht starten…

Staatsdoping & Whistledoping

Russland

15. Fußball-Europameisterschaft der Männer in Frankreich

Angelique Kerber,

Novak Đoković

2016

Der japan. Zellbiologe Yoshinori Ōsumi (* 1945 in Fukuoka, Japan) erhält den Medizin-Nobelpreis für seine Forschungen zur Autophagozytose (Autophagie).

Ōsumi. Autophagozytose

wiki

XXXI. Olympische Sommerspiele in Rio de Janeiro

Gianni Infantino,

Michel Platini

2016

Der amerikan. Neurowissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology, Edward „Ed“ S. Boyden III. (* in Plano, Texas) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc).

Bekannt wurde Boyden durch seine Arbeiten zur Optogenetik. Bei dieser Technologie wird ein lichtempfindlicher Ionenkanal wie etwa Channelrhodopsin (ChR2) genetisch in Neuronen modifiziert, der es erlaubt, die Neuronenaktivität durch Licht zu kontrollieren. Es gab frühere, ins Jahr 2002 datierende Bemühungen von Gero Miesenböck und Boris Zemelman, eine zielgerichtete optische Kontrolle zu erreichen, welche allerdings keinen direkt durch Licht aktivierten Ionenkanal beinhalteten. Erst die 2005 von Karl Deisseroth entwickelte Methode, welche auf direkt durch Licht aktivierten Kanälen von Transportproteinen wie Channelrhodopsin basierte, erwies sich als in größerem Rahmen anwendungsfähig. In dieser Form wurde die Optogenetik von vielen Neurowissenschaftlern als Hilfswissenschaft übernommen. Man geht davon aus, dass sie auch therapeut. Anwendungsmöglichkeiten bietet. EB begann seine Tätigkeit am MIT Media Lab im Jahr 2007. Er beschäftigt sich dort mit der Entwicklung neuer optogenet. Werkzeuge.

Boyden III.

Optogenetik & Neuronenaktivität

Gescheiterter Putschversuch in der Türkei

2016

Der US-amerikan. Psychiater, Neurobiologe und Bioingenieur an der Stanford University Karl Deisseroth (* 1971 in Boston, Massachusetts) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). 2010 bis 2013 entwickelte KD mit seinem Forschungsteam an der Stanford University School of Medicine die Technologie CLARITY (Akronym für: Clear Lipid-exchanged Anatomically Rigid Imaging/immunostaining Rigid Tissue hYdrogel). Dabei wird postmortales biolog. Gewebe unter Einsatz von acrylamidbasierten Hydrogelen lichtdurchlässig gemacht. CLARITY ermöglicht hochaufgelöste dreidimensionale Aufnahmen der Protein- und Nukleinsäurestruktur von Organen, etwa des Hippokampus oder des Rückenmarks.

Deisseroths CLARITY

Die Republikanische Partei nominiert Donald Trump als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl in den USA im November 2016. Die Demokraten nominieren Hillary Clinton.

2016

Der brit.-US-amerikan. Genetiker und Molekularbiologe am University College London, John Anthony Hardy (* 1954 in Nelson, Lancashire) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Hardy lieferte wesentliche Beiträge zum Verständnis der patholog. Vorgänge im Gehirn von Menschen mit M Alzheimer. Außerdem trug er zum Verständnis weiterer neurodegenerative Erkrankungen bei, wie M Parkinson, Motoneuron-Erkrankungen und Synucleinopathien. Unter Nutzung von Methoden wie der Sequenzierung ganzer Genome befasst sich JAH mit den komplexen Interaktionen zwischen Genen und Umweltbedingungen, die das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.

JAH entdeckte eine Mutation im Gen, das für das Amyloid-Precursor-Protein (APP) codiert. Diese Mutation sorgt erst dafür, dass sich aus dem APP das β-Amyloid bilden kann, das laut der von Hardy mitbegründeten Amyloid-Hypothese mit M Alzheimer – und insbesondere der Form mit frühem Ausbruch der Erkrankung – assoziiert ist. Hardy gehört weltweit zu den meistzitierten Alzheimer-Forschern.

Hardy. Amyloid-Precursor-Protein (APP)

Amyloid-Hypothese & Alzheimer

Waffenstillstandsabkommen zur Beendigung des mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkriegs in Kolumbien

2016

Die US-amerikan. Genetikerin am University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas Helen Haskell Hobbs (* 1952 in Boston, Massachusetts) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Sie gilt als führend in der Genetik der Hypercholesterinämie und Dyslipoproteinämie. HHH klärte die genet. Ursachen der Sitosterolämie (ABCG5/ABCG8), der autosomal rezessiven Hypercholesterinämie (ARH) und der dominanten Hypercholesterinämie (PCSK9). Sie zeigte, dass eine Vielzahl seltener Variationen in der Gensequenz gemeinsam zu einer erheblichen Variationsbreite in der Ausprägung von Stoffwechselstörungen führen. Anhand genet. Daten konnte sie belegen, dass die Höhe des LDL-Cholesterins den stärksten Einfluss auf das Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit hat.

Hobbs. Hypercholesterinämie & Sitosterolämie

Scheitern des Referendums gegen die EU-Flüchtlingspolitik in Ungarn

2016

Der schwed. Mediziner u. Biologe Svante Pääbo (* 1955 in Stockholm) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Er gilt als Begründer der Paläogenetik. 1984 gelang ihm noch als Doktorand erstmals die Klonierung der DNA einer Mumie. Die entsprechende Arbeit in der Zeitschrift Nature zierte 1985 die Titelseite, eine ungewöhnliche Ehre für einen Doktoranden. In seiner weiteren wissenschaftl. Laufbahn hat er sich auf evolutionäre Genetik spezialisiert. Svante Pääbo ist der uneheliche Sohn von Nobelpreisträger Sune Bergström und der estnischen Chemikerin Karin Pääbo und wuchs in Stockholm auf.

Pääbo. Paläogenetik und die Neanderthalers…

Der Sicherheitsrat der UN fordert Israel zur sofortigen Beendigung des Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensergebieten auf, nachdem die USA erstmals seit 36 Jahren kein Veto gegen eine israelkritische Resolution eingelegt haben.

Am Max-Planck-Institut (MPI) in Leipzig beschäftigte sich Pääbo mit den genet. Veränderungen in der Evolutionsgeschichte den modernen Menschen.

Dabei verglich er Genmaterial des heutigen Menschen sowohl mit anderen Arten der Gattung Homo, wie dem Neandertaler, als auch mit dem anderer Frühmenschenarten und dem von Menschenaffen.

2002 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse zum „Sprachgen“ FOXP2, aus dessen Fehlen oder auftretenden Defekten Sprachunvermögen resultiert. 2010 gehörte Pääbo zu den Autoren einer Studie, in der nachgewiesen wurde, dass vor rund 40.000 Jahren im Altai-Gebirge neben Homo sapiens und dem Neandertaler noch eine dritte, unabhängig von diesen beiden Arten dorthin eingewanderte Population der Gattung Homo gelebt hat, der sog. Denisova-Mensch.

Im Jahr 2018 sequenzierte er das Genom eines «Denny» genannten Fossils aus der Denissowa-Höhle, – ein Kind einer Neandertaler-Mutter und eines Denisova-Vaters.

Ein aktuelles Projekt befasst sich mit der Sequenzierung des Neandertaler-Genoms.

Eine 2010 veröffentlichte Studie ergab, dass das Genom der Neandertaler eine signifikant größere Ähnlichkeit mit dem Genom von Europäern und Asiaten hat als mit dem Genom von Afrikanern. Daraus wurde gefolgert, „dass der Genfluss vom Neandertaler zu den Vorfahren der Nicht-Afrikaner erfolgte, bevor sich die eurasischen Gruppen voneinander trennten“, d.h. im Nahen Osten, wo Neandertaler und anatomisch moderne Menschen in der Zeitspanne von vor über 100.000 Jahren bis vor rund 50.000 Jahren koexistierten.

Bereits 1997 hatte Pääbos Münchner Arbeitsgruppe in Kooperation mit dem Rheinischen Landesmuseum und US-amerikan. Wissenschaftlern die mitochondriale DNA des modernen Homo sapiens mit der des Neandertalers verglichen und dabei damals (!) keine Anhaltspunkte für einen Genfluss entdeckt.

Noch 2004 sah Pääbo keine Anhaltspunkte für einen signifikanten Genfluss vom Neandertaler zum modernen Homo sapiens. Diese Ansicht änderte sich nach dem Einsatz neuer Untersuchungsmethoden mit dem Ergebnis, dass sehr wohl Genfluss stattgefunden habe mit einem heute messbaren Beitrag von bis zu 5 % Neandertaler-Genen zum Genpool heutiger Europäer und Asiaten. In den Jahren 2013 bis 2015 veröffentlichte Analyse-Daten zu den Homo-sapiens-Fossilien von Peștera cu Oase in Rumänien und Ust-Ischim in Sibirien untermauerten diese Erkenntnisse, wobei Genfluss bislang nur in eine Richtung angenommen wurde (männliche Homo-sapiens zu Neandertalerinnen).

Pääbo. Genfluss & Sprachgen“ FOXP2

Amokfahrt in Nizza & Berlin,

Amoklauf in München, Jahr der Selbstmordattentate insbesondere im Irak und der Türkei

2016

Die Herzchirurgen Evgenij Potapov u. Thomas Krabatsch implantieren am Deutschen Herzzentrum Berlin einem Patienten aus Thüringen ein Kunstherz vom Typ „HeartMate 3“ – zum ersten Mal weltweit erfolgreich an beiden Herzhälften.

Potapov & Krabatsch.

Kunstherzen

Berlin

wik

Überschwemmungen in Niederbayern

Eisenbahnunglück in Bad Aibling

2016

Der dt. Musiker Roger Cicero litt am chron. Erschöpfungssyndrom. Infolgedessen wurden 2014 und 2015 geplante Tourneen abgesagt. Sein 2015 erschienenes Album «The Roger Cicero Jazz Experience» nahm er nicht wie sonst mit seiner Bigband auf, sondern in Quartett-Besetzung. Heraus kam ein Jazz-Album „zwischen Bebop und Bar“. 2016 starb RC im Alter von 45 Jahren in Folge eines ischämischen Schlaganfalls (Hirninfarkt), woran bereits sein Vater verstorben war. Er hatte über 10 Jahre in Hamburg-Winterhude gelebt und wurde in seiner Wahlheimat auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Nur ein kleines Namensschild auf einem Stein im Ruhewald weist auf ihn hin.

Roger Cicero & seine Krankheiten

Horrorclowns

2016

Die Chirurgen der Medizinischen Hochschule Hannover veröffentlichen die erste Serie von Kunstherz-Upgrades auf das aktuell modernste Kunstherz HeartMate 3. Diese Technik ermöglicht eine erfolgreiche Therapie von Kunstherzpatienten, die z. B. aufgrund einer Driveline-Infektion oder einer Pumpenthrombose operiert werden müssen. Gleichzeitig mit dem notwendigen Kunstherzwechsel wird ein Kunstherz der neuesten Generation implantiert, so dass der Patient von den Vorteilen der neuen Pumpe profitiert.

Kunstherz-Upgrades

Hannover

wik

Das Computerprogramm AlphaGo besiegt den weltbesten Go-Spieler Lee Sedol

2016

Marvin Lee Minsky (* 1927 in New York; † 2016 in Boston, Massachusetts war ein US-amerikan. Forscher jüd. Herkunft auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI). Gemeinsam mit John McCarthy, Nathaniel Rochester und Claude Shannon begründete er 1956 auf der Dartmouth Conference den Begriff der künstlichen Intelligenz. Später waren er und Seymour Papert auch Begründer des Labors für Künstliche Intelligenz am Massachusetts Institute of Technology (AI Lab).

Er veröffentlichte zahlreiche Texte zu diesem Fachgebiet sowie über verwandte Themen der Philosophie und machte auch einige Erfindungen. Er gilt als Erfinder des später im Konfokalmikroskop realisierten Messprinzips (1957). Weitere Erfindungen sind mechanische Hände und andere Teile für Roboter, der Muse-Synthesizer für musikal. Variationen gemeinsam mit Edward Fredkin und die erste Logo-Schildkröte (Turtle-Grafik) gemeinsam mit Seymour Papert. 1951 baute er mit Dean Edmonds SNARC (Stochastic Neural Analog Reinforcement Calculator), einen neuronalen Netzcomputer, der das Verhalten einer Maus in einem Labyrinth simulierte.

Familie

Seine Eltern waren der Augenarzt Henry Minsky am Mount Sinai Hospital und die zionist. Aktivistin Fannie, eine Tochter des Österreichers Abraham Reiser. Minskys ältere Schwester, Charlotte, wurde Architektin und Malerin, während seine jüngere Schwester Ruth Genetikberaterin wurde

1952 heiratete er die Ärztin Gloria Rudisch. Er hatte zwei Töchter und einen Sohn

MM besuchte die Fieldston School und die Bronx High School of Science in New York. Später studierte er an der Phillips Academy in Andover, Massachusetts. Er leistete von 1944 bis 1945 seinen Wehrdienst in der US-Navy. An der Harvard University erwarb er 1950 einen Bachelor in Mathematik und promovierte 1954 an der Princeton University bei Albert William Tucker (Theory of Neural-Analog Reinforcement Systems and Its Application to the Brain Model Problem).

MM war seit 1958 am MIT; dort forschte und lehrte er bis zu seinem Tod. 1959 gründete er dort mit John McCarthy, dem Lisp-Erfinder, eine KI-Arbeitsgruppe. Die Gruppe, der in den 1970er Jahren auch viele Hacker (wie Richard Stallman) angehörten, war ab 1963 dem MAC-Projekt (für Project Mathematics and Computation, später auch für Multiple Access Computer) zugeordnet, das erst unter Leitung von Robert Fano (bis 1968) und dann von J. C. R. Licklider (bis 1971) stand. In den 1960er Jahren wurde auch viel an Modellen neuronaler Netzwerke, Perceptrons, geforscht (so der Titel eines Buches von Minsky und Papert). Die Entdeckung einiger fundamentaler Mängel solcher einfachen neuronalen Netzwerke durch Minsky und Papert führte Ende der 1960er Jahre dazu, dass die Forschung auf diesem Gebiet ganz zum Erliegen kam und erst in den 1980er Jahren neu belebt wurde. Neben KI-Forschung (zum Beispiel in den Bereichen visueller Wahrnehmung, Robotik, Sprache) wurde auch ein Time-Sharing-Computersystem entwickelt. Erst das ITS in der KI-Gruppe, später wurde an einem Multics genannten Nachfolger des CTSS-Systems gearbeitet. 1970 trennte sich die KI-Gruppe ab und es entstand das AI Lab am MIT, unter Leitung von Minsky, der viele Wissenschaftler vom MAC-Projekt mitnahm, das im Computer Science Lab des MIT aufging. Das AI Lab wurde schon Ende der 1960er Jahre zu einem weltweit beachteten Zentrum der KI-Forschung. 1972 gab MM die Leitung des AI Lab an Patrick Winston ab. MM war in den 1980er Jahren auch Mitglied des Media Lab des MIT. Später war er dort Toshiba Professor of Media Arts and Sciences sowie Professor für Elektrotechnik und Informatik (Computer Science).

Minsky wurde vielfach ausgezeichnet. Er war Mitglied der National Academy of Engineering, der American Academy of Arts and Sciences (seit 1968) sowie der National Academy of Sciences (seit 1973). 1969 gewann er den Turing-Preis, 1990 den Japan-Preis, 2001 die Benjamin-Franklin-Medaille, 2013 den BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award und 2014 den Dan-David-Preis. Für seine Beiträge zur Optik erhielt er den R. W. Wood Prize.

Kritiker Minskys bezweifeln die Seriosität vieler seiner Prognosen. So sagte er voraus, es werde bald möglich sein, „Emotionen in eine Maschine hinein zu programmieren“. 1970 erklärte er, dass es in drei bis acht Jahren Maschinen mit der durchschnittlichen Intelligenz eines Menschen geben werde, die Shakespeare lesen und Autos warten würden.

MM bedauerte zuletzt die aktuelle Entwicklung der KI-Forschung, da hier verstärkt statist. Lernverfahren verwendet würden, anstatt auf eine umfassende Modellierung kognitiver Agenten hin zu arbeiten.

MM war Mitglied des Committee for Skeptical Inquiry.

Der Autor Bas Kast, der als Student Minskys Society-of-Mind-Seminar besucht hat, schreibt über Minsky, er sei „eine schillernde Figur, und kaum jemand, der ihn trifft, kann sich des Eindrucks erwehren, dass es sich bei ihm um ein Genie handelt“.

Zu seinen Doktoranden zählen Manuel Blum, Daniel Bobrow, Carl Hewitt, Scott Fahlman, Danny Hillis, Joel Moses, Gerald Jay Sussman, Terry Winograd, Berthold Horn, James Slagle, Patrick Winston und Eugene Charniak.

MM war Verfechter der Kryonik. 2016 starb er an einer intrazerebralen Blutung. Er wurde 88 Jahre alt.

The Society of Mind

In seinem Buch «The Society of Mind» (dt. Titel: Mentopolis) stellte Minsky 1986 die These auf, dass Intelligenz aus einem verwobenen Netz von unintelligenten Agenten bestehe. Erst durch die Zusammenarbeit von relativ einfachen Agenten entstehe die Intelligenz. Minsky versucht den Leser von der Vorstellung abzubringen, dass das menschliche Gehirn ein einzelnes, großes monolithisches Wesen ist, das an etwas denkt oder gerade nicht denkt. Stattdessen wird ein Modell skizziert, bei dem das Gehirn aus unzähligen, verschiedenartigen, aber relativ einfachen Agenten besteht.

Diese Agenten haben einfache Aufgaben und Ziele. Erst durch die Kommunikation miteinander und einem Ausverhandeln der Bedürfnisse der einzelnen Agenten untereinander entstehen Denken und Handeln.

Einzelne Agenten können wieder aus noch kleineren Agenten bestehen, die wiederum miteinander kommunizieren und verhandeln. Die kleinen Agenten sind spezialisiert für bestimmte Aufgaben, beispielsweise das Auge für das Sehen oder ein Gehirnbereich zur Sicherstellung von genügend Schlaf. Konflikte innerhalb eines Agenten führen zur Schwächung dieses Agenten, wodurch andere Agenten Oberhand gewinnen.

Lernen besteht in diesem Modell darin, die Kommunikation zwischen den Agenten zu verbessern. Persönliche Eigenheiten von Menschen resultieren aus den unterschiedlichen Gewichtungen der Agenten. Die Speicherung von Erinnerungen wird dabei durch die Erzeugung von K-Lines ermöglicht. Diese K-Lines sind eine Art Liste, die alle Agenten enthält, die bei einer Aktivität beteiligt waren.

Veröffentlichungen

Neural Nets and the Brain Model Problem, Dissertation, Princeton University, 1954.

Computation: Finite and Infinite Machines, Prentice-Hall, 1967.

Semantic Information Processing, MIT Press, 1968.

mit Seymour Papert Perceptrons, MIT Press, 1969.

mit Seymour Papert Artificial Intelligence, , Univ. of Oregon Press, 1972.

Robotics, Doubleday, 1986.

The Society of Mind, Simon and Schuster, 1987.

Mentopolis, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1990

mit Harry Harrison The Turing Option, Warner Books, New York 1992

mit Harry Harrison Die Turing Option, Heyne Verlag, M ünchen 1997.

The Emotion Machine, Simon & Schuster, New York 2006.

Minsky. Vater der künstlichen Intelligenz (KI)

AI Lab

Neuronale Netzwerke,

Neuronaler Netzcomputer SNARC & Perceptron

2016

Kurt Tittel (* 1920 in Lübeck; † 2016 in Leipzig) war ein dt. Arzt, der mit seinen Arbeiten zur Sportanatomie, beim Aufbau der Sportmedizin in der DDR, in der sportmedizinischen Lehre und in internationalen Gremien der Sportmedizin weithin bekannt wurde.

Nach dem Medizinstudium von 1939 bis 1945 in Leipzig war Tittel nach Tätigkeit im Krankenhaus Markranstädt am Anatomischen Institut der Universität Halle tätig. Hier habilitierte er sich 1963 mit dem Thema «Funktionelle Anatomie und Biotypologie des Sportlers». Schon ab 1950 wurden Lehr- und Betreuungsaufgaben an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig wahrgenommen. Hier erhielt er den Lehrstuhl für funktionelle Anatomie und wurde in der Folgezeit Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften und Sportmedizin der DHfK. Darüber hinaus hatte er ab 1985 den Lehrstuhl für Sportmedizin an der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR Berlin-Lichtenberg inne. Auch nach seiner Emeritierung an der DHfK 1985 nahm Tittel weiter Leitungsfunktionen in der Sportmedizin als Lehrstuhlinhaber in Berlin, Tagungsleiter, Referent und Gutachter war. Er war Schriftleiter der Fachzeitschrift „Die Säule“.

Leistungen für die Sportmedizin

Bereits 1951 berief Tittel in Leipzig eine Zusammenkunft am Sport interessierter Ärzte ein und war 1953 Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Sportmedizin, aus der die Gesellschaft für Sportmedizin der DDR hervorging. In diesem Amt unterhielt er unter anderem Kontakte zu seinem bundesdeutschen Kollegen Wildor Hollmann, was angesichts des schwierigen Verhältnisses der beiden dt. Staaten „keine leichte und mitunter brisante Aufgabe“ war, wie Georg Neumann in seinem Nachruf anlässlich Tittels Tod festhielt. Tittel und Hollmann brachten 2008 gemeinsam das Buch „Geschichte der deutschen Sportmedizin“ heraus. Ihr stand er von 1972 bis 1990 als Präsident vor. Seit 1966 Delegierter der DDR in der FIMS war Tittel in den Folgejahren Leiter von deren Wissenschaftskommission, Mitglied des Exekutivkomitees und Mitglied des Advisory Committee des IOC. Sportärztlich betreute er über 20 Jahre die DHfK-Handballmannschaft (vielfacher Landesmeister und auch Europa-Cup-Gewinner) sowie die DDR-Auswahl im Handball. Bei den Olympischen Spielen 1968 und 1972 fungierte er als ärztlicher Betreuer. Im Februar 1990 räumte er das bis dahin geleugnete staatlich verordnete Doping im DDR-Leistungssport ein.

KT veröffentlichte mehr als 500 wissenschaftl. Arbeiten, mehrere Lehrbücher und 18 Lehrbuchbeiträge. Sein 1957 erstmals erschienenes Standardwerk «Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen» erreichte bis 2003 14 dt. Auflagen, dazu italienische, griechische, japanische und brasilianische (portugiesische) Ausgaben. In der von ihm seit 1961 herausgegebenen Sportmedizinische Schriftenreihe der Deutschen Hochschule für Körperkultur erschienen bis 1994 insgesamt 29 Bände, davon mehrere in Zweitauflage. Er war Mitherausgeber des «Olympic Book for Sports Medicine» und Koordinator für die weiteren Bände der «Encyclopaedia of Sports Medicine».

Die DDR ehrte ihn mit dem Nationalpreis der DDR für Wissenschaft und Technik (1972), der Verdienstmedaille der DDR und dem GutsMuths-Preis. Er erhielt die Hufeland-Medaille in Gold und die Auszeichnung als Verdienter Arzt des Volkes. Die DHfK vergab an ihn ihr Traditionsabzeichen in Gold (1955) und ernannte ihn 1985 zum Ehrensenator. Die Universität Leipzig verlieh ihm 1996 das Ehrendoktorat.

International erhielt Tittel den Philip-Noel-Baker-Forschungspreis, den Wissenschaftspreis der US-Sportakademie und den Wissenschaftspreis des Präsidenten des IOC. Dazu kommen Ehrenmitgliedschaften mehrerer nationaler sportmedizin. Gesellschaften. Die FIMS ehrte ihn 2002 mit ihrer Goldmedaille und ernannte ihn zum FIMS-Fellow.

Schriften

Beschreibende und funktionelle Anatomie. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1957; ab 2. Auflage: Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen.; 15. Auflage: Beschreibende und funktionelle Anatomie. Kiener, München 2012.

Zum gegenwärtigen Stand der Sportverletzungen und -schäden des Bewegungsapparates: Unter besonderer Berücksichtigung der Aetiologie, der morpholologischen Veränderung sowie der Prophylaxe. Deutsche Hochschule für Körperkultur, Leipzig 1960.

mit Wildor Hollmann: Geschichte der deutschen Sportmedizin. Druckhaus Gera, Gera 2008

Literatur

Karl-Hans Arndt: Fünf Jahrzehnte Wirken für die Sportmedizin – Kurt Tittel wurde 80. In: Die Säule, Bd. 11 (2001)

Tittel. Sportmedizin in der DDR

2016

Roger Yonchien Tsien (* 1952 in New York City, New York; † 2016 in Eugene, Oregon) war ein US-amerikan. Zellbiologe chinesischer Abstammung und erhielt mit Osamu Shimomura und Martin Chalfie den Nobelpreis für Chemie 2008.

Tsien

2016

Tamme Hanken (* 1960 in Filsum; †2016 in Garmisch-Partenkirchen) war ein dt. sog. „Knochenbrecher“, Doku-Soap-Darsteller und Buchautor.

TH Hanken lernte Landwirtschaft, um den elterl. Bauernhof zu übernehmen. Später übte er diesen Beruf nicht mehr aus, sondern war vor allem für Pferde und Hunde in der Art eines traditionellen ostfries. Knochenbrechers tätig. Hierdurch erlangte er überregionale Bekanntheit. Die entsprechenden Kenntnisse hatte er nach eigener Angabe von seinem Großvater erworben. Zur Perfektionierung seiner Fähigkeiten habe er an zur Schlachtung vorgesehenen Pferden geübt.

Anfangs behandelte Hanken auch Menschen; diese Behandlungen gab er jedoch später auf, da er nicht über die erforderliche Zulassung als Heilpraktiker verfügte. In Filsum betrieb er mit seiner im Rheinland geborenen Ehefrau Carmen Hanken einen Pferdehof, auf dem die Tiere behandelt werden konnten. Ungefähr drei Viertel des Jahres war er unterwegs, um Tiere im In- und Ausland zu behandeln.

Über Hanken wurden mehrere Fernsehsendungen und Sendebeiträge produziert, darunter die knapp 80-teilige Doku-Soap «Der XXL-Ostfriese» für den NDR. Der Titel der Doku-Soap geht auf Hankens Erscheinungsbild zurück: Er war 206 cm groß und wog einst 200 kg, zuletzt rund 145 kg. Weiterhin war er in der Reihe «Unser Land» im Bayerischen Rundfunk zu sehen und Gast in mehreren Talkshows.

Ab März 2014 ging Hanken mit einem Bühnenprogramm «Tamme Hanken – Der XXL-Ostfriese auf Tour auf Tournee». Dabei erzählte er Geschichten von Reitern und Pferden und ihren Problemen miteinander.

Im Jahr 2015 war er auf Kabel eins in der mehrteiligen Reportage «Ostfriesische Heilkunst» zu sehen.

TH starb 2016 im Alter von 56 Jahren an einem plötzlichen Herztod.

Kritik

Bei Tiermedizinern waren die Behandlungsmethoden von Hanken umstritten. Zudem wurde die Qualifikation Hankens von Fachkreisen kritisch gesehen. So konnten sowohl seine Diagnosen als auch seine vermeintl. Therapieerfolge kritischen Überprüfungen nicht immer standhalten. Das Langzeitergebnis seiner Behandlungen wurde von den Fernsehsendungen nicht dokumentiert. Tierärzte mussten die von Hanken angeblich kurierten Pferde nach den Sendungen behandeln.

2017 wurden in der TV-Reihe «Neues vom Hankenhof – Tamme forever» auch alte Fälle wieder aufgegriffen und darüber berichtet.

Filmografie

2008–2016: Der XXL-Ostfriese, Doku-Soap, NDR (69 Folgen)

Der XXL-Ostfriese: Nur das Beste, NDR (13 Folgen)

Der XXL-Ostfriese: Herd statt Pferd, NDR (8 Folgen)

2015: 24 Stunden – Tamme Hanken auf Hausbesuch, Dokumentation, Sat.1

2015–2016: Tamme Hanken: Der Knochenbrecher auf Tour, Doku-Soap, Kabel eins (19 Folgen)

2016: Extra Spezial. Jenke – Ich bleibe über Nacht! Bei Tamme Hanken, RTL

2016: Abenteuer Leben am Sonntag. Erinnerung an Tamme Hanken, Kabel eins

2017: Neues vom Hankenhof – Tamme forever Kabel 1 (6 Folgen)

Veröffentlichungen

«Das Glück der Pferde in meinen Händen. Ein Pferdeheiler berichtet». List, München 2001; Ullstein Taschenbuch, München 2003

Tamme Hanken – der XXL-Ostfriese

Bundestagswahl in Deutschland.

Der Deutsche Bundestag beschließt die Einführung der „Ehe für alle“.

Salvador Sobral

2016

Der Schweizer Biophysiker Jacques Dubochet (* 1942 in Aigle, VD) erhält gemeinsam mit Richard Henderson u. Joachim Frank den Nobelpreis für Chemie für das von ihnen entwickelte Verfahren der Kryo-Elektronenmikroskopie. Von 1978 bis 1987 leitete er eine Forschungsgruppe am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg, wo er die Kryo-Elektronenmikroskopie entwickelte und mit Alasdair W. McDowall 1981 publizierte. Heute lehrt er an der Universität Lausanne.

Dubochet. Kryo-Elektronenmikroskopie

2016

Günter Delling (* 1941 in Leipzig; † 2016) war ein dt. Pathologe.

GD wurde als Sohn eines Mediziner-Ehepaars geboren. In Göttingen und Hamburg studierte er Medizin. 1967 legte er das Zweite Staatsexamen ab und wurde mit der Schrift «Mineralstoffwechselstörungen und extraossäre Gewebscalcinosen im Obduktionsgut des Pathologischen Institutes der Universität Hamburg» promoviert.

Danach arbeitete Delling bis 1969 an der Universität Ulm in der Abteilung für Endokrinologie. Am Pathologischen Institut des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf beendete er 1974 seine Ausbildung zum Facharzt und wurde im selben Jahr mit «Endokrine Osteopathien: Morphologie, Histomorphometrie und Differentialdiagnose» habilitiert. 1975 wurde er Oberarzt, ab 1983 war er stellvertretender geschäftsführender Direktor des Instituts für Pathologie. Nach der Gründung der Abteilung für Osteopathologie im Jahr 1988 wurde er deren Direktor. 2006 wurde er emeritiert, 2016 verstarb er wenige Wochen nach Vollendung seines 75. Lebensjahres nach langer Krankheit.

Delling. Endokrine Osteopathien

Donald Tusk

Donald Trump

2017

Ein europaweiter Lebensmittelskandal um mit Fipronil belastete Hühnereier wird bekannt.

Lebensmittelskandal. Fipronil im Hühnerei

EU

Wir haben es satt! ist eine Bewegung von Landwirten, Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden gegen die Agrarindustrie, gegen Massentierhaltung und für eine Agrarwende. Die größte Demonstration findet seit 2011 jährlich im Januar anlässlich der Grünen Woche in Berlin statt.

Antonio Tajani,

Martin Schulz

António Guterres

2017

Der US-amerikan. Genetiker u. Chronobiologe, emeritierter Professor der Brandeis University in Waltham, Massachusetts u. der University of Maine bei Bangor, Maine, Jeffrey Connor Hall (* 1945 in Brooklyn, New York City) erhält den Nobelpreis für Medizin gemeinsam mit Michael Rosbash und Michael W. Young. JCH gilt als Pionier der Verhaltensgenetik und ihrer neurobiolog. Grundlagen bei der Fruchtfliege (Drosophila melanogaster). Seine neurogenet. Untersuchungen trugen wesentlich zum Verständnis der molekularen Mechanismen der Geschlechtsdifferenzierung des Nervensystems und biologischer Uhren bei.

Hall. Verhaltensgenetik & Neurobiologie

Erklärung des Austritts des UK (Vereinigten Königreichs) aus der Europäischen Union gemäß Artikel 50

Frank-Walter Steinmeier

2017

Der dt.-jüd.-US-amerikan. Molekular- u. Chronobiologe Michael Morris Rosbash (* 1944 in Kansas City, Missouri) erhält den Nobelpreis für Medizin. Er ist Professor an der Brandeis University in Waltham, Massachusetts.Rosbash leistete herausragende Beiträge zur Erforschung der RNA-Prozessierung und der zirkadianen Rhythmik. Gemeinsam mit J. Hall konnte Rosbash 1984 erstmals mit dem sog. «period» ein „Verhaltensgen“ der zirkadianen Rhythmik klonieren. Ihre Arbeiten führten in der Folge zur Identifizierung und Funktionsanalyse der Proteine, die der biolog. Uhr der Fruchtfliege zugrunde liegen. Hall und Rosbash schlugen eine negative Rückkopplung der Transkription als Mechanismus dieser biolog. Uhr vor. Das Modell konnte auf alle Lebewesen einschließlich des Menschen übertragen werden. Die Chronotherapie gilt als potentielle Anwendung der Forschungsergebnisse bei Menschen mit Schlafstörungen. Neuere Arbeiten Rosbashs befassen sich mit der Beziehung des Schrittmachers der biolog. Uhr bei Fruchtfliegen mit dem Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit sowie deren neuronalen Schaltkreisen, die dem Wechsel von Aktivität und Ruhe zugrunde liegen.

Rosbash. Die Biologische Uhr von Fruchtfliegen & Menschen.

Chronotherapie.

US-Präsident Donald Trump kündigt den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen an.

Alain Berse

Emmanuel Macron

Marine Le Pen

2017

Der US-amerikan. Chronobiologe Michael Warren Young (* 28. März 1949 in Miami, Florida) erhält den Nobelpreis für Medizin gemeinsam mit J. Hall und M. Rosbash. Er ist Professor an der Rockefeller University in New York City. Young gehört zu den Vorreitern der Molekularbiologie und der Erforschung der Genetik biolog. Rhythmen insbesondere der Beziehung zwischen Genen und Verhalten. Seiner Arbeitsgruppe gelang die Identifizierung zahlreicher Gene und Proteine, die an der zirkadianen Rhythmik bei der Fruchtfliege beteiligt sind, darunter period, timeless, double-time, clock, cycle und shaggy. Als Mechanismus wurde eine negative Rückkopplung der Transkription vorgeschlagen. Die Prinzipien lassen sich dabei auf höhere Organismen und Säugetiere übertragen. Neuere Arbeiten Youngs befassen sich mit molekularen Störungen der biolog. Uhr, die zu Schlafstörungen führen. Die Chronotherapie gilt als potentielle Anwendung der Forschungsergebnisse beim Menschen. Von 1987 bis 1996 forschte er zusätzlich für das Howard Hughes Medical Institute (HHMI).

Youngs biologische Uhr; period, timeless, double-time, clock, cycle und shaggy.

G20-Gipfel in Hamburg

Barry Barish,

Kip Thorne,

Rainer Weiss

2017

Der dt.-US-amerikan. Biophysiker an der Columbia University, New York City, u. der University at Albany, The State University of New York Joachim Frank (* 1940 in Weidenau an der Sieg) erhält gemeinsam mit R. Henderson u. J. Dubochet den Nobelpreis für Chemie. Er leistete wesentliche Beiträge zur Kryo-Elektronenmikroskopie von Einzelmolekülen und konnte mit elektronenmikroskop. Aufnahmen wesentlich zur Aufklärung der Struktur und Funktion von Ribosomen beitragen.

Seit 1997 hat er die US-amerikan. Staatsbürgerschaft zusätzlich zur Deutschen angenommen. Er schreibt in seiner Freizeit fiktionale Texte und betreibt einen Blog, welche auf seiner Webseite Franx Fiction zugänglich sind.

Franks Ribosomen

Katalonien-Krise

Kazuo Ishiguro

2017

Richard Henderson (* 1945 in Edinburgh, Schottland) ist ein brit. Struktur- und Molekularbiologe. 2017 erhielt er den Nobelpreis für Chemie zusammen mit Jacques Dubochet und Joachim Frank. RH gilt als Pionier der Elektronenmikroskopie bei der Bestimmung der Molekülstruktur von Membranproteinen. Er konnte hochauflösende (7 Ångström) Karten der Struktur des Bacteriorhodopsins erstellen, mit deren Hilfe er einen detaillierten Mechanismus dieser Protonenpumpe vorschlagen konnte, den ersten Einblick in die Funktionsweise der Proteine des Membrantransports.

Gemeinsam mit Nigel Unwin und aufbauend auf den Arbeiten von Aaron Klug und Jacques Dubochet erforschte Henderson am Laboratory of Molecular Biology (LMB) des Medical Research Council verschiedene Membranproteine, wobei sich Unwin auf Ionenkanäle konzentrierte und Henderson auf Proteine, die aus 7 α-Helices bestehen, darunter das Bacteriorhodopsin und der G-Protein-gekoppelte Rezeptor. Während sich Henderson am Beginn seiner wissenschaftl. Laufbahn mit Röntgenkristallographie beschäftigte (nach ihm wurde die Henderson-Grenze benannt), bot der Umstieg auf die Elektronenmikroskopie den Vorteil, einen Proteinkristall untersuchen zu können, der aus nur etwa 5.000 Molekülen besteht – für die Röntgenkristallographie werden vier bis fünf Zehnerpotenzen größere Kristalle benötigt. In seiner Arbeit über Bakterienrhodopsin von 1990 veröffentlichte er das erste elektronenmikroskopische Bild eines Proteins in atomarer Auflösung.

Weitere Arbeiten Hendersons beschäftigen sich mit der Verbesserung der elektronenmikroskopischen Technik, um letztlich Membranmoleküle in nicht-kristalliner Form analysieren zu können.

Henderson-Grenze.

UN-Klimakonferenz in Bonn

March for Science in Washington, D.C.

2017

Der US-amerikan. Wirtschaftswissenschaftler u. Professor an der Booth School of Business der University of Chicago Richard H. Thaler (* 1945 in East Orange, New Jersey) erhält den Wirtschafts-Nobelpreis. Er gilt als einer der führenden Verhaltensökonomen und beriet unter anderem den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama.

Thaler. „Homo oeconomicus“.

Wirtschaftspsychologie & Verhaltensökonomie

„Jamaika-Koalition“.

Die neue österreich. Bundesregierung Kurz I wird von Bundespräsident Alexander Van der Bellen «angelobt».

2017

Der US-amerikan. Genetiker u. Krebsforscher, Professor an der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts, Stephen Joseph Elledge (* 1956) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLScs). Elledge gilt als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Regulation des Zellzyklus und der zellulären Antwort auf genotoxische Belastungen.Elledge ist bekannt für seine Arbeiten zur Wirkung der Ubiquitin-vermittelten Proteolyse auf das Proteom. Er konnte F-Box-Proteine identifizieren, die den Eiweißabbau in der Zelle regulieren, indem sie bestimmte Eiweiß-Zielsequenzen mit Ubiquitin markieren, worauf der Abbau durch Proteasomen folgt. Letztlich konnte die Familie der Ubiquitin-Cullin-Ligasen beschrieben werden.

Elledge. Ubiquitin & F-Box-Proteine

U-21-Fußball-Europameisterschaft in Polen; Europameister wird Deutschland.

Terroranschläge in London

Massaker in Las Vegas

Amoklauf in Texas

2017

Der US-amerikan. Molekularbiologe Harry Francis Noller (* 1939 in Oakland, Kalifornien) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Seit 1992 ist er Direktor des Zentrums für molekulare Biologie der RNA an der University of California, Santa Cruz. Unter seiner Anleitung wurde beim Bakterium Thermus thermophilus weltweit erstmals mit Hilfe der Röntgenkristallographie die vollständige Struktur eines Ribosoms entschlüsselt. Darauf aufbauende Arbeiten führten zu detaillierten Erkenntnissen, wie Ribosomen die genet. Information von messenger-RNA in die Synthese von Proteinen überführen.

Noller. Röntgenkristallographie & Ribosom.

Bacillus Thermus thermophilus

10. FIFA Confederations Cup in Russland; Sieger wird zum 1. Mal Deutschland.

Busunfall in D mit 18 Toten

2017

Der niederländ.-US-amerikan. Molekularbiologe Roeland „Roel“ Nusse (* 1950 in Amsterdam) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Er ist Hochschullehrer an der Stanford University und war wesentlich an der Entdeckung des Wnt-Signalwegs beteiligt. Wnt spielt eine wesentliche Rolle bei der Stammzellenentwicklung und bei der Regenerierung von Gewebe.

Nusse. Wnt-Signalweg

Elbphilharmonie in Hamburg

2017

Der japan. Zellbiologe Yoshinori Ōsumi (* 1945 in Fukuoka, Japan) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Seine Forschungen führten zur Entdeckung der Autophagozytose (Autophagie). 2016 erhielt er dafür bereits den Nobelpreis für Medizin…

Ösumi. Autophagozytose

Documenta 14 in Athen und in Kassel

2017

Die libanes.-US-amerikan. NeurologinHuda Yahya Zoghbi (geb. Huda El-Hibri; * 1954 in Beirut) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). YZ entdeckte die für einige neurolog. Erkrankungen verantwortlichen Gene und klärte den Mechanismus ihrer Entstehung auf molekularer Ebene auf. Das betrifft z.B. das Rett-Syndrom, welches zu einer Entwicklungsbehinderung und dem Verlust grundlegender Fähigkeiten wie Sprechen, Laufen und Koordination führt.

Als Ursache fand Zoghbi das Gen MECP2 auf dem X-Chromosom das für die Entwicklung reifer Nervenzellen wichtig ist. MECP 2 ist auch an weiteren Formen der Entwicklungsverzögerung, Autismus und von Psychosen beteiligt.

YZ konnte im Mausmodell durch Deletions-Mutation von MECP 2 die meisten Symptome des Rett Syndroms reproduzieren und fand, dass eine Mutation mit Über-Expression von MECP 2 zu neurodegenerativen Erkrankungen führt.

YZ fand auch das für die Spinozerebelläre Ataxie vom Typ 1 (SCA 1) verantwortliche Gen und die Ursache dieser neurodegenerativen Erkrankung, das die Patienten grundlegender motorischer Fähigkeiten beraubt und auch Schlucken und Atmen behindert.

In der pathogenen Form des Gens ist eine Repeat-Sequenz der Aminosäurenfolge CAG (die für Glutamin kodiert), die normalerweise 30 Kopien umfasst, auf 40 bis 100 angewachsen, was eine Fehlbildung des im Gen kodierten Proteins Ataxin-1 zur Folge hat, was schließlich dazu führt, dass die betroffenen Neuronen ihre Funktionsfähigkeit verlieren.

Zoghbi sucht im Tiermodell auch nach Medikamenten, die die Folgen der Überproduktion von Ataxin-1 bei dieser Krankheit lindern und die Knäuel, die dieses Protein in der Zelle bildet, auflösen.

Zoghbi. Rett-Syndrom & Spinozerebelläre Ataxie.

Ataxin 1

Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Regelung im dt. Personenstandsgesetz, nach der bisher lediglich ein weiblicher oder männlicher Geschlechtseintrag möglich war, für unvereinbar mit dem Grundgesetz und verpflichtet den Gesetzgeber, „bis zum 31. Dezember 2018 eine verfassungsgemäße Regelung herbeizuführen“.

2017

Ingeborg „Inge“ Syllm-Rapoport (geb. 1912 in Kribi, Kamerun; gest. 2017 in Berlin) war eine dt. Ärztin und Professorin für Pädiatrie jüd. Herkunft an der Kinderklinik der Charité in Ost-Berlin und von 1969 bis 1973 Inhaberin des ersten europäischen Lehrstuhls für Neonatologie. Sie zählte über die Wissenschaftsgemeinde in der DDR hinaus zu den renommiertesten Kinderärzten ihrer Zeit. Sie war mit dem Biochemiker Samuel Mitja Rapoport verheiratet.

Für internationales Aufsehen sorgte ihre nachträgliche Promotion durch die Universität Hamburg im Alter von 102 Jahren, nachdem ihr diese Universität 77 Jahre zuvor als „jüdischem Mischling“ die Teilnahme an der mündlichen Prüfung des Rigorosums verweigert hatte.

Rapoport. Promotion mit 102 Jahren.

Hamburg

Expo 2017 in Astana, Kasachstan

2017

Alexandra Karen Kluge (* 1937 in Halberstadt; † 2017 in Berlin) war eine dt. Ärztin und Schauspielerin. Bekannt wurde sie durch die Zusammenarbeit mit ihrem Bruder und Filmregisseur Alexander Kluge, der sie in mehreren seiner Filme einsetzte.

AK wurde 1937 als Tochter des Arztes Ernst Kluge und dessen Ehefrau Alice (geb. Hausdorf) geboren. Der Filmemacher Alexander Kluge ist ihr älterer Bruder.1945 entging die Familie der Bombardierung Halberstadts durch alliierte Flugzeuge, bei der das Elternhaus komplett zerstört wurde. Nach der Trennung der Eltern zog ihr Bruder mit der Mutter nach Berlin-Charlottenburg, während AK die Schule in der DDR besuchte. Sie studierte Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin, dann in Frankfurt am Main und München und wurde zum Thema Anorexia nervosa (1969) promoviert. Später arbeitete AK als Assistenzärztin in Berlin und in Frankfurt am Main. Von 1991 bis 2002 arbeitete sie ebenfalls als Assistenzärztin in der onkolog. Schwerpunktpraxis von Prof. Rühl in Berlin. Seit 2002 war sie freie Mitarbeiterin bei den Kulturprogrammen der Kairos-Film bei dctp.

Zum Film kam AK durch ihren Bruder. Sie war als Regieassistentin tätig und beteiligte sich am Drehbuch zu dessen Kurz-Dokumentarfilm «Lehrer im Wandel» (1962/63). Einem breiten Publikum wurde sie aber erst 1966 bekannt, als sie die Hauptrolle in «Abschied von gestern» übernahm, dem ersten Langfilm ihres Bruders. In dem Drama ist sie als junge Anita G. zu sehen, Tochter jüdischer KZ-Überlebender; nach ihrer Flucht aus der DDR in die BRD gerät die Krankenschwester auf die schiefe Bahn. Abschied von gestern feierte seine Premiere 1966 bei den Filmfestspielen von Venedig, wo der Film mehrfach preisgekrönt wurde. Kluge erfand eigene Texte und spielte Szenen mit spontanen Einfällen, woraufhin sie ihr Bruder als „meine Mitautorin“ pries. Nach dem Premio Cinema Nuova in Venedig als Beste Schauspielerin sowie der Rosa d’Oro der Filmjournalisten (für die „sympathischste Persönlichkeit der XVII. Filmkunstschau in Venedig“ erhielt AK ein Jahr später den Bundesfilmpreis als Beste Hauptdarstellerin und den Medienpreis Bambi.

Obwohl der dt. Kritiker Reinhard Baumgart in der Süddeutschen Zeitung (SZ) die Zusammenarbeit der Kluge-Geschwister mit der von Jean-Pierre Léaud und François Truffaut verglich, setzte AK ihre Filmkarriere nach ihrem erfolgreichen Leinwanddebüt nicht fort. Als Begründung gab sie an, sie wolle sich „vom großen Apparat nicht verwursten lassen“. Kluge war daraufhin nur noch gelegentlich als Darstellerin, Sprecherin oder Drehbuchautorin an den Filmen ihres Bruders beteiligt. So schrieb im Jahr 2010 rückblickend der Kritiker Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ)): „Man kann nur bedauern, dass diese faszinierende Frau, die das Zeug zu einer deutschen Jeanne Moreau hatte, danach kaum noch Filme gedreht und stattdessen ihre Karriere als Ärztin weiterverfolgt hat.“

Anfang der 1970er Jahre vertraute Alexander Kluge seiner Schwester die Rolle der Hausfrau und Mutter Roswitha Bronski in «Gelegenheitsarbeit einer Sklavin» (1973) an, die sich mit Hilfe einer Abtreibungspraxis gesellschaftspolitisch zu engagieren versucht. Nach der zeitgenössischen Rezension von Wilfried Wiegand (FAZ) strahle AK in dem Film „nur noch eine gebrochene Intellektualität“ aus, nachdem ihr im Erfolgsfilm Abschied von gestern „eine unzerstörbare Naivität ins Gesicht geschrieben“ stand. Die Naivität der Hauptfigur wirke nur noch dargestellt, ihre Roswitha B. wirke „ein bisschen dumm“, was gegen die eigentliche Intention von Alexander Kluge spreche. Laut der Zeitung «Zeit» handle Gelegenheitsarbeit einer Sklavin vom Gesicht seiner Hauptdarstellerin: „Wenn Alexandra Kluge im Bild ist, provoziert sie Zuneigung, Zustimmung und spontane Sympathie auch oder gerade, wenn sie alles falsch macht. Ein sehr offenes, schutzloses Gesicht, verletzlich und ganz preisgegeben und dann wieder entschlossen und sicher, mit Augen, die ratlos und ängstlich und gottergeben die Belehrungen ihres Mannes oder ihre Gelegenheitsarbeiten hinnehmen und doch eine unerschütterliche innere Ruhe ausstrahlen können.“

Kluges letzte Rolle war in dem Essayfilm «Die Macht der Gefühle» (1983).

AK heiratete 1968 Bion Steinborn, der in den 1980er Jahren Herausgeber der Filmzeitschrift «Filmfaust» war. Er spielte in Gelegenheitsarbeit einer Sklavin ihren Ehemann. 1968 wurde sie Mutter eines Sohnes, Andro Steinborn.

Eine enge Freundschaft verband sie mit dem ungar. Literaturwissenschaftler Péter Szondi (1929–1971), den sie 1963 durch Theodor Adorno kennenlernte.

AK starb2017 im Alter von 80 Jahren in Berlin.

Dokumentation

Eine filmische Dokumentation über Alexandra Kluge mit dem Titel „Ich friere auch im Sommer“ und dem Untertitel: „Die zwei Leben der Alexandra Kluge“ wurde von der Dokumentarfilmerin Hanna Laura Klar angefertigt und im Deutschen Filmmuseum gezeigt.

Filmografie (Auswahl)

1966: Abschied von gestern

1968: Feuerlöscher e. a. Winterstein (Kurzfilm)

1973: Gelegenheitsarbeit einer Sklavin

1983: Die Macht der Gefühle

Auszeichnungen

1966: Premio Cinema Nuova (Kategorie: Beste Darstellerin) und Rosa d’Oro bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für Abschied von gestern

1966: Deutscher Kritikerpreis für Abschied von gestern (Kategorie: Film)

1967: Bambi für ihre schauspielerische Leistung in Abschied von gestern

1967: Bundesfilmpreis für Abschied von gestern (Kategorie: Beste Hauptdarstellerin)

Kluge. Ärztin & Schauspielerin

Der 1987 erschienene Film Running Man spielt im Jahr 2017

Antonio Tajani,

Antonio Guterres

Martin Schulz

2017

Ruth Katherina Martha Pfau (*1929 in Leipzig; † 2017 in Karatschi) war eine röm.-kathol. Ordensschwester der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä und Frauenärztin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Arbeit mit Leprakranken in Pakistan.

Die vierte von fünf Töchtern verließ 1949 ihre Heimat Leipzig und folgte ihrem Vater in die Trizone, aus der im gleichen Jahr die BRD hervorging. Sie begann nach dem Abitur als Neunzehnjährige an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ein Medizinstudium, das sie an der Philipps-Universität Marburg fortsetzte und mit dem Dr. med. beendete. Während ihrer Studienjahre wurde sie von der Suche nach einer bestimmenden Kraft für ihr Leben bewegt und fand diese im christlichen Glauben. Beeinflusst durch den Philosophen Josef Pieper, ließ sie sich 1951 taufen und wurde Mitglied der evangel. Kirche, konvertierte aber schon 1953 zur röm.-kathol. Kirche.

Nach Abschluss ihres Studiums mit dem Staatsexamen leistete sie im Krankenhaus Winterberg (Sauerland) ihr medizinisches Praktikantenjahr ab. Im Jahr 1957 reiste sie nach Paris und trat in die Ordensgemeinschaft der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä ein. Nach weiterführenden medizinischen Studien – 1958 internistische Ausbildung im Kölner Hildegardis-Krankenhaus, 1959 gynäkologische und geburtshilfl. Weiterbildung im Elisabeth-Krankenhaus in Bonn – wurde sie 1960 zunächst von ihrem Orden nach Indien geschickt, wo sie als Frauenärztin arbeiten sollte. Aufgrund eines Visumproblems musste sie jedoch in Karatschi (Pakistan) einen Zwischenstopp machen. Dort blieb Ruth Pfau, denn die erste Begegnung mit leprakranken Menschen in einem Elendsviertel Karatschis wurde bestimmend für ihr ganzes Leben. Sie beschloss, ein Krankenhaus zur Leprabekämpfung zu errichten. Das Marie-Adelaide-Lepra-Zentrum (MALC) wurde zu einer in ganz Pakistan anerkannten Institution; sie leitete dieses von ihr gegründete Krankenhaus bis 2013.

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) war seit 1961 einer der Hauptförderer der Lepra- und später auch der Tuberkulosearbeit Ruth Pfaus und ihres Teams in Pakistan.

1980 wurde RP zur nationalen Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkulose-Kontrollprogramm für die pakistanische Regierung ernannt. 1996 war die Lepra in Pakistan erstmals unter Kontrolle.Während eines Gefängnisbesuchs stellte RP fest, dass viele Menschen in Haft nahezu blind waren. In Zusammenarbeit mit der Christoffel-Blindenmission bekämpfte sie seither Erblindungen.

RP starb 2017 am sog. multiplem Organversagen als Folge eines Schwächeanfalls knapp eine Woche zuvor (das ist natürlich medizin Unsinn…). Sie erhielt ein Staatsbegräbnis auf dem christlichen Friedhof von Karatschi. Staatspräsident Mamnoon Hussain erklärte in seiner Trauerbotschaft, Pfaus Tod sei ein großer Verlust für das Land. Das pakistanische Außenministerium würdigte Pfau in einer Erklärung als „Nationalheldin“.

Schriften

Wenn du deine große Liebe triffst. Das Geheimnis meines Lebens. 1985

Wohin die Liebe führt. Afghanisches Abenteuer. 1990.

Verrückter kann man gar nicht leben. Ärztin, Nonne, Powerfrau. 1995

Das letzte Wort wird Liebe sein. Ein Leben gegen die Gleichgültigkeit. 1996.

Wer keine Tränen hat… Was mein Leben trägt. Hrsg. von Michael Albus. 1999.

Das Herz hat seine Gründe. Mein Weg. 2003.

Liebe und tu, was du willst. Wege meines Lebens. 2006

Und hätte die Liebe nicht. 50 Jahre in Pakistan. Hrsg. von Michael Albus. 2010.

Leben heißt anfangen. Worte, die das Herz berühren. Mit einem Nachwort von Rupert Neudeck. Hrsg. von Rudolf Walter. Herder, 2010.

Leben ist anders. Lohnt es sich? Und wofür? Bilanz eines abenteuerlichen Lebens. Hrsg. von Rudolf Walter. Herder, 2014.

Die Schönheit des Helfens. Ärztin, Nonne, Powerfrau – ein verrücktes Leben. Herder, 2018.

Literatur

Michael Albus: Ruth Pfau. Ein Leben gegen den Aussatz. Patmos, Düsseldorf 1984.

Irma Hildebrandt: Das Abenteuer Leipzig – Karachi. Ruth Pfau (* 1929). In: Irma Hildebrandt: Große Frauen. Porträts aus fünf Jahrhunderten. Hugendubel, Kreuzlingen 2008 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Bengt Pflughaupt: Mit den Augen der Liebe. Als Reporter unterwegs mit einer ungewöhnlichen Frau im wilden Pakistan. Herder, Freiburg im Breisgau 2005.

Inis Schönfelder: Engel über Karachi. Wie Menschen Unmögliches möglich machen. Quell, Stuttgart 1996

Auszeichnungen

1969: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der BRD

1969: Pakistanischer Orden „Sitara-i-Quaid-i-Azam“

1978: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD

1979: Orden Hilal-e-Imtiaz

1985: Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der BRD

1988: Ehrenbürgerin Pakistans

1989: Orden Hilal-i-Pakistan (Mondsichel von Pakistan)

1991: Damien-Dutton Award

2002: Ramon-Magsaysay-Preis (gilt als der „asiatische Friedensnobelpreis“.)

2003: Itzel-Preis

2004: Goldmedaille des Albert-Schweitzer-Preises (gemeinsam mit Georg Sporschill)

2005: Marion Dönhoff Preis

2012: Bambi in der Kategorie Stille Helden

2014: Klaus-Hemmerle-Preis der deutschen Fokolar-Bewegung

2014: Ehrendoktorwürde (Dr. h. c.) der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

1996 gründete das Dt. Aussätzigen-Hilfswerk die Ruth-Pfau-Stiftung mit Sitz in Würzburg, die insbesondere in der „ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge, vorwiegend auf dem Gebiet der weltweiten Lepra- und Tuberkulosebekämpfung“, tätig ist.

Seit 2010 trägt das Berufliche Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen in Leipzig den Namen Ruth-Pfau-Schule.

Ruth Pfau: Ärztin, Nonne, Powerfrau

Martin Schulz wird zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt.

2017

Violet Brown (geb. Mosse; * 1900 in Duanvale, Trelawny Parish, Britisch-Jamaika; † 2017 in Montego Bay) war eine jamaikanische Altersrekordlerin. Mit 117 Jahren war sie ab dem 15. April 2017 die älteste lebende Person der Welt und mit der Japanerin Nabi Tajima einer der zwei letzten lebenden Menschen aus dem 19. JH

Violet Brown. Die älteste Frau der Welt

2017

Im November 2017 unterzeichneten über 15.000 Wissenschaftler eine von 8 Autoren verfasste Warnung der Wissenschaftler an die Menschheit: Zweite Mitteilung. Diese ruft unter anderem dazu auf, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen und unseren Pro-Kopf-Verbrauch an fossilen Brennstoffen, Fleisch und anderen Ressourcen drastisch zu reduzieren. Die Warnung wurde in der Fachzeitschrift BioScience veröffentlicht.

Die zweite Mitteilung beinhaltet 9 Zeitreihen-Grafiken von bereits in der ursprüngl. Warnung von 1992 beschriebenen Schlüsselindikatoren, jeweils korreliert mit einem spezifischen Anliegen. Dies soll zeigen, dass die meisten Umweltaspekte mit meist keiner ersichtlichen Änderungsrate kontinuierlich in die falsche Richtung tendieren. Der Artikel führt 13 spezifische Maßnahmen an, die die Menschheit auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unternehmen könnte.

Die zweite Mitteilung hat die meisten wissenschaftlichen Mitunterzeichner und formalen Unterstützer aller je veröffentlichten Journal-Artikel.

Die dritte Warnung der Wissenschaftler wurde im November 2019 ebenfalls in der Zeitschrift BioScience veröffentlicht (vgl. 2019).

Warnung der Wissenschaftler an die Menschheit

2020 eingefügt

2017

Jens Claus Brüning (* 1966 in Köln) ist ein dt. Molekularbiologe und Genetiker. Er ist Professor für Genetik an der Universität zu Köln und wissenschaftl. Koordinator des Exzellenzclusters CECAD der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an dt. Hochschulen. Seit 2011 ist er geschäftsführender Direktor des MPI für Stoffwechselforschung sowie Direktor des Zentrums für Endokrinologie, Diabetes und Präventivmedizin (ZEDP) der Universitätsklinik Köln.

JCB studierte von 1985 bis 1992 in Köln Humanmedizin. Promoviert wurde er 1993. Anschließend absolvierte er bis 2001 an der Universität Köln die Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin. Er unterbrach dieselbe für einen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Post-Doc-Forschungsaufenthalt am Joslin Diabetes Center der Harvard Medical School von 1994 bis 1997.

Nach der Prüfung zum Schwerpunkt Endokrinologie 2001 habilitierte er sich 2002 für Innere Medizin. 2004 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Genetik in Nachfolge von Klaus Rajewsky an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln an.

JCB arbeitet mit den von seinem Vorgänger entwickelten genet. veränderten Mäusen an dem Signal-Wirkungsmechanismus des Insulins im Gehirn.

2001 erhielt Brüning der Ernst-und-Berta-Scharrer-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. 2005 wurde er mit dem Ferdinand-Bertram-Preis der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und dem Wilhelm-Vaillant-Preis ausgezeichnet. 2006 erhielt er für seine Forschungsarbeiten einen mit 2,5 Mio Euro dotierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG für das Jahr 2007 zugesprochen. 2009 erhielt er den Ernst Jung-Preis für Medizin, 2013 den American Diabetes Association’s Outstanding Scientific Achievement Award. 2017 wurde Brüning in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und zum Mitglied der Leopoldina gewählt.2018 erhielt er die Paul-Langerhans-Medaille der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und den Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis des Stifterverbandes und der Leopoldina. Für 2019 wurde ihm der Heinrich-Wieland-Preis zugesprochen. 2020 wurde er mit dem Ernst Schering Preis ausgezeichnet.

Brüning. Exzellenzcluster

Insulin im Gehirn

Matthias Hans Tschöp (* 1967 in München) ist ein dt. Neuroendokrinologe und wissenschaftl. Geschäftsführer sowie Sprecher der Geschäftsführung am Helmholtz Zentrum München. Er ist Gründungsdirektor für Biomedizin am Helmholtz Pionier Campus und Gastprofessor an der Yale University. Als Alexander-von-Humboldt-Professor leitet er die Abteilung für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München (TUM).

MHT studierte von 1987 bis 1994 Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), wo er 1998 mit der Arbeit «Etablierung und Anwendung einer nicht-isotopischen Methode für die Messung von Testosteron im Speichel» zum Dr. med. promovierte und von 1995 bis 1999 als Assistenzarzt am Klinikum der Universität München und wissenschaftl. Mitarbeiter in der Abteilung Neuroendokrinologie tätig war. Als Postdoktorand arbeitete er in der Forschungsabteilung von Eli Lilly and Company. 2002 erhielt er eine eigene Forschungsgruppe am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam, bevor er 2003 eine Professur an der University of Cincinnati annahm. Hier war er zuletzt Direktor des Diabetes and Obesity Centers of Excellence sowie Inhaber des Arthur-Russel-Morgan Endowed Chair für Innere Medizin. Einem gemeinsamen Ruf des Helmholtz-Zentrums München und der TUM auf eine Alexander-von-Humboldt-Professur folgend, kehrte Tschöp 2011 nach Deutschland zurück. Von 2011 bis 2018 war er wissenschaftl. Direktor des Helmholtz-Diabetes-Zentrums sowie Direktor des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz-Zentrum München. 2014 gründete er die Fachzeitschrift «Molecular Metabolism» (2017/2018 Impact Factor: 6.3), die er auch bis 2018 als Chefredakteur leitete. Seit 2020 gehört Tschöp zum Advisory Board der Fachzeitschrift «Cell».

MHT entschlüsselte entscheidende Signalwege der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn inklusive des Hungersignals Ghrelin. Weiterhin zeigte er die Beteiligung von Gliazellen bei der Funktion des Gehirns in der Hunger- und Stoffwechselkontrolle. Über kombinierte Ansätze aus der Physiologie, Humanbiologie und Pharmakologie entdeckte er gemeinsam mit dem Chemiker Richard DiMarchi eine Reihe von neuen Wirkstoffen zur Behandlung von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2, von denen sich einige in klein. Studien befinden. So gelten die von Tschöp und DiMarchi entwickelten Triple-Hormonmoleküle GLP-1, GIP und Glucagon als besonders erfolgversprechend.

Tschöp. Kommunikation zwischen Darm und Gehirn.

Hungersignal Ghrelin

Triple-Hormonmoleküle GLP-1, GIP und Glucagon

2018 wurden weltweit Hitzerekorde gebrochen; nach 2003 könnte das Jahr weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. In DE übertreffen einige Werte die des „Jahrtausendsommers“ 2003: Die Monate April bis Juli waren hier so warm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und es gab mehr Tage über 25 Grad als 2003.

2018

Larry Nassar, jahrzehntelang Arzt der US-amerikan. Nationalmannschaft der Turnerinnen, wird wegen des sexuellen Missbrauchs von mindestens 265 jungen Turnerinnen, darunter auch viele Minderjährige und einige Olympiasiegerinnen, zu 175 Jahren Haft verurteilt.

Sexueller Mißbrauch im Sport

USA

5-Sterne-Bewegung & Liga Nord

Andrea Nahles

2018

Der US-amerikan. Immunologe James „Jim“ Patrick Allison (* 1948 in Alice, Texas) erhält zusammen mit Tasuku Honjo der Nobelpreis für Medizin. Zu Allisons Entdeckungen gehören der T-Zell-Rezeptor und die Erkenntnis, dass T-Zellen neben der Bindung an ein Antigen ein zweites Signal brauchen, um eine Immunantwort zu starten: Ein Molekül namens B7 auf der antigenpräsentierenden Zelle muss das CD28 auf der T-Zelle aktivieren. JA erhielt bereits einen Bahnbrecherpreis (Breakthrough Prize in Life Sciences)

Allison.T-Zell-Rezeptor.

B7 & CD 28

Knapp 6 Monate nach der Bundestagswahl 2017 nimmt eine neue deutsche Regierung ihre Arbeit auf.

Kim Jong-un

Der japan. Immunologe Tasuku Honjo (* 1942 in Kyōto, Präfektur Kyōto) erhält zusammen mit J. Allison den Nobelpreis für Medizin. Honjo forschte über die molekularbiologischen Ursachen der Antikörper-Diversität ist und neue immunolog. Ansätze in der Krebstherapie. Die Hemmung des Immunsystems durch Aktivierung von PD-1 hat aber auch positive Wirkungen im Körper wie der Unterdrückung von Autoimmunkrankheiten, was auch zu unerwünschten Nebenwirkungen beim Einsatz von Checkpoint-Hemmern in der Krebstherapie führen kann

Honjo. Antikörper-Diversität & Checkpoint-Hemmer

«Affäre Skripal“ in GB

Pedro Sánchez,

Giuseppe Conte

Die US-amerikan. Biochemikerin u. Chemieingenieurin Frances Hamilton Arnold (* 1956 in Pittsburgh, Pennsylvania) erhält den Nobelpreis für Chemie. Sie ist Professorin für Chemie-Ingenieurwesen, Biochemie und Bio-Ingenieurwesen am California Institute of Technology (Caltech) und hält die Dick and Barbara Dickinson Professorship. Sie ist eine der Pionierinnen der Verwendung von Methoden gerichteter Evolution bei der Entwicklung neuer Proteine z.B. für Medizin, Biokatalyse und Bio-Brennstoffe. Dabei wird DNA mit Fehlern (Mutationen) vervielfältigt und die vielversprechendsten Ergebnisse in Mikroben eingebaut zur gentechn. Produktion der entsprechenden Proteine. Erste Versuche dazu unternahm sie 1996 bei der Optimierung eines in einem Bakterium natürlich vorkommenden Enzyms (Subtilisin E) für organ. statt wässriger Umgebung. Sie hält über 30 US-Patente (2011) und beriet zahlreiche Biotechnologie- und Pharmaziefirmen, so Merck bei der Entwicklung des Diabetes-Medikaments Januvia.Sie entwickelte Substanzen, die an Neurotransmitter koppeln und verbesserte Bildgebungsverfahren zur Erforschung des Gehirns versprechen, wo funktionelle Magnetresonanztomographie bisher vorwiegend auf Sauerstoffgehalt des Bluts basiert. Auch die enzymatische Bildung von Kohlenstoff-Silizium-Bindungen wurde von ihrer Arbeitsgruppe beschrieben. Ebenso wurde eine hochselektive Methode der enzymatischen Darstellung eines Cyclopropan-Präkursors bei der Synthese von Ticagrelor beschrieben.

2005 war sie Mitgründerin der Firma Gevo Inc., die Methoden zur Erzeugung von Bio-Brennstoffen entwickeln. Sie entwickelte ein Enzym, das unter anaeroben Bedingungen funktioniert und dabei hohe Kosten in der Belüftung spart. Sie arbeitet an Enzymen, die Biotreibstoff statt aus Zuckern aus Zellulose gewinnen.

Arnold. Gerichtete Evolution

Referendum über die Abschaffung des Abtreibungsverbots in Irland; 2018 werden Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche durch das irische Parlament legalisiert.

Jamal Khashoggi

2018

Der US-amerikan. Biologe u. emeritierter Professor an der University of Missouri. George Pearson Smith (* 1941 in Norwalk, Connecticut) erhält zusammen mit F. Arnold den Nobelpreis für Chemie.Smith gilt als Erfinder der Methode des Phagen-Display. In seiner Arbeit von 1985 zeigte er, dass es möglich ist, beliebige DNA Sequenzen für Peptide in einen Bakteriophagen einzubauen, der das Peptid dann auf seinem Hüllprotein präsentiert. Bakteriophagen befallen E. coli Wirtszellen, um sich zu vervielfältigen. Dabei ging Smith von der Beobachtung aus, dass das Gen III der filamentösen Phage (filamentous phage) fd modular aufgebaut ist, so dass die Möglichkeit bestand, dort fremde DNA-Sequenzen einzubauen ohne Verlust der Vermehrungsfunktion des Phagen. Smith sagte auch vorher, dass es möglich ist, eine Bibliothek von Phagen-Displays mit zufälliger Aminosäureanordnung in den Peptiden zu produzieren und damit Epitope eines Antikörpers zu identifizieren. Darüberhinaus soll das Phagen-Display für die Impfstofferzeugung genutzt werden.

1984 hatte er versucht, die Idee zu patentieren, verfolgte das aber dann nicht weiter, im Gegensatz zu Robert Ladner, der unabhängig auf die Idee des Phagen-Displays kam und 1988 ein detailliertes Patent von 350 Seiten Umfang einreichte für die Firma Dyax.

Smith. Phagen-Display & Impfstoffherstellung.

Nationalstaatsgesetz in Israel.

Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK)

2018

Der brit. Molekularbiologe Sir Gregory „Greg“ Paul Winter, CBE (* 1951 in Leicester), erhält zusammen mit F. Arnold u. Smith den Nobelpreis für Chemie. Er gilt als Pionier der monoklonalen Antikörper und des Phagen-Displays.Winter entwickelte um 1990 Techniken des Phagen-Display von George P. Smith weiter, so dass die Phagen Teile von Antikörpern (scFv-Fragment) auf ihrer Oberfläche präsentierten. Das ermöglichte eine Revolution in der Produktion monoklonaler Antikörper, zumal Winter die Antikörper auf menschliche Basis zuschnitt (und nicht etwa auf Basis der Maus)

Winter. Pionier der monoklonalen Antikörper

Gelbwesten in F

Maria Katharina Kasper.

Der kongoles. Gynäkologe, Menschenrechtsaktivist, Gründer und leitender Chirurg des Panzi-Hospitals in Bukavu Denis Mukengere Mukwege (* 1955 in Bukavu, Belgisch-Kongo) erhält zusammen mit Nadia Murad den Friedens-Nobelpreis. Mukwege gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen von Mädchen und Frauen, die durch Gruppenvergewaltigungen sowie durch gezielte physische Unterleibsschändungen verursacht wurden. Mukweges Arbeit konzentriert sich nicht ausschließlich auf die medizinischen Belange. Er engagiert sich ebenso politisch, indem er die Grausamkeiten dokumentiert und wiederholt verantwortliche Tätergruppen öffentlich benennt. Auf seiner Rede vor den Vereinten Nationen (UN) 2012 rief er die Weltgemeinschaft auf, sexualisierte Kriegsgewalt zu verurteilen und die Vergewaltiger wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht zu stellen. Mit seinem Engagement hat er sich nicht nur im eigenen Land Feinde gemacht, 2012 entging er einem Mordanschlag.

Für seinen Einsatz für Mädchen und Frauen, die Opfer sexualisierter Kriegsgewalt wurden, ist Denis Mukwege mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, etwa 2008 mit dem Menschenrechtspreis der UN, 2013 mit dem Alternativen Nobelpreis Right Livelihood Award, 2014 mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments. 2018 wurde ihm der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Mukwege. Sexualisierte Kriegsgewalt

„UN-Migrationspakt“,

Globaler Pakt für Flüchtlinge

Arthur Ashkin,

Gérard Mourou,

Donna Strickland

Die US-amerikan. Pflanzenbiologin am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien und der University of California, San Diego.Joanne Chory (* 1955 in Methuen, Massachusetts, USA) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Chory konnte wegweisende Arbeiten zur Genetik und Molekularbiologie der Photomorphogenese und ihrer Beeinflussung durch Photorezeptoren und deren Signaltransduktion erbringen. In ihrer Arbeitsgruppe wurde Brassinolid, ein pflanzliches Steroidhormon, entdeckt, das die Antwort von Pflanzen auf Licht vermittelt, und es wurde der zugehörige Hormonrezeptor und sein Signalweg identifiziert. JC konnte wesentlich zum Verständnis der Auxine beitragen, einer weiteren Gruppe von Pflanzenhormonen. Viele ihrer Arbeiten verwenden die Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana) als Modellorganismus.

Joanne Chory. Pflanzenhormone & Photomorphogenese.

Auxine

Durch einen Großbrand wird das brasilian. Nationalmuseum in Rio de Janeiro weitgehend zerstört, wobei auch rund 90 % der mehr als 20 Mio Artefakte verbrennen.

William Dawbney „Bill“ Nordhaus,

Paul Michael Romer

2018

Der dt.-amerikan. Biochemiker u. Molekularbiologe. Peter Walter (* 1954 in Berlin) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Er ist seit 1983 Professor an der University of California, San Francisco und darüber hinaus seit 1997 für das Howard Hughes Medical Institute tätig. Für seine Forschungen zur Faltung und zum Transport von Proteinen, zur Regulation der Bildung von Zellorganellen sowie zur Fusion von Zellmembranen erhielt er neben anderen Auszeichnungen 2009 den Canada Gairdner International Award und 2014 den Shaw Prize. Außerdem wurde er in die National Academy of Sciences und in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.PW entdeckte im Rahmen seiner Promotion den Signal Recognition Particle, einen Ribonucleoprotein-Komplex, der am Proteintransport in das endoplasmatische Retikulum von Eukaryoten und in die Plasmamembran von Prokaryoten beteiligt ist. Schwerpunkt der Arbeiten in seinem Labor an der UCB wurde die Untersuchung der Mechanismen der Proteinfaltung, des Transports von Proteinen an ihre Zielorte innerhalb von Zellen, der Regulation von Größe und Zahl der Organelle in den Zellen sowie der Fusion von Zellmembranen.

Seit den 1990er Jahren hat er außerdem grundlegende Beiträge geleistet zur Aufklärung der Unfolded Protein Response (UPR), eines zytoprotektiven Signalweges, der im endoplasmatischen Retikulum als zelluläre Stressreaktion zum Schutz vor Fehlern in der Proteinfaltung fungiert. Er gilt als Mitentdecker des Enzyms Ire1, einer Serin-Threonin-Kinase und Endoribonuclease mit zentraler Bedeutung im Rahmen der UPR, und erforscht unter anderem, wie Ire1 falsch gefaltete Proteine erkennt.

PW wirkt als Mitautor des von Bruce Alberts herausgegebenen Lehrbuchs «Molecular Biology of the Cell», das weltweit zu den am weitesten verbreiteten Standardwerken im Bereich der molekularen Zellbiologie zählt. Darüber hinaus ist er Mitglied des Editorial Boards der Fachzeitschriften PLoS Biology, Journal of Biology sowie Proceedings of the National Academy of Sciences, und gilt als Unterstützer des Open-Access-Konzepts bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen.

Seit 2015 zählt ihn Thomson Reuters zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Medizin.

Walter.

Signal Recognition Particle &

Unfolded Protein Response (UPR)

XXIII. Olympische Winterspiele in Pyeongchang in Südkorea

Jamal Khashoggi

2018

Der japan. Biologe u. Professor für Biophysik an der Universität Kyōto Kazutoshi Mori (* 1958 in Kurashiki, Präfektur Okayama) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Mori leistete wichtige Beiträge zur Erforschung eines Stoffwechselweges (Unfolded Protein Response, UPR), über den Zellen in ihren Zellkompartimenten – insbesondere dem endoplasmatischen Retikulum – die Produktion korrekt gefalteter Proteine für den Export regulieren.

Mori. Unfolded Protein Response (UPR). Regulation des Faltungsprozesses von Proteinen

21. Fußball-WM in Russland.

2018

Der brit. Zellbiologe u. Molekulargenetiker Kim Ashley Nasmyth (* 1952 in London, England) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Er ist Professor für Biochemie an der University of Oxford in Oxford, UK. KAN erforschte insbesondere die Regulation der Mitose. Er charakterisierte den Anaphase-promoting complex, mit dem mitotische Cycline abgebaut werden, den Cohesin-Komplex, der die Schwesterchromatide vor der Mitose miteinander verbindet, und einen neuen proteolytischen Mechanismus, der bei Beginn der Mitose, die Verbindung der Schwesterchromatide schnell aufbricht. Seine Arbeiten haben erhebliche Bedeutung für das Verständnis chromosomaler Non-Disjunction in Krebszellen und bei genetischen Störungen. Nasmyths wichtigste Modellorganismen sind Hefen.

Nasmyth. Regulation der Mitose.

Cohesin-Komplex

Landtagswahl in Bayern. Die CSU verliert ihre absolute Mehrheit im Landtag, kann aber in einer Koalition mit den Freien Wählern weiterregieren.

Datenschutz-Grundverordnung

Diesel-Fahrverbote

2018

Der US-amerikan. Biochemiker, Zell- u. Molekularbiologe Don Whitefield Cleveland (* 1950 in Waynesville, Missouri) erhält einen Bahnbrecherpreis (BPLSc). Cleveland befasst sich mit Mechanismen der Mitose und den Mechanismen der Chromosom-Anordnung während der Mitose, Genom-Umordnung bei Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen (insbesondere in den Zellskelett-Strukturen der Neuronen, und Therapieansätze) wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Chorea Huntington und M Pick (Frontotemporale Demenz, FTD). Er fand eine Ursache der vererblichen ALS in Gendefekten (Mutationen) im Gen für die Superoxiddismutase. Das führte zu neuen Ansätzen für die Therapie (Gen-Silencing, Stammzellentherapie).

Er identifizierte das Tau-Protein, das beim Zusammenbau des Mikrotubuli-Zellskeletts eine wichtige Rolle spielt und bei diversen neurodegenerativen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielt (M Alzheimer, chronische traumatische Hirnverletzungen z. B. bei Football-Spielern, der sg. Dementia pugilistica). Nach Cleveland ist das auch das erste Beispiel bei Säugern einer Steuerung der Genexpression post-transkriptional über die Steuerung von RNA-Instabilitäten. Das Protein ist im Krankheitsfall falsch gefaltet, sammelt sich an und führt zu langsamer Weiterverbreitung des defekten Proteins im Nervensystem. Cleveland selbst entwickelte eine DNA-Silencing Therapie für neurodegenerative Erkrankungen (DNA Designer Drugs, auf das defekte Gen und dessen RNA-Transkription zugeschnittene kurze Einzelstrang-DNA) und wies deren Wirksamkeit im Mausmodell nach. Klinische Tests bei einer angeborenen Form von ALS begannen 2010 und für Myotone Dystrophie 2013. Es folgten weitere für Chorea Huntington (wo eine Therapie mit Antisense-Oligonukleotiden in klinischen Studien ist) und andere ALS-Formen sowie die Pick-Krankheit und es wird an einer Erweiterung auf andere neurodegenerative Erkrankungen geforscht (2017), darunter M Parkinson.

Cleveland. Tau-Protein

Gen-Silencing & Stammzellentherapie.

March for our Lives in den USA zur Kontrolle der Schusswaffen

March for Life in Washington (gegen Abtreibung).

2018

Günter Klaus-Joachim Blobel (* 1936 in Waltersdorf, Landkreis Sprottau, Schlesien; † 2018 in New York City) war ein dt.-US-amerikan. Biochemiker.

Er erhielt 1999 den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung der in Proteinen eingebauten Signale, die ihren Transport und die Lokalisierung in der Zelle steuern“. Hauptforschungsgebiet von GB waren vor allem die Mechanismen der innerzellulären Sortierung von Proteinen.

Neben seiner Forschung ist GB u. a. für sein Engagement um den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche mit den Friends of Dresden bekannt. Er spendete fast sein gesamtes Nobel-Preisgeld für die Kirchenrekonstruktion, für den Bau der Dresdner Synagoge und für den Bau des Informationspavillons der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V.

Blobels Familie flüchtete Ende Januar 1945 vor der anrückenden Roten Armee aus Schlesien. Nur Tage danach erlebte die Familie die Zerstörung der Stadt durch die alliierten Luftangriffe vom 13. bis 15. Februar 1945. Noch kurz vor Kriegsende, am 10. April 1945, wurde seine älteste, damals 19-jährige Schwester Ruth bei einem Bombenangriff auf einen Flüchtlingszug in der Nähe von Schwandorf getötet und dort in einem Massengrab beerdigt. Die Familie erfuhr davon jedoch erst Monate später.

Nach dem Kriegsende erwies sich die Rückkehr nach Schlesien als unmöglich und die Blobels ließen sich im sächsischen Freiberg nieder, wo GB aufwuchs und an der Geschwister-Scholl-Oberschule 1954 das Abitur ablegte. Nach dem Medizinstudium in Frankfurt am Main, München, Kiel, Freiburg im Breisgau und Tübingen promovierte er 1967 zum Ph.D. an der University of Wisconsin und wechselte danach an die Rockefeller University, New York, wo er mit dem späteren Nobelpreisträger George Emil Palade zusammenarbeitete. Im Jahre 1987 erhielt er die US-amerikan. Staatsbürgerschaft. 1992 wurde er zum ordentlichen Professor an der Rockefeller University ernannt.

GB entdeckte, dass viele Proteine eine sog. Signalsequenz besitzen, die ihren Transport und ihre Verteilung nach seiner Herstellung innerhalb der Körperzelle (die sog. Proteinbiosynthese) steuert. Für diese Entdeckung erhielt er im Jahr 1999 den Nobelpreis für Medizin. Durch diese Erkenntnis können auch bestimmte Erbkrankheiten erklärt werden, deren Mechanismus auf einem fehlerhaften Transport von Proteinen beruht.

Er war Ehrenmitglied im Kuratorium Frauenkirche. Als Reaktion auf die Entscheidung zum Einbau einer neuen anstelle einer rekonstruierten historischen Orgel gab er im sogenannten Orgelstreit diese Ehrenmitgliedschaft im Jahr 2003 zurück.

Blobel setzte sich auch sehr für den Erhalt der Dresdner Elbwiesen und die originalgetreue Rekonstruktion des Neumarkts ein. Er war auch Stiftungsratsmitglied der Kulturstiftung Historisches Bürgerhaus Dresden. Diese hat u. a. mit Geldern der New Yorker Max-Kade-Stiftung das historische Bürgerhaus des Hofkochs August des Starkenrekonstruiert. Heute dient das Haus u. a. dem internationalen Studentenaustausch und bietet Studenten der Hochschule für Musik Carl-Maria v. Weber eine preiswerte Unterkunft.

Auf Blobels Initiative hin hat die UNESCO untersuchen lassen, ob das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal durch den Bau der sehr umstrittenen Waldschlößchenbrücke gefährdet ist. Nach einem entsprechenden Gutachten wurde das Elbtal auf die „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“ gesetzt und im Jahr 2009 der Titel schließlich aberkannt. Blobel setzte sich außerdem für einen originalgetreuen Wiederaufbau der 1968 gesprengten Leipziger Universitätskirche St. Pauli ein. Am Dresdner Neumarkt trat Blobel beim Grundstück Frauenstraße 9c selbst als Bauherr auf und ließ ein Gebäude mit der historisch in Teilen rekonstruierten Fassade des ehemaligen „Kaufhauses Au petit Bazar“ errichten, das 2018 äußerlich fertiggestellt wurde. Über die Ausgestaltung der Fassade gab es mehrfache Debatten mit der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden.

Seit2000 war GB Ehrensenator der Technischen Universität Dresden, am 20. Juni 2000 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Freiberg verliehen und am 21. Mai 2001 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Seit 2004 trägt ein Gebäude der TÜV-Schule in Görlitz seinen Namen. An diesem Tag pflanzte Blobel in Jänkendorf eine Eiche.

2018 erlag der 81-jährige Blobel in New York City einem Krebsleiden.

Auszeichnungen und Preise

1978: National Academy of Sciences: U.S. Steel Foundation Award in Molecular Biology

1982: Gairdner Foundation International Award

1983: Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften

1983: Mitglied der National Academy of Sciences

1983: Otto-Warburg-Medaille

1983: Richard Lounsbery Award

1984: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1986: E. B. Wilson Medal

1986: Keith R. Porter Lecture

1989: Mitglied der American Philosophical Society

1990: Präsident der American Society for Cell Biology

1992: Max-Planck-Forschungspreis gemeinsam mit Wilhelm Stoffel

1992: Max-Delbrück-Medaille

1992: Mitglied der Academia Europaea

1993: Albert Lasker Award for Basic Medical Research

1995: Ciba Drew Award in Biomedical Research

1996: König-Faisal-Preis

1997: Mayor’s Award for Excellence in Science and Technology

1999: Massry-Preis

1999: Nobelpreis für Medizin

2001: AmCham Transatlantic Partnership Award

2001: Pour le mérite für Wissenschaften und Künste

2006: St. Heinrichs Nadel mit Krone des St. Heinrichs Ordens

2008: Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften

Literatur

Sanford Simon: Günter Blobel (1936–2018). Biologist who decoded how proteins are sorted in cells. In: Nature. Band 556, 2018

Blobel. Faltung der Proteine

Selbstauflösung der ETA

2018

Stephen William Hawking (* 1942 in Oxford, England; † 2018 in Cambridge, England) war ein brit. theoretischer Physiker und Astrophysiker. Von 1979 bis 2009 war er Inhaber des renommierten Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge. SH lieferte bedeutende Arbeiten zur Kosmologie, zur allgemeinen Relativitätstheorie und zu den Schwarzen Löchern.

1963 wurde bei Hawking Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Mediziner prophezeiten ihm, nur noch wenige Jahre zu leben. Allerdings handelte es sich vermutlich um eine chronisch juvenile ALS, die durch einen extrem langen Krankheitsverlauf gekennzeichnet ist. Seit 1968 war er auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Rahmen der Grunderkrankung (konsekutive progressive Bulbärparalyse) und der Behandlung einer schweren Lungenentzündung verlor er 1985 die Fähigkeit zu sprechen. Für die verbale Kommunikation nutzte er seitdem einen Sprachcomputer.

Durch seine populärwissenschaftlichen Bücher über moderne Physik und umfangreiche mediale Berichterstattung wurde er auch einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt.

Hawking. ALS & Schwarze Löcher

Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un (Nordkorea) und Donald Trump (USA) in Singapur

Jair Bolsonaro wird zum Präsidenten von Brasilien gewählt. Er erlangte vor allem mit frauenfeindlichen, homophoben, rassistischen, antiwissenschaftlichen und die brasilian. Militärdiktatur (1964–1985) verteidigenden Äußerungen Aufmerksamkeit.

2018

Der Schweizer Chemiker Wendelin Jan Stark arbeitet an der ETH Zürich an einem Silikon-Kunstherz aus dem 3D-Drucker.

Stark. Kunstherz aus dem 3D-Drucker

Zürich/CH

r. wildi

Amokfahrten in Münster und Toronto

Schulmassaker in den USA

Terroranschlag in Straßburg

Brückeneinsturz in Genua

2018

Sir John Edward Sulston (* 1942 in Fulmer in Buckinghamshire, UK; † 2018) war ein brit. Biologe. 2002 erhielt er als Entwicklungsbiologe mit Sydney Brenner und H. Robert Horvitz den Nobelpreis für Medizin für „Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der genetischen Regulierung der Organentwicklung und des programmierten Zellsterbens“.

Sulston war der Sohn eines anglikanischen Geistlichen. Er zeigte schon früh ein Interesse an Naturwissenschaften und besuchte mit einem Stipendium eine Privatschule in Northwood. Ab 1960 studierte er mit einem Stipendium an der Universität Cambridge (Pembroke College) Biologie und Organische Chemie mit dem Bachelor-Abschluss 1963 und der Promotion (Ph. D.) in Nukleotid-Chemie bei Colin Reese 1966. Als Post-Doktorand war er bei Leslie Orgel am Salk Institute in San Diego, wo er sich unter dem Einfluss von Orgel, Brenner und Crick wieder mehr der Biologie zuwandte. Ab 1969 forschte er am Medical Research Council Laboratory of Molecular Biology (LMB) in Cambridge, wo er sich in der Gruppe von Brenner mit der Neurobiologie und dem Entwicklungsprozess des Fadenwurms C. elegans von der befruchteten Eizelle bis zum erwachsenen Individuum befasste. 1992 bis 2000 war er Direktor des Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge, das auf brit. Seite am Human Genome Project beteiligt war. Suston wandte sich dabei entschieden gegen eine Kommerzialisierung der Genomsequenzierung, mit beispielsweise der Patentierung einzelner Gene, wie das z.B. von Craig Venter betrieben wurde. JES bezeichnete sich selbst als „Anti-Kapitalisten“, insofern, als er alle Unternehmen, die sich mit der Kommerzialisierung der Genomanalyse befassten, für vollständig überflüssig halte. Die Genomforschung und -analyse sollte akademischen Institutionen vorbehalten sein und nicht kommerzialisiert werden. Die resultierenden Genomdaten sollten allgemein allen Forschern aus der ganzen Welt frei zugänglich sein und nicht durch Patentrechte eingeschränkt sein. JES wurde daher als ein herausragender Vertreter der open access-Bewegung gesehen. Die schwerwiegenden Erkrankungen in Afrika und anderen Entwicklungsländern, so Sulston, könnten nicht auf kapitalistischer Basis angegangen werden. Dafür sei kein Markt da, weil kein Geld daran zu verdienen sei.

012 wurde er Vorstand des Institute for Science, Ethics and Innovation der University of Manchester.

Sulston erstellte mit Horvitz eine vollständige Neuronenkarte von C. elegans, bestimmte die vollständige Zellabstammung der embryonalen Entwicklung und war wesentlich an der Sequenzierung von dessen Genom beteiligt, in einer Zusammenarbeit von Cambridge und der University of Washington. Das war 1998 die erste vollständige Sequenzierung eines Tieres.

Sulston war ab 1966 verheiratet und hatte zwei Kinder.

Auszeichnungen (Auswahl)

1986: Gewählt in die Royal Society

1986: W. Alden Spencer Award

1991: Gairdner Foundation International Award

1996: Darwin-Medaille der Royal Society

1998: Rosenstiel Award

2000: Mitglied der Academia Europaea

2000: Pfizer Preis für Innovative Wissenschaft

2000: George W. Beadle Award

2000: Sir Frederick Gowland Hopkins Medaille

2001: Erhebung in den Adelsstand (Knight Bachelor)

2001: Edinburgh Medal

2001: Christmas Lecture der Royal Institution

2001: Prinz-von-Asturien-Preis (Spanien)

2002: Alfred P. Sloan, Jr. Prize

2002: Dan-David-Preis

2002: Nobelpreis für Medizin

2013: Rutherford Memorial Lecture der Royal Society of New Zealand

2017: Order of the Companions of Honour

Literatur

Georgina Ferry: John Sulston (1942–2018). Nobel-prizewinning champion of the Human Genome Project and open data. In: Nature. Band 555, 2018.

Sulston. Champion of the Human Genome Project

Das franz. Parlament beschließt ein Komplettverbot internetfähiger Geräte wie Handys, Tablets und Smartwatches an allen Vorschulen, Grundschulen und weiterführenden Schulen, d. h. für alle Schüler zwischen 3 und 15 Jahren

2018

Gerd Günter Dörner (* 1929 in Hindenburg/Schlesien; † 2018 war ein dt Mediziner und Professor für Endokrinologie.

Nach seinem Abitur in Halberstadt studierte Dörner von 1948 bis 1953 an der Berliner Humboldt-Universität Medizin. Nach Staatsexamen und Promotion 1953 wurde er im Jahr 1954 Assistent der Inneren Medizin an der Charité, von 1954 bis 1956 war er Assistent der Gynäkologie und Geburtshilfe in Fürstenberg/Oder. Im Anschluss erhielt er eine Assistentenstelle für Pathologie in Berlin-Buch.

Seit 1957 war er am Institut für Experimentelle Endokrinologie der Humboldt-Universität zu Berlin tätig, wo er sich 1960 habilitierte und 1964 ordentlicher Professor für Endokrinologie wurde. Seit 1962 leitete er, zunächst kommissarisch und dann bis 1997 als Direktor, das Institut für Experimentelle Endokrinologie.

Seine Forschungsschwerpunkte lagen auf den Gebieten der Entwicklungsbiologie, funktionellen Teratologie und Neuro-Endokrino-Immunprophylaxe. Das wissenschaftliche Feld der funktionellen Teratologie, das sich mit Selbstorganisationsprozessen des neuroendokrinen Systems während der Entwicklung des Menschen beschäftigt, wurde durch seine Arbeiten neu entwickelt.

In den frühen 1980er Jahren begründete Dörner zusammen mit Günter Tembrock, Karl-Friedrich Wessel und Hans-Dieter Schmidt das Forschungsprojekt „Biopsychosoziale Einheit Mensch“. Gemeinsam entwickelten sie ein theoretisches Modell und einen kritischen Ansatz für die interdisziplinäre Forschung in den Humanwissenschaften und begründeten damit eine neue Disziplin, die Humanontogenetik.

Nach der dt. Wiedervereinigung war Dörner Mitglied einer Expertengruppe des Wissenschaftsrates für die Neustrukturierung der ostdeutschen Universitäten. Außerdem war er Mitglied in Struktur- und Berufungskommissionen der Charité.

Von 1975 bis 1992 war er der Chefredakteur des Journals für Experimental and Clinical Endocrinology. Von ihm liegen Publikationen von über 400 Originalarbeiten in renommierten Fachzeitschriften sowie über 50 Buchbeiträge und drei Monographien vor. Dörner war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 1974) und der Internationalen Akademie für Sexualforschung sowie Gründungsmitglied mehrerer internationaler Gesellschaften für Neuroendokrinologie, Psychoneuroendokrinologie, prä- und perinatale Psychologie und Medizin, Entwicklungsbiologie und Gynäkologische Endokrinologie. 1965 erhielt er den Nationalpreis. 1988 wurde ihm von der Teikyō-Universität in Tokio die Ehrendoktorwürde verliehen. 2002 wurde GD mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD ausgezeichnet.

Dörner teilte während seiner Forschungstätigkeit in der DDR mit, er habe Belege dafür gefunden, dass Homosexualität endokrinologische Ursachen haben könne, und forderte deswegen, Homosexualität als natürliche Variation des Sexualverhaltens anzuerkennen, was konform zur gesellschaftlichen und juristischen Haltung der DDR war.

Dörners Forschungsergebnisse basierten dabei unter anderem auf Blutproben, die er auch aus westdeutschen psychiatrischen Universitätskliniken erhalten hatte, deren Mitarbeiter wissenschaftlich interessiert waren, aber ihre Patienten über diese Verwendung nicht aufgeklärt hatten. Vermutlich deswegen unterstellte ihm die westdeutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung in den 1980er Jahren, er wolle Homosexualität auf endokrinologischer Basis verhindern.

Auf Dörners Initiative und auf der Basis seiner Forschungsergebnisse brachte 1989 der International Congress of the International Society of Prenatal and Perinatal Psychology and Medicine in Jerusalem bei der Weltgesundheitsorganisation eine Empfehlung ein, dass Homosexualität von ihr nicht länger als Krankheit betrachtet werden solle.1991 strich die WHO Homosexualität aus der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD).

Gegen die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz erhob die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Protest, da sie Zweifel an Dörners wissenschaftlicher Herangehensweise an das Thema Homosexualität hegte.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Über die Abhängigkeit der Östradiolbenzoatwirkung auf die somato- und gonadotrope Hypophysenfunktion von der Behandlungsdauer und dem Dosenwechsel. Dissertation. Berlin 1953.

Tierexperimentelle und klinische Untersuchungen über den Wirkungsmechanismus von Diäthylstilböstroldiphosphat beim Prostatakarzinom. Habilitation. Berlin 1960.

Endokrinologie. Vorträge aus einem Fortbildungslehrgang 1966 der Deutschen Akademie für Ärztliche Fortbildung. Verlag Volk und Gesundheit VEB, Berlin 1968.

Sexualhormonabhängige Gehirndifferenzierung und Sexualität. VEB Fischer Verlag, Jena 1972; Springer, Wien/New York 1972

(Hrsg.) Endocrinology of sex. Differentiation and neuroendocrine regulation in the hypothalamo-hypophysical-gonadal-system. Proceedings of the symposium, with international participation, Berlin, GDR, 20.–23. 9. 1972. Barth, Leipzig 1974.

mit S. M. McCann & L. Martini (Hrsg.): Systemic hormones, neurotransmitters and brain development. Karger, Basel [u. a.] 1986.

Die Natur des Menschen. Die Bedeutung der hormonabhängigen Gehirnentwicklung für die Ontogenese. Präsidium der Urania, Berlin 1988

mit Karl-Friedrich Wessel, Kurt S. Zänker, Günter Tembrock und Friedrich Vogel: Genom und Umwelt. Kleine, Bielefeld 2001.

mit Klaus-Diethart Hüllemann, Günter Tembrock, Karl-Friedrich Wessel und Kurt S. Zänker: Menschenbilder in der Medizin. Medizin in den Menschenbildern. Kleine, Bielefeld 2001.

Literatur

Martin Dannecker, Gunter Schmidt, Eberhard Schorsch und Volkmar Sigusch: Stellungnahme zu den Forschungen des Endokrinologen Prof. Dr. Günter Dörner zum Thema Homosexualität. In: Sexualmedizin. 1981, H. 10f.

Gerhard Bettendorf (Hrsg.): Zur Geschichte der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Berlin, Heidelberg u. a. 1995.

Mensch und Hormone – Ostberliner Forscher Günter Dörner für alternativen Nobelpreis nominiert. In: Junge Welt. 16. Juli 1999.

Ehrensymposium für Prof. Dr. med. Dr. h. c. Günter Dörner. In: Zeitschrift für Humanogenetik. 3. Jg. Kleine-Verlag, 2000.

Wolfgang Rohde: 50 years of the Institute of Experimental Endocrinology of the Charité (Humboldt University, Berlin). The way from Aschheim’s Laboratory of the 2nd Department of Obstetrics & Gynaecology to a research institute. In: Experimental and clinical endocrinology & diabetes. 110(4), Thieme-Verlag, Juni 2002, S. 153–160.

Großes Bundesverdienstkreuz fürs „Wegspritzen“ von Homosexualität. Umstrittener Hormonforscher Günter Dörner erhält Staatsorden. In: Analyse+kritik. Nr. 469, 2003.

Rolf Lindner: Günter Dörner. Umwelt – Gene – Gehirn. Sexualität, Ernährung, Lernen, Verhalten, Gesundheit, Gesellschaft. SchwedenBuch-Verlag, Berlin 2014

Dörner. Humanontogenetik Selbstorganisationsprozesse des neuroendokrinen Systems

Großes Bundesverdienstkreuz fürs „Wegspritzen“ von Homo-sexualität

Das M’era Luna Festival ist ein seit 2000 veranstaltetes Musikfestival in Hildesheim. Mit beständigen Besucherzahlen von ca. 25.000 Menschen ist es neben dem in Leipzig stattfindenden Wave-Gotik-Treffen eines der größten Festivals der Alternative-Musik- und Schwarzen Szene.

2018

Jens Christian Skou (* 1918 in Lemvig; † 2018 in Risskov bei Aarhus) war ein dän. Mediziner und Biophysiker. Er erhielt 1997 gemeinsam mit John Ernest Walker und Paul Delos Boyer für seine Arbeiten am Adenosintriphosphat (ATP) und die Entdeckung der Natrium-Kalium-Ionenpumpe den Nobelpreis für Chemie.

JCS wurde 1918 als ältestes Kind von Magnus Martines Skou und seiner Ehefrau Ane-Margarethe in Lemvig in Westjütland geboren. Sein Vater leitete ein Unternehmen im Bereich des Holz- und Kohlehandels. Die Grundschule besuchte JCS in Lemvig und wechselte dann 1933 an das Gymnasium in Haslev. Er studierte an der Universität Kopenhagen und schloss 1944 mit dem Master ab. Danach praktizierte er in den Kliniken in Hjørring und Aarhus. Er promovierte mit einer Dissertation zum Thema der «betäubenden und toxischen Wirkungsmechanismen bei Lokalanästhesien». Von 1947 bis 1954 war er als Assistenz-Professor am Institut für Physiologie der Universität in Aarhus tätig. Er arbeitete er zusätzlich ab 1949 als Notarzt. Seine Promotion legte er 1954 am gleichen Institut ab. In den Jahren von 1954 bis 1963 war er Außerordentlicher Professor am Institut für Physiologie der Universität in Aarhus. In den 1950er Jahren suchte er in seiner Forschungstätigkeit nach einem Enzym in der Zellmembran, das den Abbau von ATP vornimmt. Dabei stieß Skou auf ein Transportenzym, welches den Transport von Substanzen durch die Zellmembran bewirkt und dabei zugleich ATP verbraucht. Diese Substanz nannte er Kalium-Natrium-ATPase. Später konnte er nachweisen, dass bei diesen Transportvorgängen ATP enzymatisch abgebaut wird und während dieses Prozesses in Adenosindiphosphat (ADP) und ein Phosphation zerlegt wird. 1963 wurde er an derselben Universität zum Professor für Physiologie berufen. 1977 wurde an der Universität Aarhus der Lehrstuhl für Biophysik aufgebaut, deren Leitung Skou bis zu seiner Emeritierung 1988 innehatte.

Während eines eigenen Krankenhausaufenthaltes hatte er seine spätere Ehefrau Ellen Margarethe Nielsen kennengelernt, die auf dieser Station eine Schwesternausbildung absolvierte. Nach Abschluss dieser Ausbildung heirateten sie 1948. Ihre erste Tochter wurde 1950 geboren, die aber auf Grund einer schweren Erkrankung nur 1½ Jahre lebte. Aus der Ehe gingen zwei weitere Töchter hervor.

Ab 1977 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften. 1988 wurde er in die National Academy of Sciences (Foreign Associate) und 1999 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Ab 1993 war er Mitglied der Academia Europaea.

Wie seine Kollegen Boyer und Walker beschäftigte sich JCS vor allem mit Enzymen, die das Adenosintriphosphat (ATP), des Hauptenergielieferanten im Metabolismus der Organismen, katalysieren. Er konzentrierte sich dabei vor allem auf den Abbau des ATP, während Boyer und Walker sich mit der Synthese des ATP durch das Enzym ATP-Synthase befassten.

Bereits in den 1950er Jahren suchte Skou nach einem Enzym in der Zellmembran von Nervenzellen, das den Abbau des ATP vornimmt. Dabei stieß er auf ein Transportenzym, welches den Transport von Substanzen durch die Zellmembran bewirkt und dabei ATP verbraucht. Er benannte es als Kalium-Natrium-ATPase, da es die Ionen des Kalium und des Natrium transportierte und auf diese Weise für ein stabiles Ruhemembranpotenzial der Zellen sorgt. Er konnte zeigen, dass bei diesen Transportvorgängen ATP enzymatisch abgebaut wird und dabei in Adenosindiphosphat (ADP) und ein Phosphation zerlegt wird.

Für die Entdeckung der „Natrium-Kalium-Pumpe“ erhielt er 1997 gemeinsam mit John Ernest Walker (GB) und Paul Delos Boyer (USA) den Nobelpreis. JCS forschte vor allem zum Abbau des ATP. Dabei entdeckte er, dass zwischen dem Zellinnenraum und dem Außenraum ein Konzentrationsgefälle besteht, das für viele Prozesse der Zelle notwendig ist. Es diffundieren jedoch ständig Natriumionen ins Zellinnere, wodurch es auf Dauer zu einem Spannungsausgleich zwischen dem Zellinneren und dem Äußeren kommen würde. Bei gleicher Spannung zwischen Innen und Außen ist jedoch die Weiterleitung eines elektrischen Reizes unmöglich. Die Natrium-Kalium-Pumpe hält das Konzentrationsgefälle zwischen Innenraum und Außenraum aufrecht. Das Enzym (Na+/Ka+-ATPase), so seine Entdeckung, ermöglicht den Transport von drei positiv geladenen Natrium-ionen aus der Zelle heraus und zwei positiv geladenen Kalium-ionen in die Zelle hinein und sichert so die unterschiedliche Verteilung. Bei diesem Prozess wird ATP in Adenosindiphosphat und Phosphat zerlegt.

Das Enzym isolierte Skou aus den Nervenzellmembranen von Krebsen. Dabei klärte er durch seine Forschung die Grundlagen des Enzymmechanismus auf. Auftretende Defekte bei der Natrium-Kalium-Pumpe können die Ursache für Epilepsien sein.

Skou. Natrium-Kalium-Ionenpumpe

Neue Frankfurter Altstadt

2018

Irenäus Eibl-Eibesfeldt (* 1928 in Wien; † 2018 in Starnberg war ein österreich. Zoologe, Evolutionsbiologe, Verhaltensforscher und Gründer des Fachs Humanethologie.

Gemeinsam mit Konrad Lorenz, Hans Hass und Otto Koenig erforschte er tierisches und menschliches Verhalten und setzte sich intensiv für den Naturschutz ein. Er beschrieb als erster die Putzsymbiosen von Riffbarschen, das Turnierverhalten der Meerechsen und das Schwarmverhalten bei Fischen. Auf Galapagos beschrieb er mehrere Unterarten der Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) und im Indischen Ozean einige Arten von Röhrenaalen.

Er erstellte auch das weltweit größte filmische Dokumentationsprogramm zum menschlichen Verhalten im Kulturenvergleich und erforschte Universalien im biologischen und kulturellen Verhalten des Menschen, errichtete eine Forschungsstation auf den Galapagosinseln und etablierte die Humanethologie als eigenständigen Wissenschaftszweig.

Eibl-Eibesfeldt. Humanethologie

Sexueller Mißbrauch in der kathol. Kirche

Hl. Maria Katharina Kasper, Gründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi

2018

Franz Manfred Wuketits (* 1955 in Parndorf, Burgenland; † 2018 in Wien) war ein österreich. Biologe, Zoologe, Wissenschaftstheoretiker, Hochschullehrer und Schriftsteller. Seine Arbeitsgebiete waren Geschichte und Theorie der Biowissenschaften, Evolutionstheorie, evolutionäre Ethik, evolutionäre Erkenntnistheorie und Soziobiologie.

Wuketits. Soziobiologie

Der DAX schließt das Jahr 2018 mit nahezu −20 % im Vergleich zum Vorjahr ab. Die Gründe dafür sind u. a. Handelskriege und wirtschaftl. Unsicherheit auf der Welt.

2018

Paul Delos Boyer (* 1918 in Provo, Utah; † 2018 in Los Angeles) war ein US-amerikan. Biochemiker, der 1997 gemeinsam mit John Ernest Walker und Jens Christian Skou für seine Arbeiten am Adenosintriphosphat (ATP) mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde.

PDB wurde als Sohn des Osteopathen Dell Delos Boyer und seiner Ehefrau Grace Guymon in Provo im US-Bundesstaat Utah geboren. Zur Familie gehören noch 5 Geschwister. Der Tod seiner Mutter 1933, die an der Addison-Krankheit verstarb (eine Hormon- und Stoffwechselkrankheit, die durch Unterfunktion der Nebennierenrinde ausgelöst wird) lenkte sein berufliches Interesse auf das Fachgebiet der Biochemie und speziell auf die Erforschung der Ursachen dieser Krankheit. Im Jahre 1934 verließ er die High School in Provo und begann ein Studium im Fachgebiet Biochemie an der Brigham Young University (BYU) in Provo. Anschließend wechselte er an die University of Wisconsin–Madison, die als führend auf dem Gebiet der Biochemie galt und nahm hier eine Tätigkeit als Forschungsassistent an. Hier promovierte er 1943 bei Paul H. Phillips mit dem Thema «Studies on muscle phosphorylations and on vitamin A and carotene». Nach seiner Promotion wechselte Boyer an die kalifornische Stanford University und arbeitete hier an einem staatlich finanzierten Projekt zur Stabilisierung und Nutzung des Plasmaproteins `Albumin´ bei Bluttransfusionen von Kriegsverletzten mit. Dieses Projekt wurde nach dem Eintritt der USA in den II. Weltkrieg forciert. Nach Abschluss des Forschungsprojektes wurde er, noch kurz vor Ende des Krieges zur US-Marine eingezogen. Seine Dienstzeit absolvierte er am Navy Medical Research Institute in Bethesda (Maryland). 1946 folgte er einem Ruf an die University of Minnesota in St. Paul – zunächst als Assistenz-Professor. Hier konnte er nachweisen, dass die Synthese des Adenosintriphosphats (ATP) vor allem bei der Enzymaktivität und der Freigabe des ATP Energie bindet. Das war ein entscheidender Ansatz zur weiteren Erforschung der Abläufe bei der ATP-Synthese.

PDB wurde 1953 zum ordentlichen Professor berufen. Bei einem anschließenden Forschungsaufenthalt 1955 in Schweden und der hier erfolgten Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam des Nobelpreisträgers Hugo Theorell konnte er sich noch intensiver mit den Themen der Enzyme und der Oxidoreduktase beschäftigen. Nach seiner Rückkehr war Boyer von 1956 bis 1963 Professor für Biochemie an der University of Minnesota, danach wechselte er 1963 als Professor für Chemie an die University of California, Los Angeles. Hier wurde er 1965 als Direktor des neu gegründeten molekularbiologischen Institutes eingesetzt. Er wurde 1968 in die American Academy of Arts and Sciences, 1970 in die National Academy of Sciences und 1998 in die American Philosophical Society aufgenommen. In den 1980er Jahren konnte Boyer ein Modell vorstellen, wie über die ATP-Synthese das Adenosintriphosphat (ATP) gebildet wird. Die Korrektheit dieses Modells wurde durch John Ernest Walker bestätigt. Diese Erkenntnisse dienten den Biochemikern als die Grundlage zum Verständnis des Energiestoffwechsels in lebenden Zellen.

Bis zu seiner Emeritierung 1989 war er am Department für Chemie und Biochemie der University of California, Los Angeles tätig. Im Oktober 1997 gehörte Paul Delos Boyer, gemeinsam mit Jens Christian Skou (s.d.) und John Ernest Walker (sd.) zu den drei Wissenschaftlern, die für ihre grundlegenden Forschungen über die innere Struktur und Funktionsweise zentraler Enzyme zur Energieversorgung von Zellen mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurden.

Im Jahre 1939 heiratete PDB Lydia Wicker. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Er verstarb, kurz vor Vollendung seines 100. Lebensjahres, 2018 in Los Angeles.

Werk

Er und Walker konzentrierten sich dabei vor allem auf die Synthese des ATP durch das Enzym ATP-Synthase. Dieses stellt aus dem Adenosindiphosphat (ADP) und einem weiteren Phosphatmolekül das ATP her, indem es diese beiden aneinander bindet. Boyer konnte bereits in den 1950er Jahren nachweisen, dass dieser Vorgang vor allem bei der Enzymaktivität und der Freigabe des ATP Energie bindet statt wie bis dahin angenommen durch die Bindung des ADP an das Phosphat.

In den 1980er Jahren stellte Boyer ein Modell vor, wie über die ATP-Synthase das ATP gebildet werden konnte. Während sich Boyer und Walker auf die Synthese des Adenosindiphosphat (ADP) konzentrierten, hatte Skou sich mit der Aufklärung der Struktur des von ihm entdeckten Enzyms „Natrium-Kalium-ATPase“ beschäftigt. Im Mittelpunkt stand bei allen drei Wissenschaftlern das Adenosindiphosphat (ADP) als universeller Energietransporteur aller lebenden Zellen, vom Einzeller bis zu den menschlichen Zellen, das somit zu den wichtigsten Molekülen der Biochemie gezählt wird. Da diese Substanz in jeder Zelle ständig benötigt wird, muss es auch ständig neu hergestellt werden. Dafür sorgt vorwiegend das Enzym ATP-Synthease. Der Abbau hingegen erfolgt durch die Natrium-Kalium-ATPhase, ebenfalls ein Enzym, das in der Membran von Nervenzellen lokalisiert ist. Angetrieben wird der molekulare Mechanismus durch eine Art Wasserrad, eine Protonenpumpe. Diese wiederum bezieht ihre Energie aus der Verbrennung von Nährstoffen.

Boyer. ATP & Energiestoffwechsel der Zelle

Auf Beschluss des Bayerischen Ministerrats muss künftig im Eingangsbereich jeder staatlichen Behörde in Bayern ein Kruzifix hängen.

2018

Arvid Carlsson (* 1923 in Uppsala; † 2018) war ein schwed. Pharmakologe, der durch seine Arbeiten mit dem Neurotransmitter Dopamin bekannt wurde. Zusammen mit Eric Kandel und Paul Greengard erhielt er im Jahre 2000 den Nobelpreis für Medizin „für ihre Entdeckungen zur Signalübertragung im Nervensystem“.

Carlsson studierte ab 1941 Medizin an der Universität Lund, an der sein Vater Geschichte lehrte. Obwohl Schweden im II. Weltkrieg neutral blieb, musste er seine Ausbildung unterbrechen, um mehrere Jahre in der schwed Armee zu dienen. Im Jahre 1951 promovierte er und wurde anschließend Professor an der Universität in Lund. Acht Jahre später übernahm Carlsson den Lehrstuhl für Pharmakologie an der Universität Göteborg, den er bis zu seiner Emeritierung 1989 behielt.

In den 1950er Jahren entdeckte er die Substanz Dopamin als eigenständigen Neurotransmitter (Signalstoff, Botenstoff) und seine Auswirkungen auf das menschliche Gehirn. An dem Kampf gegen die Parkinson-Krankheit, die, wie Carlsson 1960 zeigen konnte, durch einen Mangel dieses Signalstoffes in bestimmten Hirnstammregionen ausgelöst wird, hatte er maßgeblichen Anteil.

Auszeichnungen

1974/1975 Anna-Monika Prize

1975 Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften

1979 Wolf-Preis für Medizin

1982 Gairdner Foundation International Award

1989 Mitglied der Academia Europaea

1994 Japan-Preis

1994 Pasarow Award

1997 Goldene Kraepelin-Medaille

1999 Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis

2000 Nobelpreis für Medizin

Carlsson. Neurotransmitter Dopamin.

Signalübertragung im Nervensystem

Die Filme Iron Sky und Terminator: Die Erlösung spielen (größtenteils) im Jahr 2018.

2018

Luigi Luca Cavalli-Sforza (* 1922 in Genua; † 2018 in Belluno) war ein italien. Populationsgenetiker, der seit 1970 als Professor an der kalifornischen Stanford University lehrte. Bekannt wurde er durch Studien, in denen er zeigte, dass es Parallelen zwischen dem genet. Verwandtschaftsgrad versch. Völker (Biologie)) und dem der von ihnen gesprochenen Sprachen (Linguistik)) gibt. Dies führte Cavalli-Sforza zu Rückschlüssen auf frühe Wanderbewegungen in der Urgeschichte der Menschheit und machte ihn zum wohl einflussreichsten Populationsgenetiker seiner Zeit.

Sforza. Populationsgenetik

2018

Thomas Arthur Steitz (* 1940 in Milwaukee, Wisconsin; † 2018 in Branford, Connecticut) war ein US-amerikan. Molekularbiologe und Biochemiker. Ihm wurde zusammen mit Venkatraman Ramakrishnan und Ada Yonath der Nobelpreis für Chemie 2009 „für die Studien zur Struktur und Funktion des Ribosoms“ zugesprochen.

Steitz besuchte die Wauwatosa East High School und schloss sein Studium der Chemie 1962 mit dem B.A. an der Lawrence University in Appleton, Wisconsin, ab. Er promovierte 1966 an der Harvard University bei William Lipscomb. Nach einem Postdocaufenthalt am brit. MRC in Cambridge war er ab 1970 an der Yale University in New Haven, Connecticut, tätig. Dort forschte und lehrte er als Sterling Professor für molekulare Biophysik und Biochemie sowie als HHMI Investigator am Howard Hughes Medical Institute.

Thomas Steitz war mit Joan A. Steitz verheiratet, einer ebenfalls vielfach ausgezeichneten Biochemikerin und Professorin an der Yale University. Das Paar hat einen Sohn.

TS veröffentlichte 1998 die erste Kristallstruktur eines Ribosoms, die allerdings noch nicht einzelne Atome sichtbar machte.

1980: Pfizer Award in Enzyme Chemistry

1990: Mitgliedschaft in der National Academy of Sciences

1990: Mitgliedschaft in der American Academy of Arts and Sciences

2001: Rosenstiel Award for Distinguished Work in Basic Medical Research

2001: AAAS Newcomb Cleveland Prize

2006: Keio Medical Science Prize

2007: Gairdner Foundation International Award

2009: Nobelpreis für Chemie (zusammen mit Venkatraman Ramakrishnan und Ada Yonath)

2011: Mitgliedschaft in der Royal Society

Steitz. Ribosom

Sir Aaron Klug (* 1926 in Želva, jetzt Rajongemeinde Ukmergė, Bezirk Vilnius, Litauen; † 2018 in Cambridge, UK) war ein lit.-südafrikan-brit. Biochemiker, Molekularbiologe und Nobelpreisträger jüd. Herkunft.

AK war der Sohn von Bella Silin Klug und Lazar Klug, einem litauischen Viehhändler. Sekundärquellen geben oft Johannesburg, Südafrika als Geburtsort an, doch nach seinen eigenen autobiografischen Angaben wurde Klug im litauischen Städtchen Želva geboren. Als er zwei Jahre alt war, emigrierte die Familie nach Durban in Südafrika. Hier besuchte AK das Gymnasium und interessierte sich frühzeitig für Naturwissenschaften. Besonders faszinierte ihn das Buch Mikrobenjäger von Paul de Kruif. Nach einem medizinischen Vorsemester begann AK ein Medizin-Studium an der University of the Witwatersrand in Johannesburg. Außerdem schrieb er sich für die Gebiete Chemie, Mathematik und Physik ein. Das Grundstudium schloss er 1945 ab, wechselte dann zum Masterstudium der Physik an die Universität Kapstadt. Seine Diplomarbeit schrieb er bei R. W. James über Röntgenstrukturuntersuchungen an Kristallen.

1949 zog die Familie Klug nach England, wo AK am Cavendish Laboratory arbeitete. Seine Hoffnung auf Mitarbeit im Forschungsteam von Max Perutz und John Kendrew erfüllte sich allerdings nicht, so dass AK sich mit Untersuchungen über die Molekularstruktur von Stahl befasste und zu dieser Thematik seine Doktorarbeit schrieb. 1953 gelang ihm der Wechsel an das Birkbeck College in London, wo er mit Rosalind Franklin in der Arbeitsgruppe von John Bernal zusammenarbeitete. Franklin gilt als Mitentdeckerin der Doppelhelix-Struktur der DNA. In diesem College konnte Klug in jahrelanger Forschungsarbeit die Struktur von Viren mittels Röntgenstrahlen untersuchen, insbesondere war ihm die Aufklärung der Tabakmosaikvirus-Struktur gelungen. Nach dem Tod von Franklin konnte AK zusammen mit Kenneth Holmes die Forschungen über Virenstrukturen fortsetzen und schließlich das neue Teilgebiet der kristallografischen Elektronenmikroskopie ausarbeiten. Als der Britische Medizin-Forschungsrat in Cambridge ein neues Labor für Molekularbiologie eingerichtet hatte, wechselte AK an diese Forschungseinrichtung. 1986 wurde Klug, der inzwischen weltweit als Experte auf dem Gebiet der Röntgenstrukturuntersuchungen von Viren galt, zum Direktor dieses Labors berufen.

AK war seit 1948 mit der Choreographin Liebe Bobrow verheiratet. Die beiden haben zwei Söhne, Adam und David.

Klug war Professor für Molekularbiologie des Institute for Medical Research an der Universität Cambridge.

AK erhielt 1982 den Nobelpreis für Chemie für die Entwicklung der kristallographischen Elektronenmikroskopie und die Untersuchung der Struktur biologisch wichtiger Nukleinsäure-Protein-Komplexe.

Die britische Krone erhob ihn 1988 zum Knight Bachelor und verlieh ihm 1995 den Order of Merit.

1969 wurde AK in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1973 erhielt er die Leeuwenhoek-Medaille der Royal Society. Die Niederländische Akademie der Künste und Wissenschaften ehrte ihn 1979 mit dem H.P.-Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik und die Columbia University 1981 mit dem Louisa-Gross-Horwitz-Preis. 1984 wurde er zum auswärtigen Mitglied (Foreign Associate) der National Academy of Sciences gewählt. Seit 1990 war er itglied der Academia Europaea und seit 1996 der American Philosophical Society.

Literatur

Nobelpreise. Chronik herausragender Leistungen, Brockhaus, Mannheim – Leipzig 2001. Ausführliche Darstellung zur Entdeckung der Proteindoppelscheibe des Tabakmosaikvirus, der Ausarbeitung der kristallografischen Elektronenmikroskopie und des Schwerpunktes Struktur des Chromatins.

Klug.Kkristallografische Elektronenmikroskopie Tabakmosaik-Virus

Heißester Juni weltweit seit Wetteraufzeichnung

Sommer: Waldbrände in den borealen Wäldern der Nordhalbkugel sowie von Menschen herbeigeführte Waldbrände im Amazonas-Regenwald und in Südostasien

2019

Chinesische Behörden informieren am 31.12.2019 die WHO über „Fälle von Lungenentzündung mit unbekannter Ursache“ in Wuhan. Es handelt sich um die ersten dokumentierten COVID-19-Kranken, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, wie sich später herausstellt.

SARS-CoV-2 & COVID-19

Wuhan, China

Terroranschlag auf Moscheen in Christchurch (Neuseeland). März 2019 tötete der aus Australien stammende Rechtsterrorist Brenton Tarrant insgesamt 51 Menschen und verletzte weitere 50.

Der 29-jährige Täter berief sich analog zu dem norweg.Massenmörder Anders Breivik auf eine Reihe rechtsextremer und islamfeindlicher Theorien, darunter die des sog. Großen Austausches. Es ist das erste Mal, dass ein Gericht des Landes diese in ihrem Justizsystem höchste denkbare Strafe verhängt hat.

Bei einem Bombenanschlag auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka kommen über 250 Menschen ums Leben

Synagogenanschlag am Jom Kipur-Anschlag in Halle

Walter Lübcke

2019

G7-Gesundheitsministertreffen in Frankreich

G7-Gesundheitsministertreffen

Die USA und Russland kündigen nacheinander den INF-Vertrag

Alexander Boris de Pfeffel Johnson

Robert Swan Mueller III

2019

Der US-amerikan. Pharmakologe C. Frank Bennett (* 1960) wird einen BPLSc erhalten. Er entwickelt Medikamente auf Basis von Antisense-Oligonukleotiden (ASO) speziell für neurodegenerative Erkrankungen wie M Parkinson und Krebs-Chemotherapie. Er konnte an Affen zeigen, dass nach Injektion der ASOs in die Rückenmarksflüssigkeit diese die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich in Cortex und anderen Hirnregionen ausbreiteten. Die Expression des Target-Gens konnte im Mittel um die Hälfte reduziert werden. Bennett hält rund 150 US-Patente.

Er berät das Experimental Therapeutics Center in Singapur und ist im Beratungsgremium der American Society of Gene and Cell Therapy.

Antisense-Oligonukleotiden (ASO)

Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien wird in Republik Nordmazedonien umbenannt

Sebastian Kurz

Ursula von der Leyen

2019

Der uruguayisch-US-amerikan. Molekularbiologe Adrian Robert Krainer (* 1958 in Montevideo) wird einen BPLSc erhalten. Er befasst sich mit RNA-Splicing und dessen Rolle bei Tumoren und Erbkrankheiten. Z.B. ist ein Defekt in der posttranskriptionellen Bearbeitung der RNA mit mRNA-Splicing verantwortlich für Spinale Muskelatrophie (SMA), bei der Genexpression für das Gen SMN2. Krainer fand eine Therapie über Antisense-Oligonukleotide. Die klinischen Tests mit dem Medikament Nusinersen (Spinraza) führten Ende 2016 zur Zulassung durch die FDA in den USA und es wurde auch in der EU zugelassen. Dabei wird das Medikament in die Rückenmarksflüssigkeit injiziert. Sein Labor arbeitet an ähnlichen Medikamenten bei weiteren durch Fehler im RNA-Splicing verursachten Erbkrankheiten (Familiäre Dysautonomie). Außerdem arbeiten sie an Methoden für die Stabilisierung von mRNA bei Nonsense-mediated mRNA decay (NMD) und an der Erforschung von deren Ursachen.

In der Krebsforschung identifizierten sie die Rolle des Splicing-Faktors SRFS1 als Onkogen bei Brustkrebs, wo eine anomal starke Genexpression dieses Faktors stattfindet.

2014 wurde er Präsident der RNA Society. Er erhielt den National Institutes of Health Merit Award und 2017 den F. E. Bennett Memorial Award der American Neurological Association. Krainer ist Fellow der American Academy of Arts and Sciences.

RNA-Splicing

Komplettabschaltung der deutschsprachigen Wikipedia-Ausgabe aus Protest gegen die Urheberrechtsreform der Europäischen Union für 24 Stunden.

2019

Die österreich. Biologin Angelika B. Amon (* 1967 in Wien) wird einen BPLSc. Amon untersuchte die Aufteilung der Chromosomen bei der Zellteilung (Meiose und Mitose) im Körper und Krankheiten, die mit Störungen (Aneuploidie) der normalen gleichmäßigen Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen zusammenhängen. Sie sind sowohl eine häufige Ursache von Fehlgeburten als auch ein typisches Kennzeichen von Krebszellen. Für ihre Untersuchungen der beteiligten molekularen Mechanismen benutzt sie Hefezellen und Mauszellen (MEF, Mouse Embryotic Fibroblasts). Insbesondere fand sie, dass Aneuploidie oft mit Überproduktion von körpereigenen Proteinen einhergeht, die verklumpen (durch besondere zellbiologische Aktivitäten der fehlentwickelten Zellen als Antwort auf die Protein-Überproduktion, die sie Aneuploidie Stress Reaktion nannten) und zu neurodegenerativen Phänomenen ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit führen können. Sie studierte auch den Mechanismus, wie die letzten Stadien der Zellteilung reguliert werden, wobei die Phosphatase CDC14 eine zentrale Rolle spielt (1998).

Aneuploide Stress Reaktion

Der seit 1999 bestehende Freundschaftsvertrag zwischen Russland und der Ukraine mit der Verpflichtung beider Seiten zur Wahrung der territorialen Integrität und der existierenden Grenzen läuft aus und wird von der Ukraine aufgrund der Krimkrise und dem Konflikt in der Ostukraine nicht verlängert.

2019

Xiaowei Zhuang (* 1972) ist eine chines.-US-amerikan. Biophysikerin u. wird einen BPLSc erhalten.

Zhuang graduierte 1987 am Gifted Young College der University of Science and Technology of China (USTC) an der Suzhou High School. Sie erhielt den B.S. für Physik an der USTC und den Ph.D. an der University of California, Berkeley. Von 1997 bis 2001 war sie Chodorow Postdoctoral Fellow an der Stanford University.

Zhuang ist Forscherin am Howard Hughes Medical Institute u. Professorin für Chemie und Biochemie und Physik an der Harvard University. Sie ist Leiterin eines Forschungsteams zur Entwicklung von Techniken zur hochauflösenden Mikroskopie, um den Eintrittsmechanismus von Viren in Zellen zu beobachten.

Super-resolution imaging

Kronprinz Naruhito wird als Nachfolger des abgedankten Akihitos zum 126. Tennō gekrönt.

2019

Zhijian „James“ Chen (* 1966 in einem Dorf in Anxi (Quanzhou)) ist ein chinesisch-US-amerikan. Biochemiker u. Hochschullehrer am University of Texas Southwestern Medical Center u. wird einen BPLSc erhalten. Er befasst sich mit Signalwegen und Signalmolekülen zum Beispiel bei der angeborenen Immunantwort. Er entdeckte eine der Funktionen von Ubiquitin (Aktivierung von Proteinkinasen für den NF-κB Signalweg und den MAP-Kinase-Weg), das mitochondrische Antivirus Signalprotein MAVS (Mitochondrial Anti-Viral Signaling protein) und die Rolle der Mitochondrien in der angeborenen Immunantwort, Zyklische GMP-AMP Synthase (cGAMP Synthase, cGAS) als Cytosolischen DNA-Sensor und einen neuen Signalweg des angeborenen Immunsystems über den Second Messenger Zyklisches Guanosin Monophosphat-Adenosin Monophosphat (cyclic GMP-AMP, cGAMP). Die letztgenannten Stoffe sind Teil eines von Chen neu entdeckten Abwehrmechanismus des angeborenen Immunsystems, bei dem DNA außerhalb des Zellkerns detektiert wird (Zeichen für Viruserkrankungen oder Tumore), was Entzündungsreaktionen auslöst.

Ubiquitin. Zyklisches-GMP-AMP-Synthetase

Ibiza-Affäre

2019

Die Deutsche AIDS-Stiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts, die aus der Fusion der Deutschen AIDS-Stiftung „Positiv leben“ mit der Nationalen AIDS-Stiftung hervorging. Diese wurden 1987 von dem Hamburger Pastor Rainer Ehlers sowie vom Verband der Privaten Krankenversicherung e. V., dem Deutschen Roten Kreuz und der Daimler AG, damals Daimler-Benz AG, gegründet. Sitz der Stiftung ist Bonn.

Die Europawahl 2019 war die 9. Direktwahl zum Europäischen Parlament. Teilnahmeberechtigt waren rund 425 Mio Menschen. Bei der Wahl wurden rund 750 Abgeordnete gewählt. Nach Inkrafttreten des Brexits soll sich das Parlament auf rund 700 Abgeordnete verkleinern.

Parallel zur Europawahl fanden in mehreren Ländern weitere Wahlen und Referenden statt.

2019

William George Kaelin (* 1957 in Jamaica, Queens, New York City) ist ein US-amerikanischer Onkologe und Professor an der Harvard Medical School und Forscher am Dana-Farber Cancer Institute in Boston, Massachusetts. Ihm wurde 2019 der Nobelpreis für Medizin zuerkannt.

William G. Kaelin Jr. erwarb 1982 einen M.D. an der Duke University in Durham, North Carolina. Als Assistenzarzt arbeitete er zunächst am Johns Hopkins Hospital in Baltimore, Maryland, bevor er als klinischer Onkologe ans Dana-Farber Cancer Institute (DFCI) in Boston, Massachusetts, ging, wo er gleichzeitig Postdoktorand bei David M. Livingston wurde. 1992 wurde er am DFCI eigenständiger Forscher, seit 1998 forscht er zusätzlich für das Howard Hughes Medical Institute (HHMI). Er hat eine Professur für Innere Medizin an der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts.

Kaelin war verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau starb 2015 an Krebs.[2]

Wirken

Kaelin isolierte das erste Protein der E2F-Familie, das E2F1. Es handelt sich um ein Protein, das die Zellproliferation fördert. Kaelin konnte außerdem die genetischen Grundlagen des Morbus Hippel-Lindau (vHL) aufklären. Jüngere Arbeiten befassen sich mit dem VHL tumor suppressor protein (pVHL, von Hippel-Lindau Protein bzw. von Hippel-Lindau Tumorsuppressor), das als Schlüssel für neue Behandlungsformen des Morbus Hippel-Lindau angesehen wird. Es reguliert den Hypoxie-induzierten Faktor (HIF), der wiederum mittels Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) die Gefäß- und damit die Sauerstoffversorgung von Tumoren reguliert. An seinem Labor untersucht er auch verschiedene andere Tumorsuppressor-Proteine (neben pVHL unter anderem das Homolog von p53 p73 und Retinoblastom-Protein pRB), deren Funktion und deren mögliche Anwendungen gegen Krebs.

Nobelpreis für Physiologie/ Medizin 2019: Zelluläre Anpassung an die Verfügbarkeit von Sauerstoff mittels Hif

Auszeichnungen (Auswahl)

2001 Paul Marks Prize for Cancer Research

2007 Distinguished Alumnus Award der Duke University[1]

2010 Mitgliedschaft in der National Academy of Sciences

2010 Canada Gairdner International Award[3][4]

2012 Stanley J. Korsmeyer Award

2014 Wiley Prize in Biomedical Sciences

2016 Albert Lasker Award for Basic Medical Research

2018 Massry-Preis

2019 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Entdeckung molekularer Mechanismen der Sauerstoffaufnahme von Zellen, zusammen mit Gregg L. Semenza und Peter J. Ratcliffe

2020 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

Schriften (Auswahl)

mit O. Iliopoulos u. a.: Negative regulation of hypoxia-inducible genes by the von Hippel-Lindau protein, Proc Natl Acad Sci U S A, Band 93, 1996, S. 10595–10599.

mit E. Maher, u. a.: von Hippel-Lindau Disease, Medicine, Band 76, 1997, S. 381–391.

mit C. E. Stebbins u. a.: Structure of the VHL-ElonginC-elonginB complex: implications for VHL tumor suppressor function, Science, Band 284, 1999, S. 455–461

mit I. Mircea, K. Kondo u. a.: HIFa targeted for VHL-mediated destruction by proline hydroxylation: Implications for O2 sensing, Science, Band 292, 2001, S. 464–468

Molecular basis of the VHL hereditary cancer syndrome, Nat. Rev. Cancer, Band 2, 2002, S. 673–682, PMID 12209156

mit K. Kondo u. a.: Inhibition of HIF is necessary for tumor suppression by the von Hippel-Lindau protein, Cancer Cell, Band 1, 2002, S. 237–246

mit K. Kondo u. a.: Inhibition of HIF2alpha Is sufficient to suppress pVHL-defective tumor growth, PLoS Biol., Band 1, 2003, S. 439–444.

mit W. Y. Kim u. a.: The role of VHL gene mutation in human cancer, J. Clin. Oncol., Band 22, 2004, S. 4991–5004.

mit P. J. Ratcliffe u. a.: Oxygen sensing by metazoans: the central role of the HIF hydroxylase pathway, Mol. Cell, Band 30, 2008, S. 393–402

mit Y. A. Minamishima: Reactivation of hepatic EPO synthesis in mice after PHD loss, Science, Band 329, 2010, S. 407.

The VHL Tumor Suppressor Gene: Insights into Oxygen Sensing and Cancer, Trans. Am. Clin. Climatol. Assoc., Band 128, 2017, S. 298–307. PMID 28790514

Common pitfalls in preclinical cancer target validation, Nat. Rev. Cancer, Band 17, 2017, S. 425–440

mit M. Ivan: The EGLN-HIF O2-Sensing System: Multiple Inputs and Feedbacks, Mol. Cell, Band 66, 2017, S. 772–779

HIF2 Inhibitor Joins the Kidney Cancer Armamentarium, J. Clin. Oncol., Band 36, 2018, S. 908–910.

mit J. Zhang u. a.: VHL substrate transcription factor ZHX2 as an oncogenic driver in clear cell renal cell carcinoma, Science, Band 361, 2018, S. 290–295

Literatur

Who’s Who in America. 66. Ausgabe, Band 1: A–L. Marquis Who’s Who, Berkeley Heights 2011, ISBN 978-0-8379-7031-8 (Band 1), ISBN 978-0-8379-7035-6 (Gesamtwerk), ISSN 0083-9396, S. 2264

Weblinks

Die Abschaffung des Solidaritätszuschlags für den Großteil der Steuerzahler ab 2021 wird beschlossen.

2019

Sir Peter John Ratcliffe (* 1954 in Morecambe, Lancashire) ist ein britischer Nephrologe und Professor an der University of Oxford. Er ist einer von drei Trägern des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin 2019, für seine Forschungen zum Sauerstoff in Zellen.

Ratcliffe entdeckte, dass es in allen Zellen des menschlichen Körpers und bei allen Tieren auf der Erde – selbst bei denen, die weder Herz noch Blutgefäße besitzen – ein System gibt, das die Versorgung mit Sauerstoff misst und steuert. Es handelt sich um ein Enzymsystem, das ein Protein mit Sauerstoff selbst markiert – den Hypoxie-induzierten Faktor (HIF).

Nobelpreis für Physiologie/ Medizin 2019: Zelluläre Anpassung an die Verfügbarkeit von Sauerstoff mittels Hif-1

Peter J. Ratcliffe besuchte die Lancaster Royal Grammar School.[1] Er studierte ab 1972 mit einem Stipendium an der University of Cambridge (Gonville and Caius College) und erhielt 1978 einen Bachelor in Medizin (MB) und Chirurgie an der Queen Mary University of London (Barts and The London School of Medicine and Dentistry), wobei er sich in Nephrologie spezialisierte. Seine klinische Ausbildung erfolgte am St. Bartholomew Hospital in London und er forschte danach an der Universität Oxford. 1987 wurde er mit einer Arbeit über ischämische und nicht ischämische Ursachen des akuten Nierenversagens promoviert. 1989 wandte er sich der Frage zu, wie Zellen ihre Sauerstoffversorgung regeln. Zunächst forschte er mit einem Stipendium (Senior Fellowship) des Wellcome Trust am Weatherall Institute of Molecular Medicine, dann im Henry Wellcome Building for Genomic Medicine und dem Henry Wellcome Building for Molecular Physiology der Universität Oxford. 1992 wurde er University Lecturer und 1996 Titularprofessor (für Innere Medizin). 2003 wurde er Nuffield Professor für Medizin und von 2003 bis 2016 war er Leiter der Abteilung für klinische Medizin (Nuffield Department of Clinical Medicine) in Oxford. Obwohl er sich seit langem mit Zellbiologie und Molekularbiologie beschäftigte, blieb Ratcliffe damit der klinischen Medizin verbunden. Er ist Leiter des von ihm gegründeten Labors für Hypoxie-Forschung an der University of Oxford, das sich auch mit den Auswirkungen auf Krebs und Kreislauferkrankungen befasst. Außerdem ist er Direktor des Target Discovery Institute und Mitglied des Ludwig Institute for Cancer Research und am Francis Crick Institute in London.

Auszeichnungen (Auswahl)

1991 Milne-Muerke Foundation Award

1998 Graham Bull Prize

2002 Mitgliedschaft in der Royal Society[2]

2002 International Society for Blood Purification Award

2002 Mitglied der Academy of Medical Sciences

2006 EMBO Mitglied

2007 Mitgliedschaft in der American Academy of Arts and Sciences[3]

2009 Louis-Jeantet-Preis[4]

2010 Canada Gairdner International Award[5][6]

2012 Pasarow Award für kardiovaskuläre Forschung

2014 Ernennung zum Knight Bachelor[7]

2014 Wiley Prize in Biomedical Sciences

2016 Albert Lasker Award for Basic Medical Research

2017 Buchanan Medal

2018 Massry-Preis

2019 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin

2020 Aufnahme als Mitglied in der Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Schriften (Auswahl)

mit P.H. Maxwell, M.S. Wiesener, G.-W. Chang, S.C. Clifford, E.C. Vaux, M. E. Cockman, C.C. Wykoff, C.W. Pugh, E.R. Maher: The tumour suppressor protein VHL targets hypoxia-inducible factors for oxygen-dependent proteolysis, Nature, Band 399, 1999, S. 271–275.

mit P. Jaakkola, D.R. Mole, Y.-M. Tian, M.I. Wilson, J. Gielbert, S.J. Gaskell, A. von Kriegsheim, H.F. Hebestreit, M. Mukherji, C.J. Schofield, P.H. Maxwell, C.W. Pugh: Targeting of HIF-a to the von Hippel-Lindau ubiquitylation complex by O2-regulated prolyl hydroxylation, Science, Band 292, 2001, S. 468–472.

mit A.C.R. Epstein, J.M. Gleadle, L.A. McNeill, K.S. Hewitson, J.F. O’Rourke, D.R. Mole, M. Mukherji, E. Metzen, M.I. Wilson, A. Dhanda, Y.-M.Tian, N. Masson, D.L. Hamilton, P. Jaakkola, R. Barstead, J. Hodgkin, P.H. Maxwell, C.W. Pugh, C.J. Schofield: C. elegans EGL-9 and mammalian homologs define a family of dioxygenases that regulate HIF by prolyl hydroxylation, Cell, Band 107, 2001, S. 43–54

mit M.E. Cockman u. a.: Proteomics-based identification of novel factor inhibiting HIF (FIH) substrates indicates widespread asparaginyl hydroxylation of ankyrin repeat domain-containing proteins, Molecular & Cellular Proteomics, Band 8, 2009, S. 535–546.

mit M. Mazzone u. a.: Heterozygous deficiency of PHD2 restores tumor oxygenation and inhibits metastasis via endothelial normalization, Cell, Band 136, 2009, S. 839–851.

mit J. Adam u. a.: Renal cyst formation in Fh1-deficient mice is independent of the Hif/Phd pathway: roles for fumarate in KEAP1 succination and Nrf2 signaling, Cancer Cell, Band 20,. 2011, S. 524–537.

mit N. Masson u. a.: The FIH hydroxylase is a cellular peroxide sensor that modulates HIF transcriptional activity, EMBO Rep., Band 13, 2012, 251–257.

mit J. Schödel u. a.: Common genetic variants at the 11q13.3 renal cancer susceptibility locus influence binding of HIF to an enhancer of cyclin D1expression, Nature Genetics, Band 44, 2012, S. 420–425.

Literatur

Who’s Who 2012. 164. Auflage. A & C Black, London 2011

James-Simon-Galerie in Berlin

2019

Gregg Leonard Semenza (* 1956 in Flushing, Queens, New York City) ist ein US-amerikan. Pädiater und Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland.Semenza erhielt 2019 den Nobelpreis für Medizin.

GLS erwarb 1978 einen Bachelor an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, 1982 einen M.D. und 1984 einen Ph.D. an der University of Pennsylvania in Philadelphia, Pennsylvania. Als Assistenzarzt arbeitete er am Duke University Medical Center in Durham, North Carolina. Als Postdoktorand arbeitete er in der Humangenetik der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland. Seit 1990 gehört er zum dortigen Lehrkörper und ist Professor an der Abteilung für Kinderheilkunde, Innere Medizin, Onkologie und Strahlentherapie.

Semenza konnte zeigen, dass sich Zellen mithilfe des Hypoxie-induzierten Faktors (HIF) an wechselnde Qualitäten der Sauerstoffversorgung anpassen können. HIF-1 reguliert die Transkription von Genen, die an der Glykolyse, an der Produktion von Erythrozyten und an der Angiogenese beteiligt sind. Seine Arbeiten sind essenziell für die Gefäßbiologie, die Erforschung der metabolischen Selbstregulation und die Krebsforschung.

Auszeichnungen (Auswahl)

2000 E. Mead Johnson Award der Society for Pediatric Research

2008 Mitgliedschaft in der National Academy of Sciences

2010 Canada Gairdner International Award

2012 Stanley J. Korsmeyer Award

2014 Wiley Prize in Biomedical Sciences

2016 Albert Lasker Award for Basic Medical Research

2018 Massry-Preis

2019 Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung molekularer Mechanismen der Sauerstoffaufnahme von Zellen, zusammen mit William G. Kaelin und Peter J. Ratcliffe

Schriften (Auswahl)

mit M. K. Nejfelt, S. M. Chi, S. E. Antonarakis: Hypoxia-inducible nuclear factors bind to an enhancer element located 3’ to the human erythropoietin gene, Proc Nat. Acad. Sci. USA, Band 88, 1991

mit G. L. Wang: A nuclear factor induced by hypoxia via de novo protein synthesis binds to the human erythropoietin gene enhancer at a site required for transcriptional activation, Mol. Cell. Biol., Band 12, 1992

mit G. L. Wang, B. H. Jiang, E. A. Rue: Hypoxia-inducible factor 1 is a basic-helix-loop-helix-PAS heterodimer regulated by cellular O2 tension, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 92, 1995.

Targeting HIF-1 for cancer therapy, Nat. Rev. Cancer, Band 3, 2003

mit J. A. Forsythe, B. H. Jiang, N. V. Iyer, F. Agani, S. W. Leung, R. D. Koos: Activation of vascular endothelial growth factor gene transcription by hypoxia-inducible factor 1, Mol. Cell. Biol., Band 16, 1996

mit H. Zhong, A. M. De Marzo, E. Laughner, M. Lim, D.A. Hilton, D. Zagzag, P. Buechler, W. B. Isaacs, J. W. Simons: Overexpression of hypoxia-inducible factor 1 alpha in common human cancers and their metastases, Cancer Res., Band 59, 1999

mit anderen: Hypoxia-inducible factors in physiology and medicine, Cell, Band 148, 2012

Semenza. Hypoxie-induzierter Faktors (HIF)

Dem Event Horizon Telescope gelingt es erstmals, ein direktes Bild der Akkretionsscheibe eines Schwarzen Lochs (Messier 87) zu erstellen.

Karl Liebknecht

Kurt Eisner

Rosa Luxemburg

2019

Rudolf „Rudi“ Assauer (* 1944 in Sulzbach-Altenwald; † 2019 in Herten) war ein dt. Fußballprofi, der zwischen 1964 und 1976 für Borussia Dortmund und Werder Bremen über 300 Bundesligaspiele absolvierte. Seine anschließende Tätigkeit als Manager führte ihn über Bremen zum FC Schalke 04 und zwischenzeitlich zum Zweitligisten VfB Oldenburg. Als Fußballfunktionär und Werbeträger pflegte Assauer durch Auftreten und Aussagen lange Zeit das Image des selbstbewussten Geschäftsmannes und Machos. 2012 erschien seine Autobiografie, in der seine Alzheimer-Erkrankung thematisiert wird.

Assauer. Fußball & Alzheimer

Brand von Notre-Dame in Paris

Mohammed Mursi

2019

Sydney Brenner (* 1927 in Germiston, Südafrikan. Union; † 2019 in Singapur) war ein lit.-lett.-russ.-südafrikan-brit. Biologe jüd. Herkunft, der vor allem als Entwicklungsbiologe tätig war und 2002 zusammen mit H. Robert Horvitz und John E. Sulston den Nobelpreis für Medizin erhielt. Geehrt wurden die Forscher für ihre Arbeit auf dem Gebiet der „genetischen Regulation der Organentwicklung und des programmierten Zelltods“.

SB wurde als Sohn jüd. Emigranten in Germiston geboren. Sein Vater war 1910 aus Litauen (damals Russ. Kaiserreich) und seine Mutter war 1922 aus Lettland nach Südafrika emigriert. Der Vater, der nicht Lesen und Schreiben konnte, aber im Laufe seines Lebens 5 Sprachen gelernt hatte (Jiddisch, Russisch, Englisch, Afrikaans und isiZulu), betrieb eine kleine Schusterwerkstatt. Eine Kundin wurde auf seinen Sohn Sydney aufmerksam und überredete den Vater, ihn in ihren Kindergarten zu schicken, wo er sich bald als begabt erwies und später sehr gute schulische Leistungen zeigte, so dass er mehrere Schulklassen überspringen konnte. Im Alter von nur 15 Jahren schloss er im Dezember 1941 die High School in Germiston ab. In der dortigen Bibliothek hatte er sein Interesse an den Naturwissenschaften entdeckt und er begann mit einem Stipendium des Stadtrats von Germiston – 1942 ein Studium der Medizin und der Naturwissenschaften an der Universität Witwatersrand in Johannesburg. 1951 schloss er das Studium mit einem MB BCh ab. Er bewarb sich auf Anraten seiner akadem. Mentoren bei Cyril Norman Hinshelwood, dem Professor für Physikalische Chemie an der Universität Oxford, der Interesse an der Anwendung physikalisch-chemischer Prinzipien im Feld der sich entwickelnden Zellbiologie hatte. Hinshelwood akzeptierte SB als Doktoranden und dieser wurde 1954 in Großbritannien am Exeter College der Universität Oxford promoviert.

Nach einer kurzen Zeit in einem chem Laboratorium wechselte er 1956 an das MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge/England. Dort widmete er sich der Molekularbiologie und ab 1957 vor allem der Erforschung der Erbsubstanz (DNS, DNA) und wurde im Jahre 1979 auch Leiter der entsprechenden Abteilung. 7 Jahre später wurde er Direktor der molekulargenet. Abteilung des Instituts, dessen Leitung er bis 1991 innehatte. Von 1996 bis 2000 forschte er als Präsident und Wissenschaftsdirektor am Salk Institute La Jolla und am von ihm gegründeten Molecular Sciences Institute in Berkeley, Kalifornien.

Von 2005 bis 2011 war er Präsident der „Promotion Corporation“ des japan. Okinawa Institute of Science and Technology (OIST); bei der Gründung des OIST, einer Graduiertenuniversität, spielte er eine wichtige Rolle.

Bis zu seinem Tod war er am Salk Institute, am Janelia Research Campus und am Howard Hughes Medical Institute tätig.

SB etablierte den Fadenwurm C. elegans als Modellorganismus und studierte dessen Organentwicklung, speziell des Nervensystems. Mit Hilfe von C. elegans wurden auch die ersten Gene, die bei der Apoptose eine wichtige Rolle spielen, beschrieben. Bereits in den 1960er Jahren hatte er zur Aufklärung des genetischen Codes beigetragen, als er zusammen mit Kollegen die Frameshift-Mutationen entdeckte.

Brenner initiierte auch die erste Gensequenzierung eines Kopffüßers (Octopus bimaculoides), die 2015 abgeschlossen wurde.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

1966: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1970: Gregor-Mendel-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

1971: Albert Lasker Award for Basic Medical Research

1974: Royal Medal der Royal Society

1975: Prix Charles-Léopold Mayer

1975: Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften

1977: Mitglied der National Academy of Sciences

1978: Gairdner Foundation International Award

1979: Mitglied der American Philosophical Society

1986: Order of the Companions of Honour

1987: Genetics Society of America Medal

1988: Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft

1989: Mitglied der Academia Europaea

1990: Kyoto-Preis

1994: Max-Delbrück-Medaille

2000: Albert Lasker Special Achievement Award

2002: March of Dimes Prize in Developmental Biology

2002: Nobelpreis für Medizin

2009: Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique

Brenner. Entwicklungsbiologie & Apoptose

100 Jahre Volkshochschule in öffentlicher Verantwortung (Verankerung der kommunalen Erwachsenenbildungseinrichtung in der Weimarer Verfassung)

2019

Paul Greengard (* 1925 in Queens, New York City; † 2019 in Manhattan, New York City) war ein US-amerikan. Biochemiker, Pharmakologe und Neurobiologe. Im Jahr 2000 erhielt er gemeinsam mit Arvid Carlsson und Eric Kandel den Nobelpreis für Medizin für „ihre Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem“.

PG war der Sohn von Benjamin Greengard, einem ehemaligen Vaudeville-Künstler, der später eine Stelle als Vertriebsmanager eines Parfümherstellers errang, woraufhin die Familie in den Stadtteil Forest Hills zog. Pauls ältere Schwester war die Schauspielerin, Autorin und Fernsehmoderatorin Irene Kane. Ihre Mutter Pearl Meister, eine ehemalige Sekretärin, starb kurz nach Pauls Geburt Anfang 1927 heiratete Benjamin Greengard erneut. Aus dieser Ehe ging Paul Greengards jüngere Halbschwester Linda hervor. Mit dem Preisgeld seines Nobelpreises stiftete er den Pearl Meister Greengard Prize für Forscherinnen im Bereich der Biomedizin. Die Auszeichnung soll zum einen der Diskriminierung weibl. Foscherinnen entgegentreten und zum anderen an seine Mutter erinnern, von der er erst im Alter von 20 Jahren erfuhr.

PG war mit der Bildhauerin Ursula von Rydingsvard verheiratet. Seine beiden Söhne Leslie und Claude sind Mathematiker.

PG promovierte 1953 in Baltimore an der Johns-Hopkins-Universität im Fach Biophysik, arbeitete anschließend in England (London und Cambridge) auf dem Gebiet der Biochemie und ging 1959 an die Geigy-Forschungslaboratorien in Greenburgh (Ardsley/New York). 1968 wurde er als Professor an die Yale University, School of Medicine in New Haven berufen, auf der er als Professor für Pharmakologie und Psychiatrie tätig wurde. 1983 bekam er eine Professur an der Rockefeller University in New York, wo er zugleich die Leitung des Labors für Molekularbiologie und Zelluläre Neurowissenschaften übernahm. Im Laufe seiner akadem Karriere forschte und unterrichtete PG außerdem am Albert Einstein College of Medicine und an der Vanderbilt University.

PG forschte vor allem an der Signalübertragung zwischen den Nervenzellen im Gehirn, um die konkrete Vermittlung durch interzellulare Signalstoffe zu untersuchen. Dabei klärte er vor allem die Übertragung an den sog. langsamen Synapsen auf, über die grundlegende Funktionen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie etwa Stimmungen oder die Wachsamkeit bestimmt werden. Er entdeckte, dass der Signalstoff Dopamin eine Kaskade von Reaktionen im Innern der Nervenzelle auslöst, die neben der Modifikation versch. zelleigener Proteine auch zur Öffnung von Ionenkanälen führt. Durch die dadurch eindringenden Ionen wird die elektr. Ladung der Zelle umgekehrt, wodurch Aktionspotentiale ausgelöst werden.

Die Erkenntnisse über die Signalübertragung und die Wirkung von Signalstoffen sind für die Entwicklung von Medikamenten von Bedeutung. Vor allem die Wirkungsweise von Psychopharmaka, etwa gegen Schizophrenie, können dadurch besser verstanden und untersucht werden.

Auszeichnungen (Auswahl)

1991: NAS Award in the Neurosciences

1994: Ralph-W.-Gerard-Preis

2000: Nobelpreis für Medizin

2010: Goldmedaille des Karolinska Institutes

Ehrungen und Mitgliedschaften (Auswahl)

1978: Mitglied der National Academy of Sciences

1978: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

1994: Mitglied der American Philosophical Society

2000: Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften

2006: Mitglied der Serb. Akademie der Wissenschaften und Künste

Mitglied der Norweg. Akademie der Wissenschaften.

Greengard. Signalübertragung im Nervensystem. Synapsen & Dopamin

Die Filme Akira, Blade Runner und Die Insel spielen im Jahr 2019.

Die Serie Dark Angel spielt ebenfalls 2019.

Die Storyline des Konzept-Albums Danger Days und The True Lives of the Fabulous Killjoys der Band My Chemical Romance spielen ebenfalls im Jahr 2019.

2019

Kary Banks Mullis (* 1944 in Lenoir, North Carolina; † 2019 in Newport Beach, Kalifornien) war ein US-amerikan Biochemiker. Er erhielt 1993 den Nobelpreis für Chemie gemeinsam mit Michael Smith für die Entwicklung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) im Jahr 1983. Die PCR entwickelte sich rasch zu einer der wichtigsten Methoden der modernen Molekularbiologie.

In der Wissenschaftlergemeinde galt Mullis als unkonventionelle Person und Exzentriker. Er erregte Aufsehen aufgrund seines Bestreitens mehrerer wissenschaftl. unstrittiger Tatsachen, unter anderem als AIDS-Leugner.

KM wuchs in Columbia auf, wo er 1962 die Dreher High School besuchte. Anschließend studierte er Chemie am Georgia Institute of Technology, wo er 1966 einen Abschluss als B.Sc. erlangte. Danach schloss sich ein Promotionsstudium im Fach Biochemie an und KM wurde 1973 bei John B. Neilands an der University of California, Berkeley mit der Arbeit «Schizokinen: structure and synthetic work» zum Ph. D. promoviert.

Nach seiner Promotion arbeitete er in Lawrence an der Medizinischen Fakultät der Universität von Kansas und in San Francisco an der Universität von Kalifornien. 1979 kam er zur Firma Cetus Corp. im kaliforn. Emeryville, wo er die Technik der Polymerase-Kettenreaktion entwickelte, mit der eine nahezu beliebig häufige Vervielfältigung von DANN (DNS) ermöglicht wird.

Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) basiert nach dem Prinzip von „Trennen, Koppeln und Kopieren“ auf der zyklisch wiederholten Verdoppelung von DNA mit Hilfe einer thermostabilen DNA-Polymerase und Nukleotiden. Heute ist die PCR unverzichtbar für die Erkennung von Virusinfektionen, Erbkrankheiten, das Erstellen genet. Fingerabdrücke und das Klonen von Genen.

Gemäß einer von ihm erzählten Anekdote hatte Mullis die Eingebung für das Verfahren im April 1983 während einer nächtlichen Autofahrt zu seinem Ferienhaus in den Mammutbaumwäldern im Norden Kaliforniens. Wie aus seiner Autobiographie hervorgeht, war er ein begeisterter Surfer und konsumierte in den 1960er-Jahren LSD. Mullis bezweifelte, dass er PCR auch ohne den Einfluss psychedelischer Drogen hätte entdecken können.

Als Anerkennung erhielt KM von seinen Arbeitgebern 1986 eine Bonuszahlung von 10.000 US$. Die PCR-Methode wurde zum Patent angemeldet, und 1987 wurde das entsprechende Patent (# 4 683 202) erteilt. Im August 1989 reichte der Chemiekonzern DuPont eine Klage gegen Cetus ein, des Inhalts, dass das Patent keine wirklichen Neuigkeiten enthalte. Auch spätere Kritiker von KM wiesen darauf hin, dass schon im Jahr 1971 der im Labor von Har Gobind Khorana arbeitende norweg. Postdoc Kjell Kleppe (später Professor an der Universität Bergen) einen Prozess zur Vervielfältigung von DNA-Abschnitten beschrieben hatte. Letztlich kam Kleppe aber etwa 10 Jahre zu früh. Anfang der 1970er Jahre waren noch keine thermostabilen DNA-Polymerasen verfügbar und der von Kleppe beschriebene Prozess war sehr aufwändig. Erst Mullis gelang es (wohl auch in Unkenntnis der Arbeit Kleppes), die Methode zu einer praktikablen Anwendung zu führen.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und der rechtl. unklaren Patentlage verkaufte Cetus seine Patentansprüche 1991 für 300 Mio US$ an Hoffmann-La Roche.

KM war viermal verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter. Er starb im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.

Kontroversen

KM bestritt mehrere in der Wissenschaft unstrittige Sachverhalte, insbesondere die Tatsache, dass AIDS durch HI-Viren verursacht wird. Zudem tätigte er eine Reihe kontroverser Aussagen zu anderen wissenschaftlichen Themen. Er war Mitglied in der Group for the Scientific Reappraisal of the HIV-Aids Hypothesis, einer Gruppe von Wissenschaftlern, die den wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang zwischen HIV und AIDS leugnet (AIDS-Leugner). Noch in seiner Autobiographie beäußert er seine Skepsis bezüglich des Zusammenhangs von HIV und AIDS. Ebenfalls berichtete er dort über Begegnungen mit Außerirdischen und seinen Glauben an das Vorkommen von UFOs und die Astrologie. Darüber hinaus hat Mullis auch den Forschungsstand über Ozonloch und Klimawandel bestritten.

Weitere Preise

Preis Biochemische Analytik der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Boehringer Mannheim (1990)

The William Allan Memorial Award of the American Society of Human Genetics, USA (1990)

The R&D Scientist of the Year, USA (1991)

The Gairdner Foundation International Award, Toronto, Canada (1991)

The National Biotechnology Award, USA (1991)

Robert-Koch-Preis, Deutschland (1992)

California Scientist of the Year Award, USA (1992)

Japan-Preis (1993)

Thomas A. Edison Award, USA (1993)

Ehrendoktor der University of South Carolina, USA (1994)

Schriften

Dancing Naked in the Mind Field. Pantheon Books, New York 1998 (Digitalisat; PDF)

The polymerase chain reaction. Birkhäuser, Boston 1994

mit R. K. Saiki, S. Scharf, F. Faloona, G. T. Horn, H. A. Erlich und N. Arnheim: Enzymatic amplification of beta-globin genomic sequences and restriction site analysis for diagnosis of sickle cell anemia. (PDF). In: Science. Band 230, 1985.

Kary B. Mullis u. a.: Specific Enzymatic Amplification of DNA In Vitro: The Polymerase Chain Reaction. In: Cold Spring Harbor Symposia on Quantitative Biology. Band 51, Nr. 1, 1986

Mullis. Polymerase-Kettenreaktion (PCR)

«Trennen, Koppeln und Kopieren»

LSD & AIDS-Leugner…

2019

Dorothea Buck (auch J. E. Deranders oder Sophie Zerchin, * 1917 in Naumburg a. d. Saale; † 2019 in Hamburg) war eine dt. Autorin und Bildhauerin. Als Zwangssterilisierte war sie Opfer der NS-Diktatur. Sie wurde eine bedeutende Persönlichkeit der Bewegung Psychiatrie-Erfahrener.

DB wuchs als viertes von fünf Kindern in Naumburg an der Saale auf.

Psychiatrische Aufenthalte und NS-Zeit

Im Alter von 19 Jahren wurde sie 1936 mit der Diagnose „Schizophrenie“ in die Von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel eingewiesen. Dort lernte sie die menschenverachtenden, in der ersten Hälfte des 20. JH noch üblichen Praktiken in der Psychiatrie kennen, wie Dauerbäder und Kaltwasserkopfgüsse zur „Disziplinierung“. Als besonders erniedrigend empfand sie die „völlige Sprachlosigkeit“: Die Patienten untereinander hatten Sprechverbot, Gespräche zwischen Personal und Patienten waren unüblich.

Aufgrund des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde DB zwangssterilisiert. Ab 1937 erlernte sie das Töpferhandwerk und besuchte ab 1942 die private Städel-Kunsthochschule in Frankfurt am Main. Eine Aufnahme an der Hochschule wurde deshalb möglich, weil sie ihren Psychiatrieaufenthalt und die Sterilisation verschwieg, (Sterilisierten wurde vom NS-Regime unter anderem auch der Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen verwehrt).

1943, während eines weiteren Psychiatrieaufenthaltes, diesmal in der Universitätsklinik in Frankfurt am Main, erlebte sie, wie Mitpatienten Opfer der Euthanasie wurden.

Nach dem Krieg begann DB als Bildhauerin zu arbeiten. 1950 ging sie nach Empfertshausen (Thüringen) und erwarb en Gesellenbrief als Holzbildhauerin, der Voraussetzung für ein Studium an einer Kunsthochschule war. Von 1969 bis 1982 war sie Lehrerin für Kunst und Werken an der Fachschule für Sozialpädagogik I in Hamburg.

Medienberichte in den frühen 1960er Jahren über die weiterhin menschenunwürdigen Bedingungen in den dt. Psychiatrieeinrichtungen motivierten DB, sich für deren Verbesserung einzusetzen. Sie verfasste ein Theaterstück über den hunderttausendfachen Mord an psychisch Kranken und Behinderten in der NS-Zeit, schrieb zahlreiche Aufsätze, hielt Vorträge, um aufzuklären und für eine humanere Psychiatrie in der Gegenwart zu werben.

Ab 1989 – die Erfahrung der „Sprachlosigkeit“ in der Psychiatrie war ihr unvergessen geblieben – galt ihr Engagement der Einrichtung von Psychoseseminaren. In Hamburg gründete sie zusammen mit dem Psychologen Thomas Bock in der Psychiatrie der Universitätsklinik die erste Einrichtung dieser Art, in der Patienten, Angehörige und in der Psychiatrie Beschäftigte in einen gleichberechtigten Wissens-, Meinungs- und Erfahrungsaustausch (Trialog) über psychische Erkrankungen traten.

1990 erschien unter dem Pseudonym Sophie Zerchin, einem Anagramm des Wortes Schizophrenie, Dorothea Bucks Biografie «Auf der Spur des Morgensterns».

1992 gründete DB mit anderen Betroffenen den Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener, deren Ehrenvorsitzende sie bis zu ihrem Tod war.

2007 hielt sie einen Hauptvortrag «70 Jahre Zwang in deutschen Psychiatrien – erlebt und miterlebt» beim Kongress „Coercive Treatment in Psychiatry: A Comprehensive Review“ („Psychiatrische Zwangsbehandlung. Ein Überblick“) der World Psychiatric Association in Dresden.

DB starb 2019 in Hamburg

Buck erhielt zwei Klassen des Bundesverdienstkreuzes: 1997 das Verdienstkreuz 1. Klasse, 2008 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD. 2017 verlieh ihr der Senat der Hansestadt Hamburg die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber.

Zu Ehren ihres 102. Geburtstags am 5. April 2019 publizierte der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e. V. die ihr gewidmete Fest- und Feierschrift «Psychose als Selbst-Findung – Bald 100 Stimmen zu Bucks 100. Geburtstag»

1996, noch zu ihren Lebzeiten, wurde ein Wohnheim für psychisch erkrankte Menschen in Bottrop nach ihr benannt.

Rezeption

Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) von 2010 zitierte Sigrid Falkenstein in ihrer Rede als Angehörige von Anna Lehnkering, die im Zuge der Aktion T4 ermordet wurde, Bucks Worte: „Was nicht erinnert wird, kann jederzeit wieder geschehen, wenn die äußeren Lebensumstände sich entscheidend verschlechtern.“ Januar 2017 wurde im Bundestag an die Opfer des psychiatr. Massenmords und der Zwangssterilisationen während des Naziregimes erinnert. In ihrer Rede sprach Falkenstein von Dorothea Buck und wiederholte das Zitat.

Werk (Auswahl)

Dorothea Buck-Zerchin: Lasst euch nicht entmutigen. Texte 1968–2001. Anne Fischer Verlag, Norderstedt und Leipziger Universitätsverlag 2002.

Dorothea-Sophie Buck-Zerchin: Auf der Spur des Morgensterns – Psychose als Selbstfindung. Anne Fischer Verlag, Norderstedt und Paranus Verlag, Neumünster 2005.

Dorothea Buck: Ermutigungen – Ausgewählte Schriften. Anne Fischer Verlag, Norderstedt und Paranus Verlag, Neumünster 2012.

Dorothea Buck u. a.: Mit meinen herzlichen Grüßen! Ihre Dorothea Buck – Der Gartenhaus-Briefwechsel. Paranus Verlag, Neumünster 2016.

Filme (Auswahl)

Edgar Hagen: Vom Wahn zum Sinn, 45 Minuten

Alexandra Pohlmeier: Himmel und mehr – Dorothea Buck auf der Spur, 90 Minuten, 2008

Alexandra Pohlmeier: 20 Jahre Trialog – Das Hamburger Psychoseseminar und die Folgen, 52 Minuten, 2009, Paranus-Verlag

Alexandra Pohlmeier: Unglaublich gradezu, 23 Minuten, 2011

Dorothea Buck. Deutsche Psychiatrie.

Trialog

2019

Bernard Fisher (* 1918 in Pittsburgh; † 2019 ebenda) war ein US-amerikan. Arzt und Pionier in der Erforschung und Behandlung des Brustkrebses. Seine Forschung führte dazu, dass frühe Stadien von Brustkrebs heute mit brusterhaltenden Lumpektomien in Kombination mit Strahlen-, Chemo- und Hormontherapie behandelt werden und nur noch selten mit radikaler Mastektomie. Das onkolog. Journal «The ASCO Post» beschrieb Fishers Forschungen als „wegweisend“. Es sei ihm zu verdanken, dass die Überlebensraten bei Brustkrebs stark angestiegen sind.

BF besuchte bis 1936 die Taylor Allderdice High School und absolvierte bis 1943 ein Medizinstudium an der University of Pittsburgh. E schloß sich eine Ausbildung zum Chirurgen an und er wurde Assistant Professor an der University of Pittsburgh. Hier gründete er das Institut für chirurgische Forschung, dessen Direktor er wurde. Zu seinen frühen Forschungsinteressen gehörte die Leberregeneration bei Ratten, die physiolog. Effekte der Hypothermie und die Abstoßungsreaktionen bei Transplantaten. Neben der Forschung arbeitete er als Allgemein- und Gefäßchirurg. Er war einer der ersten Chirurgen, die Lebertransplantationen durchführten.

Zwischen 1950 und 1952 war er Fellow in Experimentalchirurgie an der University of Pennsylvania, ab 1955 Gastwissenschaftler an der London Postgraduate Medical School am Hammersmith Hospital, wo er sich vor allem mit Transplantationen beschäftigte.

1957 bewegte ihn sein früherer Mentor Isidore Schwaner Ravdin zur Rückkehr an die University of Pittsburgh. Ravdin war zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender des Clinical Studies Panel des Cancer Chemotherapy National Service Center am National Institutes of Health (NIH). BF sollte mit anderen Chirurgen die Einrichtung eines Projekts diskutieren, das die Chemotherapie und den chirurg. Eingriff bei Brustkrebs verbinden sollte und später als „National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Prject“ (NSABP) etabliert wurde

BF erzählte später, dass er ursprünglich überhaupt kein Interesse an Brustkrebs gehabt habe. Nachdem NIH-Treffen habe er aber bemerkt, wie wenig Informationen es zur Biologie des Brustkrebses gegeben habe und wie wenig Interesse bestanden habe, Brustkrebs zu verstehen. Er habe gesehen, wie wichtig randomisierte klin. Studien und statist. Analysen seien. Er gab die Leber- und Transplantationsforschung auf und begann, sich mit seinem Bruder Edwin Fisher, einem Pathologen, intensiv mit der Biologie und dem Metastasenwachstum des Brustkrebses auseinanderzusetzen.

1958 nahm BF an der ersten randomisierten klin. Studie teil, die die Erfolge einer systemischen Therapie bei Brustkrebs nach Mastektomie untersuchen sollte. Die Studie zeigte, dass eine Chemotherapie mit Thiotepa die Überlebensraten von Frauen vor der Menopause signifikant steigerte.

1967 wurde BF Vorsitzender der NSABP. In der folgenden Zeit untersuchte er die Wirksamkeit von Lumpektomien, Mastektomien und Lumpektomien nach Chemotherapie und Bestrahlung. Das Team Fishers widmete sich außerdem der Biologie von Metastasen. Dabei widerlegte man die These von William Stewart Halsted, dass Tumore in umliegende Gewebe streuen würden und konnte nachweisen, dass Krebszellen durch das Blut und das Lymphsystem verteilt werden. In den späten 1960er-Jahren konnte BF nachweisen, dass die radikale Mastektomie nicht effektiver ist als die einfache Mastektomie und die Totalmastektomie nicht effektiver als die Lumpektomie.

BF trat nun konsequent dafür ein, die radikale Mastektomie nur noch in Ausnahmefällen anzuwenden, traf aber auf Widerstand. Chirurgen warfen ihm vor, sein Team gefährde die Gesundheit der Frauen. Erst in den 1970er-Jahren fanden Fishers Argumente zunehmend Gehör, insbesondere bei Frauenrechtsaktivistinnen. Diese warfen den Ärzten vor, die Mastektomie sei ein typisches Beispiel für den Sexismus im Gesundheitssystem der USA. Fishers Ideen wurden von den Frauenrechtlerinnen unterstützt und damit auch zum Politikum. Letztlich wurden Fishers Behandlungsmethoden in den 1980er-Jahren zum Standard, nachdem das New England Journal of Medicine zwei Studien Fishers veröffentlichte, die seine früheren Thesen belegten.

1986 ernannte man Fisher zum Distinguished Service Professor of Surgery. 1994 gab er den Vorsitz der NSABP ab und starb 2019 im Alter von 101 Jahren.

Fishers Werk veränderte den Umgang mit Brustkrebs grundlegend. Die Laudatio zur Verleihung des Albert Lasker Awards lobt Fishers Forschungen, die gezeigt hätten, „dass regionale Lymphknoten nicht etwa eine Barriere bei der Streuung von Tumorzellen sind, wie man früher annahm, sondern von Tumorzellen überschritten werden und Zugang zum Blut und dem Lymphsystem bekommen.“

Er zeigte auch, dass eine postoperative Chemotherapie und eine Hormontherapie effektive postoperative Behandlungen sein können. Fisher entdeckte auch, dass Metastasen des Brustkrebses nicht allein von anatom. Gegebenheiten abhängen, sondern auch von der biolog Aktivität des Tumors und des Körpers. Er war der erste Wissenschaftler, der die These, Krebserkrankungen seien „autonom vom Körper“ ablehnte und argumentierte, dass „feste Tumore wie etwa Brustkrebs wahrscheinlich systemisch sind […] und potentiell Metastasen auslösen können.” Außerdem organisierte Fisher die erste Studie zur Untersuchung des Nutzens von Tamoxifen, die zeigte, dass das Erkrankungsrisiko bei Risikopatientinnen um 50 % sank.

BF hat nicht nur die Behandlung des Brustkrebses entscheidend mitgeprägt, sondern gilt auch als Pionier in der Nutzung von randomisierten kontrollierten Studien. Sein frühes Werk über Metastasen gilt als wegweisend für spätere Forschungen zur Streuung von Brustkrebs.

Fisher war seit 1985 Mitglied des Institute of Medicine der National Academy of Sciences. 1991 wurde er zum Fellow der American Association for the Advancement of Science gewählt. Das Weiße Haus berief ihn in das National Cancer Advisory Board und in ein Beraterteam des US-Präsidenten. Er war 1992/93 Präsident der American Society of Clinical Oncology und von 1988 bis 1991 Vorstandsmitglied der American Association for Cancer Research.

BF erhielt 1985 den Albert Lasker Clinical Medical Research Award für seine Erforschung des Brustkrebses. 2006 verlieh man ihm den American Association for Cancer Research Award for Lifetime Achievement in Cancer Research und den Jacobson Innovation Award. Fisher erhielt außerdem 1992 den Dr. Josef Steiner Krebsforschungspreis, 1993 den Kettering-Preis, 2003 das Medallion for Scientific Achievement der American Surgical Association, 1986 die Medal of Honor der American Cancer Society und viele weitere Auszeichnungen chirurg. und onkolog. Fachgesellschaften.

Zu Ehren Fishers richtete die University of Pittsburgh 2005 die „Dr. Bernard Fisher Professur für Chirurgie“ ein. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Yale University (2004), der Carlow University, der Mount Sinai School of Medicine der City University of New York und der University of Pittsburgh.

Fisher.Brusterhaltende Lumpektomie in Kombination mit Strahlen-, Chemo- und Hormontherapie. Tamoxifen

Die Biologie von Metastasen

2019

Edith Heard (* 1965 in London) ist eine brit. Genetikerin. Sie befasst sich vor allem mit der Rolle der Epigenetik bei der Entwicklung von Säugetieren.

EH studierte an der University of Cambridge Naturwissenschaften (Tripos, Bachelor 1986) und erwarb 1990 bei M. Fried am Imperial Cancer Research Fund in London einen Ph.D. in Genetik. Als Postdoktorandin arbeitete sie bei P. Avner am Institut Pasteur in Paris, wo sie auch eine erste Festanstellung erhielt. Nach einem Jahr Forschungsaufenthalt am Cold Spring Harbor Laboratory (New York) gründete Heard 2001 am Institut Curie in Paris eine eigene Forschungsgruppe. 2010 wurde sie Direktorin der dortigen Abteilung für Genetik und Entwicklungsbiologie. 2012 erhielt sie zusätzlich eine Professur für Epigenetik und zelluläres Gedächtnis am Collège de France. Seit 2019 ist Heard Generaldirektorin des EMBL (Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie) in Heidelberg.

EH konnte wesentliche Beiträge zur Rolle der Epigenetik bei der (normalen) Entwicklung von Säugetieren leisten. So deckte sie den molekularen Mechanismus der X-Chromosom-Inaktivierung auf (Xist-RNA), konnte zeigen, dass dieser Mechanismus sich bei versc. Säugetieren deutlich unterscheiden kann, und war an der Entdeckung der Topologically associating domains (TAD) beteiligt. Neuere Arbeiten befassen sich mit der Frage, wie die Organisation von Chromatin und Chromosomen an der Genregulation beteiligt sind.

Auszeichnungen (Auswahl)

2005 Mitglied der European Molecular Biology Organization[2]

2008 Silbermedaille des Centre national de la recherche scientifique (CNRS)

2012 Mitglied der Academia Europaea

2013 Fellow der Royal Society

2015 Ritter der Ehrenlegion

2017 Grand Prix INSERM

2017 ESHG Award der European Society of Human Genetics

2019 Familie-Hansen-Preis

2020 UNESCO-L’Oréal-Preis

Edith Heard. Epigenetik & zelluläres Gedächtnis.

1. Januar: Bei einem Großbrand im Affenhaus des Zoo Krefeld sterben mehr als 50 Tiere, darunter viele Menschenaffen. Ursache des Brandes war eine chinesische Himmelslaterne…

2020

Im Jahr 2020 kam es zur vom chines Wuhan ausgehenden weltweiten COVID-19-Pandemie mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2.

Am 30. Januar 2020 stufte die WHO COVID-19 als gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite ein.

Aam 11. März 2020 wurde die Krankheit zur Pandemie erklärt.

Zur selben Zeit reagierten zahlreiche Staaten weltweit mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens wie Ausgangssperren und der Absage von Großveranstaltungen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Bis Ende Jahr 2020 stieg die Zahl der Infizierten auf ca 70 Mio weltweit; über 1,5 Millionen Erkrankte waren zu diesem Zeitpunkt gestorben.

Auf die USA entfallen knapp 15 Mio Infizierten und über 280.000 Todesfällen knapp ein Fünftel der weltweit registrierten Fälle und weltweit die meisten Todesfälle. Hier handelt es sich jedoch nur um die bestätigten Fallzahlen, ohne die Dunkelziffer. Berechnungen der Übersterblichkeit des brit. Wirtschaftsmagazins «Economist» haben ergeben, dass bis August 2020 ca. 1,5 bis 2 Millionen Menschen an den Folgen von COVID-19 verstorben sind und 500 bis 730 Millionen sich infiziert haben. Das sind knapp 10 % der Weltbevölkerung.

Mit Beginn Herbst 2020 kommt es zur sog. „zweiten Welle sowie zum Nachweis neuer Varianten (Großbritannien, Südafrika) aber auch zu ersten Impfstoffen (BionTec/Pfizer und Moderna. Cure Vac wird demnächst folgen (Frühjahr 2021).

30./31. Januar 2020 − Zusammenfassungen von Forschungen zu dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und dessen Ausbruch werden veröffentlicht. Sie enthalten Informationen zu Übertragbarkeit, Mortalität, Inkubationszeit vor dem Auftreten erster Symptome (ca. 2 bis 14 Tage), der weltweiten Kapazität zur und der bisherige Verlauf der Eindämmung, der Dauer zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs (wahrscheinlich über 1 Jahr) und ähnlichen früheren Ausbrüchen (SARS)

Coronavirus SARS-CoV-2

Wuhan

Der iran. General Qasem Soleimani wird bei einem US-Drohnenangriff getötet.

Ein ukrain. Flugzeug wird nach dem Start in Teheran (Iran) aufgrund der angespannten Lage im Iran infolge des tödl. Anschlages auf Soleimani versehentlich abgeschossen.

Peter Tschentscher

2020

März: Beginn des Shutdowns in Europa (Italien, Frankreich, DE) und den USA aufgrund der COVID-19-Pandemie.

Mai Lockerung des Lock Downs

Pfingsten: Ende des ersten Lockdowns

November 2. Welle. Shutdown Light

Dezember zweiter Lock Down

Fragwürdige Impfstoffe in Russland (und China?)

Zulassung des ersten Impfstoffs (BionTec-Pfizer)

Erste Impfungen (GB, USA, Israel, EU)

Coronavirus SARS-CoV-2.

Shutdown

Vereidigung der neuen schwarz-grünen Regierung in Österreich – Bundesregierung Kurz II

2020

Der Chicxulub-Meteorit schlug, zusätzlich zu einer besonders wirkungsvollen Lage in einem „Worst-Case“-Winkel für die Dinosaurier ein (45 bis 60°).

Die Kommunalwahlen in Bayern (März 2020) finden in allen Kommunen als Wahl der Gemeinde- und Landkreisvertretungen sowie in der überwiegenden Zahl der Gemeinden und Landkreise als Wahl der (Ober-)Bürgermeister und Landräte statt.

Insgesamt waren in den 71 Landkreisen, 25 kreisfreien Städten und über 2000 Gemeinden Bayerns rund 40.000 Mandate zu besetzen. Die Wahlen werden alle 6 Jahre durchgeführt

Bei den Kommunalwahlen wurden wegen der COVID-19-Pandemie Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die nach Ansicht einiger Wahlhelfer unzureichend waren.

Die Wahlbeteiligung stieg auf knapp 60 %.

2020

Es wird berichtet, dass eine starke Beeinträchtigung der Gehirnleistung aufgrund von steigenden CO2-Konzentrationen bis Ende des Jahrhunderts zu erwarten sei.

Klimakatastrophe & Gehirn

Die Bevölkerung der USA beträgt nach dem US Census 2020 ca 330 Mio.

Das erste persistent an Land lebende Tier sei der Gliederfüßer (Kampecaris obanensis) gewesen, welcher vor ca 425 Mio. Jahren lebte.

Landlebewesen

8. Mai: 75. Jahrestag der Beendigung des II. Weltkriegs in Europa

75. Jahrestag der Gründung der UN

75. Jahrestag des Abwurfs der 1 Atombombe über Hiroshima

30. Jahrestag der Dt. Wiedervereinigung

Forscher vermuten, dass ohne wirkungsvolle Maßnahmen zum Klimaschutz in versch Szenarien des Bevölkerungswachstums ein Drittel der Menschheit weltweit innerhalb der nächsten 50 Jahre in Klimazonen mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von >29 °C leben würden. Aktuell treffe dies nur auf etwa 1 % der Erdoberfläche vor – vor allem in der Sahara.

Weltklima & Weltbevölkerung

Ceneri-Basis-Tunnel Tessin (CH)

Flughafens Berlin Brandenburg.

Das erste Massenaussterben habe auf der Erde vor ca. 450 Mio. Jahren stattgefunden. Das sog. Ordovizische Massenaussterben könnte durch damalige Klimaerwärmung, und nicht durch Abkühlung und Vereisung, verursacht worden sein.

Ordovizische Massenaussterben

Tötung des Afroamerikaner George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis, USA

27. Mai: Nach seinem Tod beginnen massive Proteste gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt. Sie breiten sich in den folgenden Tagen auf zahlreiche Bundesstaaten der USA aus und in der Folgezeit auf viele weitere Länder.

George Floyd

Das globale „sechste Massenaussterben“ beschleunigt sich infolge des Klimawandels.

Sechstes globales Massenaussterben (21. JH)

US-Präsident Donald Trump verkündet den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nachdem er zuvor deren Handeln beim Ausbruch der COVID-19-Pandemie in China kritisiert hatte.

Aus geowissenschaftl Sicht sei der 6. Juni 1980 ein histor. Datum. Die an diesem Tag veröffentlichte Ausgabe der Fachzeitschrift »Science» enthielt als Hauptbeitrag einen Artikel mit dem Titel «Extraterrestrial Cause for the Cretaceous-Tertiary Extinction» (dt.: Außerirdische Ursache für das Kreide-Tertiär-Aussterben). Als Autoren fungieren der Physiker und Nobelpreisträger Luis Walter Alvarez sen., der Geologe Luis Walter Alvarez jun. sowie die Physiker Frank Asaro und Helen W. Michel. Nach den Worten des US-amerikan Paläontologen David M. Raup schlug die Alvarez-Studie „wie eine Bombe ein“. Die auf dem Nachweis einer sog. «Iridium-Anomalie» basierende Hypothese eines Asteroiden-Einschlags an der Kreide-Tertiär-Grenze vor ca 66 Mio Jahren (Kreide-Paläogen-Grenze), der unter anderem die Auslöschung der Dinosaurier bewirkt haben soll, löste kontroverse Diskussionen aus.

Asteroideneinschlag als Ursache des Massenaussterbens an der Kreide-Tertiär-Grenze

Terroranschlag in Wien und Hanau, Amoklauf in Trier

Qasem Soleimani

Die von Alvarez et al. postulierte Katastrophe an der Kreide-Paläogen-Grenze führte zu einem Paradigmenwechsel im Hinblick auf erdgeschichtliche Umbruchzeiten sowie zu einer intensiveren Analyse potenzieller Massenaussterben unter Einbeziehung von Forschungsgebieten wie Geochemie, Mineralogie, Paläontologie, Paläoklimatologie, Sedimentologie, (Event-)Stratigraphie, Vulkanologie, Geophysik sowie des Paläomagnetismus. Als Folge der interdisziplinären Zusammenarbeit wurden multikausale Modelle für die Massenaussterben entwickelt, die neben den herkömmlichen Erklärungsmustern auch zusätzliche Faktoren wie das Fehlen von Sauerstoff, Ozeanversauerung, Konzentrationsschwankungen von Treibhausgasen oder den Einfluss von Magmatischen Großprovinzen berücksichtigten.

Die Fachliteratur zu diesem Thema hatte sich zwischen 1984 und 2004 annähernd verzehnfacht mit dem Ergebnis, dass Massenaussterben nicht zwangsläufig an langfristige geolog. Abläufe gekoppelt sein müssen, sondern häufig einen katastrophischen und zeitlich eng begrenzten Verlauf genommen haben. Seit Beginn des 21. JH spricht zudem eine wachsende Zahl von Belegen für die Annahme, dass viele Biodiversitätskrisen mit gravierenden klimatischen Veränderungen und deren Folgen verknüpft waren. Auf dieser Basis entstand ein „Ranking“ der verheerendsten Massenaussterben während der letzten 550 Mio Jahre bzw. 555 Mio Jahre (getürkt of course…).

Zu den sog. „großen Fünf“ («Big Five») zählen:

das Ordovizische Massenaussterben vor 444 Mio. Jahren,

das Kellwasser-Hangenberg-Doppelereignis (jols, im Abstand von ca 13 Mio Jahren im Oberdevon vor ca 375 Mio. Jahren,

das Perm-Trias-Aussterben vor ca 250 Mio. Jahren,

die Krisenzeit an der Trias-Jura-Grenze vor ca 200 Mio. Jahren,

das Massenaussterben an der Kreide-Paläogen-Grenze vor 66 Mio. Jahren (Dinosaurier!)

Bei den großen Fünf lag der jeweilige Artenschwund immer bei mindestens 75 %. Die Big Five sind bis heute die inoffizielle Richtschnur bei der Darstellung der schwerwiegendsten biolog. Krisen während des Phanerozoikums.

Die Big Five der Massenaussterben

Kellwassertal, einem Nebental des Oberharzer Okertals(um 1850 nach dem Geologen und Botaniker Friedrich Adolph Roemer benannt bzw nach den Schwarzschiefersedimenten am Hangenberg im Rheinischen Schiefergebirge.

November: Präsidentschaftswahlen in den USA

Trump wird abgewählt. Gott sei Dank. Willkommen Biden!

Bereits 1992 verfasste Henry Way Kendall, ein früherer Vorstandsvorsitzender der «Union of Concerned Scientists» (UCS), die 1. „Warnung der Wissenschaftler der Welt an die Menschheit“, die mit den Worten beginnt: Die Menschen und die natürliche Welt sind auf einem Kollisionskurs.“ Ca. 1700 weltweit führende Wissenschaftler und Nobelpreisträger unterzeichneten den Aufruf.

Die 2. Warnung wurde manchmal erwähnt im Gegensatz zum ebenfalls1992, aber zuvor, veröffentlichten „Heidelberg-Appell“ welcher ebenfalls von zahlreichen Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern unterzeichnet wurde. Sie beginnt mit der Kritik an „einer irrationalen Ideologie, die den wissenschaftl. und industriellen Fortschritt behindert und ökonomische und soziale Entwicklung erschwert“. Dieses Dokument wurde und wird oft zitiert von denjenigen, die den den menschengemachten Klimawandel leugnen.

Der Heidelberg Appell enthält keine spezifischen Empfehlungen und ist keine Anklage der Umweltwissenschaften: „Wir unterschreiben vollständig die Ziele einer wissenschaftl. Ökologie für ein Universum, dessen Ressourcen bilanziert, überwacht und erhalten werden müssen. Aber hiermit fordern wir, dass diese Bilanzierung, Überwachung und Erhaltung auf wissenschaftlichen Kriterien gründen muss und nicht auf irrationalen Vorurteilen.“

Im Gegensatz dazu beinhaltet die UCS-geführte Petition spezifische Empfehlungen: „Wir müssen uns z. B. von den fossilen Brennstoffen wegbewegen hin zu ungefährlichen, unerschöpflichen Energiequellen, um die Treibhausgasemissionen und die Luft- und Wasserverschmutzung zu reduzieren. … Wir müssen die Bevölkerung stabilisieren.“

Warnungen der Wissenschaftler der Welt an die Menschheit

Buschbrände in Australien 2019/2020, die von Juni 2019 bis März 2020 brannten, vor allem aber an der Ostküste.

Waldbrände in Kalifornien werden zu einer der größten Brandkatastrophen in der jüngeren Geschichte Amerikas.

Die Feuer im Amazonas stiegen um ca 30 % an im Vergleich zum Juli 2019. In Tschechien herrscht eine Dürre, die als die schwerste seit 500 Jahren beurteilt wird.

Wissenschaftler warnen, dass das weltweite Wachstum an Wohlstand (gemessen am BIP), den Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß drastisch erhöht haben und dabei die wohlhabendsten Bürger der Welt – hinsichtlich e.g. ressourcenintensivem Verbrauch – sowohl für den Großteil der schädl Auswirkungen auf die Umwelt als auch für einen Übergang zu sichereren, nachhaltigeren Bedingungen verantwortlich sind. Sie stellen dabei auch einige Lösungsansätze vor. Demnach müssen tiefgreifende Änderungen von Lebensstil und Verhaltensmustern technolog. Fortschritte begleiten. Aber bestehende Gesellschaften, Ökonomien und Kulturen reizen einen Überkonsum an und Strukturen, die ein am BIP-gemessenes Wirtschaftswachstum optimieren, verhindern gesellschaftlichen Wandel.

Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut, Libanon. Über 200 Menschen sterben.

Wissenschaftler berichten, dass das Grönlandische Eisschild 2019 eine Rekordmasse an Eis verlor. Das Abschmelzen des Eisschilds habe auch den Umkehrpunkt überschritten. Diese Eisschmelze sei die Hauptursache für den Meeresspiegelanstieg, der Küstenregionen und Inselstaaten bedroht, sowie Stürme und Überflutungen häufiger und heftiger werden lässt.

Grönland-Eisschild und Klimawandel

Finale der UEFA Champions League 2019/20 in Lissabon; Sieger wird der FC Bayern München, welcher damit das zweite Triple nach 2013 gewinnt.

Seit der Zeit des Aussterbens der Dinosaurier vor 66 Mio. Jahren wurden 4 weitere Klimastadien identifiziert, welche durch Übergangsphasen getrennt sind, Diese Phasen waren beispielsweise mit sich ändernden Treibhausgaskonzentrationen und Polareisvolumina verbunden. Das wärmste Klimastadium währte vor ca 50 Mio Jahren und war ca 15 °C wärmer als die heutigen Durchschnittstemperaturen.

Klimaänderungen & Massenaussterben

Entdeckung der sog. „Radcliffe-Welle“ − die größte bekannte Gaswolke in der Milchstraße, in welcher Sterne entstehen. Sie könnte auch der Ursprungsort der Sonne sein. Diese wird die Wolke in ca. 13 Mio. Jahren erneut durchqueren.

Laut Europ Umweltagentur hätten Umweltfaktoren wie beispielsweise die Luftverschmutzung 2012 zu über 1 % der Todesfälle in der EU beigetragen haben.

Luftverschmutzung und Todesfälle

Europa

Wissenschaftler finden den Ursprung des verfügbaren Phosphors der Erde: Er entstand in sternformenden Gaswolken wie „AFGL 5142“ während der Entstehung von Sternen und gelangte dann über Kometen − wie Tschurjumow-Gerassimenko − in Form von Phosphormonoxid auf die Erde. Das chemische Element Phosphor ist essenziell für alle Lebewesen.

Laut einer wissenschaftl. Schätzung befinden sich ungefähr 15 Mio Tonnen Mikroplastik auf den Meeresböden, die Menge, die jährlich in Ozeane gelangt und auf der Meeresoberfläche schwimmt…

Mikroplastik

Entdeckung einer sog. Periodizität bei einem der mysteriösen Fast Radio Bursts (FRBs)

Die „schnellen Radioblitze“ gehörten zu den Top-Ten-Rätseln der Astronomie. 13 Jahre Rätselraten gehen zu Ende – eines der größten Rätsel der Astronomie wurde dieses Jahr aufgeklärt.

Mittels einer biogeochemischen Modellierung wird gezeigt, wie das größte bekannte Massenaussterben vor ca 250 Mio Jahren an der sog. Perm-Trias-Grenze durch vulkanische CO2 Emissionen ausgelöst wurde:

Mega-Vulkanismus, CO2-Emissionen und Massenaussterben.

Wissenschaftler finden ein Protein namens „Hemolithin“ im Inneren eines bereits 1990 gefundenen Meteoriten „Acfer 086“. Proteine sind essentielle Bauteile für die Entstehung von Leben. Dieser Fund stützt die Panspermie-Hypothese. Das Protein könnte in protoplanetarem oder interstellarem Gas entstanden sein.

Mikrobiologen konnten ein sich nur sehr langsam vermehrendes Prometheo-Archaeum (Lokiarchaeota) aus Tiefseeschlamm isolieren und kultivieren. Das Prometheo-Archaeum syntrophicum hat lange „Tentakel“, in denen Partnermikroben nisten, welche ihm womöglich als „Protomitochondrien“ verbesserte Überlebenschancen bei steigendem Sauerstoff ermöglichen konnten und von den Tentakeln – als Vorfahren der Mitochondrien – umschlossen und endogenisiert wurden, wodurch es zur Eukaryogenese kam.

Protomitochondrien & Eukaryogenes

Ein Hohlraum in der Gaswolke des Ophiuchus Galaxien-Superclusters sei das Resultat der größten bisher bekannten Explosion im Universum. Ein ehemals aktiver Galaxienkern mit der Masse mehrerer Milliarden Sonnen − ein supermassives Schwarzes Loch − ließ den Hohlraum, in den ca. 15 Milchstraßen nebeneinander passen, entstehen

Entdeckung von zellenlosen Mitochondrien im menschlichen Blut. Mitochondrien sind die sog. „Kraftwerke“ der meisten Zellen der meisten Eukaryoten − sie generieren deren Quelle chem. Energie, ATP. Diese losen Mitochondrien könnten an vielen physiolog und patholog. Prozessen involviert sein.

Zellenlose Mitochondrien

Die Diskrepanz in Messungen der Hubble-Konstante könnte durch eine große „Blase“ („Hubble-Bubble“) erklärt werden.

Entwicklung eines Nanopartikels, das innerhalb des Körpers Zellen des Immunsystems − Monozyten und Makrophagen − dazu bringt, Plaques in den Wandschichten arterieller Blutgefäße «aufzufressen». Das Partikel enthält Kohlenstoffnanoröhren, welche eine Substanz enthalten, die das Gen SHP1 der Blutzellen deaktiviert. Solche Plaques − größtenteils eingelagerten Fette − verursachen Atherosklerose, die derzeit häufigste Todesursache weltweit.

Nanobots fressen Atherome…

Es wird festgestellt, daß das Universum nicht mehr mit gleicher Geschwindigkeit in allen Richtungen expandiert. Damit wird das kosmolog. Standardmodell der isotropischen Gleichheit des Universums in Frage gestellt. Möglicherweise gibt es im Universum «Richtungen». Die Studie bestärkt frühere Studien, und sog. „Krise der Kosmologie“

CRISPR-Cas9 wird erstmals in einem menschl. Körper eingesetzt. Mittels Genome Editing wird versucht, das Sehvermögen eines Patienten mit Lebersche Kongenitale Amaurose wiederherzustellen. Tests in menschl. Zellen, Mäusen und Affen verliefen erfolgreich. Dazu werden drei Tropfen unter die Retina des Patienten injiziert. Die Änderung der DNA ist permanent und − anders als beim Human Germline Engineering − nicht vererbbar.

Genom-Editing & Human Germline Engineering.

Messungen der sog. «Feinstrukturkonstante» (dieseKonstante bestimmt die Stärke der elektromagnet. Kraft zwischen geladenen Teilchen) am Quasar ULAS bestärken die Theorie, nach der im Universum physikalische Gesetze in „Richtungen“ variieren können.

Neurowissenschaftler zeigen, dass Ratten angesichts des Leidens anderer Ratten «betroffen» reagieren. Dabei werden die gleichen Gehirnregionen wie beim Menschen aktiviert. Die meisten Ratten hören auf ihre Lieblingssüßigkeiten zu wählen, wenn dies dazu führt, dass eine Nachbarratte einen Stromschlag bekommt. Eine Betäubung der Gehirnregion oder eine höhere Menge der Süßigkeit änderte dieses Verhalten. Moral könnte demnach alte evolutionäre Wurzeln haben

Rattenmoral & die Spiegelneuronen der Ratten…

Entdeckung des erdnächsten Schwarzen Lochs in ca. 1.000 Lichtjahren Entfernung.

Entwicklung eines CRISPR-Cas13d-basiertes System („PAC-MAN“), das Viren wie SARS-CoV-2 finden und zerstören kann. Das System könne schnell auf neuartige Viren angepasst und weiterentwickelt werden.

CoVid. Search & Destroy…

Erste bemannte Mission des US-amerikan. Raumschiffs Crew Dragon des Unternehmens SpaceX zur ISS.

Chinesische Mondlandungsmission.

Vorstellung einer open source Plattform für das Design von RNA-Zielsequenzen, um Viren oder menschliche RNA editieren zu können.

16. März. Die erste klin. Studie in Phase I eines SARS-CoV-2-Impfstoff beginnt.

20. März: WHO kündigt eine Studie (den „Solidarity trial“) für Tests von 4 potenziellen Medikamenten zur COVID-19-Behandlung an. Diese erweisen sich aber später als nicht effektiv.

CoVID-Medikamente. RNA-Zielsequenzen

Die NASA forciert die Suche nach außerirdischen „Technosignaturen“. Es ist das erste speziell auf die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) ausgelegte Projekt seit drei Jahrzehnten. Technosignaturen sind indirekte Hinweise auf Zivilisationen.

Kalmare können mittels RNA-Editing (durch das ADAR2-Enzym) Proteinvorlagen auch außerhalb von Gehirnzellen (ihrer Riesenaxone) ändern. In anderen Organismen − wie dem Menschen − werden RNA-Blaupausen“ der Vorlagen in der DNA nur in kleinerem Umfang und ausschließlich innerhalb des Zellkerns „nachbearbeitet.

Von Kalmaren & Menschen…

RNA-Editing-Technologien

In einem Laborexperiment mit Schallwellen, wird gezeigt, dass es möglich sei, mittels rotierender schwarzer Löcher Energie zu gewinnen.

Entdeckung von Stoffwechselgenen in metabolismuslosen Viren (Nucleo-Cyto-Viricota), was darauf hindeutet, dass diese den Metabolismus ihrer Wirtszellen ändern.

Viren & ihre Wirte

China, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA starten Sonden zum Mars.

Mittels Geneditierung gelingt es, Pflanzen eigenständig und permanent heller leuchten zu lassen als jemals zuvor. Dazu fügte man Gene eines biolumineszenten Pilzes in das Pflanzengenom ein.

Gen-Editierung & Gen-Editierung.

Die größten, detailliertesten 3D-Karten des Universums, „PS1-STRM“, werden, online abrufbar, veröffentlicht. Nach 20 Jahren Arbeit mit dem Teleskop des Sloan Digital Sky Survey. kann damit eine 11 Mrd. Jahre große Lücke in der Expansions-Geschichte des Universums geschlossen. Die Ergebnisse stützen die Theorie eines „flachen“ Universums und bestätigen Diskrepanzen in der Geschwindigkeit der Expansion des Alls unterschiedl. Raumzeit-Regionen.

Entwicklung künstlicher Chloroplasten, den Komponenten von Pflanzenzellen, die für die Photosynthese zuständig sind. Ein Photosynthesesystem aus Spinat-Chloroplasten wird mit einem Bakterienenzym und einem künstl Enzym-Netzwerk kombiniert. Das System ist energieeffizienter als natürliche Chloroplasten.

Künstliche Chloroplasten.

Laut einer neuen Theorie könne die dunkle Energie („Generic objects of dark energy“ (GEODEs) als Ursache für die zunehmende Expansionsgeschwindigkeit des Universums angenommen werden. GEODEs, welche erstmals in den 1960ern vorgeschlagen wurden, würden wie schwarze Löcher aussehen, aber aus dunkler Energie bestehen.

Entwicklung von synthetischen Erythrozyten, die erstmals alle grundlegenden Eigenschaften und Fähigkeiten von natürlichen roten Blutkörperchen aufweisen. Zudem ermöglichen sie das Aufladen funktioneller Frachten wie Hämoglobin, Nanopartikel, Biosensoren und Medikamenten.

Künstliche Erythrozyten

Identifizierung von 24 superhabitablen Exoplaneten (diese sollen bessere Lebensbedingungen bieten als die Erde). Bis heute seien bereits über 4.000 Exoplaneten bekannt.

Entwicklung eines Systems für die Messung von Hämoglobin im Blut mittels Smartphone-Fotos des inneren Augenlids.

Hb-Messung am Augenlid mittels Smartphone

Bei Rabenvögeln sei eine verlängerte Elternschaft und Kindheitsphase von zentraler Bedeutung für die Evolution von Kognition, Lernen und Intelligenz.

Die Intelligenz der Rabenvögel: Verlängerte Elternschaft und Kindheit

Entdeckung von Cyclopropenyliden, eines möglichen Vorläufermoleküls für die Entstehung von Leben auf dem Saturnmond Titan.

Demonstration eines kontinuierlichen chem. Reaktionsnetzwerkes, in welchem simple Stoffe in Wasser und unter Strahlung zu wichtigen Ausgangsstoffen für RNA reagieren. Es wird gezeigt, dass einige Voraussetzungen für die natürliche Entstehung von Leben unter Bedingungen der frühen Erde vorhanden sein könnten.

Die Entstehung des Lebens…

Die NASA Sonde OSIRIS-REx sammelt eine Probe eines Asteroiden (Asteroid Bennu). Die Probe soll Aufschlüsse geben über das frühe Sonnensystem, den Ursprung des Lebens auf der Erde sowie Optionen für eine Asteroidenabwehr liefern. Die Rückkehr der Raumsonde wird für 2023 erwartet.

Fruchtfliegen vererben epigenetische Modifikationen und gewährleisten mit bis dato unbekannten kodierten biologischen Informationen die Entwicklung des Embryos.

Fruchtfliegen und Epigenese

Das älteste, bekannte Material auf der Erde sind Partikel des Murchison Meteoriten. Sie sind ca. 7 Mrd. Jahre alt (die Erde ca. 4,5 Mrd. Jahre).

Murchison ist ein kohliger CM2-Chondrit, der bereits 1969 in der Nähe von Murchison in Victoria, Australien, vom Himmel fiel. Es wurden etwa 100 kg an Material von diesem Meteoriten geborgen.

Murchison ist besonders interessant, da sein Material zu den ursprünglichsten Stoffen des Sonnensystems gehört. In diesem Meteoriten wurden viele organ. Verbindungen entdeckt, darunter auch Aminosäuren, welche für biolog. Prozesse des irdischen Lebens wichtig sind. Außerdem wurden Diaminosäuren nachgewiesen, die als Vorläufer des ersten genet. Materials auf der Erde diskutiert werden. Dies war der erste Nachweis von Aminosäuren in extraterrestrischem Material.

Daneben konnten in diesem Meteoriten auch 40 versch. Minerale nachgewiesen werden, unter anderem auch die Minerale Murchisit und Warkit sowie Fullerene.

Die Siliciumcarbid-Partikel des im Murchison-Meteoriten enthaltenen Sternenstaubs entstanden vor etwa 7 Milliarden Jahren Demnach seien die präsolaren Minerale des Mateoriten das älteste Material, das bis her auf der Erde gefunden wurde.

Weibliche Eizellen sollen Spermien bestimmter Männer bevorzugen. Dies sei eine Art unabhängige Selektion.

Klimamodelle zeigen, dass ozonabbauende Substanzen (ODS) den Großteil der arktischen Erwärmung zwischen 1955 und 2005 verursacht haben. ODS verursachten demnach etwa die Hälfte des arktischen Eisverlusts. ODS werden seit 1989 verboten, wodurch sich das Ozonloch zurückbildet.

Neurowissenschaftler zeigen, welche Neuronen in Mäusen deren winterschlaf-ähnlichen Torpor-Zustand kontrollieren.

Als Torpor (lat. ‚Erstarrung, Betäubung‘) bezeichnet man einen Schlafzustand, der bei einigen Säugetieren und Vögeln vorkommt und bei welchem Stoffwechsel- und Energieumsatzprozesse auf ein Minimum gesenkt werden und alle Körperfunktionen gleichsam „auf Sparflamme“ gehalten werden. Die betroffenen Tiere sind vollkommen inaktiv und verharren in einem Zustand der körperlichen Starre. Reaktionen auf Außenreize finden in diesem Zustand kaum statt. Der Torpor dient dazu, längere Zeiten des Nahrungs- oder Wassermangels zu überstehen; sie können so einige Tage bis mehrere Wochen ohne Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme überleben.

Winterschlaf & Torpor

Mittels Datierung und Simulationen konnte gezeigt werden, dass der Yarrabubba-Einschlag (der älteste bekannte Asteroideneinschlag), vor ca. 2,2 Mrd. Jahren stattfand und die damalige Eiszeit beendet haben könnte.

Ergebnisse der ersten, 2019 gestarteten klin. Studie zur Behandlung von vererbten genet. Erkrankungen mittels CRISPR-Cas9 deuten auf einen Erfolg der Behandlung hin.

CRISPR-Cas9 & Erbkrankheiten

Nach einer Studie sind in den 2019–20 Buschbränden in Australien über 20 % der austral. Wälder abgebrannt.

Erstmals werden die Gene von Mitochondrien mittels eines neuartigen, CRISPR-freien Geneditors bearbeitet.

CRISPR-freier Geneditor & Mitochondrien

Entdeckung der Alge Proterocladus antiquus, der ältesten, ca. 1 Mrd. Jahre alten grünen Pflanze mit der Fähigkeit zur Photosynthese.

Es wird gezeigt, dass die Konzentration des Leberproteins GPLD1 nach Sport im Blut erhöht ist und eine Leistungssteigerung des Gehirns bewirkt. Ferner soll eine verstärkte Produktion dieses Proteins durch die Leber in genetisch modifizierten alten Mäusen deren Gehirn ebenfalls jung und performant hält oder werden lässt. Es erhöhte auch die Neurogenese und die Gedächtnisleistung.

Leber, Hirn & Altern

Entdeckung des ersten Tieres, das seine Energie ohne Mitochondrien bzw. Sauerstoff produziert. Der Lachsparasit Henneguya zschokkei hat im Laufe der Evolution die Fähigkeit zur Sauerstoffumwandlung (aerobe Zellatmung) verloren, was beweist, dass auch mehrzellige Organismen ohne Sauerstoff bzw. Sauerstoffzellatmung überleben können.

Hefe-Zellen mit den gleichen Genen können auf einem von zwei versch Wegen altern – nukleolarer und mitochondrieller Verfall. Es wird auch der molekularbiolog. Mechanismus ermittelt, der bestimmt, welcher Alterungsprozess angetreten wird. Mittels Genmodifizierung zur erhöhten Sir2-Expression gibt es einen dritten Mechanismus mit deutlich verlängerter Lebensspanne.

Das Altern der Hefen: Nukleolarer und mitochondrieller Verfall

Entdeckung von ca 100 Mio Jahre alten Mikroorganismen, die sich in einer Art Winterschlaf ca. 70 m unter dem Meeresboden befanden. Die Mikroben konnten im Labor wiedererweckt werden.

Sog. extremophile Bakterien der Erde (Deinococcus radiodurans) überlebten in einem Experiment auf der ISS drei Jahre im All, was die Panspermie-Hypothese bestärkt

Panspermie

Eine Unterdrückung der Signalproteine Myostatin und Activin A durch eine Lösung mit einem diese bindenden Protein (ACVR2B) führt in Mäusen dazu, dass diese ihre Muskel- und Knochenmasse in der Schwerelosigkeit auf der ISS beibehalten. Die Mäuse hatten durch eine Editierung der Gene, die für die Produktion von Myostatin verantwortlich sind, etwa die doppelte Muskelmasse gewöhnlicher Mäuse.

Signalproteine Myostatin und Activin A

Mittels Aufzeichnungen neuronaler Aktivität konnte gezeigt werden, dass Krähen ein Wahrnehmungsbewusstsein haben und dass sie ein Hirnareal aufweisen, das ähnlich der Großhirnrinde von Säugetieren ist. Dies untermauert die Theorie, dass bewusstes Erleben keine Großhirnrinde erfordert und die Grundlagen dafür – oder gar allgemein für ein menschenartiges Bewusstsein – bei diesen Vögeln, bereits vor dem letzten gemeinsamen Vorfahren – vor 320 Mio. Jahren – oder parallel entstanden sind.

Das Bewußtsein der Krähen hängt nicht von einer Großhirnrinde ab…

Forscher beobachten die Entwicklung von zwei Systemen für ein potenzielles Stoppen hochgefährlicher Gene Drives, welche mittels CRISPR-Cas9 Genome Editing in Populationen in der freien Wildbahn eingeführt wurden.

CRISPR-Cas9 Genome Editing

Entwicklung einer Software für synthetische chemische Reaktionsnetzwerke zur Erforschung der Abiogenese.

Abiogenese

Genetische Veränderung von Proteinen des Ideonella sakaiensis Bakteriums soll eine schnellere Zersetzung von PET und PEF-Kunststoffen verursachen (Recycling)

Kunststoff-Recycling mittels Balterien

Entdeckung einer „Geisterpopulation“ in der DNA heutiger Westafrikaner. Nach Schätzungen spaltete sich diese Population von den Vorfahren der Neandertaler und modernen Menschen vor 360.000 bis 1 Mio. Jahren ab und kreuzte sich mit ihnen innerhalb der letzten 125.000 Jahren. Bis zu fast 20 % der untersuchten westafrikan.-DNA besteht aus dieser bisher unbekannten DNA.

Fund der ältesten Überreste eines Homo erectus. Die Fossilien sind 2 Mio. Jahre alt und zeigen, dass diese Spezies im selben Zeitraum wie andere, teils aufrecht gehende, Hominini-Gattungen Paranthropus und Australopithecus in Südafrika lebte.

Der älteste Homo Erectus

Durch Proteomanalyse gewonnene genet. Informationen zu Homo antecessor (vor ca 0,8 Mio. Jahren) und Homo erectus (vor 1,8 Mio. Jahren) zeigen, dass H. antecessor ein eng verwandter Schwesterzweig zu den darauffolgenden Hominini − inklusive dem modernen Menschen und Neandertalern − war.

Der alte Homo Antecessor

Genome in Europa − der genetische Anteil mesolithischer Jäger und Sammler und neolithischer Bauern änderten sich im Laufe der Neolithischen Revolution. Daten zu den Genomen von 100 Individuen im heutigen Frankreich und Deutschland stellen die Komplexität der biologischen und kulturellen Interaktionsdynamik während dem Neolithikum dar.

Eine Studie zeigt, dass zwei Homo (Homo erectus und Homo heidelbergensis) Spezies kurz vor ihrem Aussterben mehr als die Hälfte ihrer sog. Klima-Nische verloren haben sollen.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden die Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in virtuellen Zeremonien vergeben. Die Preisträger waren nicht zugeschaltet, wurden aber bei der Übergabe der Urkunden und Medaillen durch schwed. Diplomaten in ihrer jeweiligen Heimat gezeigt. Nach Möglichkeit soll das ausgefalleneGalabuffet, normalerweise der Höhepunkt im schwed. Gesellschaftskalender, bei der nächsten Verleihung im Jahr 2021 nachgeholt werden.

CoVid Virtuelle Nobelpreiszeremonie

Aufgrund eines erhöhten Interesses durch die COVID-19-Pandemie, wird das Folding@home- System das erste Computing-System, das ein exaFLOPS erreicht. Das System simuliert Proteinfaltung für Forschungen zu COVID-19 und erreichte eine Geschwindigkeit von ca. 2.43 x86 exaFLOPS − schneller als der vorherige Rekordhalter, Supercomputer Summit.

CoVid 19 und Computersysteme

Entwicklung eines „Memristors“, der bei elektrischen Spannungen von Aktionspotentialen von unter 100 mV funktioniert. Der „Memory Transistor“ aus leitfähigen mikrobiellen Nanodrähten des Geobacter sulfurreducens Bakteriums erlaubt den Betrieb durch Aktionspotenziale von natürlichen Neuronen und kann Biosensor-Signale lokal verarbeiten. Die Technologie könnte für Gehirn-inspiriertes Computing und direkte Kommunikation mit biologischen Gehirnzellen eingesetzt werden.

Gehirn-Memristor

Harvey James Alter (* 1935 in New York City) ist ein US-amerikan. Virologe und Transfusionsmediziner.

Alter wurde als Sohn jüd. Emigranten der zweiten Generation geboren. Er erwarb 1956 an der Rochester University einen Bachelor und 1960 einen M.D. als Abschluss des Medizinstudiums. Nach einer Tätigkeit als Assistenzarzt am Strong Memorial Hospital in Rochester, New York, ging Alter 1961 als Forschungsassistent an die National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, Maryland. Von 1964 bis 1966 komplettierte er seine Ausbildung zum Transfusionsmediziner (Pathology-Subspecialty Blood Banking) am Georgetown University Hospital in Washington, D.C. In beiden Institutionen durchlief er zahlreiche Karrierestufen und wirkte zuletzt als Forschungsdirektor der Blutbank am Clinical Center des NIH in Bethesda und als Professor für Innere Medizin an der Georgetown University. 1965 heiratete er Barbara, geb. Bailey, die er während seines Fellowships am NIH kennen gelernt hatte. Sie haben zwei Söhne. 1977 ließen sie sich scheiden. 1984 heiratete er seine zweite Frau, Diane, geb. Dowling, eine Mitarbeiterin, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Er hat inzwischen neun Enkel.

2020 erhält er den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung und Charakterisierung des Hepatitis C Virus gemeinsam mit M. Houghton und C.M. Rice.

Gemeinsam mit dem späteren Nobelpreisträger Baruch Blumberg entdeckte Alter bereits 1964 das Australia Antigen, das sich später als Bestandteil des Hepatitis-B-Virus herausstellte.

Alter baute eine Blutspenderbank auf, um die Proben – je nach evtl. späteren Erkrankungen der Empfänger – auf infektiöse Agentien untersuchen zu können. Anhand seiner Forschungsergebnisse wurden Bluttransfusionen deutlich sicherer. Zum einen wurden Bluttests entwickelt, um Erreger im Spenderblut zu identifizieren, zum anderen konnten durch Fragebögen viele Risikoträger unter den Spendern identifiziert werden. Während Anfang der 1960er Jahre noch etwa 30 % der Bluttransfusionen zu einer Hepatitis A, Hepatitis B oder non-A-non-B-Hepatitis (heute meist als Hepatitis C identifizierbar) führte, kommt es seit dem Jahr 2000 zu fast keinen transfusionsbedingten Neuerkrankungen mehr.

Alter konnte auch erstmals das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) auf Schimpansen übertragen und so ein Tiermodell zur Erforschung der Krankheit etablieren. Er gehört außerdem sowohl zu der Arbeitsgruppe, die das „Hepatitis-G“-Virus identifizierte, als auch zu der Gruppe, die zeigen konnte, dass das Virus keine Hepatitis auslöst.

Neuere Arbeiten Alters befassen sich mit weiteren, durch Bluttransfusion übertragbaren Erregern, wie dem Humanen Cytomegalievirus, Parvovirus B19 und West-Nil-Virus und mit möglichen Impfstoffen gegen das Hepatitis-C-Virus.

Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus wurde Alter 2020 gemeinsam mit Michael Houghton und Charles M. Rice der Nobelpreis für Medizin zuerkannt. „Dank der Entdeckungen durch die drei Preisträger könne Hepatitis C jetzt geheilt werden“, hieß es seitens des Nobelpreis-Komitees. „Die drei Wissenschaftler haben die Ursache für Fälle chronischer Hepatitis gefunden und Blutuntersuchungen sowie neue Medikamente ermöglicht, die Millionen von Menschenleben gerettet hätten.“

Auszeichnungen (Auswahl)

1992 Karl Landsteiner Memorial Award

2000 Albert Lasker Award for Clinical Medical Research

2002 Mitgliedschaft in der National Academy of Sciences

2004 Prix International de l’INSERM

2013 Canada Gairdner International Award

2020 Nobelpreis für Medizin

Mitgliedschaft in der National Academy of Medicine.

Alter. Australia-Antigen und Hepatitis C

Ein Bose-Einstein-Kondensat wird auf der ISS produziert, was verbesserte Studien der Quantenphysik erlaubt.

Die Photonen zweier kabelverbundener Geräte werden «verschränkt» und Informationen übertragen, ohne diese über das Kabel zu versenden. Zudem wird die erste Verschränkung von Phononen inklusiver einer erfolgreichen scheinbar retrokausaler Löschung von Informationen bekanntgegeben.

Wissenschaftler berichten, mittels LIGO erstmals gemessen zu haben, dass Vakuumfluktuationen die Bewegung makroskop. Objekte menschl. Größenordnung beeinflussen können.

Michael A. Houghton (* 1949 in England) ist ein brit. Biochemiker und Virologe, bekannt für seine Beteiligung an der Entwicklung eines Hepatitis-C-Tests.

MAH stammt aus der Arbeiterklasse, sein Vater war Gewerkschaftsfunktionär und Lastwagenfahrer. Mit 15 Jahren wurde er nach der O-Stufen-Prüfung in eine Privatschule aufgenommen, absolvierte die A-Stufen-Prüfungen in Oxford und Cambridge, entschied sich dann aber wegen des guten Biologieprogramms für die University of East Anglia. MAH studierte Biologie an der University of East Anglia (Bachelor 1972) und wurde 1977 am King’s College London promoviert. Danach war er an den Searle Research Laboratories in Buckinghamshire, bevor er 1982 Leiter der Non-A-non-B-Hepatitis-Abteilung bei Chiron Corporation wurde. Ab 2010 war er an der University of Alberta auf einem Canada Excellence Research Chair in Virologie und als Li Ka Shing Professor für Virologie. Er ist dort Direktor des Li Ka Shing Applied Virology Institute.

Nachdem Daniel W. Bradley vom CDC Anfang der 1980er Jahre das Hepatitis-C-Virus (damals noch Non A-Non B genannt) aus Schimpansen-Serum isoliert hatte, konnte es Houghton (in Zusammenarbeit mit Bradley) bei Chiron in Teilen klonieren und einen Test entwickeln, der Anfang der 1990er Jahre zum Einsatz kam und den Test von Blutkonserven gegen den Leberzirrhose und Leberkrebs erzeugenden Erreger ermöglichte.

Zu seinem Team bei Chiron gehörten Qui-Lim Choo (Senior Scientist bei Chiron) und George Kuo (Leiter der Immun-Chemie bei Chiron).

1993 erhielt er den Robert-Koch-Preis mit Bradley und Hans-Georg Rammensee. 1992 erhielt er mit Choo, Kuo und anderen den Karl Landsteiner Memorial Award der American Association of Blood Banks (AABB). Außerdem erhielt er 1994 den William Beaumont Prize der American Gastroenterological Association. Für 2013 wurde ihm ein Canada Gairdner International Award zugesprochen, den er aber ablehnte, weil seine Kollegen Choo und Kuo nicht ebenfalls ausgezeichnet wurden.

Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus wurde Houghton 2020 gemeinsam mit Harvey J. Alter und Charles M. Rice der Nobelpreis für Medizin zuerkannt.

Houghton, Choo & Kuo.

Hepatitis C

Der Aufbau des ITER Fusionsreaktorexperiments beginnt (geplante Fertigstellung in 2025).

Charles Moen Rice III (* 1952 in Sacramento) ist ein US-amerikan. Virologe, Professor und Leiter des Labors für Virologie und Infektiöse Krankheiten an der Rockefeller University. Er gehört zu den führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Flaviviridae-Viren, zu denen auch das Hepatitis-C-Virus gehört. 2020 wurde ihm der Nobelpreis für Medizin zuerkannt.

Rice wurde 1952 als Sohn eines Versicherungsangestellten und einer Hausfrau in Sacramento, Kalifornien, geboren. Er begann zunächst Veterinärmedizin an der University of California, Davis, zu studieren. Während eines Biologiegrundkurses lenkte sein späterer Mentor David Barrett Rices Aufmerksamkeit auf den Bereich der Wissenschaften und Rice untersuchte im Rahmen eines Chemiepraktikums die Art und Weise, wie Seescheiden größere Mengen Vanadiums aus dem Meerwasser filtern können. Auf Barretts Vorschlag hin besuchte er einen Physiologiekurs im Marine Biological Laboratory, in dem er erste Laborerfahrungen im Bereich der Biophysik und -chemie machen konnte. Diese Erfahrungen gefielen ihm so sehr, dass er nach seinem Bachelor in Zoologie, den er 1974 an der University of California erhielt, für ein Jahr als Lehrassistent an das Marine Biological Laboratory zurückkehrte.

1975 schrieb er sich in das Graduiertenprogramm im Fach Biochemie am California Institute of Technology (Caltech) ein, wo er 1981 promovierte. Seine Dissertation trug den Titel «Studies on the structure proteins of Sindbis virus». Er blieb für weitere 4 Jahre am Caltech und war dort als Postdoktorand tätig. Rice arbeitete im Labor von James Strauss, das die Vermehrung von RNA-Viren in ihren Wirten erforschte.

1986, wurde er Fakultätsmitglied an der Washington University in St. Louis, wo er bis zum Jahr 2000 blieb. Dort forschten er und sein Team unter anderem an der Biogenese und der Struktur von Hepatitis-C-Virus kodierten Proteinen.

Im Jahr 2000 wechselte Rice an die Rockefeller University und hat dort seitdem den Maurice R. and Corinne P. Greenberg-Lehrstuhl für Virologie inne. Außerdem ist er Leiter des Labors für Virologie und Infektiöse Krankheiten. Rice ist wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Center of the Study of Hepatitis-C. Dieses Zentrum wurde von der Rockefeller University, dem Weill Cornell Medical College und dem NewYork-Presbyterian Hospital gegründet. Er war 2002 bis 2003 Präsident der American Society for Virology.

Rice veröffentlichte zusammen mit anderen Wissenschaftlern mehr als 250 wissenschaftl. Artikel und war auch Herausgeber des «Journal of Virology».

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Nobelpreis für Medizin 2020: Entdeckung und Charakterisierung des Hepatitis C Virus durch H.J. Alter, M. Houghton und C.M. Rice

Bereits 2015 wurde Rice zusammen mit Ralf Bartenschlager von der Universität Heidelberg mit dem Robert-Koch-Preis ausgezeichnet. Die Robert-Koch-Stiftung begründete ihre Entscheidung damit, dass Rice dazu beitrug,

„[…] antivirale Ziele zu identifizieren und Virusvermehrungsysteme in Zellkulturen für die Grundlagenforschung zu etablieren, die auch für Arzneimittel-Screening und Prüfsysteme genutzt werden können.“

Seine Forschungstätigkeit zum Verständnis des Aufbaus der HCV-Viren, die Herstellung des ersten infektiösen Klons des Virus und das Aufstellen von Tiermodellen tragen dazu bei, dass nunmehr weitere Studien zur Bekämpfung dieses Virus stattfinden können.

Für 2016 wurden Rice der InBev-Baillet Latour Health Prize (Belgien) und (gemeinsam mit Ralf Bartenschlager und Michael J. Sofia) der Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award zugesprochen.

2020 erhielt er den Nobelpreis für Medizin, zusammen mit Harvey Alter und Michael Houghton, für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus.

Schriften (Auswahl)

mit Curt H. Hagedorn: The hepatitis C viruses (= Current Topics in Microbiology and Immunology. 242). Springer, Berlin u. a. 2000.

als Herausgeber mit Raymond F. Schinazi und Jean-Pierre Sommadossi: Frontiers in viral hepatitis. Elsevier, Amsterdam u. a. 2003.

Rice. Hepatitis C.

In einem experimentellen Modell, welches Schrödingers Katze und Wigners Freund weiterentwickelt, wird gezeigt, dass, falls die Quantentheorie auch auf makroskopischen Ebenen von „Beobachtern“ gültig ist, eine von drei Schlussfolgerungen zu machen sind, die mit dem Verständnis der Realität nur schwer zu vereinbaren sind und vertiefen damit das Fazit der Bellschen Ungleichung.

Reinhard Genzel (* 1952 in Bad Homburg vor der Höhe) ist ein dt. Astrophysiker. Er ist Direktor des MPI für extraterrestrische Physik in Garching bei München. RG erhält 2020 gemeinsam mit der US-amerikan Astronomin Andrea Ghez eine Hälfte des Nobelpreises für Physik für die Entdeckung des heute als Sagittarius A bekannten, supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.

RG ist der Sohn des Professors für Festkörperphysik Ludwig Genzel (1922–2003). In der Jugend zählte er zu den besten dt. Nachwuchsathleten im Speerwurf. Nach dem Abitur am Berthold-Gymnasium in Freiburg im Breisgau studierte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Physik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Diplom 1975) und wurde 1978 bei Peter Georg Mezger am MPI für Radioastronomie promoviert.

Er ging anschließend an das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts und war von 1980 bis 1982 als Miller Fellow und ab 1981 als Associate Professor an der University of California, Berkeley, an der er 1985/86 und von 1999 bis 2008 eine Professur („Full Professor“) innehatte. RG wurde 1986 zum wissenschaftlichen Mitglied der MPI und zum Direktor am MPI für extraterrestrische Physik in Garching bei München berufen. Seit 1988 ist er Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

RG war maßgeblich an der Entwicklung der Infrarot- und Submillimeter-Astronomie beteiligt. So gelang ihm mit seinem Team zunächst am La-Silla-Observatorium (ab 1992) und dann am Very Large Telescope über langjährige Beobachtungen der Bahnen von Sternen nahe dem Zentrum der Milchstraße der Nachweis, dass sich dort ein supermassereiches Schwarzes Loch von über 4 MioSonnenmassen befindet. Unabhängig gelang dies auch Astronomen um Andrea Ghez am Keck-Observatorium. Beide erhielten für ihre Entdeckung eine Hälfte des Nobelpreises für Physik 2020, die andere Hälfte erhält Roger Penrose.

Genzel ist mit der Kinderärztin und Professorin Orsolya Genzel-Boroviczeny verheiratet und hat zwei Kinder.

Ehrungen und Auszeichnungen

Otto-Hahn-Medaille, Max-Planck-Gesellschaft, 1980

Presidential Young Investigators Award, National Science Foundation, 1984

Newton-Lacy-Pierce-Preis für Astronomie, American Astronomical Society, 1986

Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, Deutsche Forschungsgemeinschaft, 1990

De Vaucouleurs Medaille, Universität von Texas, 2000

Jules-Janssen-Preis, Société astronomique de France, 2000

Stern-Gerlach-Medaille für experimentelle Physik, Deutsche Physikalische Gesellschaft, 2003

Balzan-Preis für Infrarot-Astronomie, 2003

Petrie Prize Lecture, 2005

Genzel ist auch Namensgeber für den Asteroiden (18241) Genzel

Albert-Einstein-Medaille, 2007

Shaw Prize, 2008

Premio „Galileo 2000“, 2009

Karl-Schwarzschild-Medaille, 2011

Crafoord-Preis, 2012

Tycho-Brahe-Preis, 2012

Herschel-Medaille, 2014

Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der BRD 2014

Harvey-Preis, 2014

Nobelpreis für Physik, 2020

Mitgliedschaften

Fellow der American Physical Society, 1985

Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 1990

Ausländisches Mitglied der National Academy of Sciences der USA, 2000

Ausländisches Mitglied der Académie des sciences (Institut de France), 1998

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 2002

Mitglied der Academia Europaea, 2002

Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2003

Foreign Member of the Royal Society, 2012

Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, 2013

Päpstliche Akademie der Wissenschaften, 2020

Schriften (Auswahl)

mit Charles H. Townes: Physical conditions, dynamics, and mass distribution in the center of the Galaxy, Annual Review Astron. Astroph., Band 25, 1987

mit D. Hollenbach, C. H. Townes The nucleus of our Galaxy, Rep. Progr. Phys., Band 57, 1994

mit Andreas Eckart: Observations of stellar proper motions near the Galactic Centre, Nature, Band 383, 1996

mit A. Eckart, N. Thatte, A. Krabbe, H. Kroker, L. E. Tacconi-Garman: The dark mass concentration in the central parsec of the Milky Way, Astrophysical Journal, Band 472, 1996

mit A. Eckart: Stellar proper motions in the central 0.1 pc of the Galaxy, Monthly Notices Royal Astron. Soc., Band 284, 1997

mit A. Eckart, T. Ott, F. Eisenhauer: On the nature of the dark mass in the centre of the Milky Way, Monthly Notices Royal Astron. Soc., Band 291, 1997

mit A. Eckart: Erster schlüssiger Beweis für ein massives Schwarzes Loch? Physikalische Blätter, Band 54, 1998,

mit A. Eckart: First Conclusive Evidence for a Massive Black Hole in the Center of the Milky Way, in: Friedrich W. Hehl, Claus Kiefer, Ralph J. K. Metzler (Hrsg.), Black Holes: Theory and Observation, Springer 1998

Massereiche Schwarze Löcher – vom galaktischen Zentrum bis zu Quasaren in der Frühzeit des Universums, Physik Journal, Juli/August 2003

Die ersten bei Raumtemperatur-funktionierenden Supraleiter werden hergestellt. Es handelt sich um Verbindungen aus Kohlenstoff, Schwefel und Wasserstoff, in welchem elektr. Strom bei 15 °C ohne Energiequelle oder Stromverlust bestehen bleiben kann. Man arbeitet aktuell daran, den dafür erforderlichen extremen Druck zu senken.

Emmanuelle Marie Charpentier (* 1968 in Juvisy-sur-Orge, Frankreich) ist eine franz. Mikrobiologin, Genetikerin und Biochemikerin. 2020 wurde ihr für die Entwicklung der „Genschere“ CRISPR/Cas9 zusammen mit Jennifer A. Doudna der Nobelpreis für Chemie zugesprochen. Seit 2018 ist Charpentier Leiterin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin, zuvor war sie seit 2015 Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.

Charpentier studierte ab 1986 Biologie, Mikrobiologie und Genetik an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris, wo sie 1995 für ihre Forschungsarbeiten am Institut Pasteur einen Ph.D. in Mikrobiologie erwarb. Ab 1996 ging sie als Postdoktorandin an die Rockefeller University, an das New York University Langone Medical Center, an das Skirball Institute of Biomolecular Medicine (alle in New York) und an das St Jude Children’s Research Hospital in Memphis, Tennessee.

2002 wechselte sie an die Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und Medizinischen Universität Wien, wo sie zunächst als Gastprofessorin, ab 2004 als Assistant Professor und nach ihrer Habilitation in Mikrobiologie 2006 als Associate Professor angestellt war.

2009 ging EC an die Universität Umeå in Schweden. Hier baute sie am Laboratory for Molecular Infection Medicine Sweden MIMS eine neue Arbeitsgruppe auf und erhielt eine Professur (Associate Professor). Das MIMS ist Teil von „The Nordic EMBL Partnership for Molecular Medicine“ mit Partner-Laboren in Finnland (FIMM), Dänemark (DANDRITE) und Norwegen (NCMM). Von 2013 bis 2015 war EC Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und leitete die Abteilung Regulation in Infection Biology am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. 2014 erhielt sie eine Alexander von Humboldt-Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover. Die drei Institutionen in Umeå, Hannover und Braunschweig kooperieren. Bis Ende 2017 war sie an der Universität Umeå, Schweden, weiter als Gastprofessorin tätig.

2015 folgte EC dem Ruf zur Direktorin der Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie am MPI für Infektionsbiologie in Berlin und ist seitdem auch wissenschaftl.Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 2018 ist sie Gründungsdirektorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene. Die Max-Planck-Forschungsstelle ist administrativ vom MPI für Infektionsbiologie unabhängig. Sie ist Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

EMC forscht auf dem Gebiet der Regulationsmechanismen, die Infektionsprozessen und Immunität von pathogenen Bakterien zugrunde liegen. Hier liegt ihr Fokus auf der Genregulation auf der Ebene der (bakteriellen) Ribonukleinsäure (RNA) und der molekularbiologischen Erforschung von Infektionen. Sie forscht zur Fähigkeit bakterieller Krankheitserreger, sich selbst gegen fremde – in die Bakterienzelle eingedrungene – DNA, z. B. durch Bakteriophagen, zu verteidigen. Mit ihren Erkenntnissen auf dem Gebiet der RNA-vermittelten Regulation durch das CRISPR/Cas-System hat EMC die Grundlage für die Entwicklung einer Technik geschaffen, mit der gezielt Genveränderungen durchgeführt werden können (CRISPR/Cas-Methode, 2012 veröffentlicht mit Jennifer Doudna).

Seit 2015 zählte sie Thomson Reuters aufgrund der hohen Zahl ihrer Zitationen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Chemie (Reuters Citation Laureates). 2020 bekam sie dann tatsächlich den Nobelpreis gemeinsam mit Jennifer Doudna (s.d.) zuerkannt.

Nazürlich ist sie Mitglied der Leopoldina, Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft usw. usf., hat

Xfache Ehrendoktorwürden.

Charpentiers Genschere CRISPR/Cas9 -> Gen-Editierung

Messung des kürzesten Zeitraums, den ein Photon benötigt, um durch ein Wasserstoffmolekül zu fliegen (ca 250 Billiardstel einer Milliardstel einer Sekunde (Zeptosekunden)

Jennifer A. Doudna Cate (* 1964 in Washington, D.C.) ist eine US-amerikan. Biochemikerin und Molekularbiologin an der University of California, Berkeley. Sie trug mit ihren Arbeiten zur Aufklärung komplexer Strukturen katalytisch wirkender RNA (sog. Ribozyme) bei. 2020 wurde ihr gemeinsam mit Emmanuelle Charpentier der Nobelpreis für Chemie zugesprochen.

Doudna wuchs bei Hilo auf Hawaii auf. Sie erwarb 1985 einen Bachelor bei Sharon M. Panasenko am Pomona College und 1989 einen PhD bei Jack W. Szostak an der Harvard University. Als Postdoktorandin arbeitete sie bei Szostak und bei Thomas R. Cech an der University of Colorado. 1994 erhielt sie eine erste Professur an der Yale University (Assistant Professor) und stieg bis 2000 zu einer ordentlichen Professur auf. 2000/2001 war sie Gastprofessorin an der Harvard University, bevor sie 2003 an die University of California, Berkeley wechselte.

Doudna forscht außerdem seit 1997 für das Howard Hughes Medical Institute und ist zusätzlich seit 2003 für das Lawrence Berkeley National Laboratory tätig. Ihr Ehemann, Jamie H. Doudna Cate (* 1968), war einer ihrer ersten Studenten und ist (Stand 2019) ebenfalls Professor an der University of California, Berkeley.

Doudna leistete innovative Forschungen, die zu einer Methode führten, die die Kristallisation großer RNA-Moleküle ermöglicht. Sie bestimmte die Kristallstruktur katalytisch aktiver RNA-Moleküle (Ribozyme) und desjenigen RNA-Moleküls, das den Ribonukleoprotein-Kern des Signalerkennungspartikels bildet. Sie entschlüsselte die strukturellen Eigenschaften dieser Moleküle und ermöglichte damit ein tieferes Verständnis der RNA-Funktion bei der Katalyse und der Proteinbiosynthese. 2012 veröffentlichte sie mit E. Charpentier eine grundlegende Arbeit zur CRISPR/Cas-Methode mit der Demonstration der Verwendung von Cas9, um Schnitte in beliebige DNA-Sequenzen zu machen. Daneben war sie an der Entwicklung der CRISPRi beteiligt.

Aktuelle Arbeiten (Stand 2014) befassen sich mit der Rolle der mRNA-Struktur bei der microRNA-vermittelten Genregulation, mit der internen ribosomalen Eintrittsstelle (internal ribosomal entry site), mit der strukturellen und biochemischen Charakterisierung des CRISPR-vermittelten bakteriellen Immunsystems, mit der Struktur und Funktionsweise des Signalerkennungspartikels und mit der RNA-Erkennung durch Dicer-Enzyme.

Laut Google Scholar hat Doudna einen h-Index von 125, laut Datenbank Scopus einen von 98 (jeweils Stand Oktober 2020). Seit 2015 zählte sie Thomson Reuters aufgrund der hohen Zahl ihrer Zitationen zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Chemie. 2020 bekam sie ihn dann auch „für die Entwicklung einer Methode zur Genom-Editierung“ (gemeinsam mit E. Charpentier) den Nobelpreis für Chemie zugesprochen.

Auszeichnungen (Auswahl)

1999: William O. Baker Award for Initiatives in Research der National Academy of Sciences

2000: Alan T. Waterman Award]

2001: Eli Lilly Award in Biological Chemistry

2002: Mitglied der National Academy of Sciences

2003: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences

2008: Fellow der American Association for the Advancement of Science

2010: Mitglied des Institute of Medicine (heute National Academy of Medicine)

2013: Hans Neurath Award der Protein Society

2014: Dr. Paul Janssen Award for Biomedical Research (mit E. Charpentier)

2014: Gabbay Award (mit Feng Zhang und E. Charpentier)

2014: Lurie Prize in Biomedical Sciences

2015: Breakthrough Prize in Life Sciences

2015: Prinzessin-von-Asturien-Preis (mit E. Charpentier)

2015: Gruber-Preis für Genetik (mit E. Charpentier)

2015: Massry-Preis (mit Philippe Horvath und E Charpentier)

2016: UNESCO-L’Oréal-Preis

2016: Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis (mit E. Charpentier)

2016: Warren Alpert Foundation Prize

2016: Canada Gairdner International Award

2016: HFSP Nakasone Award (mit E. Charpentier)

2016: Auswärtiges Mitglied der Royal Society

2016: H.P.-Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik

2016: Dickson Prize in Medicine

2016: Tang Prize für Biopharmazeutische Forschung (mit Feng Zhang und E. Charpentier)

2016: BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award

2017: Japan-Preis (mit E. Charpentier)

2017: F. A. Cotton Medal

2017: Albany Medical Center Prize (mit E. Charpentier, Luciano Marraffini, Francisco Juan Martínez Mojica und Feng Zhang)

2017: Dickson Prize in Science

2018: Croonian Lecture der Royal Society

2018: NAS Award in Chemical Sciences

2018: Kavli-Preis (mit E. Charpentier und Virginijus Šikšnys)

2018: Pearl Meister Greengard Prize

2018: Harvey-Preis (mit E. Charpentier, Feng Zhang)

2020: Wolf-Preis in Medizin (mit E. Charpentier)

2020: Nobelpreis für Chemie (mit E. Charpentier)

Doudnas Genschere CRISPR/Cas9 -> Gen-Editierung

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN World Food Programme, WFP) ist eine gemeinsam von der Generalversammlung der UN und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) getragene humanitäre Einrichtung und die wichtigste Institution der UN im Kampf gegen den globalen Hunger. 2011 hat das WFP knapp 100 Mio Menschen mit Ernährungshilfe in 75 Ländern unterstützt. Größtenteils handelt es sich dabei um die Versorgung von Menschen in Not mit Nahrungsmitteln nach Naturkatastrophen, Dürren oder gewalttätigen Konflikten. Außerdem hilft das WFP auch Menschen in Gebieten mit dauerhaft schlechter Ernährungslage und führt dort Entwicklungsprojekte durch. Hierzu zählen Schulspeisungsprogramme für etwa 25 Mio Kinder pro Jahr in 60 Ländern oder sog. Food-for-Work-Programme, bei denen Menschen Nahrungsmittel als Ausgleich für ihre verrichtete Arbeit erhalten, die der nachhaltigen Entwicklung dienen – etwa dem Bau von Brunnen oder Bewässerungskanälen.

Neben acht Verbindungsbüros in den wichtigsten Geberstaaten (u. a. in Berlin für den deutschsprachigen Raum) gibt es weltweit über 70 Länderbüros, in denen das WFP die Arbeit vor Ort koordiniert.

2020 wurde der Organisation der Friedensnobelpreis für ihren Einsatz „im Kampf gegen Hunger und für bessere Friedensbedingungen in Konfliktregionen“ zuerkannt. Sie sei „eine treibende Kraft, um zu verhindern, dass Hunger als Waffe in Krieg und Konflikten eingesetzt werde“]

Der Film «V wie Vendetta» spielt im dystopischen, futuristischen London im Jahr 2020.

Der Film «Mission to Mars» spielt im Jahr 2020.

Die Handlung des Films 2020 – Texas Gladiators spielt im Jahr 2020.

Die Handlung des Films Die «Herrschaft des Feuers» spielt im Wesentlichen im Jahre 2020.

Die Handlung des Films Valerian – Die Stadt der tausend Planeten beginnt im Jahr 2020.

Die Handlung des Videospiels Crysis beginnt im Jahr 2020.

Muhammad Husni Mubarak (Mohamed Hosny Mubarak)

2020

Stanley Cohen (* 1922 in Brooklyn, New York City, USA; † 2020 in Nashville, Tennessee) war ein US-amerikan. Neurowissenschaftler und Biochemiker russ.-jüd. Herkunft, der sich mit der Struktur und Funktion von Wachstumsfaktoren und dem Mechanismus von Hormonen befasste. 1986 erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

SC wurde als Sohn aus Russland ausgewanderter Juden geboren. Sein Vater war Schneider. SC studierte Zoologie am Brooklyn College (Bachelor-Abschluss 1943) und am Oberlin College (Master-Abschluss 1945), begann 1945 Biochemie an der University of Michigan in Ann Arbor zu studieren und wurde dort 1948 promoviert.

Nach seiner Promotion war er Instructor an der University of Colorado Denver, 1952/53 American Cancer Society Research Fellow an der Washington University in St. Louis und dort 1953 bis 1959 Associate Professor in der Fakultät für Zoologie. In St. Louis begann er mit Rita Levi-Montalcini bei der Erforschung des Nervenwachstums mitzuwirken. 1959 wurde er Assistant Professor und später Professor für Biochemie in Nashville an der Vanderbilt University (School of Medicine), an der er 1986 emeritiert wurde.

Ehrungen und Auszeichnungen

1982 wurde Cohen mit dem Alfred P. Sloan, Jr. Prize ausgezeichnet, 1983 mit dem Louisa-Gross-Horwitz-Preis, 1985 mit einem Gairdner Foundation International Award. 1986 erhielt er gemeinsam mit Rita Levi-Montalcini den Albert Lasker Award for Basic Medical Research und den Nobelpreis für Medizin für ihre Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors. 1988 erhielt er die Pincus Medal, 1981 den H. P. Robertson Memorial Award, 1983 den Lila Gruber Memorial Cancer Research Award, 1987 den Albert A. Michelson Award und 1986 die National Medal of Science.

Er war Ehrendoktor der University of Chicago, des Brooklyn und Oberlin College und der Washington University.

Cohen. Nervenwachstumsfaktor

2020

Inessa Benediktowna Koslowskaja (* 1927 in Harbin; † 2020 war eine russ. Neurophysiologin und Raumfahrtmedizinerin.

Koslowskaja studierte am 1. Moskauer Medizinischen Institut (jetzt Setschenow-Universität), wo sie nach ihrer Aspirantur am Lehrstuhl für Physiologie 1954 erfolgreich ihre Kandidat-Dissertation verteidigte. Darauf begann ihre Lehrtätigkeit unter der Leitung von M. A. Ussijewitsch und Pjotr Kusmitsch Anochin.

Im Mittelpunkt der wissenschaftl Arbeit Koslowskajas stand die Physiologie der Bewegungen und insbesondere die Muskelphysiologie. Sie untersuchte die Bewegungsabläufe bei Tieren und die Rolle der somatischen Afferenzen dabei. Mit ihren Ergebnissen konnte sie die Mechanismen der afferenten Bewegungskontrolle bestimmen, wobei sie Analogien zu den menschl. willkürlichen Bewegungen feststellte. Ihre Untersuchungen führte sie im Rahmen eines akademischen Austauschprogramms 1966–1971 an der Rockefeller University im Labor von Neal E. Miller fort. Ihre Ergebnisse waren die Grundlage ihrer Doktorarbeit, die sie 1976 verteidigte, und wurden in der Monografie über die afferente Kontrolle der willkürlichen Bewegungen 1976 veröffentlicht.

1977 wurde IBK Laboratoriumsleiterin im Institut für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP), das 1963 auf Initiative Sergei Pawlowitsch Koroljows und Mstislaw Wsewolodowitsch Keldyschs als Forschungsinstitut für Raumfahrtmedizin gegründet worden war. Ihr wissenschaftlicher Lehrer war der Institutsdirektor Oleg Georgijewitsch Gasenko. Koslowskaja wurde zur Professorin ernannt. 1986 wurde sie Leiterin der Abteilung für sensomotorische Physiologie und Prävention. Mit ihren Untersuchungen zu den Bewegungsabläufen in der Schwerelosigkeit lieferte sie wichtige Beiträge zur bemannten Raumfahrt mit langen Aufenthaltsdauern. Im Rahmen des Bion-Programms organisierte sie mit ihren Mitarbeitern die Experimente mit Affen auf den Satelliten der KosmosSerie.

IBK leitete das Programm für die internationalen neurophysiolog Untersuchungen auf den Raumstationen Saljut 6, Saljut 7 und Mir in Zusammenarbeit mit Experten in Kuba, Indien, Bulgarien, Österreich, Frankreich, Deutschland, Kanada, Japan und den USA. IBK wurde Mitglied des Präsidiums der International Academy of Astronautics und Vorsitzende der Kommission für Lebenswissenschaft. Sie wurde Mitglied der Kommission für Gravitational Physiology der International Union of Physiological Sciences, ständiges Mitglied des Programmkomitees der Kongresse der International Astronautical Federation und arbeitete im Committee on Space Research (COSPAR) mit. Seit 1996 war sie Fakultätsmitglied der International Space University. 2000 wurde sie Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN).

Ehrungen, Preise

Orden der Völkerfreundschaft

Verdiente Wissenschaftlerin der Russischen Föderation

Staatspreis der Russ. Föderation

Preis der Regierung der Russ. Föderation

Orbeli-Preis für Evolutionsphysiologie der RAN (2013 zusammen mit Anatoli Iwanowitsch Grigorjew)

Koslowskaja. Raumfahrtmedizin

2020

Astrid Nøklebye Heiberg (* 1936 in Oslo; † 2020 war eine norweg. Psychiaterin und Politikerin der konservativen Høyre-Partei. Sie fungierte von 1993 bis 1999 als Präsidentin des Norwegischen Roten Kreuzes und von 1997 bis 2001 als Präsidentin der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften.

ANH wurde 1936 in Oslo geboren und studierte Medizin. Sie schloss 1969 ihre Facharztausbildung in Psychiatrie ab und erlangte 1980 die Promotion. Ab 1985 war sie Professorin für Psychiatrie an der Universität Oslo. Sie trat sowohl in ihrer Zeit als Psychiaterin als auch in der als Politikerin für die Anerkennung von Homosexualität ein. Sie setzte sie auch dafür ein, Homosexualität von der Liste der psychischen Erkrankungen zu entfernen.

Von 1981 bis 1985 war sie Staatssekretärin im Sozialministerium und 1986 Ministerin für Verwaltungs- und Verbraucherangelegenheiten. Von 1985 bis 1989 gehörte sie dem Storting, dem norweg. Parlament, an. Innerhalb ihrer Partei war sie in den Jahren 1990/1991 Vizevorsitzende. Von2013 bis 2016 war sie Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit und Pflegedienste. Ab 2018 gehörte Heiberg wieder dem Storting an. ANH wurde damit die zu diesem Zeitpunkt älteste Person, die je im Parlament vertreten war.

Funktionärin im Gesundheitsbereich

Neben ihren politischen Ämtern wirkte sie von 1993 bis 1999 als Präsidentin des Norwegischen Roten Kreuzes. 1997 übernahm sie von dem Juristen Mario Villarroel Lander aus Venezuela das Amt des Präsidenten der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften und wurde damit die erste Frau an der Spitze der Organisation. Zu ihrem Nachfolger wurde im November 2001 der Spanier Juan Manuel Suárez Del Toro Rivero gewählt. Im November 2011 erhielt sie mit der Henry-Dunant-Medaille die höchste Auszeichnung der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Astrid Heiberg war seit 1963 verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.

Literatur

Heiberg, Astrid Nøklebye. In: Elizabeth Sleeman: The International Who’s Who of Women 2002. Dritte Ausgabe. Routledge, London 2001

Heiberg. Funktionärin im Gesundheitsbereich

2020

Donald Kennedy (* 1931 in New York City, New York † 2020 in Redwood City, Kalifornien) war ein US-amerikan. Neurobiologe. Er war von 1980 bis 1992 Präsident der Stanford University. Zudem war er Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins «Science».

DK studierte an der Harvard University, die er mit dem Bachelor of Arts und einem Master of Science abschloss. 1956 graduierte er in seinem biolog. PhD-Studium mit einer Dissertation über Frosch-Elektroretinogramme. Von 1956 bis 1960 unterrichtete Kennedy Biologie an der Syracuse University.

1960 wechselte er als Assistenzprofessor an die Stanford University. 1967 wurde er zum Vorsitzenden des Instituts für Biologie an der Fakultät für Geistes- und Naturwissenschaften ernannt. Er war wesentlich beteiligt an der Gründung des Programms für Humanbiologie. Zudem engagierte er sich im Verwaltungsrat der David and Lucile Packard Foundation und war deren Direktor von 1973 bis 1977. In der Präsidentschaft von Jimmy Carter wurde er 1977 zum Leiter der Food and Drug Administration (FDA) ernannt.1979 kehrte er an die Stanford University zurück und wurde deren Provost. 1980 wurde er Präsident der Stanford University und war in dieser Position bis 1992 tätig. Er war danach Inhaber der Bing-Professur für Umweltwissenschaften und -politik und emeritierter und Senior Fellow des Freeman Spogli Institute for International Studies. DK galt als Experte für Umweltprobleme, die mit den Veränderungen der Landnutzung, der veränderten Landwirtschaft und der globalen Erwärmung zusammenhängen.

Ab 2000 war DK Chefredakteur der renommierten Fachzeitschrift Science, die wöchentlich von der American Association for the Advancement of Science herausgegeben wird. Er war außerdem gewähltes Mitglied der American Academy of Arts and Sciences (seit 1968), der National Academy of Sciences (seit 1972) und der American Philosophical Society (seit 1976).

DK starb im April 2020 im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion.

Schriften (Auswahl)

mit Carl Sagan, Paul R. Ehrlich, Walter Orr Roberts: The Cold and the Dark: The World after Nuclear War. W.W. Norton & Co. 1985, ISBN 978-0-393-30241-7.

A Place in the Sun: A Memoir. Stanford University Libraries 2018

Kennedy. Funktionär im Wissenschaftsbereich

2020

Giacomo Benedetto Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto (* 1944 in Rom; † 2020 ebenda) war ein Professritter des Malteserordens und seit 2018 der 80. Großmeister des Malteserordens. Sein voller Titel lautete „Seine Hoheit und Eminenz, Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, Fürst und Großmeister des Souveränen Ritter- und Hospitalordens des Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta“.Vorher war Dalla Torre Profess-Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli und seit 2009 Großprior des Großpriorates von Rom des Malteserordens. Bis dahin war er seit 2004 Großkomtur des Malteserordens, eines der vier Hohen Ämter des Ordens. Von 2017 bis2018 war er Statthalter des Großmeisters und damit für die Dauer eines Jahres amtierender Großmeister des Malteserordens.

Dalla Torre. Funktionär des Malteserordens

2020

John David Gearhart (* 1943 in Homer City, Pennsylvania; † 2020 in Swarthmore, Pennsylvania) war ein US-amerikan. Entwicklungsbiologe und seit 2008 Professor an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia. 1998 gelang seiner Arbeitsgruppe zur gleichen Zeit wie derjenigen von James Thomson und unabhängig von dieser die Kultivierung von pluripotenten Stammzellen des Menschen im Labor.

JG wuchs am Rande der Allegheny Mountains auf der kleinen Farm seiner Eltern auf. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater, ein Bergmann, woraufhin er von 1950 bis 1960 zusammen mit einem seiner beiden Brüder in Philadelphia in einem Internat für Waisenkinder untergebracht und unter staatliche Vormundschaft (ward of the state) gestellt wurde, während die Mutter erneut heiratete und mit einem ihrer drei Söhne auf der Farm verblieb. Nach dem Besuch des Girard College in Philadelphia – einer High School für vaterlose Jugendliche – erwarb er 1964 an der Pennsylvania State University den Bachelor-Grad in Biologie, zwei Jahre später folgte der Master-Abschluss an der University of New Hampshire mit einer Studie zur Genetik des Flieders bei Owen Rogers. Danach forschte er über die Genetik und die Entwicklung von Drosophila melanogaster an der Cornell University in Ithaca, New York, wo er 1970 den Doktorgrad (Ph.D.) erwarb. Als Postdoc wechselte er ins Labor von Beatrice Mintz an die University of Pennsylvania, wo er – wie diese – Experimente an transgenen Mäusen und an Maus-Chimären durchführte. Es folgten die Berufung auf eine Professur für Anatomie an der University of Maryland School of Medicine in Baltimore, Maryland, 1980 der Wechsel auf eine Professur für Zellbiologie an der Johns Hopkins University in Baltimore und schließlich im Jahr 2008 der Wechsel an die University of Pennsylvania School of Medicine, wo Gearhart Gründungsdirektor des Instituts für Regenerative Medizin war und bis zu seinem Tod tätig blieb.

Zu seinen Forschungsgebieten gehörten insbesondere die Genetik des Down-Syndroms und angeborener Genmutationen. In Fachkreisen bekannt wurde er jedoch vor allem aufgrund seiner Erfolge beim Kultivieren von pluripotenten Stammzellen aus Urkeimzellen des Menschen während seiner Tätigkeit an der Johns Hopkins University. Der außerwissenschaftlichen Öffentlichkeit in den USA wurde er ebenfalls bekannt, da er sich über Jahre hinweg mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit der Stammzellforschung auseinandersetzte und auch als Politikberater zu den Chancen und Risiken der Gentechnik gehört wurde.

John Gearhart gehörte zu den Gründungsmitgliedern der International Society for Stem Cell Research. Er starb im Mai 2020 an Magenkrebs.

Schriften (Auswahl)

Michael J. Shamblott, Joyce Axelman, […] und John D. Gearhart: Derivation of pluripotent stem cells from cultured human primordial germ cells. In: PNAS. Band 95, Nr. 23, 10. November 1998.

mit Brian E. Edwards und Edward E. Wallach: The human pluripotent stem cell: impact on medicine and society. In: Fertility an d Sterility. Band 74, Nr. 1, 2000

Human pluripotent stem cell research: Past, present and future. In: Cell Research. Band 18, 2008.

A decade of stem‐cell research. An interview with John Gearhart. In: EMBO reports. Band 10, Nr. 1, 2009

mit Russell C. Addis: The Use of Animals in Human Stem Cell Research: Past, Present, and Future. In: ILAR Journal. Band 51, Nr. 1, 2010.

Gearhart. Stammzellen

2020

Flossie Wong-Staal (geb. als Wong Yee-ching, chines. Pinyin Huáng Yǐjìng; * 1946 in Guangzhou, Guangdong, Republik China; † 2020 in La Jolla, Kalifornien war eine US-amerikan. Virologin, Molekularbiologin und Hochschullehrerin chines Herkunft. Sie gehörte zu den Wissenschaftlern um Robert Gallo, die das HI-Virus als Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS identifizierten. 1984 gelang es Wong-Staal, das HI-Virus zu klonen und die Funktion seiner Gene zu entschlüsseln. Damit trug sie wesentlich zur Entwicklung von AIDS-Tests bei.

Von 1990 bis 2002 hatte Wong-Staal die Florence-Seeley-Riford-Professur für AIDS-Forschung der University of California, San Diego (UCSD) inne. Sie war Mitgründerin und Leiterin von Forschung und Entwicklung (Chief Scientific Officer) des pharmazeutischen Unternehmens Immusol. Später begann Wong-Staal, ihre Erkenntnisse aus der Aidsforschung auf das Hepatitis-C-Virus anzuwenden. 2007 wurde Immusol in iTherX Pharmaceuticals umbenannt; das Unternehmen forschte mit Wong-Staal als CSO an Impfstoffen und Medikamenten gegen Hepatitis C.

Wong Yee-ching wurde 1946 in Guangzhou, Guangdong als drittes von vier Kindern des Tuchhändlers Wong Sueh-fung geboren. Zahlreiche Veröffentlichungen geben ihr Geburtsjahr falsch mit 1947 an. Nach dem Sieg der Kommunistischen Partei Chinas im chines. Bürgerkrieg floh die Familie Wong im Jahr 1952 nach Hongkong. Dort besuchte Wong die römisch-katholische Eliteschule Marymount Secondary School und zeigte hervorragende Leistungen in den Naturwissenschaften. Ihre Lehrerinnen legten Wong ein Studium in den USA nahe und regten an, dass sie sich einen englisch klingenden Namen zulegte. Wongs Vater wählte daraufhin den Namen Flossie nach einem tropischen Wirbelsturm, der kurz zuvor Hongkong heimgesucht hatte.

Im Alter von 18 Jahren verließ Wong Hongkong, um an der University of California, Los Angeles zu studieren. 1968 graduierte sie zum Bachelor of Science in Bakteriologie. Sie setzte ihr Studium fort und promovierte 1972 mit einer Dissertation in Molekularbiologie, in der sie das Erbgut mutierter und wildlebender Tabakpflanzen miteinander verglich. Nach ihrer Promotion forschte Wong-Staal zunächst bis 1973 als Postdoc an der University of California, San Diego.

1973 ging sie an das National Cancer Institute (NCI) in Bethesda, Maryland, wo sie im Tumorzellbiologielabor (Tumor Cell Biology Lab, TCBL) von Robert Gallo an Retroviren forschte. Dort wurde sie zu einer der bedeutendsten Wissenschaftlerinnen in der Erforschung des HI-Virus und der Gene, die seine Aktivität steuern.

Ende der 1970er Jahre war der Gedanke, Krebserkrankungen des Menschen könnten durch Viren verursacht werden, von den meisten Krebsforschern verworfen worden. 1980 entdeckten Gallo und seine Mitarbeiter mit dem Humanen T-lymphotropen Virus 1 (HTLV-1) das erste Virus, das eine Krebserkrankung des Menschen auslösen kann. Wenig später entdeckten sie das Humane T-lymphotrope Virus 2 (HTLV-2). Als in den USAzunehmend Fälle der als AIDS bezeichneten neuen Immunschwächeerkrankung auftraten, weckten die auch bei den HTLV beobachtete sexuelle Übertragbarkeit und der Befall von T-Lymphozyten das Interesse von Gallo und Wong-Staal.

1982 wurde Wong-Staal Leiterin der Abteilung für die Molekulargenetik der Hämatopoetischen Stammzellen am NCI. 1983 gehörte sie zu dem Team um Robert Gallo, das das zunächst als HTLV-3 bezeichnete HI-Virus als Erreger von AIDS erkannte. Ein franz. Team um Luc Montagnier hatte zuvor dieses Virus isoliert, die franz. Forschungen bauten auf Erkenntnissen Gallos und Wong-Staals auf.

1984 klonte Wong-Staal das HI-Virus und analysierte seine Molekularstruktur. Ihre Forschungsergebnisse trugen zum Verständnis der langen Latenzzeit einer HIV-Infektion bei und waren die Grundlage für die Entwicklung der ersten HIV-Tests. Später studierte eine Gruppe von Forschern um Wong-Staal die Wirkung des Tat-Proteins im Virenstamm HIV-1 auf das Wachstum von Zellen in Läsionen des Kaposi-Sarkoms bei AIDS-Patienten.

1990 nahm Flossie Wong-Staal mit über 7.700 Referenzen hinter Joachim Messing, Ellis L. Reinherz und Edward Witten den vierten Platz auf einer Liste der am häufigsten zitierten US-amerikan. Wissenschaftler bis zum Alter von 45 Jahren ein.

Zum 1. Januar 1990 verließ Wong-Staal das National Cancer Institute und ging an die University of California, San Diego, wo sie auf den Florence-Seeley-Riford-Lehrstuhl für AIDS-Forschung berufen wurde. Ihr Ziel war die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das HI-Virus und die Fortsetzung ihrer Forschung zu den Genen, die die Reproduktion und die Aktivität des HI-Virus steuern. 1994 wurde Wong-Staal Leiterin des neuen AIDS-Forschungszentrums der University of California, San Diego. Ihre Forschungen hatten in der Folgezeit die Entwicklung einer Gentherapie als Ziel, bei der Ribozyme auf die RNA von HIV angesetzt werden sollten, um das Virus in Stammzellen zu unterdrücken. Dafür sollten jene Gene, die für das jahrzehntelange Ruhen des Virus im Körper eines infizierten Patienten sorgten, so modifiziert werden, dass sie dauerhaft aktiv bleiben.

Pharmazeutische Industrie

Wong-Staal war Mitgründerin und nach ihrem Ausscheiden bei der University of California im Jahr 2002 Leiterin von Forschung und Entwicklung (Chief Scientific Officer) des in der AIDS-Forschung tätigen pharmazeutischen Unternehmens Immusol. Das Unternehmen wurde 2007, nachdem Impfstoffe und Medikamente gegen Hepatitis C zum Forschungsschwerpunkt wurden, in iTherX Pharmaceuticals umbenannt.

1971, während ihres Doktorandenstudiums an der University of California, Los Angeles, heiratete Wong einen Kommilitonen, den Onkologen Stephen P. Staal. Aus der um 1990 geschiedenen Ehe gingen zwei Töchter hervor. In zweiter Ehe war sie mit dem Neurologen Jeffrey McKelvy aus San Diego verheiratet.

Veröffentlichungen

Flossie Yeeching Wong: A comparative study of DNA satellites from a cytoplasmic, chloroplast mutant and wild-type tobacco. Dissertation. University of California, Los Angeles 1972 (134 S.).

Flossie Wong-Staal: Molecular Studies of Human T Cell Leukemia/Lymphotropic Retroviruses. In: Rolf Neth, Robert C. Gallo, Melvyn F. Greaves, Gritta Janka (Hrsg.): Modern Trends in Human Leukemia VI. New Results in Clinical and Biological Research Including Pediatric Oncology (= Hämatologie und Bluttransfusion. Band 29). 1985

Flossie Wong-Staal, Robert C. Gallo: Human T-lymphotropic retroviruses. In: Nature. Band 317, 1985

Pierre Corbeau, Flossie Wong-Staal: Anti-HIV Effects of HIV Vectors. In: Virology. Band 243, Nr. 2, 1998

Flossie Wong-Staal, Robert C. Gallo (Hrsg.): AIDS Vaccine Research. Dekker, New York u. a. 2002

Flossie Wong-Staal, Andrew J. Syder, Jeffrey F. McKelvy: Targeting HCV Entry For Development of Therapeutics. In: Viruses. Band 2, Nr. 8, 2010.

Wong-Staal. Klonierung des HIV. AIDS-Test

Der Breakthrough Prize, der sich mittlerweile in seinem 8. Jahr befindet und auch als „Wissenschaftsoskar“ bekannt ist, zeichnet jedes Jahr Errungenschaften in den Biowissenschaften, in der Grundlagenphysik und in der Mathematik aus, also in Fächern, in denen die größten Fragen gestellt werden und in denen nach den fundamentalsten Erklärungen gesucht wird.

Beim Breakthrough Prize, der als der weltweit bestdotierte Wissenschaftspreis gilt, erhält jeder Gewinner 3 Millionen US-Dollar.

Sechs „New Horizons“-Preise im Wert von jeweils 100.000 US-Dollar werden für hervorragende Leistungen in Physik und Mathematik an Nachwuchswissenschaftler vergeben

Insgesamt werden über 20 Mio US-Dollar für bahnbrechende Leistungen vergeben, so etwa für die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs, die Bestimmung der biolog. Ursache für Adipositas, Entdeckungen in der Biochemie zu Schmerzempfindungen und weitere wichtige Errungenschaften

Der Breakthrough Prize 2020 in Grundlagenphysik geht an die 350 Mitglieder des Ereignishorizontteleskop-Verbunds (Event Horizon Telescope)

Der Breakthrough Prize 2020 in den Biowissenschaften geht an Jeffrey M. Friedman, F. Ulrich Hartl und Arthur L. Horwich, David Julius, Virginia Man-Yee Lee

Der Breakthrough Prize 2020 in Mathematik wird an Alex Eskin verliehen

Die Preisträger werden im Rahmen der live auf National Geographic übertragenen Preisverleihung des Breakthrough Prize, den „Wissenschaftsoskars“, am Sonntag, den 3. November geehrt.

Die Breakthrough Prize Foundation und ihre Gründungssponsoren – Sergey Brin, Priscilla Chan und Mark Zuckerberg, Ma Huateng, Yuri und Julia Milner sowie Anne Wojcicki – geben gegen Ende eines jahres jeweils die Preisträger des Breakthrough Prize 2020 und des „New Horizons“-Preis 2020 für das nächste Jahr bekannt. Insgesamt werden über 20 Mio US-Dollar als Anerkennung für wichtige Errungenschaften in den Biowissenschaften, in der Grundlagenphysik und in der Mathematik ausgeschüttet.

In diesem Jahr haben die Preisträger des Breakthrough Prize den Himmel erforscht und erstmals das Bild eines Schwarzen Lochs aufnehmen können, sie haben die Schwerkraft auf Quantenebene eingefangen, sie haben die Grundlage für opioid-freie Analgetika zur Bekämpfung chronischer Schmerzen gelegt, sie haben die biolog. Ursachen dafür aufgedeckt, wie viel wir essen und wie viel wir wiegen, und sie haben die allgemeinen Mechanismen entdeckt, die neurodegenerativen Erkrankungen, wie etwa der früh einsetzenden Demenz, zugrunde liegen.

Darüber hinaus wurden sechs „New Horizons“-Preise an zwölf Wissenschaftler, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, für ihre hervorragenden Leistungen in der Grundlagenphysik und in der Mathematik vergeben.

Geehrt werden die neuen Preisträger am Sonntag, den 3. November 2020 auf einer Galaveranstaltung zur jährlichen Preisverleihung des Breakthrough Prize. Diese wird im NASA Ames Research Center in Mountain View, Kalifornien, stattfinden und live auf dem National Geographic-Kanal übertragen. Das Programm steht jedes Jahr unter einem Motto und das diesjährige Motto – „Seeing the Invisible“ (Das Unsichtbare sehen) – hat sich vom Verbund des Ereignishorizontteleskops inspirieren lassen. Der Verbund hat es geschafft, erstmals ein Bild von einem Schwarzen Loch aufzunehmen, und er hat die Möglichkeiten von Wissenschaft und Mathematik erweitert, um verborgene, unentdeckte Welten zu erschließen.

Auf der diesjährigen Preisverleihung wird zudem ein Special Breakthrough Prize in Grundlagenphysik vergeben, der bereits im August bekannt gegeben worden war. Den Preis erhalten die Physiker Sergio Ferrara, Daniel Z. Freedman und Peter van Nieuwenhuizen für die Entwicklung einer Theorie zur Supergravitation. Sie hatten 1976 eine extrem einflussreiche Theorie entwickelt, mit der die Gravitationskraft erfolgreich in die Quantenfeldtheorie eingebunden werden konnte.

Im September beginnt zudem die Frist für eine Publikumsabstimmung für die Breakthrough Junior Challenge. Dieser weltweite Online-Wettbewerb wird jährlich von der Breakthrough Prize Foundation ausgerichtet, um junge Menschen zu einem kreativen Umgang mit Wissenschaft anzuregen. Weltweit sind Schüler und Studierende zwischen 13 und 18 Jahren eingeladen, an diesem Wettbewerb, der mittlerweile in seinem fünften Jahr ist, teilzunehmen und Originalvideos zu erstellen und einzureichen, in denen Konzepte oder Theorien für die Biowissenschaften, Physik oder Mathematik lebendig vorgestellt werden. Wer in der Publikumsabstimmung die meisten Stimmen bekommt, nimmt automatisch an der Endausscheidung teil.

Breakthrough-Preis & «Wissenschafts-Oskar

Jeffrey M. Friedman

Breakthrough Prize 2020 in den Biowissenschaften

Rockefeller University und Howard Hughes Medical Institute

Würdigung: Für die Entdeckung eines neuen Hormonsystems, über das Fettgewebe dem Gehirn Signale zur Regulierung der Nahrungsaufnahme übermittelt.

Beschreibung: Seit seiner Entdeckung des molekularen Signalwegs für die Regulierung des Blutfetts im Jahr 1994, war Friedman bei der Aufdeckung der biolog. Ursachen von Fettleibigkeit immer vorne mit dabei. Mit seiner Forschung konnte er das „Leptin-System“ weiter aufklären, das sich dem Bewusstsein und der „Willenskraft“ entzieht und das reguliert, wann, was und wie viel wir essen. Mittlerweile wird die Leptin-Therapie zur Behandlung von Patienten mit Lipodystrophie, einer seltenen aber extrem schwerwiegenden Form der Diabetes, eingesetzt. Leptin verfügt zudem über das Potenzial zur Behandlung jener Untergruppe adipöser Patienten, die ein geringes Leptin-Level aufweisen, aber auch als Bestandteil von Kombinationstherapien für Patienten mit hohen Leptin-Werten und die eine Leptinresistenz aufweisen. Die Entdeckung von Leptin hat dem Verständnis der Pathogenese von Fettleibigkeit einen neuen Rahmen gegeben, weil dadurch die physiolog. und neuralen Mechanismen beschrieben werden konnten, die die Nahrungsaufnahme und das Körpergewicht regulieren.

Friedman. Leptin-System. Biolog. Ursachen von Fettleibigkeit

F. Ulrich Hartl

Max-Planck-Institut für Biochemie

Arthur L. Horwich

Yale School of Medicine und Howard Hughes Medical Institute

Für die Entdeckung der Funktionen von molekularen Chaperonen bei der Vermittlung der Proteinfaltung und bei der Verhinderung einer Proteinaggregation.

Beschreibung: In einer Kooperation zwischen New Haven und München, haben Hartl und Horwich die unterstützende Wirkweise entdeckt, durch die sich Proteine korrekt falten, damit sie die Form annehmen, die sie für die Erledigung ihrer zahlreichen Aufgaben innerhalb der Zellen benötigen. Da wir altern, kann dieser Wirkmechanismus schwächer werden, und es dazu kommen, dass sich Proteine chaotisch verklumpen – „wie das Eiweiß, das in einer heißen Pfanne gerinnt“ – was die Ursache für Krebs, aber auch für Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Morbus Huntington und andere neurodegenerativen Erkrankungen bilden kann. Derzeit wird in der Forschung untersucht, wie dieser Faltmechanismus repariert und unterstützt werden kann, damit Proteine nicht verklumpen und eine gesunde Funktionsweise auch im Alterungsprozess bewahrt bleibt.

Hartl & Horwich.

Chaperone & Proteinfaltung

David Julius

University of California, San Francisco

Für die Entdeckung von Molekülen, Zellen und Mechanismen, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sind.

Julius entdeckte die Mechanismen der Signalübertragung in Zellen, die das Empfinden von Schmerz erzeugen. Unter anderem fand er heraus, dass Chilischoten und Menthol dieselben Rezeptoren im Nervensystem reizen, die normalerweise auf heiß und kalt reagieren. Während die meisten Schmerzen wie eine Art Frühwarnsystem funktionieren, wirken chronische Schmerzen lähmend. Dadurch, dass er nun bestimmte zellulärer Targets für die chronischen Schmerzen beim Reizdarmsyndrom, Arthritis, Krebs usw. identifizieren konnten, ist sein Team jetzt in der Lage, die Grundlage für die nächste Generation opioid-freier und gezielt einsetzbarer Schmerzmittel zu legen.

Julius. Entdeckung von Molekülen, Zellen und Mechanismen, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sind.

Virginia Man-Yee Lee

University of Pennsylvania

Für die Entdeckung von TDP43-Proteinaggregationen bei der frontotemporalen Demenz (M Pick) und der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) sowie für die Erkenntnis, dass versch. Formen des alpha-Synuclein, in unterschiedl. Zell-Typen, Parkinson-Erkrankungen und der Multisystematrophie zugrunde liegen.

Beschreibung: Die meisten Alzheimer-Patienten weisen in ihren Hirnzellen ein Netz aus Bündeln auf, die aus Tau-Proteinen bestehen. 1991 entwickelte Lee die „Tau-Hypothese“, die behauptet, dass diese Bündel selbst eine korrekte Auslösung von Neuronenimpulsen verhindern. Zunächst konnte sie ähnliche Bündelungen finden, die mit Parkinson und mit ALS zusammenhängen, und später entdeckte sie, wie falsch gefaltete Proteine sich über das zentrale Nervensystem von Zelle zu Zelle ausbreiten. Durch ihre Versuche, die patholog. Entwicklung von Tau-Proteinen nachzustellen, konnte Lee eine Art Plan von Proteinen für die Ausbildung von neurodegenerativen Erkrankungen erfinden und für eine Aufklärung der allgemeinen Degenerationsmechanismen sorgen. Dank ihrer Forschung haben sich neue Wege für die Identifizierung von Targets für die Entwicklung von Medikamenten eröffnet.

Yee-Lee. Tau-Hypothese.

Die Gewinner werden von Auswahlgremien bestimmt, die sich aus früheren Preisträgern des Breakthrough Prize zusammensetzen. Informationen über den Breakthrough Prize erhalten Sie unter breakthroughprize.org.

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Pressekontakt:

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Janet Wootten

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2021

Nicolae Paulescu (* 1869 in Bukarest; † 1931 ebenda) war ein rumän. Physiologe, Professor und der Entdecker des Insulins.

Schon in seinen frühen Schuljahren zeigte er großes Interesse an den Naturwissenschaften, insbesondere an Physik und Chemie, aber auch an den klass. Sprachen (Latein und Altgriechisch), die er fließend beherrschte, und auch an Französisch. Im Herbst 1888 begann er ein Medizinstudium in Paris. 1897 erwarb er den Doktortitel in Medizin und gleichzeitig den Rang eines Generalchirurgen am Notre Dame du Perpetuel-Secours-Krankenhaus. 1900 kehrte Paulescu nach Rumänien zurück, wo er bis zu seinem Tod als Physiologie-Professor und Direktor des St. Vincent de Paul-Krankenhauses in Bukarest tätig war.

Entdeckung des Insulins

Schon seit einiger Zeit war bekannt, dass der DM durch eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) verursacht werden kann. Im Jahr 1916 stellte Paulescu ein wässriges Extrakt aus Bauchspeicheldrüsen her, das er durch Aufarbeitung von Schlachtabfällen gewonnen hatte, und verabreichte dieses Extrakt einem zuckerkranken Hund, dessen Diabetes dadurch wirkungsvoll behandelt wurde. Das Extrakt nannte er Pancrein. Nach einer durch den 1916 erfolgten Eintritt Rumäniens in den I. Weltkrieg verursachten Pause setzte er nach Kriegsende ab 1921 seine Forschungen zu diesem neu entdeckten antidiabetischen pankreatischen Hormon fort.

Zwischen April und Juni 1921 veröffentlichte Paulescu in mehreren Arbeiten seine Forschungsergebnisse in den Sitzungsberichten der Gesellschaft für Biologie in Bukarest. Darin wurden die Wirkungen der Pancrein-Injektionen auf zuckerkranke und gesunde Versuchstiere beschrieben. Im August 1921 publizierte er in Lüttich seine Ergebnisse unter dem Titel „Forschung bezüglich der Rolle des Pankreas in der Nahrungsmittelassimilation“ in den Archives Internationales de Physiologie. Er ließ sich das Verfahren zur Herstellung von Pancrein 1922 vom Ministerium für Industrie und Handel in Rumänien Patentieren.

Im Februar 1922, acht Monate nachdem Paulescu die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlicht hatte, publizierten an der University of Toronto die Kanadier Frederick Grant Banting und John James Richard Macleod, beide Mitarbeiter der Universität Toronto, ihre Resultate über die erfolgreiche Behandlung eines an Diabetes mellitus leidenden kleinen Jungen mit einem alkoholischen Pankreasextrakt. Dies war die erste Anwendung eines solchen Extraktes am Menschen, was Paulescu nie versucht hatte. Nach erstaunlich kurzer Zeit, d. h. schon im Folgejahr nach ihrer Entdeckung, erhielten beide den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zugesprochen. Erst viele Jahrzehnte später wurde die Leistung Paulescus bei der Entdeckung des Insulins öffentlich anerkannt.

Antisemitismus

Politisch stand Paulescu den extremen Rechten nahe und vertrat einen vehementen Antisemitismus, der in seiner nebulösen Irrationalität in seltsamem Kontrast zu seinen Leistungen als Naturwissenschaftler stand. In seinem 1913 in Bukarest veröffentlichten Buch „Physiologische Philosophie: Krankenhaus, Koran, Talmud, Kahal und das Freimaurertum“ zeichnete er das Bild einer jüdisch inspirierten Verschwörung gegen die rumänische Nation („Das Judäo-freimaurerische Komplott gegen die rumänische Nation“). In dieser Schrift stellte er auch die Frage, was die Rumänen gegen die Juden tun könnten, und beantwortete sie mit „Ausrottung“. Paulescu war ein enger Vertrauter des politischen Antisemiten Alexandru C. Cuza und veröffentlichte in den 1920er Jahren mehrere antisemitische Schriften, unter anderem „Degenerarea rasei jidănești“ (1928) (Die Degeneration der jüdischen Rasse) und „Die Juden und der Alkoholismus“. Nach der Übersetzung der „Protokolle der Weisen von Zion“, einer fiktiven antisemitischen Schrift, ins Rumänische bekräftigte er in „Complot jidano-francmasonic împotriva neamului Românesc“ (1924) seine Verschwörungstheorie.

2003 sollte ein Denkmal für Paulescu am Hôtel-Dieu-Krankenhaus in Paris enthüllt werden. Nach dem Protest mehrerer jüd. Organisationen, unter anderem des Simon-Wiesenthal-Zentrums, wurde die Zeremonie abgesagt. Das Präsidium der International Diabetes Federation (Internationale Diabetes-Gesellschaft) beschloss im Jahr 2005, dass „The International Diabetes Federation would not be associated with Nicolae Paulescu and there would be no Paulescu Lecture at World Diabetes Congresses should such a request be received“ (Die Internationale Diabetes-Gesellschaft wird sich nicht auf Nicolae Paulescu berufen und es wird keine Paulescu-Gedenkvorlesung auf den Welt-Diabetes-Kongressen geben, auch wenn es Anfragen dazu gibt.)

Einzelnachweise

N. C. Paulescu: 1.Action de l’extrait pancréatique injecté dans le sang chez un animal diabétique. 2.Action de l’extrait pancréatique dans le sans d’un animal normal. 3.Influence de la quantité de pancréas employée pour préparer l’extrait injecté dans le sang diabétique. 4.Influence du laps de temps écoulé depuis l’injection intraveineuse de l’extrait pancréatique chez un animal diabétique. Communications faites à la branche de Bucarest de la Société de Biologie (séance du 23 juillet 1921) Comptes-rendus de la Société de Biologie 1921;85(27)

N. C. Paulescu: Recherche sur le rôle du pancréas dans l’assimilation nutritive. Archives Internationales de Physiologie 1921;17

Nicolae Paulescu. Fiziologia Filozofică: Spitalul, Coranul, Talmudul, Cahalul, Franc-Masoneria, vol. II., Bukarest, 1913.

Claus Oberhauser: „Nicolae Constantin Paulescu (1869–1931).“ In: Helmut Reinalter (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier, Leipzig 2018.

Oberhauser, S. 207

Nicolas Weill: Paris manque d’honorer l’inventeur antisémite de l’insuline. Le Monde, 26. August 2003, abgerufen am 10. April 2012 (französisch).

Paulescu. 100 jähriges Jubiläum Insulin

Das Vereinigte Königreich tritt im Zuge des Brexit aus der Europäischen Union aus

2020

Catherine Dulac

In addition to Baker, three other scientists were awarded $3 million for their work. They are:

Catherine Dulac, a professor at Harvard University and the Howard Hughes Medical Institute. Her research is focused on understanding parenting behavior and overturned some traditional thinking in the field. Her work has uncovered that parts of the brain that govern activities that appear specific to males or females are actually present in both sexes. This is particularly the case for parenting behaviors, and her work has show that under certain circumstances, animals will behave in a manner previously believed to be the domain of the opposite sex. She discovered through her work that in mice, what was previously believed to be “sex-specific” behavior are susceptible to environmental influences such as pheromones. Though there was a lot of resistance to her work at first, it’s been widely replicated and researchers are now working to understand how these mechanisms may or may not exist in humans. “The idea of the gendered brain,” she said in a statement, “Is way more complex than anticipated.”

Dr. Dennis Lo

BREAKTHROUGH PRIZE

Dennis Lo, a researcher at the Chinese University of Hong Kong, was awarded the $3 million prize for his discovery that the DNA of a fetus is present in a pregnant mother’s blood plasma in quantities that make it possible to create better tests for fetal genetic characteristics. This information in turn can help prepare doctors for any special needs or treatment that a child might need after birth. His first such discovery was in 1989, when he was successfully able to demonstrate the presence of a fetus’ Y chromosome in the mother’s blood. By 2008, he’d developed a non-invasive test for Down syndrome and in 2010 he was able to sequence the entire genome of a fetus. He’s now working on taking this approach of DNA screening to other applications, such as testing for cancer.

Dr. Richard Youle

Richard J. Youle, a researcher at the National Institutes of Health was awarded the prize for his work with Parkinson’s disease. His research discovered that in patients who had a hereditary form of the disease had mutated genes that prevent damaged mitochondria, the part of the cell that creates energy, from being cleared out as they are in normal cells. Damaged mitochondria have been linked to Parkinson’s disease since the 1970s. In 2012, Youle determined the mechanism for how the mutated genes prevent damaged mitochondria from being cleaned up, and a few years later his lab determined that this resulted in a loss of neurons in a particular region in the brain, completing the connection to Parkinson’s. Today, a number of companies are targeting these genes and their related pathways to develop treatments for not only Parkinson’s but cancer and leprosy as well.

Dulac Gendered Brain

Lo. DNA-Screening

Youle- Mitochondrien & M Parkinson

2020

September 10, 2020 – San Francisco – The Breakthrough Prize Foundation today announced the esteemed recipients of the 2021 Breakthrough Prize, recognizing a spectacular array of groundbreaking achievements in the Life Sciences, Fundamental Physics and Mathematics. Each year, the Prize is celebrated at a gala award ceremony, where the awards are presented by superstars of movies, music, sports and tech entrepreneurship. Due to the global pandemic, however, this year’s ceremony has been postponed until March 2021.

At a time when the importance of scientific achievement resounds around the world with more urgency than ever, the Breakthrough Prize continues its nine-year tradition of honoring the most profound and transformative discoveries, celebrating both established researchers (Breakthrough Prize) as well as early-career scientists (New Horizons Prize and – for the first time this year – Maryam Mirzakhani New Frontiers Prize).

In total for this year, the Breakthrough Prize is awarding a collective $18.75 million in support of scientists working on the biggest and most fundamental questions. Science’s largest prize, the Breakthrough Prize has honored more researchers with monetary awards than any other science prize, with more than $250 million being awarded to almost 3000 leading scientists since 2012. The Prize is intended to help scientific leaders gain freedom from financial constraints to focus fully on the world of ideas; to raise the profile and prestige of basic science and mathematics, fomenting a culture in which intellectual pursuits are validated; and to inspire the next generation of researchers to follow the lead of these extraordinary scientific role models.

This year’s Breakthrough Prize winners form a diverse group. They’ve invented tools to unravel the protein folding problem and design entirely novel proteins (including some that could neutralize Covid-19); built exquisitely sensitive table-top instruments to probe the mysteries of dark energy and put Einstein’s theory to the test; developed noninvasive genetic fetal screening tests used by millions of prospective parents worldwide; mapped the neural pathways governing parenting behavior to the level of specific brain cells; revealed and elaborated a cellular pathway heavily implicated in hereditary Parkinson’s disease; and cracked equations describing random processes, from fluctuating stock prices to the motion of sugar in a cup of tea. Each Breakthrough Prize is worth $3 million.

Six New Horizons Prizes of $100,000 each were shared among twelve early-career scientists and mathematicians who have already made a substantial impact on their fields. And three inaugural Maryam Mirzakhani New Frontiers Prizes were awarded to early-career women mathematicians – the number of awards increased from one to three due to the intense interest generated by the Prize and the extremely high quality of nominations. The Maryam Mirzakhani New Frontiers Prize was established in 2019 and named for the famed Iranian mathematician, Fields Medalist and Stanford professor who passed away in 2017. During her exceptionally prolific career, Mirzakhani made groundbreaking contributions to the theory of moduli spaces of Riemann surfaces. Each year, the $50,000 New Frontiers Prize award is presented to women mathematicians who have completed their PhDs within the past two years.

Full citations can be found below.

2021 Breakthrough Prize in Life Sciences

David Baker, University of Washington and Howard Hughes Medical Institute

Citation: For developing technology that allowed the design of proteins never seen before in nature, including novel proteins that have the potential for therapeutic intervention in human diseases.

Catherine Dulac, Harvard University and Howard Hughes Medical Institute

Citation: For deconstructing the complex behavior of parenting to the level of cell-types and their wiring, and demonstrating that the neural circuits governing both male and female-specific parenting behaviors are present in both sexes.

Yuk Ming Dennis Lo, The Chinese University of Hong Kong

Citation: For discovering that fetal DNA is present in maternal blood and can be used for the prenatal testing of trisomy 21 and other genetic disorders.

Richard J. Youle, National Institutes of Health

Citation: For elucidating a quality control pathway that clears damaged mitochondria and thereby protects against Parkinson’s Disease.

Isabella Eckerle (* 1980 in Speyer) ist eine dt. Virologin. Seit 2018 leitet sie die Abteilung Infektionskrankheiten in der Abteilung für medizinische Fachgebiete an den Universitätskliniken in Genf und forscht dort zur Entwicklung von Zelllinien. In der COVID-19-Pandemie untersucht Eckerle die Rolle der Kinder.

2008 promovierte sie am Deutschen Krebsforschungszentrum.

Heidelberg

Im letzten Jahr ihres Medizinstudiums an der Universität Heidelberg reiste sie nach Afrika und beschloss, auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten mit Schwerpunkt auf tropischen Krankheitserregern zu forschen. Ihre erste Stelle trat sie folglich als Assistenzärztin in der Sektion Klinische Tropenmedizin am Zentrum für Infektiologie in Heidelberg an und untersuchte dort die Pathogenese von Krankheiten, an denen aus dem Ausland zurückkehrende Reisende erkrankt waren. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf die Krankheitserreger zoonotischen Ursprungs, weil sie vor allem Fledermäuse als Reservoir für Viren wie Tollwut, Ebola, SARS- und MERS-CoV-Viren faszinierten.

Bonn

Im Jahr 2011 schloss sie sich der Gruppe von Christian Drosten am Institut für Virologie in Bonn an, um an neu entstehenden zoonotischen Viren zu arbeiten. Im Labor gab es bereits Arbeiten an Fledermauszelllinien, so dass sie sofort ihr eigenes Projekt starten konnte. Der Schwerpunkt lag auf Zelllinien von Atemwegs- und Nierenepithelzellen aus Reservoirwirten – zunächst von Fledermäusen, dann auch von Nagetieren und Insektenfressern sowie von Nutztierarten wie Pferden und Kamelen.

Durch die Entwicklung einer Methode zum Einfrieren von Organproben im Feld erhielt sie Zugang zu einer Vielzahl seltener und interessanter Arten und konnte Primärzellen isolieren, die sie später zur Erzeugung unendlicher Zelllinien immortalisierte und mit anderen Forschungsgruppen teilte, die dasselbe Ziel verfolgen: das Geheimnis der Fledermäuse und Viren zu lüften. Bei einigen Projekten, z. B. in Ghana und Gabun, begleitete sie Fledermausbiologen bei ihrer Feldarbeit. Dabei sammelte sie Gewebe einer Vielzahl von Fledermäusen, Nagetieren, Insektenfressern und einigen weiteren Nutztierwirten, um Zelllinien zu studieren.

Der Titel ihrer 2017 erschienenen Habilitationsschrift lautet „Epidemiologie und Risikobewertung tropischer und zoonotischer Viren“.

Berlin

Eckerle ist auch Alumna des Labor Drosten im Institut für Virologie an der Charité.

Genf

2018 wurde sie als Professorin ans Genfer Zentrum für neu aufkommende Viren (englisch „emerging viruses“) berufen. Dort setzt sie die Arbeit an exotischen Zelllinien fort. In der Abteilung für Mikrobiologie und Molekulare Medizin, wo sich jetzt ihr neues Forschungslabor befindet, lernte sie Amos Bairoch kennen, der ihre Begeisterung für ungewöhnliche Zelllinien teilt. Darüber hinaus erfuhr sie vom Cellosaurus, der Einträge über die von ihr erforschten Zelllinien enthält.

Der Cellosaurus ist eine Informationsquelle, die von Amos Bairoch mit dem Ziel, alle in der biomedizin. Forschung verwendeten Zelllinien zu dokumentieren, entwickelt wurde. Sie wird von der CALIPHO-Gruppe am Schweizer Institut für Bioinformatik bereitgestellt. Es sind dort eine Fülle manuell kuratierter Informationen zu finden, inklusive Weblinks und Publikationshinweise sowie Querverweise auf mehr als 70 versch. Datenbanken, Ontologien, Zellsammlungen und andere relevante Ressourcen. Infolge der COVID-19-Pandemie beinhaltet der Cellosaurus seit März 2020 auch eine häufig aktualisierte Informationsseite über die für die Untersuchung von SARS-CoV-2 nützlichen Zelllinien.

Eckerle setzte auch bereits künstliche Intelligenz ein, um Zelllinien von kleinen Säugetieren aus einer Vielzahl geografischer Standorte zu erzeugen, was den Viren erlaubte, sich in den daraus algorithmisch erzeugten Zellkulturen in kontrollierter Laborumgebung zu vermehren. Anhand dieser Zelllinien zeigte Eckerle, dass Huftiere, darunter Ziegen und Kamele, wahrscheinlich Zwischenwirte des Nahost-Atmungssyndroms MERS waren.

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie war Eckerle eine von mehreren Schweizer Ärzten, die Zugang zum Frühwarn- und Reaktionssystem beantragten, dem Netzwerk der Europäischen Union, das die Ausbreitung von Infektionskrankheiten verfolgt.

Ende April 2020 ergab ein Antikörpersuchtest in Genf, dass bis zu diesem Zeitpunkt 5,5 % der Bevölkerung sich mit dem Virus infiziert hatten. Diese Zahl bezeichnete Eckerle als „kleiner als erhofft“, da sie nicht ausreicht, um Herdenimmunität zu erlangen. Eckerle untersuchte die unterschiedl. Reaktionen von Erwachsenen und Kindern auf die Infektion mit COVID-19, insbesondere untersuchte sie das Vorhandensein von SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen. Anfang Mai 2020 berichtete Eckerle, dass Kinder, die an COVID-19 erkrankten, genauso infektiös seien wie Erwachsene. Sie untersuchte die Viruslast von Kindern und Erwachsenen und zeigte, dass Kinder zwar eine leichtere Form der Krankheit haben können, dass es jedoch kaum Unterschiede zwischen der Anzahl der von Erwachsenen und Kindern getragenen SARS-CoV-2-Partikel gibt.

Inzwischen erhielt Eckerle finanzielle Mittel vom Schweizerischen Nationalfonds, um die Reaktion des Lungenepithels auf eine SARS-CoV-2-Infektion zu untersuchen. Anhand der Ergebnisse sollen dann diagnost. Richtlinien erstellt werden, die den Beschäftigten im Gesundheitswesen bei der Beurteilung helfen, ob jemand an einer leichten oder schweren Form der Krankheit erkranken wird.

Eckerles primäres Forschungsinteresse gilt der Charakterisierung und laborgestützten Risikobewertung neuartiger und neu entstehender zoonotischer Viren. Dazu gehören die Entwicklung von Epithelzellkulturmodellen von Reservoirwirten wie Fledermäusen und Nagetieren, die Bewertung der viralen Diversität, die Virenentdeckung bei Mensch und Tier sowie die Epidemiologie neu auftretender Viren, z. B. Corona- und Arboviren. Weitere Forschungsinteressen auf dem Gebiet der klinischen Virologie sind importierte Virusinfektionen durch zurückkehrende Reisende sowie Infektionen und die Impfstoffantwort bei immungeschwächten Wirten.

Bis zu Eckerles Entwicklung einer speziellen Methode zum Einfrieren von Organproben war die Isolierung von Fledermaus-übertragenen Viren in Zellkultur eine Herausforderung. Eckerle schuf auf Basis der Kryokonservierung einen Ansatz, der den Zugang zu Zellen einer Vielzahl seltener Arten ermöglicht.

Eckerle. Kryokonservierung

Karl Wilhelm Lauterbach (* 1963 in Düren) ist ein dt. Politiker, Mediziner und Gesundheitsökonom. Er ist Mitglied der SPD und seit 2005 Mitglied des Dt. Bundestages.

KL wurde 1963 als Sohn eines Arbeiters in Düren geboren und wuchs in Oberzier auf. Nach dem Abitur am Gymnasium am Wirteltor 1982 studierte er Humanmedizin an der RWTH Aachen und an der University of Texas at San Antonio (USA). 1991 wurde er im Rahmen von Studien an der Kernforschungsanlage Jülich und an der University of Arizona in Tucson von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit der Dissertation «Weiterentwicklung des Parametric Gammascopes auf der Grundlage von experimentellen und klinischen Studien» zum Dr. med. promoviert. Von 1989 bis 1992 folgte ein Studium der Gesundheitsökonomie mit Schwerpunkten Health Policy and Management und Epidemiologie an der Harvard School of Public Health der Harvard University mit Abschluss als Master of Public Health (MPH). Von 1992 bis 1993 hatte er ein Fellowship der Harvard Medical School inne. Gefördert von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, erlangte er dort 1995 den Abschluss Scientiæ Doctor (Sc.D.). Einer seiner Betreuer war Amartya Sen. 2010 erhielt Lauterbach die Approbation als Arzt; diese hatte er nach dem Abschluss seines Medizinstudiums zunächst nicht beantragt.

1998 wurde Lauterbach Direktor des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) an der Universität zu Köln; damit war auch seine Berufung als Professor verbunden. Dort ist er aufgrund seines Bundestagsmandats beurlaubt. Von 1999 bis zur Wahl in den Bundestag im September 2005 war KL Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. 2003 war er Mitglied in der Kommission zur Untersuchung der Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme („Rürup-Kommission“). Seit 2008 ist er Adjunct Professor für Gesundheitspolitik und -management an der Harvard School of Public Health, wo er auch noch regelmäßig unterrichtet. Bis zum Jahr 2003 veröffentlichte Lauterbach knapp 300 Publikationen und 10 Bücher.

Lauterbach war früher Mitglied der CDU, seit 2001 ist er SPD-Mitglied. Seit 2005 wurde er stets per Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV in den Bundestag gewählt Er war in der 17. Legislaturperiode der Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestags-fraktion, seine Nachfolgerin wurde Hilde Mattheis. Von 2013 bis2019 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und dort zuständig für die Themen Gesundheit, Bildung und Forschung sowie für Petitionen. Er ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz.

2019 gab er seine Kandidatur als SPD-Vorsitzender im Duo mit seiner Parteikollegin Nina Scheer bekannt.

KL heiratete 1996 die Epidemiologin und Ärztin Angela Spelsberg, mit der er 4 Kinder hat. Sie lebten ab 2004 getrennt und ließen sich 2010 scheiden. Aus einer anderen Beziehung hat er ein weiteres Kind.

Politische Schwerpunkte

Die wichtigsten von Lauterbach vertretenen Thesen zur Gesundheitspolitik sind:

Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen

Bekämpfung von Tendenzen in Richtung einer Zwei-Klassen-Medizin

Ausrichtung der medizinischen Versorgung an Evidenz und Kosten-Effektivität

Berücksichtigung von distributiven Ergebnissen neben den allokativen Ergebnissen von Gesundheitsprogrammen, d. h. Bekämpfung sozialer Ungleichheit durch Gesundheitspolitik

Totalverbot von Tabakwerbung

schrittweise Legalisierung von Cannabis, Marihuana und Kokain

Neben diesem Schwerpunkt engagiert sich KL auch in anderen Bereichen wie der Bildungs- oder Sozialpolitik. Er gilt als „Querdenker“ in der SPD und ist erklärter Gegner des dreigliedrigen Schulsystems.

Im 19. Deutschen Bundestag ist KL Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz sowie im Unterausschuss Europarecht. Zudem gehört er als stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuss an]

KL hat sich schon in seiner Zeit als Wissenschaftler für seine gesundheitspolitischen Vorstellungen eingesetzt, u. a. als Berater der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt.

2013 wurde er in das Kompetenzteam von Peer Steinbrück berufen.

Während der COVID-19-Pandemie tritt KL oft als Experte vor allem in Talkshows und Fernsehinterviews auf. Im ersten Halbjahr 2020 war er in den Talkshows von ARD und ZDF mit großem Abstand häufigster Gast. Auch im weiteren Verlauf des Jahres war er des Öfteren Gesprächspartner bei Interviews auf Nachrichtensendern wie Welt oder n-tv, ebenso als Gast in Talkshows wie hart aber fair oder bei Markus Lanz. Er äußert dort seine Ansichten zur Pandemie und zu den getroffenen Maßnahmen und warnte früh vor einer zweiten Welle der Pandemie. Er spricht sich für strenge Kontaktbeschränkungen aus und gehört zu den scharfen Kritikern schneller Lockerungen Lauterbach veröffentlicht auch Twitter-Nachrichten zur Pandemie, oft mehrmals täglich. Die Rubrik Faktenfinder der ARD-Tagesschau bewertete, die meisten Tweets seien „fundiert und nicht zu beanstanden“, warf ihm bei drei seiner Nachrichten aber vor, sie seien ungenau oder ließen bestimmte Aspekte unter den Tisch fallen.

Mitgliedschaften

Von 2001 bis 2013 war er Mitglied des Aufsichtsrats der Rhön-Klinikum AG. Er gab den Posten im Juni 2013 im Zusammenhang mit seiner Berufung in das Kompetenzteam von Peer Steinbrück für die Bundestagswahl 2013 ab.

KL ist seit 2017 Mitglied der überparteilichen Europa-Union Deutschland, die sich für ein föderales Europa und den europäischen Einigungsprozess einsetzt.

Sonstiges

Veröffentlichungen (Auswahl)

Karl Lauterbach präsentiert sein Buch «Gesund im kranken System» (2009)

Mit Markus Lindlar: Informationstechnologien im Gesundheitswesen. Telemedizin in Deutschland. Gutachten. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1999.

Mit Markus Lüngen: DRG-Fallpauschalen. Eine Einführung. Anforderungen an die Adaption von Diagnosis-related groups in Deutschland. Gutachten im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Schattauer, Stuttgart 2000.

Karl Lauterbach (Hrsg.): Herz: cardiovascular diseases. Band 25, Nr. 5. Urban und Vogel, München 2000

Mit Markus Lüngen, Karin Wolf-Ostermann: Krankenhausvergleich. Betriebsvergleich nach § 5 Bundespflegesatzverordnung. Schattauer, Stuttgart 2001.

Mit Matthias Schrappe: Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und evidence based medicine. Eine systematische Einführung. Schattauer, Stuttgart 2001 (2. Auflage 2008.

Als Hrsg. mit Markus Lüngen: Ergebnisorientierte Vergütung bei DRG. Qualitätssicherung bei pauschalierender Vergütung stationärer Krankenhausleistungen. Springer, Berlin 2002.

Mit Timm Volmer: Arzneimitteltherapie – Über-, Unter- und Fehlversorgung. Was leisten „neue Steuerungsinstrumente“? Schattauer, Stuttgart 2002.

Mit Markus Lüngen: DRG in deutschen Krankenhäusern. Umsetzung und Auswirkungen. Schattauer, Stuttgart 2003.

Mit anderen: Bestandsaufnahme der Rolle von Ambulanzen der Hochschulkliniken in Forschung, Lehre und Versorgung an ausgewählten Standorten (Hochschulambulanzenstudie). Ein Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Sankt Augustin 2003.

Mit Stephanie Stock, Helmut Brunner (Hrsg.): Gesundheitsökonomie. Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe. Huber, Bern 2006 (2. Auflage 2009.

Der Zweiklassenstaat. Wie die Privilegierten Deutschland ruinieren. Rowohlt, Berlin 2007.

Mit Stephanie Stock, Marcus Redaèlli: Wörterbuch Gesundheitsökonomie. Kohlhammer, Stuttgart 2007.

Gesund im kranken System. Ein Wegweiser. Rowohlt, Berlin 2009.